Das Mädchen Jessica ist am 1. März 2005 nach massiver, jahrelanger Unterernährung unter großen Qualen gestorben. Zum Zeitpunkt ihres Todes wog das siebenjährige Mädchen nur 9,6 Kilogramm. Davon entfielen noch knapp 900 Gramm auf einen verhärteten Kotballen im Darm. Mit einer Körpergröße von nur 105 Zentimetern entsprach das Kind damit etwa dem körperlichen Entwicklungsstand einer Dreijährigen. Etwa in diesem Alter hatte sie wahrscheinlich aufgehört zu wachsen. Die Obduktion hatte ergeben, dass das Mädchen wohl mangels anderer Nahrung sich in seiner Verzweiflung die eigenen Haare ausgerissen und zusammen mit Teppichfasern gegessen hatte.
Jessicas kleiner Körper litt aufgrund fehlender Flüssigkeitszufuhr unter einem Darmverschluss und einer eitrigen Nierenentzündung. Deshalb muss sie über einen langen Zeitraum starke, stechende Schmerzen gehabt haben. Bis kurz vor ihrem Tod
war sie jedoch bei vollem Bewusstsein. Durch den Verschluss war der Darm nicht
mehr im Stande, selbst kleinste Mengen verdauter Nahrung passieren zu lassen.
Dies führte schließlich auch zu ihrem Tod. Jessica erbrach sich und erstickte durch das Einatmen der Dämpfe des Erbrochenen. Der Zustand ihrer Knochen ließ vermuten, dass sie sich in den letzten Monaten vor ihrem Tod nicht mehr auf zwei Beinen bewegen konnte. Wochenlang konnte sie allenfalls noch kriechen oder robben.
Den polizeilichen Ermittlern hatte sich beim Eindringen in die Wohnung ein Bild des Schreckens geboten. Die Kleidung des toten Mädchens war zum Teil mit Kabelbindern fest an ihrem Körper verschnürt. Das Kinderzimmer war durch die Eltern in ein Verlies umgebaut worden. Auf dem ausgerissenen Teppichboden lagen überall Teppichflocken herum. Neben der verschlossenen Tür befand sich ein offener Lichtschalter ohne Abdeckung. Aus diesem hing noch ein zusätzlicher, nicht isolierter Draht. Nach Annahmen der Anklage sollte dieses blanke Kabel zusammen mit dem auf dem Boden entfernten Teppich als tödliche Stromfalle für die Siebenjährige dienen. Die Fenster waren mit schwarzer Verdunklungsfolie beklebt. Außerdem war die Heizung des kleinen Raumes ausgeschaltet. Die von ihren Eltern wie eine Gefangene gehaltene Tochter lebte über Jahre in Dunkelheit und Kälte.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bedürfnisse von Kindern aus entwicklungspsychologischer Sicht
- Bedürfnisse von Kindern aus bindungstheoretischer Sicht
- Bindungstheorie
- Bindungsmuster
- Anforderungen an das Verhalten der Eltern
- Einordnung und Definition von Kindesvernachlässigung
- Körperliche Misshandlung
- Emotionale Misshandlung
- Sexueller Missbrauch
- Sonderformen
- Abgrenzung von Vernachlässigung zu anderen Misshandlungen
- Formen von Vernachlässigung
- Körperliche Vernachlässigung
- Emotionale Vernachlässigung
- Häufigkeit von Vernachlässigung
- Ursachen von Kindesvernachlässigung
- Risikofaktoren für Kindesvernachlässigung
- Allgemeine Risikofaktoren
- Merkmale des Kindes
- Psychisch kranke Eltern
- Armut
- Schutzfaktoren / Resilienz
- Folgen von Vernachlässigung
- Intervention bei Kindesvernachlässigung
- Hilfen zur Erziehung
- Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH)
- Inobhutnahmen, Fremdunterbringung, Sorgerechtsentzug
- Prävention von Kindesvernachlässigung
- Familienhebammen
- Modellprojekt Familienhebammen
- Vorsorgeuntersuchungen
- Kinderbetreuung
- Vernetzung von Hilfen
- Soziale Frühwarnsysteme
- Situation in Chemnitz
- Zusammenfassung und Ausblick
- Abkürzungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Internetquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit dem Thema der Kindesvernachlässigung und analysiert die sozialpädagogischen Präventions- und Interventionsmöglichkeiten. Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis der Problematik zu entwickeln, indem sie die Bedürfnisse von Kindern aus entwicklungspsychologischer und bindungstheoretischer Sicht beleuchtet, verschiedene Formen der Vernachlässigung definiert und die Ursachen sowie Risikofaktoren untersucht. Darüber hinaus werden die Folgen von Vernachlässigung für Kinder und die Möglichkeiten der Intervention und Prävention im sozialpädagogischen Kontext beleuchtet.
- Definition und Einordnung von Kindesvernachlässigung
- Ursachen und Risikofaktoren für Kindesvernachlässigung
- Folgen von Kindesvernachlässigung für Kinder
- Sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten
- Präventionsstrategien zur Vermeidung von Kindesvernachlässigung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Fall des Mädchens Jessica vor, der die Tragweite und die erschreckende Realität von Kindesvernachlässigung verdeutlicht. Sie führt in das Thema ein und beleuchtet die gesellschaftliche Relevanz der Problematik.
Kapitel 1 widmet sich den Bedürfnissen von Kindern aus entwicklungspsychologischer Sicht. Es werden die grundlegenden Bedürfnisse von Kindern in den Bereichen der körperlichen, emotionalen, sozialen und kognitiven Entwicklung erläutert.
Kapitel 2 befasst sich mit den Bedürfnissen von Kindern aus bindungstheoretischer Sicht. Es werden die Bindungstheorie von John Bowlby sowie die verschiedenen Bindungsmuster vorgestellt. Darüber hinaus werden die Anforderungen an das Verhalten der Eltern im Hinblick auf die Entwicklung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind beleuchtet.
Kapitel 3 definiert und ordnet Kindesvernachlässigung ein. Es werden verschiedene Formen der Misshandlung, wie körperliche, emotionale und sexuelle Misshandlung, sowie Sonderformen der Vernachlässigung vorgestellt. Die Abgrenzung von Vernachlässigung zu anderen Misshandlungsformen wird ebenfalls thematisiert.
Kapitel 4 beschreibt die verschiedenen Formen der Vernachlässigung, darunter die körperliche und emotionale Vernachlässigung. Es werden die Merkmale und Auswirkungen dieser Formen der Vernachlässigung auf die Entwicklung von Kindern erläutert.
Kapitel 5 beleuchtet die Häufigkeit von Vernachlässigung in der Gesellschaft. Es werden Statistiken und Studien vorgestellt, die die Verbreitung von Kindesvernachlässigung in Deutschland und anderen Ländern aufzeigen.
Kapitel 6 analysiert die Ursachen von Kindesvernachlässigung. Es werden verschiedene Faktoren, wie psychische Erkrankungen der Eltern, Armut, soziale Isolation und mangelnde Unterstützung, als mögliche Ursachen für Vernachlässigung identifiziert.
Kapitel 7 untersucht die Risikofaktoren für Kindesvernachlässigung. Es werden allgemeine Risikofaktoren, wie z. B. die Merkmale des Kindes, die psychische Gesundheit der Eltern und die soziale Situation der Familie, sowie spezifische Risikofaktoren, wie Armut und mangelnde Unterstützung, betrachtet.
Kapitel 8 beleuchtet die Folgen von Vernachlässigung für Kinder. Es werden die Auswirkungen von Vernachlässigung auf die körperliche, emotionale, soziale und kognitive Entwicklung von Kindern beschrieben.
Kapitel 9 widmet sich der Intervention bei Kindesvernachlässigung. Es werden verschiedene Hilfen zur Erziehung, wie die sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) und die Inobhutnahme, vorgestellt. Die Möglichkeiten der Fremdunterbringung und des Sorgerechtsentzugs werden ebenfalls erläutert.
Kapitel 10 befasst sich mit der Prävention von Kindesvernachlässigung. Es werden verschiedene Präventionsstrategien, wie Familienhebammen, Vorsorgeuntersuchungen, Kinderbetreuung, Vernetzung von Hilfen und soziale Frühwarnsysteme, vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Kindesvernachlässigung, sozialpädagogische Prävention, Interventionsmöglichkeiten, Bedürfnisse von Kindern, Bindungstheorie, Risikofaktoren, Folgen von Vernachlässigung, Hilfen zur Erziehung, Familienhebammen, soziale Frühwarnsysteme und die Situation in Chemnitz. Die Arbeit beleuchtet die Problematik der Kindesvernachlässigung aus verschiedenen Perspektiven und bietet einen umfassenden Einblick in die Ursachen, Folgen und Möglichkeiten der Intervention und Prävention.
- Quote paper
- Thomas Morgenstern (Author), 2008, Vernachlässigung von Kindern. Sozialpädagogische Präventions- und Interventionsmöglichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112579
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.