Diese Arbeit hat das Ziel, Edith Steins erkenntnistheoretische Fragen nach der jeweiligen Art und Weise unseres Zugangs zu den natürlichen Dingen zu beantworten. Diese Frage lautet beispielsweise: Was zeichnet eine Empfindung aus? Was ist für eine Wahrnehmung kennzeichnend? Wie unterschieden sich Empfindungen von Wahrnehmungen? Lassen sich aus der Art und Weise, wie wir von natürlichen Dingen erfahren, Rückschlüsse auf die ontologische Struktur der Dinge ziehen? Ihr Werk Einführung in die Philosophie, Gesamtausgabe Band 81 wird meiner Arbeit als Grundlage dienen. Zu diesem Zweck werde ich zunähst als Einführung das Ziel und die Methode der Philosophie nach Stein nachzeichnen. Anschließend soll vertieft werden wie das Bewusstsein aussieht, das sich auf Gegenstände richtet. In dem Verhältnis zwischen Empfindung und Wahrnehmung soll der Prozess der Erkenntnis nachvollzogen werden, indem das Konzept des Schemas eine besondere Rolle spielt. Mit dieser Analyse leite ich Steins wichtige Errungenschaft ab, nämlich die Widerlegung Berkeleys idealistischen Standpunkts.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Was ist das Ziel und die Methode der Philosophie nach Stein?
2.2. Wie sieht das Bewusstsein aus, dass sich auf Gegenstände richtet?
2.2.1. Was ist eine Empfindung?
2.2.2. Was ist Wahrnehmung ?
2.2.3. Was sind Schemata und welche Rolle spielen sie im Erkenntnisprozess?
2.2.4. Steins phänomenologischen Betrachtungen und Analysen der Empfindung und Wahrnehmung im Verhältnis zu Berkeleys Idealismus.
3. Schluss
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Arbeit hat das Ziel, Edith Steins erkenntnistheoretische Fragen nach der jeweiligen Art und Weise unseres Zugang zu den natürlichen Dingen zu beantworten. Diese Frage lautet beispielsweise: Was zeichnet eine Empfindung aus? Was ist für eine Wahrnehmung kennzeichnend? Wie unterschieden sich Empfindungen von Wahrnehmungen? Lassen sich aus der Art und Weise, wie wir von natürlichen Dingen erfahren, Rückschlüsse auf die ontologische Struktur der Dinge ziehen? Ihr Werk Einführung in die Philosophie, Gesamtausgabe Band 8 1 wird meiner Arbeit als Grundlage dienen. Zu diesem Zweck werde ich zunähst als Einführung das Ziel und die Methode der Philosophie nach Stein nachzeichnen. Anschließend soll vertieft werden wie das Bewusstsein aussieht, das sich auf Gegenstände richtet. In dem Verhältnis zwischen Empfindung und Wahrnehmung soll der Prozess der Erkenntnis nachvollzogen werden, indem das Konzept des Schemas eine besondere Rolle spielt. Mit dieser Analyse leite ich Steins wichtige Errungenschaft ab, nämlich die Widerlegung Berkeleys idealistischen Standpunkts.
2. Hauptteil
2.1. Was ist das Ziel und die Methode der Philosophie nach Stein?
Stein gliedert ihren Text Einführung in die Philosophie in zwei Kapitel: Die Erläuterung der Aufgabe der Philosophie und die anschließende Benennung ihrer Methode. Zunächst differenziert Stein die natürliche Einstellung von der theoretischen Einstellung des Menschen. Dabei unterliege letztere den (empirischen) Wissenschaften. Diese gehe dabei von (zufälligen) Tatsachen aus. Die natürliche Einstellung hingegen beziehe sich auf das Selbst, welches im Mittelpunkt der Welt stünde. Die Beziehung des Selbst zu den Gegenständen bestimme somit auch dessen subjektive Eigenperspektive (2-5)2. Das Ziel der Philosophie ist es jedoch laut Stein, die Welt zu verstehen. Sie sei dazu da, die Grundbegriffe sowie die Beziehungen der Dinge untereinander zu klären, die die Wissenschaft für gegeben annimmt. Durch das Formulieren von ontologischen Fragen, wie jene nach dem Wesen einer Pflanze, versuche die Philosophie die Voraussetzungen der positiven Wissenschaften einzuholen (6-7). Diese solle die als gegeben geltenden Tatsachen in Frage stellen. Dazu nennt Stein einige Beispiele: „Während die Geschichte den Entwicklungsgang von Völkern und individuellen Persönlichkeiten, die in ihnen eine Rolle gespielt haben, verfolgt, erforscht die Ontologie, was eine individuelle Persönlichkeit, ein Volk, ein Staat, ein historisches Ereignis überhaupt ist.“ (9)
Daraus wird klar, dass einerseits die Geschichtswissenschaft den Entwicklungsgang von Völkern untersucht, die es faktisch gegeben hat (empirisch bewiesen). Andererseits sei es keine Notwendigkeit, dass es genau dieses Volk gegeben haben muss. Denn es hätte sich, laut Stein, zufällig über verschiedene Abhängigkeits- und Gesellschaftsbeziehungen entwickelt. Man kann also sagen, dass der Notwendigkeitsbegriff, der mit dem Wesen der Dinge zu tun hat, sich so verstehen ließe, dass die Ontologie untersuche, was ein Volk oder eine individuelle Persönlichkeit überhaupt ist und ausmacht. Insofern solle die Philosophie Voraussetzungen beleuchten und Begrifflichkeiten einholen, die in den positiven Wissenschaften verwendet werden, ohne diese näher betrachtet zu haben. Für die Philosophie gilt es also die Voraussetzungen zu klären, von denen die empirischen Wissenschaften ausgehen. Es sei jedoch klar zu sagen, dass diese Wesen der Dinge nicht unabhängig von den Fakten seien und nicht getrennt voneinander existieren könnten. (8-9)
Anschließend geht Stein auf die Methode der Philosophie ein. Diese zeichnet eine wichtige Wechselbeziehung von Erkenntnistheorie und Ontologie aus (11). Stein erwähnt Kant, der sich ebenfalls dazu anknüpfende Fragen stellt : Wie ist ein Erkennen überhaupt möglich? Was sind die Grundbedingungen dafür, dass wir Gegenstände erkennen können? Aus diesen Fragen kam die These hervor, dass es Gegenstände gäben müsse (Gott, Welt und so weiter), die wir nicht erkennen könnten. Hier stellt sich folgende Frage; Welche Gegenstände zählen denn eigentlich als erfahrbarer Gegenstand? In diesem Sinne haben erkenntnistheoretische Fragen und die Art und Weise, wie man sie beantwortet, Auswirkungen darauf, welche Gegenstände sich überhaupt erkennen lassen.
Um an diese Erkenntnis zu kommen, legt Steins n zum Schluss das phänomenologische Vorgehen ihrer philosophischen Methode dar. Die Methode der Phänomenologie ist die Eidetische Reduktion Epoché. Diese ermöglicht eine Rückführung des Gegenstandes auf das Bewusstseinsphänomen. Epoché bedeutet nach Husserl einen Urteilsrückzug, ein Ausklammern des Erfahrungswissens. Es gibt zwei Arten der Epoché: Die Epoché der natürlichen, oder praktischen Einstellung und die Epoché der wissenschaftlichen Einstellung, oder konkreter der Einstellung der positiven Wissenschaften. Indem die Philosophie diese beiden Eigenschaften ausklammert, verbleibt als Gegenstand der Philosophie die Wesenheit oder das Wesen von Gegenständen. Anschließend an Descartes geht Edith Stein von dem reinen Ich aus, welches das Feld des Unbezweifelbaren ist. Das reine Ich ist als Phänomen der Welt zu verstehen und ist bewusstseinsimmanent. Dahingegen sind empirische Gegenständen bewusstseinstranszendent. Nun stellt sich die Frage, wie das Ich eine Einheit bilden kann, wenn die einzelnen Bewusstseinsakte immer mit einem Gegenstand der Welt korrelieren (26)? Nur das reine Ich (Bewusstsein) steht als Einheit der einzelnen Bewusstseinsakte dem Phänomen der Welt insgesamt gegenüber. Das reine Ich bringt die Bewusstseinsakte hervor. Es ist eine Einheit, da ihm selbst die Welt als Gesamtes korreliert. Der Begriff Korrelat entspricht bei Edith Stein der Noema und bezeichnet ein Gerichtetsein auf etwas Anderes. Ein Wahrnehmungsgegenstand ist Korrelat eines Bewusstseinsaktes.
2.2. Wie sieht das Bewusstsein aus, dass sich auf Gegenstände richtet?
In diesem Abschnitt geht es um die reflektierenden Einstellung. Stein formuliert diese Frage wie folgt: „S o fragen wir uns jetzt, wie [die Gegenstände] sich uns jetzt darstellen? “ (162). Im Folgenden Abschnitt beschreibt Stein die Strukturen für das Haben von Erkenntnis und erläutert, wie die Stufen des Erkenntnisprozesses aufeinander aufbauen. Um die oben gestellte Frage zu beantworten, führt Stein die Unterscheidung der Begriffe „Empfindung, Wahrnehmung, Mitwahrnehmung und Schemata ein .
2.2.1 Was ist eine Empfindung?
Als Einleitung wird nach dem Übergang von der Empfindung zur Wahrnehmung gefragt. Laut Edith Stein ist die Empfindung das „Unterste“, aufgrund dessen sich der Erkenntnisprozess aufbaut. Daraus wird dann eine Wahrnehmung. Die Empfindung ist also die Grundlage der Wahrnehmung. Sie ist erstmal nicht gegenständlich und geschieht nach Stein passiv: „D as Subjekt wird in einer eigentümliche dumpfen und passiven Weise betroffen “ (173-174). Wahrnehmungen sind keine kognitive aktive Tätigkeit und müssen daher etwas entspringen, das ein Grund der Einwirkung auf dieses Bewusstsein ist. Damit gehören sie unablösbar zum Bewusstseinsleben. Sie stehen an der Grenze von Immanenz und Transzendenz sowie Objektivität und Subjektivität und werden als immanentes Datum bezeichnet (174). Die Empfindung konstituiert die Wahrnehmungen mit und ist damit ein Teil davon. Ein Beispiel für eine pure Wahrnehmung einer Farbe könnte wie folgt lauten: Wir nehmen ein Objekt mit seiner Gestalt und seiner Farbe war. Die Farbe ändert sich dabei aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Wenn wir nun eine Momentaufnahme von der Farbe, ohne die Gestalt und die Krümmung des Gegenstandes machen, dann haben wir die reine Empfindung der Farbe.
2.2.2 Was ist Wahrnehmung?
Die Wahrnehmung geht über die Empfindung hinaus, legt ihren Fokus von einem Standpunkt aus auf das Objekt bzw. die Gegenständlichkeit und erfasst die Gesamtheit eines Objekts. Damit spielt die aktive Komponente in der Wahrnehmung eine relevante Rolle. Edith Stein beschreibt in Abschnitt 169, dass wenn wir einen Stuhl aus einer bestimmten Perspektive betrachten dies die Mitwahrnehmung sei. Wir sehen aufgrund der Perspektive vielleicht nicht alles vom Stuhl, dennoch wissen wir dass der Stuhl eine Rückseite besitzt. So müssen bestimmte Empfindungsdaten aktiv eingetragen werden. Die Mitwahrnehmung erschließen wir uns also und nehmen sie immer von einem bestimmten Standpunkt aus war. Die Mitwahrnehmung motiviert uns, unseren Standpunkt zu ändern. Wenn wir auf einem Berg wandern, dann wollen wir auch auf die andere Seite des Berges gehen. Die Mitwahrnehmung entsteht aufgrund des Schemas, das vorausgesetzt wird. Der Unterschied zur Mitwahrnehmung, die durch Schemata ermöglicht wird, ist das sie keine pure Sinneswahrnehmung ist (168-169). Damit wird sie nicht durch die Empfindung des Subjekts ermöglicht. Mitwahrnehmung ist das Hinausgreifen der Auffassung über das was durch sinnliche Daten repräsentiert ist. Eintragen der Empfindungsqualitäten in das Schema ermöglicht die Mitwahrnehmung (180). Daher ist die Wahrnehmung in einem gegenständlichen Schema eingetragen. Eine Unterscheidung zwischen Wahrnehmungen und Empfindungen besteht unter anderem darin, dass Wahrnehmungen sich auf den Gegenstand selber beziehen, während Empfindungen auf den Gegenstand verweisen.
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1 Stein, Edith. Einführung in die Philosophie, hrsg. im Auftrag des Internationalen Edith-Stein-Instituts Freiburg/ Basel/Wien: Herder Verlag, 2010.
2 Die Seitenangabe beziehen sich auf die Seiten des Originalmanuskriptes. Diese sind im Fließtext mit Seitenzahl gekennzeichnet.
- Citation du texte
- Cennet Celik (Auteur), 2021, Edith Steins Philosophie. Bewusstsein, Empfindung und Wahrnehmung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1128111
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