Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung auf Instagram anhand der Kanäle von ZDFheute und dem Spiegel. Ziel der Arbeit ist die Beantwortung der forschungsleitenden Fragen: Wie sieht die Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung auf den Instagram Kanälen von ZDFheute und dem Spiegel aus? In welchem Kontext sind Frauen und Männer besonders unter- bzw. überrepräsentiert?
Für die Beantwortung der beiden aufgestellten Forschungsfragen wurde eine quantitative Inhaltsanalyse durchgeführt. Untersucht wurden alle Instagram Beiträge mit Corona Bezug, die zwischen dem 1. und 14. März 2021 auf den Instagram Kanälen von ZDFheute und dem Spiegel hochgeladen wurden.
In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Studien mit der Geschlechterverteilung in den Medien beschäftigt und festgestellt, dass Männer in diesen deutlich häufiger vorkamen als Frauen. Diese Erkenntnis konnte ebenfalls für die Corona Berichterstattung im Fernsehen und in Online Printmedien bestätigt werden. Die Untersuchungen vor und auch während der Covid-19-Pandemie betrachteten jedoch überwiegend die "klassischen" Medien, obwohl in den jüngeren Generationen vor allem auch soziale Netzwerke und speziell die App Instagram als Informationsmedium genutzt werden. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen, die im theoretischen Teil dieser Arbeit beleuchtet werden, wird eine empirische Untersuchung durchgeführt, die diese Forschungslücke schließen soll.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung und Problemstellung
2 Theoretische Grundlagen und aktueller Forschungsstand
2.1 Journalismus auf Instagram
2.2 Die Covid-19 Krise und die Rolle der Medien
2.2.1 Definition Covid-19
2.2.2 Das Informationsverhalten der Deutschen und die Rolle der Medien in der Krise
2.3 Frauen in den Medien
2.3.1 Kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung
2.3.1.1 Der Gleichheitsansatz
2.3.1.2 Der Differenzansatz
2.3.1.3 Der (De-)Konstruktivismus
2.3.2 Die Repräsentation der Frau in den letzten Jahren bis heute
2.3.2.1 Informationssendungen im Fernsehen
2.3.2.2 Presse
2.3.2.3 Online Nachrichten und Social Media
2.3.3 Die Relevanz der Frau in den Medien
2.4 Aktueller Forschungsstand zur Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung
2.4.1 Fernsehen
2.4.2 Online Printmedien
2.5 Zwischenfazit
3 Empirische Untersuchung
3.1 Forschungsfragen und Hypothesen
3.2 Methodik
3.3 Pretest
3.4 Auswertung der Forschungsergebnisse
3.5 Diskussion der Forschungsergebnisse
3.6 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abstract
In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Studien mit der Geschlechterverteilung in den Medien beschäftigt und festgestellt, dass Männer in diesen deutlich häufiger vorkamen als Frauen. Diese Erkenntnis konnte ebenfalls für die Corona Berichterstattung im Fernsehen und in Online Printmedien bestätigt werden. Die Untersuchungen vor und auch während der Covid-19-Pandemie betrachteten jedoch überwiegend die „klassischen“ Medien, obwohl in den jüngeren Generationen vor allem auch soziale Netzwerke und speziell die App Instagram als Informationsmedium genutzt werden. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen, die im theoretischen Teil dieser Arbeit beleuchtet werden, wird eine empirische Untersuchung durchgeführt, die diese Forschungslücke schließen soll.
Die vorliegende Forschung dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung auf Instagram anhand der Kanäle von ZDFheute und dem Spiegel. Ziel der Arbeit ist die Beantwortung der forschungsleitenden Fragen: Wie sieht die Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung auf den Instagram Kanälen von ZDFheute und dem Spiegel aus? In welchem Kontext sind Frauen und Männer besonders unter- bzw. überrepräsentiert?
Für die Beantwortung der beiden aufgestellten Forschungsfragen wurde eine quantitative Inhaltsanalyse durchgeführt. Untersucht wurden alle Instagram Beiträge mit Corona Bezug, die zwischen dem 1. und 14. März 2021 aufden Instagram Kanälen von ZDFheute und dem Spiegel hochgeladen wurden.
Die Forschungsergebnisse zeigen auf, dass die Tradition der Unterrepräsentation der Frau auch in der Corona Berichterstattung auf Instagram fortgeführt wird. Auf beiden untersuchten Instagram Kanälen sind Männer sowohl auf der Bildebene als auch auf der Textebene überrepräsentiert. Vor allem in der Rolle der Experten kommen Männer häufig vor, Frauen hingegen eher als Alltagspersonen und Sprecherinnen. Die Inhaltsanalyse hat zudem ergeben, dass die Expertise von Männern besonders in gesellschaftlich wichtigen Themen, wie Medizin und Politik, gefragt ist, die der Frauen eher im Themenbereich Bildung.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Relative Häufigkeit von Männern und Frauen auf Bildern und in Videos von ZDFheute
Abbildung 2: Relative Häufigkeit von Männern und Frauen auf Bildern und in Videos des Spiegels
Abbildung 3: Relative Häufigkeit von Namensnennungen und Zitaten nach Geschlecht auf dem Kanal von ZDFheute
Abbildung 4: Relative Häufigkeit von Namensnennungen und Zitaten nach Geschlecht auf dem Kanal des Spiegels
Abbildung 5: Relative Häufigkeit von Alltagspersonen auf Bildern und Videos von ZDFheute
Abbildung 6: Relative Häufigkeit von Expertinnen auf Bildern und Videos von ZDFheute
Abbildung 7: Relative Häufigkeit von Expertinnen auf Bildern und Videos des Spiegels ..
1 Einleitung und Problemstellung
Im Mai 2020 veröffentlichte das Institut für Medienforschung der Universität Rostock im Auftrag der MaLisa Stiftung eine Studie, die die Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung im Fernsehen und in Online Printmedien analysierte.
„Eines der wichtigsten Ergebnisse unserer Studie ist, dass Frauen nicht gefragt werden. Und zwar auch dann nicht, wenn es sie gäbe“ (MaLisa Stiftung, 2020).
Die Kommunikationsforscherin Elizabeth Prommer fasst mit diesem Zitat das zentrale Ergebnis der Studie zusammen und macht auf die ungleiche Geschlechterverteilung in den Medien aufmerksam. Die Corona Berichterstattung stellt diesbezüglich jedoch keine Ausnahme dar. In den vergangenen Jahren wurden bereits zahlreiche Untersuchungen zu dieser Thematik veröffentlicht. Schon im Jahr 1975 beschrieb Küchenhoff die Problematik wie folgt:
„Männer handeln, Frauen kommen vor“ (S. 242).
Die Co-Gründerin der MaLisa Stiftung, Maria Furtwängler, zeigt ebenfalls auf, dass sich dieses Missverhältnis der Geschlechter sowohl vor als auch während der Corona Pandemie durch die Berichterstattung zieht und geht dabei speziell auf Expertinnen ein:
„Bereits unsere Studie zu TV und Film von 2017 hat besonders im Bereich der Expertinnen eine große Schieflage aufgezeigt. Dass diese sich in der aktuellen Krise, die ja zur Stunde der Expertinnen wird, fortsetzt, ist besonders bedauerlich“ (MaLisa Stiftung, 2020).
Im Mittelpunkt der Forschungen zur Repräsentation von Frauen und Männern standen sowohl vor als auch während der Corona Pandemie größtenteils die „klassischen“ Medien wie das Fernsehen oder (Online-)Printmedien. Soziale Netzwerke wurden in Bezug auf die Geschlechterverteilung bisher nicht ausführlich untersucht. Vor allem in jüngeren Generationen spielen diese jedoch eine bedeutsame Rolle als Informationsmedium (Hölig & Hasebrink, 2020, S. 55).
Die vorliegende Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Männer und Frauen in der Corona Berichterstattung auf Instagram repräsentiert sind. In der empirischen Untersuchung werden die beiden Instagram Kanäle von ZDFheute und dem Spiegel herangezogen. Ziel der Untersuchung ist es, die beiden forschungsleitenden Fragen zu beantworten:
Wie sieht die Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung auf den Instagram Kanälen von ZDFheute und dem Spiegel aus? In welchem Kontext sind Frauen und Männer besonders unter- bzw. überrepräsentiert?
Der theoretische Teil dieser Arbeit ist in zwei Themenschwerpunkte gegliedert, die am Ende des Literaturteils miteinander verknüpft werden. Im ersten Teil der Arbeit stehen die Corona Pandemie und die Rolle der Medien während dieser, sowie die Plattform Instagram, im Fokus.
In Kapitel 2.1 wird zunächst erläutert, wie Instagram für journalistische Inhalte genutzt werden kann und welche Rezipientinnen die App als Informationsmedium nutzen, da sich die empirische Forschung dieser Arbeit mit der Corona Berichterstattung auf dieser Plattform beschäftigt.
Dem darauffolgenden Teil 2.2 wird eine Definition des Coronavirus vorangestellt. Anschließend wird das Informationsverhalten der Deutschen während der Pandemie beschrieben und die Relevanz der Medien und speziell der sozialen Netzwerke in der Krise erläutert.
Im Anschluss wird in Kapitel 2.3 der zweite thematische Schwerpunkt, die Situation der Frau in den Medien, beleuchtet. Hier werden zunächst drei verschiedene Ansätze der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung wissenschaftlich erläutert. In Kapitel 2.3.2 werden daraufhin verschiedene Studien vorgestellt, die sich im Zeitraum von 1975 bis 2016 mit der Repräsentation und Darstellung der Frau in verschiedenen Medien beschäftigt haben. Darüber hinaus wird im darauffolgenden Kapitel aufgezeigt, weshalb die Art und Weise, wie Frauen in den Medien gezeigt werden, von so hoher Relevanz ist.
In Kapitel 2.3 wird der aktuelle Forschungsstand zur Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung anhand einer Studie dargelegt. In diesem Kapitel werden somit die vorangegangen Themenschwerpunkte miteinander verknüpft. Der theoretische Teil dieser Arbeit wird im Anschluss mit einem Zwischenfazit abgeschlossen.
Im dritten Kapitel der Bachelorarbeit folgt die empirische Untersuchung. In diesem werden zunächst die Forschungsfragen und Hypothesen vorgestellt. Zudem wird erläutert, auf welchen Grundlagen und Erkenntnissen des theoretischen Teils diese gebildet wurden.
In Kapitel 3.2 wird zunächst kurz die Methode der quantitativen Inhaltsanalyse erklärt. Im Anschluss wird der Untersuchungsgegenstand festgelegt und die Auswahl der Grundgesamtheit beschrieben. Im weiteren Vorgehen wird in Kapitel 3.3 ein Pretest durchgeführt. Die Variablen, anhand deren die Instagram Beiträge codiert werden, sind im Codebuch festgehalten, welches im Anhang A zu finden ist. Zudem werden in diesem die einzelnen Kategorien definiert und anhand von Ankerbeispielen veranschaulicht. Allgemeine Codieranweisungen werden im Codebuch ebenfalls festgehalten.
Im Anschluss wird die empirische Untersuchung anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse durchgeführt, dessen Ergebnisse im Kapitel 3.4 ausgewertet werden. Im folgenden Kapitel werden die Erkenntnisse diskutiert und Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den bisherigen Forschungen herausgestellt, die im theoretischen Teil beschrieben wurden. Zudem werden Beschränkungen der Untersuchungen erläutert und es folgt ein Ausblick für weitere Forschungen.
Im letzten Kapitel 3.6 der Arbeit wird ein Fazit gezogen und die aufgestellten Forschungsfragen beantwortet.
2 Theoretische Grundlagen und aktueller Forschungsstand
2.1 Journalismus auf Instagram
Bereits im Jahr 2015 beschreibt Spangenberg das Wachstum journalistischer und informierender Inhalte in den sozialen Medien:
In den vergangenen Jahren wurden soziale Netzwerke immer mehr dazu genutzt, um Informationen zu verbreiten. Umgekehrt dienen Inhalte aus sozialen Netzwerken Journalisten mittlerweile als weitere, gelegentlich auch einzige (häufiger noch als erste) Informationsquelle (Spangenberg, 2015, S. 106).
Auch aktuelle Studien zeigen, dass Nachrichten zunehmend über soziale Netzwerke konsumiert werden - vor allem von den jüngeren Generationen. Im Rahmen des Reuters Institute Digital News Reports 2019 gaben 50 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 48 Prozent der 25- bis 34-Jährigen an, soziale Medien wöchentlich als Nachrichtenquelle zu nutzen (Hölig & Hasebrink, 2019, S. 17). Ein Jahr später nutzten 56 und 51 Prozent dieser Altersklassen die sozialen Medien zu diesem Zweck (Hölig & Hasebrink, 2020, S. 19). Es lässt sich somit eine steigende Tendenz erkennen. Auch Staschen (2017) greift diese Beobachtung auf und erläutert, dass die Konsumentinnen nicht mehr auf die Abendnachrichten warten würden, sondern Nachrichten mithilfe des Smartphones auch unterwegs beziehen können (S. 10).
Im Folgenden wird in Hinblick auf journalistische Inhalte speziell auf das soziale Netzwerk Instagram eingegangen, da die Berichterstattung auf dieser Plattform die Grundlage der empirischen Untersuchung dieser Arbeit bildet.
Instagram ist in Deutschland das beliebteste soziale Netzwerk der jungen Generationen. Die ARD/ZDF-Online Studie 2020 kam zu dem Ergebnis, dass 65 Prozent der 14- bis 29-Jährigen Instagram mindestens einmal die Woche nutzten, knapp die Hälfte dieser Altersgruppe sogar täglich (Beisch & Schäfer, 2020, S. 466 f.). Bei Betrachtung aller Altersklassen nutzten 20 Prozent die Plattform wöchentlich, ein Viertel täglich (ebd., S. 466 f.).
Der Fokus der Plattform liegt laut Bettendorf (2020) auf bildlichen Inhalten, sprich auf Fotos und Videos (S. 4). Auch wenn journalistische Geschichten laut Haarkötter (2019) hauptsächlich mit Text funktionieren, sieht er in Instagram eine Menge Möglichkeiten, die App trotzdem für journalistische Inhalte zu verwenden (S. 271 f.). Der Einsatz des sozialen Netzwerks eigne sich demnach vor allem für Redaktionen, die viele Foto- und Videoinhalte nutzen und im Besonderen eine junge Zielgruppe erreichen möchten (Haarkötter, 2019, S. 272). Als Beispiel hierfür greift Haarkötter unteranderem den Fernsehsender ZDF und die Bild auf (ebd.).
Des Weiteren eigne sich die Plattform ebenfalls für ausführlichere Meldungen, da die Beiträge, ergänzend zu bildlichem Material, eine Beschreibung mit 2 200 Zeichen enthalten können, so Haarkötter (2019, S. 272). Deutsche Medienhäuser platzieren darüber hinaus oft auch einen kurzen Text oder ein Zitat auf dem Bild selbst (Bettendorf, 2020, S. 4). Als Beispiel für einen Beitrag dieser Art nennt Bettendorf (2020) „ein Foto von Angela Merkel mit dem Text .Angela Merkel tritt zurück'“ (ebd.).
Neben den typischen Foto- und Videobeiträgen geht Bettendorf (2018) auf das Potential von Instagram Stories ein. Diese bestehen aus Fotos oder Videos, sogenannten „Südes“, mit einer Maximallänge von 15 Sekunden (Bettendorf, 2020 S. 4). Die Stories bleiben allerdings nur 24 Stunden in dem jeweiligen Profil sichtbar (Haarkötter, 2019, S. 272). Instagram Stories bieten Journalistinnen die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, die, verglichen mit Fernsehbeiträgen, stärker komprimiert seien (Bettendorf, 2020, S. 4 f.). Als Beispiel greift Bettendorf (2019) das Format „Tagesschau in 100 Sekunden“ auf (ebd., S. 4).
Neben den Stories gibt es seit 2018 eine zusätzliche Funktion für das Hochladen von Videos: Instagram TV, kurz IGTV (Bettendorf, 2020, S. 37). Dieses Format ermöglicht es, Videos in einer Länge von einer bis zu 60 Minuten hochzuladen und würde sich dementsprechend auch für längere journalistische Videobeiträge und Interviews eignen (Bettendorf, 2020, S. 37 f.).
Im Jahr 2019 kam zudem die Funktion hinzu, auf Instagram live, also in Echtzeit, Videobeiträge hochzuladen (Bettendorf, 2018, S. 76). Instagram-Live eigne sich laut Bettendorf (2018) beispielsweise für Live-Interviews (S. 76). Diese Live-Videos können nach der Ausstrahlung als IGTV gespeichert und somit auch im Nachhinein angeschaut werden (ebd.).
Das soziale Netzwerk Instagram bietet demnach viele unterschiedliche Möglichkeiten, die Plattform für journalistische Inhalte zu nutzen. Viele deutsche Medienhäuser, beispielsweise die Zeit, die Welt oder auch ZDFheute, nutzen diese Plattform bereits (Zeit, 2021; Welt, 2021; ZDFheute, 2021).
Auf der Seite der Rezipientinnen wird Instagram vor allem von den jüngeren Generationen als Informationsmedium genutzt. Im Zuge des Reuters Institute Digital News Report 2020 gaben 20 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, die Plattform in der letzten Woche für Nachrichten genutzt zu haben (Hölig & Hasebrink, 2020, S. 55). In der Gruppe der 25- bis 34- Jährigen nutzten 13 Prozent die sozialen Medien zu diesem Zweck (ebd.). Der Kanal der Tagesschau ist mit aktuell drei Millionen Follower*innen (Stand: April 2021) ein gutes Beispiel für die große Masse, die mit journalistischen Inhalten auf Instagram erreicht werden kann (Tagesschau, 2021).
2.2 Die Covid-19 Krise und die Rolle der Medien
Dem folgenden Kapitel wird zunächst eine kurze Definition des Covid-19 Virus vorangestellt. Anschließend wird beleuchtet, wie sich das Informationsverhalten der Deutschen aufgrund der Pandemie verändert hat und welche Rolle die Medien in dieser Zeit spielen.
2.2.1 Definition Covid-19
Am 31. Dezember 2019 erfuhr die World Health Organization erstmals von mehreren Fällen von Lungenentzündungen in Wuhan in der Volksrepublik China (World Health Organizsation, 2020). Anfang Januar 2020 wurde nachgewiesen, dass die Betroffenen an Covid-19 erkrankt waren, verursacht durch ein neues Coronavirus namens SARS-CoV-2 (Vogel & Schaub, 2021, S. 51). China versuchte daraufhin, die Verbreitung der Krankheit mit Hilfe von QuarantäneMaßnahmen zu verhindern, doch das Virus hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon über die Grenzen hinaus und später auch auf der ganzen Welt ausgebreitet (Vogel & Schaub, 2021, S. 52).
Die Symptome, die bei einer Erkrankung an Covid-19 am häufigsten auftreten, sind Fieber, Müdigkeit und trockener Husten (World Health Organization, 2020). Circa 80 Prozent der Erkrankten mit Symptomen überstehen die Krankheit laut der World Health Organization ohne einen Krankenhausaufenthalt (ebd.). 15 Prozent der Infizierten erleiden einen schweren Krankheitsverlauf und die übrigen fünf Prozent benötigen eine intensive Pflege (ebd). Laut des Robert Koch Instituts gab es bisher in Deutschland insgesamt knapp über drei Millionen gemeldete Fälle, davon fast 80 000 Tote (Stand: 14. April 2021) (Robert Koch-Institut, 2021). Weltweit galt Covid-19 als die tödlichste Infektionskrankheit des Jahres 2020 (Vogel & Schaub, 2021, S. 53).
Das Coronavirus wirkt sich auf viele Lebensbereiche der Bevölkerung aus und beeinflusst vor allem auch das soziale Leben. Um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, gibt es zahlreiche Maßnahmen, wie beispielsweise Kontaktbeschränkungen und zum Teil Ausgangsperren ab 22 Uhr (Stand: 28. April 2021). (Bundesregierung, 2021)
2.2.2 Das Informationsverhalten der Deutschen und die Rolle der Medien in der Krise
Während der Corona Pandemie gibt es in der Bevölkerung ein hohes Maß an Unsicherheit (Viehmann et al., 2020, S. 556). Um dieser Unsicherheit entgegenzuwirken, neigen Menschen laut Jakobs et al. (2021) zu einem höheren Informationskonsum (S. 152).
Das starke Informationsbedürfnis der Bevölkerung konnte beispielsweise anhand des COVID- 19 Snapchot Monitoring bestätigt werden. Im Rahmen dieser Studie gaben am 23. März 2021 etwa 73 Prozent der Befragten an, sich sehr bzw. eher häufig über Covid-19 zu informieren (Universität Erfurt et al., 2021). Auf der anderen Seite gaben hingegen nur 13 Prozent an, sich nie oder eher selten über diese Thematik zu informieren (ebd.). Die Studie „HINTS Germany“ kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass 34,3 Prozent der Deutschen täglich oder sogar mehrmals täglich gezielt nach Informationen über Corona suchen (Stiftung Gesundheitswesen, 2020).
Besonders die Ereignisse in Deutschland und in der eigenen Region sind wichtige Themen für die Deutschen, über die sie sich in Bezug auf das Coronavirus und dessen Entwicklung informieren (van Eimeren et al., 2020, S. 547).
Die deutsche Bevölkerung nutzt laut Viehmann et al. (2020) sowohl journalistische als auch private und offizielle Informationsquellen, um sich über Corona zu informieren (S. 557). Durch die Nutzung verschiedener Quellen kann es laut Jakobs et al. (2021) jedoch zu ,,widersprüchliche[n] Informationen, Gerüchte[n], Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen“ kommen (S. 152). Dementsprechend seien vor allem Quellen, die die Deutschen als seriös empfinden und denen sie vertrauen, in Zeiten der Krise von großer Bedeutung (Jakobs et al., 2021, S. 152).
Besonders die Medien spielen hier eine zentrale Rolle, da sie in Deutschland ein hohes Vertrauen genießen, welches über die letzten Jahre gestiegen ist und Ende des Jahres 2020 sogar einen Höchstwert erreicht hat (Jakobs et al., 2021, S. 153). Im Rahmen der Mainzer Langzeitstudie zum Medienvertrauen gaben im Jahr 2017 42 Prozent der Befragten an, den Medien eher bzw. voll und ganz bei wichtigen Dingen zu vertrauen (ebd.). Die zwei darauffolgenden Jahre wiesen ein relativ identisches Ergebnis auf (ebd.). Im Jahr 2020 gab es jedoch im Vergleich zu den vorherigen Jahren einen deutlichen Anstieg (ebd.). Mit 56 Prozent gab hier über die Hälfte der Befragten an, den Medien bei wichtigen Dingen eher bzw. voll und ganz zu vertrauen (ebd.).
In Bezug auf Corona lässt sich ein ähnlich hohes Vertrauen in die Medien erkennen. Im Jahr 2020 gaben 63 Prozent der Befragten an, der Medienberichterstattung zur Corona Pandemie eher bzw. voll und ganz zu vertrauen (Jakobs et al., 2021, S. 155). Nur zwölf Prozent hingegen vertrauten den Medien bezüglich dieser Thematik eher nicht bzw. überhaupt nicht (ebd.).
Die wichtigste Informationsquelle der Deutschen während des Lockdowns ist das öffentlichrechtliche Fernsehen. Im Zuge einer Online Befragung von ARD/ZDF, in Zusammenarbeit mit IPSOS, gaben 46 Prozent der Befragten dieses Medium als bevorzugte Quelle an, um sich über Corona zu informieren (van Eimeren et al., 2020, S. 547). Darauf folgen Nachrichtensender und private Sender, die jeweils 18 und elf Prozent der Befragten als wichtigste Informationsquelle nannten (ebd.). Weitere elf Prozent nutzten bevorzugt regionale Tageszeitungen, um sich zu informieren und jede*r Zehnte gab die sozialen Medien als wichtigste Quelle an, um Informationen zur Corona Thematik zu erhalten (ebd.). In Hinblick auf die sozialen Medien beschreiben März et al., dass beispielsweise öffentlich-rechtliche und auch offizielle Informationsquellen in den sozialen Medien vertreten seien, weshalb Informationen von hoher Qualität nicht „am Medium festgemacht werden“ können (2021, S. 31).
Anhand der Studie „HINTS Germany“ lässt sich bestätigen, dass die traditionellen Medien auf sozialen Netzwerken eine wichtige Informationsquelle darstellen. Diese kam zu dem Ergebnis, dass sich 13,4 Prozent der Befragten bevorzugt auf den Kanälen der traditionellen Medien in den sozialen Netzwerken überCovid-19 informieren (Stiftung Gesundheitswesen, 2020).
Besonders in den jüngeren Zielgruppen etablieren sich die sozialen Medien während der Corona Pandemie immer mehr als Informationsmedium. Im Zuge des Reuters Institute Digital News Report 2020 gaben insgesamt 72 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 63 Prozent der 25- bis 34-Jährigen an, sich in der letzten Woche über die sozialen Medien bezüglich Corona informiert zu haben (Hölig & Hasebrink, 2020, S. 72). In der Altersgruppe der 25- bis 34Jährigen nutzte mit 63 Prozent über die Hälfte dieses Alters die sozialen Medien zu diesem Zweck (ebd.).
Speziell das soziale Netzwerk Instagram hat in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen einen hohen Stellenwert erreicht. 38 Prozent dieser Altersklasse gab an, sich in der letzten Woche über diese Plattform über Corona informiert zu haben (ebd., S. 73). Bei den 25- bis 34-Jährigen nutzten 18 Prozent Instagram für die Informationsbeschaffung in Bezug auf Corona (ebd.).
Trotz der wichtigen Rolle, die den Medien in der Corona Pandemie zukommt, gibt es auch Kritik bezüglich der Corona Berichterstattung. Stollorz (2021) spricht beispielsweise von einer „redaktionellen Ausschließlichkeit“, mit denen die Medien über Corona berichten (S. 70). Jakobs et al. greifen diesen Punkt auf und erläutern, dass im Zuge der Mainzer Langzeitstudie zum Medienvertrauen 40 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass die Medien zu viel über Corona berichten (Jakobs et al., 2021, S. 156 f.). Die Aussagen von Stollorz und Jakobs et al. lassen sich beispielsweise im Zuge des Nachrichtenmonitors untermauern. Diese Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass im gesamten Jahr 2020 49 Prozent und somit fast die Hälfte der Zeit von Nachrichtensendungen die Corona Thematik behandelte (Maurer et al., 2021, S. 168).
Jarren (2020) kritisiert darüber hinaus die kleine Auswahl an Expertinnen, die in den Medien zu Wort kommen. Eine Vielfalt an Expertinnen sei wichtig, um lernfähig zu bleiben (Jarren, 2020, S. 3). Des Weiteren führe ein kleines Spektrum an Expertinnen dazu, dass die vermittelten Informationen nicht ausreichend hinterfragt werden können, so der deutsche Medienwissenschaftler Ruß-Mohl (2020).
Trotz der Kritik sieht die Bevölkerung die Berichterstattung während Corona überwiegend als positiv an. Im Rahmen der Mainzer Langzeitstudie zum Medienvertrauen 2020 gaben 63 Prozent der Befragten an, voll und ganz bzw. eher grundsätzlich mit der Medienberichterstattung in der Corona Pandemie zufrieden zu sein (Jakobs et al., 2021, S. 156). Schäfer beschreibt die wichtige Rolle der Medien und hält fest, dass die Berichterstattung der Massenmedien gerade während Pandemien eine wichtige Quelle zur Informationsbeschaffung für die Bevölkerung darstelle (Schäfer, 2020, S. 318).
2.3 Frauen in den Medien
In diesem Kapitel werden zunächst verschiedene Ansätze der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung vorgestellt. Anschließend wird anhand mehrerer Untersuchungen dargelegt, wie Frauen seit 1975 in den Medien repräsentiert wurden. Im Anschluss darauf wird erläutert, warum es relevant ist, wie Frauen in den Medien repräsentiert und dargestellt werden.
2.3.1 Kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung
Bereits in den siebziger Jahren kam es unter anderem durch die Erkenntnis, dass „das Geschlechterverhältnis ein Herrschaftsverhältnis ist, das tief in die Kultur eingegraben ist“ zu einem Auslöser für die Frauenbewegung, die gleichzeitig den Anfang der feministischen Frauenforschung darstellt (Klaus, 2005, S. 44).
Um zu verstehen, welche Ansätze es in der kommunikationswissenschaftlichen Frauenforschung gibt, die Situation der Frau grundsätzlich und in den Medien zu untersuchen, werden folgende in diesem Kapitel vorgestellt: Der Gleichheitsansatz, der Differenzansatz und der (De-)Konstruktivismus. Die drei Ansätze gehen verschiedenen Fragestellungen nach und unterscheiden sich bezüglich ihres Verständnisses zum Geschlecht (Thiele, 2019, S. 264).
2.3.1.1 Der Gleichheitsansatz
Der Gleichheitsansatz ist der älteste der drei Ansätze, da dieser bereits in den siebziger Jahren als Basis mehrerer Untersuchungen diente (Klaus, 2005, S. 31).
Dieser Ansatz geht im Sinne der Aufklärung davon aus, dass das Individuum einen Anspruch auf Freiheit und Gleichheit hat (Thiele, 2019, S. 262). Das Ausmaß dessen steht jedoch in einer Abhängigkeit zu den Geschlechterrollen, denen Frauen und Männern „durch die Machtverhältnisse zugewiesen werden“ (Roben, 2013, S. 71). In diesem Machtverhältnis bilden die Männer die Norm, während die Frauen als „Defizitwesen“ gesehen werden (Klaus, 2005, S. 47).
Die Tatsache, dass sich Frauen und Männer unterscheiden und somit auch ihre Stellung in der Gesellschaft, wird im Gleichheitsansatz nicht auf das biologische Geschlecht (sex) zurückgeführt, sondern auf das soziale (gender) (Klaus, 2005, S. 46). Männer und Frauen seien demnach grundsätzlich gleich, ausgenommen lediglich die Unterschiede, die mit der Fähigkeit der Frau, Kinder zu bekommen, einhergehen (Scheu, 1977, S. 13). Die unterschiedlichen Geschlechterrollen sind folglich nicht von der Natur gegeben, sondern ein „individuell erworbenes und kulturell bestimmtes Verhaltensrepertoire von Männern und Frauen“ (Klaus, 2005, S. 46).
Ein zentrales Ziel des Gleichheitsansatzes ist es, auf die Diskriminierung der Frauen aufmerksam zu machen (Klaus, 2002, S. 25). Darüber hinaus soll aufgezeigt werden, dass Frauen durch diese Diskriminierung „in der umfassenden Entwicklung ihrer Fähigkeit behindert werden“, da davon ausgegangen wird, dass sie aufgrund ihres Geschlechts grundsätzlich weniger Möglichkeiten und Chancen haben als Männer (Klaus, 2005, S. 46). Klaus (2005) beschreibt Frauen deshalb als „Opfer patriarchaler Verhältnisse“ (S.46).
Die Vertreterinnen des Gleichheitsansatzes fordern infolgedessen sowohl in privaten als auch in öffentlichen Bereichen mehr Gleichberechtigung (Thiele, 2019, S. 262).
In Bezug auf Medieninhalte steht im Vordergrund der Forschung, wie Frauen in diesen repräsentiert sind und welche Frauenbilder vermittelt werden (Klaus, 2002, S. 25). In diesem Zusammenhang wird von Diskriminierung gesprochen, wenn sich die Darstellung der Frau in den Medien klar von der Realität unterscheidet (Kinnebrock & Knieper, 2008, S. 87).
Klaus übt jedoch auch Kritik am Gleichheitsansatz aus und beschreibt, dass sich Frauen durch die geforderte vereinfachte Gleichberechtigung an von Männern geprägte Strukturen anpassen und beispielsweise neue Kompetenzen erlernen müssen (2005, S. 47). Das habe zur Folge, dass ihre eigenen Fähigkeiten nicht wertgeschätzt würden (ebd.).
Klaus beschreibt jedoch auch die Relevanz des Ansatzes und führt an, dass die damaligen Untersuchungen, basierend auf dem Gleichheitsansatz, „die Grundlagen für das Verständnis des Verhältnisses von Frauen und Massenmedien gelegt“ haben (2005, S. 50). Auf verschiedene Studien wird im folgenden Kapitel noch detaillierter eingegangen.
Der Gleichheitsansatz bildet die Grundlage für die empirische Untersuchung der vorliegenden Arbeit, da sich dieser hauptsächlich mit der „Repräsentationskritik“ beschäftigt (Klaus, 2005, S. 25). Um die Unterschiede der Forschungsströme herauszustellen, werden der Differenzansatz und der (De-)Konstruktivismus jedoch ebenfalls beleuchtet.
2.3.1.2 Der Differenzansatz
Der Differenzansatz kommt vermehrt seit Mitte der achtziger Jahre zum Einsatz (Klaus, 2005, S. 31). Hier steht nicht die Gleichheit der Geschlechter, sondern die Geschlechterdifferenzen im Fokus (Klaus, 2002, S. 25). Im Gegensatz zum Gleichheitsansatz wird hier angenommen, dass sich Männer und Frauen auch aufgrund des biologischen Geschlechts unterscheiden (Klaus, 2005, S. 47). Während das soziale Geschlecht im Gleichheitsansatz „Rollenvorgaben enthält“, so wird es im Differenzansatz zusätzlich als „gesellschaftliche Strukturkategorie“ beschrieben (ebd.). Demnach sind die Geschlechterunterschiede tief in der Gesellschaft vergraben, sie haben „die Gestalt von sozialen Verhältnissen angenommen, die die Geschlechter unabhängig von ihrem individuellen Wollen in soziale Gestaltungsprinzipien einbinden“ (Klaus, 2005, zitiert nach Beer, 1990, S. 46).
Es wird davon ausgegangen, dass sich die „Lebensäußerungen“ von Frauen und Männern grundsätzlich unterscheiden, weil sie „historisch und aktuell - in unterschiedlichen Erfahrungsund Alltagswelten leben“ (Klaus, 2005, S. 47). Infolgedessen wird im Sinne des Differenzansatzes gefordert, die unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven der Frauen und dementsprechend auch ihre Lebensumstände anzuerkennen (ebd.). Der bestehenden Hierarchie soll zudem entgegengewirkt werden, indem die „Andersartigkeit“ der Frau als etwas Positives aufgewertet wird (ebd.).
Gegenüber des Differenzansatzes gibt es ebenfalls Kritik, da die Aufwertung der weiblichen Andersartigkeit zu der Auffassung „minder - anders - besonders“ zurückführe (Klaus, 2005, zitiert nach Becker-Schmidt & Knapp, 1987, S. 48). Darüber hinaus müsse dem Differenzansatz eine Zweigeschlechtlichkeit zugrunde liegen, um die Unterschiede von Männern und Frauen auf biologische Ursachen zurückführen zu können (Klaus, 2005, S. 48).
In Bezug auf die Medien treten im Differenzansatz Frauen erstmals als Personen auf, die sowohl in als auch gegenüber den Medien selbstständig handeln (Klaus, 2002, S. 26). Im Vordergrund der Forschung liegen dementsprechend die „Geschlechterdifferenzen im Medienhandeln“ (Klaus, 2002, S. 36). Folglich wird davon ausgegangen, dass Männer und Frauen die Medien unterschiedlich nutzen (ebd.). Seitens der Medien wird weiterführend geschaut, welche Eigenschaften die Medien, die sich speziell an Männer und Frauen richten, besitzen (ebd.). Frauenzeitschriften beispielsweise werden im Differenzansatz nicht länger als „die Spitze der manipulativen Einbindung in das bestehende Gesellschaftssystem“ aufgefasst, sondern als „Angebote, mit denen das Mediensystem die Zielgruppe ,Frauen‘ ansprechen und erreichen will“ (Klaus, 2002, S. 32).
Darüber hinaus betrachtet der Differenzansatz, ob sich die Medien an das veränderte Frauenbild anpassen (Klaus, 2005, S. 51). Dadurch kann zusätzlich untersucht werden, welchen Einfluss Frauen auf das Mediensystem ausüben (Klaus, 2002, S. 35). Unter diesem Gesichtspunkt kamen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Medien durchaus „Veränderungen im weiblichen Lebenszusammenhang beobachten und berücksichtigen“ (Klaus, 2002, S. 31). Als Beispiel hierfür führt Klaus (2002) an, dass es mittlerweile in den Medien selbstverständlich sei, dass Frauen berufstätig sind (S.36).
2.3.1.3 Der (De-)Konstruktivismus
Der (De-)Konstruktivismus hat seinen Ursprung in der Mitte der neunziger Jahre (Dorer & Klaus, 2008, S. 105).
Dieser Ansatz geht, anders als der Gleichheits- und Differenzansatz, davon aus, dass nicht nur das soziale Geschlecht konstruiert ist, sondern auch das biologische und somit auch die Zweigeschlechtlichkeit (Roben, 2013, S. 73). Dass die Menschen in die Kategorie Frau und Mann unterteilt werden, sei laut Klaus (2005) „bereits eine kulturelle Handlung“ (S.59). Klaus fasst das Verständnis von Geschlecht im Sinne des (De-)Konstruktivismus folgendermaßen zusammen:
„Menschen sind nicht Mann oder Frau, haben keine entsprechende Geschlechtsidentität, sondern stellen diese in Denken und Handeln her“ (Klaus, 2002, S. 25).
Darüber hinaus erläutert sie, dass das Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit die Gefühle, den Verstand und den Körper des Menschen präge (Klaus, 2002, S.25). Die bestehenden „Geschlechterdefinitionen“ geben den Menschen demnach „einen Rahmen für das Handeln“ vor (ebd.). Dabei ist es abhängig von der Situation, ob sich diese gemäß der Definition männlich oder weiblich verhalten (Klaus, 2005, S. 63).
Im (De-)Konstruktivismus steht in Bezug auf die Medien das Auflösen bzw. die Dekonstruktion der Zweigeschlechtlichkeit im Fokus, da diese laut Klaus die Unterschiede der Geschlechter „machen, hervorbringen, produzieren“ (2002, S. 26). Im Vordergrund der Forschung steht folglich die Fragestellung, wie die Geschlechter sowohl in der Produktion als auch in der Rezeption der Medien konstruiert werden (ebd.).
Laut Klaus werden empirische Untersuchungen hauptsächlich auf der Grundlage des Gleichheits- und Differenzansatzes durchgeführt, da der (De-)Konstruktivismus eher beeinflusst, wie dessen Ergebnisse interpretiert werden (Klaus, 2005, S. 76).
In Bezug auf die drei verschiedenen Ansätze führt Klaus (2005) an, dass diese alle verschiedene Fragestellungen und Perspektiven betrachten und infolgedessen weder der Gleichheitsansatz, noch der Differenzansatz oder der (De-)Konstruktivismus überholt sei (ebd.).
2.3.2 Die Repräsentation der Frau in den letzten Jahren bis heute
In diesem Kapitel werden die zentralen Ergebnisse mehrerer Untersuchungen von 1975 bis heute zusammengetragen. Diese basieren auf den zentralen Fragestellungen des Gleichheitsansatzes, da sie sich grundsätzlich mit der Repräsentation und Darstellung der Frau in den Medien beschäftigt haben (Klaus, 2005, S. 224). In Bezug auf das Fernsehen werden ausschließlich Informationssendungen betrachtet, in Hinblick auf soziale Medien und Online-Printmedien werden lediglich Nachrichten berücksichtigt, da nur die informierende Berichterstattung grundlegend für den empirischen Teil dieser Arbeit ist.
2.3.2.1 Informationssendungen im Fernsehen
Bereits im Jahr 1975 wurden mit einer empirischen Untersuchung von Erich Küchenhoff, die sich mit der Darstellung der Frau im Fernsehen beschäftigt, umfassende Ergebnisse zu dieser Thematik veröffentlicht (Küchenhoff, 1975).
Für die Auswertung der Informationssendungen wurden die Hauptnachrichtensendungen der ARD, bestehend aus der Tagesschau und der Spätausgabe, sowie des ZDF, zu denen die Sendungen ZDFheute um 19 Uhr und um 21 Uhr gehören, untersucht (Küchenhoff, 1975, S. 217). Insgesamt wurden 983 Meldungen der Tagesschau und 1 053 Meldungen von ZDFheute betrachtet (Küchenhoff, 1975, S. 225). Der Zeitraum der Analyse wurde vom 1. Februar 1975 bis zum 15. März 1975 festgelegt (Küchenhoff, 1975, S. 44).
Bei Betrachtung der Repräsentation der Frauen in Bezug auf die Medieninternen, zu denen Autorinnen, Moderatorinnen, Sprecherinnen und Reporterinnen zählen, lag der Anteil der weiblichen Handlungsträgerinnen in den Sendungen der ARD und des ZDF bei insgesamt 5,9 und 3,1 Prozent (Küchenhoff, 1975, S. 229, 273). Hier hebt Küchenhoff speziell hervor, dass die Nachrichtensprecherinnen auf beiden Sendern ausschließlich männlich waren und der Frauenanteil somit bei null Prozent lag (Küchenhoff, 1975, S. 237).
In der Gruppe der Medienexternen, bestehend aus Politikerinnen, Funktionärinnen, Expertinnen und Alltagspersonen, lag der Anteil der weiblichen Handlungsträgerinnen bei 5,2 Prozent in Sendungen der ARD und bei 6,6 Prozent in Sendungen des ZDF (Küchenhoff, 1975, S. 229, 274). Insgesamt machten die repräsentierten Frauen in den Sendungen der ARD und des ZDF nur jeweils acht und 8,2 Prozent aller Meldungen aus (Küchenhoff, 1975, S. 229).
Küchenhoff kommt im Fazit bezüglich der gesamten Untersuchung unter anderem zu dieser Schlussfolgerung:
„Die gravierendste Unterrepräsentation von Frauen findet sich in den Nachrichten. Der Anteil von Frauen beläuft sich in diesem Bereich auf lediglich 5- 7%“ (Küchenhoff, 1975, S. 242).
Darüber hinaus lassen sich über die verschiedenen Themenbereiche Unterschiede feststellen. Besonders in der Thematik Gesundheit-, Familien-, und Jugend-Politik waren Frauen, bezogen auf die Gesamtmeldungen dieses Bereichs, mit einem Anteil von 60 Prozent in der Tagesschau und 66,7 Prozent in ZDFheute stärker repräsentiert als Männer (ebd., S. 230). In der Thematik „Innen-, Wehr-, Außen- und Wirtschaftspolitik anderer Länder“ waren Frauen mit einem Anteil von 6,2 Prozent in der Tagesschau und 5,4 Prozent in ZDFheute wieder deutlich unterrepräsentiert (ebd., S. 230).
Etwa 15 Jahre später beschäftigte sich Weiderer (1993) erneut mit der Darstellung von Frauen und Männern im Fernsehen. Untersucht wurden hier die Nachrichtensendungen der Sender ARD, ZDF und RTL plus (Weiderer, 1993, S. 72, 276). Der Zeitraum belief sich dabei auf den 09. bis 29. Juli 1990 (ebd., S. 72). Insgesamt wurden 1 716 Meldungen aus 183 Nachrichtensendungen untersucht (ebd., S. 276).
Laut Weiderer waren in 45,4 Prozent der gesamten Meldungen „überhaupt keine Frauen vorhanden, während lediglich vier Prozent der Nachrichtenmeldungen völlig ohne männliche Beteiligte auskommen“ (1993, S. 289).
Im Vergleich zu der Studie von Küchenhoff (1975) war hier der Anteil der weiblichen Moderatorinnen in Nachrichtensendungen mit 31,5 Prozent zwar deutlich höher, dennoch betrug das Verhältnis von Männern und Frauen nur „etwa Zwei zu Eins“ (Weiderer, 1993, S. 279). Der Anteil der weiblichen Sprecherinnen betrug hier 26,4 Prozent (ebd., S. 285).
Als Handlungsträgerin und „andere wichtige Person“ kamen Frauen über alle Beiträge hinweg mit jeweils 6,6 und 6,2 Prozent vor (Weiderer, 1993, S. 289). Bei Betrachtung der in Nachrichtenbeiträgen interviewten Personen beschreibt Weiderer bezüglich ihrer Funktionen, dass „Männer in den Beiträgen Politiker-, Funktionärs- oder Expertenstatus“ einnahmen, Frauen hingegen eher „in der Position von Betroffenen und Alltagspersonen“ vorkamen (ebd., S. 303).
Die Repräsentation der Frau steht auch hier in Abhängigkeit zum Themenbereich. Wurde in Nachrichtensendungen das Thema Außenpolitik behandelt, kamen Männer in 64,9 Prozent der gesamten Beiträge als Handlungsträger vor, Frauen hingegen nur zu 3,4 Prozent (ebd., S. 290). Die Verteilung in der Thematik Innenpolitik sah relativ ähnlich aus (ebd.). Die Erkenntnis von Küchenhoff, dass Frauen in politischen Bereichen unterrepräsentiert seien, wurde dementsprechend bestätigt (1975, S. 230). Den größten Anteil an weiblichen Handlungsträgerinnen gab es im Themenbereich Frauenfragen und Emanzipation (ebd., S. 295). In dieser Thematik waren Handlungsträgerinnen mit 82,4 Prozent deutlich überrepräsentiert (ebd.).
Im Fazit dieser Untersuchung kommt Weiderer (1993) zum folgenden Schluss:
„Die Verweisung der Frau auf den zweiten Platz, welche sich in der Zuteilung von nachrangigen Positionen und Aufgaben äußert, ist in den letzten zwanzig Jahren in weiten Bereichen unverändert geblieben“ (S. 311).
Das Global Media Monitoring Project (GMMP) beschäftigte sich ebenfalls mit der Repräsentation der Frau in den Nachrichten und führt seit 1995 alle fünf Jahre eine internationale Untersuchung durch (Who makes the News, o. D.). Für Deutschland hat der Journalistinnenbund im Rahmen des GMMP 2015 vier Fernsehsender sowie drei Kanäle des Radios und sieben gedruckte Tageszeitungen untersucht (Journalistinnenbund, o. D.). Der Untersuchungszeitraum belief sich auf nur einen Tag, den 25. März 2015 (ebd.).1
Im Jahr 2005 lag der Anteil der Frauen in den Nachrichten in Deutschland bei etwa 22 Prozent (Gallagher, 2005, S. 121). Miteinbezogen wurden Fernseh-, Radio- und Printnachrichten (ebd.). Fünf Jahre später lag der Anteil der Frauen in diesen Medien insgesamt bei 26 Prozent und ist dementsprechend leicht angestiegen (Gallagher, 2010, S. 69). Im Jahr 2015 war erneut eine Steigerung erkennbar, hier lag der Frauenanteil bei etwa 33 Prozent (Macharia, 2015, S. 123). Bei Betrachtung der Fernsehmoderator*innen im Jahr 2015 war das Verhältnis von Männern und Frauen mit jeweils 50 Prozent ausgeglichen (Macharia, 2015, S. 128)2. Im Vergleich zu der Untersuchung von Küchenhoff (1975, S. 237) und Weiderer (1993, S. 279) war die Frau hier deutlich präsenter (ebd.).
Ein Jahr später, im Jahr 2016, untersuchten auch Prommer und Linke die Frauenbilder im deutschen Fernsehen und präsentieren damit die aktuellsten Ergebnisse dieser Thematik. Untersuchungsgegenstand waren hier die Dritten Programme, sowie das Erste, ZDF, ZDF Neo, RTL, RTL2, Vox, ProSieben, Sat1 und Kabeleins (Prommer & Linke, 2019, S. 35). Für den Zeitraum der Untersuchung wurde eine repräsentative Stichprobe von zwei Wochen im Jahr 2016 ausgewählt (ebd.).
Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass der Anteil der weiblichen Hauptakteurinnen im Bereich der Informationssendungen bei 32 Prozent, der der Männer bei 68 Prozent lag (Prommer & Linke, 2019, S. 50). Somit kamen sie zu einem ähnlichen Ergebnis wie das Global Media Monitoring Project im Vorjahr (Macharia, 2015, S. 123). Der Anteil der weiblichen Hauptakteurinnen bzw. Handlungsträgerinnen ist, verglichen mit den Ergebnissen von Weiderer (1993, S. 289), zwar gewachsen, zeigte aber mit einem Verhältnis von 2:1 immer noch eine deutliche Benachteiligung der Frauen auf (Prommer & Linke, 2019, S. 50).
Des Weiteren gehen auch Prommer und Linke auf die Funktionen ein, in denen die Hauptakteurinnen der Informationssendungen fungieren. Hier war die Geschlechterverteilung der Moderatorinnen mit 47 Prozent weiblichen und 53 Prozent männlichen Hauptakteurinnen fast ausgeglichen, was ebenfalls die Ergebnisse des GMMP 2015 (Macharia, 2015, S. 128) bestätigt (Prommer & Linke, 2019, S. 63). In diesem Bereich war im Gegensatz zu den Ergebnissen von Küchenhoff (1975, S. 237) und Weiderer (1993, S. 279) mit jeweils null und 31,5 Prozent weiblicher Moderatorinnen eine deutliche Steigerung zu erkennen. In Bezug auf die Sprecherinnen waren hingegen nur 28 Prozent weiblich, was nur eine minimale Steigerung zu den Ergebnissen von Weiderer (1993, S. 285) ausmacht (Prommer & Linke, 2019, S. 63).
Prommer und Linke zeigen darüber hinaus auf, dass in den untersuchten Informationssendungen besonders der Anteil an Expertinnen gering war (Prommer & Linke, 2019, S. 63). Hier kamen Frauen nur auf einen Anteil von 21 Prozent (ebd.). Prommer und Linke (2019) beschreiben das Ergebnis wie folgt:
„Dort, wo Wissen und Kompetenz, wo Expertise und Professionalität vermittelt wird - dort wo die Welt erklärt wird - geschieht dies durch männliche Akteure. Frauen werden - erneut - massiv ausgeblendet“ (S. 62).
2.3.2.2 Presse
Die Unterrepräsentation der Frau im Fernsehen, von denen unteranderem Küchenhoff (1975), Weiderer (1993) und Prommer und Linke (2019) berichteten, lässt sich darüber hinaus auch in anderen Medien feststellen. Schmerl (1989) beschäftigte sich mit der Darstellung von Frauen in der Presse und untersuchte hierfür die Frankfurter Rundschau, die Welt, den Stern, den Spiegel und die Neue Westfälische (S. 10). Der Zeitraum der Analyse betrug sechs Monate, vom Januar bis zum Juni 1976 (ebd.).
In Bezug auf die untersuchten Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine beschreibt Schmerl, dass die Berichterstattung „über Männer bzw. über Themen, in denen Männer eine Rolle spielen, ein Vielfaches an Artikeln, Nachrichten und Kommentaren gegenüber der Berichterstattung über Frauen“ einnahm (1989, S. 12). Dies ließ sich für alle untersuchten Medien feststellen, jedoch gab es zwischen den einzelnen Tageszeitungen und Nachrichtenmagazinen deutliche Unterschiede. Der Stern beispielsweise berichtete mit einem Verhältnis von 2:1 über Männer und Frauen, der Spiegel hingegen mit einem Verhältnis von 3:1 (ebd., S. 14). Die Neue Westfälische und die Frankfurter Rundschau berichteten viermal so häufig über Männer wie über Frauen (ebd.). Das größte Missverhältnis zeigte die Zeitung „die Welt“. Hier betrug das Verhältnis von Männern und Frauen, über die berichtet wurde, 5:1 (ebd.). In Bezug auf die gesamte Berichterstattung machten Frauen, abhängig vom Medium, nur einen Anteil zwischen 14,1 und 29,8 Prozent aus (Schmerl, 1989, S. 51).
Bei Betrachtung der verschiedenen Themenbereiche lässt sich feststellen, dass Frauen vor allem in den Themen Politik und Wirtschaft besonders unterrepräsentiert waren. In Bezug auf politische Themen betrug das Verhältnis von Männern und Frauen im Stern 4,5:1, im Spiegel 6,3:1, in der Neuen Westfälischen 9,5:1, in der Frankfurter Rundschau 12,6:1 und in der Welt sogar 14,8:1 (Schmerl, 1989, S. 26-31). In der Thematik Wirtschaft war ein noch größeres Missverhältnis erkennbar. Im Stern wurde 3,1 -mal öfter über Männer in der Wirtschaft berichtet als über Frauen, im Spiegel 20,2-mal so häufig (Schmerl, 1989, S. 26 f.). In der Neuen Westfälischen betrug das Verhältnis von Männern und Frauen, über die berichtet wurde, 12,2:1, in der Frankfurter Rundschau 24,9:1 und in der Welt wurde 30,4-mal so häufig über Männer berichtet, wie über Frauen (ebd., S. 28-31). Der größte Anteil an Frauen, über die berichtet wurde, befand sich im Stern in den Themen Prominenz und Klatsch (Verhältnis Männer und Frauen 1,1:1) und im Bereich Sport (Verhältnis Männer und Frauen 1:1) (ebd., S. 26) . Im Spiegel wiesen die Themen Kultur und Unterhaltung und Kriminalität mit 2,3:1 und 2,0, verglichen mit anderen Themenbereichen, einen relativ hohen Anteil an Frauen auf (ebd., S. 27) . In der Neuen Westfälischen und in der Frankfurter Rundschau wurde in Bezug auf das Thema Humor mit einem Verhältnis von 1,8:1 und 1,7:1 relativ häufig über Frauen berichtet (ebd., S. 29 f.). In der Welt gab es keine Thematik, in denen annähernd so häufig über Frauen berichtet wurde, wie über Männer. Den größten Anteil gab es hier im Themenbereich Kriminalität mit einem Verhältnis von 2,5:1 (ebd., S. 31).
Als Fazit ihrer Untersuchung hält Schmerl (1989) fest:
„Insgesamt läßt sich abschließend folgendes festhalten: Frauen sind in der Berichterstattung bundesdeutscher Printmedien erheblich unterrepräsentiert“ (S. 51).
Das Global Media Monitoring beschäftigte sich im Jahr 2005 ebenfalls mit der Repräsentation der Frau in Nachrichten in Printmedien. In Deutschland betrug der Anteil der Frauen hier 20 Prozent (Gallagher, 2005, S. 121). Im Jahr 2010 kam das Global Media Monitoring Project zu einem ähnlichen Ergebnis. Der Frauenanteil betrug in diesem Jahr in den Nachrichten der Printmedien 23 Prozent und demnach nur drei Prozent mehr als fünf Jahre zuvor (Gallagher, 2010, S. 69). Setzt man diese Ergebnisse in Bezug zu den Ergebnissen von Schmerl (1989, S. 51), so wird deutlich, dass sich der Frauenanteil in der Presse über all die Jahre nicht großartig verändert hat.
2.3.2.3 Online Nachrichten und Social Media
Das Global Media Monitoring Project untersuchte im Jahr 2015 fünf Onlinemedien und zehn Twitter-Medien in Deutschland in Hinblick auf die Repräsentation der Frau (Journalistinnenbund, o. D.). In den untersuchten Twitter Nachrichten machten die Frauen einen Anteil von insgesamt 30 Prozent aus, in den Online Nachrichten war der Anteil mit 21 Prozent sogar noch geringer (Macharia, 2015, S. 130 f.). Somit waren Frauen auch hier deutlich unterrepräsentiert.
Zusammenfassend kann anhand der vorgestellten Untersuchungen aufgezeigt werden, dass Frauen sowohl in den Informationssendungen des Fernsehens als auch in Print- und Onlinenachrichten grundsätzlich unterrepräsentiert waren. Prommer und Linke beschreiben im Fazit ihrer Untersuchung zur Darstellung der Frau im Fernsehen, dass sich in den letzten 25 Jahren kaum bis gar nichts verändert habe (2019, S. 49). Diese Aussage lässt sich auf alle Medien übertragen. Auch wenn sich die Sichtbarkeit der Frau über die Jahre in einigen Bereichen verbessert hat, so zeigen die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen, dass diese Thematik auch heute noch von hoher Aktualität und Relevanz ist.
2.3.3 Die Relevanz der Frau in den Medien
In diesem Kapitel wird beleuchtet, welche Funktionen die Medien bei der Konstruktion von Geschlechterungleichheit einnehmen und warum es infolgedessen wichtig ist, wie Frauen in den Medien repräsentiert und dargestellt werden.
Laut Dorer und Marschik werden die Vorstellungen, die die Menschen über die Geschlechter haben, größtenteils in den Medien hergestellt (1999, S. 4). Auch Klaus (2005) greift diesen Aspekt auf und führt an, dass die Medien von Männern und Frauen sprechen, demnach von einer Zweigeschlechtlichkeit ausgehen und so das Geschlecht entwerfen (S. 265). Darüber hinaus würden die Medien festlegen, wie „Männlichkeit und Weiblichkeit“ definiert werden und würden hierbei auf „traditionelle Geschlechterdefinitionen“ zurückgreifen (ebd.).
Infolgedessen können die Medien dazu beitragen, „bestehende Stereotypisierungen“ und Geschlechterungleichheiten zu festigen oder auch zu lösen (Wolf, 2008, S. 66). Durch die Art und Weise, wie die Medien Frauen repräsentieren und darstellen, können sie sogar den Fortschritt ihrer Emanzipation beeinflussen, so Dorer und Marschik (1999, S. 5).
Thiele (2019) nimmt Bezug auf die grundsätzliche Unterrepräsentation der Frauen in den Medien und beschreibt, dass diese dazu führe, dass die Welt der Frauen als weniger relevant erscheine (S. 260). Die Massenmedien würden so zu einem „verzerrten Bild von der Wirklichkeit beitragen“ (ebd.).
Holtz-Bacha (1995) geht in der Zusammenfassung ihrer Synopse zur Forschung von Frauen und Medien speziell auf den Aspekt ein, dass Frauen besonders in gesellschaftlichen wichtigen Bereichen unterrepräsentiert seien (S. 279). Demzufolge kommt sie zu der Annahme, dass die Rolle der Frauen in der Gesellschaft ebenfalls als unbedeutend angesehen werden könnte (Holtz-Bacha, 1995, S. 279). Daraus ergebe sich zusätzlich, dass die Themen, die in der Gesellschaft als wichtig erachtet werden, häufig als „klassische Männerthemen“ angesehen werden würden (Dorer & Marschik, 1999, S. 8).
Auch Klaus geht auf diese Thematik ein und führt an, dass Frauen im Non-Fiction-Bereich im Fernsehen eher in der Rolle der Alltagspersonen und Betroffenen, also im privaten Bereich, vorkämen als in öffentlichen Bereichen (2005, S. 265). Speziell auf die Nachrichten bezogen würden die Frauen somit „als .Privatwesen' [erscheinen] und der Mann als .Repräsentant der Öffentlichkeit'“ (ebd.). Das wiederum habe zur Folge, dass die Trennung der „Lebenssphären“ von Männern und Frauen zusätzlich verstärkt werde (ebd.).
Des Weiteren erklärt Veite (1995), dass der Anteil der Frauen lediglich als Moderatorinnen und Sprecherinnen relativ hoch sei, da sie einen „dekorativen Charakter“ hätten, während Männer mit Eigenschaften wie Erfahrung und Kompetenz assoziiert würden (S. 224).
Untersuchungen, die sich mit der Wirkung der Geschlechterverteilung in der Berichterstattung in den sozialen Medien und speziell auf Instagram beschäftigen, liegen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vor. Jedoch kann die Macht der sozialen Medien exemplarisch anhand einer Studie von Plan Deutschland aufgezeigt werden, in der 500 Mädchen bzw. junge Frauen und 500 Jungs bzw. junge Männer im Alter von 14 bis 32 Jahren befragt wurden (Brandao et al., 2019, S. 4). Die beiden Altersgruppen der 18- bis 24-Jährigen und 25- bis 34-Jährigen, von denen Instagram am häufigsten als Informationsmedium genutzt wird, werden somit ebenfalls hier abgebildet (Hölig & Hasebrink, 2020, S. 55; vgl. Kapitel 2.2.2).
Die Untersuchung von Plan Deutschland beschäftigte sich mit der zentralen Frage, welche Rolle die sozialen Medien in Bezug auf die Gleichberechtigung von Männern und Frauen spielen (Brandao et al., 2019). Von den 500 befragten Mädchen bzw. Frauen gaben 32 Prozent derjenigen, die täglich Instagram, YouTube und Facebook nutzen, an, es nicht besonders schlimm zu finden, wenn sie weniger für die gleiche Arbeit verdienen als Männer (ebd., S. 5). In der Gruppe der Mädchen und Frauen, die diese Medien nicht täglich nutzen, waren es hingegen nur 17 Prozent (ebd.). 31 Prozent der befragten Mädchen und Frauen, die Facebook, Instagram und YouTube nicht täglich nutzen, gaben an, dass sie der Meinung seien, dass Frauen vor allem den Haushalt und das Familienleben im Griff haben sollten (ebd.). In der Gruppe der täglichen Nutzerinnen vertraten mit 35 Prozent sogar vier Prozent mehr diese Ansicht (ebd.). Die beschriebene Untersuchung macht deutlich, dass die sozialen Medien die traditionellen Geschlechterrollen nicht nur beeinflussen, sondern auch verstärken (ebd., S. 10). Auf dieser Grundlage kann angenommen werden, dass die Berichterstattung in den sozialen Medien und auf Instagram ebenfalls einen Einfluss auf die bestehenden Geschlechterungleichheiten ausüben.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Medien nicht nur ein Ort der Darstellung von Männern und Frauen sind, sondern darüber hinaus Geschlechterrollen konstruieren. Die Geschlechterverteilung kann durch die Medien sowohl gewandelt, als auch gefestigt werden (Heß, 2010, zitiert nach Forster, 2003, S. 74).
2.4 Aktueller Forschungsstand zur Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung
Im folgenden Kapitel werden die Berichterstattung in der Corona Pandemie und die Situation der Frau in den Medien thematisch miteinander verknüpft. Die aktuelle Studie „Wer wird gefragt?“, die im März 2020 im Auftrag der MaLisa Stiftung durchgeführt wurde, beschäftigte sich mit der Geschlechterverteilung in der Corona Berichterstattung im Fernsehen und in Online Printmedien. Beide Mediengattungen wurden anhand verschiedener Schwerpunkte untersucht und werden im Folgenden ebenfalls separat beleuchtet.
2.4.1 Fernsehen
Für die Untersuchung der Corona Berichterstattung im Fernsehen wurden insgesamt 174 Informationssendungen mit Corona Bezug analysiert, die ab 18 Uhrauf den Sendern der ARD, des ZDF, von RTL und SAT1 ausgestrahlt wurden (Prommer & Stüwe, 2020, S. 5). Der Zeitraum wurde auf 15 Tage, vom 16. April bis zum 30. April 2020, festgelegt (ebd.). Insgesamt wurden 2 240 Hauptakteurinnen untersucht, von denen 1 299 als Expertinnen galten (ebd.).
Die Studie hat sich mit der Frage beschäftigt, in welchem Verhältnis Frauen und Männer in der Berichterstattung des Fernsehens vorkommen, in welchem thematischen Kontext diese zu Wort kommen und welche Rollen und Funktionen sie einnehmen (Prommer & Stüwe, 2020, S.4).
Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung war, dass Frauen als Hauptakteurinnen über alle Genres hinweg unterrepräsentiert waren (Prommer & Stüwe, 2020, S. 12). Gemessen an allen Sendungen machten diese nur einen von 33 Prozent aus (ebd). Die Geschlechterverteilung schwankte je nach Themenbereich (ebd.). Der größte Anteil an weiblichen Hauptakteurinnen war in Magazinen, Reportagen und Dokus zu sehen (ebd.). Hier betrug der Anteil der Hauptakteurinnen 41 Prozent (ebd.). In Sondersendungen der Nachrichten war etwa ein Drittel aller Hauptakteurinnen eine Frau (ebd.). Das stärkste Missverhältnis zeigte sich in Nachrichten und Interview- bzw. Talksendungen (ebd.). Hier waren 70 Prozent aller Hauptakteurinnen männlich, dementsprechend nur 30 Prozent weiblich (Prommer & Stüwe, 2020, S. 12).
Über alle Genres hinweg wurden die Hauptakteurinnen in die Funktionen Journalistin und Reporterin, Nachrichtenmoderatorin, Talkshow-Host, Expertin und Alltagsperson unterteilt (Prommer & Stüwe, 2020, S.12). Auch hier zeigten sich diesbezüglich Unterschiede in der Geschlechterverteilung. Waren die Hauptakteurinnen Journalistinnen, Reporterinnen und Nachrichtenmoderatorinnen, dann waren diese mit jeweils 52 Prozent sogar häufiger männlich als weiblich (ebd.). Bei den Alltagspersonen warder Anteil der Frauen mit 44 Prozent zwar kleiner als der Anteil der Männer mit 56 Prozent, trotzdem war die Geschlechterverteilung hier relativ ausgeglichen (ebd.). In der Gruppe der Talkshow-Hosts überwogen die männlichen Hauptakteure mit 60 Prozent wieder etwas stärker (ebd.). Das größte Missverhältnis zeigte sich bei den Expertinnen. 78 Prozent der Hauptakteurinnen mit Expertinnen-Funktion waren männlich, nur 22 Prozent hingegen weiblich (ebd.).
Werden die Expertinnen detaillierter betrachtet, so ließ sich auch hier feststellen, dass deren Repräsentation vom Genre der Berichterstattung abhing (Prommer & Stüwe, 2020, S. 8). Den größten Anteil an Expertinnen gab es in Magazinen, Reportagen und Dokus (ebd.). Hier war 30 Prozent der Expertinnen eine Frau (ebd.). In Interview- und Talksendungen war der Anteil an weiblichen Expertinnen mit 28 Prozent etwas geringer (ebd.). In Nachrichten Sondersendungen und Nachrichten allgemein war mit jeweils 21 und 20 Prozent nur etwa jede*r fünfte*r Expertin eine Frau (ebd.).
Am häufigsten kamen weibliche Expertinnen im Thema Bildung vor (Prommer & Stüwe, 2020, S.8). In diesem thematischen Kontext war die Geschlechterverteilung mit 45 Prozent Expertinnen und 55 Prozent Experten relativ ausgewogen (ebd.). Im Gesprächsthema Soziales war mit 31 Prozent etwa ein Drittel der Expertinnen eine Frau (ebd.). In den Themen Politik und Kultur war mit 76 und 80 Prozent ein Großteil der Expertinnen männlich (Prommer & Stüwe, 2020, S.8). Am kleinsten war der Anteil der weiblichen Expertinnen, wenn in den Sendungen überWirtschaft/ Finanzen, Medizin und Pflege gesprochen wurde (ebd.). In diesen Themenbereichen waren jeweils nur 17 Prozent der Hauptakteurinnen mit ExpertinnenFunktionen weiblich (ebd.).
[...]
1 Der Untersuchungsgegenstand der Jahre 2005 und 2010 war rückwirkend nicht mehr einsehbar.
2 Die Ergebnisse des Global Media Monitoring Projects 2020 liegen zum Zeitpunkt dieser Arbeit noch nicht vor.
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