Der erste Weltkrieg läutete in völkerrechtlicher Hinsicht eine bedeutende Zeitenwende ein. Zwar kann man sicherlich nicht vom Ende des Imperialismus sprechen, wohl aber vom Ende des klassischen Kolonialismus. [...] Die alte Einseitigkeit des klassischen Kolonialismus erlaubte der Okkupationsmacht mit erheblicher Arroganz zu bestimmen in welcher Form die Ausbeutung der kolonisierten Völker laufen sollte. Gleichzeitig konnte man ohne tatsächliches Engagement – abgesehen von häufig grauenhaften Repressionen – postulieren, man verhelfe den rückständigen Völkern auf eine höhere Zivilisationsstufe. Diese Weltsicht wurde nun von den neuen Ansprüchen in Folge der Gründung des Völkerbundes abgelöst. Selbstverständlich konnte damit aber keine Rede vom Ende außenpolitischer Interessen der hochentwickelten Industriestaaten auf überseeische Gebiete sein, von der man sich auch weiterhin eine Bereicherung durch Rohstoffe, Markt- oder diverse geostrategische Vorteile versprach. Diese Einflussnahme benötigte nun lediglich eine neue Rechtfertigung. Der Vorsatz zur Pflege der Menschenrechte nach europäischem Vorbild und konkrete Aufbauhilfe für eine Demokratie einerseits, sowie Aufbauhilfe für die Infrastruktur eines Interessengebietes andererseits wurden der neuen politischen Einflussnahme vorangeschickt. Dieser Anspruch aber erforderte in der immer komplexer werdenden politischen Welt des 20. Jahrhunderts einen explodierenden Mehraufwand an Investitionen und musste aufgrund vielschichtigster Interessenunterschiede sowohl in Form zahlreicher Strömungen innerhalb der Schutzmacht als auch innerhalb der zu schützenden Völkerschaft zu Konflikten führen, die über für beide Seiten un¬ergiebige Kompromisse und teure Halbherzigkeiten zum zwangsläufigen Ende des Kolonialismus resultieren mussten. Als Beispiel für diese Entwicklung dient hier Syrien unter dem Mandat Frankreichs 1918 – 1946. Sehr anschaulich nämlich lässt sich darstellen, wie es Frankreich nicht gelang, dem dort aufkeimenden und in sträflicher Weise unterschätzten Nationalismus entgegenzuwirken und so sein Mandat nicht zum Erfolg führen konnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die arabische Nationalbewegung
- Das französische Mandat in Syrien
- Die Rechtfertigung des französischen Mandats
- Das Vorbild Lyauteys
- Die französische Mandatspolitik in Syrien
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Geschichte Syriens unter dem französischen Mandat von 1918 bis 1946 und analysiert die Rolle der arabischen Nationalbewegung in diesem Kontext. Sie untersucht die Gründe für das Scheitern des französischen Mandats und die Auswirkungen der französischen Politik auf die Entwicklung des syrischen Nationalismus.
- Die arabische Nationalbewegung und ihre Entstehung
- Die Rechtfertigung des französischen Mandats und die Rolle der Mission Civilisatrice
- Die französische Mandatspolitik in Syrien und ihre Auswirkungen auf die arabische Nationalbewegung
- Die Rolle des syrischen Nationalismus im Kampf gegen das französische Mandat
- Die Gründe für das Scheitern des französischen Mandats
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext des französischen Mandats in Syrien dar und erläutert die Bedeutung des ersten Weltkriegs für die Entwicklung des Kolonialismus. Sie zeigt auf, wie die alten kolonialen Machtstrukturen durch die Gründung des Völkerbundes in Frage gestellt wurden und wie Frankreich versuchte, seine Interessen in Syrien durch die Einführung eines Mandats zu sichern.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der arabischen Nationalbewegung und ihren Ursprüngen. Es wird gezeigt, wie die Ideen der französischen Revolution und die Mission Civilisatrice die arabische Welt beeinflussten und wie der Aufstieg des syrischen Nationalismus im 19. Jahrhundert erfolgte. Die Rolle der nichtmuslimischen Minderheiten und die Entstehung verschiedener nationalistischer Organisationen werden ebenfalls beleuchtet.
Das dritte Kapitel analysiert das französische Mandat in Syrien. Es werden die Rechtfertigung des Mandats, das Vorbild Lyauteys und die konkrete Umsetzung der französischen Mandatspolitik in Syrien untersucht. Die Auswirkungen der französischen Politik auf die arabische Nationalbewegung und die Entstehung von Widerstandsgruppen werden ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das französische Mandat in Syrien, die arabische Nationalbewegung, den syrischen Nationalismus, die Mission Civilisatrice, die französische Mandatspolitik, die Entstehung von Widerstandsgruppen und die Gründe für das Scheitern des französischen Mandats.
- Arbeit zitieren
- Stefan Reiß (Autor:in), 2007, Syrien unter dem französischen Mandat und die arabische Nationalbewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113264
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