„Die Erziehung zur Gesinnung ist die vornehmste Aufgabe der Freimaurerei.
Durch die Gesinnung allein werden die Meinungen überbrückt,
die uns Menschen voneinander trennen.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28.8.1749 in Frankfurt/Main geboren. Er war gerade 15 Jahre alt, als er sich um eine Mitgliedschaft in der „Arcadischen Gesellschaft in Philandria“ bewarb. In Leipzig studierte er zuerst Jura und nachdem er in Strassburg die Lizentiatenprüfung abgelegt hatte, begann er sich durch Johann Gottfried Herder für das Volkslied, Shakespeare, Homer, Pindar und die gotische Architekturkunst zu begeistern. Herder wurde 1766 in die Rigaer Freimaurer-Loge „Zum Schwert“ aufgenommen.
Goethe schrieb die Urfassung des „Faust“ und des „Götz von Berlichingen“ und mit den Sesenheimer Liedern an Friederike Brion seine erste große Erlebnislyrik. Auch wurde er zu der Zeit zum führenden Dichter des „Sturm und Drang“. In Frankfurt wurde er als Rechtsanwalt tätig. In seiner Praktikantenzeit in Wetzlar (1772) verliebt er sich in Charlotte Buff und schrieb den Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, welcher ihn zu Weltruhm brachte. In Wetzlar gehörte er der Rittertafel und dem „Orden des Überganges“ an, beides logenartige Gesellschaften.
Goethe folgte dem Ruf von Karl August, Herzog von Sachsen-Weimar nach Weimar. 1776 wurde Goethe dessen Geheimer Rat.
Die Loge „(Anna) Amalia zu den 3 Rosen“ wurde am 26. Mai 1764 in Weimar eingeführt. Diese Loge ist heute eine der ältesten der deutschen Logen und wurde nach der logenfreundlichen Herzogin und damaligen Regentin benannt, deren Bruder, Herzog Ferdinand von Braunschweig, General Friedrichs II., ein bedeutender Freimaurer war.
Auf Goethes und Karl Augusts zweiten Schweizer Reise (1780) fassten beide den Entschluss, sich in den Freimaurerbund aufnehmen zu lassen und bereits zehn Tage später hatte Goethe eine lange Unterredung mit Johann Joachim Christoph Bode. Anfang 1780 reichte Goethe mit folgenden Worten das offizielle Gesuch ein:
„Schon lange hatte ich einige Veranlassung zu wünschen,
daß ich mit zur Gesellschaft der Freimaurer gehören möchte;
dieses Verlangen ist nun auf unserer letzten Reise viel lebhafter geworden.
Es hat mir nur an diesem Titel gefehlt, um mit Personen, die ich schätzen lernte,
in nähere Verbindung zu treten, und dieses gesellige Gefühl ist es allein,
was mich um die Aufnahme nachsuchen läßt.“
Am 23. Juni 1780 erhielt Goethe das Licht der freimaurerischen Welt in der Freimaurer-Loge „Amalia“ in Weimar. Exakt ein Jahr später wurde Goethe zusammen mit dem damals berühmten Anatomie-Pofessor Loderer von der Universität Jena zum Gesellen befördert.
Bis Karl August seinen Entschluss, dem Freimaurerbund beizutreten in die Tat umsetzte, vergingen knapp zwei Jahre. Er wurde am 5. Februar 1782 aufgenommen und schon am 2. März in den Gesellengrad befördert. Schon am selben Abend wurde er daraufhin mit Goethe gemeinsam in den Meistergrad erhoben. Am 10. Dezember 1782 wurde Goethe in den Inneren Orden der „Strikten Observanz“[1] aufgenommen. Im Zusammenhang mit dem Zerfall der „Strikten Observanz“ und deren Tempelherrensystems stellt die Loge „Amalia“ bis Oktober 1808 ihre Arbeiten ein. Goethe wurde in diesem Jahr Präsident der Finanzkammer und zudem vom Kaiser geadelt.
Adam Weishaupt gründete bereits am 1. Mai 1776 den Bund der Perfektibilisten (oder auch Bienenorden), der wenig später als die Illuminaten bekannt wurde. Ihre Mission war die Entfaltung der Moral und Tugend sowie die Gründung einer Vereinigung guter Menschen, um dem Voranschreiten des Bösen zu begegnen. Durch den Beitritt des Freiherrn Adolph Knigge 1780 erfuhr der Illuminatenorden bald reichsweite Verbreitung, wobei Knigge neue Mitglieder besonders in den Reihen der Freimaurer anwarb. (WWW-Link: de.wikipedia.org/wiki/Adam_Weishaupt, Abfrage: 2007-10-15). Weishaupt selbst wurde erst 1777 Freimaurer in der Loge „Zur Behutsamkeit“ in München. Er begann darauf hinzuarbeiten, sein System des Illuminatenordens mit dem der Freimaurerei zu verbinden, mit dem Ziel, seine Ideale weltweit zu verbreiten. Nach Weishaupts Vorstellungen sollte dieser Geheimorden nach dem organisatorischen Vorbild des Jesuitenordens „eine geheime Weisheitsschule sein, in der die besten jungen Akademiker unbehindert von den traditionellen Fesseln alles lernen sollten, was die Priester von den Lehrstühlen verbannt hatten.“ (WWW-Link: internetloge.de/arst/goethe.htm, Abfrage: 2007-10-14)
Bode wurde im Januar 1783 in einen hohen Illuminatengrad befördert und kümmerte sich nun darum, dass Goethe ebenso aufgenommen würde. Was am 11. Februar 1783 auch geschah. Goethe stieg schnell zu höheren Graden auf. Er wurde schnell übermannt von seinen neuen amtlichen Verpflichtungen und versuchte diesen 1786-88 durch eine Italien-Reise zu entkommen. Auf dieser Reise schrieb er die Prosafassung der „Iphigenie“ in Blankverse um, vollendete er „Egmont“ und entwarf „Torquato Tasso“ und die „Römischen Elegien“.
Als Goethe zurückkehrte aus Italien lernte er Christiane Vulpius kennen und begann eine Lebensgemeinschaft mit ihr. Dazu brach er seine Verbindung mit Charlotte von Stein. Auch konzentrierte er sich auf die künstlerischen und wissenschaftlichen Anstalten in Weimar und Jena und übernahm kulturelle Aufgaben. So wurde das Hoftheater, dessen Generalintendant er seit 1792 war, unter seiner Leitung zur angesehensten deutschsprachigen Bühne.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Schiller betonte mehrfach, dass er weder Illuminat nach Freimauer sei (Schiller. Zehnter Brief über Don Carlos, 1787. WWW-Link: de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schiller, Abfrage: 2007-10-24).
Schillers Urenkel Alexander von Gleichen-Rußwurm gab jedoch an, dass der Schriftsteller Mitglied bei der Rudolstädter Freimaurerloge „Günther zum stehenden Löwen“ sei. Urkunden zu Schillers Mitgliedschaft sind hingegen nicht gefunden worden.
In dieser Zeit entstanden bedeutende Werke, wie der „Schatzgräber“, der „Zauberlehrling“ oder auch „Herman und Dorothea“. Als Schiller 1805 starb, ging damit auch die Zeit der Klassik zu Ende. Schillers Gebeine wurden zunächst auf dem Jacobsfriedhof Weimar beigesetzt. Im darauffolgenden Jahr heiratete Goethe Christiane Vulpius, nachdem er 18 Jahre lang mit ihr liiert war und sie bereits mehrere gemeinsame Kinder hatten.
Goethe unterstützte 1809 die Aufnahmen von Wieland und Kanzler Friedrich von Müller in den Freimaurer-Bund. Als Wieland 1813 starb, hielt Goethe seine Rede „zum brüderlichem Andenken Wielands“, aus der folgender Satz bekannt wurde:
„Wenn dieser altgegründete und nach manchem Zeitwechsel
oft wieder hergestellte Bund eines Zeugnisses bedürfte,
so würde hier das vollkommenste bereit sein, indem ein talentreicher Mann,
verständig, vorsichtig, umsichtig, erfahren, wohldenkend und mäßig,
sich bei uns in einer Gesellschaft fühlte, die er, der besten gewohnt,
als Vollendung seiner menschlichen und geselligen Wünsche so gern anerkannte“
Oberst Geismar, wurde dafür, dass er Weimar vor einem französischen Übergriff geschützt hatte, in den Stand eines Meisters erhoben. Was Goethe so stark beeindruckte, dass er „Das Symbolum“ (siehe Anhang) verfasste. Ein Gedicht in dem Goethe das Wandern durch die maurischen Grade und das ganze Wesen der Symbolik der Freimaurer nennt.
1815 sorgte Goethe dafür, dass auch sein Sohn August in den Freimaurer-Bund aufgenommen wurde. Zuvor schrieb Goethe „Dichtung und Wahrheit“ und „Italienische Reise“, zwei Texte aus seinem Leben.
[...]
[1] 1756 schaffte es der deutsche Freiherr Gotthilf von Hundt innerhalb der Freimaurerei die „Strikte Observanz“ zu etablieren. Es ging hier um die Steigerung der Freimaurer durch diverse Hochgrade, viel Prunk und einen „unbekannten Oberen“. Die meisten Logen schlossen sich der „Strikten Observanz“ zuerst willig an. Jedoch schaffte eine allgemeine Unsicherheit und Missbilligung auf dem Freimaurer-Convent von Wilhelmsbad Abhilfe. Die „Strikte Observanz“ wurde wieder abgeschafft. (WWW-Link: zumgral.de/schroeder.htm, Abfrage: 2007-11-15)
- Arbeit zitieren
- Tonia Bernhardt (Autor:in), 2008, Johann Wolfgang von Goethe und die Freimaurer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111911
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