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Während und nach seinem Studium unternahm Zweig viele Reisen ins Ausland, wo er Kontakte zu den europäischen Freunden aufnahm: „Von ihnen spricht er begeistert, aber über seine eigene Situation sagt er [in der ‚Welt von Gestern’] wenig aus“ . Der Ausbruch des 1. Weltkrieges überraschte Zweig im Ausland. Dienstverpflichtet im österreichischen Kriegsministerium bemühte er sich „mitten im Krieg, die geistigen Bande mit den Kosmopoliten und Kriegsgegnern im anderen Lager jenseits der Grenzen neu zu knüpfen“ , nachdem er mit seinem Brief ‚An die Freunde im Fremdland’ kurzfristig seine europäische Gesinnung aufgab. Gelegenheit dazu hatte er nach einer Reise ins Kriegsgebiet nach Galizien, als er 1918 die Freistellung für eine Lesereise in die Schweiz erreichen konnte. Zwischen den Kriegen kaufte Zweig sich ein Haus in Salzburg. Es waren die produktivsten Jahre seines Schaffens. Dennoch nennt Stefan Zweig das Kapitel in seinem Buch ‚Die Welt von Gestern’, in dem er die Salzburger Jahre beschreibt ‚Sonnenuntergang’, denn mit der so genannten „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten in Deutschland und mit dem „Anschluss Österreichs“ ans Reich 1938 begann nach einer Durchsuchungsaktion die Lebensphase seiner Emigration, zuerst nach England und dann nach Südamerika. „Der Reisende hatte es sich offensichtlich vorgenommen, die politischen Sorgen und Befürchtungen zu verdrängen, der europäischen Misere zu entfliehen und jeden Sonnenuntergang zu einer Morgenröte umzudeuten“ . Im Exil entstand ein Buch über sein Leben „ohne den mindesten Gedächtnisbehelf“ (WVG 10).
Der gesamte Titel des Werkes: ‚Die Welt von Gestern – Erinnerungen eines Europäers’ beinhaltet gleichzeitig die beiden Aufgabenstellungen dieser Arbeit. Einer der wichtigsten Aspekte, die das gesamt Werk durchziehen, sollen in dieser Arbeit dargestellt werden: Das Europäertum des Schriftstellers, zu dem er sich immer wieder bekennt und das er zu beinahe allen Zeiten fördern und beleben wollte und am Ende soll versucht werden zu klären, ob es sich bei der ‚Welt von Gestern’ um Memoiren oder tatsächlich um eine Autobiographie Stefan Zweigs handelt.
Im Exil in Brasilien fand Zweig jedoch nicht die Möglichkeit, seine Sorgen zu verdrängen. Gemeinsam mit seiner Frau wählte er 1942 den Selbstmord. „Er war müde, seelisch zermürbt, er meinte, so wie einer der von ihm gefeierten Großen des Geistes [Hinweis auf die von Zweig verfassten Biographien, Anm. d. Aut.] zur rechten Zeit sterben zu müssen“ .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Stefan Zweig – Ein Europäer
- Die europäische Prägung in den Jugendjahre
- Stefan Zweigs europäisches Wirken vor dem 1. Weltkrieg
- Stefan Zweig und Europa im 1. Weltkrieg
- Das Mitwirken am europäischen Gedanken in der Zwischenkriegszeit
- Resignation und Flucht aus Europa
- ‚Die Welt von Gestern‘: Autobiographie oder Memoiren?
- Schlussbemerkung
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Leben und Werk des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig, insbesondere mit seiner europäischen Identität und der Frage, ob sein Werk ‚Die Welt von Gestern‘ als Autobiographie oder Memoiren zu betrachten ist. Die Arbeit analysiert Zweigs europäische Prägung, seine Erfahrungen im Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit sowie seine Flucht aus Europa im Zuge des Nationalsozialismus.
- Stefan Zweigs europäische Identität
- Die Rolle Europas in Zweigs Leben und Werk
- Zweigs Erfahrungen im Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit
- Die Flucht aus Europa und die Entstehung von ‚Die Welt von Gestern‘
- Die Frage nach der Gattung von ‚Die Welt von Gestern‘
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Stefan Zweig als einen der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vor und führt in die Thematik der Arbeit ein. Sie beleuchtet Zweigs europäische Prägung, die durch seine jüdische Herkunft, seine Familie und die multikulturelle Atmosphäre Wiens geprägt wurde.
Das Kapitel ‚Stefan Zweig – Ein Europäer‘ befasst sich mit Zweigs europäischer Identität, die durch seine Familie und seine Jugend in Wien geprägt wurde. Es wird die internationale Prägung durch seine Familie, die Sprachenvielfalt und die multikulturelle Atmosphäre Wiens beleuchtet.
Das Kapitel ‚Die europäische Prägung in den Jugendjahre‘ beschreibt Zweigs Kindheit und Jugend in Wien, die von der multikulturellen Atmosphäre der Stadt und der internationalen Prägung seiner Familie geprägt wurde. Es wird die Bedeutung der Sprachenvielfalt und die Rolle der Familie für Zweigs europäische Identität hervorgehoben.
Das Kapitel ‚Stefan Zweigs europäisches Wirken vor dem 1. Weltkrieg‘ beleuchtet Zweigs literarisches Schaffen und seine Reisen vor dem Ersten Weltkrieg. Es wird die Bedeutung der europäischen Kultur für Zweig und seine Kontakte zu europäischen Intellektuellen hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Stefan Zweig, ‚Die Welt von Gestern‘, Autobiographie, Memoiren, Europäertum, europäische Identität, Wien, multikulturelle Gesellschaft, jüdische Kultur, Erster Weltkrieg, Zwischenkriegszeit, Nationalsozialismus, Flucht, Exil, Brasilien, Selbstmord.
- Citar trabajo
- David Hohm (Autor), 2006, Ein Europäer schreibt die Geschichte seines Lebens: Stefan Zweig "Die Welt von Gestern", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112882
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