In dieser Arbeit werden Geschlechterrollen im Wandel der Zeit untersucht. Zunächst werden Unterschiede zwischen Mann und Frau anhand des Gehirns, der Hormone und des Verhaltens beleuchtet. Anschließend wird die Rolle der Frau in Deutschland vom 18. bis zum 21. Jahrhundert untersucht, wobei auch auf die jeweilige politische und gesellschaftliche Situation eingegangen wird. Im nächsten Kapitel werden Probleme von Frauen im Alltag sowie im Berufsleben benannt. Es folgen Lösungsansätze für die Verbesserung der aktuellen Situation der Frau.
Im Laufe der Zeit haben sich Rollenbilder entwickelt, welche die Frau dem Mann unterordnen. Dadurch entsteht ein System, in dem die Frau benachteiligt wird. Gesellschaftliche Problematiken wie sexuelle Gewalt und Belästigung, Sexismus und Sexualisierung oder die Benachteiligung in der Berufswelt sind Beispiele für die Auswirkungen aufgrund der ungleichen Machtverteilung. Im Bereich der weiblichen Emanzipation ist jedoch ein Fortschritt erkennbar. Das macht sich auch darin bemerkbar, dass der Diskurs über Themen bezüglich der Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung der Frau in der heutigen Gesellschaft stattfindet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau
2.1 Das Gehirn
2.2 Die Hormone
2.3 Das Verhalten
3. Geschlechterrollen im Wandel der Zeit
3.1 Die Frau während des 18. Jahrhunderts
3.2 Die Frau während des 19. Jahrhunderts
3.3 Die Frau bis zu der Zeit des Nationalsozialismus bis
3.4 Die Frau während des Nationalsozialismus
3.5 Die Frau in der Bundesrepublik Deutschland
3.6 Die Frau in der DDR
3.7 Die Frau nach der Vereinigung Deutschlands bis heute
3.7.1 Gesetzliche Veränderungen für Frauen
3.7.2 Gesellschaftliche Veränderungen für Frauen
4. Gesellschaftliche Probleme für Frauen
4.1 Sexismus
4.1.1 Sexismus im Alltag
4.1.2 Sexismus am Arbeitsplatz
4.2 Sexualisierung von Frauen und Mädchen
4.3 Sexuelle Belästigung und Gewalt
4.3.1 Sexuelle Belästigung in den sozialen Medien
4.3.2 Me-Too
4.4 Gender Pay Gap
4.5 Vereinbarkeit von Familie und Karriere
5. Lösungsansätze für die Verbesserung der aktuellen Situation der Frau
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
7.1 Primärquellen
7.2 Sekundärquellen
7.3 Internetquellen
7.4 Film
8. Anhang
1. Einleitung
Die französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin Simone de Beauvoir verfasst 1949 ihr bekanntes Werk Le Deuxième Sexe (Das andere Geschlecht), in dem sie die These aufstellt, dass „[m]an [...] nicht als Frau zur Welt [kommt], man wird es. Kein biologisches, psychisches, wirtschaftliches Schicksal bestimmt die Gestalt, die das weibliche Menschenwesen im Schoß der Gesellschaft annimmt. Die Gesamtheit der Zivilisation gestaltet dieses Zwischenprodukt zwischen dem Mann und dem Kastraten, das man als Weib bezeichnet“ 1. Das Geschlecht und spezifisch die Unterscheidung zwischen dem biologischen und sozialen Geschlecht rückt ins Zentrum der Geschlech- terforschung. Während im Deutschen der Begriff Geschlecht verwendet wird und das soziale und biologische Geschlecht assoziiert, unterscheidet man im Englischen explizit zwischen Gender und Sex.
Dabei bezieht sich der Begriff Sex auf das körperliche, biologische Geschlecht, welches seit der Geburt anhand der primären Geschlechtsmerkmale festgelegt ist.2
Dagegen bezeichnet Gender das soziale und gesellschaftliche Ge- schlecht.3 Geprägt wird der Begriff durch Rollenbilder, Erwartungen sowie von Wertvorstellungen, die an das angeborene Geschlecht gebunden sind. Darüber hinaus beeinflussen die entsprechende Kultur und die historische Entwicklung die zeitweilige, gesellschaftliche Auffassung des jeweiligen Geschlechts.4 Das soziale Geschlecht bezeichnet dementsprechend die Männlichkeit und Weiblichkeit und ist daher das Produkt kultureller, sozialer und historischen Prozesse.
Diese Erkenntnis Simone de Beauvoirs stellt seitdem eine entscheidende Grundlage für die Frauen- und Geschlechterforschung, sowie für den Feminismus und die Frauenbewegung dar.
2. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau
In der Geschlechterforschung ist man sich nicht einig, ob die Unterschiede zwischen den Geschlechterrollen erlernt und anerzogen sind oder ob sie angeboren und evolutionär vererbt werden. Doch in den letzten Jahren haben Forscher neue Erkenntnisse gewonnen. Dabei haben sie sich bei ihren Untersuchungen auf das Gehirn, die Hormone und das Verhalten von Männern und Frauen konzentriert. Schlussendlich kann belegen werden, dass die Geschlechter weniger trennt als vorher angenommen.
2.1 Das Gehirn
Zunächst kann man feststellen, dass das männliche Gehirn aufgrund der durchschnittlichen größeren Körpergröße eines Mannes rund zehn Prozent mehr Volumen besitzt und auch hundert Gramm schwerer ist.5 Dennoch gibt es Forschungen, die belegen, dass das männliche und das weibliche Gehirn viele Übereinstimmungen aufzeigen und sich in der Regel wenig unterscheiden. Hierbei haben Neurowissenschaftler festgestellt, dass die charakteristischen Merkmale keine Aussage darüber treffen können, ob ein Gehirn nun männlich oder weiblich ist.6
Des Weiteren beobachten die Forscher, dass wiederkehrende Erlebnisse unser Gehirn prägen. Demnach können verschiedene alltägliche Erfahrungen das Gehirn geschlechtsspezifisch formen.7
2.2 Die Hormone
Das Verhalten, das Handeln, aber auch die Persönlichkeit und Eigenschaften des Menschen werden von dem Hormonspiegel beeinflusst. Der Hormonspiegel bestimmt zudem das Entstehen und den Ausdruck der Gefühle sowie beispielsweise Charakterzüge wie Fürsorglichkeit oder Einfühlungsvermögen.8
Sowohl Frauen, als auch Männer produzieren männliche und weibliche Geschlechtshormone. Dennoch unterscheiden sich die Geschlechtshormone Testosteron, Östrogen und Progesteron in den Konzentrationen.9 Dabei ist die Konzentration von Testosteron im männlichen Körper im Durchschnitt zehnmal höher.
Wissenschaftler der Universität Montreal haben herausgefunden, dass ein Körper mit weniger Testosteron dazu neigt einfühlsamer und feinfühliger zu sein und Gefühle viel stärker empfindet. Dies könnte der Grund sein, warum Frauen viel häufiger an Depressionen erkranken, und als gefühlsvoller wahrgenommen werden.10
2.3 Das Verhalten
Die Professorin Janet Shibley Hyde von der Universität Wisconsin hat für ihre Untersuchung 46 Meta-Analysen ausgewertet und dabei Unterschiede für insgesamt 124 Faktoren überprüft. Dabei untersucht sie unter anderem das mathematische Verständnis, sprachliche Fähigkeiten sowie die Lebenszufriedenheit oder das Selbstwertgefühl des jeweiligen Geschlechts.11
Ihre Auswertung zeigt, dass der größte Geschlechterunterschied die Körperbeschaffenheit ist. Wegen der offensichtlich durchschnittlich größeren Körpergröße und Muskelmasse, können Männer nämlich weiter werfen und schneller laufen.12 Bei 78 Prozent der geprüften Faktoren stellt die Professorin keine oder nur kleine Unterschiede fest. Letztendlich kommt Janet Hyde zu dem Entschluss, dass „men and women, as well as boys and girls, are more alike than they are differ- ent”13.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Forscher, die die Unterschiede in puncto Persönlichkeit untersuchen. Dabei waren bei Frauen Charaktereigenschaften wie Empathie, Rücksichtnahme oder Selbstlosigkeit sowie emotionale Labilität und Verletzlichkeit stärker ausgeprägt als bei Männern. Jedoch unterscheiden sich die Ergebnisse der objektiven Erhebung und der Selbstwahrnehmung. Denn auffällig ist, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei einer Selbsteinschätzung stärker ausgeprägt sind, als wenn die Ergebnisse objektiv erhoben werden.14
Dementsprechend folgern die Forscher, dass die Teilnehmenden sich von Stereotypen manipulieren ließen und sich so darstellten, wie die Gesellschaft es erwarte.15
Da diese Geschlechterrollen unsere Selbstwahrnehmung sowie den Umgang und die Wahrnehmung von und mit anderen beeinflussen, betrachten Forscher die Weiblichkeit und die Männlichkeit als ein Produkt sozialer und gesellschaftlicher Prozesse.16
Tatsächlich seien die Unterschiede innerhalb eines Geschlechts teilweise größer als zwischen den Geschlechtern. Demnach liegt der größte geschlechterspezifische Unterschied in der Physis.17
3. Geschlechterrollen im Wandel der Zeit
Als Folge von gesellschaftlichen Erwartungen entwickeln sich allgemein anerkannte Rollenbilder. Vorzufinden sind Rollenbilder beispielsweise im Familienleben oder auch im Berufsleben.18 Der Rahmen der Geschlechterrollen ist das Produkt eines Prozesses von wandelbaren, gesellschaftlichen Erwartungshaltungen, welche sich zwischen einem traditionellen und einem egalitären Rollenbild bewegen.19
In traditionellen Geschlechterrollen übernimmt die Frau die Rolle der Ehefrau, Mutter und Hausfrau, wohingegen der Mann als Versorger und Repräsentant in der Öffentlichkeit gilt.20 Als Ereignis einer solchen Rollenverteilung findet sich die Frau in finanzieller Abhängigkeit vom Mann wieder.
Eine hierarchische Ordnung ist in einem egalitären Rollenbild nicht anzutreffen. Die emanzipierte Frau teilt sich mit dem Mann egalitär die Arbeit, oder sie erledigen Aufgaben gemeinsam. Darüber hinaus leben beide Geschlechter unabhängig voneinander.21
3.1 Die Frau während des 18. Jahrhunderts
Die weibliche Rolle als Mutter manifestiert sich durch Königin Luise von Preußen. In der Liebesehe mit Friedrich Wilhelm kümmert sich Luise - anders als üblich in Adelskreisen22 - um ihre Kinder.23 Erziehung der eigenen Kinder etabliert sich als ein tugendhafter Teil der Mütterlichkeit. Der Vater wird zum Versorger gekürt, während die Frau als Mutter und Hausfrau agiert.24 Diese Rollenverteilung wird künftig im Bürgertum übernommen.
3.2 Die Frau während des 19. Jahrhunderts
Louise Otto-Peters, eine der ersten deutschen Frauenrechtlerinnen, fordert 1843, dass „[d]ie Teilnahme der Frauen an den Interessen des Staates [...] nicht ein Recht, sondern eine Pflicht.“25 sei. Die Frauen jener Zeit sind gewillt, sich über den Erwerb des Rechtes auf Bildung und Arbeit ihre Selbstständigkeit und Mündigkeit zu sichern.26 Dabei handeln sie nicht nur aus Selbstzweck, denn ihr Beitrag für die Gesellschaft und die Menschheit ist gleichermaßen unabdingbar.
Im Übrigen haben ledige und aus dem Bürgertum stammende Frauen allein die Möglichkeit als Gouvernante, Gesellschafterin oder als Lehrerin zu arbeiten. Jedoch sind Frauen bloß bei Ausfällen von Lehrern eingesetzt worden.27 Darüber hinaus haben Frauen trotz einer hohen Arbeitsstundenzahl nur ungefähr die Hälfte des Lohns der Männer be- kommen.28
Des Weiteren wird 1865 der „Allgemeine Deutsche Frauenverein“ von Louise Otto-Peters gegründet, die von Philipp Anton Korn29 unterstützt wird. Somit beginnt in Deutschland die organisierte Frauenbewe- gung.30
In den darauffolgenden Jahren treten viele bahnbrechende Ereignisse ein, die positiv zu der Emanzipation der Frau beitragen. Beispielsweise werden Frauen 1893 zum Abitur zugelassen, drei Jahre später dürfen Frauen an Universitäten als Hospitanten teilnehmen und wieder drei Jahre später wird Frauen die Teilnahme an Staatsprüfungen der Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie erlaubt.31
Frauen haben sich erstmals wichtige Rechte erkämpft und demnach setzt in Deutschland die Emanzipation der Frau ein.
3.3 Die Frau bis zu der Zeit des Nationalsozialismus bis 1933
Im Ende des 19. Jahrhunderts teilt sich die Bewegung in die bürgerliche und die proletarische Frauenbewegung auf.32 Die bürgerliche Frauenbewegung, in der Louise Otto-Peters eine wichtige Rolle einnimmt, sieht ihre wichtigsten Ziele im Recht auf eine freie Wahl der Erwerbsarbeit, sowie verbesserte Bildungsmöglichkeiten für Frauen.33 Die sozialistische Politikerin Clara Zetkin hingegen steht für die proletarische Frauenbewegung. Die proletarischen Frauen treten für eine Verbesserung der Position von Frauen in der Arbeitswelt ein. Dafür fordern sie verkürzte Arbeitszeiten, einen höheren Lohn und Arbeitsund Mutterschutz.34
Im Jahr 1917 kündigt Kaiser Wilhelm II. eine Wahlrechtsreform an, in der er jedoch nicht - wie von den Frauen erhofft- das Frauenwahlrecht thematisiert. Daraufhin bildet sich in den nächsten Monaten das bis dato größte Frauenbündnis35. Mithilfe von Propagandaarbeit durch Petitionen, Versammlungen und Sonderschriften erhört der damalige Rat der Volksbeauftragten nach der Revolution36 die weiblichen Anstrengungen und spricht daraufhin 1918 den deutschen Frauen das aktive und passive Wahlrecht zu.37 Schon im nächsten Jahr folgt die erste Reichstagswahl, bei der sich nun auch Frauen beteiligen dürfen. Fast 90 Prozent der Frauen nehmen an der Wahl teil und sogar 41 weibliche Delegierte werden in die Weimarer Nationalversammlung gewählt.38
Dennoch überwiegt die Meinung, dass Frauen ein „kapitalistisches Übel“39 seien, welche in der Arbeitswelt nichts zu suchen hätten. Nach Ansicht von Edmund Fischer, der Wortführer der zeitgenössischen antifeministischen Bewegung und Diskussionsgegner von Clara Zetkin, sollen Frauen nur auf den Haushalt und die Kindererziehung beschränkt werden, da dies zum Wohle der Frau die weibliche Bestimmung sei.40
Schlussendlich haben Frauen Anspruch auf jene Rechte, wie das Wahlrecht oder teilweise das Erwerbsrecht, sowie das Recht auf Bildung erhoben und auch anerkannt bekommen. Somit hatten die Frauen auch mehr Möglichkeiten in den Bereichen Bildung und Politik. Dennoch vertreten die Politiker die Ansicht, dass Frauen nichts in der Politik zu suchen hätten.41 Außerdem ist mitunter der erste Weltkrieg die Ursache42 für den Fortschritt der weiblichen Emanzipation.43
3.4 Die Frau während des Nationalsozialismus
Zu der Zeit des Nationalsozialismus beschreibt Hitler die Emanzipation der Frau als „ein vom jüdischen Intellekt erfundenes Wort“44 und „den Inhalt vom gleichen Geist geprägt“45. Die Frauenemanzipation sei daher etwas Verachtenswertes. Folglich verlieren Frauen ihre erkämpfte Stellung in der Gesellschaft und werden auf die Rolle der Hausfrau und Mutter reduziert. Der Ideologie nach sind Frauen verpflichtet dem Mann Kinder zu schenken und sich um sein Wohlbefinden zu kümmern.46
Die Aufgabe der Frau als Hausfrau zu arbeiten wird zur Profession. Um zu heiraten, müssen Frauen nachweisen, dass sie einen Mütterschulungslehrgang absolviert haben. In diesem Kurs lernen die Frauen Tätigkeiten wie Kochen, Nähen, Haushalts- und Gesundheitsführung, sowie Säuglings- und Krankenpflege.47 Das Kinderkriegen und die damit einhergehende Vermehrung der deutschen Rasse werden dementsprechend zur Aufgabe der Frau. Frauen, die beschlossen keine Kinder zu kriegen „galten als entartet und krank“48.
Die Zeit des Nationalsozialismus stellt eine Kluft für die Frauenemanzipation dar. Vorher erkämpfte Rechte werden Frauen wieder entzogen. Die Besetzung von höheren Ämtern, sowie das Recht zu studieren bleiben Männern vorbehalten. Das errungene Recht erwerbstätig zu sein, wird den Frauen abgesprochen. Vereine und Organisationen von Frauen werden unter der Aufsicht von der NSDAP zusammengefasst und dahingehend beeinflusst, die Rolle der Hausfrau und Mutter anzuerkennen.49
Ab 1937 mangelt es jedoch durch den Aufbau der Wehrmacht an Arbeitskräften, weshalb die Frauen wieder in die Arbeitswelt zurückgeführt werden. Auch in der Rüstungsindustrie werden Frauen eingesetzt. Die Arbeit ist äußert anstrengend. Trotz dessen verdienen Frauen ungefähr vierzig Prozent weniger als die männlichen Arbei- ter.50
3.5 Die Frau in der Bundesrepublik Deutschland
Die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen nach 1945 spiegeln sich auch in den umgestalteten Rollenbildern wider. Das Muttersein gilt wieder als private Angelegenheit. Dennoch verkörpert die Mutterschaft nach wie vor die Erfüllung der Weiblichkeit. Familie und Kinder stellen für Frauen den höchsten Stellenwert dar. Wer den gesellschaftlichen Normen und Werten nicht entspricht, wie beispielsweise Alleinerziehende, berufstätige Mütter oder Stieffamilien, muss sich mit einer Exklusion von der Gesellschaft abfinden. Der Vater stellt ausschließlich den Versorger dar und ist für die Erziehung des Kindes marginal.51
Dennoch sieht eine Vielzahl der Frauen das Ausleben der perfekten Mutterrolle als problematisch an. Viele Frauen sehnen sich danach erwerbstätig zu sein. Infolge dessen entsteht in den 1970er und 1980er Jahren das Drei-Phasen-Modell. Es vereint den Drang nach Erwerbstätigkeit mit der traditionellen Rolle der Mutter. Im jungen Alter erarbeiten sich Frauen eine gute Schul- und Berufsausbildung. Die Frauen arbeiten solange, bis sie das erste Kind gebären.52 Die Mutter nimmt dann die Rolle der Hausfrau und Mutter ein, bis das Kind einer Beaufsichtigung und Betreuung nicht mehr bedarf. Anschließend darf die Frau sich wieder ihrem Beruf zuwenden.53 Denn das Modell verspricht ihr die Gelegenheit, nach einem dreijährigen Mutterschaftsurlaub ihre Anstellung erneut einzunehmen.54
Auf dem Weg dahin erringen die Frauen teilwiese Erfolge, die der weiblichen Emanzipation zum Nutzen werden. Aufgrund Bemühung der SPD-Abgeordneten Liesel Kipp-Kaule, wird 1952 das Gesetz verabschiedet, dass Frauen sechs Wochen vor und nach der Geburt nicht berufstätig sein dürfen, um die Mutter und das Kind zu schützen.55 Erwerbstätige Frauen dürfen ebenso vier Monate nach der Entbindung keine Kündigung von ihrem Arbeitgeber erhalten.56
Erst 1958 tritt das Gleichberechtigungsgesetzt in Kraft. Verdanken ist der Erfolg unteranderem der sozialdemokratischen Juristin Elisabeth Selbert, die erstmalig die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gesetzlich verankern wollte.57
Des Weiteren kann die Frau nun ein eigenes Konto eröffnen und ihr Geld selbstständig verwalten, welches zuvor in der Hand des Mannes gelegen hat. Seit 1980 ist die gleiche Behandlung und Bezahlung von Männern und Frauen am Arbeitsplatz gesetzlich vorgeschrieben, trotzdem ist dies bis heute noch nicht in die Praxis umgesetzt.58
Der Mann stellt in der Familie nach wie vor das Oberhaupt dar und bestimmt alleine das Ehe- und Familienleben.59 Ferner gilt die sexuelle Gewalt in der Ehe nicht als eine Straftat, sodass der Mann über den Körper der Frau, sowie über die Entscheidung Geschlechtsverkehr zu haben, bestimmen kann und seiner Frau diese Rechte nimmt.60 61 Dementsprechend wird die Frau nicht als selbstständiges Subjekt behandelt, sondern steht unter der Vormundschaft ihres Mannes. Die Definition der Frau über ihren Ehemann setzte sich offenbar sogar noch nach dessen Tod fort. Beispielsweise findet sich noch 1972 ein alter Grundbucheintrag. Darin ist als Name der Eigentümerin eingetragen „Witwe Ludwig H., Anna geborene K., ohne Beruf in Im Laufe der Jahre wird die sexuelle Selbstbestimmung der Frau immer häufiger thematisiert. Unter dem Leitspruch "Mein Bauch gehört mir" wird 1971 gegen das Abtreibungsverbot protestiert, drei Jahre später wird die Strafe, eine Schwangerschaft in den ersten drei Monaten abzubrechen, aufgehoben.62
3.6 Die Frau in der DDR
Im Osten Deutschlands setzt man darauf, die Frau arbeiten zu lassen und gleichzeitig als Mutter tätig zu sein. Für die Betreuung der Kinder gibt es Kinderkrippen, Ganztagskindergärten und Ganztagsschulen. Mütter werden sogar finanziell vom Staat unterstützt, irrelevant, ob die Mutter sich in einer Ehe befindet oder alleinerziehend ist. Die Vereinigung von Kind und Karriere wird berufstätigen Frauen beispielsweise durch das Babyjahr, den Haushaltstag oder dem Frauensonderstudium ermöglicht.63 Das Babyjahr gestattet Frauen einen einjährigen Erziehungsurlaub in Anspruch zu nehmen. Der Haushaltstag bietet Frauen die Möglichkeit sich einen Tag frei nehmen zu können und trotzdem ihr volles Gehalt zu bekommen. Ab 1970 gilt dieser Tag auch für alleinstehende Männer. Das Frauensonderstudium sind spezielle Studiengänge an Hoch- und Fachschulen, an denen Frauen teilnehmen können, wenn sie von ihrem Arbeitgeber dazu bemächtigt wer- den.64
Bereits 1950 wird den Frauen ermöglicht fünf Wochen vor und sechs Wochen nach der Geburt ihres Kindes nicht erwerbstätig zu sein und dennoch ihren vollen Lohn ausgezahlt zu bekommen. Frauen, die in der DDR versichert waren, erhielten sogar eine staatliche finanzielle Hilfe in Höhe von 50 Mark.65
[...]
1 de Beauvoir, Simone (1951): Das andere Geschlecht: Sitte und Sexus der Frau, Hamburg, Deutschland: Rowohlt, S. 265.
2 Vgl. ebd.
3 Vgl. Was bedeutet Gender?: Der Genderbegriff, in: Universität Duisburg Essen Quelle: https://www.uni-due.de/genderportal/gender.shtml (Abgerufen am 16.12.2020).
4 Vgl. ebd.
5 Vgl. Kindel, Constanze (66/2019): Wie sich Frau und Mann unterscheiden: Verblüffende Erkenntnisse der neuen Forschung, in: Geo Quelle: https://www.geo.de/wissen/22301-rtkl-geschlechterforschung-wie-sich-frau- und-mann-unterscheiden-verblueffende (Abgerufen am 16.12.2020).
6 Ein Forschungsteam von Neurowissenschaftlern hat Kernspintomografien von Gehirnen von mehr als 1400 Personen im Alter zwischen 13 und 85 Jahren analysiert. Die Forscher haben ein Spektrum entwickelt, welches die charakteristischen männlichen und weiblichen Merkmale darstellt. Zirka 94 Prozent der Gehirne haben aus gemischten männlichen und weiblichen Merkmalen bestanden, sodass kein typischer geschlechtsspezifischer Unterschied festgestellt werden konnte.
7 Vgl. Kindel, Constanze (66/2019).
8 Vgl. ebd.
9 Vgl. Rosenkranz, Phoebe (2020): Hormone: Geschlechtshormone, in: WDR Quelle: https://www.planet-wissen.de/natur/anatomie_des_menschen/hor- mone/pwiegeschlechtshormone100.html#Geschlechtshormone_praegen_das_Ge- schlecht (Abgerufen am 25.03.2021).
10 Vgl. Kindel, Constanze (66/2019).
11 Vgl. Hyde, Janet Shibley (2005): The Gender Similarities Hypothesis Quelle: https://www.apa.org/pubs/journals/releases/amp-606581.pdf (Abgerufen am 16.03.2021).
12 Vgl. ebd.
13 Ebd.
14 Vgl. Kindel, Constanze (66/2019).
15 Vgl. ebd.
16 Vgl. ebd.
17 Vgl. Hyde, Janet Shibley (2005).
18 Vgl. Böttcher, Sabine (2020): Nachholende Modernisierung im Westen: Der Wandel der Geschlechterrolle und des Familienbildes, in: Bundeszentrale für politische Bildung Quelle: https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/lange-wege-der-deut- schen-einheit/316321/geschlechterrollen-und-familienbild (Abgerufen am 05.01.2021).
19 Vgl. ebd.
20 Vgl. Brouwers, Marlies (2011): Schwestern, zur Sonne, zur Gleichheit, in: The European Quelle: https://www.theeuropean.de/marlies-brouwers/2964-rollenbilder-und-stere- otypen (Abgerufen am 25.03.2021).
21 Vgl. Böttcher, Sabine (2020).
22 Üblicherweise kümmerten sich primär Erzieherinnen und Gouvernanten um die adeligen Kinder.
23 Vgl. Lüdeke, Christina (2020): Mütter, in WDR Quelle: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/familie/muetter/index.html#Ko- enigin_Luise (Abgerufen am 05.01.2021).
24 Vgl. ebd.
25 Twellmann, Magrit (1993): Die deutsche Frauenbewegung: Ihre Anfänge und erste Entwicklung 1843 - 1889, Frankfurt am Main, Deutschland: Anton Hain, S. 4
26 Vgl. Nave-Herz, Rosemarie (1993): Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, vierte Auflage, Hannover, Deutschland: Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung, S. 13.
27 Vgl. ebd., S. 14.
28 Vgl. von Hindenburg, Barbara (2018): Erwerbstätigkeit von Frauen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv Quelle: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/erwerbstaetigkeit- von-frauen-im-kaiserreich-und-der-weimarer-republik (Abgerufen am 11.04.2021).
29 Philipp Anton Korn ist ein ehemaliger Hauptmann, der öffentlich für die Frauenrechte eingetreten ist.
30 Vgl. Nave-Herz, Rosemarie (1993), S. 16f.
31 Vgl. Frauenbewegung: Die Geschichte der Emanzipation (2013): in: Bayerischer Rundfunk Quelle: https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/lavita/lavita-frauen-emanzipa- tion-100.html (Abgerufen am 05.01.2021).
32 Vgl. Nave-Herz, Rosemarie (1993), S.38ff.
33 Vgl. ebd.
34 Vgl. ebd., S.46.
35 Die bürgerliche und die proletarische Bewegung schließen sich zusammen.
36 Im Herbst 1918 endet der erste Weltkrieg. Das deutsche Kaiserreich bricht zusammen und Kaiser Wilhelm II. dankt ab. Ganz Europa veränderte sich und in Deutschland entstanden im Zuge der Novemberrevolution Arbeiter- und Soldatenräte.
37 Vgl. Wolff, Kerstin (2018): Der Kampf der Frauenbewegung um das Frauenwahlrecht, in: Bundeszentrale für politische Bildung Quelle: https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/frauenwahl- recht/278701/der-kampf-der-frauenbewegung-um-das-frauenwahlrecht (Abgerufen am 20.01.2021).
38 Vgl. Frauenbewegung: Die Geschichte der Emanzipation (2013).
39 Vgl. Thönnessen, Werner (1958): Die Frauenemanzipation in Politik und Literatur der deutschen Sozialdemokratie (1863-1933), Dissertation, Frankfurt, Deutschland: Gelnhausen, S.115.
40 Vgl. Nave-Herz, Rosemarie (1993), S. 46.
41 Vgl. Schüler, Anja (2008): Frauenbewegung, in: Bundeszentrale für politische Bildung Quelle: https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35265/weimarer- republik?p=all (Abgerufen am 21.01.2021).
42 Im ersten Weltkrieg war man auf die Frau besonders als Arbeitskraft angewiesen. Frauen waren aufgrund des Kriegsdienstes ihrer Männer nicht nur für die Familie verantwortlich, sie mussten auch den Mangel an männlichen Arbeitskräften kompensieren.
43 Vgl. Nave-Herz, Rosemarie (1993), S. 51.
44 Schneider, Wolfgang (2001): Frauen unterm Hakenkreuz, Hamburg, Deutschland: Hoffmann und Campe, S. 50ff.
45 Ebd.
46 Vgl. Nave-Herz, Rosemarie (1993), S. 52ff.
47 Vgl. Lüdeke, Christina (2020).
48 Ebd.
49 Vgl. Nave-Herz, Rosemarie (1993), S. 52ff.
50 Vgl. Elling, Hanna (1979): Frauen im deutschen Widerstand 1933-45, Frankfurt am Main, Deutschland: Röderberg Verlag, S. 11-15.
51 Vgl. Lüdeke, Christina (2020).
52 Vgl. ebd.
53 Dennoch darf bis 1977 eine Frau in Westdeutschland nur dann berufstätig sein, wenn das mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.
54 Vgl. Lüdeke, Christina (2020).
55 Vgl. Bundesgesetzblatt 5/1952 § 3 Abs. 2b.
56 Vgl. Bundesgesetzblatt 5/1952 § 9 Abs. 1.
57 Vgl. Schüller, Elke (2008): Frauenbewegung, in: Bundeszentrale für politische Bildung Quelle: https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35275/neuan- fang-im-westen (Abgerufen am 20.01.2021).
58 Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2004): Frauen in Deutschland: von der Frauen- zur Gleichstellungspolitik Quelle : https://www.bmfsfj.de/blob/93872/52236f60dc89674e222de2aca189f5fc/frauen-in- deutschland-data.pdf (Abgerufen am 27.01.2021).
59 Vgl. Strobl, Ingrid (2019): Deutsche Geschichte: Frauenbewegung, in: Planet Wissen Quelle: https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/frauenbe- wegung_der_kampf_fuer_gleichberechtigung/index.html (Abgerufen am 27.01.2021).
60 Vgl. ebd.
61 Amtsgericht Rheinberg (1972): Historischer Grundbuchauszug des Amtsgericht Rheinberg: Grundbuch von Kamperbruch, Blatt Nr. (wegen Datenschutzgründen nicht mitgeteilt).
62 Vgl. Strobl, Ingrid (2019).
63 Vgl. Frauen in der DDR (2020), in: MDR Quelle: https://www.mdr.de/zeitreise/schwerpunkte/eure-geschichte/themen/alltag- nischenkultur/frauen/frauen158.html (Abgerufen am 07.01.2021).
64 Vgl. ebd.
65 Vgl. Veyder-Malberg, Thyra (2020): Die Geschichte des Mutterschutzes in Deutschland, in: MDR
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2021, Geschlechterrollen im Wandel der Zeit. Gesellschaftliche Probleme von Frauen und Lösungsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1127345
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