Nach Ende des ersten Weltkriegs begann man überall in Europa mit den Wiederaufbau-Arbeiten. Da England, als einer der Gewinner dieses Krieges, wenig vom Krieg und dessen Folgen betroffen war, wurde die Wirtschaft in Großbritannien schnell wieder von Kriegs- auf Friedenswirtschaft umgestellt. Aber auch wenn der Krieg in England selbst wenig Schaden angerichtet zu haben schien, hatte man doch die einstmals führende weltwirtschaftliche Stellung an die Amerikaner verloren, was zu stagnierender Wirtschaft, hoher Arbeitslosigkeit und letztlich zu einer Wirtschaftskrise führte, die vom eigenen Volk mit Argwohn empfunden wurde.
Mit Blick auf die Parteienlandschaft in Großbritannien gab es Anfang der zwanziger Jahre nur 2 starke Fraktionen – die Liberalen und die Konservativen. Nachdem aber die Wirtschaft zu stagnieren begann und die Arbeiter in England zunehmend unzufriedener wurden, erhob sich eine dritte, starke Partei – die Labour Party. Sie wurde rasch zur Massenpartei und bildete ab 1924 eine Minderheitsregierung, auch wenn viele Bürger die deutlich sozialistische Politik fürchteten. Anfang der zwanziger Jahre wurde noch eine weitere Partei in England gegründet – die Kommunisten, die jedoch fast immer erfolg- und bedeutungslos im Spiel der anderen Parteien blieben. In einer durch das Kriegsende und die stagnierende Wirtschaftssituation angespannten innenpolitischen Situation gründete Rotha Lintorn-Orman 1923 die “British Fascisti“, die sehr stark am Vorbild Italiens (dem Symbol des Faschismus schlechthin) orientiert waren, und die sich selbst als Hilfstruppe der Konservativen Partei sahen, und mit ihnen gegen die Gefahr, die ihrer Meinung nach von den Sozialisten und Kommunisten ausging, kämpfen wollten. Die “British Fascisti“ verzeichneten zwar rasch einen gewaltigen Zulauf an Mitgliedern (ein Jahr später bereits über 100.000), wurden jedoch genauso schnell wieder völlig bedeutungslos. Am 27. Mai 1924 wurden die “British Fascisti“ als Gesellschaft eingetragen und nannten sich von da an “British Fascists Ltd.“ (“BF“). Robert B. D. Blakeney, der im September 1924 zum Präsidenten der BF gewählt wurde, änderte die Organisations-Struktur der Partei und führte einige paramilitärische Elemente ein, die sogar soweit gingen, dass es ab 1926 “shock troops“ gab, die gegebenenfalls mit Gewalt für Recht und Ordnung während Sitzungen und Propaganda-Veranstaltungen sorgen sollten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Der Faschismus in Großbritannien vor 1936
- 1. Die Ausgangssituation Anfang der zwanziger Jahre
- 2. Die ersten faschistischen Bewegungen in England
- 3. Die "British Union of Fascists" unter Oswald Mosley
- II. Der Antifaschismus in Großbritannien vor 1936
- 1. Die Ausgangssituation für den Antifaschismus in Großbritannien
- 2. Die Kommunisten als Teil des Antifaschismus in Großbritannien
- 3. Die Jüdische Gemeinschaft und ihre Rolle im Antifaschismus
- III. Die legendäre “Battle of Cable Street“
- 1. Historischer Rückblick auf die "Battle of Cable Street”
- 2. Die "Battle of Cable Street" aus Sicht der Medien
- 3. Die "Battle of Cable Street“ aus Sicht eines Teilnehmers und Augenzeugen
- 4. Zusammenfassung der Ereignisse vom 4. Oktober 1936
- IV. Die Auswirkungen der “Battle of Cable Street" auf Faschismus und Antifaschismus
- 1. Die Auswirkungen auf den Faschismus
- 2. Die Auswirkungen auf den Antifaschismus
- Bibliographie zu dieser Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung des Faschismus in Großbritannien vor 1936, insbesondere mit den wichtigsten faschistischen Bewegungen und ihrer Rolle in der britischen Gesellschaft. Der Fokus liegt auf der Analyse der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, die zur Entstehung des Faschismus führten, sowie auf der Untersuchung der Reaktion der britischen Bevölkerung und der antifaschistischen Kräfte auf diese Entwicklung.
- Die Entstehung und Entwicklung des Faschismus in Großbritannien
- Die wichtigsten faschistischen Bewegungen in England
- Die Rolle des Antifaschismus in der britischen Gesellschaft
- Die "Battle of Cable Street" als Wendepunkt im Kampf gegen den Faschismus
- Die Auswirkungen des Faschismus auf die britische Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Ausgangssituation in Großbritannien Anfang der zwanziger Jahre, die durch die Folgen des Ersten Weltkriegs und die wirtschaftliche Stagnation geprägt war. Es werden die wichtigsten politischen Parteien und ihre Rolle in der Gesellschaft vorgestellt, sowie die Entstehung der ersten faschistischen Bewegungen in England.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Antifaschismus in Großbritannien vor 1936 und analysiert die Rolle der Kommunisten und der jüdischen Gemeinschaft im Kampf gegen den Faschismus.
Das dritte Kapitel widmet sich der "Battle of Cable Street", einem wichtigen Ereignis im Kampf gegen den Faschismus in Großbritannien. Es werden die historischen Hintergründe, die Medienberichterstattung und die Sicht eines Teilnehmers und Augenzeugen beleuchtet.
Das vierte Kapitel untersucht die Auswirkungen der "Battle of Cable Street" auf den Faschismus und den Antifaschismus in Großbritannien.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Faschismus in Großbritannien, die "British Union of Fascists", Oswald Mosley, die "Battle of Cable Street", den Antifaschismus, die Kommunistische Partei, die jüdische Gemeinschaft, die politische und wirtschaftliche Situation in Großbritannien in den 1920er und 1930er Jahren.
- Citation du texte
- Florian Schumacher (Auteur), 2004, Faschismus und Anti-Faschismus in Großbritannien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113193
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