Die Arbeit thematisiert die Bedeutung und Entwicklung von Digitalisierung und der dadurch entstandenen Kommunikationsformen. Außerdem werden die Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft aus ethischer Sicht behandelt.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Die Bedeutung und Entwicklung von Digitalisierung und der dadurch entstandenen Kommunikationsformen
1.1 Definition Digitalisierung
1.2 Bedeutung der Digitalisierung für die heutige Gesellschaft
1.3 Formen der heutigen Kommunikation
1.4 Zukünftige Entwicklung von Kommunikationsformen
2 Die Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft
2.1 Digitale Produktion
2.2 Digitaler Konsum
2.3 Digitale Arbeit
3 Die Auswirkung der Digitalisierung aus ethischer Sicht
3.1 Problemfelder der Digitalisierung
3.2 Paradoxa der Digitalisierung
3.2.1 Das Haptik-Paradoxon
3.2.2 Das Always-On Paradoxon
3.2.3 Das Sicherheits-Paradoxon
3.2.4 Das Intimitäts-Paradoxon
3.3 Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Die Bedeutung und Entwicklung von Digitalisierung und der dadurch entstandenen Kommunikationsformen
1.1 Definition Digitalisierung
Das Konstrukt „Digitalisierung“ wird häufig mit den Begriffen „Digitale Transformation“, „Digitales Zeitalter“, „Industrie 4.0“ sowie „IoT“ synonym verwendet.1 Digitalisierung bildet ein Netzwerk aus allen Bereichen der Wirtschaft und der Gesellschaft. Das digitale Zeitalter hat die Fähigkeit hervorgebracht, Sammlungen relevanter Informationen zusammen zu fassen, auf diesen Analysen durchzuführen und letztendlich in Handlungen umzusetzen. Die Erschließung neuer Technologien erschafft einerseits vielfältige Vorteile und Chancen. Andererseits stellt sie auch den Wirtschaftssektor und jedes Individuum vor neue Herausforderungen.2 Auch Bouée und Schaible beziehen in Ihrer Definition der Digitalen Transformation die Vernetzung aller Wirtschaftsbereiche und die Anpassung aller beteiligten Akteure sowie die Datensammlung, die Datenanalyse und die Initiierung von Handlungen mit ein. Sie sprechen von einer grundlegenden Veränderung für etablierte Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsprozesse.3 Diese Veränderung kann im Sinne von Schumpeters „schöpferischer Zerstörung“ weitergeführt werden. Sie umfasst die Einführung zukunftsfähiger Technologien, den Mut zu einem Wandel und das Verantwortungsbewusstsein für das eigene Handeln. Die schöpferische Zerstörung geht dabei davon aus, dass die Digitalisierung Gewinner und Verlierer mit sich bringt.4
1.2 Bedeutung der Digitalisierung für die heutige Gesellschaft
Welche neuen Möglichkeiten sich für die Gesellschaft und die Wirtschaft ergeben, bringt O’Reilly in seinem Fachartikel über die Bedeutung des Web.2.0., welches im direkten Zusammenhang mit der Digitalisierung steht, auf den Punkt. Er betrachtet das neue Internet als Grundpfeiler der neuen Digitalisierung. Die Nutzung des Web als Plattform, bei der Online-Anwendungen und Cloud-Services zunehmend lokale Soft- und Hardwareeinrichtungen ersetzen, drängt den lokalen Rechner im Sinne einer Arbeitsplattform in den Hintergrund. Übrig bleiben Endgeräte wie PCs, Tablets und insbesondere Smartphones (sowie deren baldigen Nachfolger wie Smartbrillen und anderer „Wearables“) als Terminals für den Zugriff auf Netzressourcen. Ebenfalls nimmt die Denkweise über den Konsumenten eine Wendung. Konsumenten werden zunehmend auch zu gleichzeitigen Produzenten. Sie nehmen eine aktive Rolle im Wertschöpfungsprozess und in der Produktentwicklung ein und treiben Innovationstechniken an – sogenannte Prosumenten.5 Wie wichtig das Vertrauen in die Anwender als Mitentwickler ist und was diese bewirken und schaffen, durchleuchtet Kapitel 2.2 zum Thema digitaler Konsum. Was die Digitalisierung auf alle Fälle mit sich bringt ist die Erhebung, Speicherung, Verarbeitung und der Austausch enormer Mengen an Daten. Die Fakten in Zahlen: Der mobile Datenverkehr in Deutschland erreicht im Jahre 2019 ein Volumen von 259,8 PB. Die im Jahr 2020 weltweit erstellte, vervielfältigte und konsumierte Datenmenge wird auf etwa 40 ZB geschätzt. Im Vergleich dazu wird das Speichervolumen eines menschlichen Gehirns auf 2,5 PB geschätzt.6 Um die Abstraktion dieser Speichergrößen zu entkräften, wird anhand von Vergleichen zu vorstellbaren Größen ein Verständnis der Größenordnung geschaffen. Ein PB wird mit 500 Milliarden voll beschriebenen Seiten an Text gleichgesetzt.1,5 PB entsprechen 10 Milliarden Facebook-Fotos und 20 PB der im Jahre 2008 von Google verarbeiteten Datenmenge. Ein ZB ist gleich zu setzten mit 1024 EB, wobei 5 EB alle Worte, die im Laufe der gesamten menschlichen Existenz gesprochen wurden, entgegensteht. 15 EB sind die gesamte Menge aller bislang von Google gesammelten Daten.7 Das bedeutet, dass all die bislang weltweit gesammelte Datenmenge weit über die menschliche Vorstellungskraft hinausreicht und es nur noch schwer, wenn überhaupt, vorstellbar ist. Den Zugang zu Daten und deren Weiterverarbeitung betrachtet O’Reilly als den wichtigsten Produktionsfaktor der Zukunft.8 Inwiefern Datenbestände heutzutage zu neuen Produktionen führen und wie sie eine neue Art der Produktion erschaffen, wird in Kapitel 2.1 näher erläutert.
Der technologische Wandel verändert die Art und Weise zu leben. Im Jahr 2015 wurden die Verkaufszahlen von Smartphones auf 25,6 Millionen geschätzt. Der Kunde geht mit dem Trend mit und kauft die neusten Modelle. Dem Wunsch des Kunden nach höherwertigen Ausführungen mit mehr Funktionen, größeren Displays und mehr Speicher wird durch Handyhersteller versucht gerecht zu werden. Ein weiterer Begleiter vor allem in Nutzung als „Second Screen“ zur parallelen Mediennutzung, gilt der Tablet Computer. Bereits 4 von 10 Deutschen besitzen ein Tablet., das meist als digitaler Begleiter in den Haushalten genutzt wird. Ticket, Gesundheits-, und Bezahlfunktionen sind einfach mit Smartwatches möglich. Das Fitnessarmband, das zur Kategorie der Wearables zählt, begleitet bei sportlichen Aktivitäten. Das Kino- und auch Spielerlebnis wird durch Virtual Reality Brillen zu einem beinahe realwirkenden Geschehen. Smarte Kleidung, die z.B. ein eingebautes Lawinen-Sicherheitssystem in der Ski-Ausrüstung oder elektronische Etiketten als Echtheitsnachweis in Markenkleidung besitzen, eröffnen neue Möglichkeiten. Kurzum- alles ist mit allem verknüpft. Das Internet der Dinge, das als allgemeine Vernetzung von Gegenständen des Alltags mit dem Internet verstanden wird, ist längst Teil der Gegenwart und nimmt eine rasante Entwicklung. Ziel ist es, dass alle Gegenstände selbstständig über das Internet kommunizieren und so teil- bzw. vollautomatisiert für den Besitzer Aufgaben erledigen können. Der Bereich der Anwendung geht dabei von der allgemeinen Informationsversorgung über autonome Bestellungen bis hin zu Warn- und Notfallfunktionen. Das Internet der Dinge wird von vielen Kritikern auch als „Internet of Everything“ bezeichnet. Dieser Begriff ist nicht sehr weit hergeholt, wenn man beispielsweise vollständig regulierte Smart Homes oder die (zukünftig autonom fahrenden) Connected Cars betrachtet.9 All die technologischen Entwicklungen sind ohne moderne Kommunikationsinfrastrukturen (z.B. das 5G-Netz) nicht machbar. Welche Kommunikationsformen es gibt und wie sich die Kommunikation im Hinblick auf die Digitalisierung weiterentwickelt, wird nun weitergeführt.
1.3 Formen der heutigen Kommunikation
Als modernes Label für Umstrittenes und gegenwärtige Problemformel für Fragliches hat sich der Begriff der Kommunikation in vielen Bereichen etabliert. Kommunikation ist für den Zusammenhalt von Gesellschaften verantwortlich, der Kern aller Organisationen, Voraussetzung für die Lösung von Konflikten und bei der kollaborativen Entscheidungsfindung, ein wesentliches Instrument einer jeden Kultur und ermöglicht soziale Kontrolle - kurzum: Kommunikation ist unverzichtbar.10 So vielfältig und unabdingbar der Begriff der Kommunikation sei, so schwer zu greifen ist er auch. Insgesamt gibt es über 160 Versuche einer Definition. Elementar ist das Grundmodell bestehend aus Sender, Empfänger und Nachricht. Im Rahmen dieser Arbeit wird der Kommunikationsbegriff folgendermaßen definiert:
Die Kommunikation umfasst mindestens zwei Teilnehmer (Sender und Empfänger), die miteinander in Kontakt treten. Dies ist entweder direkt, d.h. Face-to-Face, oder indirekt, d.h. mediengestützt, möglich. Die beteiligten Personen senden sich gegenseitig Nachrichten in Form von Zeichen und Symbolen, die von der sendenden Person enkodiert und der empfangenden Person dekodiert werden. Sowohl das Senden als auch Empfangen ist nur unter Voraussetzung der Verwendung von Mitteln und Modalitäten möglich, bspw. ist in einer direkten Kommunikation der mimische Ausdruck und die Sprache von Relevanz und eine medienvermittelte Kommunikation ist ohne eine z.B. stabile Funkverbindung nicht möglich. Aktivitäten in einer Kommunikation können sichtbar, z.B. in Form einer Geste, aber auch unsichtbar sein, z.B. die gedankliche Bildung eines Eindruckes vom Gegenüber und der Situation. Die Kommunikation ist kontextbezogen und kann durch das Kommunikationsklima und anderen Faktoren, wie z.B. den Kommunikationsregeln, das Resultat bestimmen. Für das Ergebnis einer Kommunikation sind die Teilnehmer entscheidend, die in eine wechselseitige Beziehung treten und der Kommunikation einen interaktiven Prozesscharakter verleihen. Wichtig dabei ist, dass eine Kommunikation immer ein Ziel verfolgt, diese jedoch nicht immer vollständig bewusst verläuft. Oft finden Reaktionen auf einen bestimmten Reiz unwillkürlich statt, beispielsweise das Runzeln der Stirn bei Nichtzustimmung.11
Wie bereits erwähnt, kann Kommunikation direkt oder mediengestützt stattfinden, was eine grundlegende Unterscheidung der Kommunikationsformen in Direktkommunikation und Medienkommunikation darstellt. Der Unterschied liegt im Einsatz technischer Hilfsmittel. Weiterhin wird zwischen Individual – und Massenkommunikation differenziert. Die Trennung liegt in der Wahl des Empfängers. Eine Individualkommunikation zielt auf den Einzelnen ab, die Massenkommunikation hingegen hat ein breites Spektrum an Empfängern zum Ziel. Aus diesen beiden grundsätzlichen Unterscheidungen heraus bilden sich sieben Formen der Kommunikation:
- Intrapersonale Kommunikation: Kommunikation mit der eigenen Person
- Direkte Individualkommunikation: unvermittelte Kommunikation zwischen mindestens zwei Personen
- Medienvermittelte Individualkommunikation: Kommunikation mittels technischer Medien zwischen mindestens zwei Personen
- Computervermittelte Individualkommunikation: Kommunikation via PC mit einer anderen realen Person
- Mensch-Computer-Kommunikation: Kommunikation mit dem PC
- Direkte Massenkommunikation: Kommunikation mit öffentlichen Aussagen ohne Einsatz von Medien
- Medianvermittelte Massenkommunikation: Kommunikation mit öffentlichen Aussagen mit Einsatz von Medien12
1.4 Zukünftige Entwicklung von Kommunikationsformen
Der Prozess der Digitalisierung bringt Veränderungen für die bisher geläufige Kommunikation mit sich. Die nun folgenden Argumente beziehen sich auf eine digitale Kommunikation im Netz, konkreter auf jegliche Kommunikationsform, die Computer als Kommunikationsschnittstelle enthält. Diese Art der Kommunikation wird aufgrund von fehlenden Sinneskanälen im Vergleich zur direkten Individualkommunikation als defizitär und unpersönlich eingestuft. Zur Kanalreduktion kommt das Herausfiltern sozialer Hinweisreize hinzu. Die Anonymität führt zu einer Enthemmung und lässt eine Steigerung prosozialen und antisozialen Verhaltens zu. Auch wenn Gestik und Mimik nicht vis-à-vis übertragen werden können, versucht man diese durch Emoticons und Meta-Sprache zu verbalisieren. Auf der Schattenseite der Digitalisierung stehen ein erhöhtes Freiheitsgefühl bei der Selbstdarstellung, die Begünstigung von Täuschung und Betrug („Fake-News“, „Fake-Profile“ etc.) und der erhöhte Mangel an Selbstreflexion. Schreibstile computerbasierter Kommunikation vermischen Schriftlichkeit mit Mündlichkeit und verändern Kommunikationsstile,-rhythmen und -netze.13 Die Vernetzung führt dazu, dass Öffentlichkeit und Privates sich miteinander vermischt. Soziale Netzwerke gelten als Ausstellungsraum für Privates.14
Es besteht nicht mehr die Frage nach der Abgrenzung zwischen Privatem und Öffentlichem, sondern nach den Bedingungen, zu denen interpersonale zu relevanter öffentlicher Kommunikation wird. Massen an Kommunikations- und Verhaltensspuren, die im Netz hinterlassen werden, werden nicht nur von Menschen wahrgenommen, sondern auch von Algorithmen oder gar künstlicher Intelligenz analysiert, um die öffentliche Kommunikation dann mit sogenannten Social Bots automatisiert zu einem bestimmten Zwecke beeinflussen zu können. Eine weitere Kommunikationsform entsteht mit der Computer-Computer-Kommunikation. „Die Zukunft der Kommunikationswissenschaft ist schon da“- es bleibt nur abzuwarten wie diese Zukunft genau aussehen mag.15 Fakt ist, moderne Kommunikationsformen sind heutzutage ohne Computer unvorstellbar. Menschen spüren die Veränderungen nicht nur im Privatbereich, sondern auch im Geschäftlichen. Welche Veränderungen die Digitalisierung in der Wirtschaft mit sich bringt, von der Produktion über den Konsum bis hin zur Arbeitswelt, durchleuchtet das nachfolgende Kapitel.
[...]
1 Vgl. Schallmo et al. (2017), S. 3; Wolf/Strohschen (2018), S. 57
2 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2015), S. 3
3 Vgl. Bouée/Schaible (2015), S.6
4 Vgl. Howaldt/Jacobsen (2010), S. 182
5 Vgl. Ritzer/Jurgenson (2010)
6 Vgl. Wittpahl (2017), S. 15
7 Vgl. Schulze (2018); Vogel Communications Group GmbH & Co. KG (2017)
8 Vgl. O’Reilly (2005)
9 Vgl. Kollmann/Schmidt (2016), S. 9–16
10 Vgl. Merten (1977), S. 9
11 Vgl. Röhner/Schütz (2012), S. 4–5
12 Vgl. Röhner/Schütz (2012), S. 86–95
13 Vgl. Batinic (2000), S. 370–371
14 Vgl. Han (2019), S. 2
15 Vgl. Strippel, S. 12–14
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2019, Die Bedeutung und Entwicklung von Digitalisierung (New Media Management), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1132979
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