Vorwort
Schon die alten Griechen im 8. Jahrhundert vor Christus zogen bei anstehenden politischen Entscheidungen das Apollon-Orakel von Delphi zu Rate. Um dem Orakel eine Vorhersage zu entlocken setzte man eine Priesterin unter Drogen, woraufhin sie im Rausch zusammenhanglose Worte ausstieß, die eine weitere Priesterin zu vieldeutigen Sprüchen zusammensetzte. Hieraus konnte nun der Ratsuchende eine Vorhersage herausdeuten, "die so widersprüchlich war wie die Empfehlung einer modernen Expertenkommission". Am Ende des Zweiten Weltkriegs entstand das Projekt RAND*, das aus der Douglas Aircraft Company Santa Monica in Kalifornien hervorging. Dieses unabhängige non-profit Projekt widmete sich der Forschung und Entwicklung auf wissenschaftlichem, bildungspolitischem und sozialem Gebiet mit dem Ziel, das Gemeinwohl und die innere Sicherheit der Vereinigten Staaten zu wahren. Aus einem der Forschungsprojekte der RAND Corporation ging die Delphi-Methode hervor. Die nun folgende Abhandlung setzt sich mit der aus einem mysteriösen Orakel entstandenen und nun wissenschaftlich fundierten prognostischen Planungsmethode auseinander.
* Research and Development
Inhaltsverzeichnis
Bildverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einführung
1.1 Charakterisierung der Methode
1.2 Anwendungsmöglichkeiten
2 Ablauf
2.1 Allgemeine Durchführung
2.2 Experteneinsatz
3 Bewertung
3.1 Bewertung der Methode
3.2 Betrachtung unter psychologischen Aspekten
3.3 Kritik von Woudenberg, Rowe et alteri
4 FAZIT
Literatur- und Quellenverzeichnis
Bildverzeichnis
Abb. 1: Das Gebäude der RAND Corporation in Kalifornien, USA, in den 40er Jahren, URL: http://www.rand.org/history/
Abb.2: Schematische Darstellung des Ablaufs einer Delphi-Befragung, erstellt in Anlehnung an Weber, K.: Wirtschaftsprognostik, S.129
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einführung
1.1 Charakterisierung der Methode
Die Delphi-Methode wurde bereits in den 50er Jahren im Bereich der Zukunftsforschung eingesetzt und wird seitdem stetig weiterentwickelt. Bei der Delphi-Methode – auch Delphi-Technik – handelt es sich um ein verbalargumentatives Prognoseverfahren, das auf Individualwissen und subjektiven Erfahrungswerten basiert, d.h. ohne Zuhilfenahme mathematisch-statistischer Grundlagen. Des weiteren stellt die Delphi-Methode eine spezielle Form der iterativen Expertenbefragung dar, worin auch der grundlegende Unterschied zu anderen Prognoseverfahren besteht. An diesen Punkten - Mehrstufigkeit und Experteneinsatz - setzen auch die Kritiker dieser Methode an.
Delphi „steht“ grundsätzlich auf fünf Säulen:
- Verwendung eines Fragebogens
- Anonymisierte Bearbeitung durch Experten
- Zusammenfassung der Einzelantworten zu einem Gruppendurchschnitt
- Rückmeldung
- Iteration.[1]
Für eine Erhebungswelle, d.h. für die Säulen eins bis vier, sollte ein Zeitraum von wenigstens zwei, idealerweise vier Wochen eingeplant werden.
Zu differenzieren sind die Termini Ideen-Delphi und Mini-Delphi, wobei das Ideen-Delphi der Ideengenerierung und der Ideenbewertung durch Experten dient; beim Mini-Delphi hingegen handelt es sich um eine Kurzbefragung mit wenigen Erhebungswellen, bei der die Expertenanonymität teilweise aufgehoben werden kann. Gearbeitet wird beim Mini-Delphi nicht mit einem Fragebogen, sondern mit einer konkreten Fragestellung, zu der eine festgelegte Anzahl von Lösungsansätzen erarbeitet werden muss.[2]
1.2 Anwendungsmöglichkeiten
Delphi eignet sich außer zur Informationsgewinnung besonders zur Vorhersage von langfristigen technologischen Entwicklungen, von Marktchancen neuer Produkte (Pre-Launch) und anderen unternehmensbezogenen Entwicklungen.[3]
Die Delphi-Methode verspricht dem Anwender zuverlässige Informationen zu Sachverhalten, über die bis dato kein oder nur wenig Wissen vorliegt, beispielsweise die zu erwartende Entwicklung auf dem militärischen Sektor. Die Zielerreichung gelingt durch einen stark strukturierten Gruppenkommunikationsprozess unter Experten.[4]
2 Ablauf
2.1 Allgemeine Durchführung
Unter Verwendung eines Fragebogens wird in der Basiserhebung ein individuelles Urteil abgegeben. Die Einzelprognosen werden quantitativ
erfasst und statistisch ausgewertet; vorrangig ist der Median als Zentralwert zu ermitteln, da anhand dessen extreme Abweichungen von der Masse identifiziert werden können.[5] Es folgen mehrere Erhebungswellen, wobei die Zahl der Iterationen sowohl im voraus festgelegt als auch von der Erreichung einer Meinungskonvergenz abhängig gemacht werden kann.[6] Der Mittelwert aller Urteile wird in einer anonymisierten Rückmeldung bekannt gegeben; daraufhin erfolgt eine erneute Urteilsbildung. Durch diesen Rückkopplungsprozess erfolgt eine gezielte Auslösung kognitiver Prozesse, was zu einer Qualitätsverbesserung bei der Ausgangsinformation führt.[7] [8] Entscheidend für den Erfolg einer Delphi-Befragung ist der Fragebogen; unter anderem auch, weil nicht nur eine sachliche sondern auch eine zeitliche Voraussage versucht wird. Bei der Erstellung ist auf Neutralität und Objektivität der Fragestellungen zu achten, um eine unbeeinflusste Beantwortung zu gewährleisten.[9] Die Mediatorgruppe, die sich mit der Fragebogenerstellung befasst, muss auf eine ausgewogene Verteilung von kurzen formatierten und langen unformatierten Fragen achten. Formatierte Fragen sind einfacher auszuwerten, beispielsweise lassen sich Median oder Quartilsabstände ausweisen.[10] Die Bearbeitungszeit bzw. der Umfang des Fragenkatalogs sollte so geplant werden, dass innerhalb einer Stunde nicht mehr als 25 Fragen zu beantworten sind, ansonsten besteht die Gefahr unerwünschter Schnellantworten, die ein seriöses Ergebnis der Delphi-Befragung verhindern.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2 Schematische Darstellung des Ablaufs - in Anlehnung an Weber, S.129
[...]
[1] Weber, K.: Wirtschaftsprognostik, S. 127
[2] ibidem, S. 132
[3] Hammer, Dr.R.M.: Unternehmensplanung, S.83
[4] Häder, M.: Zur Evaluation der Delphi-Technik, S.4
[5] Krech, J.: Unternehmensplanung, S.95
[6] Weber, K.: Wirtschaftsprognostik, S.128
[7] Häder, M.: Zur Evaluation der Delphi-Technik, S.4
[8] vgl. auch Kapitel 3.3
[9] Weber, K.: Wirtschaftsprognostik, S.130
[10] ibidem, S.131
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