Der negative Einfluss mangelnder Bewegung auf die körperliche Gesundheit (u. a. Erhöhung des Risikos einer Herz-Kreislauf-Erkrankung) ist wissenschaftlich bereits eindeutig belegt. Gerade auch die Frage, ob sportliche Aktivitäten zu einem besseren Lebensgefühl führen oder sogar die emotionale Stabilität und psychische Gesundheit positiv beeinflussen können, stieß in der Wissenschaft auf immer mehr Interesse und wurde zur Folge vielschichtig untersucht . In den ersten Analysen war bereits aufgefallen, dass Sporttreibende stärkere Stimmungsverbesserungen als Nicht-Sportler erreichen. Untersuchungen stellen eine hormonelle Veränderung verschiedener Botenstoffe, welche für die Verarbeitung von Gefühlen verantwortlich sind, als Ursache dar. Unklar ist jedoch, ob es möglich sei, mit regelmäßigen Bewegungseinheiten depressive Verstimmungen überwinden zu können. Oder ist es möglich, mit einigen Laufeinheiten emotionale Tiefpunkte zu überwinden?
Es wurden spezifizierte Studien für die Beantwortung dieser Fragen durchgeführt, die in dieser Arbeit vorgestellt und im Kenntnisstand verglichen werden. Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse soll unter dem Aspekt erfolgen, inwiefern und unter welchen Bedingungen körperliche Aktivitäten die psychische Gesundheit fördern können.
Um den aktuellen Forschungsstand zu diesem Thema adäquat darstellen zu können, ist zunächst eine Begriffsdefinition und inhaltliche Abgrenzung nötig. Das Feld der psychischen Krankheiten ist sehr weitläufig, so dass sich diese Arbeit auf Studien zur häufigsten psychischen Erkrankung, der Depression, konzentriert. Insbesondere ihre Beeinflussung durch gesundheitsfördernde körperliche Aktivität wird in den hier vorgestellten, 24 konzeptionell unterschiedlichen Studien untersucht. Im weiteren Verlauf werden ableitbare Handlungsmaßnahmen vorgestellt, eine kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen durchgeführt und mögliche Anregungen für weitere Forschungsansätze thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
2 ZIELSETZUNG
3 GEGENWÄRTIGER KENNTNISSTAND
3.1 Beschreibung der evolutionären Entwicklung des Menschen
3.1.1 Entwicklung der körperlichen Aktivität
3.1.2 Entwicklung des sozialen Verhaltens
3.2 Körperliche vs. Sportliche Aktivität
3.2.1 Begriffserklärung der körperlichen Aktivität
3.2.2 Begriffserklärung der sportlichen Aktivität
3.2.3 Das metabolische Äquivalent zur Messung von körperlicher Aktivität
3.3 Begriffserklärung Gesundheit
3.4 Gesundheitsmodelle
3.4.1 Salutogenese-Modell
3.4.2 Systemisches Anforderungs-Ressourcen-Modell
3.5 Depressionen
3.5.1 Arten von Depressionen
3.5.2 Entstehung von Depressionen
3.5.3 Kognitives Modell der Depression nach Beck
3.5.4 Wirkungsweise von körperlicher Aktivität auf Depressionen
3.6 Gegenwärtige Situation in Deutschland
3.7 Gegenwärtige Situation in der Welt
3.8 Maßnahmen zur Förderung der physischen und psychischen Gesundheit
3.9 Kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen Forschungslage
4 METHODIK
5 ERGEBNISSE
6 DISKUSSION
7 ZUSAMMENFASSUNG
8 LITERATURVERZEICHNIS
9 ABBILDUNGS-, TABELLEN-, ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
9.1 Abbildungsverzeichnis
9.2 Tabellenverzeichnis
1 Einleitung und Problemstellung
Psychische Erkrankungen gehören zu den häufigsten Leiden der Menschheit (Plass et al., 2014). Viele dieser Krankheiten beginnen schon im Kindesalter und haben erhebliche Nachwirkungen in Bezug auf die Lebensqualität (Kessler et al., 2009). Hinzu kommt, dass die Betroffenen etwa zehn Jahre früher sterben als Menschen ohne psychische Erkrankungen (Schneider et al., 2019). Mehr als 264 Millionen Menschen sind weltweit mit depressiven Symptomatiken konfrontiert (James et al., 2018) und mehr als 20 von 100 Menschen erkranken in ihrem Leben mindestens einmal daran (Melchior et al., 2014). Depressionen stellen eine erhebliche Belastung für die Betroffenen dar und sind auch von volkswirtschaftlicher Relevanz, da sie der häufigste Grund unter den psychischen Erkrankungen sind. (von dem Knesebeck et al., 2010)
Ihre Behandlung erfolgt meist medikamentös oder psychotherapeutisch, aber auch körperliche Aktivitäten und gezielte Sporteinheiten wurden als therapiewirksam identifiziert und vermehrt in Behandlungspläne aufgenommen (Kraus & Haagen, 2015). Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Prävention empfohlene Dauer von zweieinhalb Stunden pro Woche körperlicher Bewegung bei moderater Intensität wird jedoch nur von einem Fünftel der Bevölkerung in Deutschland erreicht (Krug et al., 2013).
Das gestiegene Interesse der Wissenschaft an der Wirkweise von körperlicher Bewegung und Sport auf die Gesundheit hat zu einer Vielzahl von Untersuchungsergebnissen geführt, wie z. B., dass bei angemessener Ausführung die positiven Aspekte im Verhältnis zu den Verletzungsrisiken überwiegen (Melzer et al., 2004).
Der negative Einfluss mangelnder Bewegung auf die körperliche Gesundheit (u. a. Erhöhung des Risikos einer Herz-Kreislauf-Erkrankung) ist wissenschaftlich bereits eindeutig belegt (Lippke & Vögele, 2006).
Gerade auch die Frage, ob sportliche Aktivitäten zu einem besseren Lebensgefühl führen oder sogar die emotionale Stabilität und psychische Gesundheit positiv beeinflussen können, stieß in der Wissenschaft auf immer mehr Interesse und wurde zur Folge vielschichtig untersucht (Chekroud et al., 2018). In den ersten Analysen war bereits aufgefallen, dass Sporttreibende stärkere Stimmungsverbesserungen als Nicht-Sportler erreichen (Hoffman & Hoffman, 2008). Untersuchungen stellen eine hormonelle Veränderung verschiedener Botenstoffe, welche für die Verarbeitung von Gefühlen verantwortlich sind, als Ursache dar. Unklar ist jedoch, ob es möglich sei, mit regelmäßigen Bewegungseinheiten depressive Verstimmungen überwinden zu können. Oder ist es möglich, mit einigen Laufeinheiten emotionale Tiefpunkte zu überwinden?
Es wurden spezifizierte Studien für die Beantwortung dieser Fragen durchgeführt (Chekroud et al., 2018; G^siewski, 2017; Schulz et al., 2012), die in dieser Arbeit vorgestellt und im Kenntnisstand verglichen werden. Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse soll unter dem Aspekt erfolgen, inwiefern und unter welchen Bedingungen körperliche Aktivitäten die psychische Gesundheit fördern können.
2 Zielsetzung
Um den aktuellen Forschungsstand zu diesem Thema adäquat darstellen zu können, ist zunächst eine Begriffsdefinition und inhaltliche Abgrenzung nötig. Das Feld der psychischen Krankheiten ist sehr weitläufig, so dass sich diese Arbeit auf Studien zur häufigsten psychischen Erkrankung, der Depression, konzentriert. Insbesondere ihre Beeinflussung durch gesundheitsfördernde körperliche Aktivität wird in den hier vorgestellten, 24 konzeptionell unterschiedlichen Studien untersucht. Im weiteren Verlauf werden ableitbare Handlungsmaßnahmen vorgestellt, eine kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen durchgeführt und mögliche Anregungen für weitere Forschungsansätze thematisiert.
3 Gegenwärtiger Kenntnisstand
Bewegung ist in der menschlichen Evolution direkt mit dem Überleben verknüpft (Cordain et al., 1998). Anfangs sind quasi alle Tätigkeiten, von der Nahrungsbeschaffung bis zur Selbstverteidigung, mit körperlicher Bewegung verbunden, so dass es noch keine zivilisationsbedingten gesundheitlichen Probleme aufgrund mangelnder Bewegung oder inaktivem Lebensstil gibt (Eaton & Eaton, 2003).
In den folgenden Abschnitten wird der Entwicklungsprozess des Menschen hinsichtlich seiner körperlichen Aktivitäten und seines sozialen Verhaltens beschrieben, die sich beide gegenseitig stark beeinflussen. Anschließend werden die ersten Beispiele für die Annahme vorgestellt, dass sich die Entstehung und Intensität einer depressiven Erkrankung durch körperliche Aktivität bzw. Inaktivität beeinflussen lässt (Schuch et al., 2018).
3.1 Beschreibung der evolutionären Entwicklung des Menschen
Der Themenbezug dieser Arbeit fordert die inhaltliche Begrenzung bei der Beschreibung der evolutionären Entwicklung des Menschen auf das körperliche und soziale Verhalten. An diesen beiden Beispielen lässt sich das Zusammenspiel zwischen körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit anschaulich aufzeigen. Auf weitere, ebenso für den Menschen wichtige evolutionäre Entwicklungsthemen kann hier nicht eingegangen werden.
3.1.1 Entwicklung der körperlichen Aktivität
Evolutionär betrachtet, ist das Überleben des sich entwickelnden Menschen stark von der Leistungsfähigkeit seines Körpers abhängig, der z. B. in Gefahr fit genug sein muss, um entweder sofort angreifen oder fliehen zu können (Cordain et al., 1998). Je schneller oder kräftiger ein Mensch ist, desto höher ist seine Chance zu überleben (Balady, 2002).
Im Laufe der Entwicklung kommen weitere körperliche Aktivitäten wie Ackerbau, Viehzucht, handwerkliche Tätigkeiten und Haushaltsführung dazu, für die z. T. erhebliche körperliche Kraft nötig ist.
Dies bleibt bis in das Industriezeitalter hinein so, in dem sich die Arbeit zwar aus den ländlichen Bereichen in die Zentren verlagert, aber auch an Maschinen, Hochöfen oder Fließbändern wird ebenso mit z. T. erheblichem Körpereinsatz gearbeitet (Hediger, 2013). Das „Hand“werk ist tatsächlich werken mit der Hand und stellt ein gutes Beispiel für die Symbiose von Arbeit und Bewegung dar (Hediger, 2013).
Viele dieser Prozesse werden mit der Zeit automatisiert und auch die manuellen Tätigkeiten überholen sich. Im Informationszeitalter sind sehr viele Arbeitsprozesse derart digitalisiert, dass ihre Ausführung nicht mehr mit körperlicher Aktivität verbunden ist und im Sitzen ausgeführt werden kann. An diesem Punkt der Entwicklung gehören körperliche Tätigkeiten zum alten Eisen (Rifkin, 1995). In der heutigen Arbeitswelt ist der Mensch i. d. R. nicht mehr auf körperliche Leistungsfähigkeit angewiesen, um zu überleben. Bewegung und körperliche Aktivität werden eher in der Freizeit ausgeübt oder entfallen komplett (Miles, 2007).
3.1.2 Entwicklung des sozialen Verhaltens
Der Mensch ist ein soziales Wesen und agiert während seiner gesamten Entwicklung aus unterschiedlichen Gründen in und mit sozialen Gruppen (Schaik, 1983): soziale Interaktionen in Familien und Stammesgruppen erleichtern die Versorgung und damit das Überleben; in größeren Gruppen ist Tausch und Handel möglich. Um ein soziales Miteinander zu ermöglichen, müssen zunächst viele wichtige Aspekte wie Kommunikation und Verhaltensregeln erlernt und verinnerlicht werden (Cosmides et al., 2005).
In der modernen, digitalen Welt jedoch, in der viele Begegnungen online stattfinden, ist der Mensch für sein reines Überleben nicht mehr auf soziale Gruppen angewiesen. Er muss nicht mehr gemeinsam mit anderen jagen, sondern kann sich sein Essen digital bestellen und nach Hause liefern lassen. Durch die vielfältig neuen, digitalen Angebote für das Alltagsleben und die Freizeit gehen im realen Leben stattfindende, soziale Interaktionen zurück. Statt einkaufen zu gehen, wird die Bestellung im Online-Shop getätigt, alles direkt am Laptop sitzend und ohne ein Wort mit jemandem an der Kasse oder in der U- Bahn wechseln zu müssen. Der sitzende Lebensstil im Homeoffice reduziert körperliche Bewegung und soziale Kontakte.
Ein wichtiger Faktor für psychische Gesundheit ist die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse erkennen und befriedigen zu können. Dazu gehört der Kontakt mit Mitmenschen und die Fähigkeit zur sozialen Kontaktaufnahme (Pfingsten, 2009). Zwar kann das Gehirn auf Energiesparmodus bei Mangel an Kontakten trainiert werden (Schlüter et al., 2018), jedoch gehören Einsamkeit (sowie Bewegungsmangel) zu den signifikanten Auslösern für höhere Sterblichkeit (Holt-Lunstad et al., 2010; Lee et al., 2012). In der Schlussfolgerung werden durch den Prozess des digital initiierten sozialen Rückzugs und des Bewegungsmangels physische und psychische Krankheiten begünstigt.
3.2 Körperliche vs. Sportliche Aktivität
Die Begriffe „körperliche“ und „sportliche“ Aktivität klingen zwar sehr ähnlich, müssen aber wissenschaftlich differenziert betrachtet werden. Es gibt dafür geeignete Messverfahren, mit denen die Intensitäten der körperlichen Aktivitäten auf ihre Wirksamkeit zur Förderung der Gesundheit geprüft werden können.
3.2.1 Begriffserklärung der körperlichen Aktivität
Körperliche Aktivität beschreibt jeden, durch die Skelettmuskulatur hervorgebrachten Anstieg des körperlichen Energieniveaus über den Grundumsatz hinaus (Caspersen et al., 1985). Der Grundumsatz (Ruheumsatz) wird in Kilokalorien (kcal) gemessen und beträgt etwa 1 kcal pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde (Ainsworth et. al., 2000).
Der Begriff der körperlichen Aktivität wird somit häufig als Oberbegriff für jegliche Aktivität verwendet, die den Grundumsatz erhöht.
Um hier eine Abgrenzung zu schaffen, hat sich der Begriff der gesundheitsförderlichen körperlichen Aktivität (health-enhancing physical activity) etabliert (Foster, 2000).
Der im Amerikanischen verwendete Begriff „activ living“ (aktiver Lebensstil) erweitert alltägliche Freizeitaktivitäten mit körperlichen Aktivitäten wie Radfahren oder Spazieren (Sallis et al., 2006). Alltägliche körperliche Aktivitäten dienen aber meistens einem Zweck und werden nicht aus Spaß oder um ihrer selbst Willen betrieben (Wiemeyer & Hänsel, 2017). Körperliche Aktivitäten haben einen hohen Einfluss auf die Prävention von Herzerkrankungen, Schlaganfällen und Krebserkrankungen (Blair et al., 2001). Ebenso ist körperliche Aktivität mit höherer Lebensqualität sowie gesteigertem Wohlbefinden verbunden (Penedo & Dahn, 2005).
Gesundheitsförderndes Training stellt dabei die Stärkung von körperlichen Fitnessfaktoren (u. a. Ausdauer und Koordination) und die Stärkung von psychosozialen Gesundheitsfaktoren (u. a. Stimmung und Selbstwirksamkeit), sowie die langfristige sportliche Betätigung in den Vordergrund (Brehm et al., 2013).
3.2.2 Begriffserklärung der sportlichen Aktivität
Der Begriff der sportlichen Aktivität wird als Untergruppe von körperlicher Aktivität gesehen und ist vor allem kulturell und historisch definiert (Rütten et al., 2005). Körperliche Leistung, Spaß an der Bewegung oder wettkampforientierte Aktivitäten stehen hier im Vordergrund. Diese Aktivitäten werden strukturiert und i. d. R. mit einer höheren Intensität durchgeführt (Fuchs & Schlicht, 2012).
Mit sportlicher Aktivität wird auch der Begriff des Trainings in Verbindung gebracht, der die Wiederholung von systematischen Bewegungseinheiten, die Verfolgung von planvoll definierten Zielen, sowie die Aufrechterhaltung oder Verbesserung der körperlichen Fitness in bestimmten Sportbereichen beschreibt (Wiemeyer & Hänsel, 2017).
3.2.3 Das metabolische Äquivalent zur Messung von körperlicher Aktivität
Um den Energieverbrauch verschiedener Aktivitäten zu vergleichen, wird das metabolische Äquivalent (metabolic equivalent of task; MET) verwendet. Es ist das Verhältnis des Arbeitsenergieverbrauchs zum Grundenergieverbrauch (Ainsworth et al., 2000). Maßeinheiten wie Kilojoule oder Kilokalorie messen im Alltag den Gesamtenergieaufwand (Caspersen et al., 1985).
Die Einheit 1 MET bezeichnet den Umsatz von 3,5 Milliliter Sauerstoff pro Kilogramm Körpergewicht in der Minute bei Männern und 3,12 Milliliter Sauerstoff pro Kilogramm Körpergewicht in der Minute bei Frauen. Verschiedene physische Aktivitäten können somit in leichte (<3 MET), moderate (3-6 MET) und intensive (>6 MET) unterschieden werden (Pate et al., 1995).
Tab. 1: Das metabolische Äquivalent (Ainsworth et al., 2000)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.3 Begriffserklärung Gesundheit
Gesundheit ist ein komplexer Begriff, welcher ganz unterschiedliche Ebenen der menschlichen Existenz integrieren und auf einseitige Definitionen verzichten muss. Die WHO beschreibt in ihrer Verfassung von 1946, Gesundheit als einen Zustand des physischen, psychischen und sozialen Wohlergehens.
Diese Definition ist auf den heutigen Kenntnisstand bezogen jedoch überholt und müsste um weitere Aspekte erweitert werden (Vögele, 2013). U. a. gilt die persönliche Anpassungsfähigkeit (Resilienz) an soziale, physische und emotionale Veränderungen als eine wichtige, gesundheitsfördernde Fähigkeit (Huber et al., 2011). Aus diesen wissenschaftlichen Entwicklungen haben sich neue Forschungsrichtungen herausgebildet, wie einerseits die Pathogenese, die sich mit der Ursachenforschung bei der Entstehung von Erkrankungen befasst, und andererseits die Salutogenese, die im Gegensatz dazu die Prozesse erforscht, wie Gesundheit erhalten und gefördert werden kann (Franke, 2018).
Immer wichtiger werden dabei die Aspekte, wie die physischen und psychischen Determinanten wirken oder in Wechselwirkung zueinander stehen (Schlipfenbacher & Jacobi, 2014). Physische/ körperliche Gesundheit kann einerseits in aktuelle körperliche Gesundheit und andererseits in habituelle körperliche Gesundheit unterteilt werden (Becker, 1996). Der aktuelle Gesundheitszustand zeigt den aktuellen Status eines Menschen und ob und inwieweit dieser erkrankt oder gesundheitlich belastet ist. Dabei können Schwankungen auftreten, u. a. dann, wenn der Mensch besonderen Belastungen und Anforderungen ausgesetzt ist, die das Risiko einer Krankheit erhöhen können (Becker, 1996).
Der habituelle Gesundheitszustand beschreibt nicht den aktuellen Blick auf die Gesundheit, sondern bezieht sich auf die Beobachtung des Gesundheitszustands eines Menschen in einem längeren Zeitverlauf. Physische Gesundheit hat somit eine große Bedeutung für das gesamte Leben (Franzese, 2020) und hat auch einen konkreten Einfluss auf die psychische Gesundheit. Erkrankungen, die die Lebensqualität einschränken oder die mit einer geringen Überlebenswahrscheinlichkeit einhergehen, sind i. d. R. sehr belastend. Umgekehrt können aber auch psychische Probleme für physische Krankheiten eine Rolle spielen (Bertoni et al., 2018; Hays et al., 1997; Penninx, 1998).
Der Begriff der psychischen Gesundheit wird definitionsgemäß der WHO (2018) als Zustand des Wohlbefindens beschrieben, in dem der Einzelne die normale Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten, seine Fähigkeiten ausschöpfen und für seine Gemeinschaft etwas beitragen kann. Psychische Gesundheit ist somit die Voraussetzung für die Entfaltung des intellektuellen und emotionalen Potenzials und dafür, seine Rolle im Arbeitsleben sowie in der Gesellschaft zu finden (Schlipfenbacher & Jacobi, 2014).
Das zweidimensionale Konzept von psychischer Gesundheit beschreibt, dass jeder Mensch über gesunde und kranke Anteile verfügt, die unabhängig voneinander existieren. Somit ist psychische Gesundheit, das Resultat von überwiegend gesunden Anteilen (Lutz, 2000). Psychische Gesundheit, Schmerzen und Krankheit sind demnach keine konstanten Zustände und verändern sich das ganze Leben hindurch (Schlipfenbacher & Jacobi, 2014). Die positiven Anteile, die den Belastungen gegenüberstehen entscheiden dann darüber ob sich ein Mensch gesund oder krank fühlt (Lutz, 2000).
Wenn der Anpassungszustand eines Menschen an seine Umwelt gestört, die Erhaltungswahrscheinlichkeit im Vergleich zu seinen angepassten Mitmenschen herabgesetzt ist und dies die Folge einer krankhaften Störung in seinem psychischen Verhalten ist, kann man von psychischer Krankheit sprechen (Hollitscher, 1939).
3.4 Gesundheitsmodelle
Da „Gesundheit“ aus z. T. sehr individuellen Ursachen- und Wirkkomplexen entsteht, werden zum besseren Verständnis heute eher innovative Gesundheitsmodelle statt der bisherigen Definitionen herangezogen. Aus der Vorstellung heraus, dass Gesundheit mehr als die Abwesenheit von Krankheit ist, wurde der pathogenetischen Perspektive die salutogenetische Betrachtungsweise hinzugefügt und gegenübergestellt.
Die Salutogenese bezieht auch die persönliche Lebenserfahrung, eigene Einstellungen und Sichtweisen als Teilelement der Gesundheitsförderung ein und bietet damit einen Ansatz, die Gesundheit durch einzelne physische oder psychische Maßnahmen entweder selbstverantwortlich oder im therapeutischen Zusammenhang zu stärken.
Im Ergebnis wird Gesundheit als Gesundheits-Krankheits-Kontinuum betrachtet und nicht als Normalfall (Franke, 2018).
3.4.1 Salutogenese-Modell
Eines der am meisten verwendeten Gesundheitsmodelle ist das von Aaron Antonovsky entwickelte Salutogenese-Modell. Es stellt die Frage in den Blickpunkt, warum Menschen trotz belastenden oder sogar gefährlichen Einflüssen gesund bleiben (Antonovsky, 1997). Das Modell veranschaulicht Gesundheit als einen individuellen Entwicklungs- und Erhaltungsprozess, in dem Krankheit und Gesundheit als fließender Übergang gesehen werden (Bengel et al., 2001). Jeder Mensch verfügt über gesunde und kranke Seiten die durch verschiedene Ressourcen beeinflusst werden können. Demnach ist ein einzelnes Individuum nicht nur krank oder gesund, sondern befindet sich mal mehr an dem einen und mal mehr an dem anderen Pol von Gesundheit, wodurch das Krankheits-GesundheitsKontinuum (ease-dis-ease Kontinuum) entsteht.
In diesem Modell werden auch verschiedene Spannungszustände/ Stressoren berücksichtigt, die für das menschliche System eine Belastung darstellen können. Doch je nachdem wie die Spannungsbewältigung (Coping) erfolgt, wirken die Stressoren wie z. B. zwischenmenschliche Konflikte oder Trennungssituationen, dabei gesundheitsfördernder, neutral oder krankmachender.
Das Kohärenzgefühl (sense of coherance) setzt sich aus drei Komponenten zusammen, die auf die Art des Umgangs mit den Lebenserfahrungen eines Individuums einwirken (Schlipfenbacher & Jacobi, 2014). Erstens, das Gefühl von Verständnis, mit dem man auch unbekannte Informationen strukturiert verarbeiten kann. Zweitens, ein Gefühl von Handhabung, dass den Menschen überzeugt auch Schwierigkeiten lösen zu können und drittens, das Gefühl von Sinnhaftigkeit, welches dem Menschen die Lösung von Problemen als sinnvoll erscheinen lässt (Antonovsky, 1997).
Das Kohärenzgefühl ist stark beeinflussbar durch die Verfügbarkeit und Nutzung der Widerstandsressourcen (generalized resistance ressource) z. B. Selbstidentität, Gesundheitsbewusstsein oder soziale Unterstützung (Blättner, 2007). Die Lebensbedingungen- und Erfahrungen entscheiden über die Ausprägung des Kohärenzgefühls und bilden das Kontinuum des GRR (generalized resistance ressource) und GRD (generalized resistance deficit) (Blättner, 2007). Ein schwaches Kohärenzgefühl führt somit eher zu eingeschränkten Lösungsansätzen (Antonovsky, 1997). Im Wesentlichen wird der Gesundheitszustand eines Menschen nach seiner Lebensanschauung bestimmt (Antonovsky, 1993).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Vereinfachtes Salutogenese-Modell (Blättner, 2007, S.68).
3.4.2 Systemisches Anforderungs-Ressourcen-Modell
Nach Becker wird das systemische Anforderungs-Ressourcen-Modell von dem Kerngedanken bestimmt, inwieweit eine Person bestimmte Anforderungen mit denen ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen bewältigen kann (Becker, 1992). Eine positive Bilanz deutet dabei Gesundheit und eine negative Bilanz Krankheit an.
Es basiert dabei auf dem salutogenetischen Modell von Antonovsky und stellt den Anpassungseffekt zwischen einem Individuum und seiner Umwelt dar. Beide Faktoren werden als Systeme beschrieben, welche sich wechselseitig beeinflussen. Das Individuum generiert Gesundheit, in dem es mit seinen vorhandenen „Ressourcen“ (Fähigkeiten, körperliche Fitness etc.) auf die gestellten „externen Anforderungen“ (z. B. berufliche oder soziale) reagiert (Becker, 2006).
Umgekehrt stellt die Umwelt dem Individuum soziale, materielle und berufliche „Ressourcen“ zur Verfügung um auf „interne Anforderungen“ wie Ziele oder Werte zu reagieren. Neben den physiologischen Anforderungen wie Schlaf oder Bewegung, kommen auch Anforderungen wie Selbstverwirklichung oder Bindung an soziale Kontakte hinzu. Eine Förderung könnte durch die Stärkung der internen und externen Ressourcen und durch die Bearbeitung der internen und externen Anforderungen erfolgen (Reimann & Hammelstein, 2006).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Anforderungs-Ressourcen-Modell (Becker, 2003).
3.5 Depressionen
Depressionen werden zu den affektiven Störungen gezählt, die sich im Wesentlichen durch Interessenverlust, Hoffnungslosigkeit oder Antriebsmangel kennzeichnen lassen (Hautzinger, 2008). Dadurch werden die Fähigkeiten zu arbeiten, zu lernen oder zu leben stark beeinträchtigt (Polidori & Meyer, 2018). Ungefähr eine von fünf Frauen und einer von acht Männern sind im Laufe ihres Lebens mit einer depressiven Episode konfrontiert (Blazer et al., 1994). Die Entstehungsmöglichkeiten unterscheiden sich individuell und der Leidenszustand durch Depressionen kann von Todessehnsucht bis zum vollzogenen Selbstmord reichen (Polidori & Meyer, 2018). Neben psychotherapeutischen Maßnahmen erfolgt die Behandlungen überwiegend medikamentös mit Antidepressiva, deren Absetzen einen Rückfall in das akute Krankheitsgeschehen wahrscheinlich macht (Fava & Ruini, 2002). Für diese Arbeit von besonderer Relevanz ist die Erkenntnis, dass neben medikamentösen und psychotherapeutischen Verfahren auch Behandlungsmaßnahmen mit Bewegung und körperlichen Aktivitäten positive Effekte zeigen (Gabler et al., 2001).
3.5.1 Arten von Depressionen
Nach dem Klassifikationssystem International Classification of Diseases (ICD-10) der WHO von 2019 werden depressive Erscheinungen anhand verschiedener Symptome unterschieden und zugeordnet: zum einen nach der Länge der einzelnen Episoden, in denen mindestens zweiwöchige tägliche typische Symptome auftreten, wie z. B. depressive Stimmung, Interessenverlust und verminderter Antrieb. Zum anderen werden Depressionen anhand ihres erneuten Auftretens zu den wiederkehrenden (rezidivierend) Depressionen gezählt, die u. a. durch Schuldgefühle und pessimistischen Zukunftsperspektiven geprägt sind (Laux, 2011).
Darüber hinaus wird eine Untersuchung nach der Schwere der Depression (leicht, mittel, schwer) vorgenommen und zusätzlich, ob somatische oder psychotische Störungen vorliegen. Des Weiteren beschreibt der ICD-10 die Dystheme Störung als eine von weniger starken Symptomen geprägte Depressionsvariante, die dafür aber über einen weniger starken Verlauf von mindestens zwei Jahre anhält. Insgesamt kann zusammengefasst werden, dass die Ausprägungen und Belastungen einer Depression i. d. R. nicht standardisiert, sondern individuell sehr unterschiedlich sind; auch der Leidensdruck lässt sich von außen oftmals schwer einschätzen.
3.5.2 Entstehung von Depressionen
Die Depression ist ein multifaktorielles Geschehen, da viele Bedingungen die Entstehung, Auslösung und die Aufrechterhaltung beeinflussen (Wolfersdorf, 1994). Jedes Individuum hat unterschiedlich starke Dispositionen für die Entstehung der Krankheit (Wolfersdorf, 1994). Diese können anhand des Vulnerabilitäts-Stress Modell der Depression nach Beck abgebildet werden.
Vulnerabilität, auch Diathese genannt, beschreibt die Kombination verschiedener Faktoren, die eine Krankheitsentstehung begünstigen (Ingram & Luxton, 2005). Die erste Säule des Modells benennt die persönlichen Dispositionen als Ursachenzusammenhang, unter anderem genetische Komponenten (Ingram & Luxton, 2005), der Bildungsstand und auch die Persönlichkeit (Laux, 2011). Das elterliche Erziehungsverhalten ist ebenfalls ein Faktor (Muris et al., 2001). Der zweite Teil des Modells stellt Stress als weiteren Faktor dar. Dieser entsteht z. B. durch Lebensereignisse oder Traumata, die als unangenehm wahrgenommen werden (Ingram & Luxton, 2005).
Mit Stress kann somit ein Lebensgeschehen beschrieben werden, dass eine Belastung für die Anpassungsfähigkeit einer Person darstellt. Schon eine Unterbrechung von persönlichen Routinen und gewohnten Arbeitsweisen können bei bestimmten Menschen Stress verursachen. Menschen verfügen jedoch auch über Ressourcen, wie z. B. soziale Unterstützung, die den Stress sowohl mildern aber u. U. auch verstärken können (Beesdo-Baum & Wittchen, 2011).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Vulnerabilitäts-Stress-Modell (Beesdo Baum & Wittchen, 2011, S.891).
3.5.3 Kognitives Modell der Depression nach Beck
Das Kognitive Depressionsmodell nach Beck identifiziert drei persönliche Annahmen als grundlegende Entstehungsursachen für eine depressive Störung. Die negative kognitive Triade setzt sich zusammen aus einem negativen Selbstbild, einer negativen Sicht auf die Welt sowie auf die Zukunft (Butcher et al., 2009).
Diese häufig auf individuellen Erfahrungen basierenden Sichtweisen entsprechen Kognitionen bzw. Denkmustern (Schemata), die durch Umweltereignisse wieder in Gang gesetzt werden, auch wenn sie bis zum auslösenden Moment nicht aktiv waren.
Aufgrund dieser Denkmuster findet eine Verzerrung der Informationsverarbeitung statt (Beck et al., 2010). Im Ergebnis fällt die eigene Einschätzung des Geschehens negativ aus und Wertlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit sind Faktoren, die depressiv wirken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Vereinfachtes Kognitives Modell der Depression (Beck et al., 2010).
3.5.4 Wirkungsweise von körperlicher Aktivität auf Depressionen
Untersuchungen der Beeinflussbarkeit von Depressionen durch körperliche Aktivität haben Komponenten mit direkter und indirekter Wirksamkeit ermittelt. Hirnstoffwechsel und Hormone haben einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Depressionen. Da sportliche Aktivitäten regulierend auf den Hormonhaushalt wirken, lässt sich dadurch auch die Erkrankung indirekt beeinflussen (Schuch et al., 2016). Eine direkte positive Wirkung ist, dass Sport als vorteilhaft erlebt wird und damit eine günstigen Einfluss auf das Verhalten hat (Schwenkmezger, 1995).
Entwicklungsgeschichtlich ist heute in den Industrieländern ein „sportlicher“ Körper zum Überleben nicht mehr notwendig. Da zu viele Menschen infolge eines inaktiven Lebensstils unter Bewegungsmangel leiden, werden körperliche Krankheiten zunehmend zu einem Problem (Wang et al., 2002, Reichert et al., 2009)
Mangelnde Bewegung führt zu Übergewicht und auch Übergewicht gilt als ein Risikofaktor für Depressionen (Luppino et al., 2010). Umgekehrt konnte festgestellt werden, dass Depressionen mit einem erhöhten Risiko für Herzinsuffizienz verbunden sind (Heß- linger et al., 2002). Körperlich aktive Menschen sind meist auch körperlich leistungsfähiger als körperlich inaktive Menschen (Pate et al., 1995) und haben ein geringeres Risiko an Depressionen zu erkranken. Bewegung dient somit als Schutzfaktor unabhängig von der physischen Voraussetzung (Schuch et al., 2018). Jedoch reagieren nicht alle Menschen mit depressiven Erkrankungen gleichermaßen auf dieselbe Bewegungsart (King et al., 1989). Der positive Einfluss von körperlicher Aktivität auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit, zu der z. B. Bluthochdruck gehören (Petrella, 2005) und auf die Entwicklung der Krankheit Typ-2-Diabetes mellitus (Boulé et al., 2001) ist unumstritten. Dazu kann sportliche Bewegung auch zur Verbesserung der Schlafqualität einen Beitrag leisten (Loprinzi & Cardinal, 2011).
Die neurobiologischen und psychologischen Grundlagen von Depressionen sind zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht vollständig entschlüsselt (Krishnan & Nestler, 2008), gesichert ist jedoch, dass bei depressiv Erkrankten eine verminderte Neurotransmission vorliegt und auch die Konzentration von Noradrenalin- bzw. Serotoninmetaboliten reduziert ist (Laux, 2011). Die Neurotransmission, welche für die Übertragung von Informationen innerhalb eines Organismus verantwortlich ist, wird wiederum durch körperliche Belastung beeinflusst (Meeusen et al., 2001), insbesondere, wenn nicht mit maximaler Belastung trainiert wird, steigt die Gehirnkonzentration von Noradrenalin und Dopamin, die die Stimmung positiv beeinflussen können (Hollmann & Strüder, 2000).
Auch die erhöhte Menge der Aminosäure Tryptophan konnte durch den Anstieg von freien Fettsäuren, die durch körperliche Aktivität ausgelöst wurde, gemessen werden und führt somit zu einer Steigerung der Serotoninsynthese (Hollmann & Strüder, 2000).
Der brain-derived neurotrophic factor ist ein Wachstumsfaktor, welcher das Wachstum neuer Neuronen und Synapsen beeinflusst. Der Hormonspiegel ist bei depressiven und manischen Episoden verringert (Cunha et al., 2006) und wird von Antidepressiva erhöht (Laske et al., 2010). Bei einer akuten Ausdauerbelastung von mindestens 30-minütiger Dauer war dieser ebenfalls erhöht (Ferris et al., 2007).
Somit kann Bewegung die Produktion von Glückshormonen anregen, zu positiven Stimmungslagen führen (De Moor et al., 2006) und wirkt ähnlich effektiv wie ein Antidepressivum (Blumenthal et al., 1999).
3.6 Gegenwärtige Situation in Deutschland
Im Jahr 2020 gab es in Deutschland etwa 88.000 Sportvereine mit 24 Millionen Mitgliedern. Laut Statista (2021) gab es in der Zeit von 2016 bis 2020 etwa 12,84 Millionen Personen die mehrmals wöchentlich Sport trieben. Mehrmals im Monat waren es etwa 15,24 Millionen Menschen und weniger als einmal im Monat waren ungefähr 8,91 Millionen Menschen sportlich aktiv. Eine Erhebung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und des Bundesinstitutes für Sportwissenschaft hat ergeben, dass 72% der Befragten zwar sportlich aktiv sind, davon aber nur 28% in einem Sportverein. 42% der in Deutschland lebenden Menschen bewegten sich bis 2016 nicht ausreichend (Guthold et al., 2018). In einer Erhebung des statistischen Bundesamtes von 2017 waren 52,7% der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland übergewichtig.
Ungefähr 9,2 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen leiden an einer depressiven Symptomatik (Hapke et al., 2019). Die Kosten für die Behandlung dieser liegen bei 17 Mrd. Euro pro Jahr (Pössel & Hautzinger, 2009).
3.7 Gegenwärtige Situation in der Welt
Um die genaue Zahl der Menschen festzustellen, welche sich ausreichend bewegen, wurden 358 Umfragen in 168 Ländern durchgeführt. Diese zeigten, dass etwa 1,4 Milliarden Menschen zu wenig Bewegung durchführen (Guthold et al., 2018).
Zwischen 1980 und 2015 hat sich der Prozentsatz übergewichtiger Menschen in 70 Ländern verdoppelt und nach Forschungen sind mehr als zwei Milliarden Menschen übergewichtig oder fettleibig (Afshin et. al, 2017).
Nach einer Studie der WHO zu Depressionen und anderen psychischen Störungen, waren 2015 rund 322 Millionen Menschen von einer Depression betroffen.
3.8 Maßnahmen zur Förderung der physischen und psychischen Gesundheit
Man kann davon ausgehen, dass eine im Kindesalter gelegte Basis für einen aktiven Lebensstil, die Gesundheit im weiteren Verlauf des Lebens positiv beeinflusst (Baker et al., 2007; Pate et al., 1996). Ein überwiegend sitzender Lebensstil, ob auf der Arbeit oder in der Freizeit, sind häufig Ursachen für den Bewegungsmangel (Schöppe & Braubach, 2007). Auch das Fehlen von Bewegungsmöglichkeiten oder Grünflächen stellen weitere Faktoren dar (Schöppe & Braubach, 2007).
Die Empfehlung der WHO liegt bei 150 Minuten Sport mit moderater Intensität, oder 75 Minuten mit kräftiger Intensität, pro Woche. Ebenfalls fordert die Organisation die Nationen auf, Maßnahmen zu entwickeln, um Menschen aller Statusgruppen mit dieser Empfehlung zu erreichen. Arbeitspausen mit Bewegung und der Ausbau der Fahrrad- und Wanderinfrastruktur könnten dazu führen, dass sich mehr Menschen bewegen (Kahn et al., 2002). Da die psychische Gesundheit zum Teil von der körperlichen Gesundheit abhängig ist (Briggs et al., 2009), werden Maßnahmen die zur Förderung von physischer Gesundheit führen, die psychische Gesundheit ebenfalls beeinflussen. Somit könnten die Kosten für die Behandlung von Krankheiten reduziert werden (Rütten et al., 2005).
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- Lennart Autschbach (Autor), 2021, Körperliche Aktivität und psychische Gesundheit. Eine systematische Review, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1118977
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