Diese Facharbeit beschäftigt sich mit dem Katanga-Syndrom des globalen Wandels. Das Katanga-Syndrom beschreibt einen Abbau nicht-erneuerbarer Ressourcen, welcher zur Umweltdegradation in Form von Ökosystemschädigung oder -zerstörung, welche zu temporären, aber auch irreversiblen Schäden an der Umwelt führt. Dieses wird auf die Nordsee bzw. die Förderung der nicht-erneuerbaren Ressourcen Erdöl und- gas in derselben, welche gemein unter dem Begriff „Nordseeöl“ zusammengefasst werden, angewandt. Im Hauptteil wird die Region zunächst verortet und geschichtliche Gegebenheiten werden zusammengefasst. Anschließend wird der anthropogene Einfluss auf verschiedene Sphären analysiert und eingeordnet. Anschließend werden diese Einflüsse im Fazit zusammengefasst und Lösungsansätze formuliert.
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Verortung und Geschichte
Wirtschaft
Gesellschaftliche Organisation
Hydrosphäre
Biosphäre
Bevölkerung
Atmosphäre
Technik/ Wissenschaft
Fazit/ Lösungsansätze
Quellen
Vorwort
Vor anderthalb Jahren las ich das Buch der „Schwarm“ von Frank Schätzing und war fasziniert von diesem Science-Fiction-Thriller, der sich mit dem realen und fiktionalen Phänomenen Ozeanologie beschäftigt. Auch wenn die Handlung reine Fiktion ist, weist er zu Beginn der einen sehr detailreichen und wissenschaftlichen Realitätsbezug auf. So ergibt es sich, dass z. B. das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel am Buch mitwirkte und nun, 16 Jahre nach Veröffentlichung des Buches, eine Studie zum Methanaustritt um Bohrlöcher veröffentlicht, welche ein Phänomen bestätig, dass schon 2004 im Roman beschrieben wurde.
Zudem interessiert mich der Abbau von nicht-erneuerbaren Ressourcen aufgrund meines Interesses im Bereich Umwelt- und Klimaschutz. Daher beschäftige ich mich in dieser Arbeit mit dem Katanga-Syndrom in Bezug auf das sog. Nordseeöl.
Einleitung
Der Begriff „Nordseeöl“ beschreibt Öl und Gas (Kohlenwasserstoffe), welches unter der Nordsee lagert, bzw. gefördert wird. Es wurde in den 1960er Jahren entdeckt und 1971 erstmals gefördert. Die Anrainerstaaten Norwegen, Großbritannien, die Niederlande, Dänemark und Deutschland sind an der Förderung beteiligt.1 Die Förderung von Öl aus dem Nordseegebiet hatte 2019 einen Anteil von 3,9% an der globalen Erdölförderung. Den größten Anteil an der globalen Erdölförderung hatte europäisches Öl aus dem Nordseegebiet 1996 mit 9,6%.2
Diese Facharbeit beschäftigt sich mit dem Katanga-Syndrom des globalen Wandels. Dieses wird auf die Nordsee bzw. die Förderung der nicht-erneuerbaren Ressourcen Erdöl und- gas in derselben, welche gemein unter dem Begriff „Nordseeöl“ zusammengefasst werden, angewandt. Im Hauptteil wird die Region zunächst Verortet und geschichtliche Gegebenheiten werden zusammengefasst. Anschließend wird der anthropogene Einfluss auf verschiedene Sphären analysiert und eingeordnet. Anschließend werden diese Einflüsse im Fazit zusammengefasst und Lösungsansätze formuliert.
Das Katanga-Syndrom beschreibt einen Abbau nicht-erneuerbarer Ressourcen, welcher zur Umweltdegradation in Form von Ökosystemschädigung oder -zerstörung, welche zu temporären, aber auch irreversiblen Schäden an der Umwelt führt. Diese Umweltzerstörung tritt meist in zwei Formen auf. Zum einen in morphologische Konsequenzen des Ressourcenabbaus durch z. B. die Verschiebung großer Materialmassen und damit verbundene Veränderung der Landoberfläche. Zum anderen in der Freisetzung und Akkumulation toxischer Stoffe, wie zum Beispiel bei einer Ölpest. Charakteristisch für das Katanga-Syndrom sind außerdem der (teilweise) Einsatz von veralteten Fördertechnologien, fehlende Umweltschutzstandards, eine Beteiligung staatlicher Großkonzerne und Politikversagen.
Das Katanga-Syndrom wurde nach er Provinz Katanga in der Demokratischen Republik Kongo benannt, wo die Exploitation von Bodenschätzen zu einer Zerstörung der beteiligten Ökosysteme führte. Dieser Mechanismus bzw. das Syndrom sind weit verbreitet.3
Verortung und Geschichte
Die Nordsee liegt im Norden Europas und erstreckt sich an den äußersten Rändern ungefähr von 50° bis 62° nördlicher Breite und von 4° westlicher Länge bis 9° östlicher Länge und hat eine Gesamtfläche von ca. 750 000 km². Sie ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans.4 Die Wassertiefe variiert stark, vom flachen Wattenmeer bis zur maximalen Tiefe von 725m in der norwegischen Rinne. Anrainerstaaten der Nordsee sind Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Belgien, Niederlande, Frankreich und Großbritannien.5
Das erste Erdgasfeld wurde 1958 in der Nähe des Ortes Slochteren, der im Norden der Niederlande liegt, entdeckt.6 Anschließend fanden in den 1960er Jahren viele Probebohrungen, zunächst in den Niederlanden und später immer weiter in Richtung Norden, statt. Doch bis zu jener Zeit beanspruchte keiner der Anrainerstaaten mehr als das Gebiet der 12-Meilen-Zone für sich. Doch aufgrund der entdeckten Bodenschätze, wurde von 1965 bis 1971 der Nordseeboden vollständig unter den Anrainern aufgeteilt und mit Beginn der 1970er Jahre begann man mit der Förderung des Nordseeöls.
Als 1973 und 1979 die Ölpreise aus geopolitischen Gründen stark anstiegen, wurde den Anrainern bewusst, wie abhängig sie von ausländischem Öl waren und wollten durch eine vermehrte Förderung des Nordseeöls, die Abhängigkeit von den OPEC-Staaten (Organisation erdölexportierender Länder) vermindern. Gerade Nordwege investierte verstärkt in die staatlichen Unternehmen Statoil und Norsk Hydro. In den folgenden Jahren wurde die Förderung von Nordseeöl immer weiter ausgebaut, sodass heute rund 450 Bohrinseln in der Nordsee Öl und Gas fördern. Darunter auch die größte Bohrinsel der Welt beim norwegischen Troll-Feld, welches ebenfalls das größte Erdgasfeld der Welt ist.
Wirtschaft
Auch wenn europäisches Öl aus dem Nordseegebiet 2019 nur einen Anteil von 3,9% an der globalen Erdölförderung hatte, ist die wirtschaftliche Bedeutung von Nordseeöl nicht zu unterschätzen.
Die Europäische Union exportierte 2019 fossile Brennstoffe im Wert von 342,4 Milliarden Dollar, was 5,4% des gesamten Exportvolumens der EU ausmacht. Damit sind fossile Brennstoffe das fünftwichtigste Exportgut der EU.7 Doch für die beiden Nicht-EU-Staaten Norwegen und Großbritannien hat das Nordseeöl eine noch größere wirtschaftliche Relevanz.
In Norwegens Wirtschaft kommt fossilen Brennstoffen eine tragende Rolle zu. Das Land begründet seinen Wohlstand auf dem Export von Nordseeöl, denn 54,4% des exportierten Warenwerts bestand aus fossilen Brennstoffen und zwar aus Nordseeöl im Wert von insgesamt 59,9 Milliarden Dollar.8 Außerdem ist Norwegen global der zweitgrößte Erdgasexporteur. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der staatliche Großkonzern „equinor“ (Fusion aus Statoil und Norsk Hydro), bei Erdgas für 70% der norwegischen Exporte verantwortlich ist.9
In Großbritannien spielt der Export von fossilen Brennstoffen eine weniger große Rolle als in Norwegen, dennoch machte der Export von fossilen Brennstoffen im Wert von 40,4 Milliarden Dollar im Jahr 2019 9,05% des gesamten Exportvolumens jungen Nicht-Europäers aus.10 Hier spielt des britisch-niederländische Unternehmen „Shell“ eine wichtige Rolle, welches allerdings nicht in staatlicher Hand ist.
Doch die Rohöl Förderung sinkt immer weiter. Wurden zu hoch-Zeiten 1995 noch bis zu 250 Millionen Tonnen gefördert, sinkt die Fördermenge seit dem und lag 2011 nur noch ca. bei der Hälfte, also 125 Millionen Tonnen gefördertem Rohöl11, da die Ölförderung in der Nordsee vergleichsweise Aufwändig ist und viele Ölfelder bereits ausgebeutet sind.
Gesellschaftliche Organisation
Wichtige gesellschaftlichen Organisationen im Bezug auf das Nordseeöl sind vor allem die Nationen und die beteiligten Unternehmen.
Geopolitisch hat das Nordseeöl für die europäischen Staaten und besonders für die Anrainerstaaten, die dieses fördern, eine große Bedeutung. Eigenes Öl bedeutete in den 1970ern und bis heute Unabhängigkeit von den OPEC-Staaten und deren Preisen. Diese Bedeutung, für die ansonsten importabhängigen Staaten, senkt allerdings auch die Hemmschwelle, die Umweltdegradation durch den Abbau dieser nicht-erneuerbaren Ressourcen hinzunehmen.
Daraus resultieren außerdem sehr unterschiedliche Umweltstandards in den verschiedenen Anrainer Staaten. Beispielsweise wird in Deutschland beim Verlassen eine 100m großer Betonverschluss gefordert, während in Großbritannien die vorgeschriebene Länge bei 30m liegt.
Hydrosphäre
Die Hydrosphäre ist im Falle vom Katanga-Syndrom im Bezug auf Nordseeöl am stärksten von den lokalen/regionalen Folgen betroffen. Diese Folgen sind allerdings auch meist eher temporär als irreversibel.
Die Schäden an der Hydrosphäre durch die Förderung von Nordseeöl entstehen hauptsächlich bei der rücksichtslosen Entsorgung von Bohrabfällen, öligem Bohrschlamm, Produktionswasser und bei Unfällen bzw. Lecks an Bohrlöchern, Bohrinseln, Pipelines und Ölfrachtern, die zum Austritt kleiner und großer Mengen von Rohöl führen. Diese austretenden toxischen Materialen können auf der Meeresoberfläche schwimmen, an den Grund sinken oder sich teileweise mit ihr vermischen. Im Durchschnitt gelangen jährlich etwa 9.000 Tonnen Öl durch die Förderung von Nordseeöl ins Meer12 und laut Greenpeace wurde bereits 2006 durch die Produktionsstätten eine Fläche von 5.000 bis 8.000 km² Nordseeboden verschmutzt.13
Im Normalbetrieb gelangt Öl meist durch Lecks in die Nordsee. Diese entstehen oft durch marode Infrastruktur z. B. ermüdetes Material, marode Pipelines oder Frachter. Diese Lecks werden häufig zu spät bemerkt. Laut der norwegischen Ölaufsichtsbehörde gebe es jährlich im Nordseesektor rund 10 bis 15 Lecks, bei denen Öl und Gas ins Meer austreten.14
[...]
1 vgl. „Nordseeöl“. Chemie.de (o. J.). https://www.chemie.de/lexikon/Nordsee%C3%B6l.html vgl. „Nordseeöl“. Wikiwand (o. J.). https://www.wikiwand.com/de/Nordsee%C3%B6l
2 vgl. eigene Berechnung. Daten: „Erdölförderung“. BMWi (20.10.20). https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Infografiken/Energie/Energiedaten/Internationaler-Energiemarkt/energiedaten-int-energiemarkt-50.html
3 Vlg. Chassel-Gintz, Martin. Harenberg, Dorothee. „Basismaterialien „Syndrome des Globalen Wandels““. BLK-Programm „21“ - Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. (Berlin, 2002). http://www.institutfutur.de/transfer-21/daten/materialien/Werkstattmaterialien/01.pdf
4 Vgl. „Nordsee“. Wikipedia. (7.6.21). https://de.wikipedia.org/wiki/Nordsee
5 Vgl. Poggel, Martina. „Geographie der Nordsee“. die ganze Nordsee. (o. J.). https://die-ganze-nordsee.de/geographie
6 Vgl. „Nordsee - Erdöl- und Erdgasförderung“. Westermann Gruppe (o. J.). https://diercke.westermann.de/content/nordsee-erd%c3%b6l-und-erdgasf%c3%b6rderung-978-3-14-100800-5-120-1-1
7 Vgl. Workman, Daniel. „European Union’s Top 10 Exports “. Word’s Top Exports (o. J.). https://www.worldstopexports.com/european-unions-top-10-exports/
8 Vgl. „Norway (NOR), Exports, Imports and Trade Partners”. OEC – The Observatory of Economic Complexity (o. J.). https://oec.world/en/profile/country/nor?depthSelector1=HS2Depth&depthSelector2=HS2Depth
9 Vgl. „Erdgas aus Norwegen“. Equinor ASA (2021). https://www.equinor.de/de/erdgas-aus-norwegen.html
10 Vgl. „United Kingdom (GBR), Exports, Imports and Trade Partners”. OEC – The Observatory of Economic Complexity (o. J.). https://oec.world/en/profile/country/gbr?depthSelector1=HS2Depth&subnationalDepthSelector=HS2Depth
11 Vlg. „Förderung wird bedeutungslos: Nordseeöl versiegt“. N-TV (08.09.12). https://www.n-tv.de/wirtschaft/Nordseeoel-versiegt-article7168926.html
12 vgl. „Nordseeöl“. Wikipedia (08.06.21). https://de.wikipedia.org/wiki/Nordsee%C3%B6l#Erste_Entdeckungen
13 Löffler, Roland. „Milliardenquelle im Wattenmeer“. DasParlament (19.06.2006)
14 Briseño, Cinthia. „Sicherheitsmängel: Dokumente enthüllen Unfälle auf Nordsee-Bohrinseln“. Spiegel (06.07.11). https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/sicherheitsmaengel-dokumente-enthuellen-unfaelle-auf-nordsee-bohrinseln-a-772703.html
- Citation du texte
- Anonyme,, 2021, Katanga-Syndrom am Beispiel des Nordseeöls, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1104376
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