Die zentrale Frage, die am Ende beantwortet werden soll, lautet: Ist John Locke (L.) wirklich ein Befürworter des Eigentums oder ist seine Theorie nur der Versuch, die durch das Übel des nicht verderblichen Eigentums entstandenen Probleme zu lösen? Daraus resultiert eine interessante Frage, deren Antwort besonders für die Rezipienten, die Locke Besitzindividualismus vorwerfen und seine Theorie auf wirtschaftliche Aspekte reduzieren, von Bedeutung ist. Hätte Locke sich eine Gesellschaft ohne Geld oder anderes nicht verderbliches Eigentum, dessen Wert sich lediglich durch Übereinkunft ergibt, vorstellen können? Als letzten einführenden Punkt werde ich es wie L. in seiner Argumentation halten, und möglicher Kritik präventiv entgegen wirken. Man könnte zwar aus dem Entstehungszusammenhang und dem Ergebnis der Lschen Staatskonstruktion heraus die Frage, ob Locke unverderbliches Eigentum, wie beispielsweise Geld, befürwortet oder nicht, als absurd abtun. Denn zum ersten ist sich die Geschichtsschreibung relativ einig, dass es sich bei seinem Werk um eine Auftragsarbeit des vermögenden Earl of Shaftesbury handelt, um die Theorien Robert Filmers zu widerlegen und eine katholische Thronfolge zu verhindern . Dadurch sollten unter anderem, die aus der Säkularisierung entstandenen Eigentumsrechte der Protestanten gewahrt werden und zweitens hat Ls Staat letztlich den einzigen Zweck das Eigentum zu schützen. Somit ist Ursache und Ziel von Ls Werk das Eigentum. Diese Kritik wäre jedoch oberflächlich, da man entscheidende Punkte in Ls Theorie, wie die im Verlauf der Arbeit noch zu behandelnde Veränderung des menschlichen Charakters, übergehen würde und Ls Argumentation als rein zweckgerichtete und nicht durchdachte Konstruktion negieren würde, wie es teilweise in der Rezeption geschehen ist. Für eine Analyse des Werkes „Über die Regierung“ ist es unumgänglich die Argumentation vorurteilsfrei zu betrachten und gegebenenfalls den historischen Kontext zu Gunsten des Verständnisses des normativen Staates, den Locke konstruiert, zu vernachlässigen. Denn auch wenn das Buch ein Jahr nach der Umsetzung der darin enthaltenden Ideen durch die „glorrius Revolution“ veröffentlicht wurde, entstand es doch zu einem Zeitpunkt zu dem es nicht abzusehen war, dass dieser Staat jemals in der Realität umgesetzt werden könnte. Darüber hinaus würde eine solche Kritik den empirischen Ansatz beim Naturzustand in Ls Theorien übergehen, die für eine kausalistische Überlegung vom Naturzustand zum Eigentum schützenden Staat spricht und gegen eine rückwärtsgewandte Legitimation des noch nicht existenten Staates.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff des Eigentums - materieller Besitz oder mehr?
- Vor der Einführung des unverderblichen Eigentums
- Die Welt und der Mensch – Leben ohne unverderbliches Eigentum
- Eine Gemeinschaft ohne Vertrag und Eigentum - Das Zusammenleben im Naturzustand ohne Eigentum
- Rechte und Pflichten vor der Einführung des unverderblichen Eigentums – Besitzrecht und Naturrecht
- Nach der Einführung des unverderblichen Eigentums
- Rechte und Pflichten - Aufhebung der Eigentumsbeschränkung und positives Eigentumsrecht
- Das Zusammenleben mit dem Eigentum - Die Gemeinschaft, die Gesellschaft und das Geld das sie entzweit oder vereint
- Der Mensch als Eigentümer und als Bürger - Das Wesen des Menschen nach der Einführung des Geldes
- Fazit - Locke und das Eigentum: eine Hassliebe?
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert John Lockes politische Theorie im Hinblick auf das unverderbliche Eigentum und dessen Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben. Sie untersucht, wie Locke die Einführung des Eigentums als Bedingung für die Entstehung von Gesellschaft und Staat begreift und welche Veränderungen sich daraus für den Menschen und seine Beziehungen ergeben.
- Lockes Definition von Eigentum und dessen Bedeutung im Naturzustand
- Die Rolle des unverderblichen Eigentums bei der Entstehung von Gesellschaft und Staat
- Die Auswirkungen des Eigentums auf das menschliche Wesen und das gesellschaftliche Zusammenleben
- Die Ambivalenz von Lockes Verhältnis zum Eigentum: Idealismus und Realismus
- Die Frage, ob Locke eine Gesellschaft ohne unverderbliches Eigentum für möglich hält
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Ist John Locke ein Befürworter des Eigentums oder ist seine Theorie nur der Versuch, die durch das Übel des nicht verderblichen Eigentums entstandenen Probleme zu lösen? Sie erläutert Lockes These, dass die Einführung des unverderblichen Eigentums die Notwendigkeit zur Bildung von Regierungen hervorruft und skizziert die Argumentationslinie der Arbeit, die Lockes Theorie als janusköpfig darstellt.
Das zweite Kapitel definiert den Begriff des Eigentums und stellt die Frage, ob es in einem Zustand ohne positives Recht überhaupt Eigentum geben kann. Es wird deutlich, dass Lockes Eigentumsbegriff über den bloßen materiellen Besitz hinausgeht und sich auf das Recht zur Verfügung über etwas bezieht.
Das dritte Kapitel untersucht Lockes Ausführungen zum Naturzustand vor der Einführung des unverderblichen Eigentums. Es beleuchtet die Welt und den Menschen ohne Eigentum, die Gemeinschaft ohne Vertrag und Eigentum sowie die Rechte und Pflichten im Naturzustand.
Das vierte Kapitel analysiert Lockes Beschreibungen nach der Einführung des unverderblichen Eigentums. Es untersucht die Auswirkungen des Eigentums auf Rechte und Pflichten, das gesellschaftliche Zusammenleben und das Wesen des Menschen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Begriff des Eigentums, den Naturzustand, das unverderbliche Eigentum, die Entstehung von Gesellschaft und Staat, das menschliche Wesen, das gesellschaftliche Zusammenleben, die Ambivalenz von Lockes Verhältnis zum Eigentum, die Frage nach der Möglichkeit einer Gesellschaft ohne unverderbliches Eigentum.
- Quote paper
- Steffen Schröder (Author), 2008, John Locke und das unverderbliche Eigentum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112670
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