"The complete process of understanding is [...] [at its best] characterized by the joke about the two psychoanalysts who meet on the street. One says, ′Good morning′; the other thinks, ′I wonder what he meant by that′." (Pinker 1994: 230).
Wie verstehen wir, was wir verstehen? Diese Frage betrifft das Kernstück von Kommunikation als Prozess der Informationsübertragung zwischen Sprecher (Sender) und Hörer (Empfänger) anhand von Kommunikationsmitteln sprachlicher oder nichtsprachlicher Art.
Oft hört man in der Alltagskonversation Nachfragen unsicherer Sprecher der Art ′Verstehen Sie eigentlich, was ich meine?′ oder Äußerungen wie ′Ich verstehe nicht, was Du meinst′ von überforderten Zuhörern. Folglich scheint erfolgreiches Kommunizieren in der Praxis nicht so einfach zu sein, wie es die Theorie definiert.
Erfolgreiche Kommunikation gelingt oft, obwohl dies eigentlich unwahrscheinlich ist, da Sprecher und Hörer immer individuell unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen: so differieren z.B. linguistische und logische Kompetenz, sowie Welt- und enzyklopädisches Wissen, der Erfahrungshorizont, Ansichten etc. von Kommunikand zu Kommunikand. Aus diesem Grund ist erfolgreiche Kommunikation m.E. als erklärungsbedürftig anzusehen, denn der Erfolg stellt das Wunder dar, nicht der Misserfolg.
Warum bzw. auf welche Weise verstehen wir uns (glücklicherweise) trotzdem in der Mehrzahl der Fälle? Welches sind die Mechanismen auf sprachlich-linguistischer und kognitiv-inferentieller Ebene, die gegenseitiges Verstehen ermöglichen?
Diese Fragen zu beantworten (oder zumindest die Auseinandersetzung mit ihnen zu wagen) stellt das Ziel dieser Seminararbeit dar. Herangezogen werden dabei vor allem die Theorie von H. P. Grice (1967) und die Relevanztheorie von D. Sperber und D. Wilson (1986/1995).
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- Einleitung
- Kommunikation im Modell: Code-Modelle und Inferenz-Modelle
- Das Code-Modell und seine Grenzen
- Das Inferenz-Modell
- Der Beitrag von H. P. Grice zur Relevanztheorie
- Kritik der Relevanztheorie an Grices Ideen
- Die Relevanztheorie
- Zusammenfassung am konkreten Beispiel
- Die Relevanztheorie als kognitives Kommunikationsmodell
- Schlussgedanke
- Bibliocraohie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht das kognitive Modell der Kommunikation, insbesondere die Relevanztheorie von Sperber und Wilson. Das Ziel ist es, die Relevanztheorie als ein leistungsfähiges Erklärungsmodell für den Kommunikationsprozess zu präsentieren und ihre Vorzüge gegenüber dem traditionellen Code-Modell aufzuzeigen.
- Die Grenzen des Code-Modells und die Notwendigkeit eines Inferenz-Modells
- Der Beitrag von H. P. Grice zur Entwicklung der Relevanztheorie
- Die Kritik der Relevanztheorie an Grices Konversationsmaximen
- Das Relevanzprinzip als Grundlage für kommunikatives Verstehen
- Die Relevanztheorie als kognitives Modell und ihre Kritik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Kommunikation als Prozess der Informationsübertragung ein und stellt die Frage nach den Mechanismen, die gegenseitiges Verstehen ermöglichen. Sie stellt die Theorie von H. P. Grice und die Relevanztheorie von Sperber und Wilson als zentrale Bezugspunkte vor.
Das Kapitel 'Kommunikation im Modell' diskutiert die beiden grundlegenden Kommunikationsmodelle: das Code-Modell und das Inferenz-Modell. Das Code-Modell beschreibt Kommunikation als einen Prozess des Codierens und Decodierens, während das Inferenz-Modell Kommunikation als einen Folgerungsprozess betrachtet, bei dem der Hörer die intendierte Bedeutung einer Äußerung erschließt. Der Abschnitt 'Das Code-Modell und seine Grenzen' analysiert die Schwächen des Code-Modells und zeigt auf, warum es für die Erklärung erfolgreicher Kommunikation nicht ausreicht.
Der Abschnitt 'Das Inferenz-Modell' stellt Grices Theorie des Kooperationsprinzips und der Konversationsmaximen vor. Er erläutert, wie Grice den Kommunikationsprozess als eine Form der Kooperation zwischen Sprecher und Hörer betrachtet, die dem Hörer das Ziehen von Schlüssen über die implizierte Bedeutung einer Äußerung ermöglicht. Der Abschnitt 'Kritik der Relevanztheorie an Grices Ideen' analysiert die Kritik von Sperber und Wilson an Grices Maximen und argumentiert, dass das Prinzip der Relevanz eine umfassendere und präzisere Erklärung für kommunikatives Verstehen liefert.
Der Abschnitt 'Die Relevanztheorie' stellt das Relevanzprinzip als zentrale Grundlage der Relevanztheorie vor. Es besagt, dass jeder Akt ostentativer Kommunikation automatisch die Erwartung seiner optimalen Relevanz kommuniziert. Der Hörer sucht nach der Interpretation, die die größten kontextuellen Effekte mit dem geringsten Verarbeitungsaufwand erzielt. Der Abschnitt 'Zusammenfassung am konkreten Beispiel' illustriert die Funktionsweise der Relevanztheorie anhand eines konkreten Beispiels.
Das Kapitel 'Die Relevanztheorie als kognitives Kommunikationsmodell' diskutiert die Relevanztheorie als ein kognitives Modell, das das Hauptziel menschlicher Kognition in der Maximierung von Relevanz sieht. Es werden kritische Einwände gegen die Relevanztheorie, insbesondere die fehlende Einbeziehung soziokultureller Faktoren, vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Relevanztheorie, Kommunikation, Code-Modell, Inferenz-Modell, Kooperationsprinzip, Konversationsmaximen, Relevanzprinzip, kommunikatives Verstehen, kognitive Prozesse, Informationsverarbeitung, soziokulturelle Faktoren.
- Quote paper
- Sabine Braun (Author), 2002, Ein kognitives Modell der Kommunikation: die Relevanztheorie. Oder: Wie verstehen wir, was wir verstehen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11311
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