Inhalt
Vorwort
Einleitung
Comics – Geschichte, Definition und Bedeutung
Bibel im Comic – Geschichte und Sinn
Die vier Evangelien – Eine Zusammenfassung
„Bibel im Bild“ – Ein gescheiterter Versuch der Evangelienharmonie
Vierzig Tage in der Wüste
Verurteilung und Kreuzigung
Auferstehung
Fazit
Darstellung in anderen Werken
„Der Prozess“ – Jesus von Nazareth aus humanistischer Sicht
Verurteilung und Kreuzigung
Auferstehung?
Fazit
„Jesus der Galiläer“ – Der Evangelist Lukas erzählt von ‚Jesus von Nazareth’
Vierzig Tage in der Wüste
Verurteilung und Kreuzigung
Auferstehung
Fazit
Schlusswort
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Eigenständigkeitserklärung
Vorwort
„Unzählige Bücher gibt es schon über Jesus.“ 1 So beginnt Peter Antes sein Werk über den Mann, der, als Jesus von Nazareth geboren, als Messias gepriesen und als Jesus Christus, König der Juden, getötet, in die Geschichte einging und weiterhin durch sein Handeln und seine Botschaft die weltweit am meisten verbreitete Glaubensrichtung, das Christentum, einläutete.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung1: „Bibel im Bild“ – Band 12
Peter Antes hat zweifelsohne insofern Recht, als man diese Beiträge vor allem in theologischer und historischer Fachliteratur suchen muss.
Selten zeigt sich ein fachübergreifendes Werk, abgesehen von religiösen Gemälden, religiösen
Gesängen oder christlicher Erziehung etc.
Ein Werk über die Darstellung christlicher Theologie oder Dogmatik zu meinem Thema ist fast unauffindbar.2
Diese Seltenheit zeigte sich bei der Recherche zu dieser Facharbeit insofern, als sich nicht mehr als eine Handvoll von Werken auf die – scheinbar unmögliche – Kombination von Jesus Christus und dem, was wir als „ Neunte Kunst “3 nennen, dem Comic, zu finden war.
Gerade die geringe Vielfalt der Thematisierung dieses scheinbaren Gegensatzpaares war Motivation genug, die Beziehung zwischen Jesus von Nazareth, Jesus Christus und dem Medium Comic aufzuzeigen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung2: „Die Menschenrechte“
Zur näheren Betrachtung habe ich drei Comics bzw. Comicreihen ausgewählt. Diese Zahl ergibt sich nicht allein aus Platz- und/oder Zeitmangel
innerhalb dieser Facharbeit, sondern vielmehr aus der bereits angesprochenen geringen Vielfalt sowohl der Sekundär-, als auch der Primärliteratur.
Die inhaltliche Qualität dieser Werke unterscheidet sich ebenso sehr wie ihre divergierte Darstellungsweise dessen, was wir als Evangelien bereits kannten oder, soviel sei verraten, noch nie gehört haben.
Nicht nur die Verwendung unterschiedlicher Evangelien, sondern auch die Verarbeitung des Inhalts innerhalb dieser trägt zur Ungenauigkeit der Bibel-Comics bei.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung3: „Jesus der Galiläer“
Sowohl die positiven als auch die negativen Eigenschaften eines jeden Comics werden im jeweiligen Fazit genauer behandelt.
Zur ungewöhnlichen Länge der Arbeit ist zu sagen, dass diese vor allem durch die Charakteristik jeden Comics zu begründen ist.
So muss, um die Frage nach der Darstellung Jesu Christi im jeweiligen Comic zu beantworten, auch der Comic an sich bewertet werden, was bei besonders niedriger bzw. besonders hoher Qualität zu einer längeren Analyse führen kann und in diesem Fall auch muss.
Einleitung
Comics – Definition, Geschichte und Bedeutung
Definition
Trotz dem ihm unterstellten Infantilismus und angeblicher Simplizität zeichnet sich das Medium Comic vor allem durch einige Charakteristiken aus, die der Leser unweigerlich mit dieser sog.
„ Neunten Kunst “4 in Verbindung bringt.
Eine der drei bekanntesten Dispositionen des Comics ist zweifelsohne die des Panels (engl. Tafel), das den Comic-Strip in verschiedene Parts einer Sequenz unterteilt.
Alleine durch seine Form ist das Panel in der Lage die Erzählung einer Geschichte in sich zu beeinflussen. So kann ein ungewöhnlich geformtes Panel durch extreme Höhe oder Breite einen Panelinhalt fokussieren oder die Periode des Geschehens verlängern.5
Genauso ist das Panel fähig, Stimmungen oder Atmosphäre einer Szene zu vermitteln.6
Mithilfe dieser sich dem Leser einprägenden Auffälligkeiten im Panel, versucht der Zeichner, den Inhalt des Panels dem Leser auch während der nachfolgenden im Hinterkopf zu festigen.7
Viel bedeutender hingegen ist der Raum zwischen zwei Panels, der sog. „ Rinnstein“, der, gemeinsam mit den durch ihn verbundenen Panels, von der menschlichen Phantasie zu einem Gedanken zusammengefasst wird.8 Dieser Vorgang wird als Induktion bezeichnet. Scott McCloud schreibt dazu:
„Comic-Panels zerlegen Zeit und Raum zu einem abgehackten, stakkatohaften Rhythmus getrennter Augenblicke. Aber die Induktion ermöglicht es uns, diese Augenblicke zu verbinden und gedanklich eine in sich zusammenhängende, geschlossene Wirklichkeit zu konstruieren.“ 9
Die Fähigkeit, einzelne Elemente zu einem Gedanken zusammenzufassen, bringt McCloud dazu, die
Induktion als Grammatik der jungen Sprache Comic zu definieren.10
Allerdings ist die Induktion auf Grund ihrer Techniken teilweise recht anspruchsvoll gestaltet, so dass sowohl erhebliche Raum- als auch Zeitsprünge die Konstruktion des Gedankens verkomplizieren.11
Da keine Sprache ohne Vokabular auskommt, wird dieses durch Symbole definiert, was bedeutet, dass dem Comic jede Kunstform, vom Naturalismus bis hin zur Abstraktion, offen steht.
Es ist dies sowohl eine Herausforderung an den Leser zu arbeiten, als auch die Einladung zur Identifikation mit dem Comic. Dabei gilt allerdings, dass die Identifikation, also die Anteilnahme an der Erzählung, mit jedem Schritt von der naturalistischen zur abstrakten Form wahrscheinlicher wird, was sowohl für die verwendete Sprache als auch für verwendete Bilder gilt.
Allerdings ist der Schluss falsch, von der Simplizität des Stils auf die Qualität der Story zu schließen12, wie „ Maus “ von Art Spiegelman beweist, in dem jüdische Mäuse ihre Verfolgung zur Zeit des Dritten Reiches zu verarbeiten versuchen.
Ein weiteres Attribut des Comics ist die Sprechblase. So ist sie sogar primäres Attribut, was sich vor allem an der umgangssprachlichen Bezeichnung „ Sprechblasenliteratur “13, als Synonym für den Comic, erkennen lässt.
Doch ist die Sprechblase viel mehr als eine grobe Umrandung für die verbalen Äußerungen einer Comic-Figur: Sie ist vielmehr ein weiteres Symbol, um Emotionen, zeitlichen Verlauf und sogar Lautstärke
zu symbolisieren. So wird „ frostige “ Sprache durch Eiszapfen, Geschrei durch eine dicke Umrisslinie und Denken durch eine Wolke anstelle einer Blase verdeutlicht.14
Zeitlicher Verlauf zeigt sich in eingerückten Sprechblasen, die in die Sprechblase des Vorredners eingerückt, und erwirkt somit den Eindruck einer zeitlichen Dialogabfolge.
Trotz all dieser Wesensmerkmale behält die Sprechblase ihre ursprünglichen Charakteristiken bei, wozu auch der Zapfen gehört, der nicht nur einen, sondern, durch mehrere Zapfen auch mehrere Sprecher einer Sprechblase zuweisen kann.15
Doch auch der Realität ferne Stilmittel des Comics sind in der Lage das eigentliche Standbild im
Panel zu „ beleben “:
- Onomatopöien, sog. „ Soundwords“ oder abfällig „Peng-Sprache“ 16 , versuchen, „ das Geräusch im lautmalenden Wort wie in seiner grafischen Darbietung (besonders farbliche Kennzeichnung, Größe, Buchstabenform etc.) zu visualisieren “17, was auch wieder Zeit- und Lautstärkenwahrnehmung beeinflussen kann.
- Ebenso wahrnehmungsverändernd wirken sog. Speed Lines oder Action Lines, zunächst „ der verzweifelte Versuch, die Bahnen sich bewegender Objekte im Raum darzustellen.“ 18 Im Laufe der Zeit wurden sie allerdings immer ausgefeilter, bis sie schließlich „fast ein Eigenleben und eine körperliche Präsenz bekamen. “19
Betrachtet man alle Kriterien, so wird man feststellen, dass Comics weder Malerei noch Literatur sind, sondern vielmehr eine ganz eigene Sprache20, eine Sprache, die das definiert, was Comics eigentlich sind: „ Zu räumlichen Sequenzen angeordnete, bildliche oder andere Zeichen.“21
Geschichte
Ebenso vielfältig wie die Charakteristik des Comics ist die Antwort auf die Frage seines Ursprungs. Zwar wird als offizieller Geburtstag des Comics der 16. Februar 1896 genannt, als die Bilderserie
„ Yellow Kid “ des amerikanischen Zeichners R.F. Outcault erstmals erschien.22
Allerdings wurde der erste Comic-Strip bereits am 6. Juli 1890, zunächst bestehend aus zwei Panels, veröffentlicht, bis schließlich am 28. Januar 1894 sogar ein Comic-Strip mit 12 Panels auf einer ganzen Zeitungs zu lesen war.23
Doch trotz aller Genauigkeit in der Erfassung der Erscheinungsdaten beschreibt dies lediglich die
„ Durchsetzung bei einem Massenpublikum, [als dass der] Beginn der Comic-Form als Erzählkunst “24 dargelegt wird.
Daher mag der von Knigge angesprochene „Beginn der Comic-Form als Erzählkunst“, auf Grund der scheinbaren Jugend des Comics einfach zu ermitteln erscheinen.
Trotzdem ist dies so gut wie unmöglich.
Einzelne Charakteristiken25 des Comics wurden bereits vor Jahrhunderten, gar Jahrtausenden verwandt:
Schon in der Antike wurden „ Redezuweisungen im Bild […] auf griechischen Tonvasen “26, sequentielle Bildfolge bei ägyptischen Gemälden27 und die erzählende Symbolik im Faltbuch über den Herrscher „ Jaguarkralle “ aus dem Jahre 1049 28 etc. benutzt.
Eine der berühmtesten Bildergeschichten, der „ Teppich von Bayeux“, zeigt auf einer Fläche von 70 Metern Länge und 50cm Höhe den
chronologischen Verlauf der Schlacht von Hastings im Jahre 1066 und kann somit fast als Produkt des Comics als Erzählform gesehen werden.29
Im Laufe der Jahrhunderte näherte sich die Abstraktion der Sprache immer mehr einem fast umgangssprachlichen Stil an, während die Bilddarstellung immer mehr in Richtung Abstraktion rückte und sich diese Kunstformen somit immer mehr annäherten.30
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung4: Auszug aus „Der Teppich von Bayeux“
Karikaturen aus der Mitte des zweiten Jahrtausends entwickelten sich indes immer mehr zu dem, was wir heute als Comic-Strip bezeichnen, da sie von der Abstraktion und Symbolisierung von Charakterzügen durch äußere Merkmale getragen werden, so dass die Entwicklung von eben diesen, über den oben genannten „ Yellow Kid “ bis hin zum heutigen, vielschichtigen und modernen Comic nicht mehr weit war.
Bedeutung
Die Bedeutung des Comics als ernstzunehmendes Mediums sollte eigentlich außer Frage stehen, allerdings drängen einige Faktoren das Medium immer öfter in eine Ecke, deren negative Eigenschaften von infantil bis pervers reichen.
Eine Rolle spielt dabei zweifelsohne das „ Lesealter als Formfaktor “31. So wird sowohl das Leseverhalten als auch der Anspruch der Konsumenten generalisiert, was bedeutet, dass dem 18- jährigen Leser unterstellt wird, genau so zu denken wie ein Sechsjähriger32 – selbstverständlich nur im Bereich Comics.
Allerdings lässt sich dieser Vorwurf ebenso wenig auf Comics wie auf „ normale “ Literatur anwenden, da eine Homogenisierung nicht nur unpassend, sondern teilweise auch gefährlich ist.
Der Vorwurf der Perversion, der gerade gegen sog. Underground-Comics gehegt wird, sollte als ebenso sinnlos abgeschafft werden, da diese, entgegen der sich kommerzialisierenden „ Comic- Allgemeinheit “, dem sog. Mainstream, streben und ihre qualitativ hochwertigen Produkte mit moralischen und sozial- bzw. politkritischen Inhalten spicken.33
So auch Matt Groening, der Erfinder der Serie „ Die Simpsons “, dessen sozialkritische
Veröffentlichung „ The Los Angeles Way of Death “ die Aufmerksamkeit von Oskar-Regisseur James L. Brooks erregte.34
Weiterhin sollte beachtet werden, dass es zu allen Zeiten in allen Künsten, wozu zweifelsohne auch der Comic zählt, pornographische und auch perverse, d.h. unter anderem auch sadistische und sadomasochistische, Elemente gab.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung5: „Life in Hell“ von Matt Groening (1982)
Somit wäre es falsch, einer Doppelmoral unterliegen zu wollen, die einen Zweig einer Kunstform akzeptiert, einen anderen jedoch verurteilt.
Ein noch größerer Fehler ist dies allerdings dann, wenn ein Zeichner beide Wege beschreitet, sowohl
den „ normalen “, als auch den Weg der sog. Bizarre Comics 35, so wie es bei Steve Ditko, dem ehemaligen Zeichners der Erfolgsreihe Spiderman, der Fall war.36
Somit wäre klar, dass die Bedeutung des Comics vor allem darin liegt, dass er, insofern er als eigenständiges Medium anerkannt und von seiner Vielschichtigkeit getragen wird, sowohl unterhalten und aufklären, als auch erschüttern, provozieren und zum Nachdenken anregen kann.
Bibel im Comic – Geschichte und Sinn
Geschichte
In der langjährigen Comictradition der USA fand auch die Religion ihren Platz, so dass bereits in den Anfängen der vierziger Jahre eine Reihe veröffentlicht wurde, die unter dem Namen „ Picture Stories from the Bible “ eine Auflage von 5 Millionen erreichen konnte37; „ herausgegeben von […]
M.C. Gaines [,][…] dessen Sohn William schließlich die E.C. Comics mit Gruselstories füllte […]. “38
Im gleichen Jahr erschien eine Kurzreihe in drei Bänden mit dem Titel „ Life of Christ Visualized “.39
Auch die Fünfziger blieben von kurzen, nicht weitergeführten Bibelexperimenten nicht verschont: So erschienen die „ Illustrierten Klassiker “ im Jahre 1955 erstmals auch in Deutschland, während die USA, in Form des wohl bekanntesten Comic-Verlages, Marvel Comics, in den siebziger Jahren mit einer einzigen Ausgabe einer DIN A3 Reihe glänzten.40
Die wohl erfolgreichste Bibel-Comic-Reihe ist die „ Bibel im Bild “, die auch Thema dieser Arbeit ist: Die in den frühen Sechzigern erschienene Reihe, die nun auch Teile des neuen Testaments beinhaltete, wurde sogar durch Zitate des Titularerzbischofes von Newport, F.J. Sheen, beworben.41
Die 1976 erschienene deutsche Fassung wurde zunächst nur auf das alte Testament beschränkt, da Jesus und seine Jünger zu kitschig dargestellt seien42; was aber mittlerweile aufgehoben wurde, so dass das neue Testament für Deutschland freigegeben wurde.
Sinn
Der Titularerzbischof von Newport warb mit den Worten:
„ Die Bilderbibel für alle Altersstufen ist eine hervorragende Einführung für jene, die die Bibel nicht kennen, und eine hervorragende Zusammenfassung für jene, die sie kennen.“43
Das Hauptaugenmerk ist hierbei auf den Mittelteil zu legen: ‚für jene, die die Bibel nicht kennen’. Hiermit wird das gesagt, was womöglich auch Intention der Auftraggeber war: Die Verbreitung des Bibelinhalts auf einfachem, aber attraktivem Wege, mit dem Ziel, vor allem Jugendliche und Kinder für die Geschichten der Bibel zu begeistern, um somit eine neue Generation für das Christentum zu gewinnen.
Auf die Lektüre der „ Original-Bibel “ konnte das Christentum nicht hoffen, da „[…] die Bibel als meistverkauftes Buch nicht auch das meistgelesene ist […]. “44
Die vier Evangelien – Eine Zusammenfassung
„ Wichtigste Quelle, um etwas über Jesu Leben und Lehre zu erfahren, ist das Neue Testament.“ 45 Genau aus diesem Grunde beginnt das Neue Testament mit den vier Evangelien, da diese kanonischen, d.h. zur Bibel gehörige, Quellen „ eine Art Biographie Jesu “46 darstellen.
Allerdings wäre es falsch, diese Quellen als Vorlage eines einheitlichen Jesus-Bildes zu betrachten, da innerhalb des Neuen Testaments große Unterschiede zwischen den Quellen bestehen.47
Ein weiteres Problem bei der Betrachtung der Evangelien stellt sich dadurch, dass sie kaum relevant für den historischen Jesus von Nazareth sind48, da sie von Beginn an „ in der Absicht verfaßt wurden, Jesus als den Gekreuzigten und von Gott von den Toten erweckten darzustellen.“49 Peter Antes schreibt hierzu:
„ So gesehen, sind die kanonischen Evangelien keine Verlaufsprotokolle bezüglich der historischen Ereignisse im Leben Jesu, sondern beschreiben sein Leben von dessen Beginn bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung von den Toten im Sinne eines Deutungsversuches des Geschehenen im Lichte des Osterglaubens.“ 50
Trotz allem sind die Evangelien als kanonische Quellen insofern von Bedeutung, als sie, insbesondere im Vergleich untereinander, Aufschluss über den chronologischen Verlauf der Ereignisse und ihre Einbettung in die Thematik liefern.51
Die vier Evangelien lassen sich in zwei Kategorien einteilen:
- Die Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas werden als Synoptiker bezeichnet, da sie „ ein einheitliches Grundschema als Gliederungsprinzip verwenden “52, was sie somit vergleichbar macht.53
- Der Evangelist Johannes schließt sein Evangelium aus den synoptischen Evangelien
dadurch aus, dass er sich auf andere Quellen als die Synoptiker zu berufen scheint.
Gerade dies wird dadurch interessant, dass sich das Johannesevangelium, als jüngstes Evangelium, auf die Synoptiker hätte berufen können, dies aber nicht tat, sondern vielmehr Ereignisse veränderte, verschwieg oder ihren chronologischen Verlauf abänderte.54
Johannes Bezug auf die Synoptiker hätte insofern Berechtigung gehabt, als diese auch untereinander aufeinander Bezug nahmen: So dient das Evangelium nach Markus als Quelle für Lukas und Matthäus, die sich zusätzlich noch auf eine unbekannte Quelle Q bezogen haben müssen, deren Verwendung im Johannesevangelium ebenfalls noch nicht geklärt ist.55
Alles in allem ist zu sagen, dass sich die Verkündigungen im Neuen Testament auf einige Hauptaugenmerke konzentrieren. Peter Antes dazu:
„Die Evangelien verkündigen Jesus als den Gekreuzigten und Auferstandenen, als Erfüllung der jüdischen Erwartungen […], als Mann, der Macht hat, Wunder zu bewirken, und als Messias leiden mußte […], als barmherzigen Retter […], Messias […] und Herr […], als Fleisch gewordenen […] ‚lógos’, der Kunde bringt vom Vater im Himmel […].“ 56
„Bibel im Bild“ – Ein gescheiterter Versuch der Evangelienharmonie
Vorbemerkung
Bei der Reihe „ Bibel im Bild “ handelt es sich um eine zunächst in den USA erschienene Reihe, die auf Grund ihrer kitschigen Darstellungen der Jünger und Jesu in Deutschland zunächst nur als Altes Testament auf dem Markt erschienen ist.57
Die Reihe stellt verschiedene ausgewählte Perikopen, d.h. Abschnitte der Bibel, vor, deren Ursprung, d.h. deren Evangelienbezug, zu Beginn angegeben wird, wobei sich die in dieser Arbeit verwendeten Perikopen den Bänden zwölf und dreizehn entnehmen lassen.
Vierzig Tage in der Wüste
Die „ Bibel im Bild “ beschränkt sich in der Darstellung dieser Perikope auf vier Panels, die jeweils durch kleinere Textbeiträge ergänzt werden. Angegeben ist der Bezug auf Lukas 3,1-4,4 58
Nach der vorangegangenen Taufe Jesu durch Johannes den Täufer wird die Handlung im ersten Panel durch folgende Sätze eingeleitet:
„Jesus geht allein in die Wüste. Nach vierzig Tagen hat er Hunger. Auf einmal hört er die Stimme des Teufels, der ihn verleiten will, seine Macht für sich zu gebrauchen.“ 59
Passend dazu ist ein Mann zu sehen, der auf orangebraunem Fels schreitet, den lilafarbenen Himmel im Hintergrund (Abbildung 6).
Noch divergieren Panel und Text nicht, was sich allerdings durch die Darstellung Jesu in der Totalen 60 erklären lässt, da hier weder Gesichtszüge noch andere
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: „Jesus wandert durch Wüste“
charakteristische Merkmale Jesu deutlich werden.
Allerdings lassen sich bereits jetzt Mängel in der schriftlichen Übernahme der Bibelstellen erkennen:
Wie bereits oben angegeben, wird das Erscheinen des Teufels auf einen Zeitpunkt „[ …]nach vierzig Tagen[…]“ angegeben, obwohl nach Lukas die Erprobung durch den Teufel die gesamten vierzig Tage andauerte (Lk 4,2), somit das Erscheinen des Teufels nach vierzig Tagen verfälscht wird.
[...]
1 P. Antes, Jesus zur Einführung, Hamburg 19981, S. 7
2 Zu meinem Bedauern muss ich anmerken, dass mir nicht aufgeführte Sekundärliteratur leider nicht zugänglich war, da sie erst in Literaturangaben mir sehr spät zugänglicher Werke erwähnt wurde und ich somit, eben auch auf Grund der geringen Zeit, keine Möglichkeit sah mich dieser Werke zu bemächtigen. Ich danke für Ihr Verständnis.
3 F.T. Brinkmann, Comics und Religion, Köln 19991, S. 9
4 Ebd.
5 S. McCloud, Comics richtig lesen, Hamburg 19941, S. 109
6 Ebd., S. 111
7 Ebd., S. 110
8 Ebd., S. 74
9 Ebd., S. 75
10 Ebd.
11 Ebd., S. 78ff.
12 Ebd., S. 53
13 F.T. Brinkmann, a.a.O., S. 14
14 D. Grünewald, Comics – Kitsch oder Kunst?, Basel 19821, S. 284
15 Ebd.
16 Ebd., S. 282
17 Ebd.
18 S. McCloud, a.a.O., S. 119
19 Ebd.
20 Ebd., S. 25
21 Ebd., S. 17
22 A.C. Knigge in: Ebd., S. 4
23 W.J. Fuchs und R. Reitberger, Comics-Handbuch, Hamburg 1978, S. 18
24 A.C. Knigge in: S. McCloud, a.a.O., S. 4
25 siehe Kapitel „Definition“
26 D. Grünewald, a.a.O., S. 284
27 S. McCloud, a.a.O., S. 21f.
28 Ebd., S. 18f.
29 Ebd. S. 20f.
30 Ebd. S. 154f.
31 W.J. Fuchs und R. Reitberger, a.a.O., S. 57
32 Ebd., S. 57ff.
33 Ebd., S. 38f.
34 Die Simpsons: Die komplette Season One - Collectors Edition, Film, USA 2001
35 W.J. Fuchs und R. Reitberger, a.a.O., S. 89
36 Ebd.
37 Ebd., S. 93
38 Ebd.
39 Ebd.
40 Ebd.
41 Ebd., S. 91
42 Ebd.
43 Ebd.
44 Ebd., S. 93
45 P. Antes, a.a.O., S. 13
46 Ebd., S. 16
47 Ebd.
48 Ebd., S. 54
49 Ebd., S. 55
50 Ebd., S. 42
51 Ebd., S. 41f.
52 Ebd., S. 41
53 Ebd.
54 Microsoft Encarta 1999, Suchbegriff: „Evangelium“
55 Ebd.
56 P. Antes, a.a.O., S. 42
57 W.J. Fuchs und R. Reitberger, a.a.O., S. 91ff
58 Die Zitierweise erfolgt bei Bibelstellen, indem zunächst das Evangelium, meist angegeben durch sein Kürzel, d.h. Mt für Matthäus, Mk für Markus, Lk für Lukas und Joh für Johannes, genannt wird. Anschließend werden das Kapitel und der Vers genannt, die voneinander durch ein Kommagetrennt sind. Die Angabe des Kapitels und des Verses erfolgt nach der in der Bibel angegebenen Zählweise.
59 Bibel im Bild – Band 12: Der König kommt, S. 24
60 Darstellung, bei der der Betrachter sich räumlich orientiert und der Zusammenhang der Handlung für ihn sichtbar wird
- Arbeit zitieren
- Christian Holmok (Autor:in), 2002, Die Darstellung Jesu Christi im Neuzeitmedium Comic anhand der Reihe "Bibel im Bild" und anderen ausgesuchten Beispielen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110068
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