Diese Krise hat Folgen für alle Bereiche eines Unternehmens - und somit auch auf die Rechnungslegung und die Unternehmensberichterstattung.
Die nachfolgende Arbeit soll in diesem Zusammenhang untersuchen, wie sich die COVID 19-Pandemie auf den handelsrechtlichen und International Financial Reporting Standards (IFRS)-Jahresabschluss einer Bank in der Form einer Aktiengesellschaft auf das Jahr 2020 auswirkt.
Zu diesem Zweck wird zunächst der Hintergrund der Corona-Krise erläutert werden. Zudem sollen die wirtschaftlichen Folgen für den deutschen Staat näher beleuchtet werden. Es ist von der Bundesregierung ein nie dagewesenes Maßnahmenpaket in Milliardenhöhe zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen verabschiedet worden, um die wirtschaftlichen Schäden zu minimieren. Im Mittelpunkt der wirtschaftspolitischen Debatte über die Covid-19-Pandemie steht bisher die Realwirtschaft im medialen Fokus. Im Rahmen dieser Arbeit sollen auch wirtschaftliche Folgen für die deutsche Bankenlandschaft näher betrachtet werden. Insbesondere der Bankenbranche, die als Finanzintermediär innerhalb der Volkswirtschaft fungiert, kommt eine besondere Bedeutung zu.
Im Hauptteil der Arbeit sollen die Folgen herausgestellt werden, die sich für den handelsrechtlichen- und IFRS- Jahresabschluss im "Krisenjahr" 2020 ergeben. Insbesondere im Vergleich zum Vorjahresstichtag. Diese Untersuchungen sollen auf Basis der veröffentlichen Informationen der Deutschen Bank AG (DB), Commerzbank AG (CB) und der Santander Consumer Bank AG (SCB) stattfinden. Dies inkludiert jeweils den Geschäftsbericht, der den Konzernabschluss enthält und somit nach den IFRS aufgestellt ist, und den handelsrechtlichen Jahresabschluss. Es sei hier bereits erwähnt, dass die Untersuchung hinsichtlich der Detailtiefe von den bereitgestellten Informationen der ausgewählten Banken abhängig ist.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 COVID-19 Pandemie
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Folgen für die deutsche Wirtschaft
2.2.1 Bruttoinlandsprodukt
2.2.2 Verbraucherpreisindex
2.2.3 Arbeitslosenquote
2.2.4 Produktionsindex
2.3 Folgen für die deutsche Bankenbranche
2.3.1 Wirtschaftspolitische Maßnahmen
2.3.2 Regulatorisches Umfeld
3 Folgen für den handelsrechtlichen Jahresabschluss
3.1 Einleitung
3.2 Vorschriften für den handelsrechtlichen Jahresabschluss
3.2.1 Einleitung
3.2.2 Bestandteile des Jahresabschlusses
3.2.3 Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze
3.3 Fortführung der Unternehmenstätigkeit
3.3.1 Einleitung
3.3.2 Folgen für die ausgewählten Banken
3.4 Forderungen an Kunden
3.4.1 Einleitung
3.4.2 gesetzliche Regelungen
3.4.3 notleidende Kredite
3.4.4 Folgen für die ausgewählten Banken
3.4.4.1 Santander Consumer Bank AG
3.4.4.2 Deutsche Bank AG
3.4.4.3 Commerzbank AG
3.5 Mietverträge und Dauernutzungsverhältnisse
3.5.1 Einleitung
3.5.2 gesetzliche Regelungen
3.5.3 Leasing- und Mietverträge
3.5.4 Folgen für die ausgewählten Banken
3.5.4.1 Santander Consumer Bank AG
3.5.4.2 Deutsche Bank AG
3.5.4.3 Commerzbank AG
3.6 Steuerliche Aspekte
3.6.1 Einleitung
3.6.2 gesetzliche Regelungen
3.6.3 Bilanzierung steuerlicher Sachverhalte
3.6.3.1 Steuern vom Einkommen und Ertrag
3.6.3.2 sonstige Steuern
3.6.3.3 Latente Steuern
3.6.4 Folgen für die ausgewählten Banken
3.6.4.1 Santander Consumer Bank AG
3.6.4.2 Deutsche Bank AG
3.6.4.3 Commerzbank AG
3.7 Lagebericht und Anhang
3.7.1 Einleitung
3.7.2 Lagebericht
3.7.3 Anhang
3.7.4 Folgen für die ausgewählten Banken
3.7.4.1 Santander Consumer Bank AG
3.7.4.2 Deutsche Bank AG
3.7.4.3 Commerzbank AG
4 Folgen für den IFRS-Jahresabschluss
4.1 Einleitung
4.2 Vorschriften für den IFRS-Jahresabschluss
4.2.1 Einleitung
4.2.2 Bestandteile des Jahresabschlusses
4.2.3 Allgemeine Rechnungslegungsvorschriften
4.2.3.1 GrundlegendePrinzipien
4.2.3.2 Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze
4.3 IAS 12 - Ertragssteuern
4.3.1 Einleitung
4.3.2 Bilanzierung steuerlicher Sachverhalte
4.3.2.1 TatsächlicheErtragsteuern
4.3.2.2 Latente Ertragsteuem
4.3.3 Folgen für die ausgewählten Banken
4.3.3.1 DeutscheBank AG
4.3.3.2 Commerzbank AG
4.4 IFRS 9 - Finanzinstrumente
4.4.1 Einleitung
4.4.2 Begriffsbestimmungen
4.4.3 Klassifizierung von Finanzinstrumenten
4.4.3.1 Geschäftsmodellkriterium
4.4.3.2 Zahlungsstromkriterium
4.4.3.3 Bewertungskategorien
4.4.4 Wertminderungen
4.4.4.1 Drei-Stufen-Modell
4.4.5 Folgen für die ausgewählten Banken
4.4.5.1 Einleitung
4.4.5.2 Deutsche Bank AG
4.4.5.2.1 Modellbeschreibung
4.4.5.2.2 regulatorische Anforderungen
4.4.5.2.3 Portfolio-Analyse
4.4.5.2.3.1 Finanzielle Vermögenswerte
4.4.5.2.3.2 Finanzielle Verbindlichkeiten
4.4.5.2.4 Wertberichtigungen
4.4.5.3 Commerzbank AG
4.4.5.3.1 Modellbeschreibung
4.4.5.3.2 regulatorische Anforderungen
4.4.5.3.3 Portfolio-Analyse
4.4.5.3.3.1 Finanzielle Vermögenswerte
4.4.5.3.3.2 Finanzielle Verbindlichkeiten
4.4.5.3.4 Wertberichtigungen
4.5 IFRS 16 - Leasingverhältnis
4.5.1 Einleitung
4.5.2 Klassifizierung von Leasingverträgen
4.5.3 Bilanzierung von Leasingverträgen
4.5.3.1 Leasingnehmer
4.5.3.2 Leasinggeber
4.5.4 Folgen für die ausgewählten Banken
4.5.4.1 Einleitung
4.5.4.2 Deutsche Bank AG
4.5.4.3 Commerzbank AG
4.5.4.3.1 Leasingnehmer
4.5.4.3.2 Leasinggeber
4.6 Notes
4.6.1 Einleitung
4.6.2 Notes
4.6.3 Lagebericht
4.6.4 Folgen für die ausgewählten Banken
4.6.4.1 Deutsche Bank AG
4.6.4.2 Commerzbank AG
5 Zusammenfassung & Ausblick
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: BIP in Deutschland von 1991 bis 2020
Abb. 2: Arbeitslosenquote in Deutschland von 2005 bis 2021
Abb. 3: Produktionsindex als Konjunkturindikator von 2008-2020
Abb. 4: Anzahl der Untemehmensinsolvenzen in Deutschland von 2008-2020
Abb. 5: Anzahl der Verbraucherinsolvenzen in Deutschland von 2008-2020
Abb. 6: Systematisierung von Unternehmen in der Corona-Pandemie
Abb. 7: Non-Performing-Loans - Volumen notleidender Kredite in Deutschland bis 2020
Abb. 8: Übersicht des handelsrechtlichen Bilanzgewinns ausgewählter deutscher Banken im Vergleich zum Vorjahr
Abb. 9: Deutsche Bank: Latente Steuerforderungen und -Verbindlichkeiten, nach bilanzieller Saldierung
Abb. 10: Commerzbank: Steuem vom Einkommen und vom Ertrag
Abb. 11: Commerzbank: Latente Ertragssteueransprüche
Abb. 12: Übersicht von Finanzinstrumenten nach IAS 32.11
Abb. 13: Deutsche Bank: Übersicht makroökonomischer Prognosen
Abb. 14: Deutsche Bank: Überblick über Moratorien und Garantiesysteme im Hinblick auf die COVID-19-Pandemie
Abb. 15: Deutsche Bank: Zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertete finanzielle Vermögenswerte nach Regionen (Bruttobuchwerte)
Abb. 16: Deutsche Bank: Wertminderung auf zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertete finanzielle Vermögenswerte nach Regionen
Abb. 17: Commerzbank AG: Übersicht makroökonomischer Basisdaten
Abb. 18: Commerzbank: Forbearance-Portfolio nach Regionen
Abb. 19: Commerzbank: Bruttobuchwerte der finanziellen Vermögenswerte sowie Rückstellungen für außerbilanzielle Geschäfte
Abb. 20: Commerzbank: Bruttobuchwerte der finanziellen Verbindlichkeiten
Abb. 21: Commerzbank: Übersicht Wertberichtigungen nach Portfolio gern. IFRS 9
Abb. 22: Commerzbank: Übersicht Wertberichtigungen nach Stufen gern. IFRS 9
Abb. 23: Klassifizierung von Leasingverhältnissen nach IFRS 16
Abb. 24: Deutsche Bank: Übersicht Sachanlagevermögen
Abb. 25: Commerzbank: Übersicht Mindestzahlungen aus Operating-Leasing- Verträgen
Abb. 26: Commerzbank: Übersicht Nettoinvestitionswert aus Finanzierungs-Leasing Verträgen
Abb. 27: Übersicht des Bilanzgewinns nach IFRS der ausgewählten deutschen Banken im Vergleich zum Vorjahr
1. Einleitung
Ende des Jahres 2019 traten in China die ersten Fälle einer unbekannten Lungenerkrankung auf, die sich binnen Monaten zu einer weltweiten Pandemie ausweiteten. Am 31. Dezember 2019 wurde das WHO-Länderbüro erstmals über die neuartigen Erkrankungsfälle in der Millionenmetropole Wuhan in der Provinz Hubei informiert.1 Am 7. Januar 2020 schließlich meldeten die chinesischen Behörden, den Erreger als ein neuartiges Coronavirus (SARS-CoV-2) identifiziert zu haben.2 Seitdem ist die globale Verbreitung des Virus kaum noch zu verhindern.
Um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verlangsamen, wurde das soziale Leben auf der ganzen Welt mittels drastischer Maßnahmen eingeschränkt. In Deutschland kam es landesweit zu Schulschließungen und Veranstaltungsverboten. Zudem wurden Reisewarnungen und Kontaktverbote verhängt.3
Die Bundesregierung schloss alle nicht systemrelevanten Betriebe wie Friseure, Restaurants, Hotels, Bekleidungsgeschäfte, Kaufhäuser oder auch Fitnessstudios mussten zeitweise den Betrieb stilllegen. Auch Einschränkungen in der Produktion und im Handel vieler Branchen mussten hingenommen werden. Diese Krise hat Folgen für alle Bereiche eines Unternehmens - somit auch auf die Rechnungslegung und die Untemehmensberichterstattung.
Die nachfolgende Arbeit soll in diesem Zusammenhang untersuchen, wie sich die COVID 19-Pandemie auf den handelsrechtlichen und International Financial Reporting Standards (IFRS)-Jahresabschluss einer Bank in der Form einer Aktiengesellschaft auf das Jahr 2020 auswirkt.
Zu diesem Zweck wird zunächst der Hintergrund der Corona-Krise erläutert werden. Zudem sollen die wirtschaftlichen Folgen für den deutschen Staat näher beleuchtet werden. Die Auswirkungen für die Wirtschaft sind immens.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Jahr 2020 ggü. dem Vorjahr um 5,0 % gesunken.4 Auf dem deutschen Arbeitsmarkt gab es ebenso negative Auswirkungen. Im Dezember 2020 waren in Deutschland ca. 8.100 mehr Personen arbeitslos gemeldet als im Vormonat.5 Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag die Zahl der Arbeitslosen im Januar 2021 um ca. 480.000 höher, verbunden mit einer Arbeitslosenquote i.H.v. 5,9 %.6 Die Produktion im produzierenden Gewerbe sackte im März und April 2020 ggü. den Vormonaten um -26,0 % ein.7
Es ist von der Bundesregierung ein nie dagewesenes Maßnahmenpaket in Milliardenhöhe zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen verabschiedet worden, um die wirtschaftlichen Schäden zu minimieren.8
Im Mittelpunkt der wirtschaftspolitischen Debatte über die Covid-19-Pandemie steht bisher die Realwirtschaft im medialen Fokus. Im Rahmen dieser Arbeit sollen auch wirtschaftliche Folgen für die deutsche Bankenlandschaft näher betrachtet werden. Insbesondere der Bankenbranche, die als Finanzintermediär innerhalb der Volkswirtschaft fungiert, kommt eine besondere Bedeutung zu. In dieser Funktion sind sie besonders anfällig für Krisen. In der Vergangenheit kam es während der Finanzkrise 2008 bereits zu beispiellosen Bankenrettungen.9 Es wurden immense Steuergelder aufgewendet um die sog. ,,too big to fail“ Kreditinstitute zu retten. Deutschland zählt zu einem der größten Verlierer aus der Finanzkrise. Die Kosten allein in Deutschland beliefen sich auf 3,8 Billionen Euro.10 Aus dieser Krise wurden viele Lehren gezogen. Die Bankenbranche unterliegt seitdem jeher einer sehr strengen Regulierung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden. Diese Regulierung spiegelt sich dementsprechend in der Rechnungslegung wider. Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet aufgrund der immensen wirtschaftlichen Schäden durch COVID-19 mit Kreditausfällen in allen Sektoren.11 Im Hauptteil der Arbeit sollen die Folgen herausgestellt werden, die sich für den handelsrechtlichen- und IFRS- Jahresabschluss im „Krisenjahr“ 2020 ergeben. Insbesondere im Vergleich zum Vorjahresstichtag. Diese Untersuchungen sollen auf Basis der veröffentlichen Informationen der Deutschen Bank AG (DB), Commerzbank AG (CB) und der Santander Consumer Bank AG (SCB) stattfinden. Dies inkludiert jeweils den Geschäftsbericht, der den Konzemabschluss enthält und somit nach den IFRS aufgestellt ist, und den handelsrechtlichen Jahresabschluss. Es sei hier bereits erwähnt, dass die Untersuchung hinsichtlich der Detailtiefe von den bereitgestellten Informationen der ausgewählten Banken abhängig ist.
Die Relevanz des Themas ergibt sich vor allem aus der Aktualität. Viele Banken und deren Stakeholder sind sich der Auswirkungen der COVID 19-Pandemie auf den Jahresabschluss noch nicht bewusst. Zudem ist der Verfasser dieser Arbeit im Rechnungswesen einer internationalen Bank tätig, wodurch sich somit auch ein persönliches Interesse an der Thematik widerspiegelt.
2. COVID-19 Pandemie
2.1 Begriffsbestimmung
Der Begriff COVID-19 ist die Abkürzung für Corona virus disease-2019.12 Es ist eine Infektionskrankheit, die durch SARS-CoV-2 verursacht wird. Es wird überwiegend über Tröpfchen übertragen und kann mit Fieber, Husten, Atemnot, Geschmacksverlust, Durchfall und Müdigkeit einhergehen.13 Durch diese Infektion kann sich eine Lungenentzündung entwickeln. Die Krankheit breitete sich ab Dezember 2019 von der chinesischen Millionenstadt Wuhan her aus, vermutlich nachdem das Virus vor Ort auf einem Tiermarkt von einem Tier auf einen Menschen übergesprungen war.14 Aufgrund der globalen Strukturen unserer Welt verbreitete sich das Virus sehr rasant. Aktuell beläuft sich die bestätige Zahl der COVID-19 Infektionen auf weltweit 109,2 Millionen Fälle.15 Die Todesfälle liegen in diesem Zusammenhang bei 2,4 Millionen.16
2.2 Folgen für die deutsche Wirtschaft
Um die Folgen für die Bankenlandschaft in Deutschland weiter zu analysieren, gilt es im ersten Schritt, sich die generellen Folgen für die deutsche Wirtschaft anzuschauen. Mit dem Ausbruch der Pandemie zu Beginn des Jahres 2020 in Deutschland kam es, um Ansteckungen zu vermeiden, zu Kontaktbeschränkungen und Produktionseinschränkungen. Staatlich angeordnete Einschränkungen führten bis hin zum Verbot konsumnaher wirtschaftlicher Aktivitäten insbesondere in den Monaten März und April sowie November und Dezember 2020.17 Die globale Ausbreitung von COVID-19 schränkte weltweit wirtschaftliche Aktivitäten ein, unterbrach globale Lieferketten und beeinflussten somit immens den deutschen Außenhandel. In vielen Ländern kam es zu einer tiefgreifenden Rezession. Eine vollständige Auswertung der wirtschaftlichen Folgen für die deutsche Wirtschaft würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Um einen soliden Überblick zu erlangen, sollen in Folge ausgewählte volkswirtschaftliche Kennzahlen und Indizes ausgewertet werden.
2.2.1 Bruttoinlandsprodukt
Das BIP entspricht dem Wert aller Güter & Dienstleistungen, die innerhalb einer Periode im Inland hergestellt wurden.18 Im Vergleich zum Vorjahr sank das BIP um -5,0 % auf3.329,03 Mrd. Euro (s. Abb. 1).
Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland von 1991 bis 2020
(in Milliarden Euro)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: BIP in Deutschland von 1991 bis 2020
Im Vergleich dazu sollte man sich die prozentuale Veränderung zwischen den Jahren 2008 und 2009 anschauen. Hier ist ein Rückgang des BIP um -5,7 % zu erkennen. Daraus kann man schließen, dass sich der wirtschaftliche Schaden in Deutschland wegen COVID-19 nahezu der Finanzkrise 2008 annähert.
2.2.2 Verbraucherpreisindex
Der Verbraucherpreisindex misst Preisveränderung von Gütern und Dienstleistungen, die von einem typischen deutschen Haushalt konsumiert werden.19 20 Er zielt darauf ab die Veränderung der Lebenshaltungskosten zu erfassen und somit die Kaufkraftentwicklung zu messen, was somit der Inflationsrate entspricht.21 Die Verbraucherpreise in Deutschland erhöhten sich im Jahresdurchschnitt 2020 um 0,5 % gegenüber 2019 und damit deutlich geringer als im Vorjahr (2019: +1,4 %).22 Die Europäische Zentralbank verfolgt das Ziel, die Inflationsrate auf nahezu 2% zu halten und somit die Preisstabilität zu gewährleisten.23 Hier ist eine eindeutige negative Abweichung erkennbar.
2.2.3 Arbeitslosenquote
Die Arbeitslosenquote zeigt die Unterauslastung des Arbeitskräfteangebots an, indem sie die Arbeitslosen zu den Erwerbspersonen in Beziehung setzt.24 25
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Arbeitslosenquote in Deutschland von 2005 bis 2021
Anhand der Abbildung ist erkennbar, dass die Arbeitslosenquote seit Beginn der Pandemie durchgehend gewachsen ist. Im Jahr 2019 lag sie bei 5,0 %. Im Jahr 2020 bei 5,9 %. Im Januar 2021 liegt die Arbeitslosenquote bei 6,3 %. Quantitativ ausgedrückt entspricht das einem Anstieg von 474.000 registrierten Arbeitslosen seit Beginn der Pandemie in 2019.26 Im Januar 2021 gab es 15,2 % weniger gemeldete und offene Arbeitsstellen als im Vorjahresmonat.27 Auch bei dieser Kennzahl ist ein negativer Trend erkennbar.
2.2.4 Produktionsindex
Als letzte Kennzahl betrachten wir nun den Produktionsindex. Er misst die monatliche Leistung des Produzierenden Gewerbes in Deutschland und dient somit als wichtiger Konjunkturindikator.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Produktionsindex als Konjunkturindikator von 2008-2020
In der Abb. 3 ist sehr gut zu erkennen, wie die Produktion seit Anfang des Jahres 2020 aufgrund COVID-19 runtergefahren wurde. Der Tiefpunkt wird aufgrund des Lockdowns im März und April 2020 erreicht. Seitdem ist eine schrittweise eine Erhöhung der Produktion erkennen. Im Vergleich zur Finanzkrise 2008/2009 ist die Produktion etwas stärker und radikaler gesunken. Auch bei dieser Kennzahl ist ein negativer Trend erkennbar. Zusammengefasst können wir also von einer Rezession ausgehen.
2.3 Folgen für die deutsche Bankenbranche
Wir wissen nun, dass die COVID-19 Pandemie negative Folgen für die deutsche Wirtschaft hatte. Bisher sind Banken, im Gegensatz zu anderen Branchen, eher sekundär von der Krise betroffen. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen sind es die umfangreichen politischen Maßnahmen, die dazu dienen sollen, die Folgen der COVID-19 Pandemie abzumildem. Zum anderen unterliegt die Bankenbranche seit der Finanzkrise 2008/2009 einer durchweg strengeren Regulierung, wie z.B. den Vorschriften des Baseler Ausschusses.28 29 In diesem Kapitel soll ein kurzer prägnanter Überblick über die wirtschaftlichen Folgen für die deutsche Bankenbranche wiedergegeben werden. Des Weiteren soll dargestellt werden, inwiefern bereits bestehende regulatorischen Maßnahmen zur aktuellen Lage der Banken beigetragen haben.
2.3.1 Wirtschaftspolitische Maßnahmen
Im ersten Schritt sollen die wirtschaftspolitischen Maßnahmen untersucht werden, die einen Bezug zur Bankenbranche ausweisen. Zuerst sei hier das COVID-19-In- solvenzaussetzungsgesetz (COVInsAG) genannt.30 31
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Anzahl der Untemehmensinsolvenzen in Deutschland von 2008-2020
Dieses Gesetz befreit insolvenzreife Unternehmen, die pandemiebedingt in diese Lage gekommen sind, von der Verpflichtung, einen Insolvenzantrag zu stellen und somit das Insolvenzverfahren zu eröffnen.32 „Zweck eines Insolvenzverfahrens ist es, einen gerechten Ausgleich zwischen überschuldeten und zahlungsunfähigen Schuldnern und ihren Gläubigern zu schaffen.“33 Im Vergleich zum Vorjahr sind die Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2020 um 13,4% überdurchschnittlich auf 16.300 (s. Abb. 4) gesunken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Anzahl der Verbraucherinsolvenzen in Deutschland von 20082020
Die Verbraucherinsolvenzen sind im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 27,1 % überdurchschnittlich auf 45.800 (s. Abbildung 5) gesunken. Für Verbraucher gilt keine Pflicht zur Meldung eines Insolvenzantrags. Dennoch sind ab dem 01.10.2020 pandemiebedingte Erleichterungen in Kraft getreten.34 35 Die Dauer der Verbraucherinsolvenz wird halbiert.36 Somit wird eine Restschuldbefreiung nach 3 Jahren erlangt, um somit den Schuldnern eine schnellere Rehabilitation zu ermöglichen.
Als nächstes seien die diversen Hilfspakete der Bundesregierung genannt, die in Not geratene Unternehmen Liquidität verschaffen sollen. Dazu zählen außerordentliche Wirtschaftshilfen, Überbrückungshilfen, Neustarthilfen, staatliche Bürgschäften und Garantien, umfangreiche steuerlichen Erleichterungen und vereinfachter Zugang zur Grundsicherung.37 Um einen vorübergehenden Verdienstausfall und Entlassungen der Arbeitnehmer zu verhindern, wurde das Kurzarbeitergeld massiv ausgeweitet.38
All diese Hilfspakete, in Verbindung mit der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, führen dazu, dass Masseninsolvenzen bei Unternehmen und Privatpersonen verhindert werden. Wie bereits dargelegt hat sich die deutsche Wirtschaft im Jahr 2020 in einer Krise befunden. Unter normalen Umständen hätte die Anzahl der Insolvenzen dementsprechend steigen sollen. Anhand dieses gegenläufigen Effekts können wir festhalten, dass die wirtschaftspolitischen Maßnahmen sehr gut gewirkt haben. Das Problem löst sich allerdings nicht in Luft auf. Für das Jahr 2021 wird eine Welle von Firmenpleiten erwartet, da das Problem sich nur zeitlich verlagert hat.39 Die nun erkaufte Liquidität für Verbraucher und Unternehmen wurde durch die staatlichen Maßnahmen nur zwischenfinanziert. Diese Liquidität schlägt bei den Banken positiv auf. Solange alle finanziellen Verpflichtungen und Kredite bedient werden, werden die Banken weiterhin florieren.
[...]
1 vgl. Weltgesundheitsorganisation, https://www.euro.who.int/de/health-topics/health-emergen- cies/coronavims-covid-19/news/news/2020/01/novel-coronavims-emerges-in-china, Zugriff am 10.02.2021.
2 ebd.
3 vgl. WirtschaftsWoche, https://www.wiwo.de/politik/deutschland/coronakrise-ein-iahr-im-lock- down/26999586,html, Zugriff am 11.05.2021.
4 vgl. Frankfurter Allgemeine, https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/koniunktur/corona-deutsche- wirtschaftsleistung-2020-um-5-prozent-geschrumpft-17145455.html, Zugriffam 10.02.2021.
5 vgl. Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38785/umfrage/veraenderung-der-ar- beitslosenzahl-in-deutschland-gegenueber-dem-vormonat-monatsdurchschnittswerte/, Zugriff am 10.02.2021.
6 vgl. Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38785/umfrage/veraenderung-der-ar- beitslosenzahl-in-deutschland-gegenueber-dem-vormonat-monatsdurchschnittswerte/, Zugriff am 10.02.2021.
7 vgl. Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/150649/umfrage/produktion-im-produ- zierenden-gewerbe/, Zugriff am 10.02.2021.
8 vgl. finanzen.net, https://www.finanzen.net/nachricht/geld-karriere-lifestvle/corona-rettungs- schirm-bundesregiemng-zuendet-34-bazooka-34-das-bedeutet-der-corona-rettungsschirm-fuer-un- temehmen-und-freibemfler-8653530, Zugriff am 10.02.2021.
9 vgl. Frankfurter Allgemeine, https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/untemehmen/finanzmarkt- krise-steuergeld-zur-bankenrettung-1255175,html, Zugriffam 10.02.2021.
10 vgl. Wallstreet Online, https://www.wallstreet-online.de/nachricht/6322659-kosten-finanzkrise- deutschland-groessten-krisen-verlierer, Zugriff am 10.02.2021.
11 vgl. Frankfurter Allgemeine, https://www.faz.net/aktuell/finanzen/corona-folgen-banken-droht- welle-von-kreditausfaellen-17034086.html, Zugriff am 10.02.2021.
12 vgl. Brockhaus Enzyklopädie Online, https://brockhaus.de/ecs/enzv/article/covid-19, Zugriff am 16.02.2021.
13 vgl. Robert Koch Institut, https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges Coronavi- ms/Steckbrief.html, Zugriff am 16.02.2021.
14 ebd.
15 Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/109495Q/umfrage/entwicklung-der-weltwei- ten-fallzahl-des-coronavims/, Zugriffaml6.02.2021.
16 ebd.
17 vgl. Deutsche Bundesregierung, https://www.bundesregierung.de/breg-de/leichte-sprache/15- april-2020-regeln-zum-corona-vims-1744662, Zugriff am 16.02.2021.
18 vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/bruttoinlandspro- dukt-bip-27867, Zugriff am 16.02.2021.
19 Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251/umfrage/entwicklung-des-bruttoin- landsprodukts-seit-dem-iahr-1991/, Zugriff am 16.02.2021.
20 vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/verbraucherpreis- index-fuer-deutschland-vpi-49006, Zugriff am 16.02.2021.
21 ebd.
22 vgl. Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilun- gen/2021/01/PD21 025 611.html, Zugriffam 16.02.2021.
23 vgl. Europäische Zentralbank, https://www.ecb.euroDa.eu/ecb/tasks/monDol/html/index.de.html, Zugriff am 16.02.2021.
24 vgl. Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeits- markt/Glossar/arbeitslosenquote.html, Zugriff am 16.02.2021.
25 Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1224/umfrage/arbeitslosenquote-in-deutsch- land-seit-1995/#Drofessional, Zugriff am f7.02.202f.
26 vgl. Statistisches Bundesamt: Die Wirtschaft im Schatten der Corona-Pandemie, Erste Ergebnisse zur gesamtwirtschaftlichen Lage im Jahr 2020, Bonn, S. 48.
27 vgl. Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2901/umfrage/veraenderung-des-ge- meldeten-offenen-arbeitsstellenbestands-zum-voriahresmonat/, Zugriff am 10.02.2021.
28 Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Wirt- schaft/kontextinformationen-wirtschaft.html#industrie, Zugriff am 10.02.2021.
29 vgl. Deutsche Bundesbank, https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/bankenaufsicht/bundes- bank/basel/baseler-ausschuss-fuer-bankenaufsicht-597762, Zugriff am 18.02.2021.
30 vgl. Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz, https://www.gesetze-im-inter- net.de/covinsag/, Zugriff am f9.02.202f.
31 Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2554/umfrage/entwicklung-der-untemeh- mensinsolvenzen-seit-1999/, Zugriff am 23.02.2021.
32 Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz, https://www.gesetze-im-inter- net.de/covinsag/, Zugriff am 19.02.2021.
33 Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2554/umfrage/entwicklung-der-untemeh- mensinsolvenzen-seit-1999/, Zugriff am 23.02.2021.
34 Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2454/umfrage/verbraucherinsolvenzen/, Zu- griffam23.02.2021.
35 vgl.123recht.de, https://www.123recht.de/ratgeber/insolvenzrecht/Restschuldbefreiung-auf-3- Jahre-verkuerzt-ab-01102020- al59247.html, Zugriff am 23.02.2021.
36 ebd.
37 vgl. Deutsche Bundesregierung, https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavi- ms/info-untemehmen-selbstaendige-1735010, Zugriff am 19.02.2021.
38 vgl. Deutsche Bundesregierung, https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavi- ms/info-beschaeftigte-1821408, Zugriff am 19.02.2021.
39 vgl. WirtschaftsWoche, https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/koniunktur-firmenpleiten2 sinken-trotz-corona-rezession-trend-duerfte-2021-drehen/26256544.html, Zugriff am 23.02.202t.
- Quote paper
- Kevin Kereit (Author), 2021, Folgen der COVID-19-Pandemie auf den handelsrechtlichen und IFRS Jahresabschluss 2020 ausgewählter Banken in der Rechtsform der Aktiengesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1112069
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