Im Rahmen des Seminars „Lehrgang und Labor im Sportunterricht“ entstand diese Arbeit, in der wir uns mit zwei differenzierten Betrachtungsweisen zum Handstützüberschlags über das Längspferd beschäftigen. Sie beruht auf Videoaufnahmen, die eine mögliche Lehrweise zur Vorbereitung des Handstützüberschlags am Längspferd darstellen. Diese Vorbereitung wurde ebenfalls im Rahmen des Seminars mit einigen Studenten durchgeführt. Zum einen steht die Biomechanik im Mittelpunkt des Interesses, aus deren Sicht der Handstützüberschlag erklärt und gelehrt werden kann. Zum anderen wird aber auch versucht aus einer ästhesiologischen Sicht heraus den Handstützüberschlag darzustellen und zu erläutern. Die beiden Betrachtungsweisen unterscheiden sich deutlich voneinander, z. B. in der Exaktheit der Darstellung der einzelnen Bewegungsphasen oder auch .... Dennoch haben beide Analysewerkzeuge ihre Daseinsberechtigung und können einander nicht ersetzen. Spricht man von bestimmten Methodiken und Möglichkeiten Bewegungen zu vermitteln, so muss im a priori Klarheit über das zugrunde liegende Menschen und Bewegungsbild bestehen. Eine kurze Darstellung dieser notwendigen Grundlagen wird den beiden Betrachtungsweisen in Kapitel zwei vorangestellt. In Kapitel drei wird dann der Handstützüberschlag biomechanisch dargestellt und anhand des durchgeführten Sprungvideos an einzelnen Beispielen erläutert, bevor in Kapital vier auf die ästhesiologische Betrachtungs- und Lehrweise eingegangen wird. Auch dies geschieht wieder an einigen ausgesuchten Beispielen und Situationen aus den gemachten Videoaufnahmen. Am Ende dieser Arbeit steht in Kapitel fünf das zusammenfassende Fazit.
Inhaltverzeichnis
1 Einleitung
2 Menschen- und Bewegungsbild
3 Sprungaufbau und Sprungteilnehmer
4 Handstütz-Sprungüberschlag – Die Biomechanische Analyse
5 Handstütz-Sprungüberschlag – Die ästhesiologische Analyse
6 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Im Rahmen des Seminars „Lehrgang und Labor im Sportunterricht“ entstand diese Arbeit, die zwei differenzierte Betrachtungsweisen des Handstütz-Sprungüberschlags thematisiert. Sie beruht auf Videoaufnahmen, die eine mögliche Herangehensweise des Lehrens des Handstütz-Sprungüberschlags im Sportunterricht darstellt. Diese Vorbereitung wurde im Rahmen des Seminars in der Sporthalle der Universität mit einigen Studenten simuliert. Das Videomaterial ist anhand von ausgewählten Szenen in Bezug auf die biomechanischen und ästhesiologischen Aspekte der Bewegung analysiert worden. Die beiden vorgestellten Betrachtungsweisen unterscheiden sich deutlich voneinander. Während die biomechanische Betrachtungsweise empirisch-analytische Aspekte einer Bewegung untersucht, wobei eine Zerlegung der Bewegung in einzelne Bewegungsmerkmale und -phasen stattfindet, wird bei der ästhesiologische Betrachtung einer Bewegung die Ganzheitlichkeit betont, als Attribute dafür können Subjektbezogenheit, Intentionalität und pädagogische Ausrichtung herangezogen werden. Dennoch haben beide Analysewerkzeuge ihre Daseinsberechtigung, können einander nicht ersetzen und müssen bei der Vermittlung im Sportunterricht berücksichtigt werden. Spricht man von bestimmten Methodiken und Möglichkeiten Bewegungen zu vermitteln, so muss a priori Klarheit über das zugrunde liegende Menschen- und Bewegungsbild bestehen. Eine kurze Darstellung dieser notwendigen Grundlagen wird den beiden Betrachtungsweisen in Kapitel zwei vorangestellt. In Kapitel drei wird dann der Handstütz-Sprungüberschlag biomechanisch dargestellt und anhand des durchgeführten Sprungvideos an einzelnen Beispielen erläutert, bevor in Kapital vier auf die ästhesiologische Betrachtungs- und Lehrweise eingegangen wird. Auch dies geschieht wieder an einigen ausgesuchten Beispielen und Situationen aus den gemachten Videoaufnahmen. Das Ende dieser Arbeit bildet das Fazit in Kapitel fünf, das über Schwierigkeiten, die im Verlauf dieser Arbeit aufgetreten sind, aufgeklärt, sowie knapp die wesentlichen Erkenntnisse dieser Arbeit zusammenfasst.
2 Menschenbild und Bewegungsbild
Grundlage einer jeden empirischen Wissenschaft ist eine bestimmte Auffassung über den ihr zugrunde liegenden Untersuchungsbereich. In den Humanwissenschaften ist dies das eindeutige Vorverständnis über den Begriff und die Charakteristik des Menschen. Dieses Vorverständnis kann auch als Menschenbild beschrieben werden und findet sich z. B. in der Art der Fragestellungen und der verwendeten Modelle und Metaphern im Unterricht wieder. Auch in Bezug auf das Studium des menschlichen Bewegens ist ein eindeutiges Menschenbild als Grundlage Voraussetzung. Das Lehren von Bewegungen kann nur aus einem klaren Menschenbild und Bewegungsbegriff entstehen. Der niederländische Bewegungspädagoge Tamboer hat diesen Zusammenhang zwischen Menschenbild und Bewegungsbild herausgearbeitet (vgl. Tamboer 1997). Er stellt fest, dass in jedem Bewegungsbild demnach ein bestimmtes differenziertes Menschenbild impliziert ist, und dass dieses Verständnis über das Bewegungsbild die Methoden des Lehrens bestimmt (vgl. Volger 2003, S.1). Im Folgenden soll beschrieben werden, was sich unter einer Bewegung verstehen lässt und was für diese konstitutiv und charakteristisch ist.
Man kann von der Bewegung als ein sich auf Fahrt begeben sprechen, der Bewegte begibt sich in Gefahr, ihm widerfährt etwas (vgl. Prohl 1991, S. 168f.). Er begibt sich ins Ungewisse und erst im Nachhinein, rückschauend liegt das Gewesene geordnet vor ihm (vgl. Buytendijk 1963a, S. 7f.). Die Bewegung, die im Folgenden charakterisiert wird, ist die Selbstbewegung des Menschen, sie bedarf im Gegensatz zur physikalischen Bewegung keines erkennbaren äußeren Anstoßes. Darüber hinaus geht es um Bewegungskünste, die sich durch ihre Komplexität von den Alltagsbewegungen abgrenzen. Natürlich lassen sich auch Gemeinsamkeiten zwischen Alltagsbewegungen und Bewegungskünsten, im Sinne von komplexen Bewegungsformen, wie den turnerischen Bewegungen finden. So ist jeder Bewegung die Einheit von Leib und Seele zu eigen. Zudem sind Bewegungen jeglicher Art immer auf etwas hingerichtet und zielen auf etwas Bestimmtes ab (vgl. Volger 2003, S. 3).
Dennoch lassen sich eben auch deutliche Unterschiede zwischen den Bewegungstypen erkennen. Komplexe Bewegungen heben sich von alltäglichen Bewegungen durch ein hohes Maß an Geschlossenheit ab. Anfang und Ende der komplexen Bewegung sind für den Bewegenden, wie auch für den Zuschauenden, zweifelsfrei zu erkennen (vgl. Volger 2003, S. 3).
Bewegungsfertigkeiten, wie der in dieser Arbeit thematisierte Handstütz-Sprungüberschlag im Geräteturnen, sind als ausgezeichnete Gestalten zu verstehen, die sich durch Übung als Passung im Mensch-Mitwelt-Bezug formen. Als Bezugstheorien dieser Auffassung lassen sich die Gestaltkreistheorie von v. Weizsäcker (1950), sowie die Gestalttheorie nach Buytendijk (1956) anführen.
Im Gestaltkreis von v. Weizsäcker beschreibt dieser die nicht auflösbare Verflochtenheit von Organismus und Umwelt, von Welt und Mitwelt, die in jedem Wahrnehmungs- und Bewegungsakt von vornherein gegeben ist. Wahrnehmung und Bewegung stehen in einem Wirkzusammenhang, der als Wechselwirkung zu verstehen ist und nicht als lineare Zeitfolge von Ursache und Wirkung, es besteht somit kein kausaler Determinismus. Weizsäcker bezeichnet diese Wechselwirkung ohne prius und posterius als „Koinzidenz“ (Plügge 1963, S. 60).
Tamboer, der sich auf die Gedanken v. Weizsäckers beruft, entwickelt aus einer handlungstheoretischen Perspektive heraus das relationale Körperbild. Körper und Welt können demnach nicht getrennt voneinander definiert werden. Auf diesem Hintergrund spricht er von einem intentionalen Körper, der auf die Welt hin ausgerichtet ist (vgl. Tamboer 1997, S. 28 f.). Diese Ausrichtung des Körpers lässt sich als Verwirklichung von Bedeutungsrelationen beschreiben. Buytendijk & Christian sprechen in diesem Zusammen- hang von der „Anerkennung der Subjektivität in jedem biologischen Akt“ (Buytendijk 1963b, S. 101).
Im Gegensatz zu dieser Position steht die Auffassung des Regelkreises, in dem der Mensch als ein von der Welt abhängiges, reagierendes Wesen beschrieben wird (vgl. Volger, 2004 S. 3). Tamboer spricht im Sinne der empirisch-analytischen Bewegungsauffassung von einem substantiellen Körperbild. Der Körper wird verstanden als „Haut und was durch sie umhüllt wird“ (Tamboer 1997, S. 26). Danach wird der Körper unabhängig von der Umwelt beschrieben, es geschieht eine Trennung von Mensch und Umwelt. In diesem Zusammenhang wird es erst möglich, von dem Körper als Instrument oder Maschine zu sprechen und von der Bewegung als `Ortsveränderung´ des substantiellen Körpers.
Im Gestaltkreis hingegen wird die Trennung zwischen Mensch und Umwelt aufgehoben und die Bewegung wird als Beziehung zwischen Mensch und Welt beschrieben. Die turnerischen Bewegungen, wie auch der Handstütz-Sprungüberschlag, stehen allerdings nicht im Fokus der Betrachtung des Gestaltkreises von v. Weizsäcker oder Tamboer.
Die Gestalttheorie von Buytendijk (1956) kann das besondere dieser komplexen Bewegungen jedoch erfassen. Buytendijk beschreibt Bewegungen als dynamische Zeitgestalten, die sich wie bereits beschrieben, als prägnante Ordnungen aus dem fließenden Bewegungsgeschehen deutlich hervorheben (vgl. Buytendijk 1956, S. 34). Der Prägnanzsatz von Tholey sagt über das Zustandekommen solcher Ordnungen folgendes: „dass in allen Systemen, in denen ein freies Kräftespiel möglich ist, Tendenzen zur Entstehung, Aufrechterhaltung und Wiederherstellung ausgezeichneter Ordnungen bestehen“ (Tholey 1984, S. 25).
Ordnungen können demnach umso besser entstehen, je größer die Wahrscheinlichkeit eines freien Kräftespiels ist. Nach der Gestalttheorie kommt es beim Lehren und Lernen von komplexen Bewegungen darauf an, einen Zustand der inneren Freiheit des Lernenden zu erreichen. Dies ist durch die Einflussnahme auf die emotionale Gestimmtheit des Lernenden möglich. Beim Lehren von Bewegungen sollten einerseits Variationen im Mensch-Welt- Bezug thematisiert werden und der Lernende sollte sich andererseits in positiver emotionaler Gestimmtheit der Welt zuwenden (vgl. Volger 2004, S. 3).
Das Lehren von Bewegungskünsten kann somit nur auf Grundlage eines klaren Menschen- und Bewegungsbildes entstehen. Der Mensch muss in diesem Sinne als weltoffenes, autonomes und selbstbewusstes Wesen anerkannt werden.
Im nächsten Kapitel wird nun zunächst auf den Versuchsaufbau, die Sprungteilnehmer sowie die gemachten Videoaufnahmen eingegangen.
3 Sprungaufbau, -teilnehmer und Videoaufnahme
Zunächst einige Fakten zur Ausgangssituation. Die durchgeführte Sprungreihe fand in der Unisporthalle im Zeitraum eines dort stattfindenden Turnseminars statt. Für das Experiment wurde eine ausreichende Hallenfläche zur Verfügung gestellt, auf der dann das „Hohe-V“ sowie der „braune Esel“ aufgebaut wurden.
Das „Hohe-V“ besteht aus zwei großen Kästen, die zu einem „V“ mit Spitze zum anlaufenden Springer aufgestellt werden. Davor werden zwei Reutherbretter als Absprunghilfe gelegt. Auf die beiden Kästen wird eine dicke blaue Matte platziert, sodass die Springer, sollten sie die Station nicht ganz überspringen können, mit ihrem Körper auf dieser landen können. Hinter die Sprungstation wurden drei Matten gelegt, zunächst zwei blaue Weichbodenmatten als Unterlage und darüber eine dicke grüne Matte.
Die weitere Station bildete der „braune Esel“, ein hoher Kasten, der quergestellt, mit einer weichen braunen Matte überspannt wurde. Diese Konstruktion ähnelt dem „blauen Elefanten“, hat allerdings eine viel geringere Höhe und wird ebenfalls wie das „Hohe-V“ mit Hilfe von zwei Reutherbrettern übersprungen. Die braune Matte vergrößert die Auflagefläche für die Hände und wirkt durch die Polsterung für die Springer sicherer.
Als Springer und Testpersonen erklärten sich drei Studenten bereit, welche bereits die grundsätzlichen Fertigkeiten besaßen, einen Handstütz-Sprungüberschlag über diese Station zu springen. Somit ging es bei diesen Sprungübungen nicht um das grundsätzliche Erlernen des Handstütz-Sprungüberschlages, sondern um die Verbesserung der Technik. Die Probanden sollten im Rahmen dieser Einheit vorbereitet werden, diesen Sprung zu einem späteren Zeitpunkt auch über das Längspferd zu springen. Die Sicherung der einzelnen Sprünge übernahmen ebenfalls immer ein bis zwei Studenten des Seminars. Um die Sprünge für diese Arbeit nutzbar zu machen, wurden sie mit einer Videokamera aufgenommen und später digitalisiert. Beim Aufbau der Videokamera wurde allerdings der Anlauf nicht bedacht, so dass dieser auch für die folgende Analyse leider nicht zur Verfügung steht. Zudem muss man im Nachhinein feststellen, dass die Tonqualität der Aufnahmen leider sehr schlecht sind, so dass auch diese nur am Rand in die Analyse mit einfließen können, was vor allem in bezug auf den ästhesiologischen Teil sehr schade ist.
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- Citar trabajo
- Daniel Feldkamp (Autor), Nils Rohlwing (Autor), 2008, Biomechanische und ästhesiologische Betrachtung des Handstütz-Sprungüberschlags, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111992
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