1. Was ist Kommunikation? Ein Erläuterungsversuch
Massenmedien und Massenkommunikation scheinen auf den ersten Blick verständliche Begriffe zu sein. In den alltagssprachlichen Konzepte evozieren sie Wörter wie „Presse, Fernsehen, Radio, Druckmedien“ usw. ein. Das genaue Formulieren aber dürfte etwas schwieriger ausfallen. Die Forscher, die sich mit dem Thema beschäftigen, stoßen auf nicht wenige Schwierigkeiten. Ziel dieser Arbeit ist, einen Teil des linguistischen Aspekts der Massenkommunikation zu untersuchen und deshalb ist es wichtig, sich mit einigen Grundbegriffen der Kommunikationswissenschaft zu befassen, denn in dieser Untersuchung wird einen Zusammenhang zwischen Sprachwissenschaft und Medien erstellt.
In der Kommunikationswissenschaft herrschen kontroverse Meinungen darüber, was genau unter dem Begriff „Massenkommunikation“ verstanden werden sollte. Eines ist klar, es handelt sich um eine Art Kommunikation, also um den Austausch von Informationen. In diesem Sinne sind auch in der Massenkommunikation die drei Hauptelemente vorhanden – der Sender (Kommunikator), der Empfänger (Rezipient) und die Aussage. Eine genaue Definition des Begriffs „Kommunikation“ ist aber, wie es oft in der Wissenschaft vorkommt, nicht möglich. Je nach Einstellung und Voraussetzung kann die Kommunikation Objekt unterschiedlicher Wissenschaften sein. Das lateinische Wort communicare bedeutet u.a.:
1)a) gemeinsam machen, vereinigen; b) mitteilen, teilnehmen lassen, (empfangend)
2)gemeinsam haben oder teilen, (mündlich oder schriftlich) mitteilen, besprechen.
Inhaltsverzeichnis:
I. Problemfall (Massen)Kommunikation
1. Was ist Kommunikation? Ein Erläuterungsversuch
2. Die aktive „Masse“
3. Die Mediengesellschaft
II. Die Mediensituation in Italien13
1. Historischer Diskurs
1.1. Das Fernsehen
1.2. Die Presse
2. Die sprachliche Ebene
III. Mündlichkeit und Schriftlichkeit zwischen Nähe und Distanz.
EinigeBegriffe
1. Verba volant
2. Nähe und Distanz
3. Verba manent
IV. Sprachliche Mittel der Beeinflussung in den italienischen Medien.
Porta a Porta, Panorama, L´espresso...
1. Kurze Präsentation der untersuchten Performanzmedien
1.1. Porta a Porta
1.2. Panorama
1.3. L´espresso
2. Analyse des Medientextes
2.1. Allgemeine Überlegungen
2.1.1. Syntaktische Elemente
2.1.2. Lexikalische Elemente
2.1.3. Rhetorische Mittel
2.2. Analyse von Porta a Porta
2.2.1. Illokutionen vs. Intentionen
2.2.2. Zusammenfassung
2.3. Analyse der Artikel von Panorama und L´espresso
2.3.1. Illokutionen vs. Intentionen
2.3.2. Zusammenfassung
V. Schlussbetrachtungen
VI. Literaturverzeichnis
I.Problemfall (Massen)Kommunikation
1 . Was ist Kommunikation? Ein Erläuterungsversuch
Massenmedien und Massenkommunikation scheinen auf den ersten Blick verständliche Begriffe zu sein. In den alltagssprachlichen Konzepte evozieren sie Wörter wie „Presse, Fernsehen, Radio, Druckmedien“ usw. ein. Das genaue Formulieren aber dürfte etwas schwieriger ausfallen. Die Forscher, die sich mit dem Thema beschäftigen, stoßen auf nicht wenige Schwierigkeiten. Ziel dieser Arbeit ist, einen Teil des linguistischen Aspekts der Massenkommunikation zu untersuchen und deshalb ist es wichtig, sich mit einigen Grundbegriffen der Kommunikationswissenschaft zu befassen, denn in dieser Untersuchung wird einen Zusammenhang zwischen Sprachwissenschaft und Medien erstellt.
In der Kommunikationswissenschaft herrschen kontroverse Meinungen darüber, was genau unter dem Begriff „Massenkommunikation“ verstanden werden sollte. Eines ist klar, es handelt sich um eine Art Kommunikation, also um den Austausch von Informationen. In diesem Sinne sind auch in der Massenkommunikation die drei Hauptelemente vorhanden – der Sender (Kommunikator), der Empfänger (Rezipient) und die Aussage. Eine genaue Definition des Begriffs „Kommunikation“ ist aber, wie es oft in der Wissenschaft vorkommt, nicht möglich. Je nach Einstellung und Voraussetzung kann die Kommunikation Objekt unterschiedlicher Wissenschaften sein. Das lateinische Wort communicare bedeutet u.a.:
1) a) gemeinsam machen, vereinigen; b) mitteilen, teilnehmen lassen, (empfangend)
2) gemeinsam haben oder teilen, (mündlich oder schriftlich) mitteilen, besprechen.[1]
Daraus könnte man schließen, dass die Kommunikation in sich sowohl das Senden/Kommunizieren, als auch das Empfangen/Aufnahme und die Informationen/Daten beinhaltet. Diese Formulierung sagt aber explizit nichts über die Anzahl an Sendern, Empfängern, gesandte Informationen, Art des Austausches usw. aus. Es existieren auch keine einheitlichen Nennungen zur Bezeichnung des Informations-Sendenden und des Informations-Empfangenden. Man spricht allgemein von Hörer/Sprecher, von Kommunikator/Rezipient, von Sender/Empfänger. Im Laufe der Zeit entstehen durch die Entwicklung der Technologie sogar Zweifel, ob an der Kommunikation nur Menschen teilnehmen können, oder allgemein Lebewesen, und ob Maschinen, wie z.B. Computer, kommunikationsfähig sind. Wichtig dabei ist zu erwähnen, dass der Austausch von Einheiten oder Informationen in beide Richtungen funktionieren kann, d.h. dass keine von beiden Seiten während des Prozesses passiv bleibt. Kommunikation ist daher eine Interaktion.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Art und Weise des Kommunizierens. Spontan würde man es mit der Sprache als Sprachfähigkeit verbinden. Kommunizieren ist aber nicht gleich Sprechen. Kommunikation kann auch mittels nonverbaler Zeichen verwirklicht werden, wie z.B. mit Gestik, Mimik, Schrift und Bild.
Die Teilnehmer des kommunikativen Prozesses können sich sowohl in unmittelbarer (physischer) Nähe befinden, als auch sehr weit voneinander entfernt sein. Es wird klar, dass Kommunikation nicht immer direkt, also face-to-face sein muss. Sie kann auch mit Hilfe eines Mediums vermittelt werden. Solche Medien können allgemein phonisch, graphisch und/oder visuell sein – Ton (Telefongespräch, Tonbandaufnahme, Hörfunk, usw.)geschriebener Text (Brief, Buch, Zeitung, Aufruf, Slogan, usw.), Bild ( aufgenommenes Photo, Poster, Film, usw.), oder Kombinationen aus ihnen, wie z.B. das Internet. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer graduellen Einstufung der Medien nach ihrer Entfernung von den Kommunizierenden. Die face-to-face Interaktion, also das Gespräch, stellt die primäre Stufe dar, bei der keiner der Teilnehmer ein technisches Mittel benutzt. Sekundäre Medien sind die, die nur vom Sender/Kommunikator benutzt werden und nicht vom Empfänger/Rezipienten, z.B. Printmedien und Schreibmittel. Tertiäre Medien sind Hilfsmittel, die von beiden Seiten benutzt werden – das Fernsehen, das Radio. Im Fall von quartären Medien werden außer eines der oben aufgezählten Medien noch ein Computer und eine Onlineverbindung erforderlich.[2] Letztere gelten auch als „neue Medien“ und gehören, zusammen mit Printmedien, Fernsehen und Hörfunk, zur Kategorie der Massenmedien. Eine andere Schematisierung der verschiedenen Medien erfolgt nach „mediale Gestaltung“[3]. Es wird ein Stufenmodell erschaffen, bei dem jede Stufe die Voraussetzung für die nächst höhere Stufe ist. Die erste Stufe wird mit dem Begriff „Signifikationsmedium“ bezeichnet und stellt die Art und Weise der Codierung dar; die zweite ist die Stufe des „Präsentationsmediums“, bei der weitere Elemente mit der ersten Stufe verbunden werden, um Kohärenz zu schaffen; die dritte Stufe ist die des „Performanz-/Distributionsmediums“, bei der die Rahmen und die Art der Vorführung festgelegt werden; die letzte, vierte Stufe ist die Stufe des „Organisationsmediums“, die die Institution darstellt, die sich mit der Verbreitung des Performanzmediums beschäftigt.[4] Um dieses Schema konkreter zu gestalten, werden einige Beispiele für jede Stufe gegeben. So gehören z.B. zu der ersten Stufe die Sprache, die Schrift, der Gesang, Geräusche, die Gestik, die Mimik usw. Bestandteile der zweiten Stufe sind der Text, die Rede, das Lied, das Gemälde, der Film, das Gespräch. Der dritten Stufe gehören die Zeitung, die Zeitschrift, das Buch, die Fernsehsendung, das Telefonat, die CD-ROM usw. Die letzte Stufe wird duch das Kino, die Filmproduktion, den Fernsehsender, das Verlag, das Theater, das Internet usw. repräsentiert.[5]
In dieser Arbeit werden zur Untersuchung nur Beispiele aus den Medien Presse und Fernsehen behandelt, daher ist die Anmerkung nötig, dass der Begriff „Massenmedien“ im Laufe der Arbeit (wenn nicht explizit anders erläutert) sich auf diesen beiden Medien bezieht.
2 . Die aktive „Masse“
Dieser kurze Überblick über die Hauptkriterien der Kommunikation im Allgemeinen und über die Typologisierung der Medien sollte der weiteren Eingrenzung der Massenmedien dienen. Man könnte verallgemeinernd behaupten, dass Massenmedien technische Mittel für die Verbreitung von Massenkommunikation sind. Daher ist es grundlegend, hier einen Versuch zur Erläuterung des Begriffs „Massenkommunikation“ zu machen. Der erste wichtige Aspekt der Massenkommunikation ist ihre Öffentlichkeit – sie ist dafür bestimmt, eine möglichst große Anzahl an Rezipienten zu erreichen. Das Wort „Masse“ wird in der Forschung durch den Terminus disperses Publikum[6] ersetzt. Darunter wird einen Sammelbegriff vieler, räumlich und zeitlich getrennter Rezipienten verstanden. Diese Rezipienten können völlig unabhängig voneinander sein, deren einzige Gemeinsamkeit ist der Zugriff zu dem konkreten Medium.[7] Die Massenkommunikation wird von manchen Forscher als Weiterentwicklung der Kommunikation gesehen, denn bei der Massenkommunikation der Mangel der Einzel – oder Kleingruppenadressierung überwunden wird.[8]
Die undefinierbare Dimension des Rezipienten in der Massenkommunikation ist proportional zur Größe des Kommunikators. Es ist genauso schwierig festzustellen, wer als Sender der Information gilt. Der Autor eines Zeitungsartikels z.B. ist Vertreter der gesamten Redaktion. Die Redaktion ihrerseits verkörpert meistens die Überzeugung derer, die die Zeitung finanzieren oder unterstützen. Beim Radio und Fernsehen wird die audio- oder audiovisuelle Erscheinung des Sprechers meistens mit dem Kommunikator verbunden, auch wenn der Sprecher technisch gesehen nur der Vermittler der Information ist. Dies gilt in vergleichbarem Maße auch im Fall des „Moderators“.[9] Es wird klar, dass man in der Massenkommunikation nicht von einem Individuum als Kommunikator sprechen kann.
In der Forschung wird „Massenkommunikation“ folgendermaßen dargestellt:
Im Massenkommunikationsprozeß werden
1. Inhalte, die im überwiegendem Maße für den kurzfristigen Verbrauch bestimmt sind (…),
2. in formalen Organisationen mittels hochentwickelter Technologien hergestellt und
3. mit Hilfe verschiedener Techniken (Medien)
4. zumindest potenziell gleichzeitig einer Vielzahl von Menschen (disperses Publikum), die für den Kommunikator anonym sind,
5. öffentlich, d.h. ohne Zugangsbegrenzung,
6. in einseitiger (Kommunikator und Rezipient können die Positionen nicht tauschen, die Beziehung zwischen ihnen ist asymmetrisch zugunsten des Kommunikators) und
7. indirekter Weise (ohne direkte Rückkoppelung)
8. mit einer gewissen Periodizität der Erzeugung
9. kontinuierlich angeboten.[10]
Man könnte analog zum klassischen Kommunikationsmodell[11], bei dem die Kommunikation der Kodierung/Dekodierung nach bestimmten Regeln entspricht, auch hier einige Schlussfolgerungen zusammenfassen. Anstelle des Senders tritt der Kommunikator ein, der Sachverhalte zu dem Rezipient sendet. Dies tut er anhand eines Mediums – Presse, Radio, Fernsehen – zu dem eine unbestimmte Zahl an Rezipienten Zugriff hat. Ein Beispiel dafür wäre die weltweite Übertragung eines Fernsehkanals wie CNN. Eine Vielzahl von Menschen verfolgen zu einem bestimmten Zeitpunkt (obwohl sie sich in unterschiedlichen Zeitzonen befinden) an verschiedenen Orten der Welt eine und dieselbe Sendung, ohne voneinander zu wissen. Die Tatsache aber, dass sie sich trotz der größeren Auswahl an Fernsehkanälen genau für diese entschieden haben, zeigt, dass sie in dem Übertragungsprozess nicht passiv bleiben. Das Angebot an Sachverhalten ist vom Rezipienten unabhängig, d.h., der Rezipient kann mit seinen Handlungen das Bestehen des Angebots nicht direkt beeinflussen. Eine Rückkoppelung ist in dem Sinne nicht möglich. Der Empfänger muss sich aber zwischen den vielen Sendern entscheiden. Dies tut er nach seinen Bedürfnissen und nach seinen Weltanschauungspunkten. Er sucht sich aus dem umfangreichen Meer der angebotenen Informationen zum einen das aus, was er braucht, aber zum anderen auch das, was er will. Man spricht dabei in der Forschung über „Nutzen-Ansatz“.[12] Der Empfänger (oder der Rezipient) wird somit aktiver Teilnehmer im Kommunikationsprozess. Eine und dieselbe Information könnte beispielsweise in einer politisch rechtsorientierten Zeitung anders präsentiert werden, als in einer linksorientierten. Der Leser, der unabhängig vom Inhalt der Information politisch eher nach rechts tendiert, würde sich schon von vornherein für die rechtsorientierte Zeitung entscheiden. Somit bekommt er das zu lesen, wonach er mehr oder weniger gezielt sucht. Der Aspekt des Einflusses auf den übertragenen Sachverhalt von der Seite des Sendekanals spielt dabei auch eine wichtige Rolle:
Ammesso che un testo possa apparire nello stesso contesto ideale in media diversi, il contenuto del messaggio sarebbe veramente identico? O è piuttosto probabile un influsso del canale che veicola il testo?[13]
Wenn man die unvermeidliche Subjektivität der Situation beiseite lässt, ist es klar, dass der Rezipient eine aktive Rolle in der Massenkommunikation spielt, die sich hier nicht durch Gestik, Mimik oder durch andere direkte Rückkoppelung manifestiert, sondern mit dem Akt der Wahl eines konkreten Mediums. Aus der Sicht des Kommunikators aber besteht die sogen. „Einwegkommunikation“[14], da er kein unmittelbares Zeichen dafür bekommt, ob das kommunizierte Sachverhalt tatsächlich angekommen ist. Der Kommunikator seinerseits ist kein objektiver Sender, sondern unterliegt selbst verschiedenen Einflüssen, Einstellungen und Überzeugungen.
3 . Die Mediengesellschaft
In der heutigen Gesellschaft sind Massenmedien von großer Bedeutung. Sie sind eine Institution, die durch die Verbreitung von Informationen und die Stellungnahme dazu das menschliche Denken sehr beeinflussen kann. In der Medienforschung gibt es zwei Grundrichtungen: medial science/communication research, entstanden in den USA, deren Ziel die Untersuchung der Mechanismen der Beeinflussung ist, und cultural studies, entstanden in UK, die die Medien aus einem soziologisch-strukturalistischen Ausgangspunkt betrachten.[15] Eine durchschnittliche Person, die in einem industrialisierten Staat lebt, verbringt fast ein Drittel ihres Lebens im Kontakt mit den Massenmedien, seien es Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Comics, CDs, Kassetten, TV, Anzeigen usw. Das Fernsehen ist das Medium, das die Menschen jeden Tag begleitet und das ihnen am nahesten ist. Seit dem Anfang des Fernsehens als Medium entsteht eine sogen. „Fernsehwirklichkeit“[16]. Mittlerweile stellt man sich die Frage, ob die Medien die Welt zu den Menschen bringen, oder ob sie selbst die Welt sind.[17] Das Streben danach, ständig up-to-date zu sein, fesselt den Menschen immer enger an die Medien. Information in allen Erscheinungen ist essenziell für das alltägliche Leben. Die Medien haben diese Notwendigkeit erkannt (wenn sie sie nicht selbst erschaffen haben) und haben Mittel entwickelt, mit deren Hilfe sie einen Einfluss ausüben können. Solche Mittel sind nicht selten sprachlicher, also linguistischer Natur. Objekt der vorliegenden Arbeit wird die Untersuchung einiger dieser Mittel. Hier ist es wichtig zu erwähnen, dass die Massenmedien eine sehr wichtige Rolle bei der Popularisierung der heutigen Sprache spielen. Die Journalisten werden maßgeblich für den Sprachgebrauch:
I media non si limitano piú a proporre innovazioni lessicali e grammaticali, da sottoporre al vaglio dei parlanti, ma sono essi stessi che si arrogano il diritto di decidere sull ´ accettabilitá del loro linguaggio.[18]
Für die Verbreitung eines neuen Wortes oder eines neuen Gebrauchs von einem bekannten Wort spielen die Massenmedien zweifellos eine große Rolle vor allem wegen der Möglichkeit, in kürzester Zeit an möglichst viele Empfänger zu gelangen. Die Neologie ist die Gesamtheit der Prozesse der Erschaffung neuer Bedeutungen oder linguistischer Einheiten. Für die Massenmedien ist sie essenziell. Sie leben von den „Neuheiten“ – news, novitá. Um sie besser zu präsentieren, benötigen sie neue lexikographische Termini.[19] Vor allem im Fernsehen werden solche Neologismen erfolgreich verbreitet. Dies liegt an der Möglichkeit, eine millionenfache Übernahme gleichzeitig zu realisieren, weil das Fernsehen alle räumlichen und zeitlichen Grenzen überwindet.[20] Zum Teil entstehen die Neologismen genau im Bereich der Kommunikation und werden Teil des modernen Journalismus. Seine Wurzel findet man in der Gründung des Time im Jahre 1923 in New York. Sein Gründer, Henry Luce, erlaubte damals eine ziemlich freie syntaktische Verwendung, ähnlich wie im Telegrafen.[21] Die Inversion von Subjekt und Prädikat, Verschiebung nach rechts des Nominalsatzes, oder die Elision des Possessivpronomens wurden auch in Europa übernommen und angewendet, um die Aufmerksamkeit, sogar die Neugier des Publikums, in diesem Fall des Lesers, zu erwecken. Die Innovationen der Medien auf sprachlicher Ebene beschränken sich aber nicht nur auf die Syntax. Ein Beispiel für die Bedeutungsmodifizierung in der Lexik ist die Tatsache, dass Ted Turner, der Gründer des Fernsehimperiums CNN, seinen Mitarbeiter strengstens verboten hatte, das Wort „ausländisch“ zu verwenden und es mit „international“ zu ersetzen, da das erste eine Bedeutung von „ fremd, unbekannt“ mit sich tragen könnte, im Gegensatz zu dem zweiten, das eher als „gemeinschaftlich, unter Nationen“ verstanden werden kann.[22] Diese Beispiele sollten nur dazu dienen, den Einfluß der Medien auf das Rezipieren der Sprache zu veranschaulichen.
Die Sprache wird zum mächtigsten Instument der Medien, um Meinungen zu beeinflußen und/oder zu manipulieren und das nicht nur im Bereich der Politik. Über diesen Punkt existieren viele Untersuchungen von Beispielen aus der Gegenwart.[23] Natürlich sollte man diese Beeinflussung nicht immer als absolut negative Erscheinung betrachten. Man könnte eine graduelle Projektion stabilieren, in deren Grunde die „reine“ Informierung über Tatsachen und Sachverhalte steht, die später zu einer Meinungsbildung führen könnte, aber nicht müsste. Darüber hinaus kann die Beeinflussung unterschiedlich stark sein, je nachdem welche Mittel sie für welche Ziele anwendet. Die Manipulation setzt die bewusste Ausnutzung der Umständen voraus, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, wobei die Grundbedeutung des Wortes „Manipulation“ (aus dem lat. manus, Handhaben) nicht unbedingt pejorativ ist.[24] Die Manipulation geschieht auf einem indirekten Weg, mit Mitteln, die für den „Manipulierten“ nicht als solche auf dem ersten Blick erkennbar sind. Ob die Folgen der Manipulation für den Manipulierten schädlich oder nicht schädlich sind, bleibt eine offene Frage.
Der direkte Einfluß der Massenmedien auf das Publikum ist Objekt langjähriger und mit verschiedenen Bereichen der Wissenschaft verbundener Forschung. Man spricht von dem sogen. „Propaganda-Modell“, dessen Folgen sich nicht auf die Arbeit einzelner Journalisten oder auf die Objektivität der Informationen, die verbreitet werden, beziehen, sondern auf die Auswahl und Vorbereitung der Themen, auf die Maßstäbe der repräsentativen Meinungen und auf den Gesamtrahmen, in dem eine bestimmte Information verbreitet wird.[25]
II. Die Mediensituation in Italien
1. Historischer Diskurs
1.1. Das Fernsehen
Um die weitere Arbeit sinngemäß einordnen zu können, ist es nötig, die Untersuchung weiter einzugrenzen. Dafür wird ein kurzer historischer Diskurs über die Medien in Italien gemacht. Das Unternehmen Rai – Radiotelevisione Italiana entstand im Jahre 1923, natürlich erstmal als Organisation, die sich mit der Übertragung der nationalen Radioprogramme und deren Inhalt beschäftigte. 1954 ist das Jahr des Anfangs eines regelmäßigen Fernsehprogramms. Die Rai gehört dem Staat und ihre Hauptkanäle sind RaiUno, RaiDue und RaiTre. Außerdem gibt es einige weitere Rai – Kanäle, die via Satellit übertragen werden. 1976 wurde die Rechtmäßigkeit der privaten TV- und Radiosendungen gesetzlich konstituiert. Darauf folgte in Italien ein wahrer boom der privaten Fernsehsender. Laut einer Statistik, die von Poste Italiane 1986 durchgeführt wurde, stieg die Anzahl der privaten Sender auf 1 370.[26] Da es keine gesetzliche Regelung für das gesamte Programm gab, wurde die Situation schnell chaotisch. Aus dem immensen Angebot kristallisierten sich die zwei führenden Größen – Rai und Fininvest, Eigentum von Silvio Berlusconi. Das Unternehmen besitzt drei wichtige Fernsehkanäle – ReteQuatro, CanaleCinque und ItaliaUno, gruppiert in dem Medienholding Mediaset. Diese Kanäle sind die drei größten Privatsender Italiens. Der Zweikampf zwischen Mediaset und Rai wurde in der Forschung unter dem Terminus duopolio italiano[27] bekannt. Das Gesetz, das diesen Zweikampf regelte, kam erst im Jahr 1990 - die Legge Mammí, genannt nach dem damaligen Minister der Poste Italiane. Einige der Punkte, die das Gesetzt behandelte, waren die Zeit und Dauer der Werbeunterbrechungen, die Filmindustrie und die journalistische Information.[28] Es wurde u.a. ein Prozentverhältnis zwischen Sendezeit, Anzahl und Dauer der Werbespots festgesetzt. Letztere wurden während der Zeichentrickfilme verboten. Mit diesem Gesetz wurde die Anzahl an privaten Sendern stark reduziert, da sie grundsätzlich keine freie Frequenz zur Verfügung hatten. Nur die Hälfte der TV-Antennen blieb bestehen und die Radiosender wurden auf ein Viertel reduziert. Immerhin blieb Italien auch nach dem Gesetz Mammí unter den Ländern mit der höchsten Zahl an Sendern pro Quadratkilometer und pro Bevölkerungszahl.
Das rating (oder die Einschaltquoten) wird von der Gesellschaft Auditel, entstanden 1984 in Mailand, veröffentlicht, die spezialisiert darauf ist, den Index der Beliebtheit der konkreten Sendung unter dem Publikum festzustellen. Das share ist der Prozentsatz der Fernsehgeräte, die zu einer bestimmten Zeit auf eine bestimmte Rubrik oder Programm eingestellt sind. Diese Daten beinhalten zum Teil auch Informationen über das Alter, Geschlecht, geographisches Gebiet, sozialen Status usw., die entscheidend für die Platzierung der Werbespots sind. Zu einer bestimmten Uhrzeit z.B. werden Werbungen über Nahrungsmittel gezeigt.[29] Im Übrigen sind Werbung und Spots einige der Mittel, die mit Bild und Sprache eine sehr starke Meinungsbeeinflussung erlangen. Aufgrund dieser Informationen wird auch entschieden, zu welcher Uhrzeit ein Programm ausgestrahlt werden soll. So existiert in Italien eine Aufteilung der Sendezeit am Abend in die sogen. prima und seconda serata. Die seconda serata (späterer Abend) ist für Programme reserviert, die Aktualitäten aus der Politik und dem Alltag behandeln (darunter befindet sich auch die hier untersuchte Sendung Porta a Porta). Nach den Programmen in der prima serata, die auf allen drei Kanälen der Rai vorwiegend Unterhaltungsprogramme oder Spielfilme sind, kommt die Zeit für „ernstere Gespräche“. Es bestehen natürlich auch Zweifel, ob die Daten, die Auditel veröffentlich, tatsächlich als repräsentativ betrachtet werden können, da es sich um Daten handelt, die aus einer Art Stichprobe stammen.
1.2. Die Presse
Die Kultur der Presse beginnt in einem weiteren Ausmaß in Italien im 19. Jh. Vor dieser Zeit waren die Zeitungen eher sporadische Veröffentlichungen, Übersetzungen anderer, ausländischer Zeitungen oder Ausgaben, die für einen engen Leserkreis bestimmt waren. 1805 wurde die erste Tageszeitung Italiens in Mailand veröffentlicht – Giornale italiano.[30] Mitte des 19. Jhdts wuchs die Anzahl der Zeitungen und es wurden die ersten bedeutenden Presseorgane gegründet, von denen manche noch heute existieren, wie z.B. der Corriere della sera, Il Messaggero oder La stampa.[31] Die Industrialisierung im 20. Jh. führte die Festigung der Positionen der meistgedruckten und meistgelesenen Zeitungen mit sich, so dass kleinere flugblattähnliche keinen Platz mehr hatten. Stattdessen wurden spezielle Seiten in den Zeitungen ausgearbeitet – die Rubriken, Chroniken und Kommentare.
Der zweite Weltkrieg und der Faschismus kennzeichneten die Pressekultur mit der Abschaffung der Pressefreiheit und der libertá di parola. Nach dieser Periode war das Auferwecken der italienischen Presse mühsam, aber sicher. Es wurden auch neue Tendenzen registriert – die Anzahl der wöchentlichen Zeitungen und Zeitschriften, die eine etwas andere Struktur und Thematik als die Tagesblätter hatten, stieg.
Mit der Einführung des regelmäßigen Fernsehprogramms verlor die Presse ihren ersten Platz als Informationsquelle.[32] Allmählich übernehmen die Zeitungen die Funktion, die Nachrichten und Neuigkeiten zu kommentieren und zu analysieren. In diesem Zusammenhang wurde eine statistische Untersuchung durchgeführt, der zufolge die Italiener insgesamt wenig Zeitungen lesen.[33] Diese Tatsache hat ihre Gründe zweifellos in dem potere della televisione. Bilder (allgemein), begleitet von Text in Form von Ton agieren schneller und wirkungsvoller auf das menschliche Individuum. Dazu tragen auch Ausstrahlungen von der Art „Live“ bei – mit der Fähigkeit des Fernsehens, live dabei zu sein, entfällt die Notwendigkeit, auf das Erscheinen der Zeitung zu warten, um die Nachrichten zu erfahren.
Heute hat der sogen. duopolio italiano im Gebiet der Radio- und Fernsehsender seinen Analog im Verlagsgebiet. Hier gibt es drei Hauptfiguren – die Unternehmensgruppen Rcs MediaGroup, die die Verlagshäuser Rizzoli, Corriere della sera, Fabbri Editori, Bompiani u.a.. einschließt; Mondadori mit den Verlagshäusern Mondadori und Einaudi, Eigentum zu ca. 50% des Unternehmens Fininvest; und L´espresso, die die gleichnamige Wochenzeitschrift und das Tagesblatt La Repubblica herausgibt.
[...]
[1] Werner, H.(Hg.), Latein, Lexikon der Lateinischen Sprache, Nebel Verlag, Erlangen, o.J., S.83
[2] Burger,H., Mediensprache, Eine Einführung in Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien, Walter de Gruyter Verlag, Berlin³, 2005, S. 2
[3] Sager, S.F., Ist Multimedia überhaupt ein Medium?, in: Sprache und neue Medien, Institut für deutsche Sprache, Jahrbuch 1999, Walter de Gruyter Verlag, Berlin, 2000, S. 82
[4] Sager, Ist Multimedia…, S. 82
[5] Sager, Ist Multimedia …, S. 83
[6] Burger, H., Mediensprache…, S. 5
[7] Vgl. Burger, H., Mediensprache, S. 5
[8] Günther, H., Sprechen hören-Schrift lesen-Medien erleben, in: Sprache und neue Medien, Institut für deutsche Sprache, Jahrbuch 1999, Walter de Gruyter Verlag, Berlin, 2000, S. 91
[9] Vgl. Burger, H., Mediensprache…, S. 5
[10] Burger, H. , Mediensprache…, S. 1
[11] Schödel, S., Linguistik, Bayerischer Schulbuch-Verlag, München, 1972, S. 61
[12] Meutsch, D., Informieren mit Fernsehen: Ein Forschungsüberblick, in: Arbeitshefte Bildschirmmedien Nr.5, o.A., Siegen, 1990, S. 32
[13] Verardi, G.M., Le parole veloci, Neologia e mass media negli anni 90, Armando Dadó Editore, Locarno, 1995, S. 45
[14] Burger, H., Mediensprache…, S. 10
[15] Verardi, G.M., Le parole …, S. 20
[16] Ludes, P., Orientierungs- und Unterhaltungsmittel,in: Arbeitshefte Bildschirmmedien Nr.37, o.A., Siegen,
1993, S. 5
[17] Verardi, G.M., Le parole …, S. 91
[18] Verardi, G.M., Le parole …, S. 19
[19] Verardi, G.M., Le parole …, S. 23
[20] Günther, H., Sprechen hören…, S. 93
[21] Verardi, G.M., Le parole …, S. 85
[22] Verardi, G.M., Le parole …, S. 144
[23] Vgl. Chomsky, N., Media Control. Wie die Medien uns manipulieren, Europa Verlag, Hamburg, 2003 vorwiegend Beispiele aus den US-amerikanischen Medien und auch Betz, W., Verändert Sprache die Welt? Semantik, Politik und Manipulation, in: Texte+Thesen Heft 97, Edition Interfrom AG, Züruch, 1977 mit Beispielen aus dem deutschen politischen Leben und deren Widerspiegelung in den deutschen Medien. Betz untersucht u.a. die Konnotationen und Suggestionen, die mit bestimmten Wörter im deutschen politischen Sprachgebrauch verbunden sind, wie z.B. Überläufer, Sicherheitsrisiko, Korruption usw .
[24] Betz, W., Verändert Sprache …, S. 88
[25] Chomsky, N., Media Control…, S. 67
[26] Verardi, G.M., Le parole …, S. 88
[27] Verardi, G.M., Le parole …, S. 86
[28] Verardi, G.M., Le parole …, S. 87
[29] Verardi, G.M., Le parole …, S. 137
[30] Cortelazzo, M.A., Italiano d´oggi, Esedra, Padova, 2000, S. 38
[31] Cortelazzo, M.A., Italiano…, S. 39
[32] Cortelazzo, M.A., Italiano…, S. 40
[33] Vgl. Verardi, G.M., Le parole…, S. 125 und Cortelazzo, M.A., Italiano…, S. 40
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