Egal ob im kleinsten Dorf oder der modernsten Großstadt, im Balkanstaat
treffen sich die Menschen jeden Abend nach getaner Arbeit am Esstisch der
heimischen Küche wieder.
Die Bulgaren erlegen dem Essen einen hohen Stellenwert auf, weshalb
nicht etwa der Fernseher im Wohnzimmer den Anziehungspunkt darstellt, von
dem jedes Familienmitglied scheinbar magisch angelockt wird. Vielmehr ist es
die einmalige Kombination wohlbekannter Aromen, schillernde Farben und
einmalige Geschmäcke, die aus der Küche strömend diese einzigartige
Attraktivität ausüben und aus einem Haus mit abblätterndem Putz, rostigen
Fenstergittern und eimergroßen Löchern im Dach einen Palast, und vor allem
ein Heim, machen.
Das Frühstück hat, wie auch in vielen anderen südeuropäischen
Ländern, keine allzu große Bedeutung. Es ist größtenteils recht dürftig. Für
viele bedeutet Frühstück ohnehin nur die flüchtige Aufnahme eines Espressos
und einer, erfahrungsgemäß aber meistens mehrerer Zigaretten.
Ansonsten nimmt auch das Mittagsessen, besonders in der
sommerlich-heißen Mittagssonne, nicht sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit in
Anspruch. Der Tag wird von Schule und Arbeit bestimmt und Familie und
Freunde sind getrennt. Daher versammelt sich nun die gesamte Familie mit
der Abenddämmerung um den Tisch herum, wo sie nicht etwa die nächsten
15 Minuten, sondern die folgenden Stunden verbringt. Grundsätzlich spielt im Leben der Bulgaren Essen und Trinken eine zentrale
Rolle. Auch außer Haus, in den zahlreichen Restaurants wird gerne und lange
gespeist und mindestens auch soviel geredet. Die vielen Cafés, Konditoreien,
den Sladkarnicas, Gaststätten und die volkstümlichen Lokale Hanče und
Mehana in den Straßen sind dicht an dicht gedrängt und trotzdem immer so
voll, dass man sich fragen könnte, wann die Menschen die Zeit dazu finden,
zur Arbeit zu gehen. Ein bulgarischer Abend zu hause beginnt stets einige Stunden vor dem
tatsächlichen Akt des Essens mit der Zubereitung der Speisen, da sich
Fertigprodukte, geschweige denn Fertiggerichte, glücklicherweise noch immer
nicht durchsetzen können. Immerhin würde es der Oma das Herz brechen,
eine andere Erdbeermarmelade als die Eigene oder ein anderen
Tomatenketchup als den Hausgemachten zu benutzen und vielleicht auch
noch Geld dafür zu bezahlen, nachdem sie sich die Finger wund und den
Rücken kaputt geschuftet hat nur um den Lieben die leckeren Köstlichkeiten
bieten zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Von Jägern und Sammlern
- Hundert Gramm Lebensphilosophie
- Was ewig währt, macht endlich satt
- Nach dem Essen ist vor dem Essen
- Familienleben
- Die Kunst des Lebens
- Das perfekte Dinner - ein kulinarisches Fazit
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Bedeutung der Küche als kulturelles Zentrum in der bulgarischen Familie. Er untersucht die Rolle des Essens und Trinkens im Leben der Bulgaren, insbesondere im Kontext der traditionellen Familienstruktur und der alltäglichen Rituale. Der Text beleuchtet die Bedeutung des gemeinsamen Essens als Ort der Begegnung, des Austauschs und der Stärkung der Familienbande.
- Die Küche als kulturelles Zentrum der bulgarischen Familie
- Die Rolle des Essens und Trinkens im Leben der Bulgaren
- Traditionelle Familienstruktur und alltägliche Rituale
- Das gemeinsame Essen als Ort der Begegnung und des Austauschs
- Die Bedeutung des Essens für die Stärkung der Familienbande
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Rolle des Essens im Leben der Bulgaren dar und beschreibt, wie die Küche zum Mittelpunkt des Familienlebens wird. Das Kapitel "Von Jägern und Sammlern" beleuchtet die traditionelle Aufgabenverteilung in der bulgarischen Familie und die Bedeutung der Zubereitung von Speisen. "Hundert Gramm Lebensphilosophie" fokussiert auf die Bedeutung des gemeinsamen Essens als Ort des Austauschs und der Geselligkeit, wobei der Rakija eine besondere Rolle spielt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die bulgarische Küche, Familienleben, Traditionen, Rituale, Essen, Trinken, Rakija, Geselligkeit, Austausch, Familienbande, Kultur, Südosteuropa.
- Arbeit zitieren
- Irina Kirova (Autor:in), 2006, Die Lebenskunst der Südosteuropäer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113234