Das Ziel dieser Arbeit ist zu untersuchen, auf welche Weise die Circular Economy, die Verkehrsleitung, die Verkehrskosten, das Verkehrsaufkommen und die Verkehrsfolge in der Wertschöpfungskette beeinflusst.
Die Erreichung dieses Zieles wird durch die Erstellung einer Kausalkette ermöglicht. Eine Kausalkette dient dazu, die Ursachen und die Wirkungen der Transportprozesse in der verschiedene somit deren Interdependenz zu zeigen. Wesentliche Ursachen wurden entlang die Wertschöpfungskette ermittelt: Es handelt sich u. a. um das Aufkommen an Altprodukte, die Kapazität der eingesetzten Transportmittel, die Entfernungen zwischen den Standorten. Es hat sich ergeben, dass entlang der Wertschöpfungsstufen der circular Supply Chain wird der Verkehr beeinflusst - sei es auf die Verkehrsleistung, die Verkehrskosten, die Verkehrsleistung oder die Infrastrukturen
Die Circular Economy ist ein wirtschaftliches und regeneratives Konzept. Dabei werden Abfälle möglichst vermieden und nicht funktionsfähige bzw. nicht mehr benötigte Produkte, Teile und Materialen werden einer erneuerten wirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Die Umsetzung dieses Konzeptes führt zu den zusätzlichen Aktivitäten bzw. Prozessen innerhalb der Wertschöpfungskette. Denn Produkte, Teile und Materialen werden vor ihre Wiedereinsteuerung im Wirtschaftsprozess repariert, aufbereitet, verwertet. Das Ganze wird ermöglicht durch die Transportprozesse. Diese zusätzliche Transportprozesse zur Behandlung und zur Wiedereinsteuerung von Produkten, Teile und Materialen reflektieren sich auf die eine oder andere Art auf den Verkehr.
Inhaltsverzeichnis
Kurzfassung
Abstract
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Vorgehensweise
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Circular Economy
2.1.1 Definition Circular Economy
2.1.2 Prinzipien der Circular Economy
2.1.3 Grundbausteine
2.2 Abfall in der CE
2.2.1 Definition Abfall
2.2.2 Die fünfstufige Abfallhierarchie als Faktor zum Übergang in der CE
2.2.3 Produktverantwortung
2.2.4 Umweltpolitische Prinzipien und Maßnahmen
2.2.5 Abfallerkennung durch Radio Frequency Identification (RFID)
2.3 Verkehrswirksamkeit
2.3.1 Definition
2.3.2 Parameter zur Abschätzung einer Verkehrwirksamkeit
2.4 Transport und Verkehr
2.4.1 Definitionen
2.4.2 Verkehrsarten
2.4.3 Verkehrsmittel im Güterverkehr
2.4.4 Kriterien zur Auswahl der Transportmittel
3 Circular Economy in der Wertschöpfungskette
3.1 Lineare Supply Chain
3.1.1 Definition
3.1.2 Akteure und Struktur von Supply Chains
3.2 Vom linear zu Closed Loop Supply Chain
3.2.1 Definitionen
3.2.2 Strategien zur Produkt- und Materialrückgewinnung
3.2.3 Besonderheiten des Managements von zirkulären Supply Chains
3.3 Wertschöpfungsstufen in einer Circular Supply Chain
3.3.1 Die Herstellungsphase
3.3.2 Die Distributionsphase
3.3.3 Die Konsumphase
3.3.4 Die Kollektionsphase
3.3.5 Die Aufbereitung
3.3.6 Die Wiedereinsteuerung
4 Reverse Logistics als Voraussetzung zirkulären Handels und Bestandteil der Circular Economy
4.1 Definitionen
4.2 Objekte der Reverse Logistics
4.2.1 In der Entsorgungslogistik im engen Sinn
4.2.2 In der Retourenlogistik
4.2.3 In der Behälterlogistik
4.3 Aufgabenbereiche der Reverse Logistics
4.3.1 Sammlung und Sortierung
4.3.2 Transport
4.3.3 Umschlag
4.3.4 Lagerung
4.3.5 Verpackung
4.3.6 Auftragsabwicklung
4.4 Akteure der reverse Logistics
4.4.1 Akteure der linearen Lieferkette
4.4.2 Spezialisierte Akteure der Reverse Supply Chain
4.4.3 Die staatliche Einrichtungen
4.4.4 Die opportunistische Akteure
4.5 Netzwerk in Reverse Logistics
4.5.1 Typen von Netzwerken in reverse Logistics
4.5.2 Standortplanung
4.5.3 Kapazitätsplanung
4.5.4 Besonderheiten von Reverse-Logistiknetzwerken
4.6 Treiber der rückführenden Logistik
4.7 Hemmnisse der Reverse Logistics
5 Transport in Circular Supply Chain
5.1 Zur Auswahl der Elektronik- und Elektroaltgeräte
5.1.1 Elektro- und Elektronikgeräte in Deutschland
5.1.2 Zusammensetzung Elektroschrott
5.1.3 Rechtliche Rahmenbedingungen ElektroG
5.2 Untersuchung der Transporte in der Circular Supply Chain
5.2.1 Wichtige Annahmen zur Veranschaulichung
5.2.2 Transportkonfiguration
5.2.3 Elemente der Transportnetze
5.3 Transport in der EAG Erfassung
5.3.1 Transportkette zur Sammelstelle
5.3.2 Wirkungen der Bündelung von EAG auf den Verkehr
5.3.3 Einflussparameter auf die Sammelprozesse
5.3.4 Vor- und Nachteile Hol- und Bringsystem
5.3.5 Restriktionen im Sammeltransport
5.4 Transport zur Aufbereitung
5.4.1 Information über Altprodukte
5.4.2 Transport in der Aufbereitung
5.4.3 Einflussparameter
5.5 Transport zum Wiedereinsatz bzw. Weitereinsatz im Wirtschaftskreislauf
5.5.1 Transport zur Wiedereinsteuerung in der Distribution
5.5.2 Reverser Transport zur Wiedereinsteuerung in der Produktion
5.5.3 Transport zur Beseitigung (Deponie)
5.6 Erstellung der Kausalkette
5.6.1 Definition
5.6.2 Komponente
5.6.3 Erstellung der Kausalkette zur Verkehrswirkung einer Circular Economy
6 Zusammenfassung und Ausblick
Anhang
Literatur
Kurzfassung
Die Circular Economy ist ein wirtschaftliches und regeneratives Konzept. Dabei werden Abfälle möglichst vermieden und nicht funktionsfähige bzw. nicht mehr benötigte Produkte, Teile und Materialen werden einer erneuerten wirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Die Umsetzung dieses Konzeptes führt zu den zusätzlichen Aktivitäten bzw. Prozessen innerhalb der Wertschöpfungskette. Denn Produkte, Teile und Materialen werden vor ihre Wiedereinsteuerung im Wirtschaftsprozess repariert, aufbereitet, verwertet. Das Ganze wird ermöglicht durch die Transportprozesse. Diese zusätzliche Transportprozesse zur Behandlung und zur Wiedereinsteuerung von Produkten, Teile und Materialen reflektieren sich auf die eine oder andere Art auf den Verkehr.
Das Ziel dieser Arbeit ist zu untersuchen auf welche Weise die Circular Economy die Verkehrsleitung, die Verkehrskosten, das Verkehrsaufkommen und die Verkehrsfolge in der Wertschöpfungskette beeinflusst.
Die Erreichung dieses Zieles wird durch die Erstellung einer Kausalkette ermöglicht. Eine Kausalkette dient dazu die Ursachen und die Wirkungen der Transportprozesse in der verschiedene somit deren Interdependenz zu zeigen. Wesentliche Ursachen wurden entlang die Wertschöpfungskette ermittelt: es handelt sich u.a. um das Aufkommen an Altprodukte, die Kapazität der eingesetzten Transportmittel, die Entfernungen zwischen die Standorten. Es hat sich ergeben, dass entlang der Wertschöpfungsstufen der circular Supply Chain wird der Verkehr beeinflusst -sei es auf auf die Verkehrsleistung, die Verkehrskosten, die Verkehrsleistung oder die Infrastrukturen.
Abstract
The Circular Economy is an economical and regenerative concept. Waste is avoided as far as possible and non-functional or unneeded products, parts and materials are put to a renewed economic use. The implementation of this concept leads to additional activities and processes within the value chain. Because products, parts and materials are repaired, processed and recycled before being reintroduced into the economic process. All this is made possible by the transport processes. These additional transport processes for the treatment and re-use of products, parts and materials are reflected in one way or another in the transport.
The aim of this thesis is to investigate how the Circular Economy influences traffic management, transport costs, traffic volume and traffic flow in the value chain.
The achievement of this goal is made possible by the creation of a causal chain. A causal chain serves to show the causes and the effects of the transport processes in the different and thus their interdependence. The main causes were identified along the value-added chain: these include the volume of old products, the capacity of the means of transport used and the distances between the sites. It was found that traffic is influenced along the value-added stages of the circular supply chain - whether it is on the transport performance, the transport costs, the transport capacity or the infrastructure.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 2-1: Lineare Wirtschaft
Abb. 2-2: Circular Economy
Abb. 2-3: Abfallpyramide
Abb. 2-4: Transportkette
Abb. 2-5: Güterverkehrssystem
Abb. 3-1: Einfaches Supply Chain
Abb. 3-2: Schließung von Stoffkreisläufen in Wertschöpfungsketten
Abb. 3-3: Behandlungsprozesse
Abb. 3-4: Wertschöpfungsstufe in der zirkulär Wertschöpfungskette
Abb. 4-1: Schematische Darstellung des Hol- und Bringsystems
Abb. 4-2: Reverse-Logistics-Netzwerkstruktur
Abb. 5-1: Überblick über rechtliche Verpflichtungen im Rahmen des ElektroG
Abb. 5-2: Wege der Redistributionslogistik
Abb. 5-3: Beispiel zirkuläre Supply Chain für EAG
Abb. 5-4: Struktur eines Hub-and-Spoke Transport
Abb. 5-5: Beispiel Transporte bei der Sammlung von EAG
Abb. 5-6: Transport in der Aufbereitung
Abb. 5-7: Reverser Transport im Handel
Abb. 5-8: Reverser Transport in der Produktion
Abb. 5-9: Kausalkette zur Analyse der Verkehrswirksamkeit einer Circular Economy
Tabellenverzeichnis
Tab. 2-1: Grundbausteine zum Übergang in der Circular Economy
Tab. 2-2: Entsorgungsstrategischer Handlungsspielraum
Tab. 2-3: Wirtschaftsverkehr
Tab. 2-4: Verkehrsaufwand und Modal Split
Tab. 4-1: Teilbereiche der Reverse Logistics mit entsprechenden logistischen Objekten ..
Tab. 4-2: Mögliche Akteure und Rolle in der Rückführlogistik
Tab. 4-3: Type von reverse Logistics Netzwerke
Tab. 4-4: Treiber der Reverse Logistics
Tab. 4-5: Barriere für die Implementierung der rückführenden Logistik
Tab. 5-1: Stoffliche Zusammensetzung von verschiedenen elektr(on-)ischen Geräten
Tab. 5-2: Hauptelemente der Transportnetzwerke
Tab. 5-3: Einflussfaktoren auf die Sammelprozesse
Tab. 5-4: Vor-, und Nachteile Bring- und Holsystem
Tab. 5-5: Emissionen Verkehrsträger
Tab. 5-6: Verkehrsbeeinflussenden Faktoren einer zirkulär Supply Chain
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung
Die konstante Suche nach Nachhaltigkeit stellt die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Tatsächlich führt die globale demographische Entwicklung zu einer steigenden Produktnachfrage und -herstellung, die wiederum einen erhöhten Ressourcenverbrauch nach sich zieht (UBA 2020). Diese zunehmende Ressourcengewinnung und -nutzung hat schädliche Umweltwirkungen wie z. B. den Klimawandel, die Zerstörung der Ökosysteme und den Verlust der Biodiversität (UBA 2020). Außerdem zählt die Knappheit der Rohstoffe zu den entscheidenden Problemen, mit denen sich die industrielle Welt wie auch die Politik beschäftigt (vgl. Endres 2017) Denn ohne ausreichende Rohstoffe wäre es unmöglich, den weltweiten Bedarf an technologischen und industriellen Produkten zu decken. Deshalb sollten die Ressourcen möglichst effizient genutzt und die Lebensphase bzw. Nutzungsphase der Produkte verlängert werden. Zur eventuellen Lösung dieser ganzen Problematik wurde ein wirtschaftliches Konzept entwickelt: die Circular Economy.
Die Circular Economy zielt darauf ab, die Abfallmenge sowie den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und die Stoffkreisläufe durch u. a. eventuelle Reparierung, Aufarbeitung, Recycling von Altprodukten, Komponenten und Materialien zu schließen. Diese Möglichkeiten zur Produktnutzungsverlängerung führen zu neuen Transportnetzwerken und zur Steigerung von sowohl regionaler als auch nationaler Verkehre. Denn diese Produkte, Komponenten und Materialien müssen erfasst, gesammelt und von einem Ort zum anderen transportiert werden, um einen angemessenen Behandlungsprozess für einen Wieder- bzw. Weitereinsatz im wirtschaftlichen System zu bekommen. In dieser Reihenfolge, um die Verkehrswirksamkeit der Circular Economy in der Wertschöpfungskette analysieren zu können, ist es notwendig, die Transporte in jeder Wertschöpfungsstufe darzustellen (vgl. Hansen 1999, S. 19).
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Die wesentliche Zielsetzung der vorliegende Arbeit umfasst die Untersuchung der verkehrsbeeinflussende Parameter einer Supply Chain im Sinne der Circular Economy. Tatsächlich mit der Umsetzung der Circular Economy in der Supply Chain, entstehen zusätzliche Aktivitäten und Prozesssen, die die erneuerte Nutzung von Altprodukte, Teile und Materialen im Kreislauf ermöglichen. Die Entstehung neuer Transportprozesse durch zusätzliche Aktivitäten in der Wertschöpfungskette wie sammeln, reparieren, aufbereiten und verwerten stellen eine Herausforderung in den Verkehrsbereichen dar. Denn hierfür werden Altprodukte bzw. Teile und Materialen von einem Ort zu einem anderen transportiert werden. Der resultierende Sammelgutverkehr sowie die Dienstleistungsverkehre führen zu einer Zunahme von Verkehrsaufkommen, Verkehrskosten Verkehrsleistung. Letztere verursachen Lärm- und Treibhausgas- und Schadstoffemissionen und eine Erhöhung der Auslastung von Verkehrsinfrastrukturen.
1.3 Vorgehensweise
Zur Umsetzung der beschriebenen Zielsetzung wird die vorliegende Arbeit in 6 Kapitel gegliedert. Im Anschluss an dieses Kapitel folgen die theoretischen Grundlagen der Circular Economy und der Verkehr. Die Bedeutung der Abfallwirtschaft als zentrale Idee der Circular Economy wird erläutert im Kapitel 2.
Die durch die Umsetzung der Circular Economy in der Wertschöpfungskette entstehenden Veränderungen werden in Kapitel 3 erörtert. Es handelt sich um die Erweiterung der traditionelle Supply Chain zu einer circular Supply Chain. Im Kapitel 4 wird auf die die Reverse Logistics als Bestandteil der CE und Voraussetzung zum Übergang in der Circular Economy. Mit Kapitel 5 wird auf die Transportprozesse jeder Wertschöpfungsstufe eines zirkular gerichteten Supply Chain bzw. auf die Parameter oder Einflussfaktoren, die ein Transportprozess auslöst, eingegangen. Ausgehend davon wird die Interdependenz der verkehrsbeeinflussenden Parameter jeder Wertschöpfungsstufe untersucht.
Im letzten Unterkapitel des Kapitel 5 wird auf einer Seite auf die Definition einer Kausalkette eingegangen. Auf der anderen Seite wird auf Basis der gewonnenen Merkmale und Einflussgrößen ein Ursache-Wirkung-Diagramm erstellt.
Kapitel 6 legt den Fokus auf die Zusammenfassung der Kernergebnisse und die Identifizierung von Forschungsbedarfen, um auf Basis des entwickelten Ursache-Wirkung-Diagramms zukünftige quantitative Auswirkungen zur Verkehrswirkung treffen zu können.
2 Theoretische Grundlagen
Dieses zweite Kapitel beschäftigt sich mit den begrifflichen Fundamenten zum besseren Verständnis der Arbeit. Circular Economy ist ein facettenreicher Bereich. Aus diesem Grund werden im ersten Teil dieses Kapitels die theoretischen Grundlagen der Circular Economy dargestellt. Darauf aufbauend wird im Anschluss auf Abfallwirtschaft in der Circular Economy eingegangen und auf wichtige bestehende Elemente des Verkehrs fokussiert.
2.1 Circular Economy
Heutzutage bewegen wir uns von einer linearen Wirtschaft hin zu einer zirkulären. In folgenden Abschnitten wird zuerst die lineare Wirtschaft erläutert und folgend die Circular Economy, deren Grundbausteine und Prinzipien.
2.1.1 Definition Circular Economy
Lineare Wirtschaft
In den letzten Jahrhunderten war die Welt durch ein wirtschaftliches Modell charakterisiert. In diesem Modell werden Produkte (aus Rohstoffgewinnung) hergestellt, verkauft, verbraucht und nach ihrer Nutzungsphase bzw. Lebenszyklus als Abfall deponiert oder verbrannt. In beiden Fällen werden Wertstoffe aus dem Verkehr gezogen und gehen verloren. Rohstoffe werden aus der Natur entnommen, für Erzeugungszwecke verarbeitet und am Ende wird die Nutzungsdauer oder der Lebenszyklus eines Produktes verworfen. Diese Wegwerfgesellschaft läuft in eine lineare Richtung und wird aus diesem Grund als lineares Wirtschaftsmodell bezeichnet (siehe Abb 2.1). Dieses unterstützt weder eine ökologische Nachhaltigkeit noch eine Ressourceneffizienz. Denn die begrenzten eingesetzten Rohmaterialien werden nicht dauerhaft genutzt und danach unver- brauchlich gemacht. Es entstehen ein hohes Abfallaufkommen sowie eine Energieverschwendung (vgl. Ghosh 2020, S. 1). Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum und der dazugehörigen Nachfrage, eine weltweite Rohstoffverknappung und die ökologischen Konsequenzen der industriellen Wirtschaft zeigt die lineare Wirtschaft ihre Schwächen. In diesem Zusammenhang wurde die Circular Economy konzipiert und stellt sich als grundlegende Alternative zum linearen Wirtschaftsmodell dar, das unter anderem durch Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung gekennzeichnet ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2-1: Lineare Wirtschaft (eigene Darstellung in Anlehnung an Meuli K. 2019, S. 8)
Circular Economy
Die Circular Economy lässt sich nicht einheitlich definieren. Laut mehreren Wissenschaftlern wurde das Modell der CE in erster Linie von den Umweltökonomen Pearce und Turner eingeführt. Die Recherche dieser letzteren war auf die vorherige Studie vom ökologischer Ökonom Boulding basiert (Ghisselini et al. 2016, S. 14; Greyson 2007, S. 1383-1384; Murray 2017, S. 372-373). Nach Boulding ist ein zirkuläres System eine Voraussetzung für die Aufrechthaltung von Nachhaltigkeit des menschlichen Lebens auf der Erde (Boulding zitiert nach Ghisselini et al. 2016, S. 14).
Nach der europäischen Umweltagentur geht die Circular Economy hinaus der reinen Verschwendung und setzt voraus, dass die natürlichen Ressourcen effizient und nachhaltig bewirtschaftet werden. Dank der Circular Economy sind die Schaffung von Wohlstand, Wachstum und Arbeitsplätzen und die Verringerung von Umweltbelastungen möglich. Dieses ökonomische Konzept kann prinzipiell auf alle Arten von natürlichen Ressourcen angewandt werden, einschließlich biotischer Ressourcen, wie z. B. Wald und Tiere sowie abiotische Ressourcen, wie z. B. Kohle, Öl, Ökodesign, Reparatur, Wiederverwendung, Aufarbeitung, Wiederaufarbeitung, gemeinsame Nutzung von Produkten, Abfallvermeidung und Abfallrecycling stellen Bestandteilen einer CE dar (vgl. EEA 2016, S. 9).
Nach Duch Guillot kann die Circular Economy definiert werden als ein Produktions-, und Verbrauchsmodell, bei dem vorhandene Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Somit wird eine Lebens- zyklusverlängerung von Produkten erreicht und die Abfälle werden auf einem Minimum reduziert. Nach Erreichung der Lebensdauer eines Erzeugnisses, werden deren Materialien und Rohstoffen im Produktionsprozess wiedereingeführt zur weiteren Generierung von Wertschöpfung (vgl. Duch Guillot 2018, S. 1).
Eine der bekanntesten Definitionen der Circular Economy (CE) und auf welche die vorliegende Arbeit basiert, wurde durch die Ellen Mac Arthur Foundation etabliert. Eine CE ist ein restaurativ oder regenerativ industrielles System, das darauf abzielt, den Produktlebenszyklus zu verlängern, den Nutzen und den Wert von Materialien und Produkten so weit wie möglich zu erhalten. Dabei sollen den Abfall und die Verwendung giftiger Chemikalien vermieden werden (EMF 2013, S. 7).
In einer Circular Economy sollte bereits in der Design-, und Entwicklungsphase eines Produkts beachtet werden, dass nach seiner Nutzungsphase seine Zerlegbarkeit in Bestandteile ermöglicht wird.
Abgrenzung Kreislaufwirtschaft
Das Modell der Circular Economy wird oftmals mit der deutschen Übersetzung „Kreislaufwirtschaft“ verwendet. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen beiden Begriffen hinsichtlich ihrer Ziele. Die Kreislaufwirtschaft beschäftigt sich in erste Linie mit der Abfallentsorgung. Die Circular Economy geht weiter und betrachtet den gesamten Wertschöpfungsprozess beginnend mit dem Produktdesign (Nutzung kreislauffähiger, nachhaltiger Rohstoffe) bis hin zur Wiederverwendung der eingesetzten Ressourcen im Produktionsprozess. Dabei werden die Begrenztheit der Ressourcen und der Umweltschutz berücksichtigt. Die Anwendung einer Circular Economy würde die existenziellen Herausforderungen der Menschheit, wie Ressourcenmangel, Dekarbonisierung, Energiewende und die Verhinderung einer Klimakatastrophe bewältigen (vgl. Hohenschurz-Schmidt 2019).
Tatsächlich orientiert sich die Circular Economy auch an den Aspekten der Herstellung und Gestaltung kreislauffähiger Produkte (EFA zitiert nach Fraunhofer UMSICHT 2017, S. 20).
2.1.2 Prinzipien der Circular Economy
Die Ellen MacArthur Foundation (EMF) und das McKinsey Center for Business and Environment haben 2013 eine Implementierung der CE vorgenommen (siehe Abb. 2.2). Diese Implementierung erfordert eine vielseitige Betrachtung von Prinzipien, die sich in 3 Hauptpunkte gliedern lassen:
- Prinzip 1: Naturkapital erhalten und verbessern durch die Bestandskontrolle endlicher Ressourcen und dem Stoffstrommanagement erneuerbarer Materialien.
In der CE werden Technologien und Prozesse ausgewählt, die nach Möglichkeit erneuerbare Ressourcen nutzen. Eine CE fördert das natürliche Kapital, indem sie z. B. Nährstoffströme innerhalb des Systems fördert und die notwendigen Voraussetzungen für die Bodenregeneration schafft. Die Produkte sind dank ihrer biologischen und technischen Materialien im Hinblick auf eine Demontage- und Wiederverwendungszyklus konzipiert und optimiert. Das bedeutet, dass die Produkte nach Ende ihrer Nutzungsphase bzw. ihres Lebenszyklus nicht einfach deponiert oder verbrannt werden, wie bei linearer Wirtschaft, sondern direkt wieder in einen Herstellungsprozess zurückgeführt werden.
- Prinzip 2: Optimierung der Ressourcenleistung durch die Zirkulation von Produkten, Komponenten und Materialien im maximalen Funktionalitätsniveau zu jeder Zeit in technischen und biologischen Zyklen.
Dies bedeutet, dass technische Komponenten und Materialien für die Wiederaufarbeitung, die Sanierung und das Recycling konzipiert sind, um sie im Kreislauf zu halten. Kreisförmige Systeme verwenden nach Möglichkeit engere, innere Schleifen (z. B. Wartung statt Recycling), wodurch Energie und Rohstoffe gespart werden. Kreisförmige Systeme fördern auch die schadlose Einbringung von biologischen Nährstoffen in die Biosphäre, damit sie wertvolle Rohstoffe für einen neuen Produktionszyklus werden. Im biologischen Zyklus werden Produkte entwickelt, mit der Absicht, konsumiert oder metabolisiert zu werden und zu einem neuen Ressourcenwert regeneriert zu werden.
- Prinzip 3: Förderung der Systemeffektivität durch die Identifizierung und Abschaffung negative Auswirkungen.
Hier geht es um die Systemdegradierung, darum, die negativen Auswirkungen auf Lebensmittel, Mobilität, Bildung und Gesundheit zu verringern.
Eine CE unterscheidet zwischen einem technischen und einem biologischen Zyklus. Der technische Zyklus umfasst die Nutzung endlicher Materialien. Die Verwendung ersetzt den Verbrauch. Die technischen Materialien werden im technischen Zyklus zurückgewonnen und größtenteils wiederhergestellt. Der biologische Zyklus umfasst die Ströme nachwachsender Rohstoffe wie Holz, Stärke. Der Verzehr findet nur im biologischen Zyklus statt. Erneuerbare (biologische) Nährstoffe werden meist im biologischen Kreislauf regeneriert (vgl. EMF 2015, S. 5-6).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.1.3 Grundbausteine
Die Ellen MacArthur Foundation hat vier Grundbausteine zur Umsetzung einer Circular Economy identifiziert. Diese vielfältige Handlungsansätze werden im Folgenden dargestellt.
- Im ersten Baustein geht es um das Kreislaufdesign der Produkte und der Produktion. Die benötigten Materialien zur Konzeption eines Produktes sollten von Anfang an so ausgewählt werden, dass sie im technischen Kreislauf wiederverwendet werden können. Neben der Materialauswahl sind weitere wichtige Elemente eines wirtschaftlich tragfähigen kreisförmigen Designs standardisierte Komponenten, auf Langlebigkeit ausgelegte Produkte, ein Design, das die Sortierung, Trennung oder Wiederverwendung von Produkten und Materialien am Ende ihrer Lebensdauer erleichtert, sowie Kriterien, die die Herstellung erleichtern und potenziell nützliche Anwendungen von Nebenprodukten und Abfällen berücksichtigen. Auch zirkuläre Wirtschaftsmodelle sollten bei der Produktgestaltung berücksichtigt werden. Schließlich sollten Feedback-Mechanismen zwischen der Entwurfs- und der End-of-Life- Phase entwickelt werden. (EMF 2013, S. 59) Dies führt zur Ersparnis der Ressourcen, Kosteneinsparung und zur Reduzierung von Abfällen. Nach Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Jahr 2005 hat die deutsche Wirtschaft 3,7 Milliarden € an Rohmaterialien und Energiekosten durch den Einsatz von Sekundärmaterialien (anstelle Primärmaterialien) gespart (Bardt 2006).
- Der zweite Baustein betrifft die Unterstützung neuer Geschäftsmodelle. Diese dienen zur Verlängerung der Lebensdauer der Materialien, zur Schließung des technischen Kreislaufs durch verschiedene Methoden: Angebot von Produkten als Dienstleistung (Produkte werden bspw. im Rahmen eines Leasing anstatt des herkömmlichen Verkaufs dem Kunden zur Verfügung gestellt) (EMF 2013, S. 59). Eine andere Methode wäre die Ersetzung des Verbraucherkonzepts durch das Konzept des Benutzers. Die langlebigen Wirtschaftsgüter werden, anstatt verkauft zu werden, möglichst vermietet und geteilt (vgl. EMF 2013, S. 7). So ließen sich beispielsweise Waschmaschinen vermieten. Dies führt zur Ressourceneinsparung (finanziell wie materiell), Verlängerung der Nutzungsdauer des Gerätes und somit zur Schließung des Kreislaufs. Denn aus dieser Sicht könnte eine Waschmaschine durch mehrere Personen genutzt werden. Dagegen wird in einer linearen Wirtschaft eine Waschmaschine pro Individuum bzw. pro Familie verwendet.
- Die Etablierung einer Rückwärtslogistik ist der dritte Baustein. Eine Rückwärtslogistik ist notwendig, um die rückgeführten Produkte im Wirtschaftssystem wiedereinzuführen.
Ein System, in dem der Wert der Materialien erhalten bleibt, ist eine Grundvoraussetzung für den Übergang zu einer Circular Economy. Um aus Materialien und Produkten nach einer anfängliche Nutzungsphase einen Wert zu schaffen, müssen sie gesammelt und gemeldet werden. Durch Reverse-Logistik und verschiedene Verarbeitungsmethoden können diese Materialien wieder auf den Markt gebracht werden. Dies betrifft die Lieferkette, die Sortierung, die Lagerung, das Risikomanagement, die Energieerzeugung und sogar die Molekularbiologie und Polymerchemie.
Die Rückwärtslogistikkette, die für die Kaskadierung von Materialien für andere Anwendungen erforderlich ist, muss von Anfang bis Ende optimiert werden. Es ist daher von wesentlicher Bedeutung, die Fähigkeiten und die Infrastruktur zu entwickeln, um sich in Richtung auf mehr Zirkularität zu bewegen. Sammelsysteme müssen einfach bedienbar sein, sich in Bereichen befinden, die für Kunden und Spezialisten für Altprodukte zugänglich sind, und die Qualität der Materialien aufrechterhalten können. Vorgelagerte Anwendungen sollten in Kaskade verwendet werden um die Nährstoffe zu optimieren bevor die Nährstoffe in den Boden zurückkehren. Die EMF gibt Strategien zur Verlängerung der Produktnutzung, die im Kapitel 3.2.2 erläutert werden, um die Redundanz zu vermeiden.
- Vermittler und systemische Rahmenbedingungen. Während Unternehmen diese ersten drei Säulen der Kreislaufwirtschaft weitgehend erleichtern können, gibt es eine Reihe von Rahmenbedingungen, die den Übergang zur Circular Economy stark unterstützen können.
Erstens kann die Ausbildung eine bedeutsame Rolle bei der Vorbereitung der Zukunft spielen. Fachleute zu einem neuen wirtschaftlichen Paradigma, einschließlich der Schaffung der die für zirkuläre Innovation notwendige Qualifikationsbasis vorbereiten. Die Finanzierung der Integration der Circular Economy und der Theorie von Systemen in Schulen und Universitäten sollte durch die Regierungen finanziert werden. Zweitens sollten alle Akteure in der Wertschöpfungskette Zugang zu Finanzmitteln haben. Regierungen können zusätzliche Finanzierungsanreize schaffen, indem sie einige der mit innovativen Geschäftsmodellen verbundenen Risiken übernehmen. Drittens sind Kollaborative Plattformen für die Entwicklung eines zirkulären Systems unerlässlich. Die gemeinsame Entwicklung von Produkten, Technologien, Informationen zur Förderung von Transparenz und Informationsaustausch, gemeinsame Sammelsysteme, Industriestandards, Anreize usw. harmonisierte und erleichternde Mechanismen könnten durch die Einrichtung von Kooperationsplattformen über Sektoren hinweg oder zwischen Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern erleichtert werden. Viertens ist ein neuer wirtschaftlicher Rahmen erforderlich. Umfassendere Änderungen in das bestehende Steuersystem und die Messung der wirtschaftlichen Leistung könnten dazu beitragen, einen systemischen Übergang zu einer offeneren Wirtschaft zu erleichtern.
Die Grundbausteine zum Übergang zu einer Circular Economy werden in der Tab. 2-1 zusammengefasst.
Tab. 2-1: Grundbausteine zum Übergang in der Circular Economy (eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Umsetzung einer Circular Economy wird durch eine passende Gestaltung des Abfallmanagements ermöglicht. Aus diesem Grund wird die Abfallwirtschaft in der Circular Economy im zweiten Teil dieses Kapitel beschrieben.
2.2 Abfall in der CE
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (hervorgegangen aus dem Abfallgesetz) trat in Deutschland am 01. Juni 2012 in Kraft. Hauptzweck ist die Förderung der Kreislaufwirtschaft zur Schonung natürlicher Ressourcen und der Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen.
2.2.1 Definition Abfall
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz gibt sowohl eine subjektive als auch eine objektive Definition des Abfallbegriffes (Stölzle 1993, S. 166 f.; Bilitewski & Härdtle). Abfälle im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes sind alle Stoffe oder Gegenstände, derer sich ihr Besitzer entledigt, entledigen will oder entledigen muss (§ 3 Abs. 1 S 1 KrWG). Gemäß § 3 Abs. 1 S 2 KrWG sind Abfälle zur Verwertung, solche die verwertet werden, während Abfälle beseitigt werden, nicht verwerten werden. Sie werden nach Herkunft (Siedlungs-,Industrie-, Medizin-Abfälle, Bauabfälle etc.) und Zusammensetzung (hausmüllähnliche, gefährliche und nicht gefährliche etc.) differenziert und zugeordnet (Kranert & Cord-Landwehr 2010, S. 32-33). Ein Abfall wird entsprechend den Vorgaben der Abfallverzeichnisverordnung (AVV) einer Abfallart zugeordnet, die aus dem sechsstelligen Abfallschlüssel und der Abfallbezeichnung besteht. Es gibt insgesamt 842 Abfallarten (BMU). Da eine Klassifizierung von Abfallarten nicht relevant ist, wird nicht näher darauf eingegangen.
Im linearen Wirtschaftsmodell werden Abfälle beseitigt. Dagegen werden bei der CE die Abfälle abgeschafft, denn sie sind wertvolle Rohstoffe und werden wieder in einen möglichst wertstiftenden Produktionsprozess zurückgeführt. Aus diesem Grund ist das Management von Abfällen von besonderer Bedeutung, um diese nach Möglichkeit wiederzuverwenden. In diesem Sinne umfasst die Abfallwirtschaft alle Maßnahme, die dazu dienen die Abfälle zu vermeiden und zu entsorgen unter Berücksichtigung ihrer Umweltauslastungen und Wirtschaftlichkeit. Hieraus leitet sich eine enge Verbindung zwischen Ökologie und Ökonomie bei der Abfallvermeidung und -entsorgung ab (Michaelis P. 1991, S. 9, in Anlehnung an LAGA 1987, S. 1096). Die europäischen Staaten haben in ihrer EU-Abfallrahmenrichtlinien eine sogenannte Abfallhierarchie (Abb. 2.3), die den Umgang mit den Abfällen für eine Ressourcenschonung und Umweltfreundlichkeit reguliert. Wie bereits erwähnt, bilden die Ressourcenschonung und die Umweltfreundlichkeit unter anderem die Kernziele einer CE ab. Nachfolgend wird die Abfallpyramide vorgestellt.
2.2.2 Die fünfstufige Abfallhierarchie als Faktor zum Übergang in der CE
Die fünfstufige Abfallhierarchie definiert die Rangfolge, auf der die Mitgliedstaaten der EU rechtlich verpflichtet sind, die Abfälle zu behandeln. Die beste Option steht an der obersten Stufe der Pyramide (siehe Abb. 2.3). Diese ist in einer Richtlinie beschrieben, die ursprünglich durch das Europäische Parlament initiiert wurde. Ziel ist der Schutz der Umwelt sowie der menschlichen Gesundheit und der Ressourcenschonung (Abfallrahmenrichtlinie 2008/98/EG-AbfRRL). Diese wurde im deutschen Recht im Kreislaufwirtschaftsgesetz umgesetzt. Die fünf Stufen der Pyramide werden folgend erläutert.
Stufe 1: Abfallvermeidung
An der Spitze der Pyramide steht die Abfallvermeidung. Dies umfasst auf einer Seite alle Handlungsmöglichkeiten zur Entstehung vom Stoff, Material oder Produkt als Abfall. Auf der anderen Seite umfasst sie die Maßnahmen zur Verringerung der Abfallmenge (vgl. Felleisen 2001, S. 133). Hierzu zählen:
- Die anlageninterne Kreislaufführung von Stoffen
- Die abfallarme Produktgestaltung durch die Verringerung der schädlichen Stoffe, des Gehalts in Materialien und Erzeugnissen
- Die Wiederverwendung von Erzeugnissen oder die Verlängerung ihrer Lebensdauer
- Ein Konsumverhalten, das auf den Erwerb von abfall- und schadstoffarmen Produkten sowie die Nutzung von Mehrwegverpackungen gerichtet ist (§ 3 Abs. 20 KrWG).
Zwar existiert keine Wirtschaft ohne Abfall, aber einer Circular Economy kann die Abfallmenge durch verschiedene Handlungen verringern: vermieten statt kaufen, langlebige Güter anstatt überflüssige Güter verbrauchen, nur das Nötige verzehren.
Stufe 2: Vorbereitung zur Wiederverwendung
Im Falle, dass keine Abfälle vermieden werden, gilt die Vorbereitung zur Wiederverwendung als nächste Stufe. Im Sinne dieses Gesetzes ist jedes Verwertungsverfahren der Prüfung, Reinigung oder Reparatur, bei dem Erzeugnisse oder Bestandteile von Erzeugnissen, die zu Abfällen geworden sind, so vorbereitet werden, dass sie ohne weitere Vorbehandlung wieder für denselben Zweck verwendet werden können, für den sie ursprünglich bestimmt waren (§ 3 Abs. 24 KrWG). Dies bedeutet z. B., nicht mehr funktionsfähige Geräte zur Reparatur zu bringen und sie danach wieder zu benutzen.
Stufe 3: Recycling
Ist weder eine Vermeidung noch eine Wiederverwendung von Abfällen möglich, dann ist das Recycling die nächste Priorität. Unter Recycling versteht man „jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden; es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, nicht aber die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind“ (§ 3 Abs 25 KrWG).
Durch die stoffliche Verwertung werden Altglas, Altmetall und Altpapier Sekundärrohstoffe und können wieder in der Produktion eingesetzt werden und auf diese Weise den Wirtschaftskreislauf schließen (vgl. Alba Group 2020).
Stufe 4: Sonstige Verwertung insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung
Liegt keine Möglichkeit zur stofflichen Verwertung vor, kommt der Einsatz von Abfällen als Ersatzbrennstoffe in Frage. Ein Beispiel dafür wäre der Einsatz von Abfällen im Zementwerk.
Stufe 5: Die Beseitigung
Die Müllbeseitigung ist die letzte und niedrigste Stufe der Pyramide. Können die Abfälle nicht weiter verwendet werden, werden sie beseitigt. Es geht um die gefahrlose Behandlung von Restabfällen und ihre Zuordnung in einen dafür zugelassenen Deponiekörper (Kranert & Cord Landwehr 2010, S. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2-3: Abfallpyramide (eigene Darstellung
Die Entsorgungstrategien werden durch die Abfallhierachie bestimmt. Es ergibt sich der in Tab. 2-2 dargestellte entsorgungsstrategische Handlungsspielraum. (vgl. Schulte 2017, S. 760)
Tab. 2-2: Entsorgungsstrategischer Handlungsspielraum (Schulte 2017, S. 760)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2.3 Produktverantwortung
Das KrWG legt neben den oben genannten Prioritätenreihenfolge die Produktverantwortung für Entwickler, Hersteller, Be- oder Verarbeiter sowie HandelDie Produktverantwortung schließt damit alle am Wertschöpfungsprozess beteiligten Akteure vom Lieferanten über den Produzenten bis zum Handel ein. Dabei sind folgenden Aspekten zu beachten:
- Herstellung und Vertrieb von Produkten die mehrfach genutzt werden können, die einen hohen Lebensdauer haben, die schadlos und hochwertig verwerten bzw. umweltschonend beseitigt werden können.
- Die Einführung von Sekundärrohstoffen im Produktionsprozess.
- Die Kennzeichnung von schadstoffhaltigen Produkten zur Gewährleistung ihrer umweltgerechten Verwertung oder Beseitigung nach Gebrauch.
- Die Kennzeichnung von Rückgabe-, Wiederverwendungs- und Verwertungsmöglichkeit oder Pflichten und Pfandregelungen durch Kennzeichnung des Artikels.
- Die Rücknahme der Produkte und der nach Gebrauch daraus entstehenden Abfälle sowie deren nachfolgende umweltgerechte Verwertung oder Beseitigung (vgl. § 23 KrWG).
Produktverantwortung bedeutet, dass der ökologische Produktlebenszyklus so gestaltet werden muss, dass bei Herstellung und Verwendung die Abfallerzeugung minimiert wird. Dies erfordert auch eine ökologische Verwertung und Entsorgung von Abfällen, die am Ende des ökologischen Produktlebenszyklus anfallen (vgl. Dyckhoff et al. 2004, S. 4). Die Hersteller von Fertigprodukten sind aufgrund ihres entscheidenden Einflusses sowohl auf die Produktgestaltung als auch auf die Produktherstellung hier besonders betroffen (vgl. Kirchgeorg 1999, S. 3).
2.2.4 Umweltpolitische Prinzipien und Maßnahmen
Die umweltpolitischen Instrumente zielen auf die Vermeidung, die Verringerung bzw. die nachträgliche Beseitigung von ökologischen Schäden bei Produktion und Verbrauch von Gütern ab. Die folgenden Prinzipien sind die Basis auf die Umweltpolitik und Umweltrecht:
- Vorsorgeprinzip
Dies ist die Leitlinie der Umweltpolitik. Für die Population sollen vorbeugend Gefahren und mögliche Umweltbelastung durch frühzeitige Maßnahme abgewehrt werden (vgl. Storm 1980, zitiert nach Bilitewski & Härdtle 2013, S. 8).
- Verursacherprinzip
Es ist ein Grundsatz der Umweltpolitik, wonach derjenige, der die Umwelt belastet oder schädigt, Verantwortung für die Kosten dieser Belastung oder der Schädigung trägt. Dies ist jedoch schwierig durchsetzbar, denn meist sind mehrere Personen direkt oder indirekt an Umweltbelastungen beteiligt. Aufgrund der Unmöglichkeit einer vollständigen Zuordnung der anteiligen Umweltbelastung einzelner Verursacher, werden die entstandenen Kosten von der Allgemeinheit getragen.
- Kooperationsprinzip
Bei diesem Prinzip sollen Konflikte durch die Teilnahme aller Betroffenen einverständlich geregelt werden (vgl. Bilitewski & Härdtle 2013, S. 8 f.).
2.2.5 Abfallerkennung durch Radio Frequency Identification (RFID)
Informationen über die Zusammensetzung und den Schad- und Wertstoffgehalt der eingegebenen Produkte sind für ein effizientes und hochwertiges Recycling notwendig. Dafür ist die Erkennung des Materials und die Zuordnung der Eigenschaften unabdingbar. Eine gute Lösung für dieses Problem stellt die Technologie der funkauslesbaren RFID-Tags dar. Tatsächlich ermöglicht die RFID-Technologie, mittels eines am Produkt dauerhaft angebrachten, funkauslesbaren Chips das Produkt durch einen eindeutigen Produktcode individuell zu erkennen. Zudem ist auf dem Chip die Speicherung oder das Abrufen weiterer Informationen aus einer zentralen Datenbank mithilfe des Produktcodes möglich. Dabei kann es beispielsweise um Informationen über die Materialzusammensetzung oder um Recyclinghinweise gehen, was von zentraler Bedeutung für die Entsorgung ist.
Das Verursacherprinzip ist als ein Grundsatz der Kostenzuordnung zu verstehen, dem höchst politische Priorität eingeräumt wird. In seiner ursprünglichen Fassung besagt das Verursacherprinzip: Jeder, der die Umwelt belastet oder sie schädigt, soll für die Kosten dieser Belastung oder Schädigung aufkommen.
Nachdem es auf die Rolle der Abfälle in der Circular Economy eingegangen wurde, wird im nächsten Abschnitt die Verkehrswirksamkeit definiert.
2.3 Verkehrswirksamkeit
2.3.1 Definition
Die Verkehrswirksamkeit beschreibt den Nutzen einer Straße für das gesamte Verkehrsgeschehen und die Bevölkerung drumherum und betrachtet ebenfalls den Aufwand an Zeit und Geld. (Wagner 2016). Die Verkehrswirksamkeit einer CE beschreibt alle verkehrlichen Wirkungen, die die Umsetzung einer CE verursacht. Im Allgemein zur Abschätzung der verkehrlichen Wirkungen eines Geschehens dienen die Verkehrsleistung, das Verkehrsaufkommen und die Verkehrsfolgen (vgl. Wagner 2009, S. 9). In den folgenden Abschnitten werden diese für die Verkehr relevante Einflussparameter definiert.
2.3.2 Parameter zur Abschätzung einer Verkehrwirksamkeit
Zur Analyse der Verkehrwirksamkeit einer Circular Economy, geht es darum zu wissen in welche Maßnahme die CE bzw. die dazugehörige Aktivitäten bzw. Prozessen die folgende Parameter bzw. Faktoren des Verkehr beeinflusst, erhöht oder erniedrigt:
- Das Transportaufkommen bzw. Verkehrsaufkommen beschreibt die Menge der in einer festgelegten Zeitspanne außerhalb von Produktstandorten beförderten Gütern in Tonnen (t). Zur Messung der Leistung eines Verkehrsträgers dient die Verkehrsleistung bzw. Transportleistung.
- Die Verkehrsleistung: Sie ist das Produkt aus dem Verkehrsaufkommen und der zurückgelegten Strecke und wird in Tonnenkilometer(tkm) gemessen und durch die Verkehrsmittel erbracht. (vgl. Buchholz J et al. 1998, S. 3).
- Die Verkehrsfolgen: sie können in zwei Gruppen klassifiziert werden:
- Die Kleinräumige Verkehrswirkungen. Es handelt sich um Wirkungen, die aufgrund des Verkehrs von neuen Logistikgebiete im Nahbereich entstanden sind. Sie beziehen sich auf einem Ort und werden auf Basis der Werten von Verkehrsaufkommen berechnet. Es handelt sich um:
- Die Erhöhung des Unterhaltsaufwandes der vorhandene Verkehrsinfrastrukturen
- Den Neubau oder Ausbau der vorhandenen Verkehrsinfrastrukturen (neue Knotenpunkte, Verbreiterung von Straßen)
- Die Großräumige Verkehrswirkungen. Sie werden durch die Veränderung des Verkehrsaufwandes bedingt. Es geht z.B. um die Verstärkung von Stausituationen, das Klima und die Feinstaubbelastung. (vgl. Wagner, S. 64ff)
In einem zirkulierenden Wirtschaft, wie die CE gibt es sowohl eine Bewegung von Personen (aus verschiedenen Gründe) als auch eine Bewegung von Rohstoffe, Komponente, Produkte, Sekundärrohstoffe etc. von einem Punkt bzw. einem Ort zu einem anderen Punkt bzw. Ort. Zur Bestimmung der in einer CE bestehende Verkehrsarte und zur Klarstellung und Begrenzung des Umfangs der vorliegenden Arbeit, ist es wichtig die Verkehrsarten im folgenden Abschnitt darzustellen.
2.4 Transport und Verkehr
Transport und Verkehr sind die Voraussetzung für Ressourcen-, Waren-, Sekundärrohstoff-, und Abfallbeförderung und -bewegungen zwischen verschiedenen Punkten oder zwischen wirtschaftlichen Akteuren innerhalb einer Wertschöpfungskette und einer zirkulären Wirtschaft. Deswegen werden in diesem Kapitel die zahlreichen Aspekte dieses Themas dargestellt.
2.4.1 Definitionen
Transport und Verkehr stellen zwei unterschiedliche Aspekte des Beförderns von Gütern und Personen dar. Während der Transport den Mikroaspekt bezeichnet, handelt es sich beim Verkehr um den Makroaspekt (vgl. Gudehus 2007, S. 882).
- Transport
Als Transport wird ein Prozess zur Raumüberbrückung oder Ortsveränderung von Gütern von einem Ort zu einem anderen mithilfe von Transportmitteln bezeichnet und ist ein Teilsystem des Verkehrs. Die Transportmittel umfassen Tragemittel oder Behälter und Fahrzeuge, die zur Beförderung von Gütern dienen. Ein Transport kann entweder in innerbetrieblicher oder außerbetrieblicher Form stattfinden. Durch den innerbetrieblichen Transport werden Güter innerhalb eines Betriebes, z. B. in einem Werk von einem Produktionsort zum anderen, oder zwischen verschiedenen Bereichen eines Lagerhauses mittels Fördermittel gebracht. Dagegen findet der außerbetriebliche Gütertransport außerhalb von Gebäuden, z. B. vom Lieferanten zum Kunden oder zwischen verschiedenen Werken bzw. verschiedenen Lagerhäusern eines Unternehmen sowie zwischen deren Werken und Lagerhäusern unter Nutzung von Verkehrsinfrastruktur statt. Transportmittel sind Geräte oder Fahrzeuge, die dem Transport von Gütern dienen (Clausen & Geiger 2013, S. 3; Pfohl 2018, S. 169).
In einer CE bspw. wird der Transport von Altgeräten vom Händler zum Recyclinghof als außerbetrieblich, und die Transportprozesse innerhalb des Recyclinghofs zwischen den verschiedenen Werken als innerbetrieblich bezeichnet. Da sich die vorliegende Arbeit auf dem außerbetrieblichen Transport bezieht, wird der innerbetriebliche Transport nicht weiter betrachtet.
- Transportkette
Die Transportkette versteht sich in Anlehnung an DIN 30781 als eine Folge technisch und organisatorisch miteinander verknüpften Vorgänge, bei denen Personen oder Güter bewegt werden. Es werden ein -und mehrgliedrige Transportketten unterschieden, wobei in einer eingliedrigen Transportkette erfolgt der Transport im Direktverkehr ohne Wechsel des Transportmittels. Dagegen findet ein Wechsel des Transportmittels bei mehrgliedrigen Transportketten statt. Diese letzteren können weiter in gebrochenen und kombinierten Verkehr klassifiziert werden. In einem gebrochenen Verkehr wird im Gegenteil zum kombinierten Verkehr das Transportbehältnis gewechselt (vgl. Jünemann 2000, S. 327). Der kombinierte Verkehr lässt sich wiederum in Behälter-, und Huckepackverkehr unterteilen. Der Huckepackverkehr betrachtet solche Transportsysteme, bei denen ein Transportmittel zur Beförderung eines anderen dient. Ein Beispiel dafür ist der Transport von Straßenfahrzeugen auf der Schiene über lange Strecken. Der Behälterverkehr beinhaltet alle Verkehrssysteme, bei denen Güter in Behälter als rationalisierende Transporthilfsmittel befördert werden. Dazu gehört der Transport von Container und Paletten (vgl. Pfohl 2018, S. 181). Der Aufbau von Transportketten ist in Abb. 2-4 zu sehen.
- Transportwirtschaft
Die Transportwirtschaft beschäftigt sich hauptsächlich mit den Prozessen der Beförderung und des Umladens, mit den Transport- und Frachtketten sowie mit den Transport- und Frachtkosten für den eigenen Beförderungsbedarf. Sie zielt darauf ab, den Beförderungsbedarf des einzelnen Betriebs kostenoptimal und zuverlässig zu erfüllen (vgl. Gudehus 2007, S. 882).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2-4: Transportkette (Seidenfus 1972 zitiert nach Pfohl 2018, S. 172)
- Verkehr
Der Verkehr beschreibt die Raumüberwindung von Personen oder Gütern, Nachrichten oder Energie innerhalb eines definierten Systems (Clausen & Geiger 2013, S. 3).
Verkehrsmittel sind die benötigten Transportmittel für Fahrten und Versandprozesse, die außerhalb eines Standorts im Unternehmen stattfinden. Die sind Kraftfahrzeuge (Lieferfahrzeuge und Lastkraftwagen), Schienenfahrzeuge, Rohrleitungen, Binnen- und Seeschiffe sowie Flugzeuge (Koether 2003, S. 312). Die Verkehrsträger können somit, als die Gesamtheit aller Verkehrsmittel definiert werden, die die gleiche Art von Verkehrsinfrastruktur anwenden (Schulte 2017, S. 297).
- Verkehrswirtschaft
Der Interessenbereich der Verkehrswirtschaft ist vielseitig und facettenreich. Sie befasst sich auf der einen Seite mit den Strukturen der Verkehrsnetze, mit Verkehrswegen, Knotenpunkten und der Übergänge zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern. Auf der anderen Seite fokussiert sie auf die Kosten und Preise der Güter- und Personenbewegungen in einem Wirtschaftsraum. Sie zielt darauf ab, das gesamte Transportaufkommen einer Region oder eines Landes kostenoptimal, störungsfrei und umweltschonend zu bewältigen (vgl. Gudehus 2007, S. 883).
2.4.2 Verkehrsarten
Verkehr kann bezüglich der Art der Tätigkeit, in deren Ausübung der Ortswechsel erfolgt, in zwei Hauptkategorien unterteilt werden. Die erste Kategorie betrifft den Privatverkehr. Dabei geht es um die Ortsveränderung (von Personen, Gütern oder Fahrzeugen) in Ausübung privater Beschäftigung. Bei der zweiten Kategorie handelt es sich um den Wirtschaftsverkehr, d. h. eine Ortsveränderung, die im Vollzug erwerbswirtschaftlicher und dienstlicher Beschäftigung durchgeführt wird. Es ist zu bemerken, dass sowohl der Berufsverkehr, d. h. der Verkehr von Personen vom Ort einer privaten Tätigkeit (z. B. von der Wohnung) zum Arbeitsplatz und zurück, als auch der private Einkaufs- und Besorgungsverkehr zum Privatverkehr gezählt werden und somit nicht dem Wirtschaftsverkehr zugeordnet werden (vgl. Wermuth 2007, S. 329 f.). Da der Privatverkehr für unsere Arbeit nicht relevant ist, wird auf deren weitere Betrachtung verzichtet.
Folgende drei Gruppen von Wirtschaftsverkehr sind zu unterscheiden.
- Güter(-wirtschaft-)verkehr
Dieser beschreibt den Ortswechsel (von Personen, Gütern oder Fahrzeugen) mit dem überwiegenden Zweck, die Güter in Ausübung einer beruflichen oder dienstlichen Tätigkeit zu transportieren. Eine Unterteilung der Güterverkehr erfolgt in gewerblicher und Werkverkehr. Der gewerbliche Güterverkehr beschreibt die Güterbeförderung durch Logistikunternehmen für Dritte. Dieser ist erlaubnis- und meldepflichtig, während der Werkverkehr nur meldepflichtig ist und den Eigenverkehr von Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen bezeichnet (Pfohl 2018, S. 173). In diesem Fall werden eigene Fahrzeuge für die Güterbeförderung genutzt. Der Werkverkehr umfasst ebenso die Leer- und Rückfahrten (Gleißner & Femerling 2018, S. 46).
- Personenwirtschaftsverkehr
Darunter wird der Verkehr von Personen mit dem überwiegenden Zweck einer beruflichen oder dienstlichen Tätigkeit (mit oder ohne Transportmittel) verstanden. Beispiel dafür sind die Fahrten zur erwerbsmäßigen Personenbeförderung bspw. die Fahrten des Busfahrers in Ausübung seines Dienstes in einem öffentlichen Verkehrsunternehmen. Seinerseits wird der Personenwirtschaftsverkehr in drei Unterkategorien klassifiziert. Die erste Klasse geht den Service- und Dienstleistungsverkehr an. Der ist eine Mischform von Personen- und Güterverkehr, weil neben der Person, die eine Dienstleistung erbringt, auch Güter, z. B. Werkzeug, Material, Geräte etc., zur Ausübung der Tätigkeit transportiert werden. Bei der zweiten Klasse handelt sich es um den Geschäfts- und Dienst(-reise-) verkehr. Hier werden die Wege und Fahrten zu einer geschäftlichen Aktivität betrachtet. Als dritte Klasse ist der Personenbeförderungsverkehr zu nennen. Es geht um die Wege und Fahrten zum Transport von (anderen) Personen, bspw. Fahrten des Busfahrers, des Taxifahrers etc.
- Der sonstige Wirtschaftsverkehr als dritte Kategorie
Dabei handelt es sich z. B. um Servicefahrten und Fahrten, die durchgeführt werden, damit die Funktionsfähigkeit des Fahrzeuges aufrechterhalten werden kann.
Der Hauptunterschied zwischen Güter(-wirtschaft-) verkehr und Personenwirtschaftsverkehr liegt überwiegend im Transportzweck. Der Hauptverkehrszweck im Güter(wirtschaft-)verkehr ist vorwiegend der Gütertransport. Dagegen liegt der Hauptverkehrszweck beim Personenwirtschafts- verkehr in der Personenbeförderung (Wermuth 2007, S. 330 ff.). Im Rahmen der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf dem Güterwirtschaftsverkehr innerhalb einer zirkulären Wirtschaft. Dies hat zwei Gründe. Erstens gibt es keine genauen Informationen über den Personenwirtschaftsverkehr und sonstigem Wirtschaftsverkehr im Rahmen der CE in einer Supply Chain. Zweitens ist der Güterverkehr mehr repräsentativ in einer Supply Chain, da viele Güter aller Art von einem Ort zu einem anderen fließen.
Der Verkehr kann auch nach der Transportentfernung in Nah-, und Fernverkehr unterschieden werden. Der Einsatzradius von bis 50 km definiert der Nahverkehr. Ab 51 km bis 150 km wird vom Regionalverkehr gesprochen, ab 151 km handelt es sich um Fernverkehr (BAG 2002, S. 7-8).
Der Wirtschaftsverkehr wird in der Tab. 2-3 dargestellt.
Tab. 2-3: Wirtschaftsverkehr (eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum außerbetrieblichen Gütertransport stehen verschiedene Verkehrsmittel zur Verfügung, die in den folgenden Abschnitten abgegrenzt werden.
2.4.3 Verkehrsmittel im Güterverkehr
Der außerbetriebliche Gütertransport kann auf dem Boden, in der Luft oder auf dem Wasser stattfinden und ist mittels Verkehrsmittel realisierbar (vgl. Pfohl 2018, S. 176): Abb. 2.5 gibt einen Überblick über das Verkehrssystem.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2-5: Güterverkehrssystem (Pfohl 2018, S. 176)
Nachfolgend werden die Verkehrsmittel dargestellt.
- Straßengüterverkehr
Der Straßengüterverkehr beschreibt eine räumliche Veränderung von Gütern mit Kraftfahrzeugen auf dem Verkehrsträger Straße (Arnold et al. 2008, S. 727). Die Straße ist in Deutschland der Verkrhsmittel, der das höchste Verkehrsaufkommen hat, wie es zu sehen in der Tab. 2.1 (UBA 2012, S. 10)
Das Verkehrsmittel auf der Straße umfasst alle Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen mit dem Hauptzweck des Straßengütertransports.
Im Straßengüterverkehr sind diverse Transportmodelle vorhanden. Tatsächlich definieren die Sendungsstruktur (Größe, Gewicht, Volumen), die Entfernung zwischen Quellen und Senken, Versender- und Empfängerzahl, die Terminvorgaben, die Beförderungsfrequenz; die benötigte Zusatzleistungen und Qualitätsanforderung und die passende Transportform für eine vorgegebene Situation (vgl. Arnold et al. 2008, S. 731). Dabei werden Ladungsverkehr und der Sammelgutverkehr unterschieden.
- Beim Ladungsverkehr wird ein LKW voll ausgenutzt bzw. ein wesentlicher Teil des Fahrzeuges verwendet (Ehrmann 2012, S. 225). Dabei findet prinzipiell kein Umschlag der Ladung statt. Wird eine direkte Belieferung unmöglich (gebrochene Verkehr), werden entweder die Ladehilfsmittel oder die Fahrzeuge umgeschlagen (Arnold et al. 2008, S. 731). Der Akzent liegt dabei auf dem Transport von Massengütern, Containern und kundenbezogenen Komplett- bzw. Teilladungen.
- Bei der Komplettladung wird der komplette Laderaum eines LKW bzw. Aufliegers oder einer Wechselbrücke ausgelastet. Bei der Teilladung werden mehrere Ladungen zur Auslastung des LKW auf einem Fahrzeug zusammengefasst (Buchholz et al. 1998, S. 50).
- Beim Sammelgutverkehr werden viele kleinere Sendungen zu einer Ladung zusammengefasst (Ehrmann 2012, S. 25).
Der meist genutzte Transportmittel im Straßenverkehr stellt der Lastkraftwagen dar. Diese ist auf seine großere Netzbildungsfähigkeit, sein hohen Anpassungsfähigkeit an individuelle Transportbedürfnisse zurückzuführen. Die Zeit und Kostenvorteile im Nah- und Flächenverkehr ist auch ein anderer begründender Faktor. (vgl. Pfohl 2018, S. 178)
- Schienengüterverkehr
Im Schienengüterverkehr werden die Verkehrsleistungen durch den Transport von Güterwagen und -zügen auf Schienen erbracht (Schulte 2017, S. 338). Das Schienennetz bestimmt die Verkehrswege des Schienengüterverkehrs.
Zum Gütertransport auf der Schiene werden elektrische Lokomotiven oder Diesellokomotiven eingesetzt. Elektrische Lokomotiven bieten aufgrund der Nutzung elektrischen Stroms einen umweltfreundlichen Vorteil. (Meier et al. 2013, S. 166).
Als anderer Vorteil der Eisenbahn ist ihre große Massenfähigkeit. Die Eisenbahn lässt sich aufgrund ihrer Leistungsmerkmale und ihrer Transportpreise in fast alle Verkehrsarten be- teiligen.Der Transprt mit der Eisenbahn wird meist aufgrund der größere Netzbildungsfähigkeit nur jn Verbindung mit dem LKW durchgeführt.
Im Schienengüterverkehr werden in Abhängigkeit von der Größe der Ladeeinheiten unterschiedliche Produktformen angeboten.
- Der Ganzzugverkehr: Dabei werden große Gütermengen in allen Wagen eines Zugs direkt von einem Absender (Quelle) bis zum Empfänger (Senke) transportiert. Hier wird der Zug komplett ausgelastet. Es werden keine Rangiervorgänge benötigt. Die Beladung des Zuges erfolgt direkt beim Versender und die Entladung beim Empfänger. Die Absender und Empfänger besitzen oft eigene Gleisanschlüsse/Terminals. Ganzzugverkehre eignen sich für den Transport von Massen-, und Massenstückgütern, wie Rohstoffe und Produkte der Montanindustrie, der Kraftwerkswirtschaft, der Mineralölgesellschaften sowie Baustoffe.
- Der Einzelwagenverkehr: Einzelne Wagen oder kleine Warenkategorie werden vom Kunden in Gleisanschlüsse zum Bestimmungsbahnhof transportiert. Im Gegensatz zum Ganzzugverkehr beinhaltet ein Zug Güterwagen von verschiedenen Versendern und Empfängern. Daraufhin folgt einen Zugbildungs-, Rangier-, und Zugauflösungsaufwand, die zu höheren Transportzeiten als beim Ganzzugverkehr führen.
- Der Stückgutverkehr. Unter Stückgutverkehr oder Teilladungsverkehr wird der Transport einzelnen Sendungen verstanden, die unter einer Wagenladung liegen. Hierbei werden die Packstücke mehrerer Absender zur einer Wagenladung konsolidiert und zu Zielbahnhöfen befördert. Der Transport erfolgt wie beim Einzelwagenverkehr.
- Der kombinierte Verkehr: Dieses Dienstleistungsangebot erfordert die Nutzung der Verkehrsträger Schiene und Straße und wird in einem Abschnitt dargestellt (vgl. Arnold et al. 2008, S. 744-745; Berndt 2001, S. 18-22; Heiserich 2011, S. 89; Holderied 2005, S. 02, 104).
- Schiffverkehr
Der Schifffahrtsgüterverkehr lässt sich in Seegütertransport und Binnenschifffahrtstransport unterscheiden (Ehrmann 2012, S. 244, Heiserich 2011, S. 93).
- Der Seegüterverkehr
Die Schifffahrtswege stellen eine Verbindung der Handelsregionen der Welt dar (Jahn 2013, S. 203). Aus diesem Grund wird der Seegütertransport als bedeutsamste Transportart im interkontinentalen Handel, vor allem auf langen Strecken betrachtet. Er eignet sich für den Transport von Massengütern auf lange Entfernung, Güter, die nicht zeitempfindlich sind und sich wegen Besonderheiten schwer mit anderen Transportmitteln befördern lassen. Der Seetransport lässt sich wiederum in Linienschifffahrt und in Trampschifffahrt untergliedern. Bei Linienschifffahrt fahren die Schiffe innerhalb eines Fahrplans auf festgelegten Routen. Bei Trampschifffahrt geht es um eine gelegentliche Beförderung von Massengütern (vgl. Ehrmann 2012, S. 144).
Die eingesetzten Verkehrsmittel werden in 4 Hauptkategorien eingeteilt: der Massengutfrachter, das Containerschiff, der Stückgutfrachter und das RoRo-Schiff.
- Der Binnenschifffahrtsverkehr
Der Binnenschiffgüterverkehr beschreibt eine Verkehrsform, bei der die Güter auf Binnenschifffahrtstraßen mit Binnenschiffen befördert werden (Muschkiet 2013, S. 179). Er eignet sich für die Beförderung transportkostenempfindlicher Massengüter, die in der Regel nicht eilbedürftig sind (vgl. Ihde 1991, S. 60).
Die hohe Massenleistungsfähigkeit, das tägliche Fahren durch Radareinsatz, die freie Kapazität auf den Wasserstraßen, die hohe Zuverlässigkeit und Transportsicherheit und die Umweltfreundlichkeit gehören zu den Vorteilen der Binnenschifffahrt. Zu der Nachteile der Binnenschifffahrtsverkehr gehören der geringe Streckennetz, der Witterungsabhängigkeit und der hohen Kosten bei gebrochenem Verkehr aufgrund eines Mangels an eigene Anlagestelle (Schulte 2017, S. 348).
- Der Luftfrachtverkehr
Der Luftfrachtverkehr ist für die Beförderung hochwertiger und zeitkritischer Güter geeignet. Eine kurze Beförderungszeit, die Möglichkeit zur Überbrückung großer Entfernungen, Zuverlässigkeit und Transporthäufigkeit kennzeichnen den Luftfrachtverkehr. Die negativen Seiten des Luftfrachtverkehrs liegen in den hohen Transportkosten, einer relativ niedrigen Transportkapazität und noch geringeren Netzdichte (Ehrmann 2012, S. 249-250).
- Der kombinierte Verkehr
Die Güterbeförderung kann aufgrund der Wirtschaftlichkeit und der Verkehrsinfrastruktur die Verwendung von mehreren Transportmitteln in der Transportkette nötig machen. Die Vorteile der verschiedenen Verkehrsträger werden kombiniert. Dieser Kombination stehen einige Nachteile gegenüber: längere Transportzeit aufgrund der Zeit für die Umschlagsvorgänge und die Bindung an Fahrpläne. Diese Nachteile können sich je nach Entfernung der Fahrstrecke kompensieren.
Der Rohrleitungsverkehr
Bei dieser Verkehrsform - im Unterschied zu den bisher dargelegten Verkehrsträgern - bilden Verkehrsweg, Transportgefäß und Transportmittel eine Einheit. Es wird entweder die Schwerkraft oder stationäre Maschinen zum Transport von Gütern eingesetzt. Rohrleitungen dienen zur Beförderung von Wasser, Erdöl und Erdölprodukten sowie Erdgas (vgl. Ihde 1991, S. 89).
Tab. 2-4: Verkehrsaufwand und Modal Split (in Anlehnung an UBA 2012, S. 8)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Nachdem die Verkehrsmittel vorgestellt wurden, ist es wichtig, die für die Auswahl eingesetzten Transportmittel in zirkuläre Supply-Chain-Kriterien zu erörtern. Dies folgt im nächsten Abschnitt.
2.4.4 Kriterien zur Auswahl der Transportmittel
Die Wahl eines geeigneten Verkehrsmittels wird unter anderem durch verschiedene Faktoren bestimmt:
- Ökonomische Kriterien, wie der Transportpreis, die Lademenge, die Ladungsgröße, die räumliche Lage (Quelle-Ziel Relation) und die Transportqualität (Bühler 2006 zitiert nach Muschkiet 2013, S. 125; Kirsch et al., zitiert nach Stölzle 1993, S. 232). Die Transportleistungen, -geschwindigkeit, und -zuverlässigkeit sind ebenso zu nennen (vgl. Krulis-Randa 1977 zitiert nach Stölzle 1993, S. 233).
- Ökologische Kriterien wie die Transportsicherheit im Zusammenhang mit störfallbedingten Umweltbelastungen (vgl. Stölzle 1993, S. 234).
- Transportobjektspezifische Gestaltungskriterien, vor allem beim Transport von Abfällen (vgl. Brauer & Krieger zitiert nach Stölzle 1993, S. 234).
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- Arbeit zitieren
- Christine Wabo (Autor:in), 2020, Erstellung einer Kausalkette zur Analyse der Verkehrswirksamkeit einer Circular Economy, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1119918
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