Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Thematisierung der Anwendung des autoritären Erziehungsstils bei verhaltensauffälligen Kindern.
In Kapitel wird von zwei Beispielen aus der Praxis berichtet, die die Grundlage für diese Arbeit sind. Die Auswirkungen stark-dirigierender Lenkung auf Kinder werden beschrieben und dieses Handeln des Erziehers ergründet.
Ab Kapitel 2.5 wird erläutert, dass der autoritative Erziehungsstil bei der Einstellung des Erziehers beginnt und begründet, warum dieser Stil der Geeignetste ist, um Verhaltensauffälligkeiten zu verringern und vorzubeugen.
Das Erzieherteam spielt eine wesentliche Rolle, damit der autoritative Erziehungsstil dauerhaft ausgeübt werden kann. Im Schlussteil folgt die persönliche Auseinandersetzung der Handlungsbeispiele mit der Theorie aus dem Hauptteil.
Grundsätzlich stellen sich die Fragen: Gibt es einen anderen Weg mit verhaltensauffälligen Kindern umzugehen, ohne sie zu bestrafen, zu bedrohen oder zu demütigen? Wie kann ich selbst meinem Erziehungsstil treu bleiben?
Inhalt
1 Einleitung
1.1 Warum dieses Thema?
1.2 Handlungssituation
1.3 Handlungssituation
1.4 Begriffsbestimmung
2. Hauptteil
2.1 Autoritärer Erziehungsstil
2.2 Was bedeutet autoritäre Erziehung für das Kind?
2.3 Professionelles Fehlverhalten
2.4 Warum handeln Erzieher stark-dirigierend?
2.5 Positive Haltung gegenüber sich selbst und Konflikten
2.6 Wertschätzung, Echtheit und einfühlendes Verstehen
2.7 Der autoritative Erziehungsstil
2.8 Das Team als Partner
3 Schluss - Eigene Meinung
4 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Warum dieses Thema?
In meiner dreijährigen Ausbildung zur staatl. anerkannten Erzieherin 0-10-Jährige wurde ich in meinen Praktika in unterschiedlichen Gruppen eingesetzt und konnte viele positive Erfahrungen zum Erziehungsstil der jeweiligen Erzieher sammeln. Aber ich habe auch Situationen miterlebt, in denen Erzieher nicht wertschätzend und zum Teil aggressiv mit verhaltensauffälligen Kindern umgegangen sind. In diesen Momenten habe ich mich in meiner Rolle als Praktikantin hilflos gefühlt und meinen Handlungsspielraum als eingeschränkt betrachtet. Denn auch ich wurde von einigen Erziehern nicht anerkannt und in meiner Autorität untergraben. Das hatte zum einen großen Einfluss auf meine Arbeit, da ich, obwohl es mir widerstrebte, bestimmte Methoden des Erziehers übernahm. Zum anderen sogar auf meine Gesundheit, weil mich abends meine Gedanken an diese Situationen oft nicht schlafen ließen. Ich habe mich gefragt, warum dieser Erzieher so gehandelt hat und was ich machen kann, um besser damit umgehen zu können. Jedes Fehlverhalten seitens der Erzieher beschäftigte mich erneut. Nach einem Trägerwechsel im zweiten Lehrjahr habe ich dann begonnen, diese bestimmten Situationen anzusprechen. Anstelle von Einsicht bekam ich allerdings abwehrende Antworten wie beispielweise: anders lernen es (verhaltensauffällige) Kinder nicht oder die Kinder dürfen dem Erzieher nicht auf der Nase herumtanzen.
In meiner gesamten Ausbildung stellten sich mir ständig die gleichen Fragen: Gibt es einen anderen Weg mit verhaltensauffälligen Kindern umzugehen, ohne sie zu bestrafen, zu bedrohen oder zu demütigen? Wie kann ich selbst meinem Erziehungsstil treu bleiben?
Schwerpunkt meiner Arbeit ist daher die Thematisierung der Anwendung des autoritären Erziehungsstils bei verhaltensauffälligen Kindern. In Kapitel 1.2 und 1.3 berichte ich von zwei Beispielen aus der Praxis, die die Grundlage für meine Facharbeit sind. Ich beschreibe die Auswirkungen stark-dirigierender Lenkung auf Kinder und ergründe dieses Handeln des Erziehers. Ab Kapitel 2.5 erläutere ich, dass der autoritative Erziehungsstil bei der Einstellung des Erziehers beginnt und begründe, warum dieser Stil der Geeignetste ist, um Verhaltensauffälligkeiten zu verringern und vorzubeugen. Das Erzieherteam spielt, meiner Ansicht nach, eine wesentliche Rolle, damit der autoritative Erziehungsstil dauerhaft ausgeübt werden kann. Im Schlussteil folgt die persönliche Auseinandersetzung der Handlungsbeispiele mit der Theorie aus dem Hauptteil.
1.2 Handlungssituation I
Die Hortgruppe (22 Kinder) ist im Speiseraum und beginnt mit dem Mittag. Alle Kinder sitzen auf ihrem Platz und füllen sich der Reihe nach Essen auf ihre Teller. Nach dem Tischspruch kehrt Ruhe ein und alle Kinder beginnen zu essen. Die Erzieherin sitzt am äußeren Tisch, damit sie alle Kinder im Blick hat. Plötzlich schreit die Erzieherin sehr laut: „W. nimm Deine Beine runter!“. Die Stimme hat in dieser Lautstärke einen schrillen und leicht beängstigenden Ton. Alle Kinder zucken zusammen und ich auch. Jeder hat sich erschreckt. Das angesprochene Kind dreht sich um und schaut ängstlich zur Erzieherin. Sein Gesicht wird rot. Alle Kinder schauen zu W. W. nimmt langsam sein Bein runter. Alle Kinder zögern, ob sie weiter essen dürfen. Die Erzieherin widmet sich wieder ihrem Essen und die Kinder machen es ihr nach. Bei unserem Mentorengespräch spreche ich die Erzieherin auf diese Situation an, auch das ich sie als unverhältnismäßig empfand. Daraufhin meinte sie, dass die Kinder es anders nicht lernen.
1.3 Handlungssituation II
Die Hortgruppe (22 Kinder) geht zum Mittagessen. Ich habe noch etwas zu erledigen und mache mich ein paar Minuten später auf dem Weg zum Speiseraum. Als ich dort eintreffe steht F. alleine vor der geschlossenen Tür zum Essenraum und weint. Ich frage ihn warum er hier steht und traurig ist, bekomme aber keine Antwort. Stattdessen dreht er sich weg und meidet meine Berührung. Ich öffne die Tür, gehe hinein und schließe die Tür wieder. Dabei fühle ich mich sehr unwohl. Ich traue mich nicht die Situation bei der Erzieherin anzusprechen, weil ich ihre Autorität vor den Kindern nicht angreifen möchte. In der Zwischenzeit haben sich die Kinder Essen aufgefüllt, sagen den Tischspruch auf und beginnen mit dem Essen. Dann holt die Erzieherin F. rein. Er geht langsam und traurig zu seinem Platz, füllt sich das Essen auf und beginnt zu essen. Auch diese Situation sprach ich beim Mentorengespräch an und die Antwort war analog zur ersten Handlungssituation. F. hat laut erzählt und auf seinem Stuhl rumgezappelt, deshalb wurde er vor die Tür gestellt.
1.4 Begriffsbestimmung
Erzieher: damit bezeichne ich Personen aller Geschlechter.
Erziehung/Erziehungsstil: „ist die bewusste Formung eines (jungen) Menschen in eine von Eltern, Pädagogen oder anderen Erwachsenen für richtig befundene Richtung. Diese Richtung wird in einem bestimmten Kontext unter ganz individuellen Voraussetzungen aufgrund gemeinsamer Wertvorstellungen, Zielen und Normen innerhalb einer Gesellschaft, einer Familie oder anderen Gruppen bestimmt. Um das Erziehungsziel zu erreichen, bedient sich der Erziehende verschiedene Methoden, die auf eine unmittelbare oder langfristige Verhaltenformung und -änderung zielt“ (Rodriguez, 2019, S.13). Der Erziehungsstil des Erziehers ist abhängig von der eigenen Persönlichkeit und Erfahrungen, pädagogische Einstellungen sowie gegebenen Rahmenbedingungen (vgl. Barth/Bernitzke/Fischer, 2010, S.276)
Erziehungsstile nach Kurt Lewin:
Autoritärer Erziehungsstil: bei diesem Stil „geht es um bedingungslosen Gehorsam und psychische Kontrolle, nicht jedoch um Kontrolle der Handlungsabläufe. Bei Nichteinhaltung von Regeln und Normen wird massiv physisch bestraft“ (Definition der Erziehungsstile und ihre Auswirkungen, o. J.). Der Erzieher verwendet hauptsächlich Befehle und Anweisungen und lobt oder kritisiert individuell (vgl. Kamende, 2016, S.126). In Kapitel 2.2 werde ich die Vor- und Nachteile dieses Erziehungsstils ausführlich erläutern.
Demokratischer Erziehungsstil: „vermittelt einem Kind Erwünschtheit und das Gefühl von Sicherheit, da das Kind als erstzunehmende Persönlichkeit wahrgenommen und behandelt wird“ (Definition der Erziehungsstile und ihre Auswirkungen, o. J.). Das Kind erhält Unterstützung und genügend Raum, um selbstständig und selbstbestimmt zu handeln (vgl. Kamende, 2016, S.126).
Laissez-faire-Stil: der Erzieher tritt in den Hintergrund und überlässt das Kind sich selbst. Es gibt weder Vorgaben bei Planungen und Durchführungen noch Lob oder Strafen. Probleme, Konflikte sowie Diskussionen meidet der Erzieher und schreitet bei deren Entstehung nicht ein (vgl. ebd.: S.126).
Glen H. Elder hat die drei Erziehungsstile von Lewin um vier weitere Stile ergänzt: autokratischer (diktatorischer) Erziehungsstil, egalitärer (gleichberechtigter) Erziehungsstil, permissiver (nachgiebiger) Erziehungsstil, negierender (abweisender) Stil (vgl. Definition der Erziehungsstile und ihre Auswirkungen, o. J.).
Diana Baumrind hat den autoritativen Erziehungsstil klassifiziert und konzipiert (vgl. Definition der Erziehungsstile und ihre Auswirkungen, o. J.): „Erziehungsstil, der durch ein hohes Maß an Zuwendung/Wärme, altersangemessene Erwartungen an kindliche Kompetenzen und ein mittleres bis hohes Maß an Kontrolle und Konsequenz in der Erziehung charakterisiert ist“ (Tenorth & Tippelt, 2012, S.53). In Kapitel 2.8 werde ich näher auf den autoritativen Erziehungsstil eingehen.
Verhaltensauffällige Kinder: sind Kinder, die sich in bestimmten Situationen anders verhalten als andere, gleichaltrige Kinder. Das Verhalten kann von schüchtern, aggressiv, zappelig, unruhig bis zu störend variieren. Allerdings ist die Einstufung einer Verhaltensauffälligkeit die individuelle Einschätzung des Erziehers und unterliegt somit auch dessen eigener Norm (vgl. Textor, 1988).
Adultismus: „Die Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen wird auch Adultismus genannt. Der Begriff Adultismus (engl. "adultism") ist eine Herleitung des englischen Worts "adult" für Erwachsene und der Endung -sim oder -ismus als Kennzeichnung eines gesellschaftlich verankerten Machtsystems. Adultismus beschreibt die Machtungleichheit zwischen Kindern und Erwachsenen und infolge dessen die Diskriminierung jüngerer Menschen allein aufgrund ihres Alters. Konkret werden zum Beispiel Ideen und Meinungen von Kindern und Jugendlichen oft ignoriert oder mit der Begründung nicht ernst genommen, sie seien zu jung“ (Der Paritätische Gesamtverband, o.J.).
2. Hauptteil
2.1 Autoritärer Erziehungsstil
Laut Duden bedeutet autoritär „unbedingten Gehorsam fordernd; diktatorisch“ (2017, S.273). Autorität und Gehorsam sind zwei Begriffe die in reziproke Abhängigkeit stehen (vgl. Altenthan/Betscher-Ott/Gotthardt/Hobmair/Höhlein /Ott/Pöll, 2013, S.88). Mit anderen Worten bestimmt der Erzieher den Tagesablauf sowie die Regeln und die Kinder haben dem folgezuleisten (vgl. Barth/Bernitzke/Fischer, 2010, S.276).
Der autoritäre Erziehungsstil wurde Ende des 18 Jahrhunderts/Anfang 19 Jahrhundert sehr beliebt, weil es in diesen Epochen besonders wichtig war, „Kinder zu Gehorsam, Pflicht und Disziplin zu erziehen“ (Förster, 2021). In Schulen sowie im Elternhaus herrschte „eine strenge hirarische Grundeinstellung“ (Förster, 2021) und ein durch das Kind bedingungsloser Gehorsam. Kinder müssen geführt werden und benötigen eine strenge Hand, damit sie nicht disziplinlos werden (vgl. Förster, 2021).
Klare Grenzen und Strukturen sind wichtig für die kindliche Entwicklung (vgl. Lehnstetten, 2020, S.57). Bei Nichteinhalten der Regeln drohen Strafen und Maßregelungen. Das Anerkennen der autoritären Bezugsperson ist Vorbereitung auf das Leben. Da es später immer auf Autoritäten trifft, denen es sich beugen bzw. unterordnen muss (vgl. Förster, 2021).
Die Kinder zeigen durch diesen Erziehungsstil gute bis überdurchschnittliche Leistungen (vgl. Barth/Bernitzke/Fischer, 2010, S.278). Es kommt kaum zu Konflikten oder Streitigkeiten innerhalb der Gruppe, weil der Erzieher sofort eingreift und Diskussionen beendet. Das Verhalten und Handeln des Erziehers ist bestimmt, dominant und unterdrückerisch. Er arbeitet überwiegend mit Befehlen und kritisiert (häufig) oder lobt (seltener) einzelne Kinder. Die Beziehung zwischen Kind und Erzieher ist distanziert. Kindliche Bedürfnisse finden kaum Berücksichtigung, da der Erzieher alle Aktivitäten plant und durchführt (vgl. Kamende, 2016, S.126).
Es handelt sich bei diesem Erziehungsstil also um starke dirigierende Lenkung. Das Kind wird in seinem Verhalten und Denken nach den Vorstellungen des Erziehenden gelenkt, kontrolliert, belehrt, manipuliert, überredet, unterbrochen, ausgefragt, überprüft sowie ausgeschlossen (vgl. Tausch & Tausch, 1998, S.333).
Zusammenfassend ist beim autoritären Stil „die Machtausübung klar gekennzeichnet durch ein gewaltsames Durchsetzen von Forderungen. Diese können auch mit körperlicher Strafe erzwungen werden. Dadurch werden Ängste und große emotionale Gefühle beim Kind ausgelöst. Die Auswirkungen sind, dass das Kind die auferlegten Regeln nur aus Angst einhält, aber nicht aus Überzeugung“ (Himmelseher, 2009, S.12).
2.2 Was bedeutet autoritäre Erziehung für das Kind?
„Der Bauer, bei dem wir die Ferien verbrachten, besaß drei etwa gleichaltrige Pferde. Unsere Tochter fand sehr schnell eine treffende Unterscheidung: das langweilige, das muntere und das liebe. Und sie hatte recht. Das eine Pferd wirkte immer etwas müde, ließ den Kopf leicht hängen und war nur schwer zu einer etwas schnelleren Gangart zu bewegen; das zweite war genau das Gegenteil: es tänzelte, hielt den Kopf hoch erhoben und schien nur darauf zu warten, daß es sich in Trab setzen durfte; das dritte war ausgesprochen zutraulich und gutmütig. Der Bauer beklagte sich, daß er die ersten beiden nicht zusammenspannen konnte. Sie wären schwierig zu lenken, weil sie ganz unterschiedlich reagierten, während das dritte mit jedem der beiden anderen ein brauchbares Gespann bildete. „Sie haben halt ein unterschiedliches Temperament“, meinte der Bauer. „Das ist wie mit den Kindern in unserer Klasse, da gibt es auch solche und solche“, kommentierte unsere Tochter und war damit zu einer wichtigen Erkenntnis gekommen“ (Mielke, 1996, S.19).
Jeder Mensch ist individuell in seinem Temperament und seinen Charakter-eigenschaften. Diese tragen dazu bei, wie er sich mit seiner Umwelt und sich selbst auseinandersetzt. Das daraus resultierende, gezeigte Verhalten beschäftigte bereits Hippokrates. Er teilte die Menschen nach ihrem Temperament in vier Grundtypen ein:
Typ 1: sanguinisch (leichtsinnig, heiter, lebhaft)
Typ 2: phlegmatisch (langsam, ruhig, schwerfällig)
Typ 3: cholerisch (leicht reizbar, jähzornig, aufbrausend)
Typ 4: melancholisch (bedrückt, traurig, depressiv)
Auch die beiden USA-Forscher Chess und Thomas erarbeiteten in den letzten Jahrzehnten in einer Studie drei Grundmuster für Säuglinge:
Muster 1: einfach
Muster 2: langsam auftauend
Muster 3: schwierig (vgl. Mielke, 1996, S.19 ff)
Dennoch gilt, „trotz des individuellen Temperaments ist Verhalten erlernbar und in hohem Maße durch das soziale Umfeld beeinflussbar.“ (Mielke, 1996, S.22) Bei einer starken dirigierenden Lenkung ist das Kind unfrei, unselbstständig und fremdbestimmt. Das Kind verhält sich reaktiv oder passiv und ist für sein Handeln nicht selbst verantwortlich. Kreativität und Originalität sind kaum vorhanden, da sich das Kind eher anpasst und die Werte anderer übernimmt. Es lebt in Spannungen und in Opposition zur übergeordneten Bezugsperson (Erzieher) (vgl. Tausch & Tausch, 1998, S.336). Das Kind erfährt also in der erzieherischen Einrichtung ein unbefriedigendes, zwischenmenschliches Zusammenleben kennen, das oft mit Anspannung, Bevormunden, Unselbstständigkeit und geringer Selbstbestimmung erlebt wird (vgl. Tausch & Tausch, 1998, S.365).
Die Strenge des autoritären Erziehungstils kann eine wiederkehrende Schmerzerfahrung für Kinder sein. Die Kinder nehmen eine Bezugsperson, den Erzieher, durch dessen Mimik, Gestik oder lautstarke Äußerungen plötzlich als bedrohlich war. Das Kind reagiert mit Anspannung. Wiederholen sich negative, beunruhigende Situationen für das Kind, dann wird aus der Anspannung Angst. Die amerik. Forscherin Naomi Eisenberger konnte in einer Studie nachweisen, dass bei psychischer Angst die gleichen Gehirnareale aktiv werden wie bei körperlichen Schmerzen. Ist ein Kind beständigen, professionellen Fehlverhalten (wird im nächsten Kapitel 2.3 genauer definiert) ausgesetzt, dann ist sein Körper auf Dauerstressbereitschaft. Die Verhaltensauffälligkeit wird gefördert oder entsteht bei Kindern. Wiederholen sich diese Erziehungsmaßnahmen der Erzieherin, dann geht das auch auf die Psyche des Kindes. Die Psyche ist unsere Seele, unser Wohlbefinden, wird sie angegriffen geraten wir ins Ungleichgewicht. Psychische Gewalt hinterlässt im Gegensatz zur physischen Gewalt keine Spuren am Körper, wie blaue oder rote Flecken, denn sie wird durch Sprache, Mimik oder Gestik sowie Ignoranz übermittelt (vgl. Ballmann, 2020). Laut Anke E. Ballmann findet diese Form von Gewalt „in zahlreichen Kinderkrippen, Kindergärten, Horten und Schulen statt“ (2020) .
Laut einer Studie von Pinquart & Kauser konnte nachweislich festgestellt werden, dass der autoritäre Erziehungsstil Probleme in der Psyche und im Verhalten auslösen und verstärken kann:
Anmerkung der Redaktion: Aus urheberrechtlichen Gründen wurden diese Abbildungen entfernt. (Burck, 2020, S.32)
2.3 Professionelles Fehlverhalten
Professionelles Fehlverhalten impliziert starke dirigierende Lenkung und „findet in (fast) jeder Kita statt“ (Maywald, 2019). Doch was genau ist professionelles Fehlverhalten?
Gemäß einer Umfrage wurden folgende Merkmale für gravierendes Fehlverhalten pädagogischer Fachkräfte definiert:
- „Grober Ton zwischen Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern und Kindern
- Kinder bleiben über längere Zeit ohne Aufsicht
- Mangelnde Hilfestellung, wenn Kinder danach fragen
- Kinder werden vor der Gruppe bloßgestellt
- Strafmaßnahmen werden angedroht
- Kinder werden zum Mittagsschlaf gezwungen
- Windeln werden ständig unzureichend gewechselt
- Kinder werden gezwungen aufzuessen
- Mangelnde Getränkeversorgung
- Kinder werden fixiert (der Teller wird beim Essen auf den Latz gestellt; Stühle werden so enge an den Tisch geschoben, dass das Kind sich nicht bewegen kann; Kinder werden festgebunden
- Körperliche Misshandlung/Handgreiflichkeiten gegenüber dem Kind
- Unzureichende Möglichkeiten zur individuellen Entwicklung
- Wegschauen bei Gewalt, Konflikt, Verletzung oder Erniedrigung durch andere Kinder
- Weder Arzt noch Eltern werden bei Verletzungen des Kindes informiert bzw. aufgeklärt“
(Maywald, 2019)
Die Aufzählung könnte noch um einige weitere Beispiele ergänzt werden:
- „Terrorisieren – Kinder werden unrealistischen Erwartungen ausgesetzt
- Isolieren – Kinder werden in ihren sozialen Interaktionen beschnitten
- Verächtliches Zurückweisen – Kinder werden ständig kritisiert und niedergemacht“ (Ballmann, 2020)
- mangelnde oder falsche Anregung (Maywald, o. J.)
[...]
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2021, Der autoritative Erziehungsstil bei verhaltensauffälligen Kindern. Pädagogische Anwendungsmöglichkeiten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1129905
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