Sobald ein neues Buch erscheint, schauen wir erst einmal auf den Titel und im Nachhinein auf den Autor, der sich dahinter offenbart. Oftmals gibt uns das Wissen über den jeweiligen Autor bereits eine Vorahnung um was es in dem Buch gehen könnte und in welchem Stil es geschrieben ist. Und daran entscheidet sich auch mit welcher Einstellung wir an das Buch herangehen.
Doch was ist, wenn wir den Autor nicht kennen und zudem das Buch kein Neues ist, sondern vor Jahren verfasst wurde? Was ist, wenn keine lebenden Zeugen mehr existieren um die Autorenschaft eines Buches zu belegen? In unserem Fall handelt es sich um das Buch Daniel das mit der bescheidenen Widmung „דניאל” am Anfang Buches gekennzeichnet ist. Viele Arbeiten und Thesen wurden darüber geschrieben, ob eine historische Person, namens Daniel wirklich zur Zeit Nebukadnezars II., Belsazars, Darius und Kyros II. gelebt hat und dazu noch dieses Buch verfasst hat. Doch was kann man mit Gewissheit darüber sagen? Diese Arbeit möchte eine Antwort auf die umstrittene Frage der Autorenschaft des biblischen Buches Daniels geben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kurze Übersicht über das Buch
3. Heutige Thesen
3.1 Der Beginn des Zweifels und Angriffs
3.2 Die Makkabäer These
4. Probleme & Lösungen
4.1 Der Dan`el in der Sage von Keret
4.2 Das Problem der Sprache
4.2.1 Aramäisch
4.2.2 Griechisch
4.3 Die Prophetie des Daniel
5. Was Ellen White und die Adventpioniere glaubten
6. Bibliographie
1. Einleitung
Sobald ein neues Buch erscheint, schauen wir erst einmal auf den Titel und im Nachhinein auf den Autor, der sich dahinter offenbart. Oftmals gibt uns das Wissen über den jeweiligen Autor bereits eine Vorahnung um was es in dem Buch gehen könnte und in welchem Stil es geschrieben ist. Und daran entscheidet sich auch mit welcher Einstellung wir an das Buch herangehen.
Doch was ist, wenn wir den Autor nicht kennen und zudem das Buch kein Neues ist, sondern vor Jahren verfasst wurde? Was ist, wenn keine lebenden Zeugen mehr existieren um die Autorenschaft eines Buches zu belegen? In unserem Fall handelt es sich um das Buch Daniel das mit der bescheidenen Widmung „דניאל” am Anfang Buches gekennzeichnet ist. Viele Arbeiten und Thesen wurden darüber geschrieben, ob eine historische Person, namens Daniel wirklich zur Zeit Nebukadnezars II., Belsazars, Darius und Kyros II. gelebt hat und dazu noch dieses Buch verfasst hat. Doch was kann man mit Gewissheit darüber sagen? Diese Arbeit möchte eine Antwort auf die umstrittene Frage der Autorenschaft des biblischen Buches Daniels geben.
2. Kurze Übersicht über das Buch
Daniel, dessen Name „Gott ist mein Richter“ bedeutet, war ein jüdischer Staatsmann am Hofe heidnischer Könige (darunter babylonische, wie Nebukadnezar und Belsazar und später auch medo-persische, wie Darius und Kyrus), die zu seiner Zeit die Herrschaft über seinen Heimatstaat Juda besaßen. Nachdem er in seiner Jugend von Nebukadnezar II. als Exilant gefangen nach Babel geführt worden war, verbrachte er den Rest seines langen Lebens dort als Regierungsbeamter und als Prophet des israelitischen Gottes JHWH. Er selbst beansprucht, dieses Buch geschrieben zu haben (12, 4), und Jesus Christus zitierte ihn auch in seiner Endzeitrede und bezeichnete ihn als Propheten (Matthäus 24, 15). Da er aber bei den Juden nicht das offizielle Amt eines Propheten innehatte, befindet sich das Buch im dritten und letzten Teil der hebräischen Bibel, den „Schriften“, statt im zweiten Teil, den „Propheten“. Die einzelnen Kapitel des Buches wurden wahrscheinlich nicht alle zur selben Zeit und auch nicht in der vorliegenden Reihenfolge verfasst.1 Der erste Teil von 1,1 bis 2,4 und wieder ab 7,28 wurden in Hebräisch geschrieben und der mittlere Abschnitt in Aramäisch.
3. Heutige Thesen
3.1 Der Beginn des Zweifels und Angriffs
Die traditionelle Datierung und Widmung für die Abfassung des Buches ist das 6.Jahrhundert v.Chr. von einem historischen Mann mit Namen Daniel. Dieser sei auch der reale und gleichzeitig explizierte Autor und Verfasser aller 12 Kapitel und hielt göttliche Offenbarungen für noch kommende Ereignisse fest. Der erste Angriff auf diese Ansicht, kam jedoch von Porphyrius (232 – 303 n.Chr.), einem energischen Gegner des Christentums.2 Dieser behauptete, das Buch Daniel sei eher von einem unbekannten Juden geschrieben worden, der zur Zeit des Seleukiden Antiochus Epiphanes (175 -163 v.Chr.) lebte. Diese Ansicht wurde dann in den folgenden Jahrhunderten bis heute stark gefördert und führte schließlich zur Makkabäer These. Unter den weiteren Gelehrten, die die Autorenschaft ebenso in Frage stellten, waren der niederländisch, jüdische Philosoph Benedict Spinoza (1632 – 1677) und der englisch, christliche Wissenschaftler Sir Isaac Newton (1642 – 1727). Diese beiden erkannten zwar an, dass der zweite Teil des Buches (Kapitel 7-12) von der Feder des historischen Daniels stamme, aber von wem der erste Teil stammt, wisse man nicht.3 So kann man die Ansicht, die heute vorherrschend die Wissenschaft dieses Buches beherrscht mit folgenden Worten wiedergeben:
Obgleich Daniel als Personenname innerhalb und außerhalb Israels begegnet, ist es doch sehr fraglich, ob hinter dem Daniel des Buches Daniel eine historische Gestalt aus der babylonischen Exulantenschaft [sic] steht.4
3.2 Die Makkabäer These
Die Aufteilung der Kapitel ist auch notwendig um die aktuelle breit anerkannte These zu vertreten. Die Makkabäer waren jüdische Freiheitskämpfer, die ihr Volk aus der Dynastie des Königs Antiochus IV. Epiphanes (175 -164 v.Chr.) befreiten. Diese Ereignisse, die auch in den Makkabäerbüchern dokumentiert wurden, würden sehr gut zu den „Prophezeiungen“ aus Daniel 8 und 11 passen. Und mit der Ansicht, dass es keine wirklichen Prophezeiungen gibt, sondern diese Weissagungen Vaticinium ex eventu seien, kamen einige Theologen zu der Auffassung, dass „da, wo die genaue Geschichte in Daniel 11 aufhöre, also in der Zeit um 165 v.Chr., müsse das Buch geschrieben sein.“5
Somit wird nicht nur die Autorenschaft eines historischen Daniels in den Jahren 600 bis 550 v.Chr. in Frage gestellt, sondern auch noch die Einheit des Buches. Es ist möglich, dass ein historischer Daniel existierte und dieser die ersten 6 Kapitel im 6.Jahrhundert schrieb, doch bei den restlichen 6 Kapitel ist man sich einig, dass diese sicher erst viel später, von einem Juden in der Makkabäer-Zeit geschrieben wurden.
4. Probleme & Lösungen
4.1 Der Dan`el in der Sage von Keret
Eines der umstrittensten Zeugen Daniels ist der Prophet Hesekiel. Denn in Hesekiel 14, 14.20 und 28,3 wird Daniel erwähnt und dies würde dafür sprechen, dass Daniel als historische Person zur Zeit der Deportation und Exils Israels bekannt war. Jedoch wird bei den ersten beiden Versen Noah und Hiob im Zusammenhang mit Daniel genannt und dies führte zu der Annahme, dass es sich bei diesem Daniel nicht um den zeitgenössischen Propheten Daniel handelte. Noah und Hiob waren Figuren aus ferner Vergangenheit und deshalb passe Daniel nicht in diese Aufreihung hinein. Professor Aage Bentzen, von der Universität Kopenhagen schrieb dazu:
Wahrscheinlich ist er [Daniel] identisch mit dem Dan`el der Ras-Schamra-Texte, der die Orakel zu handhaben weiß und als gerechter Richter den Witwen und Waisen beisteht. Dieser Urkönig könnte hinter den atl. Traditionen, jedenfalls bei Hesekiel, stehen.6
Dieser ugaritische Dan`el, der 1900 v.Chr. gelebt hatte, soll nun also der Daniel aus Hesekiel sein und würde somit kein Beweis für den Autor des Buches Daniel sein.
Allerdings sind zurecht mehrere Zweifel hinsichtlich dieser These geäußert worden.
1. Warum sollte Hesekiel einen heidnischen König, der Anhänger des Baalkultes war, zusammen mit Noah und Hiob vergleichen und auch noch als gerecht beschreiben?
2. Hiob und Noah sind zwei biblische Personen. Dan`el nicht und somit würde dies auch kein Sinn ergeben auf ihn nochmal in Hesekiel 28,3 hinzuweisen.
3. Im Hebräischen wird der Prophet Daniel wie folgt „דניאל" mit einem Jod geschrieben. Der Dan`el aus der ugaritischen Legende ohne דנאל. Hesekiel schreibt ihn jedoch in der ersten Version mit Jod.
Abschließend ist zu sagen, wenn man die drei Personen nochmal in einer zeitlichen Reihenfolge miteinander vergleicht, bei der der Fokus auch auf dem Gerichtskontext gelegt wird, so können wir die Erwähnung dieser drei Personen in Hesekiel verstehen. Dies wird durch folgende Tabelle veranschaulicht:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.2 Das Problem der Sprache
4.2.1 Aramäisch
Es ist sehr interessant und von hoher Bedeutung, dass ein großer Teil des Buches in aramäisch geschrieben wurde. Viele Gelehrte haben sich an die Analyse dieses Abschnitts gewagt und sind zu der Ansicht gekommen, dass die aramäische Schrift, die hier zu finden ist, einem Aramäisch aus den Jahren nach 160 v.Chr. entspricht.7 Jedoch herrschte zu dieser Zeit schon das mittlere aramäisch vor (300 v.Chr. – 200 n.Chr.). Der bekannte Isralitische Spezialist für Aramäische Sprache E. Y. Kutscher und der deutsche Professor fürs Alte Testament sind sich jedoch einig in ihrer Studie, dass das aramäisch aus Daniel einen eher östlichen Einfluss besitzt und auch aus einer Zeit stammt, die dem offiziellen (imperialistischen) aramäisch (800 – 300 v.Chr.) näher ist, als dem jüngeren aramäisch.8
4.2.2 Griechisch
In Kapitel 3 des Buches Daniel tauchen drei Wörter, die eindeutig griechischen Bezug haben. Es sind Kitharis, Psalterion und Symphonia. Diese hatte man untersucht und man nahm an, dass sie erst aus einer Zeit nach 539 v.Chr. stammen, nachdem Alexander der Große Palästina eroberte.9 Doch nach genaueren Untersuchungen fand man heraus, dass griechische Handelssysteme und somit griechischer Einfluss schon bereits vor dem 8.Jahrhundert v.Chr. im Nahen Osten vorhanden war.10 Somit ist es gut möglich, dass Daniel, als Autor des Buches solche griechischen Lehnwörter kannte und auch im 6.Jahrhundert zur Zeit Nebukadnezars in Babylon lebte.
4.3 Die Prophetie des Daniel
Oftmals wurde die Prophetie des Buches angezweifelt und dadurch die Autorenschaft eines historischen Daniels zur Zeit des Exils angezweifelt. Es wurde angenommen, dass die Art der Prophezeiungen in Daniel nicht dem üblichen Stil der prophetischen Texte im AT entspricht. Doch nach genaueren Untersuchungen Keils, unterscheide „ sich die Prophetie Daniels auch in ihrer apokalyptischen Form nicht wesentlich von der gesamten Prophetie “11 des AT. So schreibt er, dass zwar die prophetische Rede gänzlich fehle, aber dass nach Inhalt und Form des Buches, wir den Charakter einer prophetischen Schrift wiederfinden können.
[...]
1 Arthur J. Ferch, Daniel on solid ground (Washington, D.C.: Review and Herald, 1988), 29.
2 P. M. Casey, „PORPHYRY AND THE ORIGIN OF THE BOOK OF DANIEL“, The Journal of Theological Studies XXVII, Nr. 1 (1976): 15–33, doi:10.1093/jts/XXVII.1.15.
3 Ferch, Daniel on solid ground, 18.
4 Rudolf Meyer, Zur Geschichte und Theologie des Judentums in hellenistisch-römischer Zeit (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1989), 105.
5 Gerhard Maier, Der Prophet Daniel, Wuppertaler Studienbibel Altes Testament (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag, 1982), 55–57.
6 Aage Bentzen, Daniel, 2., verb. Aufl, Handbuch zum Alten Testament : Reihe (Tübingen: Mohr, 1952), 7.
7 Zdravko Stefanovic, The Aramaic of Daniel in the light of Old Aramaic, Journal for the Study of the Old Testament : Supplement Series 129 (Sheffield: Sheffield Academic Press, 1992), 22.
8 Ferch, Daniel on solid ground, 48; Stefanovic, The Aramaic of Daniel in the light of Old Aramaic, 17.
9 Ferch, Daniel on solid ground, 42.
10 Ebd., 45.
11 Carl Friedrich Keil, Biblischer Commentar über den Propheten Daniel, Bd. 5., Biblischer Commentar über das Alte Testament (Leipzig: Dörffling u. Franke, 1869), 21.
- Citar trabajo
- Benjamin Lizinger (Autor), 2014, Die Autorenschaft des Buches Daniel, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1129172
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