Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Eltern und der Kindertageseinrichtung. Ein besonderes Augenmerk wird auf Eltern gelegt, die an einer Depression leiden.
Ziel ist es, pädagogischen Fachkräften zu verdeutlichen, welche Auswirkungen eine Depression auf die Zusammenarbeit mit Eltern haben kann und auch, welche Auswirkungen diese auf die Entwicklung und Gefühlswelt der Kinder hat. Die Kindertageseinrichtung ist für Eltern und Kinder ein bedeutender Lebensort und daher dienen die pädagogischen Fachkräfte als Unterstützer, Berater und Begleiter. Eltern, Kinder und der Lebensort Kindertageseinrichtung sind dabei als zusammenhängend zu betrachten.
Auch die Autorin kennt die Erziehungspartnerschaft mit depressiven Eltern und die pädagogische Arbeit mit deren Kindern, sowohl als pädagogische Fachkraft im Gruppendienst, als auch als Einrichtungsleitung einer vier-gruppigen Kindertageseinrichtung.
Die Bachelorarbeit ist literaturgestützt und weist sowohl theoretische, als auch praktische Inhalte auf und soll pädagogischen Fachkräften in der Arbeit mit depressiven Eltern und deren Kindern eine Hilfestellung bieten.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
1. Einleitung
2. Erziehungspartnerschaft mit Eltern in der Kindertageseinrichtung
(Rechtliche) Grundlagen in der Zusammenarbeit mit Eltern
2.1. Bedeutung und Ziele der Erziehungspartnerschaft in der Kindertageseinrichtung
2.2. Voraussetzungen für eine gelingende Erziehungspartnerschaft
3. Kinder depressiver Eltern
3.1. Definition und Symptome einer Depression
3.2. Die Beziehung des Kindes zum erkrankten Elternteil
3.3. Die Auswirkungen einer Depression auf die Erziehungsfähigkeit der Eltern
3.4. Mögliche Risikofaktoren für Kinder depressiver Eltern
3.5. Mögliche Störungen und Einfluss auf die kindliche Entwicklung
3.6. Gefühlswelt der Kinder
3.6.1. Auswirkungen auf den Alltag
3.6.2. Tabuisierung
3.6.3. Isolierung und Einsamkeit
3.6.4. Stigmatisierung und Scham
3.6.5. Schuldgefühle
3.6.6. Parentifizierung und Verantwortungsübernahme
3.6.7. Angst
3.6.8. Desorientierung
4. Erziehungspartnerschaft mit depressiven Eltern in der Kindertageseinrichtung
4.1. Erwartungen von betroffenen Eltern und pädagogischen Fachkräften an eine Erziehungspartnerschaft
4.2. Unterstützung seitens der pädagogischen Fachkräfte für betroffene Eltern
4.3. Sensibilisierung von Fachkräften in der Kindertageseinrichtung
4.4. Bedeutung und Einfluss der Haltung der pädagogischen Fachkräfte gegenüber Eltern mit Depression
4.5. Gesprächsführung mit depressiven Eltern
4.6. Bedeutung des sozialen Umfelds und Kooperation zwischen Kindertageseinrichtung, Eltern und anderen Institutionen
4.6.1. Die Erziehungsberatungsstelle
4.6.2. Das Patenschaftsprojekt
4.6.3. Sozialpädagogische Familienhilfe
5. Kinder depressiver Eltern in der Kindertageseinrichtung stärken und unterstützen
5.1. Mögliche Verhaltensänderungen der Kinder depressiver Eltern in der Kindertageseinrichtung
5.2. Gemeinsame Enttabuisierung
5.3. Die Bedeutung positiver Ressourcen als Schutzfaktoren
5.4. Ressourcenstärkung und Resilienzförderung durch die Kindertageseinrichtung
5.5. Unterstützung der Kinder durch das Vorlesen von Bilderbüchern
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Abstract
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Eltern und der Kindertageseinrichtung. Ein besonderes Augenmerk wird auf Eltern gelegt, die an einer Depression leiden. Ziel der Bachelorarbeit ist es, pädagogischen Fachkräften zu verdeutlichen, welche Auswirkungen eine Depression auf die Zusammenarbeit mit Eltern haben kann und auch, welche Auswirkungen diese auf die Entwicklung und Gefühlswelt der Kinder hat. Die Kindertageseinrichtung ist für Eltern und Kinder ein bedeutender Lebensort und daher dienen die pädagogischen Fachkräfte als Unterstützer, Berater und Begleiter. Eltern, Kinder und der Lebensort Kindertageseinrichtung sind dabei als zusammenhängend zu betrachten.
Auch die Autorin dieser Bachelorarbeit kennt die Erziehungspartnerschaft mit depressiven Eltern und die pädagogische Arbeit mit deren Kindern, sowohl als pädagogische Fachkraft im Gruppendienst, als auch als Einrichtungsleitung einer vier-gruppigen Kindertageseinrichtung.
Die vorliegende Bachelorarbeit ist literaturgestützt und weist sowohl theoretische, als auch praktische Inhalte auf und soll pädagogischen Fachkräften in der Arbeit mit depressiven Eltern und deren Kindern eine Hilfestellung bieten.
Die prägnanten Schlüsselwörter sind: Depressive Eltern, Kinder, Auswirkungen, Erziehungspartnerschaft, Unterstützung, Ansprechpartner, Kindertageseinrichtung
Lesehinweise: Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird häufig allgemein von „depressiven Eltern“ oder „Eltern, die an einer Depression leiden“ gesprochen. Dabei gilt es zu beachten, dass die beschriebenen Informationen nicht zwangsläufig immer auf alle betroffenen Eltern und Kinder zutreffen, sondern dass jede Familie individuell ist und individuell mit Krankheiten umgeht.
Im weiteren Verlauf der Bachelorarbeit wird auf die Nennung jedes Geschlechtes verzichtet. Um das Lesen zu vereinfachen wird lediglich die männliche Form verwendet, gemeint ist aber gleichberechtig auch das weibliche und diverse Geschlecht.
In manchen Abschnitten der Bachelorarbeit ist von der Mutter oder dem Vater als Elternteil die Rede. Auch dies soll nicht stereotyp oder diskriminierend sein, sondern entspricht der verwendeten Literatur.
1. Einleitung
„Mama ist wieder so komisch“, sagt der fünf-jährige Leon, als seine Erzieherin ihn fragt, was denn mit seiner Mutter sei und warum die Oma ihn in den letzten zwei Wochen bringe und abhole. Leons Mutter wird wegen einer starken Depression in einer psychiatrischen Klinik behandelt (vgl. Maywald 2013, S.24).
Psychische Krankheiten wie eine Depression betreffen selten eine Person allein, sondern sind auch für Familie und Freunde belastend. Besonders Kinder nehmen die Gefühlswelt Erwachsener noch anders wahr und interpretieren diese auf ihre Weise.
Pädagogische Fachkräfte in einer Kindertageseinrichtung sind vertrauensvolle Bezugspersonen für Kinder und Eltern und so zeigt sich im Alltag immer wieder, dass auch Eltern Unterstützung und Beratung brauchen. Eine gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen den pädagogischen Fachkräften und den Eltern eines Kindes trägt entscheidend dazu bei, dass das Kind sich sicher fühlt, sich weiterentwickeln und entfalten kann. Die positive Entwicklung eines Kindes steht für Eltern und pädagogische Fachkräfte im Mittelpunkt. Besonders bei Familien, in denen ein Elternteil an einer Depression leidet, ist die Kindertageseinrichtung ein wichtiger Ort. Eltern vertrauen den pädagogischen Fachkräften und für die Kinder sind diese verlässliche Vertrauens- und Bezugspersonen. Die Kindertageseinrichtung ist somit ein Ort der Sicherheit vermittelt, sowohl für Eltern als auch für Kinder.
Diese Bachelorarbeit widmet sich der besonderen Lebenssituation, in der Kinder mit einem depressiven Elternteil aufwachsen. Sie unterstreicht die Bedeutung der Erziehungspartnerschaft und den Einfluss der Kindertageseinrichtung auf die Kinder. Die Kindertageseinrichtung ist ein bedeutender Lebensort und die Fachkräfte können Kinder und Eltern in einer depressiven Phase unterstützen und stärken. Gemeinsam bilden Eltern und Kindertageseinrichtung eine Triade, die sich gegenseitig beeinflusst. Daher werden sowohl die Eltern, als auch die Kinder in den Mittelpunkt genommen. Es wird auf die Entwicklung und Gefühlswelt der Kinder eingegangen, da diese als Angehörige ebenfalls betroffen sind und die Erkrankung bewusst wahrnehmen. Die Gefühle der Kinder zu kennen und wahrzunehmen ist die Grundlage der pädagogischen Arbeit. Diese zu verstehen ermöglicht es pädagogischen Fachkräften individuell auf die Kinder einzugehen und Handlungsweisen nachvollziehen zu können. In der vorliegenden Bachelorarbeit gilt es aufzuzeigen, welche Möglichkeiten die pädagogischen Fachkräfte in einer Kindertageseinrichtung haben, betroffene Familien aufzufangen und zu stärken.
Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, wie sich eine elterliche Depression auf die Kinder auswirken kann und welche Unterstützungsmöglichkeiten es für Eltern und Kinder durch pädagogische Fachkräfte in der Kindertageseinrichtung gibt. Die Bachelorarbeit ist literaturgestützt und bezieht sich auf fachliterarische Inhalte. Zudem werden praxisnahe Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Eltern und Kinder aufgezeigt.
2. Erziehungspartnerschaft mit Eltern in der Kindertageseinrichtung
Die Kindertageseinrichtung wird neben der Familie für Kinder zu einem wichtigen Lebensort. In der Kindertageseinrichtung bekommen Kinder neue Eindrücke die ihren Bildungsweg prägen, sie knüpfen Kontakte zu Gleichaltrigen, entwickeln Freundschaften und di pädagogischen Fachkräfte werden, neben der Familie, zu wichtigen Bezugs- und Kontaktpersonen. Das Wohl des Kindes steht auch in der Kindertageseinrichtung im Mittelpunkt und die Zusammenarbeit von pädagogischen Fachkräften und Eltern entspricht diesem und ist daher unverzichtbar. Ansprüche an die Zusammenarbeit zwischen Eltern und den pädagogischen Fachkräften sind in den letzten Jahren gestiegen und haben zunehmend an Bedeutung gewonnen (vgl. Textor 2018, S. 3). „Wenn die Familie eine große Erziehungs- und Bildungsmacht ausübt, müssen Erzieherinnen die Zusammenarbeit mit den Eltern suchen, wenn ihre pädagogische Arbeit von Erfolg gekrönt sein soll. Die Voraussetzung hierfür ist, dass beide Seiten zunächst einmal erkennen und akzeptieren, dass die Bildung bzw. Erziehung eines Kindes eine gemeinschaftliche Ko-Konstruktion von ihnen [und dem jeweiligen Kind] ist. Sie sind sozusagen natürliche Partner. Eltern und Erzieherinnen sollten sich somit als Ko-Konstrukteure verstehen, die gemeinsam die Verantwortung für das Wohl des Kindes übernehmen und bei seiner Erziehung und Bildung zusammenarbeiten“ (Textor 2018, S. 10). Erziehungspartnerschaft ist rechtlich verankert. Werden bestimmte Voraussetzungen erfüllt, können Ziele erreicht werden und Erziehungspartnerschaft kann gelingen.
Das folgende Kapitel thematisiert die Erziehungspartnerschaft mit Eltern in der Kindertageseinrichtung. Es werden Grundlagen und rechtliche Verankerungen erläutert. Zudem werden Ziele benannt und Voraussetzungen bestimmt, damit eine Erziehungspartnerschaft gelingen kann.
(Rechtliche) Grundlagen in der Zusammenarbeit mit Eltern
Als höchste Rechtsnorm in der Bundesrepublik Deutschland gilt das Grundgesetzt (GG). Hier wird in Artikel 6 das Verhältnis von Familie und Staat grundlegend bestimmt: Eltern tragen die primäre Verantwortung für das Aufwachsen und die Erziehung ihres Kindes. Die „Pflege und Erziehung der Kinder ist das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht“, heißt es in Artikel 6 Absatz 2 GG. Dass und wie diese ihre Verantwortung wahrnehmen, überwacht der Staat. Der Eingriff von staatlicher Seite in Angelegenheiten der Erziehung ist nur begründbar, wenn Gefahr für das Kindeswohl besteht. Gegen den Willen der Eltern dürfen Kinder nur von ihren Eltern getrennt werden, wenn die Eltern versagen oder eine Verwahrlosung der Kinder droht. Die Eltern sind also die obersten Ansprechpartner und Experten ihrer Kinder.
Kindertageseinrichtungen übernehmen allerdings eine zunehmend wichtige Rolle in der Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder. Dies ist im SGBVIII unter §22 verankert und unterstreicht die Bedeutung einer Kindertageseinrichtung in ihrem Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag.
Mittlerweise geht die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte auch bedeutend über die Arbeit am Kind hinaus und ist als familienunterstützend anzusehen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern stellt für pädagogische Fachkräfte eine wesentliche Aufgabe dar und die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft nimmt ein zentrales Merkmal in der täglichen Arbeit der pädagogischen Fachkräfte ein. Der Begriff Erziehungs- und Bildungspartnerschaft setzte sich in den letzten Jahren durch und fokussiert die Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte und der Familie in gegenseitiger Anerkennung. Dabei bezieht sich der Begriff Erziehungspartnerschaft mehr auf die Kindertageseinrichtung (vgl. Textor 2018, S. 12).
„Eine Partnerschaft zwischen pädagogischen Fachkräften und Erziehungsberechtigten markiert dabei das Ziel, dass die Familie als gleichberechtigt wahrgenommen wird, wenn es um die Bildung der Kinder geht. Erziehungs- und Bildungspartnerschaft kann dabei als Elternarbeit im Sinne der Kooperation auf Augenhöhe verstanden werden“ (Albers/Ritter 2015, S. 11).
Nicht nur aus pädagogischer Sicht ist eine Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Kindertageseinrichtung bedeutsam, diese ist auch rechtlich verankert. Grundlage dazu bietet das achte Sozialgesetzbuch (SGBVIII) der Kinder- und Jugendhilfe: Kindertageseinrichtungen sind laut §22a SGBVIII verpflichtet, bei der Wahrnehmung ihrer Bildungs- und Erziehungsaufgaben eine enge Kooperation mit den Eltern einzugehen und diese bei wesentlichen Angelegenheiten und Entscheidungen miteinzubeziehen. Die Erziehungsberechtigten sind „an den Entscheidungen in wesentlichen Angelegenheiten der Erziehung, Bildung und Betreuung zu beteiligen“ (§22a, SGBVIII, Absatz 2).
Auch in den unterschiedlichen Bildungsplänen der Bundesländern nimmt die Erziehungspartnerschaft einen hohen Stellenwert ein. Das Land Nordrhein-Westfalen beispielsweise hat diesen Auftrag in seinem Kinderbildungsgesetz (KiBiz) in § 9a aufgenommen und festgeschrieben. In Absatz 1 wird benannt, dass das Personal einer Kindertageseinrichtung bei der Förderung der Kinder vertrauensvoll und partnerschaftlich mit den Eltern zusammenarbeitet und die Eltern einen Anspruch auf regelmäßigen Austausch über den Stand der Bildungs- und Entwicklungsprozesse der Kinder haben. Dazu ist den Eltern mindestens einmal im Jahr ein Gespräch anzubieten, in dem Interessen, Fähigkeiten, Stärken und Maßnahmen zu den gezielten Förderungen der Kinder ausgetauscht werden.
In Gesetzen wird somit aufgegriffen, dass die Eltern in ihrer Pflicht als Erziehungsberechtigte, mit einbezogen und angehört werden müssen, und somit eine partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne des Kindes unerlässlich ist.
2.1. Bedeutung und Ziele der Erziehungspartnerschaft in der Kindertageseinrichtung
Gelebte Erziehungspartnerschaft wirkt sich positiv auf die Kinder und deren Entwicklung aus. Kinder erfahren, dass Eltern und pädagogische Fachkräfte in der Kindertageseinrichtung ein gemeinsames Interesse an deren Wohl haben und sie erkennen dadurch eine Verbindung zwischen ihren Lebenswelten Kindertageseinrichtung und Familie. Dies vermittelt den Kindern Sicherheit und Geborgenheit und es ermöglicht ihnen, dass sich in der Kindertageseinrichtung wohl zu fühlen. Fühlen sich die Kinder wohl, sind sie in der Lage mit anderen Kindern und Erwachsenen zu agieren. Sie sind bereit sich zu öffnen und Stärken, Interessen und Neigungen zu entwickeln. Dies fördert Lernfortschritte. Die Kindertageseinrichtung soll für die Kinder eine Bereicherung in deren Lebenswelt sein (vgl. Wehinger 2016, S. 11).
„Arbeiten Eltern und Erzieherinnen einvernehmlich im Interesse des Kindes zusammen, kann es sich doppelt geliebt und gehalten fühlen. Je kleiner die Kinder, umso ausgeprägter ist ihr Bedürfnis nach Orientierung und Stabilität. So wie es in den Familien wichtig ist, dass Kinder ihre Eltern im Einklang miteinander erleben, erhalten sie auch hier eine umso klarere Orientierung, je weniger die Interventionen der Eltern und Erzieherinnen ein Widerstreit sind“ (Fialka 2010, S.7).
Von besonderer Bedeutung für die Erziehungspartnerschaft, ist die wechselseitige Öffnung. Eltern und pädagogische Fachkräfte müssen Zeit und Raum finden, um sich gegenseitig über den Entwicklungsstand des Kindes auszutauschen. Informationsaustausch über das Verhalten des Kindes in der Kindertageseinrichtung, Probleme, Auffälligkeiten, Informationen aus dem familiären Umfeld, aber auch die Erläuterung von Lernfortschritten und des Bildungstandes des Kindes müssen in einem offenen, vertrauensvollen Gespräch erläutert werden. Den Eltern wird einerseits die Kindertageseinrichtung mit Zielen und pädagogischen Handlungsweisen transparent gemacht und andererseits geben Eltern einen Einblick in das familiäre, private Umfeld von sich und dem Kind. Dies führt dazu, das Kind aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen und die eigenen Erfahrungen und Sichtweisen zu reflektieren. Eine wechselseitige Öffnung ermöglicht eine Abstimmung von privater und öffentlicher Erziehung und Bildung. Pädagogische Fachkräfte und Eltern tauschen sich über ihre Erziehungsziele-, -methoden und -stile aus und streben nach einem Konsens (vgl. Textor 2020, S.14ff).
Erziehungspartnerschaft bedeutet auch, dass Eltern bei Schwierigkeiten, Unsicherheiten oder Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder mit professioneller Beratung durch die pädagogischen Fachkräfte rechnen können. Gemeinsam wird das Verhalten der Kinder analysiert, nach Ursachen gesucht und es werden Lösungsmöglichkeiten gefunden. Fachkräfte zeigen Verständnis für die familiäre Situation und vermitteln zu möglichen notwendigen Institutionen oder Beratungsstellen. Auch die Unterstützung bei familiären Problemen ist ein Ziel der Erziehungspartnerschaft. Je mehr die pädagogischen Fachkräfte sich mit der familiären Lebenslage der Kinder auseinandersetzen und je mehr Vertrauen die Eltern den pädagogischen Fachkräften entgegen bringen, umso mehr werden diese mit Problemen wie Ehekonflikten, den Folgen von Scheidung, unbefriedigende Wohnsituation, Arbeitslosigkeit, Belastungen innerhalb der Familie oder möglichen finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert (vgl. Textor 108, S. 14). Denn auch familiäre Schwierigkeiten oder Belastungen der Eltern betreffen die Kinder und beeinflussen ihre Gefühlswelt und ihr Verhalten.
Eltern in Deutschland haben, laut Renate Thiersch, Bedürfnisse gegenüber der Kindertageseinrichtung und wünschen sich, dass sie Informationen über die Konzeption und Abläufe der Kindertageseinrichtung erhalten. Eltern möchten über Verhaltensweisen, den Alltag und die Entwicklung des Kindes in Kenntnis gesetzt und bei Entwicklungs- oder Erziehungsfragen beraten werden. Für Eltern sind die pädagogischen Fachkräfte Ansprechpartner bei Erziehungsfragen und Erziehungsschwierigkeiten und sie verlangen Hilfe bei Entscheidungssituationen oder Konflikten. Zudem wünschen sich Eltern, dass sie in den Alltag der Kindertageseinrichtung einbezogen werden und zum Beispiel Feste oder Veranstaltungen mitgestalten können (vgl. Tiersch 2006, S.82). Bei gelingender Erziehungspartnerschaft fühlen sich die Eltern ernst genommen und fassen Vertrauen in die Souveränität der pädagogischen Fachkräfte. Sie äußern Kritik und haben keine Angst, dass sich diese auf die Beziehung zwischen der pädagogischer Fachkraft und dem Kind auswirkt. Kritik und Rückmeldung seitens der Elternschaft ist auch für die Entwicklung und Sicherung der Qualität einer Kindertageseinrichtung bedeutungsvoll. Die Eltern fragen nach Beratung und öffnen sich bei Problemen, ohne dass sie befürchten müssen, schief angesehen oder verurteilt zu werden. Ihnen wird das Gefühl gegeben, dass sie sich vorurteilsfrei öffnen können und das gemeinsame Ziel, das Wohl des Kindes, immer im Vordergrund steht (vgl. Fialka 2010, S. 8).
2.2. Voraussetzungen für eine gelingende Erziehungspartnerschaft
Trotz der großen Bedeutung der Erziehungspartnerschaft muss das Extrem vermieden werden, denn selbstverständlich soll die Kindertageseinrichtung ein Ort für die Kinder bleiben und nicht zu einer Elterneinrichtung mutieren. Werden allerdings die genannten Ziele der Erziehungspartnerschaft betrachtet, wird deutlich, dass es hierbei letztendlich immer um das Wohl des Kindes geht. Dieses steht im Mittelpunkt der Erziehungspartnerschaft und soll von beiden Seiten aus als der Kern der gemeinsamen Erziehungspartnerschaft betrachtet werden. Zu Beginn der Erziehungspartnerschaft sollten daher Erwartungen und Bedeutungen der Erziehungspartnerschaft geklärt werden (vgl. Textor 2018, S. 17). Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit sollte nicht die Erziehungspartnerschaft sein, sondern der Bildungs-. Betreuungs- und Erziehungsauftrag und die positive Entwicklung des Kindes.
Eine wichtige Voraussetzung für eine gelingende Erziehungspartnerschaft ist Zeit. Für pädagogische Fachkräfte in der Kindertageseinrichtung ist diese begrenzt. Dennoch sollten Zeitfenster für Gespräche, Austausch, Elternveranstaltungen eingeplant werden. Seitens des Dienstgebers sollten Zeitfenster für Erziehungspartnerschaft geschaffen werden und auch die Möglichkeit bestehen, dass kurzfristig bei Gesprächsbedarf eine pädagogische Fachkraft zur Verfügung steht (vgl.: Textor 2018, S. 18).
Um Eltern zu vermitteln, dass die Einrichtung der richtige Ort für die Kinder ist, ist es notwendig Transparenz zu zeigen. Pädagogische Fachkräfte müssen in der Lage sein ihre Arbeit zu begründen und darzustellen. Eltern möchten wissen, was die Einrichtung für ihr Kind bedeutet und dies nach Außen zu tragen schafft Vertrauen und Offenheit. Die pädagogische Fachkraft überzeugt in ihrem Handeln und muss authentisch sein. Zudem sind weitere soziale Kompetenzen wie Respekt zeigen, Achtung, Kompromissbereitschaft und Kritikfähigkeit Grundlagen der Erziehungspartnerschaft mit Eltern (vgl.: Völkel/ Wihstutz 2014, S.27).
Die Verantwortung für eine vertrauensvolle und gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft trägt die pädagogische Fachkraft. Ausschlaggebend ist dafür ist ihre pädagogische Haltung zur Erziehungspartnerschaft. Versteht die Fachkraft Erziehungspartnerschaft und regelmäßigen Austausch mit den Eltern als Belastung oder „Zeit-Dieb“, wird es kaum möglich sein eine vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern aufzubauen. Die Entwicklung und die Beziehung zum Kind leiden darunter. „Grundvoraussetzung für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Erzieherinnen und Eltern ist eine positive und offenere Haltung der Erzieherinnen den Eltern gegenüber und langfristig auch umgekehrt. Die Erzieherinnen müssen jedoch dabei den ersten Schritt tun und den Eltern eine einladende Haltung signalisieren“ (Pietsch/ Ziesemer/ Fröhlich-Gildhoff 2010, S.7).
Erziehungspartnerschaft, wie der Begriff schon aussagt, ist beidseitig und als ein Miteinander zu betrachten. Kommen die Eltern den pädagogischen Mitarbeitern nicht mit Offenheit und Vertrauen entgegen, ist es auch für die pädagogischen Mitarbeiter schwierig eine Beziehung aufzubauen, auch, wenn sie dies als sehr wichtig empfinden. Die Begegnung auf Augenhöhe zwischen Eltern und Fachkräften ist abhängig vom Umgang miteinander. Eine positive Grundhaltung stellt die Basis für die weitere Zusammenarbeit dar. Der Umgang miteinander ist ressourcenorientiert und im Mittelpunkt steht die persönliche Entwicklung des Kindes. Es ist wichtig sich ohne Konkurrenzdruck zu begegnen und sich dem anderen gegenüber offen und verständlich voll zu zeigen. Auch Vertrauen, Reflexionsbereitschaft, Toleranz und Dialogbereitschaft führen zur gelingenden Erziehungspartnerschaft (vgl. Wehinger 2016, S.11ff).
Erziehungspartnerschaft ist beidseitig und nur wenn beide Seiten kooperieren, kann eine Zusammenarbeit partnerschaftlich sein.
„Beide Seiten – pädagogische Fachkräfte und Eltern – tragen gemeinsam Verantwortung für den Bildungsprozess der Kinder. Sie sorgen dafür, dass auf diese Weise die beiden Lebenswelten Kita und Familie verbunden werden und nicht nur parallel nebeneinander bestehen“ (Wehinger 2016, S. 10).
Grenzen der Erziehungspartnerschaft liegen, wie bei jeder Art der Kooperation, am Wollen. Jede Zusammenarbeit und jedes Miteinander können nur funktionieren, wenn beide Seiten das wollen. Eine Grenze zu ziehen ist, wenn das Wohl des Kindes gefährdet ist. Auch dann ist ein respektvoller Umgang mit den Eltern wichtig, jedoch müssen unter Umständen Entscheidungen gefällt werden, bei denen die Eltern nicht mit einbezogen werden. Dies sind glücklicherweise meist Ausnahmen. Grenzen einer Erziehungspartnerschaft entstehen auch, wenn Eltern oder pädagogische Fachkräfte das Kind aus dem Mittelpunkt verlieren und es eher zu einer Eltern-Fachkraft-Partnerschaft kommt, in der private Angelegenheiten eine größere Priorität bekommen. Auch fehlendes Vertrauen, Missverständnisse, Vorwürfe oder Lästereien führen eher zum Rückzug als zur Zusammenarbeit (vgl. Fialka 2010, S.8).
3. Kinder depressiver Eltern
Erkrankt ein Elternteil an einer Depression sind auch die Kinder und die Familie mit betroffen. Die Krankheit beeinflusst das gesamte soziale und besonders das familiäre Umfeld des Erkrankten. Gewohnheiten, Rituale und bisherige selbstverständliche Abläufe ändern sich und dies wird auch von Kindern bemerkt. Eine depressive Erkrankung eines Elternteil stellt für die Kinder ein kritisches Lebensereignis dar. „Kritische Lebensereignisse durchkreuzen Pläne, verschließen Handlungspfade und erzeugen Einschränkungen des Handlungsraums, und zwar subjektiv […] wie auch objektiv im Zuge dessen, was mit dem Ergebnis verloren ging“ (Filipp/Aymanns 2009, S. 48).
Das folgende Kapitel beschreibt eine Depression und wie sich eine elterliche Depression auf die Eltern-Kind-Beziehung, die Erziehungsfähigkeit und die Gefühlswelt von Kindern auswirken kann. Zudem wird auch beschrieben, welche möglichen Risikofaktoren für die Kinder aufgrund einer elterlichen Depression bestehen können, und welchen Einfluss eine Depression eines Elternteil auf die kindliche Entwicklung haben kann. Für pädagogische Fachkräfte in der Kindertageeinrichtung ist es von hoher Bedeutung Kinder in ihrer Gefühlswelt verstehen zu können. Sie haben dann die Möglichkeit individuell auf die Kinder und ihre Bedürfnisse einzugehen und Handlungsweisen nachzuvollziehen.
3.1. Definition und Symptome einer Depression
Die Depression zählt zu den unipolaren Störungen und charakterisiert sich durch depressive Verstimmung, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit. In der Regel äußert sich dieser Gefühlszustand in der Verminderung des Antriebs, des Aktivitätsniveaus, der Konzentrationsfähigkeit und der Aufmerksamkeit. Rückzug, Flucht und Vermeidung sind häufig auffällige Reaktionen depressiv Erkrankter. In einer depressiven Phase ist kaum Selbstbewusstsein erkennbar und Schuldgefühle, Gefühle von Wertlosigkeit und pessimistische Perspektiven treten auf. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, meiden soziale Kontakte und isolieren sich selbst. Eine Depression lässt sich nach der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme in leichte, mittelgradige und schwere depressive Phasen gliedern. Bei einer leichten depressiven Phase sind die Betroffenen beeinträchtigt, aber in der Lage ihren Alltag zu bewältigen. Bei einer mittelgradigen Phase hat die Person Schwierigkeiten ihre täglichen Aktivitäten durchzuführen. Von einer schweren Depression wird gesprochen, wenn eine Reihe von quälenden Symptomen auftreten und es zu Suizidgedanken oder Suizidhandlungen kommt. Depressionen verlaufen phasenhaft und können dabei Wochen bis Monate, in Extremfällen sogar Jahre, Bestand haben (vgl. Schone/Wagenblass 2010, S.34-35).
Ein Betroffener einer Depression mit schwerem Verlauf berichtet aus seinem Alltag: „Die einfachsten Dinge scheinen einen ungeheuren Aufwand zu erfordern. Ich erinnere mich, wie ich in Tränen ausbrach, weil das Seifenstück in der Dusche aufgebraucht war. Ich weinte, weil eine der Tasten meines Computers kurz klemmte. Alles erschien mir wahnsinnig schwierig, und die Aussicht, den Telefonhörer von der Gabel heben zu müssen, war wie bankdrücken mit einem Gewicht von 200 kg. Die grimmige Wahrheit, nicht einen, sondern zwei Socken anziehen zu müssen, und anschließend noch zwei Schuhe, überwältigte mich dermaßen, dass ich zurück ins Bett wollte“ (Aussage eines Mannes in: Gerrig 2008, S. 565).
Kinder, deren Eltern an einer Depression erkrankt sind, spüren die Traurigkeit und Schwere der Eltern. Oft verstehen sie jedoch nicht, warum es dem Elternteil gerade so schlecht geht und suchen die Schuld bei sich. Auch Angst um die Eltern, dass diesen etwas passieren könnte, begleitet die Kinder.
3.2. Die Beziehung des Kindes zum erkrankten Elternteil
Kinder sind bereits im Mutterleib stark emotional mit ihrer Mutter verbunden und sobald ein Kind auf die Welt kommt entsteht auch zu dem anderen Elternteil eine tiefe emotionale Bindung. Da Kinder ihre eigenen Gefühle noch nicht als solche kennen, lenken die Eltern die Emotionen ihres Kindes durch ihr Verhalten. Das Kind lernt so, wie die Eltern in Trauer-, Frust-, Müdigkeits-, Hunger-, und Freudensituationen mit ihm umgehen. Durch diese starke emotionale Bindung nehmen Kinder schon früh Veränderungen der psychischen Befindlichkeit der Eltern wahr. Die Kinder werden bei einer depressiven Erkrankung eines Elternteils oft mit Antriebslosigkeit, Interessensverlust, Pessimismus, Traurigkeit etc. konfrontiert (vgl. Plass/ Wiegand-Grefe 2012, S.23).
Eltern bieten ihren Kindern Schutz, Sicherheit und Geborgenheit, damit diese Situationen und Erlebnisse einschätzen können und nicht ständig Überforderungen oder Bedrohungen sehen. Erste Erfahrungen von Anerkennung und Sicherheit erleben Kinder durch emotionale Zuwendung von ihren Eltern und Bezugspersonen. Das geschaffene Vertrauen regt das Selbstvertrauen des Kindes an. Emotionaler Austausch von Eltern und deren Kindern, ist in der frühen Entwicklung bedeutsam, da er sich positiv auf das Selbsterleben auswirkt (vgl. Deneke 2004, S. 22-23).
Eine hohe Problematik ergibt sich, wenn die Kinder, deren Elternteil an einer Depression erkrankt ist, noch sehr klein sind. Kleinkinder und Kinder im Säuglingsalter sind besonders auf soziale Beziehungen der Eltern oder anderen Bezugspersonen angewiesen. Neben der Befriedigung der Grundbedürfnisse nach Ernährung und Pflege brauchen sie abwechslungsreiche Anregungen für ihre Entwicklung. Das Gefühl von Geborgenheit, Anerkennung, Sicherheit und Schutz ist dabei sehr wichtig. Würden Kleinkindern diese positiven Erfahrungen und eine sichere Bindung zu den Eltern verloren gehen oder bleiben sie ihnen verwehrt, sind diese gezwungen, sich auf sich selbst zu verlassen (vgl. Schone/ Wagenblass 2010, S. 18-19).
Besonders junge Kinder sind empfänglich für Stimmungsschwankungen ihrer Mütter, weil sie die meiste Zeit in ihrer unmittelbaren Nähe verbringen. Es konnte nachgewiesen werden, dass depressive Mütter ihren Kindern gegenüber weniger engagiert, empathisch und warmherzig sind als gesunde Mütter. Außerdem gehen sie nicht so einfühlsam und wohlwollend mit den kindlichen Bedürfnissen um (vgl. Herpertz-Dahlmann/ Remschmidt 2000, S. 227).
Wissenschaftliche Studien zur Eltern-Kind-Beziehung kommen zu dem Ergebnis, dass viele depressive Eltern im Umgang mit ihren Kindern, besonders bei Kleinkindern und Säuglingen, Auffälligkeiten zeigen. Diese lassen sich teilweise deutlich von gesunden Eltern unterscheiden. So verhalten sich depressive Eltern eher passiv und begegnen ihrem Kind mit weniger Blickkontakt und Lächeln. Sie lassen weniger Interesse und emotionale Beteiligung erkennen und auch der Körperkontakt ist geringer. Sie sprechen nicht so viel mit dem Kind und äußern vermehrt die eigene Gefühlslage von Belastungen oder Überforderung. Auch gelingt es depressiven Eltern weniger einfühlsam auf ihre Kinder und deren Bedürfnisse einzugehen und Äußerungen richtig wahrzunehmen. Eltern mit einer Depression reagieren oftmals nicht oder erst verzögert auf die Signale des Kindes und sind, besonders in akuten Krankheitsphasen, emotional schwer oder nicht erreichbar. Oftmals wechselt das Verhalten zwischen überfürsorglichem Verhalten und passiven Reaktionen so dass das Verhalten unberechenbar wird. Das Kind wird dann seine Bedürfnisse nach Kontakt, Nähe, und Zuwendung unterdrücken oder besonders stark nach Aufmerksamkeit und Nähe suchen. Ein unsicheres Bindungsverhalten ist bei Kindern depressiver Eltern häufig zu beobachten (vgl. Lenz/ Wiegand-Grefe 2016, S.17-20).
„Eine sichere Bindung, d.h. eine enge, überdauernde emotionale Beziehung von Kindern zu ihren Eltern und anderen Bezugspersonen, stellt ein menschliches Grundbedürfnis dar und ist eine zentrale Voraussetzung für eine positive kindliche Entwicklung. Erfährt ein Kind dauerhaft verlässliche, verständnisvolle und einfühlsame Antworten auf seine Bedürfnisse und darüber hinaus auch Unterstützung in Situationen, in denen es sich bedroht fühlt oder Kummer hat, so entwickelt es Vertrauen in seine soziale Umwelt, sieht sich selbst als liebenswert an und entwickelt ein positives Selbstbild. Eine sichere Bindung bildet die Basis für die Erkundung der Welt. Die enge emotionale Beziehung zu den Eltern und anderen Bezugspersonen ermutigen das Kind, mit Offenheit und Neugierde die Welt zu entdecken“ (Lenz/ Wiegand-Grefe, 2016 S.18).
Eine sichere Bindung zwischen Eltern und Kindern ist für eine positive Entwicklung der Kinder von Bedeutung. Können Eltern und Kinder aufgrund einer elterlichen Depression keine sichere Bindung eingehen, wirkt sich dies negativ auf die Eltern-Kind-Beziehung das Urvertrauen und die Entwicklung der Kinder aus.
3.3. Die Auswirkungen einer Depression auf die Erziehungsfähigkeit der Eltern
Eine entscheidende Grundlage für die Entwicklung von Kindern bildet die Erziehungsfähigkeit der Eltern. Bei einer depressiven Erkrankung eines Elternteils kann es vorkommen, dass diese so ausgeprägt ist, dass die Erziehungsfähigkeit eingeschränkt ist. Durch die schwierigen familiären Lebensumstände, die psychische Belastung und soziale-emotionale Einschränkungen ist die Erziehungsfähigkeit depressiver Eltern nicht selten stark beeinträchtigt (vgl. Jungbauer 2016, S.46). Unter Erziehungsfähigkeit wird unter anderem die elterlichen Fürsorgepflicht, das Kindeswohl, die Betreuung und die Eltern-Kind-Beziehung verstanden. Nach Lenz belegen eine Reihe von Studien, dass Eltern mit einer Depression eine moderate bis starke Einschränkung der Erziehungsfähigkeit aufweisen. Die Studien legen dabei ihren Fokus auf die Einschränkungen in bindungs-relevanten Fähigkeiten. Depressive Eltern sind in ihrer Responsivität eingeschränkt und reagieren dauerhaft nicht oder nur verzögert auf Bedürfnisse der Kinder. Die eigenen Bedürfnisse stehen im Vordergrund und sie begegnen ihren Kindern abweisend oder passiv. Die Bedürfnisse der Kinder zu befriedigen ist aber Teil der elterlichen Fürsorgepflicht. Depressive Eltern können dieser Pflicht nicht vollkommen nachkommen (vgl. Lenz 2008, S. 19-21).
Erik Erikson hat für das mittlere Erwachsenenalter folgende Entwicklungsaufgaben zusammengefasst:
- „verantwortliches Führen eines eigenen Haushaltes,
- Verantwortung für die Versorgung und Erziehung eigener Kinder,
- Stabile und zufriedenstellende berufliche Etablierung
- Wahrnehmen erwachsener sozialer Verantwortlichkeit,
- Einstellen auf eigene alternde Eltern“ (Romer/ Möller/ Wiegand-Grefe 2010, S.30).
Bei einer depressiven Erkrankung ist die Bewältigung dieser Entwicklungsaufgaben erschwert und es kommt zu weiteren Risikofaktoren, die eine gute Elternkompetenz erschweren. Diese sind zum Beispiel familiäre Konflikte, Trennung durch Klinikaufenthalte, soziale Isolation oder ein unstrukturierter Tagesablauf. Risikofaktoren können bei den Eltern zu Unsicherheiten in der Elternrolle führen und Defizite in der emotionalen Responsivität auslösen. Dies wirkt sich wiederum negativ auf die Eltern-Kind-Beziehung aus. Die Kinder erleben einen Bruch in der Robustheit und Schutzfunktion der Eltern und Eltern zeigen sich schwach und zerstörbar. Oft brauchen Eltern selbst emotionale und lebenspraktische Hilfe und Unterstützung. Die Erwartungen an die Elternrolle können nicht erfüllt werden (vgl. Romer/ Möller/ Wiegand-Grefe 2010, S.30-31).
Während einer akuten mittelgradigen oder schweren depressiven Erkrankung ist die Erziehungsfähigkeit des betroffenen Elternteiles stark beeinträchtigt. Bei Säuglingen und jungen Kindern ist eine dadurch mögliche Gefährdung des Kindeswohls besonders bedrohlich. Der Schutz des Kindes und eine zuverlässige Versorgung sind eingeschränkt, da es bei einer Depression zu Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen und Antriebsschwäche kommen kann. Aus diesem Grund können betroffene Elternteile in Gefahrensituationen nicht mehr angemessen reagieren. Ebenso ist die Belastbarkeit einschränkt. Die Kinder sind bei Antriebslosigkeit mehr auf sich allein gestellt, da das Elternteil dem Kind nur erschwert Aufmerksamkeit schenken kann. Auch das seelische Wohl der Kinder kann durch eine Depression gefährdet sein. Für das betroffene Elternteil ist es schwer, die Liebe zum Kind auf emotionaler Ebene auszudrücken und auf die kindlichen Emotionen zu reagieren. Aus diesem Grund entstehen seitens der Kinder emotionale Defizite, was sich z.B. darin äußert, dass Kinder bei der Regulation und Äußerung ihrer Emotionen zurückgeworfen werden. Durch die Überforderung des depressiven Elternteils können emotionale Vernachlässigung und seelische Misshandlung des Kindes entstehen. Dies zeigt sich eventuell in erhöhter Reizbarkeit und feindseliger Ablehnung des Kindes. Weitere Gefährdungsmomente treten auf, wenn das kindliche Bedürfnis nach Regeln und Struktur nicht erkannt oder befriedigt werden kann. Durch falsche Selbsteinschätzung oder Fehleinschätzung können sich gefährliche Situationen, wie zum Beispiel im Straßenverkehr ergeben, oder, dass Eltern nicht bemerken, dass ihr Kind hungrig ist oder friert (vgl. Plattner 2017, S. 43-45). Depressive Elternteile zeigen sich nicht selten inkonsequent und haben Schwierigkeiten Grenzen zu setzten. Sie fühlen sich inkompetent und den Anforderungen der Erziehung nicht gewachsen. Oftmals beschreiben sie ihre Kinder auch als auffällig und schwierig, obwohl dies von neutralen Beobachtern nicht bestätigt werden kann (vgl. Kölch/ Ziegenhain/ Fegert 2014, S.47).
„Die Qualität der alltäglichen Eltern-Kind-Beziehung und der frühkindlichen Bindung spielt eine zentrale Rolle bei der Beurteilung der elterlichen Erziehungsfähigkeit. Die zugrundeliegende Kompetenz der Eltern ist die Einfühlsamkeit in die Bedürfnisse der Kinder und die Fähigkeit, diese Bedürfnisse zu befriedigen“ (Plattner 2019, S. 21).
Eltern mit einer Depression zeigen sich in ihrem Erziehungsverhalten auch verunsichert, da sie sich, aufgrund ihrer Erkrankung, häufig selbst nicht in der Lage sehen ihre Kinder „richtig“ zu erziehen. Sie haben Schuldgefühle, weil sie ihren Kindern nicht die notwendige Aufmerksamkeit, Betreuung und Förderung bieten können. In Zeiten einer akuten Depression zeigt sich, dass zum einen die Fähigkeit beeinträchtigt sein kann, mit den alltäglichen Anforderungen in der Erziehung zurechtzukommen, und zum anderen die eigenen Möglichkeiten, die Kinder zu unterstützten und anzuleiten eingeschränkt sein können (vgl. Lenz/ Wiegand-Grefe 2016, S. 16).
Bei der Beurteilung zur Erziehungsfähigkeit sind zwei Faktoren zu beachten. Zum einen darf das Kind nicht die Stabilisierung seiner Eltern gewährleisten und zum anderen ist eine psychische Erkrankung kein alleiniger Grund an einer Erziehungsunfähigkeit festzuhalten. Das liegt daran, dass die Krankheitsverläufe und Auswirkungen sehr individuell und unterschiedlich sein und nicht pauschal allgemein beurteilt werden können (Vgl. Plattner 2019, S. 30).
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- Judith Bröcker (Autor), 2021, Erziehungspartnerschaft mit depressiven Eltern in der Kindertageseinrichtung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1131019
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