Jährlich bedürfen etwa 71.000 Unternehmen mit rund 680.000 Arbeitsplätzen einer Nachfolgeregelung. Innerhalb des Nachfolgeprozesses kommt, neben der Suche nach einem geeigneten Nachfolger, Steuern und Bürokratie, insbesondere dem Finanzierungsaspekt eine besondere Bedeutung zu. Kapitalbedarf entsteht bei rund 75 % der Übernahmen. Schwierigkeiten mit dieser Finanzierung hat jeder zweite Nachfolger.
Umfangreiche allgemeine Informationen und spezielle Dienstleistungen leisten private Anbieter. Der Schwerpunkt liegt im steuerlichen und juristischen Bereich. Förderangebote öffentlicher Institutionen findet man auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene. Neben allgemeinen Informations- und Beratungsmöglichkeiten kann auf eine große Anzahl verschiedenster Finanzierungsarten zurückgegriffen werden. Spezielle Beratungsformen sowie Zuschüsse und Kostenbeteiligungen für Beratungen können in Anspruch genommen werden.
Die wichtigsten Finanzierungsquellen sind Eigenmittel und Bankdarlehen. Jeder dritte Nachfolger setzt Fördermittel zur Finanzierung ein. Über den Einsatz von Förderprogrammen gibt es erhebliche Informationsdefizite. Beteiligungskapital spielt kaum eine Rolle. Nachfolgeberatung leisten vor allem Steuerberater, Rechtsanwälte und die Hausbank.
Verbilligte Finanzierungsmöglichkeiten finden im Rahmen der Unternehmensnachfolge den größten Zuspruch. Zuschüsse und Kostenbeteiligungen werden für sinnvoll erachtet, aufgrund von Unkenntnis jedoch oftmals nicht abgefragt. Als hilfreich eingestuft werden seitens der Befragten eine zentrale Informationsstelle und spezielle Weiterbildungsangebote. Hier sollten Politik, Interessenverbände und Kammern ansetzen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Förderungsmöglichkeiten von Unternehmensnachfolgen
2.1 Angebote von privater Seite
2.1.1 Allgemeine Angebote
2.1.2 Spezielle Angebote
2.2 Angebote von öffentlicher Seite
2.2.1 Aufgaben und Ziele
2.2.2 Anbieter
2.2.3 Formen
2.2.3.1 Allgemeine Informationsangebote
2.2.3.2 Finanzierungen
2.2.3.2.1 Kredite
2.2.3.2.2 Mezzanine Finanzierungen
2.2.3.2.3 Beteiligungskapital
2.2.3.3 Spezielle Beratungen
2.2.4 Bedeutung
3. Schlussbetrachtung
4. Literaturverzeichnis
5. Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Investitionsvolumina von Unternehmen, die in Übernahmen investieren
Abbildung 2: Nutzung des allgemeinen Informations- und Bera- tungsangebots zur Unternehmensnachfolge
Abbildung 3: Nutzung des speziellen Informations- und Bera- tungsangebots zur Unternehmensnachfolge
Abbildung 4: Nutzung öffentlicher oder öffentlich geförderter An- gebote zum Generationenwechsel
Abbildung 5: Finanzierungsquellen von Unternehmensnach- folgen
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Schlüsselzahlen des Mittelstands auf Basis der KMU-Definition
Tabelle 2: Anzahl der Unternehmensübertragungen in Deutschland
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
„Die Sicherung der Unternehmensnachfolge ist die größte unterneh- merische Herausforderung.“ (Reinhardt Mohn)[1].
Ungeachtet der in der den letzten Jahrzehnten immer wieder auftre- tenden volkswirtschaftlichen Auf- und Abschwünge, ist die Regelung der Unternehmensnachfolge in der deutschen Unternehmerlandschaft ein grundlegendes Problem (Loetzke 2002: 72). Gesamtwirtschaftlich hat die Unternehmensnachfolge eine enorme Bedeutung. Gerade in Zeiten des verschärften Wettbewerbs können misslungene Nachfol- geregelungen, insbesondere für kleine und mittelständische Unter- nehmen und Familienunternehmen zur Existenzbedrohung werden.
Nach Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) gibt es in Deutschland derzeit etwa 3,3 Millionen (IfM Bonn 2004a und 2006a) kleine und mittelständische Unternehmen. Betrof- fen von der Problematik der Unternehmensnachfolge sind laut IfM Bonn insbesondere die Familienunternehmen[2] mit einem Jahresum- satz von mehr als 50.000 €, da diese in der Regel über eine notwen- dige fortbestandswürdige bzw. fortbestandsfähige Substanz verfügen. In Deutschland erwirtschaften 2,122 Millionen Unternehmen einen Jahresumsatz von über 50.000 Euro (IfM Bonn 2004b). Von diesen können 94,5 % bzw. 2,005 Mio. als Familienunternehmen klassifi- ziert werden (IfM Bonn 2004b). Gesamtwirtschaftlich entfallen auf die betroffenen Unternehmen 41,5 % aller Umsätze und sie vereinen 57,3 % aller Beschäftigten auf sich (IfM Bonn, 09.05.2008).
Laut IfM Bonn ist für die Jahre 2005 bis 2009 von ca. 354.000 Über- tragungen auszugehen, davon etwa 312.000 in den alten und etwa
42.000 in den neuen Bundesländern (Freund 2004: 57-88; Anhang, Tabelle 2). Mittelfristig bedürfen demnach jährlich 71.000 Unter- nehmen mit rund 680.000 Arbeitsplätzen einer Nachfolgeregelung (IfM Bonn 2004b).
Bedeutsame Aspekte im Zusammenhang mit der Unternehmensnach- folge (Schlömer 2008) sind u. a. Sach- und Verhaltensaspekte der Unternehmensführung (Unternehmer und Familie, Unternehmen und Unternehmensumwelt), rechtliche Aspekte (Zivilrecht, Erbrecht, Steuerrecht) und Finanzierungsaspekte (Anspruchs-, Kaufpreis- und Steuerzahlungen). Zahlreiche Probleme ergeben sich für Übergeben- den und/oder Übernehmenden aufgrund einzelner Aspekte, oftmals aber infolge der Kombination mehrerer Bereiche.
Da mit Unternehmensübertragungen häufig relativ hohe Investitionen verbunden sind, welche in den meisten Fällen die Eigenkapitalfinan- zierungsmöglichkeiten des Übernehmers übersteigen, kommt insbe- sondere dem Finanzierungsaspekt eine erhöhte Bedeutung zu (KfW 2006: 1; Anhang, Abbildung 1; DtA[3] 2000: 4). Darüber hinaus sind kleinere und mittlere Unternehmen bei Übernahmeprozessen un- gleich stärker benachteiligt als größere Unternehmen. Bei Erstge- nannten besteht generell eine größere Intransparenz als bei größeren Unternehmen. Folgen sind u. a. schlechtere Bewertungs- und Rating- Möglichkeiten, schlechte Einschätzbarkeit von Chancen und Risiken und damit erschwerter Zugang zu Fremdkapital.
Des Weiteren fällt den potentiellen Nachfolgern das Auseinander- setzten mit finanziellen Fragen am schwersten; Finanzierungsprob- leme sind der Hauptgrund für gescheiterte Nachfolgeversuche (L- Bank 2002: 17).
Vor dem Hintergrund der hohen Anzahl von Unternehmensnachfol- gen und dem damit verbundenen hohen Investitionsvolumen kommt der Thematik der Seminararbeit eine hohe - insbesondere volkswirt- schaftliche - Bedeutung zu. Hinzu kommt ein wirtschaftspolitisches Interesse an Erhalt und Sicherung von Arbeitsplätzen, sowie Nutzung und Förderung von Wachstumspotentialen.
Im Hauptteil der Arbeit wird zunächst – nach einer kurzen Darstel- lung privater Angebote und Förderungsmöglichkeiten – ein Über- blick über Aufgaben, Anbieter und Formen öffentlicher Förde- rungsmöglichkeiten gegeben. Deren Bedeutung wird vor dem Hin- tergrund der Inanspruchnahme der Förderprogramme und einem ef- fektiven Einsatz der Fördermittel diskutiert. Im Schlussteil werden die gewonnen Erkenntnisse abschließend zusammengefasst und kriti- sche Anmerkungen zur Gestaltung wirtschaftspolitischer Maßnah- men formuliert.
2. Förderungsmöglichkeiten von Unternehmens- nachfolgen
2.1 Angebote von privater Seite
Um den umfangreichen Informations-, Beratungs- und Förderange- boten privater Anbieter die geschuldete Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, soll an dieser Stelle eine kurze Darstellung der Förderan- gebote von privater Seite erfolgen.
2.1.1 Allgemeine Angebote
Anbieter allgemeiner, einführender Informationen zum Thema Un- ternehmensnachfolge sind neben Kammern und Verbänden (Ein- stiegsberatung, Erstinformation), zufälligen Kontakten, (neuerdings auch) Internet-Portale, Messen und Kongresse auch die Spezialisten, wie Finanzinstitute, Rechtsanwälte, Steuerberater und andere (Freund, Kayser 2007: 37), welche neben ihrer originären Kernauf- gabe, auch allgemeine Informationen zur Unternehmensnachfolge (Broschüren, Infobriefe, Vorträge, Newsletter, etc.) leisten. Innovati- ve Kompetenzzentren - derzeit überwiegend ausgerichtet auf kleine Unternehmen - entstehen durch Vernetzung diverser Anbieter, auch z. B. in Kooperationen mit Universitäten. Der Gang zum Steuerbera- ter ist in diesem Stadium des Nachfolgeprozesses fast obligatorisch (L-Bank 2002: 16).
2.1.2 Spezielle Angebote
Anbieter spezieller Angebote sind insbesondere Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und Notare, Finanzinstitute und Unternehmensberater. Der Schwerpunkt liegt im steuerlichen und allgemein-juristischen Bereich (Freund, Kayser 2007: 37f.). Leis- tungselemente in diesem Zusammenhang sind u. a. die Erstellung eines Finanzierungskonzepts, Erarbeitung eines Übergabekonzepts, Kaufpreisermittlung und Aufzeigen von Entwicklungspotentialen (Schröer, S.; Kayser, G. 2006: 25f.).
[...]
[1] Mohn, Reinhardt (geb. 29.06.1921); gelernter Buchhändler und Unternehmer, in fünfter Generation Mitglied der Gründerfamilie Bertelsmann, baute in mehr als 40 Jahren aktiven beruflichen Engagements mit Bertelsmann ein Unter- nehmen auf, das heute das internationalste Medienunternehmen der Welt ist. Mit großem Mut zu unternehmerischem Risiko, gepaart mit Weitsicht und wirtschaftlichem Sachverstand, schuf er ein Lebenswerk mit derzeit mehr als 98.000 Beschäftigten.
[2] Definition (lt. IfM Bonn): Unternehmen, bei denen Eigentums- und Leitungsrech- te in der Person des Unternehmers vereint sind; zu Größenangaben vgl. http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=68; zur Mittelstandsdefiniton des IfM Bonn vgl. http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=89; vgl. auch Anhang, Ta- belle 1: Schlüsselzahlen des Mittelstands auf Basis der KMU-Definition.
[3] Die Deutsche Ausgleichsbank (DtA) ist im Juli 2003 in der neu gegründeten KfW Mittelstandsbank, einer Marke der Kreditanstalt für Wiederaufbau, aufgegan- gen. Die Förderprogramme der ehemaligen DtA werden von der KfW Mit- telstandsbank fortgeführt.
- Quote paper
- Diplom-Finanzwirt (FH) Sebastian Stiller (Author), 2008, Förderungsmöglichkeiten von Unternehmensnachfolgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112201
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