Gliederung
1. Einleitung
2. Der Bahnhof in der postmodernen Stadt
3. Charakterisierung des Einzelhandelsstandortes Bahnhof
4. Der Bahnhof als Einzelhandels- und Dienstleistungsstandort
5. Erfolgsfaktoren für den Einzelhandelsstandort Bahnhof
6. Convenience in Bahnhöfen
7. Fazit
8. Literatur
1. Einleitung
Der Bahnhof ist in der postmodernen Stadt eng mit der Stadt verbunden. Er ist ein wichtiger Knotenpunkt der Verkehrswege und Treffpunkt für Reisende und Besucher. Zugleich gilt er als Eingangstor zur Stadt.
Aus diesem Grund wird er täglich von einer Vielzahl von Menschen mit unterschiedlichen Motiven besucht. In jüngster Zeit bemühen sich Verantwortliche der Bahn und der Stadt verstärkt um die wirtschaftliche Ausnutzung der Besucher durch Ansiedlung von Einzelhandel in den Bahnhofsgebäuden.
In der folgenden Hausarbeit möchte ich den Bahnhof als Standort für den Einzelhandel näher beleuchten und Möglichkeiten und Risiken des Einzelhandelsstandorts benennen. Dabei werde ich zunächst die Entwicklung des Bahnhofs in der postmodernen Stadt erläutern und folgend den Standort charakterisieren. Ein gewichtiger Teil liegt auf der Beschreibung des Einzelhandelsstandortes am Bahnhof. Welche Chancen und Möglichkeiten ergeben sich und welchen Nachteilen müssen sich die Betreiber stellen? Zum Abschluss werfe ich einen detaillierten Blick auf den Convenience Bereich im Bahnhof, der sich in der letzten Zeit als gewinnbringender Einzelhandelsbereich etabliert hat.
2. Der Bahnhof in der postmodernen Stadt
Lange Zeit galt der Bahnhof mit seinem monumentalen Empfangsgebäude als Visitenkarte der Bahn und als Eingangstor zur Stadt. Seine Lage bestimmte die Entwicklungsrichtung der Stadt nachhaltig. In der Anfangszeit befanden sich die Bahnhöfe mit ihren Bahnanlagen in den städtischen Randlagen. Grund dafür war der große Flächenbedarf der Bahnhofsanlagen und die geringeren Grundstückpreise in den Randlagen. Lediglich die Anlage von Kopfbahnhöfen ermöglichten ein weiteres Vordringen in die Stadt.
In der Zeit der Industriealisierung war der Bahnhof wichtigster Warenumschlag- platz und Reiseterminal für die Städte. Um ihn herum erschlossen sich neue Industrie- und Wohngebiete und die Bahnhofsstraße entwickelte sich zum Geschäfts- und Gewerbestandort. Das Wirtschaftszentrum der Stadt rückte damit immer näher an den Bahnhof heran und es entwickelt sich ein erstes Spannungsfeld zwischen den Standorten der Innenstadt und dem Bahnhof. (STAUDACHER 2002: 21,22) Auf Grund der zunehmenden Industriealisierung kam es zu einer verstärkten Trennung zwischen Wohn- und Arbeitsplatz, womit sich die Bahn zunehmend von einem außergewöhnlichen zu einem alltäglichen Verkehrsmittel wandelte. Auf Grund dieser Entwicklung kam es, durch die großen innerstädtischen Bahnanlagen, die ganze Standteile voneinander trennen, zu „unüberwindbaren Hürden in der Stadtentwicklung“ (BAYAZIT, et Al 2002: 78).
Der Beginn des Wirtschaftswunders im Nachkriegszeitalter führte zu der Entwicklung einer autogerechten Stadt, die zu einer Umbewertung der Standorte führte, weil die Erreichbarkeit mit dem Auto immer stärker in den Vordergrund rückte. Der Bahnhof verlor seinen ursprünglichen Standortvorteil und neue Gewerbe- und Dienstleistungsstandorte entstanden abseits des Bahnhofes in autogerechter Lage. Das Bahnfahren verlor zunehmend an Bedeutung womit die Bahnhöfe einen regelrechten Niedergang erlebten. In vielen Städten schrumpfte damit erheblich die Bedeutung der Bahnhöfe für die Stadt, zugunsten Gebiete mit gutem Straßen- und Autobahnanschluss. (STAUDACHER 2002: 21,22) Für viele Bahnhöfe bedeutete dies einen Verfall in ein Randdasein verbunden mit einer funktionalen Abwertung des Standorts.
Es wurde für die Betreiber immer schwieriger die Bahnhöfe zu unterhalten und immer mehr verkamen zu sozialen Brennpunkten.
Im Zuge der Bahnreform und der Privatisierung der Deutschen Bahn im Jahre 1994, kam es zu einer verstärkten kommerziellen Ausrichtung der Deutschen Bahn AG. Die DB AG entdeckte den Wirtschaftsstandort Bahnhof neu und initialisierte zahlreiche Projekte zur Modernisierung und Umgestaltung der Bahnhöfe. Moderne Ausgestaltungen der Bahnhöfe sollen die Attraktivität für Besucher erhöhen und potentielle Ladenmieter anziehen. Zudem versucht die DB AG mit der Einführung von Hochgeschwindigkeitszügen, wie dem ICE, in Konkurrenz zu Flugzeugen im Fernverkehr zu treten, um Reisekunden hinzuzugewinnen. Die DB AG investiert zudem in die attraktive Gestaltung der Bahnhöfe, um sie damit als Verkehrsstation aufzuwerten und zu einem profitablen Dienstleistungs- und Einzelhandelsstandort zu entwickeln. „Auf diese Weise erschließen sie sich nicht nur neue Einnahmequellen, sondern sie haben auch die Möglichkeit, ihr Image zu verbessern.“ (KORN 2005: S.95) Als bedeutendstes Beispiel der kommerziellen Bahnhofsnutzung gilt zurzeit, das im Jahr 1997 eröffnete Center Promenaden- Hauptbahnhof Leipzig. Der für rund 500 Mio. DM zu einem Dienstleistungs- und Einzelhandelsstandort umgebaute Hauptbahnhof bietet 140 Geschäften und Dienstleistungseinrichtungen Platz auf ca. 30.000 m². (EHI 1998: A9 ff)
Auch für die Zukunft sind weitere Projekte der Bahnhofsumgestaltung im Visier der Stadtplaner und Bahnmanager. So sollen beim „Megaprojekt 21“ im Umfeld der Bahnhöfe (Frankfurt, München, Neu-Ulm, Saarbrücken und Stuttgart) zusätzliche Handels-, Gastronomie- und Dienstleistungsangebote entstehen. Im Rahmen der Megaprojekte ist es vorgesehen, dass Gleißanlagen zum Teil unterirdisch verlegt werden und auf der freiwerdenden Fläche neue Geschäfts-, Wohn- und Bürogebiete entstehen sollen. Für die kommenden Jahre sind von Seiten der DB AG zahlreiche Investitionen geplant, die insbesondere für den Einzelhandel und die Gastronomie in der nahen Zukunft neue und interessante Perspektiven bieten werden. (EHI 1998: A6)
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