Die Geschichte der Globalisierung ist zweifellos verknüpft mit der Geschichte der Weltwirtschaft. Unter Weltwirtschaft versteht man alle globalen und ökonomischen Verflechtungen und Beziehungen zwischen verschiedenen Staaten der Erde, die durch den Außenhandel sowie durch Transaktionen und Bewegungen von Kapital und Arbeitskräften zwischen unterschiedlichen Volkswirtschaften entstehen. Handels- und Warenströme haben seit Jahrhunderten bis heute dafür gesorgt, dass die Welt näher zusammenrückt. Die weltweite wirtschaftliche Verflechtung hat ihren Ursprung in der wirtschaftlichen Verflechtung einzelner Länder untereinander, bis schließlich irgendwann ein globales Netzwerk von wirtschaftlichen Verflechtungen entstand. Heutzutage gibt es wohl kaum ein Land, das nicht Handel mit mindestens einem anderen Land betreibt und Wirtschaftsbeziehungen unterhält. Einige Wirtschaftshistoriker sehen im Prozess und der Integration einer Weltwirtschaft gar den Ursprung des Begriffs Globalisierung. „Globalisierung bedeutet eine zunehmende internationale Verflechtung der Wirtschaftsbeziehungen. Die Unternehmen und Märkte wachsen über die regionalen und nationalen Grenzen.“[1] Die Globalisierung der Wirtschaft schafft Chancen, Anpassungserfordernisse und Risiken wie eine befürchtete Zunahme der Spanne zwischen den reichen Industrienationen und den ärmeren Entwicklungsländern. Globalisierung bedeutet eine Verschärfung und Intensivierung des Wettbewerbs. „Der Prozess der Globalisierung und des damit einhergehenden, intensivierten institutionellen Wettbewerbs wird unterschiedlich bewertet. Optimisten stehen Pessimisten gegenüber.“[2] Von dem Wettbewerb profitierten in der Geschichte in erster Linie nur Volkswirtschaften, die auch wettbewerbsfähig sind.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Weltwirtschaft nach der Industrialisierung
Der Wiederaufbau der Weltwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg
Die EWG als Vorläufer eines Vereinten Europas
Der Welthandel
Institutionen der Weltwirtschaft
Regionalisierung des Welthandels
Multinationale Konzerne
Der globale Luftverkehr
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Geschichte der Globalisierung ist zweifellos verknüpft mit der Geschichte der Weltwirtschaft. Unter Weltwirtschaft versteht man alle globalen und ökonomischen Verflechtungen und Beziehungen zwischen verschiedenen Staaten der Erde, die durch den Außenhandel sowie durch Transaktionen und Bewegungen von Kapital und Arbeitskräften zwischen unterschiedlichen Volkswirtschaften entstehen. Handels- und Warenströme haben seit Jahrhunderten bis heute dafür gesorgt, dass die Welt näher zusammenrückt. Die weltweite wirtschaftliche Verflechtung hat ihren Ursprung in der wirtschaftlichen Verflechtung einzelner Länder untereinander, bis schließlich irgendwann ein globales Netzwerk von wirtschaftlichen Verflechtungen entstand. Heutzutage gibt es wohl kaum ein Land, das nicht Handel mit mindestens einem anderen Land betreibt und Wirtschaftsbeziehungen unterhält. Einige Wirtschaftshistoriker sehen im Prozess und der Integration einer Weltwirtschaft gar den Ursprung des Begriffs Globalisierung. „Globalisierung bedeutet eine zunehmende internationale Verflechtung der Wirtschaftsbeziehungen. Die Unternehmen und Märkte wachsen über die regionalen und nationalen Grenzen.“[1] Die Globalisierung der Wirtschaft schafft Chancen, Anpassungserfordernisse und Risiken wie eine befürchtete Zunahme der Spanne zwischen den reichen Industrienationen und den ärmeren Entwicklungsländern. Globalisierung bedeutet eine Verschärfung und Intensivierung des Wettbewerbs. „Der Prozess der Globalisierung und des damit einhergehenden, intensivierten institutionellen Wettbewerbs wird unterschiedlich bewertet. Optimisten stehen Pessimisten gegenüber.“[2] Von dem Wettbewerb profitierten in der Geschichte in erster Linie nur Volkswirtschaften, die auch wettbewerbsfähig sind.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Problematik aufzuzeigen, die eine sich rasant entwickelnde Weltwirtschaft darstellte für einzelne Länder, Regionen, Kontinente und die übergeordneten Organisationen wie etwa die Welthandelsorganisation WTO. Der Luftverkehr, der sich seit der Mitte der fünfziger Jahre zum Massentransportmittel entwickelt hat, soll beispielhaft als ein Wirtschaftzweig stehen, der wie kaum ein Anderer den Globalisierungsprozess beschleunigt hat.
Die Weltwirtschaft nach der Industrialisierung
Der Begriff Weltwirtschaft entstand etwa im 19. Jahrhundert in Deutschland, doch bereits in der frühen Neuzeit begann man sich mit weltwirtschaftlichen Problemen und Zusammenhängen zu beschäftigen. Es gibt keine allgemeine verbindliche Definition des Begriffs, sondern vielmehr unterschiedliche Erklärungsansätze, beziehungsweise Schwerpunkte der Umschreibung.
Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert war ein gesamteuropäischer Prozess, wenngleich in Europa Großbritannien als die erste Industrienation der Welt gilt. Die industrielle Revolution hatte ihren Ursprung in einem relativ kleinen Wirtschaftsraum und verbreitete sich von dort aus weltweit. Zugleich war Großbritannien in diesem Jahrhundert die vorherrschende Handelsnation der Welt.
In den mittleren Dekaden [des 19. Jahrhundert] bröckelte der Vorsprung ein wenig ab, aber noch 1870 zog es rund ein Viertel des gesamten internationalen Handels an sich und steigerte seinen Anteil an der weltweiten Industrieproduktion sogar noch auf über 30 Prozent.[3]
Grundlagen für den wirtschaftlichen Wohlstand Englands waren der Kohlebergbau, die Eisenindustrie und der Maschinenbau. Die Industrialisierung erfasste auch den Verkehr, als die Segelschiffe zunehmend von dampfgetriebenen Schiffen abgelöst wurden. Eisen und Stahl verdrängten Holz als traditionelles Baumaterial. Die Industrialisierung hatte ein beträchtliches Städtewachstum zur Folge, denn die Agrarwirtschaft wurde nach und nach abgelöst durch die industrielle Produktion. Das Städtewachstum wurde vorwiegend durch Binnenwanderung bewirkt. Darüber hinaus gab es jedoch auch die Wanderbewegungen über die Landesgrenzen hinweg. Die Vereinigten Staaten seien hier erwähnt, die über Jahrzehnte hinweg ein Einwanderungsland sein sollten, in dem Menschen aus aller Welt, vor allem aber aus Europa, eine neue Heimat finden sollten.
„Unter allen Technologien der Epoche erzeugte die Telegraphie die dramatischsten Globalisierungseffekte.“[4] Nachrichten und Daten konnten innerhalb kürzester Zeit an nahezu jeden beliebigen Ort auf der Welt gesendet werden, mit Auswirkungen auf die Handels- und Finanzplätze in aller Welt. Weitgehend ohne staatliche Reglementierung wurde zwischen 1850 und 1880 wirtschaftlicher Handel betrieben. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sich ein Protektionismus und ein Ende des Freihandels heraus, als einige Länder begannen, Einfuhrzölle für Waren zu erheben. In den Jahren bis zum ersten Weltkrieg erfolgte ein enormer Anstieg weltwirtschaftlicher Vernetzung. Seit den 1870er Jahren standen alle wichtigen Handelswährungen in einem festen Verhältnis zum Gold, so dass weltweite Handelsgeschäfte mehr oder weniger ungefährdet von Kursschwankungen und Inflationsrisiken abgeschlossen werden konnten. Der Goldstandard war ein gemeinsames Finanzsystem und gleichzeitig ein Informationsstandard. Einen ersten erheblichen Einbruch erlebte die Weltwirtschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914. Die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung wurde schlagartig unterbrochen, so kamen die Industrieexporte Europas fast völlig zum Erliegen, da Rohstoffe und Maschinen für die Rüstung benötigt wurden. Außer den USA waren alle Krieg führenden Staaten durch die finanziellen Belastungen des Krieges von der Goldwährung abgedrängt worden. Es kam zu einer erheblichen Staatsverschuldung, der am Krieg beteiligten Länder. Die Grundlage der weltweiten Wirtschaft wurde erschüttert. Es kam zu einem strukturellen Wandel der Weltwirtschaft nach dem Ende des Krieges. Länder, die in der industriellen Produktion hinterherhinkten, machten einen gewaltigen Sprung, so etwa die Vereinigten Staaten. Mit der Veränderung der weltweiten industriellen Produktion ergaben sich völlig neue Handelsverflechtungen.
Als schlimmster Tag für die weltweite Wirtschaft wird in der Geschichte der 24. Oktober 1929 angesehen. An diesem Tag fanden Panikverkäufe an der New Yorker Wall Street statt, die Aktienkurse wurden in die Tiefe gerissen und Dollarvermögen in Millionenhöhe vernichtet. Der „Schwarze Donnerstag“ war der Ausgangspunkt für eine sich abzeichnende weltwirtschaftliche Depression.
Die Weltwirtschaftskrise stärkte durch das Leid und die Unruhe, die sie verursachte, extremistische Bewegungen auf der linken wie auf der rechten Seite des politischen Spektrums, namentlich in Deutschland, und trug so indirekt auch zum Entstehen des Zweiten Weltkriegs bei.[5]
Der Wiederaufbau der Weltwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg
Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Reims und Berlin am 7./8. Mai endete der Zweite Weltkrieg. Zugleich war die Existenz des deutschen Reiches beendet und die Herrschaft des Nazi-Regimes fand nach zwölf Jahren ein Ende. Am Ende des Zweiten Weltkriegs lag nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa wirtschaftlich entkräftet danieder. Lediglich die Länder, die ihre Neutralität hatten wahren können, blieben von direkten Kriegsschäden verschont, aber selbst sie waren in vielen Bereichen unterversorgt. Vor dem Krieg hatte Europa mehr Güter eingeführt als exportiert, vor allem Nahrungsmittel und Rohstoffe. Den Unterschied glich es mit Einkünften aus seinen Auslandsinvestitionen sowie aus Dienstleistungen im Finanz- und Transportwesen aus. Unmittelbar nach Kriegsende ging es weniger um einen Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft als vielmehr zunächst um die Linderung des ärgsten Elends. Hilfe gelangte im Wesentlichen aus Amerika nach Europa. (CARE Pakete etc.)
Im Gegensatz zu Europa gingen die USA mächtiger denn je aus dem Zweiten Weltkrieg hervor so wie auch Kanada und andere Mitglieder des Commonwealth und einige lateinamerikanische Länder, die allesamt nicht als Kriegsschauplatz dienten. Ihre Industrie und Landwirtschaft hatten während des Krieges von hoher Nachfrage profitiert. Die von den USA befürchtete schwere Depression für die Nachkriegszeit blieb aus, denn sobald die Rationierungen und Preiskontrollen durch die das Preisniveau während des Krieges künstlich niedrig gehalten wurden, aufgehoben waren, brach sich die lange aufgestaute Nachfrage nach Konsumgütern Bahn. Nun löste ein Kaufrausch eine derartige Nachkriegsinflation aus, dass sich die Preise bis 1948 schon verdoppelt hatten. „Aber erst der zweite Weltkrieg machte die USA zum Ausgangspunkt wirtschaftlicher, politischer und kultureller Globalisierungstendenzen der Nachkriegszeit.“[6] Bereits vor Ende des Weltkrieges wurden 1944 die Weichen gestellt für den Wiederaufbau der Weltwirtschaft. Auf der internationalen Konferenz von Bretten Woods (New Hampshire) unter Führung von amerikanischen und englischen Delegierten wurden die Voraussetzungen für den IWF (Internationaler Währungsfond) und die Weltbank geschaffen. Die Weltbank sollte langfristige Darlehen zum Aufbau kriegsgeschädigter Volkswirtschaften und später auch zur Entwicklung ärmerer Nationen vergeben. Der IWF sollte dafür sorgen, dass sich die Wechselkurse zwischen den verschiedenen Landeswährungen in einem bestimmten System bewegten und kurzfristig unausgeglichene Zahlungsbilanzen zwischen den einzelnen Ländern finanzieren. Ländern mit Zahlungsbilanzschwierigkeiten sollen Währungskredite gewährt werden und somit ein ausgeglichenes Wachstum des Welthandels erleichtern. Das Abkommen über den IWF wurde von 29 Mitgliedern unterzeichnet. „Der IWF hatte Mitte 1991 155 Mitgliedsländer, die sich u.a. verpflichten, die Konvertibilität ihrer Währungen zu gewährleisten und die Regeln des Fonds zur Stabilisierung ihrer Wirtschafts- und Währungsbeziehungen einzuhalten.“[7] Bretten Woods war ein Erfolg aufgrund des Vertrauens der Mitglieder in eine neue Wirtschaftsordnung und somit weltwirtschaftlichen Neubeginn. Die Konferenz markierte in wirtschaftspolitischer Hinsicht die Stunde null nach Kriegsende und wurde zu einem Ideal.
Ein weiteres Ergebnis, das seinen Anfang auf der Konferenz nahm, war das GATT (General Agreement of Tariffs and Trade). Dieses Zoll- und Handelsabkommen wurde aber erst nach vielen weiteren Treffen, die ursprünglich die Schaffung einer internationalen Handelsorganisation ITO zum Ziel hatten, 1947 in Genf unterzeichnet. Die Mitglieder verpflichteten sich, den Welthandel auf der Grundlage der Meistbegünstigung zu führen, Zollmauern abzubauen und Handelsbeschränkungen aufzuheben. 1947 hatte das GATT erst 23 Mitgliedsländer, zwei Jahrzehnte später waren es bereits über 80.
Am 5. Juni 1947 hielt der von Präsident Truman ernannte General Georg C. Marshall an der Harvard University seine Antrittsrede als Außenminister. Darin verkündete er das Wohlwollen der Amerikaner, wenn sich die Länder Europas zu einer gemeinsamen, aufeinander abgestimmten Bitte um Hilfe zusammenfänden.[8]
Das war der Beginn des sogenannten Marshallplanes als Wiederaufbauplan, nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere europäische Länder. Dieser Aufbauplan trug offiziell den Titel European Recovery Program (ERP) und stellte einen wesentlichen Schritt in Richtung wirtschaftlicher Erholung Europas dar. Bis zum Beginn des Jahres 1952 waren rund 13 Milliarden Dollar als Wirtschaftshilfe in Form von Darlehen und Schenkungen über das Europäische Wiederaufbauprogramm von den Vereinigten Staaten nach Europa geschleust worden.
Einige Jahre zuvor wurde von 16 europäischen Nationen (alle demokratischen Länder Westeuropas, einschließlich Island, die neutralen Länder Schweden und die Schweiz, Österreich und Länder, die nicht demokratisch regiert wurden wie Portugal, Griechenland und die Türkei) im Jahre 1947 das Commitee of European Economic Cooperation CEEC formiert, über das die amerikanischen Gelder des Marshall-Plans den einzelnen Staaten zuleitet werden sollten. 1948 formte sich das CEEC zur OEEC, Organization for European Economic Cooperation um. Die OEEC- Länder konnten mit den Geldern die Waren, an denen bei ihnen Mangel herrschte, aus der Dollarzone importieren. Ziele der OEEC waren die Förderung des Wiederaufbaus der europäischen Staaten und die Liberalisierung des Handels zwischen den Mitgliedsstaaten.
Große Bedeutung erlangte die Europäische Zahlungsunion EZU, denn es war maßgeblich einem Devisenmangel, vor allem der Dollarlücke anzulasten, dass der Handel gleich nach dem Krieg nicht richtig gedieh. „In vielerlei Hinsicht erschien die EZU wie eine europäische Version der Abkommen von Bretten Woods, (...).“[9] Die EZU wurde im Juni 1950 von der OEEC ins Leben gerufen. Die USA hatten dafür 500 Millionen Dollar bereitgestellt. „Das System arbeitete vorzüglich. In den rund 20 Jahren seit der Bildung der EZU weitete sich der Welthandel um 8 Prozent im Jahresdurchschnitt aus.“[10] Dieser Zuwachs ist überwiegend Europa anzurechen, sowohl dem innereuropäischen Handel als auch dem zwischen europäischen und überseeischen Nationen. Im Jahr 1961 wandelte sich die OEEC in die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD, Organization for Economic Cooperation and Development, um. Dazu gehörten dann auch die USA und Kanada sowie später auch noch Japan und Australien. Ziel der OECD ist insbesondere die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Mitgliedsländer, sowie der Entwicklungsländer. Rund ein Vierteljahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten die Industrieländer die längste Spanne eines anhaltenden Wachstums mit den höchsten Raten, die es je in der Geschichte gegeben hatte.
Nachkriegsdeutschland wurde in den 1950er Jahren als Wirtschaftswunderland bezeichnet. Der Begriff „Wirtschaftswunder“ galt als erstes dem ungemein beschleunigten Wachstum der westdeutschen Wirtschaft nach der Währungsreform von 1948. Als sich der Aufstieg aber fortsetzte während der fünfziger und sechziger Jahre, wurde der Ausdruck auf die gesamte Zeitspanne ausgedehnt. Gründe für den Aufstieg, der auch Länder wie Japan oder Italien zu Wirtschaftwunderländern machte, sind die Wiederaufbauhilfen durch die USA und ein sich anschließendes hohes Spar-und Investitionsniveau. Ein Großteil der Investitionen galt der Ausrüstung für die Herstellung neuer Produkte oder für neue Produktionsverfahren.
Die EWG als Vorläufer eines Vereinten Europas
Der Traum von einem geeinten Europa ist so alt wie Europa selbst. Das Heilige Römische Reich Karls des Großen erstreckte sich annähernd in den Grenzen wie die ursprüngliche Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Zwischen internationalen und supranationalen Vereinigungen muss strikt unterschieden werden: In einer internationalen Organisation, die keine direkte übergeordnete Gewalt ausübt, arbeiten die einzelnen Mitglieder lediglich auf freiwilliger Basis zusammen. Eine supranationale Organisation dagegen fordert den einzelnen Staaten zumindest einen Teil ihrer Souveränität ab und kann im Rahmen ihres Mandats jedes Mitglied zur Einhaltung der Pflichten zwingen. Der Völkerbund und die UNO sind Beispiele internationaler Zusammenschlüsse. Innerhalb Europas können die OEEC wie auch die meisten anderen Vereinigungen der Nachkriegszeit eher als internationale, kaum aber als supranationale Verbände gelten. Seit 1945 gab es immer wieder Vorschläge, zu irgendeiner Form supranationaler Organisation in Europa zu gelangen. Dadurch ließe sich nach Ansicht der Verfechter dieser Idee die Kriegsgefahr mindern und andere glauben, dass sich der souveräne Nationalstaat ohnehin überlebt habe. Auf wirtschaftlicher Ebene regen erweiterte Märkte die Spezialisierung sowie den Wettbewerb an, wodurch sich die Produktivität und der Lebensstand anheben. Angesichts der tief verwurzelten Vorstellungen von der nationalen Souveränität basieren die vorbereitenden Schritte zu einer supranationalen Organisation zumeist darauf, dass die wirtschaftliche Vereinigung der politischen vorausgehen müsse.
1950 schlug der französische Außenminister Robert Schuman den Zusammenschluss der Kohle- und Stahlindustrien Frankreichs und der Bundesrepublik Deutschland vor und lud weitere Staaten zum Beitritt dieser Union ein. Der Komplex Kohle und Stahl bildete das Kernstück der modernen Industrie. Die Montanunion, wie die EGKS (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl) auch genannt wird, wurde 1952 aufgrund des Schumanplans mit Sitz in Luxemburg gegründet. Gründungsmitglieder waren Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande. Das Inkrafttreten des EKGS-Vertrags wird allgemein als Geburtsstunde der europäischen Integration angesehen, da hier zum ersten Mal eine weitgehende Kooperation und Bereitschaft zum Souveränitätsverzicht stattfand.“[11] Die EKGS hatte die sogenannte „Hohe Behörde“ als supranationales Organ, das umfangreiche wirtschaftspolitische Befugnisse erhielt.
Der zweite Schritt war die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft durch die sechs Mitgliedsländer der Montanunion. Der EWG-Vertrag trat am 1.1. 1958 in Kraft. Ziel war, alle Zölle zwischen den Mitgliedstaaten Schritt für Schritt abzubauen und am Ende einen gemeinsamen Binnenmarkt zu schaffen, für den Staatsgrenzen keine Bedeutung mehr haben. Über viele Zwischenstufen war dieses Ziel 1993 erreicht. Seitdem sind alle Zölle zwischen den Mitgliedstaaten abgeschafft. Es gelten vier Freiheiten, und zwar für Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital: Waren können (zoll-)frei von einem Land ins andere transportiert werden, die Staatsbürger der EU-Staaten können sich in allen EU-Ländern frei bewegen, auf Dauer dort arbeiten (= Dienstleistungen anbieten) und wohnen. Ebenso kann Geld ohne Beschränkungen von einem EU-Land in das andere überwiesen werden. Für die 2004 dazu gekommenen Staaten gelten Übergangsfristen, bis alle diese Freiheiten auch für sie voll in Kraft sind. Im Jahr 1960 wurde durch Großbritannien, Dänemark, Norwegen. Österreich, Portugal, Schweden und die Schweiz der Beschluss zur Gründung einer Europäischen Freihandelszone (EFTA) gefasst.
Freier Reiseverkehr ohne Grenzkontrollen wird in Europa erst relativ spät durch ein entsprechendes Abkommen ermöglicht. Im Jahr 1995 trat das Schengener Abkommen in Kraft. Mehrere europäische Staaten vereinbarten darin, auf Kontrollen des Personenverkehrs an ihren gemeinsamen Grenzen zu verzichten. Das Abkommen gilt für dreizehn Staaten der europäischen Union: Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Spanien und Schweden. Hinzu kommen noch die Non- EU- Länder Norwegen und Island. Zwar entfallen in diesen Ländern die Grenzkontrollen, dafür wird aber an den Außengrenzen zu Drittstaaten strenger kontrolliert. Am 14. Juni 1985 trafen sich die Vertreter der fünf EG-Mitgliedsstaaten (damals gab es die EG, nicht die EU) Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande und Luxemburg in Schengen (Luxemburg), einem kleinen Winzerdorf nahe der Mosel, um das Schengener Abkommen zu unterzeichnen. In Ausnahmefällen, wie zum Beispiel Großveranstaltungen, kann das Schengener Abkommen für kurze Zeit außer Kraft gesetzt und durch Grenzkontrollen ersetzt werden.
Der Welthandel
Welthandel bedeutet die weltweite Verflechtung der Volkswirtschaften. Zum Welthandel wird nur der Handel zwischen selbständigen Staaten gerechnet, damit zählt etwa der US- Binnenhandel nicht zum Welthandel, wohl aber der Binnenhandel der EU, dessen Anteil am Welthandel rund 32 % beträgt. Im Welthandel dominieren die westlichen Industriestaaten, G8 – Staaten ( Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Russland, USA und Deutschland) bedingt durch folgende Faktoren:
- Sie besitzen diversifizierte Produktionsstrukturen, die sie in die Lage versetzen, die Möglichkeiten der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung überproportional zu nutzen
- Der überwiegende Teil ihres Handelsvolumens besteht aus Fertigwaren, die tendenziell im Preis steigen, so dass der Gesamtwert des Handelsvolumens ebenfalls überproportional zunimmt
- Da das Importvolumen abhängig vom Wohlstand eines Landes ist, steigt der Grad der weltwirtschaftlichen Verflechtung der Industrieländer relativ an.
-
Der Anteil der Industrieländerexporte am Weltexport liegt derzeit bei knapp 70 % mit steigender Tendenz.
In den 1970er war noch von den G5- Staaten die Rede, denn Russland, Kanada und Großbritannien waren damals noch keine Mitglieder dieses „kleinen Klubs“. Was heute als regelmäßiges Treffen der führenden Industrienationen bekannt ist, namentlich als G8- Gipfel, hatte seinen Ursprung im Jahr 1975. Ab dem 15. November trafen sich für die Dauer von einigen Tage die Regierungschefs der Bundesrepublik Deutschland, Frankreichs, Italiens, Japans und der USA im französischen Rambouillet, um über gemeinsame Maßnahmen zu beraten. „Die vierfachen Erhöhungen des Ölpreises, die dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 folgten, schienen eine fundamentale Wende in der globalen Verteilung von Wirtschaftsmacht anzuzeigen, nämlich zuungunsten der wohlhabenden industrialisierten Länder (...).“[12]
Institutionen der Weltwirtschaft
Das GATT
Das bereits im Zusammenhang mit der Konferenz von Bretten Woods erwähnte GATT war die Vorgängerorganisation der WTO. Oberste Ziele des GATT waren die Erhöhung des Lebensstandards, Beschäftigungssicherung und die Sicherung der Realeinkommen in den Volkswirtschaften der Mitgliedsländer. In mehreren Verhandlungsrunden erzielte das GATT folgende Ergebnisse für den internationalen Freihandel. Die bekanntesten waren die Verhandlungsrunden von 1963-1967, die Kennedy-Runde mit den Ergebnissen einer Zollsenkung bis 1972 um 35%, sowie ein Antidumping-Kodex. Es folgte in den Jahren 1973-1979 die Tokio-Runde die eine Senkung der Zölle um 32-40% bis zum Jahr 1987 vorsah. Die letztmalige wichtige Funktion dieser Organisation war die „Uruguay-Runde“, eine neue Runde multilateraler Handelsverhandlungen die im September 1986 in Punta del Este (Uruguay) eröffnet und am 15. Dezember 1993 abgeschlossen wurde. In den Gesprächen ging es in erster Linie um die Einhaltung und Befolgung der Handelsregeln und um mehr Disziplin der beteiligten Staaten. Ein weiteres Verhandlungsthema war die Liberalisierung des Agrarhandels. Trotz der erwähnten Verhandlungsrunden blieben zunächst Handelshindernisse und wirtschaftlicher Protektionismus bestehen.
WTO - World Trade Organization/Welthandelsorganisation.
Die WTO wurde 1995 als Nachfolgeorganisation des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) gegründet; der Sitz ist Genf. Die WTO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, hat derzeit 146 Mitglieder und ist neben dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank die wichtigste Institution zur Behandlung internationaler Wirtschaftsprobleme. Die wichtigsten Aufgaben der WTO sind: die weitere Liberalisierung des Welthandels, Senkung der Zölle, Überwachung internationaler Handels- und Dienstleistungsregelungen. Sie überprüft zudem die Handelspolitik der einzelnen Länder auf ihre GATT-Konformität und setzt Mitgliedsländer über Fehlentwicklungen ihrer nationalen Wirtschaft in Kenntnis. Darüber hinaus: „Viele Autoren sehen die WTO als etablierte Institution in der Weltwirtschaft, die trotz einiger Unzulänglichkeiten (z. B. Probleme bei der Durchsetzung von Regeln) eine wichtige Rolle im Welthandelssystem spielt.“[13] Allerdings gibt es auch Kritiker, die die WTO und ihre Funktion in Frage stellen. Der Handlungsspielraum der Welthandelsorganisation ist insofern beschränkt, als dass keine Regeln eigenständig ohne Zustimmung der einzelnen Mitgliedsländer erlassen werden können. So verkommt die WTO vermeintlich zu einem Verhandlungsforum für die einzelnen Mitglieder, ohne jedoch unmittelbar in den Welthandel eingreifen zu können.
Der IWF
Die Bedeutung des IWF bei dem Wiederaufbau der Weltwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im entsprechenden Kapitel weiter oben bereits genannt. Dennoch erscheint es notwendig, die Funktion und Bedeutung dieser supranationalen Organisation, die eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen ist, für die Weltwirtschaft näher zu beleuchten. Die Mitgliedschaft steht den Statuten des IWF zu Folge jedem souveränen Staat offen, der bereit ist, die damit verbundenen Verpflichtungen zu erfüllen. Darunter fallen etwa die Wirtschafts- und Finanzdaten offen zu legen, wirtschaftspolitische Konsultationen einzuhalten, die Wirtschaftspolitik auf das Ziel eines stabilen Wirtschaftswachstums bei angemessener Preisstabilität auszurichten, sowie ein Verzicht auf Wechselkursmanipulationen. Der IWF ist der Wächter über die Währungen und gewährt Mitgliedern Kredite bei vorübergehenden Zahlungsbilanzschwierigkeiten sowie bei strukturellen Zahlungsbilanzschwierigkeiten. Marktwirtschaftlich orientierten Ländern ist es in der Vergangenheit leichter gefallen, die Kriterien für eine mögliche Aufnahme zu erfüllen, wenngleich diese Wirtschaftsform nicht Vorraussetzung für eine Aufnahme ist. Nicht erst seit der Asienkrise Ende der 1990er Jahre gibt es Kritik am IWF und seiner Arbeitsweise. Der IWF geriet in die Schusslinie, da er offensichtlich nicht in der Lage ist, überzogene Erwartungen von Regierungen und Ländern zu erfüllen.
Der Tenor dieser Kritik lautet, die Existenz internationaler Institutionen stelle einen moral hazard dar – eine Aufforderung zu fahrlässigem Risikoverhalten (weil man sich darauf verlassen könne, dass das Risiko durch die internationalen Institutionen abgedeckt werde).[14]
ASEAN
Die Association of South –East –Asian Nations (ASEAN), die 1967 von Brunei, Indonesien, den Philippinen, Singapur und Thailand gegründet worden war, hatte zunächst weniger die wirtschaftliche, sondern vielmehr die politische Zusammenarbeit zum Ziel. ASEAN nahm sich schließlich Europa als Vorbild und die zuvor bestehenden Handelbegünstigungen für den innerasiatischen Handel wurden von einer weiteren regionalen Integration abgelöst, „ (…) aber ASEAN erscheint als zu klein, um mit der EG zu rivalisieren.“[15]
Der ostasiatische Erfolg hing stets von der Expansion des globalen Handels ab.
Regionalisierung des Welthandels
Im Welthandel bilden sich neben funktionalen zunehmend auch regionale Netzwerke heraus. Der Globalisierungsprozess bedeutet daher nicht nur eine weltweite Verflechtung der Volkswirtschaften, sondern auch eine räumliche Konzentration der Wirtschaftsaktivität (Clusterbildung). Die Weltwirtschaft ist stark durch regionale Integrationsräume geprägt, was an sich nichts Neues ist, da es schon im 19. Jahrhundert viele bilaterale Handelsabkommen in Europa gab. Die voranschreitende Globalisierung seit spätestens den 1960er Jahren erhöhte die Interdependenz der Länder und damit die Möglichkeiten und Gefahren einer Partizipation an der Weltwirtschaft. Die drei Großregionen Europa, Nordamerika und Asien-Pazifik (Triade) dominieren den Welthandel; sie liefern mehr als 80 Prozent der globalen Warenexporte. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Regionalisierung der Weltwirtschaft.
Die internationalen Handelsströme sind stark regional konzentriert. [...]. Diese starke Konzentration des Welthandels hat Befürchtungen einer Fragmentierung der Weltwirtschaft hervorgebracht. Diese sogenannte Regionalisierungsthese besagt, dass es zu einer Weltwirtschaft der drei Blöcke kommt: Asien, Westeuropa und Nordamerika.[16]
Europa ist mit über 40 Prozent der weltweit größte Warenexporteur, obwohl sein Anteil gesunken ist. Es folgen Asien-Pazifik mit 25 Prozent und Nordamerika mit über 15 Prozent; diese Regionen konnten ihren Anteil ausbauen. Die "peripheren" Cluster Afrika, Lateinamerika und übriges Asien liegen weit hinter der Triade. Während Lateinamerika aber aufgeholt hat, ist Afrika im Welthandel weiter zurückgefallen. Es ist also definitiv nicht so, dass alle beteiligten Nationen durch den Welthandel und zunehmenden Wohlstand profitieren. Die Länder der Dritten Welt profitieren wirtschaftlich lediglich an der Ausfuhr von ihren Rohstoffen, wobei auch diese kontinuierlich sinkt. Afrikanische Länder wie Uganda, Burundi und Ruanda hatten im Jahre 1984 einen Exportanteil zwischen 72 und 97% ihres agrarischen Hauptexportproduktes Kaffee. „Am Rohstoffexport (ohne Brennstoffe) sind die Entwicklungsländer zwar nur mit 25% beteiligt, bei einzelnen Rohstoffen ist der Anteil der Entwicklungsländer allerdings z. T. extrem hoch.“[17] Eine stärkere und profitablere Beteiligung der Entwicklungsländer an einer globalen Wirtschaft kann nur durch eine vermehrte Öffnung der Märkte der Industrieländer für Produkte der Dritten Welt und zwar nicht nur für die erwähnten Rohstoffe, sondern auch für Fertigwaren, erfolgen.
Die Handelsbeziehungen weltweit konzentrieren sich auf eine kleine Anzahl von Staaten. Etwa die Hälfte der weltweiten Warenexporte wird von acht Ländern abgewickelt; die Spitzengruppe bilden die USA, Deutschland und Japan. Besonders auffällig ist daneben die starke Expansion des chinesischen Außenhandels, der seit Beginn der neunziger Jahre mehr als doppelt so schnell gewachsen ist wie der globale Handel insgesamt. Damit ist China inzwischen der fünftgrößte Warenexporteur der Welt. Blickt man im Warenhandel zwischen diesen Ländern auf die bilateralen Ströme, so zeigt sich ebenfalls ein Muster der Handelsverdichtung. Zum Beispiel liefert Japan fast ein Drittel, China ein Fünftel seiner Warenexporte in die USA, die wiederum ein Fünftel ihrer Exporte in Kanada absetzen. Auch die enge deutsch-französische Handelsverflechtung belegt die Verdichtung im Welthandel: Mehr als ein Zehntel der deutschen Exporte geht nach Frankreich und umgekehrt etwa ein Sechstel der französischen nach Deutschland. Insgesamt sind regionale und bilaterale Konzentrationen damit ein hervorstechendes Charakteristikum des Welthandels.
Länder, die sich aufgrund ihrer politischen Gesinnung aus dem Welthandel mehr oder weniger heraushielten, waren letztlich doch auch gezwungen, ihren Anschluss zu suchen. Die Sowjetunion zerfiel in den 1990er Jahren, genau so erlebte die DDR ihren politischen Untergang. Diese Staaten betrieben überwiegend Handel mit anderen kommunistischen Staaten, so wie mit den Staaten des Warschauer Paktes oder der Volksrepublik China. Nach der Neuordnung der Welt und dem Zusammenbruch des Kommunismus in Europa und Russland, musste sich Anfang der 1990er Jahre jedoch auch der kommunistische Riese China langsam der Markt- und Weltwirtschaft öffnen.
Multinationale Konzerne
Die weltweite Verflechtung manifestiert sich in besonderem Maße in den internationalen Aktivitäten von multi- oder transnationalen Unternehmen, die sich im Besitz der westlichen Industrienationen befinden und sich dem regulierenden Einfluss von Staaten und Regierungen weitgehend entziehen können.[18]
Es gibt also weltweit wohl kaum einen Großkonzern, der seinen Handel und sein Wachstum nur auf sein Heimatland beschränkt. Im 19. Jahrhundert gründeten Unternehmen Tochterfirmen im Ausland, um Zollmauern zu umgehen und um auf geschützten Märkten produzieren zu können. Mitte der 1990er baute der deutsche Automobilhersteller BMW ein Werk im amerikanischen Spartanburg, North Carolina um dort einen Sportwagen zu produzieren, in erster Linie für den amerikanischen Markt, aber auch für den Rest der Welt. Lange ist der Hersteller auch in Südafrika mit einem Werk präsent, so wie auch VW eine Tochterfirma namens Volkswagen do Brasil in Brasilien unterhält, die in erster Linie Fahrzeuge für den lateinamerikanischen Markt produziert.
Die multinationalen Konzerne der Gegenwart, die globale Produktionsnetze organisieren, in denen einzelne Produktionsschritte auf die jeweils kostengünstigsten Standorte verteilt werden, sind aber ein Produkt der Liberalisierung der Waren- und Kapitalmärkte seit den 1970er Jahren.[19]
Günstige Produktions- und Lohnkosten sind sicherlich Hauptgründe für beispielsweise deutsche Unternehmen, Waren im Ausland produzieren zu lassen, um sie dann auf dem Weltmarkt anzubieten. Möglich gemacht hat die Produktionsverlagerung der technologische Fortschritt. So verlagerten etwa deutsche Großkonzerne in der Vergangenheit ihre Buchhaltung in das aufstrebende IT-Land Indien, weil dort wesentlich billiger gearbeitet wird als in Deutschland. Seit den siebziger Jahren können auch aufwändige industrielle Arbeitsprozesse so in verschiedene Produktionsstufen zerlegt werden, dass die einzelnen Produktionsteile am weltweit günstigsten Ort gefertigt werden. Einerseits eröffnet der Weltmarkt den weltweit l tätigen Unternehmen neue Absatzmärkte, andererseits müssen sie auch auf ihren traditionellen Absatzmärkten mit verschärfter Konkurrenz aus anderen Teilen der Welt rechnen. Die Unternehmen unterliegen einem doppelten Druck. Sie müssen Produkte so effizient und qualitativ hochwertig herstellen wie möglich und dabei ständig die Kosten senken, um mit den Angeboten der internationalen Konkurrenz mithalten zu können.
Heute sind von den 100 größten ökonomischen Akteuren auf der Welt 50 multinationale Konzerne. Der Jahresumsatz von General Motors liegt über dem Bruttoinlandsprodukt Dänemarks, Ford rangiert vor Südafrika, Toyota, Exxon und Shell setzen mehr um, als Norwegen, Polen und Portugal erwirtschaften, IBM mehr als Malaysia und Nestlés Wirtschaftskraft übertrifft die von Ägypten. Durch die gegenwärtige Welle von Megafusionen entstehen immer größere Unternehmensgiganten, oder sogenannte wirtschaftliche „Global Player“, so wie vor einigen Jahren durch die Fusion des deutschen Automobilherstellers Daimler Benz mit dem amerikanischen Unternehmen Chrysler zur Daimler-Chrysler AG.
Der globale Luftverkehr
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann die eigentliche Entwicklung des internationalen Flugverkehrs. Sicherlich gab es auch zuvor Flugverbindungen, so konnte man als zahlender Passagier bereits in den 1920er Jahre mit europäischen Fluglinien zu nahezu allen Städten in Europa fliegen. Die DLR (Deutsche Luft-Reederei), eine Vorgängergesellschaft der Deutschen Lufthansa betrieb im Jahr 1921 ein Streckennetz von etwa 3 095 km Länge. In den Vereinigten Staaten gab es in den 1930er Jahren ein umfassendes, transkontinentales Netz an Flugverbindungen, angeboten von den Fluggesellschaften TWA und United Airlines.
Im Jahre 1958 wurde mit der Boeing 707 das erste interkontinentale Düsenverkehrsflugzeug bei der Fluggesellschaft PANAM in Dienst gestellt. „The move to jet aircraft, which, after the false start of the Comet 1, began in earnest with the introduction of the Boeing 707 by Pan Am in 1958, complimented the European route realignment towards the Atlantic.”[20] Die Aufnahme von Flugverbindungen über den Nordatlantik ließ die neue und die alte Welt zusammenrücken. Jet-Flugzeuge lösten die alten Propellermaschinen ab und zumindest in den Vereinigten Staaten wurde auch die Eisenbahn beim Personenverkehr weitgehend verdrängt. Die Luftfahrt nahm einen raschen Aufschwung und die transkontinentale Flugreise veralltäglichte sich. Die Überwindung des Raumes war keine große Unternehmung mehr, so wie in den Pioniertagen der kommerziellen Luftfahrt.
Die 1970er Jahre bescherten der internationalen Luftfahrt einen weiteren Wachstumsschub, der auch durch die Ölkrise am Ende des Jahrzehnts kaum gebremst werden konnte. Fluggesellschaften wie Boeing oder Lockheed brachten Großraum-Flugzeuge wie den Jumbo Jet oder die Tristar auf den Markt, die nicht nur bei Linienfluggesellschaften eingesetzt wurden, sondern auch bei Charterfluggesellschaften. Die neuen Flugzeuge mit ihrer Geschwindigkeit, Reichweite und Größe revolutionierten den Weltluftverkehr wie nichts zuvor. Mit der Indienststellung dieser Flugzeuge sanken auch die Ticketpreise, da die größeren Kapazitäten wirtschaftlicher einzusetzen waren und gleichzeitig der internationale Wettbewerb zunahm. Die Ticketpreise für eine ca. 1000 km lange Flugstrecke innerhalb Europas sanken von knapp 450 US-Dollar in den 1960er Jahre auf knapp 250 US-Dollar im Jahr 1977.
Das Jet-Zeitalter hatte auch den Luftfrachtverkehr in neue Bahnen gelenkt. Waren, die zuvor tagelang unterwegs waren, eventuell sogar wochenlang auf dem Seeweg, konnten innerhalb kürzester Zeit an ihrem Bestimmungsort zugestellt werden. Für den weltweiten Handel ergaben sich somit völlig neue Rahmenbedingungen. Nicht nur die Lufthansa bot Anfang der 1970er Jahre Passagierflüge in die ganze Welt an, sondern sie musste sich das Geschäft teilen mit Konkurrenten aus dem europäischen, und außereuropäischen Ausland. Das Flugzeug wurde zu einem Massentransportmittel, was bis zu 400 Passagiere über weite Distanzen an nahezu jeden Punkt der Erde befördern konnte. Die Urlaubsreise wurde für viele Menschen zu einer Flugreise. Es entstand ein globales System von Flughäfen und Flugsicherungsdiensten.
Luftfahrtgesellschaften waren aber - in den meisten Fällen bis in die Gegenwart - keine nach marktwirtschaftlichen Prinzipien geführten Unternehmungen, sondern oft hoch subventionierte nationale Prestigeobjekte, die auf abgeschotteten Märkten operierten.[21]
Nahezu alle europäischen Fluglinien waren in staatlichem Besitz, während amerikanische Fluggesellschaften von Anfang an privat geführt wurden, wenngleich sie auch staatliche Zuschüsse erhielten.
Der stärkste Einfluss, den die weltwirtschaftliche Globalisierung für Fluggesellschaften mit sich brachte, war die notwendige Bildung von Allianzen in der Mitte der 1990er Jahre. Wirtschaftliche Gründe sorgten dafür, dass nach und nach keine Fluglinie sich mehr in der Lage sah, langfristig vollständig unabhängig zu operieren. Mit der STAR ALLIANCE entsteht 1997 das erste, mehr oder weniger globale Luftfahrtbündnis, als sich Fluggesellschaften der Länder Deutschlands, Skandinaviens, der USA, Kanadas und Thailands zusammenschließen. Fluggesellschaften sind Konzerne, die ihren Umsatz weltweit erwirtschaften, da sie in jedem Land Flugscheine verkaufen, oder aber ihre Dienstleistung seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt auch über das Internet anbieten. Durch das Partizipieren an einer Allianz senken Fluggesellschaften ihre Kosten, indem sie sich aus unrentablen Märkten zurückziehen können und diese stattdessen von Allianzpartnern bedienen lassen. Aber auch anderweitig lassen sich Synergien nutzen, wie zum Beispiel bei gemeinsamer Wartung von Flugzeugen, der Passagierabfertigung oder dem gemeinsamen Einkauf und der Bestellung von neuen Flugzeugen, da bei den Herstellern durch ein gemeinsames Auftreten bessere Konditionen erzielt werden können. Für den Kunden ergeben sich günstigere Preise, da er mit einem Anbieter nahezu jede Destination mit Hilfe eines globalen Streckennetzes erreichen kann und er nur einen Flugschein kauft, obwohl er eventuell die Fluggesellschaft mehrfach wechseln muss, um sein Ziel zu erreichen. Das beste Beispiel für die globalisierte Luftfahrt ist ein Kanadier, der mit einer deutschen Fluglinie über die Drehkreuze Frankfurt oder München nach China reist.
Von 1980 bis Ende der 1990er Jahre ist das Fluggastaufkommen weltweit um ca. 70% auf rund 1,3 Mrd. Passagiere gestiegen. Für das Jahr 2005 schätzte man bereits zwei. Mrd. Passagiere. Deutlicher noch hat die Verkehrsleistung im Güterverkehr zugenommen, waren es 1982 nur etwa 31 Mrd. Tonnenkilometer, waren es 1995 bereits 84 Mrd. Tonnenkilometer. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar, da Schwellenländer wie China oder Indien erst seit kurzem an Entwicklung und Wachstum des weltweiten Luftverkehrs teilnehmen. Der chinesische und indische Markt offerieren lokalen, aber genauso auch internationalen Fluggesellschaften enormes Wachstumspotential. Vor allem in Indien ist durch das Wegbrechen des Monopols der staatlichen Fluggesellschaft und der Gründung zahlloser sogenannter Billigfluggesellschaften Fliegen für einen großen Teil der Bevölkerung erschwinglich geworden. Chinesische Fluggesellschaften, die sich jahrzehntelang auf den heimischen Markt konzentrierten, drängen sich nach der marktwirtschaftlichen und politischen Öffnung des Landes auf den internationalen Markt mit guten Aussichten auf Erfolg.
Neben den großen Drehkreuzen des weltweiten Flugverkehrs, wie London-Heathrow, Chicago, Frankfurt oder Paris wird sich der Flugverkehr auch in Zukunft wahrscheinlich überwiegend als point-to-point Verbindungen zwischen den sogenannten „Global Cities“ abspielen, wie etwa zwischen Frankfurt und Singapur oder etwa zwischen Tokio und New York. „Urban research established that the globalisation activity was particularly felt in a few very large cities with special roles in the world´s finance, banking and corporate activities and these places have consequently been labelled `world cities`. “[22]
Zusammenfassung
Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Entwicklung der Weltwirtschaft bis zum heutigen Tag ein kontinuierlicher Prozess gewesen ist. Stellt man sich die Entwicklung als eine Art Diagramm dar, so ist es wahrscheinlich weniger eine im Verlauf der Jahrzehnte stetig nach oben zeigende Kurve, sondern vielmehr ein von seichten Wellenbewegungen bestimmter Kurvenverlauf. Die Wellen kennzeichnen Einschnitte, von denen die Weltwirtschaftsentwicklung betroffen war, wie etwa im dem Jahr 1929 und den Folgejahren, der Ölkrise in 1970er Jahren oder aber der Krise in den asiatischen Staaten in der Mitte der 1990er Jahre. Fraglich ist, ob man eigentlich von Rückschlägen sprechen kann, oder doch eher von einem vorübergehenden Einbruch in der ansonsten stetigen Aufwärtsentwicklung.
Letztlich haben die Krisen in der Weltwirtschaft nur vorübergehenden Schaden, aber keinen direkten Stillstand über Jahrzehnte hinweg bewirkt, sondern vielmehr hat die Entwicklung danach sich eher noch beschleunigt, natürlich auch mit Hilfe der fortschreitenden technologischen Innovationen. Die Weltwirtschaft war immer ein Prozess innerhalb der Globalisierung und hat die weltweite Interaktion über Epochen hinweg gefördert. Bereits in der Vergangenheit hat sich herausgestellt, welche Länder Gewinner und wer die Verlierer der Globalisierung sind und es bleibt abzuwarten, ob in der Zukunft zunehmend auch Verlierer zu Gewinnern werden, indem sie in zunehmendem Maße an der Weltwirtschaft partizipieren, so wie es die Volksrepublik China oder einige Länder Lateinamerikas vorgemacht haben.
Die hier vorgelegte Arbeit spart die Bildung des Sowjet-Blocks und seine Planwirtschaft komplett aus, da diese Wirtschaftsform in weltwirtschaftlicher Hinsicht nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat und als historischer Stoff separat zu betrachten wäre. Ich habe mich bemüht, einen recht umfassenden Überblick zu geben zu der gestellten Thematik und Problematik und zugleich versucht, einen Schwerpunkt zu setzen auf die Entwicklung der Weltwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, sowie einen bedeutenden Zweig der Weltwirtschaft.
Literaturverzeichnis
Rondo Cameron: Die Geschichte der Weltwirtschaft. 2. Bde. Stuttgart 1991-1992
Philipp von Carlowitz: Regionalismus in der Weltwirtschaft. Diss. Trier 2003
Norbert Eickhof: Globalisierung und die Gefahr eines Race to the bottom, in: Globalisierung und regionale Modernisierung von Wirtschaft und Politik, hrsg. von Prof. Dr. Paul J.J. Welfens und Prof. Dr. Hans Gerhard Strohe. Köln 2005
Harold James: Rambouillet, 15. November 1975. Die Globalisierung der Wirtschaft. München 1997
Harold James: Der Rückfall. Die neue Weltwirtschaftskrise. München 2003
Eckart Koch: Internationale Wirtschaftsbeziehungen. Eine praxisorientierte Einführung. München 1992
Peter Lyth and Hans Liudger Dienel: Flying the Flag. European Commercial Air Transport since 1945. New York 1998
Jürgen Osterhammel und Niels P. Petersson: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen Prozesse Epochen. München 2003.
Ulrich B. Stoll: Strategic Management in Global Air Transport. Diss. St. Gallen 2004
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[1] Norbert Eickhof: Globalisierung und die Gefahr eines Race to the bottom, in: Globalisierung und regionale Modernisierung von Wirtschaft und Politik, hrsg. von Prof. Dr. Paul J.J. Welfens und Prof. Dr. Hans Gerhard Strohe. Köln 2005. S.1.
[2] Eickhof: Globalisierung und die Gefahr eines Race to the bottom. S.4.
[3] Rondo Cameron: Geschichte der Weltwirtschaft. 2. Bde. Von der Industrialisierung bis zur Gegenwart. Stuttgart 1991-1992. S.9.
[4] Osterhammel und Petersson: Geschichte der Globalisierung. S.54.
[5] Cameron: Geschichte der Weltwirtschaft. S. 213.
[6] Jürgen Osterhammel und Niels P. Petersson: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen. München 2006. S. 85.
[7] Eckart Koch: Internationale Wirtschaftsbeziehungen. Eine praxisorientierte Einführung. München 1992. S. 389.
[8] Rondo Cameron: Geschichte der Weltwirtschaft. 2. Bde. Von der Industrialisierung bis zur Gegenwart. Stuttgart 1991-1992. S. 234.
[9] Harold James: Rambouillet, 15 November 1975. Die Globalisierung der Wirtschaft. München 1997. S. 78.
[10] Cameron. Geschichte der Weltwirtschaft. S. 239.
[11] Koch: Internationale Wirtschaftbeziehungen. S. 203.
[12] Harold James: Rambouillet, 15 November 1975. S. 8.
[13] Philipp von Carlowitz: Regionalismus in der Weltwirtschaft. Trier 2003. S. 172.
[14] Harold James: Der Rückfall. Die neue Weltwirtschaftskrise. München 2003. S. 319.
[15] Harold James: Rambouillet, 15. November 1975. S. 225.
[16] Philipp von Carlowitz: Regionalismus in der Weltwirtschaft. Trier 2003. S. 17.
[17] Koch: Internationale Wirtschaftsbeziehungen. S.57.
[18] Koch: Internationale Wirtschaftsbeziehungen. S. 117.
[19] Osterhammel und Petersson: Geschichte der Globalisierung. S.98.
[20] Peter Lyth and Hans-Liudger Dienel: Introduction, in: Flying the Flag. European Commercial Air Transport since 1945, ed. by Hans Liudger Dienel and Peter Lyth. New York 1998. S. 5.
[21] Osterhammel und Petersson: Geschichte der Globalisierung. S.97.
[22] Ulrich B. Stoll: Strategic Management in Global Air Transport. Bamberg 2004. S. 271.
- Citation du texte
- Michael Doris (Auteur), 2007, Die Entstehung der Weltwirtschaft seit 1850, mit Schwerpunkt auf der Wirtschaftsentwicklung seit dem Ende des zweiten Weltkriegs und der Bedeutung des globalen Luftverkehrs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110735
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