Beschäftigt man sich mit der Qualität von Mathematikaufgaben, so wird man schnell erkennen, dass es die gute, herausfordernde oder spannende, aber auch die schlechte Aufgabe de facto nicht geben kann. Ihre Existenz scheitert allein an der Individualität ihrer Empfänger und an deren unterschiedlichen Kompetenzen. Diese Tatsache ist jedoch nur Spiegelung des allgemeinen Problems, dass „Lehren“ nicht in der Weise als aktiver Vorgang verstanden werden kann, bei welchem einer Aktion der Lehrperson eine zu erwartende oder einschätzbare Reaktion des Lernenden folgt. „Lernen ist eine aktive Tätigkeit, die vom Lernenden immer nur selbst vollzogen werden kann und insofern durch Lehren nicht zu erzwingen ist. Lernen findet selbstverständlich auch ohne Lehren statt; umgekehrt wird dort wo gelehrt wird, nicht automatisch schon im intendierten Sinne gelernt“ (TERHART 2005, S. 132). Definiert man „Lehren“ als das Bereitstellen von Lernmöglichkeiten, die jeder Schüler subjektiv wahrnimmt, zerfällt eben jenes Bild des „Nürnberger Trichters“, welches der Tätigkeit des Lehrens jene oben beschriebene Aktivität suggeriert.
Die von TERHART erarbeitete Definition von Lernen gilt es bei der Konstruktion von Aufgaben zu berücksichtigen. Ein und dieselbe Aufgabe kann für unterschiedliche Schüler gleichermaßen gut wie schlecht sein, abhängig von der Tatsache, ob und inwiefern sie dem einzelnen Schüler Lernmöglichkeiten bietet. Deshalb ist nach RUWISCH die Eigenschaft gut nicht Kennzeichen einer Aufgabe, sondern der „Beziehung von Aufgabenstellung und Problemlösenden“ (RUWISCH 2003, S. 5). In der praktischen Realisierung würde dies im idealen Falle eine didaktische und methodische Anpassung einer Aufgabe auf die Kompetenzen jedes einzelnen Schülers zur optimalen Steigerung von Lernqualität bedeuten - eine nahezu unausführbare Vorstellung, da jeder Schüler somit Anspruch auf Aufgaben hätte, die individuell auf seine Fähigkeiten abgestimmt wären.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Bedeutung von Aufgaben für den Mathematikunterricht
- 1.1 Funktionen von Aufgaben
- 1.2 Aufgabenkonstruktion
- 2 Kriterien für gute Aufgaben
- 2.1 Ebene der Didaktik
- 2.2 Ebene der Zielgruppenanalyse
- 2.2.1 Analyse der Klasse
- 2.2.2 Analyse des Schülers
- 2.2.2.1 Analyse des aktuellen Leistungsstandes
- 2.2.2.2 Analyse der Zone der nächsten Entwicklung
- 2.3 Ebene der Methoden
- 3 Studie zur Vorgehensweise von Kindern beim Lösen ausgewählter Aufgaben
- 3.1 Planung der Studie
- 3.2 Gute Aufgaben: Studie zur Vorgehensweise von Kindern beim Lösen ausgewählter Aufgaben
- 3.2.1 Aufgabe für Paul
- 3.2.2 Aufgabe für Ilhami und Roland
- 3.2.3 Tandemübung
- 3.2.4 Aufgabe für Mehmet
- 3.2.5 Aufgabe für Leon, Maria, Robert und Lena
- 3.2.6 Klassenaufgabe
- 3.2.7 Schreibgespräch
- 4 Auswertung der Studie
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Konzeption von "guten Aufgaben" im Mathematikunterricht der Grundschule. Sie analysiert die Bedeutung von Aufgaben für den Unterricht, die Funktionen, die sie erfüllen, und die Kriterien, die sie erfüllen müssen, um als "gut" bezeichnet zu werden.
- Die Bedeutung von Aufgaben im Mathematikunterricht
- Die Funktionen von Aufgaben im Unterricht (Lernen und Leisten)
- Die Kriterien für "gute Aufgaben" auf den Ebenen der Didaktik, der Zielgruppenanalyse und der Methode
- Die Förderung inhaltlicher mathematischer Kompetenzen
- Die Förderung allgemeiner mathematischer Kompetenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit befasst sich mit der Bedeutung von Aufgaben im Mathematikunterricht. Es werden die Funktionen von Aufgaben, die Aufgabenkonstruktion als "Lehrerhandwerk" und die Notwendigkeit eines Konzepts für den strukturierten Einsatz von Aufgaben in einer Klasse analysiert.
Das zweite Kapitel stellt ein Konzept mit dem Titel "Gute Aufgaben" vor, das auf drei Ebenen der Aufgabenkonstruktion basiert: der Ebene der Didaktik, der Zielgruppenanalyse und der Methode. Es werden Kriterien genannt, die das Erreichen von Lernzielen gewährleisten sollen.
Das dritte Kapitel präsentiert eine empirische Studie, die untersucht, wie Schüler mit Aufgaben, die nach dem vorgestellten Konzept konstruiert wurden, vorgehen. Die Studie umfasst sieben Aufgaben, die von dreizehn Schülern bearbeitet wurden, und eine Klassenaufgabe.
Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse der Studie zusammen und bewertet die Tragfähigkeit des Konzepts "Gute Aufgaben" in der Unterrichtspraxis. Es wird analysiert, inwiefern die konstruierten Aufgaben den Schülern Lernmöglichkeiten boten und ob die Lernziele erreicht wurden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Gute Aufgaben, Mathematikunterricht, Grundschule, Aufgabenkonstruktion, Lernziele, Didaktik, Zielgruppenanalyse, Methode, Inhaltsbezogene mathematische Kompetenzen, Allgemeine mathematische Kompetenzen, Problemlösen, Kommunizieren, Argumentieren, Modellieren, Darstellen, Studie, Entwicklungsförderung, Empirische Forschung, Leistungsdiagnose, Unterrichtspraxis, Bildungsstandards, Rahmenplan, Subtraktion, Übertrag, Zahl Null, Umkehraufgabe, Placemat, Gruppenexploration, Schreibgespräch.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Bäcker (Autor:in), 2008, Gute Aufgaben im Mathematikunterricht der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112237
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