Die Filme aus der Zeit des Nationalsozialismus in den Griff zu bekommen, stellt auch nach über 60 Jahren ein moralisches und ästhetisches Problem dar: Nicht jeder Film aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 lässt sich ohne weiteres in das lose geschnürte Korsett der Filmpropaganda zwängen – zumindest verlangt ein Teil der Filme, auch außerhalb dieses Entstehungskontextes gelesen und gewürdigt zu werden. Dies zeigt sich beispielsweise an der auch heutzutage noch diskutierten ästhetischen Sprache der Bilder Leni Riefenstahls1 oder der anhaltenden Popularität der Heinz-Rühmann-Filme, welche ob ihres Unterhaltungswertes zum festen Kanon des deutschen Fernsehprogramms gehören.
Der 1941-42 entstandene Film „Die große Liebe“ macht es einem hier etwas leichter: Dass es sich um einen durch und durch propagandistischen Film handelt, lässt sich nicht nur anhand seines Status als „Staatsauftragsfilm“ oder des Reichsfilmzensurprädikates „staatspolitisch wertvoll“ verifizieren2 – die Absichten des Films sind gewissermaßen intuitiv evident, bedient er sich doch in selbstverständlicher Manier der Werte und Chiffren des Dritten Reiches.
Welche Mittel der Film im Einzelnen nutzt und welchen Effekt er sich davon erhofft: dies soll Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein. Schwerpunkt liegt dabei auf der Betrachtung der Hauptfigur, dem militärischen „Helden“, welcher zwar selbst einer festen Größe im nationalsozialistischen Wertesystem entspricht, aber bemerkenswerterweise auch eine Wandlung durchläuft – zu einem Helden, für den sich nicht nur der Ritt in die Schlacht, sondern auch der Weg nach Hause lohnt. Welche Bedürfnisse befriedigt ein solcher „volkstümlich wertvoller“ Held und unterscheidet sich diese Figur tatsächlich von den bis dahin tradierten Heroen? Diese Fragen stehen am Ende der Arbeit, die überdies die Vorstellungen von „Fliegerhelden“ nach dem Zweiten Weltkrieg prüft.
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1 Vgl. KÜHNEL, Jürgen: Einführung in die Filmanalyse. Teil 1: Die Zeichen des Films. Siegen: Universitätsverlag 2004 (=Medienwissenschaften 4), S. 68
2 Eigentlich „staatspolitisch und künstlerisch wertvoll“ sowie „volkstümlich wertvoll“, s. Kap. 2.1.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Film im Nationalsozialismus
- Zielsetzungen und Strukturelle Rahmenbedingungen
- Rezeptionssituation
- Der,,Heimatfrontfilm"
- Der „,unpolitische Film"
- Rolf Hansens „Die große Liebe“
- Filmographische Rahmendaten
- Inhalt des Films
- Allgemeine Betrachtung: „Die große Liebe“ als Propagandafilm
- Alltagsdarstellung
- Die Frauenrolle
- Der militärische Held
- Der Fliegermythos
- Paul Wendlandt: Fliegerheld in „Die große Liebe"
- Darstellung und Charakterisierung
- Wirkung
- Fazit. Paul Wendlandt – Ein Ausnahmeheld?
- Gestern, Heute, Morgen: Neue militärische „Helden“
- Abbildungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Film „Die große Liebe“ (1942) von Rolf Hansen im Kontext der nationalsozialistischen Filmpropaganda. Sie untersucht die Mittel und Strategien, die der Film einsetzt, um die Ideologie des Dritten Reiches zu verbreiten, und analysiert die Rolle der militärischen Heldenfigur in diesem Kontext. Die Arbeit beleuchtet die Darstellung des Alltags, die Frauenrolle und die Konstruktion des Fliegermythos im Film. Darüber hinaus wird die Frage untersucht, inwiefern sich die Figur des Paul Wendlandt von den traditionellen Heldenfiguren des nationalsozialistischen Kinos unterscheidet.
- Nationalsozialistische Filmpropaganda
- Die Rolle der militärischen Heldenfigur
- Darstellung des Alltags und der Frauenrolle
- Der Fliegermythos
- Vergleich mit traditionellen Heldenfiguren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der nationalsozialistischen Filmpropaganda ein und stellt den Film „Die große Liebe“ als Beispiel für einen durch und durch propagandistischen Film vor. Das zweite Kapitel beleuchtet den Kontext des Films im Nationalsozialismus, indem es die Zielsetzungen und strukturellen Rahmenbedingungen der Filmproduktion sowie die Rezeptionssituation des Kinos in der Zeit des Nationalsozialismus beschreibt. Das dritte Kapitel widmet sich der filmischen Analyse von „Die große Liebe“, indem es die filmographischen Rahmendaten und den Inhalt des Films beleuchtet. Das vierte Kapitel betrachtet den Film als Propagandafilm und analysiert die Darstellung des Alltags und die Frauenrolle. Das fünfte Kapitel konzentriert sich auf die Analyse der militärischen Heldenfigur, insbesondere auf die Figur des Paul Wendlandt. Es untersucht den Fliegermythos, die Darstellung und Charakterisierung des Helden sowie seine Wirkung auf das Publikum. Das sechste Kapitel befasst sich mit der Entwicklung des Fliegermythos nach dem Zweiten Weltkrieg und stellt die Frage, inwiefern sich die Vorstellung von militärischen Heldenfiguren verändert hat.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die nationalsozialistische Filmpropaganda, den Film „Die große Liebe“, die militärische Heldenfigur, den Fliegermythos, die Darstellung des Alltags, die Frauenrolle und den Vergleich mit traditionellen Heldenfiguren. Die Arbeit beleuchtet die Mittel und Strategien der Filmpropganda, die Konstruktion des Heldenbildes und die Rolle des Films im Kontext der nationalsozialistischen Ideologie.
- Quote paper
- Ludwig Andert (Author), 2006, Nationalsozialistische Filmpropaganda am Beispiel der militärischen Heldenfigur in Rolf Hansens „Die große Liebe“ (D 1942), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110736
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