Die dieser Arbeit vorangestellte Fragestellung soll die Zusammenhänge erläutern, inwiefern die Gaunersprachen in der Folge einer sozialen Exklusion entstanden sind.
Also wird versucht, das multifaktorale Ereignis der Gauner- und Vagantengesellschaft darzustellen, indem zuerst auf allgemeine sozialhistorische Entwicklungen eingegangen wird, die die ersten Anfänge der Devianz und der Kriminalität als „Gewerbe“ darzustellen scheinen. Im Weiteren sollen die Gauner und Vaganten als eigene Parallelgesellschaft aufgezeigt werden und ihre speziellen Umgangsformen, wie z.B. die Sprache, dargestellt werden. Die regionalen Unterschiede der einzelnen Gaunersprachen sollen miteinander verglichen und auf eventuelle Übereinstimmungen untersucht werden.
Allerdings ist das Quellenmaterial oft sehr spezifisch (wie z.B. Lerch, H.-G.: „Tschü lowi…: Das Manische in Gießen: Die Geheimsprache einer gesellschaftlichen Randgruppe, ihre Geschichte und ihre soziologischen Hintergründe“), oder historisch und politisch vorbelastet (wie z.B. Günther, L.: „Die deutsche Gaunersprache und verwandte Geheim- und Berufssprachen“), welches dazu führen wird, dass einige Beispiele dargestellt werden müssen um bestimmte Entwicklungen transparent zu machen.
Zunächst möchte ich das Thema noch ein wenig eingrenzen.
Die Gaunersprachen bzw. ihre Sprecher sind eine schwerlich einzuordnende Gruppe, da die systematischen und überregional vergleichenden Untersuchungen gerade erst am Anfang stehen. Im Weiteren sind die zusammengetragenen Fakten eher schlaglichtartig und sehr spezifisch. Daher ist der zu untersuchende Tatbestand in zwei historische Hauptepochen einzuordnen: Das Mittelalter und die Neuzeit. Hinzu kommt, dass sich diese Hausarbeit mit den Verbrechern und Schwerstverbrechern und ihren Kommunikationsformen ihrer Zeit auseinandersetzt. Also einer soziologischen Randgruppe schlechthin.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sozialhistorische Entwicklungen im Mittelalter
- Die mittelalterliche Stadt
- Die Bauernverarmung
- Soziale Exklusion im Mittelalter
- Neuzeitliche Entwicklungen
- Entstehung der Bettler, Gauner und Vaganten als soziale Gruppe
- Entstehung der Gaunersprachen
- Regionale Unterschiede der Gaunersprachen
- Das Rotwelsche
- Das Jiddische
- Das Manische oder Jenische
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung von Gaunersprachen im Kontext sozialer Exklusion im Mittelalter und der Neuzeit. Sie beleuchtet die multifaktoriellen Ursachen für die Entwicklung einer Vaganten- und Gaunergruppe als Parallelgesellschaft und analysiert deren Kommunikationsformen, insbesondere die regionalen Unterschiede der jeweiligen Gaunersprachen.
- Sozialhistorische Entwicklungen im Mittelalter als Grundlage für die Entstehung von Kriminalität als „Gewerbe“
- Die Gauner und Vaganten als eigene Parallelgesellschaft mit spezifischen Umgangsformen
- Regionale Unterschiede und Übereinstimmungen verschiedener Gaunersprachen
- Soziale Exklusion und ihre Rolle bei der Entstehung von Gaunersprachen
- Die rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit skizziert die Herausforderungen bei der umfassenden Behandlung des Themas Gaunersprachen aufgrund limitierter Quellen und des Umfangs. Sie formuliert die zentrale Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen sozialer Exklusion und der Entstehung von Gaunersprachen. Der methodische Ansatz beinhaltet die Darstellung der sozialhistorischen Entwicklungen, die Entstehung der Vaganten- und Gaunergruppe als Parallelgesellschaft mit Fokus auf deren Kommunikationsformen, sowie einen Vergleich regionaler Unterschiede der Gaunersprachen. Die Arbeit wird mit einer Interpretation der Ergebnisse und bestehender Lehrmeinungen abgeschlossen. Die Einschränkungen durch das Quellenmaterial, welches oftmals spezifisch, historisch oder politisch vorbelastet ist, werden explizit angesprochen.
Sozialhistorische Entwicklungen im Mittelalter: Dieses Kapitel untersucht den soziologisch-rechtlichen Rahmen des Mittelalters, geprägt durch die „Peinliche Halsgerichtsordnung“ (Carolina) von 1532. Es hebt die Unterschiede in der Durchsetzung von Gesetzen und die unterschiedlichen Rechte der Bevölkerungsgruppen hervor, insbesondere die der Unterschichten in den städtischen Sozialgefügen Süddeutschlands. Die Exklusivität des Bürgerrechts und die Rolle der Stadtmauer als Schutz und Barriere für die nicht-bürgerliche Bevölkerung werden analysiert. Der beschränkte Zugang zu Rechten und die scharfe Trennung zwischen Bürgern und Ausgeschlossenen bilden die Grundlage für die weiteren Kapitel.
Die mittelalterliche Stadt: Dieses Unterkapitel analysiert die mittelalterliche Stadt als einen Ort, in dem die Hoffnung auf Freiheit und ein besseres Leben bestand, allerdings nur für diejenigen, die das Bürgerrecht erlangten. Der Begriff „Stadtluft macht frei“ wird im Kontext der rechtlichen, ökonomischen und administrativen Trennung der Stadt vom Umland diskutiert. Die Stadtmauer wird als Symbol der Exklusivität und der Begrenzung des Zugangs zu Schutz und Sicherheit beschrieben, wodurch die soziale Ausgrenzung der nicht-bürgerlichen Bevölkerung hervorgehoben wird.
Entstehung der Bettler, Gauner und Vaganten als soziale Gruppe: Dieses Kapitel (und das folgende zu den regionalen Unterschieden) würde die Entstehung und Entwicklung der Gaunersprachen als Ausdruck und Werkzeug einer marginalisierten, sozial ausgegrenzten Gruppe beschreiben. Es würde die spezifischen Kommunikationsformen und den sozialen Kontext dieser Gruppen detailliert darstellen, die Entstehung der Gaunersprachen als Folge der sozialen Exklusion belegen und die sozialen und politischen Mechanismen beschreiben, die zu dieser marginalisierten Existenz geführt haben.
Schlüsselwörter
Gaunersprachen, soziale Exklusion, Mittelalter, Neuzeit, Vaganten, Bettler, Kriminalität, Parallelgesellschaft, regionale Unterschiede, Rotwelsche, Jiddische, Manische, soziale Randgruppen, Carolina, Stadtluft macht frei, Bürgerrecht.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Entstehung von Gaunersprachen im Kontext sozialer Exklusion
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entstehung von Gaunersprachen im Kontext sozialer Exklusion im Mittelalter und der Neuzeit. Sie beleuchtet die Ursachen für die Entwicklung einer Vaganten- und Gaunergruppe als Parallelgesellschaft und analysiert deren Kommunikationsformen, insbesondere die regionalen Unterschiede der jeweiligen Gaunersprachen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt sozialhistorische Entwicklungen im Mittelalter, die Gauner und Vaganten als Parallelgesellschaft, regionale Unterschiede von Gaunersprachen, soziale Exklusion und deren Rolle bei der Entstehung von Gaunersprachen, sowie die rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, einem Kapitel zu sozialhistorischen Entwicklungen im Mittelalter (inklusive Unterkapiteln zur mittelalterlichen Stadt und Bauernverarmung), einem Kapitel zur Entstehung der Bettler, Gauner und Vaganten als soziale Gruppe (mit Unterkapitel zur Entstehung der Gaunersprachen), einem Kapitel zu regionalen Unterschieden der Gaunersprachen (Rotwelsche, Jiddische, Manische/Jenische) und einem Fazit.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet einen sozialhistorischen Ansatz, der die Darstellung sozialhistorischer Entwicklungen, die Entstehung der Vaganten- und Gaunergruppe als Parallelgesellschaft mit Fokus auf deren Kommunikationsformen, sowie einen Vergleich regionaler Unterschiede der Gaunersprachen beinhaltet. Die Einschränkungen durch das Quellenmaterial werden explizit angesprochen.
Welche Rolle spielt die soziale Exklusion?
Soziale Exklusion im Mittelalter, insbesondere die Ausgrenzung von der Bürgerschaft und der damit verbundenen Rechte und Schutz, wird als zentrale Ursache für die Entstehung der Vaganten- und Gaunergruppe und ihrer spezifischen Kommunikationsformen (Gaunersprachen) dargestellt.
Welche Gaunersprachen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht unter anderem das Rotwelsche, das Jiddische und das Manische (oder Jenische) und beleuchtet die regionalen Unterschiede dieser Sprachen.
Welche Bedeutung hat die „Carolina“?
Die „Peinliche Halsgerichtsordnung“ (Carolina) von 1532 wird als wichtiger Bestandteil des soziologisch-rechtlichen Rahmens des Mittelalters betrachtet, der die Durchsetzung von Gesetzen und die unterschiedlichen Rechte der Bevölkerungsgruppen, insbesondere der Unterschichten, beeinflusste.
Welche Bedeutung hat der Begriff „Stadtluft macht frei“?
Der Begriff „Stadtluft macht frei“ wird im Kontext der rechtlichen, ökonomischen und administrativen Trennung der Stadt vom Umland und der damit verbundenen Exklusivität des Bürgerrechts diskutiert. Er verdeutlicht die soziale Ausgrenzung der nicht-bürgerlichen Bevölkerung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gaunersprachen, soziale Exklusion, Mittelalter, Neuzeit, Vaganten, Bettler, Kriminalität, Parallelgesellschaft, regionale Unterschiede, Rotwelsche, Jiddische, Manische, soziale Randgruppen, Carolina, Stadtluft macht frei, Bürgerrecht.
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- M.A. Magister Artium Sebastian Popovic (Author), 2005, Die Sprachen der Bettler, Gauner und Vaganten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111667