Zur Stellungder Religionin der egenwart
„Zufällige Geschichtswahrheiten können der Beweis von notwendigen Vernunftwahrheiten nie werden.“1 Mit diesen Worten läutet Lessing das Ende der Offenbarungsreligion ein. Und mit den Veröffentlichungen der Fragmente eines Wolffenbüttelschen Ungenannten zwingt er die christlichen Theologen, das Postulat einer göttlichen Offenbarung der Bibel aufzugeben und zur historisch- kritischen Auslegung derselben zu gelangen.
Doch haben die Worte Lessings auch ihre Wirkung erzielt? Auf den ersten Blick sieht es so aus. Die historisch-kritische Exegese hat sich zur Standartmethode der christlichen Theologie entwickelt und der moderne Schriftausleger ist zum Altorientalisten, Philologen und Sozialwissenschaftler geworden, der stets bemüht ist, Ursprung und Entstehung der biblischen Schriften und die Intentionen der Verfasser zu rekonstruieren.
Wirft man jedoch einen Blick auf die systematische Theologie, die eigentlich am weitesten mit der Philosophie verzahnt sein sollte, sucht man vergeblich nach konsequenter Lessingrezeption. Der Dogmatiker steht vor dem Dilemma, die Relativierung der Traditionen durch den Exegeten verhindern oder zumindest abmildern zu müssen.
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Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema des Textes "Zur Stellung der Religion in der Gegenwart"?
Der Text untersucht die Rolle der Religion in der heutigen Zeit, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen, die sich aus der historisch-kritischen Exegese der Bibel ergeben. Er thematisiert die Spannung zwischen traditionellen Glaubensvorstellungen und modernen wissenschaftlichen Ansätzen.
Wer ist Lessing und welche Bedeutung hat er für den Text?
Gotthold Ephraim Lessing war ein bedeutender Aufklärer. Sein Zitat, dass "zufällige Geschichtswahrheiten nie der Beweis von notwendigen Vernunftwahrheiten" werden können, wird als Ausgangspunkt genommen, um das Ende der Offenbarungsreligion zu diskutieren. Lessing zwang die christlichen Theologen, die Bibel historisch-kritisch zu analysieren.
Was ist historisch-kritische Exegese?
Die historisch-kritische Exegese ist eine Methode zur Auslegung biblischer Texte, die deren Ursprung, Entstehung und die Intentionen der Verfasser zu rekonstruieren versucht. Sie betrachtet die Bibel nicht als wörtliche Offenbarung Gottes, sondern als historisches Dokument, das im Kontext seiner Zeit verstanden werden muss.
Welches Dilemma sieht der Dogmatiker im Text?
Der Dogmatiker steht vor dem Problem, die Relativierung der Traditionen durch die historisch-kritische Exegese zu verhindern oder zumindest abzumildern. Die systematische Theologie, die eng mit der Philosophie verbunden sein sollte, scheint eine konsequente Lessingrezeption zu vermeiden.
Worauf zielt der Text in Bezug auf die systematische Theologie ab?
Der Text deutet an, dass eine stärkere Auseinandersetzung der systematischen Theologie mit den Erkenntnissen der historisch-kritischen Exegese und den philosophischen Implikationen von Lessings Werk wünschenswert wäre.
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- Tobias Breidenmoser (Author), 2007, Zur Stellung der Religion in der Gegenwart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110843