Die vorliegende Arbeit befasst sich kritisch mit der Beantwortung folgender zentraler Fragestellung: Wie viel Joseph Süß Oppenheimer steckt in Veit Harlans „Jud Süß“? Der Film „Jud Süß“ feierte am 24. September 1940 im Ufa-Palast in Berlin seine deutsche Premiere und sollte in den darauffolgenden Jahren ein Publikum von bis zu 40 Millionen Zuschauer erreichen. Dieser Film, der in der Hochzeit der NS-Diktatur in Deutschland entstanden war, blieb als einer der schlimmsten antisemitischen Hetz- und nationalsozialistischen Propagandafilme in Erinnerung und somit soll es sich hierbei aus nationalsozialistischer Sicht um einen biografischen Film handeln, der das Leben eines machtgierigen und skrupellosen württembergischen Finanzagenten des 18. Jahrhunderts wahrheitsgemäß darstellt.
Filmbiografien erfreuen sich seit Beginn der Filmgeschichte großer Beliebtheit, bei Produzenten sowie Zuschauern. Üblicherweise werden Filme dieses Genres jedoch in einer Weise erzählt, durch welche die Zuschauer mit der Hauptfigur sympathisieren. Mit „Jud Süß“ hingegen wurde ein Film erschaffen, der zur Manipulation des Volkes genutzt wurde und sich schließlich gegen die jüdische Bevölkerung richtete. Somit stellt sich die Frage, ob die historische Figur tatsächlich Gemeinsamkeiten mit der Filmfigur hatte und die entsprechende Person so manipulativ, korrupt und intrigant wie dargestellt war.
Der geschickte Finanzier Joseph Süß Oppenheimer, der als „Jud Süß“ beschimpft wird, wurde zum Justizopfer und wird dank zahlreicher Kulturschaffenden seit fast 300 Jahren in der deutschen Popkultur aufgegriffen. Allerdings ist kein Werk vergleichbar mit Veit Harlans Darstellung aus dem Dritten Reich, in dem er zum Sinnbild des „bösen Juden“ und fatalerweise post mortem für die Endlösung der Judenfrage herangezogen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Biopic
- 2.1 Definition
- 2.2 Merkmale des Biopic
- 3 Filme in der NS-Diktatur
- 3.1 Ideologie des NS-Staates
- 3.2 Die Macht der Bilder - Goebbels' Filmpropaganda
- 3.3 Kriegsende und Umgang mit dem Film
- 4 Jud Süß
- 4.1 Zusammenfassung
- 4.2 Analyse
- 4.3 Wirkung auf das Volk
- 5 Joseph Süß Oppenheimer
- 6 Diffamierung, Rehabilitation und Ehrungen
- 6.1 Mögliche Ursachen für den Missbrauch der Person Süß in der Popkultur
- 6.2 Aufarbeitung der Figur und Person Süß nach 1945
- 6.3 Ein Schuldbewusstsein für Joseph Süß Oppenheimer
- 7 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die filmische Darstellung von Joseph Süß Oppenheimer in Veit Harlans NS-Propagandafilm "Jud Süß" und vergleicht diese mit der historischen Figur. Ziel ist es, den Grad der Übereinstimmung zwischen Filmfigur und historischer Person zu ermitteln und die Funktion des Films innerhalb der NS-Propaganda zu analysieren.
- Der Biopic als Genre und seine Merkmale
- Die Ideologie und Propaganda des NS-Staates
- Die filmische Darstellung von Joseph Süß Oppenheimer in "Jud Süß"
- Die historische Person Joseph Süß Oppenheimer und sein Leben
- Die Rezeption und Aufarbeitung der Figur "Jud Süß" nach 1945
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage: Wie viel Joseph Süß Oppenheimer steckt in Veit Harlans „Jud Süß“? Sie beleuchtet die Bedeutung des Films "Jud Süß" als NS-Propagandawerk und hebt den Kontrast zwischen der suggerierten historischen Genauigkeit und der tatsächlichen antisemitischen Verzerrung hervor. Die Einleitung skizziert den Aufbau der Arbeit und die einzelnen Kapitel.
2 Biopic: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Biopic" und untersucht seine Merkmale. Es wird die Bandbreite des Genres beleuchtet, von der Heldenverehrung früher Biopics bis hin zur komplexeren Darstellung von Charakteren mit Fehlern und Verletzlichkeit in späteren Produktionen. Der Abschnitt erläutert, wie Biopics Fakten und Fiktion miteinander verweben und unterschiedliche stilistische Mittel einsetzen, um eine Biografie filmisch darzustellen.
3 Filme in der NS-Diktatur: Dieses Kapitel analysiert den Kontext der NS-Ideologie und Propaganda im Bezug auf Film. Es beleuchtet die Rolle des Films als Instrument der politischen Manipulation und untersucht die Strategien, mit denen Goebbels die Filmindustrie für seine Zwecke nutzte. Der Abschnitt untersucht auch, wie der Film nach dem Kriegsende rezipiert und aufgearbeitet wurde.
4 Jud Süß: Dieses Kapitel fasst den Film "Jud Süß" zusammen und analysiert ihn als antisemitisches Propagandawerk. Es untersucht die filmischen Mittel, mit denen die Figur des Joseph Süß Oppenheimer dämonisiert wird, und die Wirkung des Films auf das Publikum während des Dritten Reiches. Der Abschnitt analysiert die gezielte Manipulation und die Auswirkungen der Propaganda auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Juden.
5 Joseph Süß Oppenheimer: Dieses Kapitel rekonstruiert das Leben der historischen Person Joseph Süß Oppenheimer auf der Basis anerkannter Quellen. Es zeichnet ein Bild des tatsächlichen Lebens des Finanzagenten und stellt es der filmischen Darstellung gegenüber. Der Abschnitt dient als Grundlage für den Vergleich zwischen der Filmfigur und der historischen Persönlichkeit.
6 Diffamierung, Rehabilitation und Ehrungen: Dieses Kapitel betrachtet die Rezeptionsgeschichte der Figur "Jud Süß" nach 1945. Es untersucht die verschiedenen Versuche der Aufarbeitung und die Debatten um die historische Verantwortung und die Ehrungen für Joseph Süß Oppenheimer. Der Abschnitt analysiert die anhaltende Wirkung der NS-Propaganda und die Herausforderungen bei der Rehabilitierung einer historisch missbrauchten Figur.
Schlüsselwörter
Biopic, NS-Propaganda, Veit Harlan, Jud Süß, Joseph Süß Oppenheimer, Antisemitismus, Filmgeschichte, Filmanalyse, historische Rekonstruktion, Rezeption, Propagandafilm.
Häufig gestellte Fragen zu "Jud Süß": Filmanalyse und historische Rekonstruktion
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den NS-Propagandafilm "Jud Süß" von Veit Harlan und vergleicht die filmische Darstellung von Joseph Süß Oppenheimer mit der historischen Person. Der Fokus liegt auf der Erfassung des Übereinstimmungsgrades zwischen Filmfigur und historischer Realität sowie der Analyse der Funktion des Films innerhalb der NS-Propaganda.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das Biopic-Genre, die NS-Ideologie und -Propaganda, die filmische Darstellung Joseph Süß Oppenheimers in "Jud Süß", das Leben der historischen Person Joseph Süß Oppenheimer, sowie die Rezeption und Aufarbeitung der Figur "Jud Süß" nach 1945. Es werden die Methoden der Filmanalyse und historische Rekonstruktion angewendet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit erläutert. Es folgen Kapitel zum Biopic-Genre, den Filmen in der NS-Diktatur, einer detaillierten Zusammenfassung und Analyse von "Jud Süß", einer Rekonstruktion des Lebens von Joseph Süß Oppenheimer, und schließlich einer Auseinandersetzung mit der Diffamierung, Rehabilitation und Ehrungen der Figur nach 1945. Die Arbeit schließt mit einem Fazit.
Was wird unter dem Begriff "Biopic" verstanden?
Das Kapitel "Biopic" definiert den Begriff und untersucht dessen Merkmale. Es beleuchtet die Entwicklung des Genres von der Heldenverehrung früher Biopics bis hin zu komplexeren Darstellungen mit Fehlern und Verletzlichkeit in neueren Produktionen. Die verschiedenen stilistischen Mittel zur filmischen Darstellung einer Biografie werden erläutert.
Welche Rolle spielte der Film in der NS-Propaganda?
Das Kapitel "Filme in der NS-Diktatur" analysiert den Kontext der NS-Ideologie und Propaganda im Bezug auf Film. Es beleuchtet die Rolle des Films als Instrument der politischen Manipulation und Goebbels' Strategien zur Nutzung der Filmindustrie. Die Rezeption und Aufarbeitung des Films nach dem Kriegsende wird ebenfalls untersucht.
Wie wird "Jud Süß" analysiert?
Das Kapitel zu "Jud Süß" beinhaltet eine Zusammenfassung und Analyse des Films als antisemitisches Propagandawerk. Es werden die filmischen Mittel untersucht, mit denen die Figur Joseph Süß Oppenheimers dämonisiert wird, und die Wirkung des Films auf das Publikum im Dritten Reich analysiert. Die gezielte Manipulation und die Auswirkungen der Propaganda auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Juden werden thematisiert.
Wie wird die historische Person Joseph Süß Oppenheimer dargestellt?
Das Kapitel über Joseph Süß Oppenheimer rekonstruiert das Leben der historischen Person anhand anerkannter Quellen. Es zeichnet ein Bild seines tatsächlichen Lebens und stellt es der filmischen Darstellung gegenüber. Dieser Vergleich bildet die Grundlage für die Analyse der Unterschiede und Manipulationen im Film.
Wie wurde die Figur "Jud Süß" nach 1945 rezipiert?
Das Kapitel "Diffamierung, Rehabilitation und Ehrungen" befasst sich mit der Rezeptionsgeschichte der Figur "Jud Süß" nach 1945. Es untersucht die Aufarbeitungsversuche, Debatten um historische Verantwortung und Ehrungen für Joseph Süß Oppenheimer. Die anhaltende Wirkung der NS-Propaganda und die Herausforderungen der Rehabilitierung einer historisch missbrauchten Figur werden analysiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Biopic, NS-Propaganda, Veit Harlan, Jud Süß, Joseph Süß Oppenheimer, Antisemitismus, Filmgeschichte, Filmanalyse, historische Rekonstruktion, Rezeption, Propagandafilm.
- Citation du texte
- Ava Green Terence (Auteur), 2021, Die Macht der Bilder. Ein Biopic im NS-Staat am Beispiel von Jud Süß, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1132191