Vor 500 – am 20. Mai 1506 - Jahren starb Christoph Kolumbus. Übrigens nicht in Armut, sondern wohlhabend und im Kampfe um die Wiederherstellung seiner Privilegien als Gouverneur der ersten spanischen Kolonie in Amerika. Kolumbus stellt im Bewusstsein der Allgemeinheit so etwas wie die Personifizierung der „großen geographischen Entdeckungen“ da. Grund genug, einmal die Hintergründe und Auswirkungen dieser Entdeckungen zu beleuchten.
Die großen geographischen Entdeckungen waren weder ein Ergebnis des Zufalls, noch waren sie nur eine Folge des Wagemutes einiger weniger Männer. Sie waren das Ende einer längeren Entwicklungslinie. Das Aufkommen neuer Technologien, starke Verwerfungen in den damaligen internationalen Beziehungen, insbesondere dem Fernhandel, und vor allem ein verändertes geistiges Klima ermöglichten nicht nur den Aufbruch in ein neues Zeitalter, sondern erfordertes dieses sogar.
2. Quellenlage und Literatur
Die Entedeckungsreisen des 15. und 16. Jahrhunderts sind, was ihre Vorgeschichte, den Verlauf und die allgemeinen Folgen betrifft, zwar erschöpfend behandelt worden – nicht zuletzt des vor einigen Jahren begangenen 500.jährigem Jubiläums der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus - die Auswirkungen auf die Geistesgeschichte hingegen sind weniger umfassend untersucht worden.
Zwar wird dieser Aspekt in jedem umfangreicheren Geschichtswerk erwähnt, aber nur selten durch komplexere Ausführungen unterlegt. Lediglich das Pirckheimer Jahrbuch von 1992(1) , einer Biographie Johannes Camers von Dienbauer(2) und Horawitz Aufsatz zum „Humanismus in Wien“(3) enthalten genauere Ausführungen zu dem von mir ausgewähltem Thema.(4) ***
(1) Pirckheimer Jahrbuch, Regensburg, 1992.
(2) Dienbauer, L. , Johannes Camers, der Theologe im Ordenskleid, Wien, 1976.
(3) Horawitz, A., Der Humismus in Wien, in: Historisches Taschenbuch, Wien, 1883.
(4) Zur Humanismusforschung gibt es ansonsten eine umfangreiche Literatur.
Inhalt
1 Einleitung
2 Quellenlage und Literatur
3 Forschungsstand und Diskussion
4 Situationsbeschreibung
4.1 Renaissance, Humanismus und Scholastik
4.2 Ursachen und Triebkräfte der Entdeckungen
4.3 Verlauf der Entdeckungen
4.4 Ergebnisse
5 Rezeption der Entdeckungen bei den Humanisten
6 Auswertung des Streites zwischen Joachim Watt, genannt Vadian und Johannes Camers
7 Resümee
8 Wichtige Kartographen
9 Literatur
10 Abbildungen
1. Einleitung
Vor 500 – am 20. Mai 1506 - Jahren starb Christoph Kolumbus. Übrigens nicht in Armut, sondern wohlhabend und im Kampfe um die Wiederherstellung seiner Privilegien als Gouverneur der ersten spanischen Kolonie in Amerika. Kolumbus stellt im Bewusstsein der Allgemeinheit so etwas wie die Personifizierung der „großen geographischen Entdeckungen“ da. Grund genug, einmal die Hintergründe und Auswirkungen dieser Entdeckungen zu beleuchten.
Die großen geographischen Entdeckungen waren weder ein Ergebnis des Zufalls, noch waren sie nur eine Folge des Wagemutes einiger weniger Männer. Sie waren das Ende einer längeren Entwicklungslinie. Das Aufkommen neuer Technologien, starke Verwerfungen in den damaligen internationalen Beziehungen, insbesondere dem Fernhandel, und vor allem ein verändertes geistiges Klima ermöglichten nicht nur den Aufbruch in ein neues Zeitalter, sondern erfordertes dieses sogar.
2. Quellenlage und Literatur
Die Entedeckungsreisen des 15. und 16. Jahrhunderts sind, was ihre Vorgeschichte, den Verlauf und die allgemeinen Folgen betrifft, zwar erschöpfend behandelt worden – nicht zuletzt des vor einigen Jahren begangenen 500.jährigem Jubiläums der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus - die Auswirkungen auf die Geistesgeschichte hingegen sind weniger umfassend untersucht worden.
Zwar wird dieser Aspekt in jedem umfangreicheren Geschichtswerk erwähnt, aber nur selten durch komplexere Ausführungen unterlegt. Lediglich das Pirckheimer Jahrbuch von 1992[1], einer Biographie Johannes Camers von Dienbauer[2] und Horawitz Aufsatz zum „Humanismus in Wien“[3] enthalten genauere Ausführungen zu dem von mir ausgewähltem Thema.[4]
Die Quellenlage ist noch unergiebiger, zumindest in Bezug auf Vadian und Camers. Ein Großteil des Vadianschen Briefwechsel ist teil kommentiert herausgegeben[5], aber nur auf Mikrofiche erhältlich. Die von Horawitz verfasste „Geschichte des Humanismus in den Alpenländern“[6] liegt nur einmal in der Stuttgarter Landesbibliothek vor. Ebenfalls nur dort sind die von Paul Ubilein herausgegebenen „Akten der theologischen Fakultät der Universität Wien“[7] vorhanden (und natürlich in Wien). Die von Hermann Wartmann und Emil Arbenz publizierten “Vadianischen Briefesammlungen der Stadtbibliothek St. Gallen“[8] sind auch nur in St. Gallen erhältlich.
3. Forschungsstand und Diskussion
Über Vadian und seine Bedeutung für den Humanismus in den Alpenländern sind im Rahmen der regionalgeschichtlichen Forschung einige Untersuchungen und Abhandlungen erschienen. Vor allem C. Bonorand hat sich hier verdient gemacht.[9] Darüber hinaus kommt bei einer um-fassenderen Untersuchung über das Wirken bedeutender Humanisten, wie etwa Reuchlin oder Erasmus, um die oft freundschaftlichen Kontakte zu Vadian nicht herum.
Von einer Forschung zu Leben, Wirken und Einfluss Johannes Camers – Vadians älterem Lehrer und späteren Diskussionspartner – überhaupt nicht reden. Außer in den o. g. Werken von Horawitz und Dienbauers ist dazu in deutscher Sprache nichts erschienen.
Im Rahmen der italienischen Regionalgeschichtsforschung gab und gibt es dazu sicherlich Untersuchungen[10], diese sind mir aber aufgrund sprachlicher Barrieren nicht zugänglich ge-wesen. Eine umfassende Publikation zum Verhältnis Vadian – Camers steht also noch aus. Dementsprechend gibt es in dieser Richtung auch keine nennenswerte Diskussion.
Abschließend zu diesem Unterpunkt möchte ich noch kurz auf die aktuelle Diskussion zum Begriff der Renaissance, des Humanismus und zum diesbezüglichen Forschungsstand ein-gehen.
Festzustellen ist, dass es über den Begriff „Renaissance“, aber auch „Humanismus“ keinen oder nur geringen Konsens zwischen Historikern, Philologen und sonstigen mit der Thematik sich beschäftigenden Fachleuten gibt. P.O. Kristelli verleiht dem Ausdruck, wenn er schreibt:
„Den verschiedenen Meinungen nach zu schließen, hat es den Anschein, als habe die Renaissance ganze 400 oder nur 27 Jahre gedauert, von der Ansicht jener Gelehrten ganz zu schweigen, die glauben, dass es die Renaissance überhaupt nicht gegeben hat.“ [11] Gentile, Carin und andere sehen den Humanismus als den „Träger der Renaissance-Kultur in einer gesamthaft neuen Lebensauffassung “, d.h. als „Abkehr von jenseitigen Erwartungen und die Neigung zu innerweltlichen Wertmaßstäben, womit zugleich eine klare Trennungslinie zwischen Mittelalter und Renaissance gezogen wird.“ [12] P.D. Walker hingegen findet, dass das „hermeneutische, das Dunkle, Geheimnisvolle und Mythische“ ebenfalls mit einwirkten, ja dass die in antiker Tradition stehende „weiße Magie“ und sogar die „schwarze, satanische Magie“ sich unter den Humanisten der Renaissance großer Beliebtheit erfreuten.[13]
In der humanistischen Forschung ist zur Zeit (Stand: 90er Jahre) derzeit folgende Methode gängig:
1. Autoren und Werk der Antike untersuchen
2. Katalogisierung derselben nach Bibliotheken
3. Erfassung der humanistischen Autoren
4. Untersuchung der von den Humanisten angefertigten Übersetzungen antiker Werke und ihre Kommentare dazu und
5. Rekonstruktion humanistischer Bibliotheken.
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Als die wesentlichen Leistungen der Humanisten werden generell die Begründung der klassischen Philologie, der Altertumswissenschaften und die Wiederbegründung einer nicht-eschatologisch aufgefassten Geschichte, die Einführung einer neuen, praktisch – rhetorischen Logik und die allgemeine Beförderung der Wissenschaften angesehen.[14]
4. Situationsbeschreibung
4.1 Renaissance, Humanismus und Scholastik
Mitte des 15. Jahrhunderts verliefen die beiden vorherrschenden geistigen Grundströmungen des christlichen Abendlandes[15] - die Scholastik und der Humanismus – zunehmend konträr.
Der Humanismus, welcher von der Wiederentdeckung der antiken Schriften ausgehend die Würde und den Wert jedes Individuums und das Streben nach Vervollkommnung des Menschen und Verwirklichung der in ihm verkörperten Idee[16] betonte, geriet in unüberbrückbaren Gegensatz zur Scholastik, weil er die empirische Wahrnehmung und die Vernunft über die überlieferten Autoritäten stellte. Denn die Scholastik versuchte das Dogma[17] der katholischen Kirche vernunftgemäß zu begründen und mit der griechischen Philosophie, vor allem der aristotelischen[18], zu vereinbaren um so den christlichen Glauben rational erfassbar zu machen – also die übernatürliche Wahrheit dem Menschengeiste näher zu bringen. In Folge dessen war von Seiten der Kirche die Beschäftigung mit Wissenschaften und Künsten forciert worden - aber alles unter der Oberhoheit der Theologie, welche Harmonie zwischen weltlicher und geistiger Sphäre zu schaffen suchte – nötigenfalls auch dadurch, dass störende Erkenntnisse ignoriert oder verboten wurden.
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Angesichts zunehmender innerkirchlicher Missstände, eines oft der Vernunft widersprechenden Dogmas und des Universalienstreites[19] bildeten sich innerhalb der Scholastik verschiedene Schulen heraus. Einer dieser Schulen entstammte Petrarca, der als einer der ersten die Synthese von antiker Kultur und Christentum als Fundament der abendländischen Kultur begriff, begrüßte und forderte. Daher gilt er als erster großer Humanist – eine Bezeichnung die die Nachwelt dieser neuen Geistesströmung verlieh. In der Folge wurden die Risse zwischen traditioneller Scholastik und dem Humanismus, der auch ein neues, lebensfreudigeres Lebensgefühl zum Ausdruck brachte, immer größer. Der Streit der zu zornigen Kampfschriften aufgelegten Humanisten mit den Scholastikern ist jedoch nicht mit einem Angriff auf die Kirche zu verwechseln.
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Zwar wurde die heidnische Antike mit ihrer gerade in der krisengeplagten Zeit des Hochmittelalters so offensichtlichen Überlegenheit in Wissenschaft, Kunst und Staatsführung als Ideal verherrlicht, welches man nachahmen und überflügeln müsse. Aber die Vorherrschaft der Kirche und des christlichen Glaubens anzugreifen lag den Humanisten fern.
Der Streit zwischen Scholastikern und den Humanisten entfachte sich vor allem an der Methode des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnes. Die Scholastiker vertrauten oft bedingungslos den Überlieferungen und Lehr-meinungen der Kirchenväter und anderer das Dogma stützender antiker „Autoritäten“, wie etwa Ptolomäus (Geometrie und Mathematik), Pomponius Mela (Geographie), Aristoteles, Plutarch (Geschichtsschreibung) und Augustinus.
Dabei verweilten sie der Ansicht ihrer Kritiker nach zu oft in nutzlosen Begriffsoperationen, allgemeinen Spekulationen und ignorierten die Wirklichkeit während die Humanisten trotz oder gerade wegen ihrer hohen Achtung der Antike der eigenen Erfahrung und Naturbeobachtung den Vorrang einräumten. Es stand also Bücherwissen gegen Erfahrungswissen. Um 1450 gewannen die Humanisten immer mehr an Boden, so dass sich die von ihnen propagierten Werke und Ideen in Europa immer mehr verbreiteten. Diesem Klima verdanken sich die großen Entdeckungsfahrten mit: der Forscherdrang und der Wille, eigene empirische Daten zu sammeln und die Entdeckungsfahrten eines Iason, Pytheas, Nearchos oder Herodot zu überflügeln[20] siegten über Stubengelehrsamkeit und den von den „Autoritäten“ beschworenen Gefahren bei Befahrung des westlichen und südlichen Okeanus.[21]
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4.2 Ursachen und Triebkräfte der Entdeckungen
Die Verschiebung des Fernhandels
Mit dem Vordringen des Osmanischen Reiches verschlechterte sich nach einer langen Zeit relativ ungestörten Fernhandels der Orienthandel immer mehr. Es kam infolge der osmanischen Zollpolitik und kriegerischen Auseinandersetzungen zu einer massiven Verteuerung der begehrten Güter – vor allem Seide, Gewürze, Papier. Während Venedig mittels seiner großen Kriegsflotte versuchte, seine alten Handelsmonopole zu verteidigen – was sich natürlich auf die Preise auswirkte - wandte sich Genua mehr dem Westen zu und trat als Finanzier von Entdeckungsreisen in Nordafrika auf. Venedig konnte sich trotz massiver Anstrengungen auf Dauer nicht gegen die Osmanen behaupten und verlor fast alle seine Kolonien und Stützpunkte im östlichen Mittelmeer und damit den direkten Zugang zu den Gütern des Orients, wodurch die Preise weiter stiegen.
Verschärft wurde die Situation noch dadurch, dass infolge innenpolitischer Wirren im riesigen Mongolenreich, welches auseinander zu brechen begann, immer weniger Karawanen aus China und Indien überhaupt die Gestade des Mittelmeeres erreichten. Gleichzeitig gingen in Europa die Erträge aus dem Gold- und Silberbergbau zurück, so dass steigenden Preisen immer weniger Geld gegenüberstand. Und insbesondere die Chinesen waren vor allem an Silber und Gold interessiert – sonst hatte das aus ihrer Sicht barbarische Abendland nichts zu bieten.
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Spanien und Portugal
Aufgrund der Knappheit der orientalischen Güter und der unglaublich hohen Gewinn-marken begann Portugal unter dem Infanten Heinrich VI. in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit der Suche eines Seeweges um Afrika herum nach Indien. Denn ein solcher Seeweg würde nicht nur eine neue und sicherere Verbindung in die legendenumwobenen Länder des Ostens herstellen, sondern zugleich die vielen Zwischenhändler und Zollstationen des traditionellen Landweges[22] umgehen und so den zu erzielenden Profit erheblich vergrößern. Die vielen Reisen der portugiesischen Erkundungsfahrten, die sich ganz vorsichtig die afrikanische Westküste Richtung Süden vortasteten, erweiterten nicht nur den Horizont nach Westen – 1419 wurde Madeira, 1432 die Azoren, 1445 Kap Verde entdeckt – sondern trugen maßgeblich zur Verbesserung der seemännischen Fähigkeiten und der Schiffe bei. So entstand aus einer Verbindung der rudergetriebenen Galeeren mit den arabischen Segel-Dhaus und den nordischen Langbooten der neue Schiffstyp der Karavelle. Neue Messgeräte wie Jakobsstab, und Astrolarium und die neuen Portulankarten ermöglichten eine weit genauere Positionsbestimmung.
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Spanien war unter Isabella von Kastilien und Leon und ihrem Gemahl Ferdinand von Aragon erstmals politisch geeint und nach der 1492 mit der Eroberung von Granada beendeten Reconquista[23] auch in der Lage vorsichtig eine eigene Außenpolitik zu betreiben und sich dem Erwerb neuer Besitzungen zu widmen. Infolge Jahrhunderte langer Kriege und Kreuzzüge auf der iberischen Halbinsel stand dem geeinten Spanien auch eine schlagkräftige Armee aus Adligen zur Verfügung, die nach der Vertreibung der letzten Muslime allerdings keine Feinde mehr hatten. Was ein erhebliches Problem darstellte. Denn kriegerische Adlige, die erstens außer kämpfen nichts anderes können und zweitens jede andere Tätigkeit für unter ihre Würde halten, mit Land und Auskommen zu versorgen ist nicht einfach und darüber hinaus stellen diese ein erhebliches innenpolitisches Risiko dar. Daher eroberte Spanien nach der Entdeckung Amerikas innerhalb kürzester Zeit riesige Gebiete: die arbeitslosen Adligen stürzten sich mit Feuereifer in die neue Aufgabe und der königliche Hof unterstützte diese Entwicklung um die potentiellen Störenfriede los zu sein.
4.3 Die Phasen der geographischen Entdeckungen
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Die Erkundungsfahrten dieser Zeit heißen „große geographische Entdeckungen“, weil sich innerhalbweniger Jahrzehnte das Wissen über Geographie und fremder Länder explosionsartig vermehrte. Betrachtet man eine Weltkarte aus dem 13. Jahrhundert, so war dem abendländischen Menschen lediglich Europa vom Atlantik bis Zentralrussland, die nordafrikanischen Küsten und ein rudimentäres Wissen über den Nahen und mittleren Orient bekannt. Von China und Indien wusste man zwar, hatte aber seit den Eroberungen Alexanders des Großen nicht viel Neues erfahren.
Erst Marco Polo brachte Neuigkeit aus dem fernen Osten nach Europa. Im Großen und Ganzen hatte sich das geographische Wissen seit dem Ausgang der Antike kaum vermehrt. Die Fahrten der Wikinger nach Amerika waren ebenso wenig allgemein bekannt geworden, wie die Berichte einzelner Missionare und Händler, die weit in den Osten gereist waren.
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Die Entdeckungen lassen sich je nach Methode, Zeitabfolge oder geographischen Gesichts-punkten in zwei bis drei Abschnitte unterteilen: methodisch in geplante und zufällige Entdeckungen, zeitlich in eine Vor- Hoch- und Spätphase und geographisch in Westindien- oder Ostindienfahrten.
In der vorbereitenden Phase segelten portugiesische Kapitäne im Auftrag Heinrichs VI. bis zum Kap der Guten Hoffnung. Diese Fahrten waren geplant und auf die Entdeckung des Seeweges nach Indien und China ausgerichtet.
Während der Hauptphase entdeckte Kolumbus auf seinem Westweg nach Indien zufällig Amerika. Daher kommt auch die alte Bezeichnung Westindien für Amerika und „Indianer“ bzw. „Indios“ für die Bewohner. 1498 erreichte Vasco da Gama nach einer geplanten Reise, die auf den Entdeckungen der anderen portugiesischen Reisen basierte, endlich Indien. 1500 entdeckte Pedro Alvares Cabral infolge eines Sturmes, der ihn weitab seines eigentlichen Kurses (er war auf dem Weg nach Indien) trieb, Brasilien und 1519 bis 1522 umsegelte Fernão de Magelhães als erster Mensch die Welt um die angenommene Kugelgestalt der Erde zu beweisen.
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In der Spät- oder erschließenden Phase wurden die neu entdeckten Gebiete systematisch, teilweise auch zufällig weiter erkundet. So unternahm Kolumbus bis 1504 drei weitere Fahrten nach Amerika, auf denen er immer noch einen Seeweg nach Indien zu finden hoffte. 1499-1502 unternahm Amerigo Vespucci mehrere Reisen entlang der mittelamerikanischen Küsten und kam zu der Schlussfolgerung, dass es sich um einen völlig neuen, den antiken Autoren unbekannten Kontinent handele. Deshalb erhielt der Kontinent auch seinen Namen und nicht den des Kolumbus. An ihn erinnern jedoch noch die Ländernamen Kolumbien und die Provinz Britisch-Columbia in Kanada. Giovanni Caboto entdeckte 1497 zufällig Nordamerika. Da die Spanier seine Entdeckung aber nicht weiter verfolgten, blieb es einige Jahrzehnte später den Engländern, Holländern und Franzosen überlassen die Gebiete der heutigen USA und Kanadas zu erforschen und in Besitz zu nehmen. 1513 erreichte Vasco Balboa nach einer anstrengenden Durchquerung Panamas die Gestade des Stillen Ozeans und erbrachte den Beweis, das Amerika definitiv nicht Indien war oder auch nur in der Nähe Indiens liegt.
4.4. Ergebnisse und Auswirkungen
Die Folgen dieser Fahrten waren ausgesprochen vielfältig und stellen eine der bedeutendsten Zäsuren in der Weltgeschichte dar. So wurde erstmals die Isolation der einzelnen Kulturräume durchbrochen, ein globaler Fernhandel entstand und Ereignisse an einem Ort konnten nun Auswirkungen am anderen Ende der Welt haben, wie insbesondere die Militärgeschichte dokumentiert.
Die Spanier konzentrierten sich in der Folgezeit auf die Entdeck-ung und Eroberung Amerikas, wo alsbald Kriegsherren wie Cortez, Pizarro, Quesada und Valdivia die hoch entwickelten Zivilisationen der Azteken, Maya und Inka vernichteten, während die Portugiesen begannen, ein groß angelegtes Stützpunktnetz zum Schutze des Seeweges nach
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Indien anzulegen. So errichteten sie Stützpunkte in Afrika, Südamerika, Indien, Südostasien und China aus denen die Kolonien Angola, Mosambique, Goa, Brasilien, Macao und zeitweise Gebiete im heutigen Indonesien[24] hervorgingen. Beide Länder erwarben somit riesige Kolonialreiche und wurden zu den ersten modernen Großmächten. England und die Niederlande begannen etwa einhundert Jahre später mit dem Aufbau eigener Kolonialreiche, unter anderem auch dadurch, dass sie Spanien und Portugal Gebiete entrissen.
Das Vordringen der Kolonialmächte leitete auch die „Europäisierung“ der Erde ein. Der abendländische Fernhandel verlagerte sich von Mittelmeer und Ostsee zu den Ozeanen und es kam zu einer massiven Steigerung des Welthandels. Die frühkapitalistische Entwicklung wurde durch den erhöhten Geldbedarf ebenfalls begünstigt. Wissenschaft und Künste erhielten neuen Aufschwung, vor allem Astronomie, Geographie, Philosophie, Ethnologie und Theologie. Später auch Botanik und Linguistik.[25]
5. Rezeption der Entdeckungen bei den Humanisten
Wie reagierten nun die abendländischen Gelehrten auf diese letztlich von ihnen selbst vorbereiteten Entdeckungen, die nicht nur den bekannten Wissenshorizont bei weitem überschritten, sondern auch den antiken Klassikern offen widersprachen?
I. Erstaunen und Neugier
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In vielen Schriften deutscher Humanisten wurden die Entdeckungen nicht nur erwähnt und gelobt, sondern die Entdecker auch genauer beschrieben. So zum Beispiel in der 1493 in Nürnberg erschienenen Schedelschen Weltchronik. Diese hebt besonders den Beitrag des Nürnberger Kosmopoliten Martin Behaim hervor, welcher nicht nur mit dem „Erdapfel“ den ersten Globus schuf, sondern aufgrund seiner Stellung als Astronom am portugiesischen Hof an einigen Entdeckungsfahrten teilzunehmen. So segelte er unter anderem mit Diego Cão ins südliche Afrika. In der Schedlschen Weltchronik heißt von ihm, dass er nicht nur mit den ptolomäischen Koordinaten vertraut sei, sondern diese aus eigener Erfahrung kenne und ein ausgezeichnetes Wissen von den Ländern und Meeren besitze.
Weltkarten fanden in dieser Zeit reißenden Absatz. So druckte Martin Waldseemüller[26] (1470-1520) ungefähr 1000 Atlanten, der er auch gut absetzten konnte.[27]
Generell war man auf jede Information über Menschen, Tiere und sonstigen Dingen aus Übersee erpich und voller Interesse am Exotischen. So schrieb Collaurius, nachdem er 1503 in Antwerpen die Berichte portugiesischer Seeleute gehört hatte, an Zeltis: „Andere, einst unbekannte Gebiete sind entdeckt.“ [28]
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Willibald Pirckheimer (1470-1530) schrieb 1503, dass er sich an einem Bericht über „indische Verhältnisse“ nicht wenig freute, da er ein neugieriger Erforscher dieser Dinge sei.[29]
Auch der Augsburger Humanist und Berater Kaiser Maximilans, Konrad Peutinger (1465-1547) gab in seiner „Descriptio Indiae“ (Beschreibung Indiens) einige Informationen an seine Zeitgenossen weiter. So tat er ihnen Kunde vom Nashorn, welche großes Aufsehen erregte.
Viele Gelehrte tauschten auch gegenseitig die von ihnen vernommenen Entdeckungsberichte aus. So schickte Johannes Stammler 1506 auf Anfrage einen Bericht an Jacob Lochers und Johannes Cuspianus Stanislaw teilte dem Olmützer Bischof 1508 mit, dass er ihm zusammen mit dem von ihm herausgegebenen „Situs Orbis“ auch Entdeckungsberichte schicken werde.[30]
II. Fachkritik und Verbesserungsvorschläge
1526 äußerte Erasmus von Rotterdam (1456-1536) sein Missfallen über den mit den Entdeckungen verbundenen Materialismus in seinem Urteil über die Missionierung der Heidenvölker: „Ich habe genau gesehen, dass von dort Beute weggeschleppt worden ist, von der Einführung des Christentums habe ich nichts gehört“.[31]
Damit brachte Erasmus einen wichtigen Kritikpunkt zur Sprache: dass die materialistische die philosophisch motivierte Entdeckungsreise ersetze.
Ähnlich äußerte sich Sebastian Brant in seinem populärem Werk „Das Narrenschiff“, wenn er satirisch schreibt: „Auch hat man seitdem von Portugal und Spanien überall Goldinseln gefunden und nackte Leut“ und nebenbei die Vermessenheit des Menschen kritisiert, bis „hinter das Meer“ rechnen zu wollen.[32]
Die Kritik richtet sich jedoch nicht gegen die Forschungsreisen an sich, sondern gegen den Materialismus als Hauptmotiv des Wissenserwerbs. Reisen und Entdeckungsfahrten sollen in erster Linie mit dem Zweck vertiefter Erkenntnis und vor allem Selbsterkenntnis durchgeführt werden. Indem man das Andere erfährt, erkenne man sich selbst. Die Inschrift des Orakels zu Delphi „Erkenne dich selbst“ war auch das Credo der Humanisten.
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Fachlich wurde vor allem Kritik an der fehlenden bzw. mangelnden Kartographie der neu entdeckten Gebiete geübt. So schrieb Luthers späterer Gegner Johannes Cochläus (1479-1552) in seiner Ausgabe von Pomponius Melas „Cosmographica“ überAmerigo Vespucci: „Er behauptet, Afrika habe eine lange Ausdehnung. Jene neue Welt sei davon völlig getrennt und sogar größer als unser Europa. Ob das wahr oder erfunden ist: zur Kenntnis der Kosmographie und Geschichte trägt dies nichts bis wenig bei. Denn sowohl die Völker wie die Örtlichkeiten jener Welt sind bis jetzt so unbekannt wie unbenannt für uns. Seereisen dorthin finden nur unter großen Gefahren statt, daher brauchen sich die Geographen darum nicht zu kümmern.“[33]
Heinreich Glarean (1488-1563) schrieb am Ende seines „De geographica liber unus“ (1528), dass diese Regionen nicht nur über die von Ptolomäus beschriebenen hinausgingen, sondern auch die Phantasie des Schreibers benötigten.[34]
Darüber hinaus wurde kritisch gefragt, ob die Entdeckungen gegenüber dem Wissenstand der Antike wirklich neu seien. So führte Konrad Peutiger 1506 Quellen an, die belegen, dass es bereits in der Antike und auch im Mittelalter Ostindienfahrten ge-geben habe – was den Tatsachen entspricht aber anscheinend in Vergessenheit geraten war.[35]
1528 zitierte Glarean aus Vergils Aeneis, wo es heißt, das sich die Pax Romana (Römischer Friede) des Augustus Oktavianus bis jenseits des Punktes erstrecke, an dem Atlas das Himmelsgewölbe trage (also jenseits der Säulen des Herakles). Glarean meinte darin einen Beweis dafür zu finden, dass den Römern die Länder westlich des Altantik zumindest vom Hörensagen bekannt waren. Dem widersprach Pirckheimer in seiner „Germaniae ex variis scriptoribus perbrevis explicatio“.[36]
Jacob Lochner forderte 1507 Johann Stamler auf, einen Vergleich der christlichen mit den nichtchristlichen Völker zu schreiben, damit man die anderen Religionen besser widerlegen könne. Diese Kulturkunde erschien 1508 als „Dialogus de diversatum genicum sectis et mundi religionibus“ (Dialog über die verschiedenen Völker und Religionen der Welt).
Darüber hinaus machten sich die Gelehrten der damaligen Zeit auch Gedanken darüber, ob und wie die Heiden Seelenheil erlangen könnten. Denn nach bisheriger kirchlicher Auffassung waren die bisher bekannten Heiden, da ihnen bereits gepredigt worden war, zur Höllenqual verdammt. Nun hatte man aber Länder entdeckt, in denen noch nie ein Christ gewesen war und deren Bewohner folglich noch nie etwas von der Heilsbotschaft vernommen hatten. Ergo könnten sie auch nicht genauso verdammt sein, wie ihre europäischen und morgenländischen Pendants.
So erhielt Kaiser Maximilian 1515 auf diese Frage von Johannes Trithemius die Antwort, dass jeder, der glaubt und sich taufen lassem, erlöst werden wird.[37]
Erasmus von Rotterdam zeigte anhand der Natürlichkeit der Nacktheit bei den Insulanern – welche bei den Europäern Abscheu und moralische Entrüstung hervorrief – die Relativität des eigenen Standpunktes bei der Beurteilung kultureller Phänomene auf. Hier zeigte sich ein für die weitere Entwicklung wichtiger Punkt: man gelangte, wenn auch sehr vorsichtig, zu der Erkenntnis, dass Ansichten vom Standpunkt des Betrachters, d.h. seinem soziologischen und kulturellen Umfeld, abhängen. Dieser Entwicklungsansatz gipfelte knapp dreihundert Jahre später in der kantschen Feststellung, dass die Form der Religion unwichtig, hingegen der Inhalt derselben entscheidend sei.[38]
III. Ablehnung und Verurteilung der Folgen
Diese geschah aus unterschiedlichen Gründen. Thomas Murner (1475-1537) setzte in seinem Werk „Inselen finden“ das Finden von Inseln mit dem Berauben von Inseln gleich und kritisierte damit die Entdeckungsfahrten als neues Raubrittertum. „Inseln finden ist keine Kunst. Inseln find ich, wann immer ich will. […Ferdinand[39] ] viele neue Inseln fand.“ In satirischer Weise kommt Murner dann zu dem Schluss: Inseln find ich, wann ich will – rauben kann ich, wann immer ich will.
Frater Iucundus Veronensis übersetzte um 1505 den Bericht von Vespuccis zweiter Reise ins Lateinische und bemerkte unter anderem: „Damit alle Gelehrten verstehen, wie Wunderbares täglich gefunden wird, und deren Vermessenheit abgestellt wird, die den Himmel und seine majestätische Herrlichkeit durchforschen und mehr wissen wollen, als zu Wissen erlaubt ist, während seit der Erschaffung der Welt deren Weite und was sie enthält, unbekannt ist.“[40]
Hier wird also explizit Bezug auf Kopernikus & Co. Genommen, welche das damalige kosmologische Weltbild durch ihre astronomischen Forschungen ins Wanken brachten und ihnen gesagt: forscht lieber hier auf Erden, als in die Sterne zu schauen und hört auf, Dinge wissen zu wollen, die nur Gott weiß (und welche tradierte Ordnung und Gesellschaft gefährden).
6. Auswertung des Streites Vadian –Camers über die Irrtümer der Klassiker
Kritik an den hochgeschätzten Klassikern gab es schon vor Kolumbus, teilweise so massiv, dass der angesehene Jurist Pandulphus Collenicus sich zu einer Verteidigungsschrift für Plinius aufgerufen fühlte, in der er unter anderem schrieb: „Lieber wollte ich irren, als dafür angeklagt zu werden, dass Plinius durch eine falsche Beschuldigung leide“ [41]
Das die Beschreibungen der Alten nicht alle bekannten Fakten enthielten, war ebenfalls bekannt. Durch die Entdeckungen eines Kolumbus, da Gama oder Magellan aber zeigte sich, dass das Wissen der Antike offenbar nicht nur unvollständig, sondern auch höchst unvollkom-men war. Das ließ vermuten, dass es auf anderen Gebieten ebenfalls große Defizite geben könnte. Defizite, deren Beseitigung das mittelalterlich – scholastische Weltbild als fehlerhaft, gar überholt, darstellen könnte. Zu vielerlei Aspekten entzündeten sich in der Folge teils hitzige Diskussionen. Ich möchte hier nur auf die Antipodenfrage[42] näher eingehen.
Augustinus schrieb dazu: „Wenn man aber sogar von Antipoden, Gegenfüßlern, fabel …, soist das schlechterdings unglaublich.“ [43] Begründet wurde diese Ansicht damit, dass aufgrund der Unermesslichkeit des Okeanus die von der Bibel verlangte Verkündigung der christliche Botschaft an alle Menschen an Antipoden unmöglich sei, ergo auch keine existieren könnten.[44] Des weiteren hatten selbst antike Autoren wie Cicero nie ernsthaft erwogen, dass es außerhalb der bekannten Welt noch weitere Kontinente geben würde. Vespucci erbrachte den unwiderlegbaren Beweis, dass es nicht nur andere und bewohnte Kontinente gäbe, sondern ganze Völkerschaften außerhalb der Oikumene[45] gab, ja einen „Kontinent… der mit Völkern und Tieren dichter besiedelt ist, als unser Europa oder Asien.“ [46] Diese Neuigkeit wurde dennoch nicht von allen als wahr angenommen und es gab viele Zweifler.
So auch Rudolf Agricola Junior, der Vadian bat, ihn in dieser Frage aufzuklären, da dieser ja in antiker Geographie bewandert[47] sei. Vadian antwortete ihm dann auch: „…dass es den Antipoden gibt, steht nach mathematischen Demonstrationen und den Reisen der Kosmographen, die dies völlig überzeugend darlegen, außer Frage.“ [48] Vadian erklärte auch, wieso der sonst so gelehrte Augustinus hier irrte: „ja es liegt ein eben kein riesigen Meer zwischen dem äußersten Westen hinter Amerika und dem fernen Osten, sondern vielmehr besitzt die Erde fast um die ganze Kugel herum eine große Zahl von bewohnten Gebieten… Und dass die äquatoriale Zone wegen Hitze nicht bewohnbar sei, war auch nur eine Ver-mutung und nicht Gewissheit.“ [49] Außerdem gäbe es ja auch Klassiker anderer Meinung. Augustinus irre nicht grundsätzlich, sondern nur manchmal und zwar dann, wenn er auf Vermutungen basierende Ansichten seiner Zeitgenossen mitverwandte.
Ptolomäus selbst – der wie Aristoteles fast vergötterte und bedeutende Hauptpfeiler des damaligen Weltbildes – schrieb, dass man sich „infolge der Veränderungen, die auf der Erde im Laufe der Zeit stattfinden … an die neueren Untersuchungen halten“ muss.[50]
1518 erschien Vadians Kommentar zur Geographie des Pomponius Mela, in dem er die Antipodenfrage erneut erörtert, die Veränderungen im geographischen Wissen der Antike gegenüberstellt und gewisse Leute kritisiert, „die wenig Zutrauen zu derartigen Darlegungen haben, so wie es jene zu tun pflegen, die niemals ihr kleines Gut verlassen […] sich dabei aber gleichwohl für gelehrt und der ganzen Natur kundig halten.“ [51]
Zwei Jahre später reagierte Camers in seinem Kommentar zur spätantiken Geographie des Solinus darauf und untersuchte die antike Debatte zur Antipodenfrage. Er kam dabei zu dem Ergebnis, dass es erstens eine lebhafte Debatte gegeben hatte, zweitens, dass der Begriff nicht eindeutig sei: „Es gibt welche, die meinen, die Bewohner des äußersten Osten und dem am meisten westlich gelegenen Region, also die Inder und die Spanier seien Antipoden“ und drittens, dass die Theologen an der Existenz der Antipoden zweifelten und so angesehene Autoren wie Lukrez derselben Meinung waren.[52] Später kritisierte er dann Albertus Magnus, der, obwohl Scholastiker, sehr aufgeschlossen war und die Antipoden nicht rundherum ablehnte, vor allem aber, weil Albertus Magnus damit Plinius und Aristoteles widersprach. Das war ein klarer Seitenhieb auf Vadians Freund Collimitus[53], welcher Magnus unabhängiges und kritische Denken bewunderte und lobte, aber auch gegen Vadian selbst, hatte dieser doch auf Fehler bei Solinus hingewiesen und Collimutus Ausgabe lobend erwähnt.
Vadians Freund reagierten empört – Collimitus: „Wie entrüstet ich bin, dass Camers, dieser Hasser aller berühmten Deutschen,Dich kein einzigen Mal im Solinus erwähnt hat, kann ich nicht schreiben [54] - und Vadian selbst verfasste einen Kommentar mit dem zurückhaltenden Titel „Einige Stellen aus dem Pomponius Mela Kommentar wiederholt und angezeigt, in deren Einschätzung und Bewertung Joachim Vadian mit dem hoch gelehrten Theologen und Minoriten Johannes Camers in seinen Erläuterungen zu Solinus nicht eben übereinstimmt.“
Fazit dieses Kommentars war, dass die Alten nicht unfehlbar waren: „keineswegs behaupte ich, es folge notwendig, dass man Aristoteles, wenn er irgend etwas nicht gewusst habe, sogleich der allgemeinen Unwissenheit anklagen könne. Niemals hat jemand alles gewusst. Freilich gibt es Leute, die zeigen, dass es Dinge gab, die Aristoteles verborgen gewesen sind, und sagen, dass er kein Gott, sondern ein Mensch gewesen sei […] Aus den Worten des heiligen Augustinus wird doch klar deutlich, dass er niemals geleugnet hätte, dass es Antipoden gebe, wenn man gelehrt hätte, das auf der Oberfläche der zusammen hängenden Erde und in den Orten, von denen die Sterblichen ohne Schwierigkeiten zusammenkommen können, Antipoden existierten, die selbstverständlich von dem einen Adam abstammen.“ [55]
Camers antwortete darauf 1522 mit seiner „Antilogia“, wo es einleitend heißt: „Denn selbst duch einen noch so kurzen Brief hättest Du von mir mehr erlangt, was Du mit diesem langen Werk nicht durchzusetzen vermagst.“ Wie ist das zu verstehen?
Offensichtlich ist sich Camers der Schwäche seiner Argumentation bewusst. Deshalb taucht bei ihm auch öfter die Formulierung, dass er lieber mit den angesehen Autoren irrt, als mit einem anderen die Wahrheit zu sagen, auf. Ferner stellt er klar, dass er selbst zur Antipoden-frage nie etwas grundsätzlich anderes als Vadia gesagt habe, sondern nur andere Meinungen anführe und letztlich die ganze Sache noch nicht entschieden sei: „Keinen Menschen kenne ich, … der früher gelebt hat oder heute mit den Lebenden lebe, den Camers bei diesem Thema über Augustinus zu stellen wagen würde, denn ich weiß doch, dass dieser in allen vornehmen Künsten durchaus nicht den untersten Platz gehalten hat.“ [56] Auch hier wieder die Berufung auf die Meinung einer vermeintlichen Autorität.
Was nun trieb Camers, trotz des offensichtlichen Bewußtseins seiner schwächeren Position an dieser festzuhalten? Reiner Autoritätsglaube kann es bei einem so gebildeten Menschen kaum gewesen sein.
Eine Erklärung gibt der weitere Kontext. Zur Antipodenfrage gab es ja auch biblische Bezüge. So von der Aufteilung der Erde unter Noahs Söhnen in der Genesis bzw. in den Evangelien, wo von der Verbreitung der guten Botschaft bis an den Enden der Erde die Rede ist. Natürlich ist in der Genesis nicht die Rede davon, dass von Noahs Erben die überseeischen Völker abstammen. Und auch in den Evangelien, unabhängig ob sich die Passage nun auf die Gegenwart der Apostel oder eine zukünftige Verbreitung der guten Botschaft beziehen, ist natürlich auch mit keinem Worte die Christianisierung der Antipoden erwähnt. Daher fragt Camers auch: „und von wem von den ersten Menschen oder von den Aposteln Christi liest man, er sei zu den Antipoden gelangt? Außer freilich, die Mathematiker hätten außer diesen noch andere Menschen erschaffen.“ [57] Hier gibt Camers selbst die Erklärung für das Festhalten an den antiken Autoritäten: er hat viel besser als Vadian erkannt, dass die Historisierung des überlieferten Wissens letztlich auch vor der biblischen Geschichte haltmachen würde. Dass sich seine Befürchtungen mit den bald ausbrechenden religiösen Wirren und späteren Aufklärung (welche die Relativität der Dinge und Interpretationen betonte) verwirklichten, sei hier nur erwähnt.
7. Resümee
Die Reaktionen auf die großen geographischen Entdeckungen am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts reichten von Neugierde und fachlichen Verbesserungsvorschlägen über fachlicher Kritik bis hin zur generellen Verneinung oder Ignorierung. Alle Humanisten bezogen sich bei ihrer Wertung der Entdeckungen unmittelbar auf antike Autoren. Sie unterschieden sich nur in der Stärke ihrer Kritik an diesen voneinander. Die Entdeckungen wurden als das antike Wissen sprengende Neuheiten erkannt. Vor allem Autoren, welche die antiken Autoritäten und frühchristlichen Kirchenväter höher als die aus materialistischen Beweggründen geführten Entdeckungsreisen schätzten, ahnten zumindest die Gefahren für das spätmittelalterlich – christliche Weltbild und die aus einer Anzweiflung desselben erwachsenden Destabilisierungen.
Die großen geographischen Entdeckungen wurden vom Großteil der Humanisten und infolge dessen vom Großteil der gebildeten Leserschaft zur Kenntnis genommen. In der Folge kam es zu Übersetzungen und Kommentaren zu den Entdeckungsberichten und einer verstärkten Kritik an den „Klassikern“. Dadurch wurden die Grundlagen für den späteren Aufbruch der Philosophie (Descartes, Bacon, Spinoza) und das damit einhergehende neue Welt- und Menschenbild gelegt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
8. Wichtige Kartographen
- Paolo del Piozzo Toscanelli (1397-1482), er berechnete den Erdumfang zu gering. Nach seinen Daten war der Westweg nach Indien kürzer als der Ostweg, was Kolumbus erst auf die Idee seine Reise brachte.
- Martin Waldseemüller (1470-1520), kartogra-fisierte Amerika als Erster als eigen-ständigen Kontinent, von seinen über 1000 gedruckten Karten ist nur eine einzige erhalten geblieben.
- Orontius Fineus (1494-1555), bedeutender Astronom und Physiker, veröffentlichte 1531 eine Weltkarte
- Martin Behaim (1459-1507), baute 1492 einen Globus und beeinflusste dadurch Magelhães stark.
- Jodocus Hondius (1563-1612), fügte als Erster Tiefenangaben in die Karten ein. (1 Faden = 1,82m)
9. Literatur
Arbenz, E. (Hg.), Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen, St. Gallen, 1890-1913.
Bonorand, C., Aus Vadians Freundes- und Schülerkreis, St. Gallen, 1965
Ders., Joachim Vadian und der Humanismus im Bereich des Erzbistums Salzburg, St. Gallen, 1980.
Ders., Die Dedikationsepisteln von und an Joachim Vadian, St. Gallen, 1983.
Ders., Vadians Humanistenkorrespondenz mit Freunden und Schülern aus seiner Wiener Zeit, St. Gallen, 1988.
Ders., Personenkommentar I-IV zum Vadianischen Briefwerk, St. Gallen, 2001.
Borchhardt, F.L., German antiquity in Renaissance Myth, Baltimore, 1971.
S. Brant, Das Narrenschiff, Basel, 1494 (neu: Stuttgart, 2005).
Cochrene, E., Science and Humanism in the Italian Renaissance, in: AHR 81, 1976.
Dienbauer, L. , Johannes Camers, der Theologe im Ordenskleid, Wien, 1976.
Halkin, L.-E., Bierlaire, F., Hovern, R. (Hg.), Erasmus: Colloquia familiora, in: Opera omnia I, 3., Amsterdam, 1973, S. 504.
Horawitz, A., Der Humanismus in Wien, in: Historisches Jahrbuch, 1883
Ders., Zur Geschichte des Humanismus in den Alpenländern, Wien,1886/87.
Kant, I., Über die Erziehung, München, 1997
Meythen, E., Das 15. Jahrhundert, München, 1984, in: Oldenburg Grundriss der Geschichte, Bd. 15, S. 160ff.
Pasero, C., Incunabuli ed edizione cinquecentesche nella Biblioteca valentinina e comunale de Camerino,Camerini, 1933.
Pasquato, G., Storia della tradizione cristica de testo, Florenz, 1934
Ubilein, P., Die Akten der theologischen Fakultät der Universität Wien 1396-1508, Wien, 1978.
Vasoli, G., La dialettica e la netoria dell´Umanseimi, Mailand, 1968
Vogel, K.A., Vespucci und die Humanisten in Wien, Regensburg, 1997, in: Pirckheimer Jahrbuch, 1992, Regensburg, 1992.
D. Walker, Spiritual and demonic magic from Firino to Campanella, London, 1958
Wuttke, D., Der Humanismus in den deutschsprachigen Ländern, München, 1992
10. Abbildungen
Abb.1 – Weltkarte des Heinrich von Mainz um 1110
Abb.2 – Titelblatt des Baseler Nachdruckes (1600) von Pomponius Melas Kartensammlung
Abb.3 – Afrika nach Pomponius Mela.
Abb.4 – Erste Ptolomäische Projektion: Weltkarte aus der „Geographie“ des C. Ptolomäus, Rom 1490
Abb.5 – Flugblatt aus dem 16. Jh.
Abb.6 - Portolankarte Juan de la Cosas (1460-1510) vom westlichen Mittelmeer.
Abb.7 – Portolanweltkarte des Battista Agnese, um 1536.
Abb.8 - Die Santa Maria, Nina und Pinta von Kolumbus erster Reise beim Auslaufen in Cadiz.
Abb.9 - Kolumbus Reisen
Abb.10- Die Handelsregionen des Indischen Ozeans
Abb.11 – Bild aus einer indianischen Bilderhandschrift
Abb.12 – Waldseemüllers Weltkarte von 1507
Abb.13 – Erasmus von Rotterdam
Abb.14 – Globus aus dem 15. Jh.
Abb.15 – Ptolomäisches Weltbild – Kopernikanisches Weltbild
Abb. 1-5, 7, 10: Handouts des Verfassers.
Abb. 6, 8, 9, 11-16: Microsoft Encarta 2003.
Abb. 16 – Kopernikanisches Weltbild
[...]
[1] Pirckheimer Jahrbuch, Regensburg, 1992.
[2] Dienbauer, L. , Johannes Camers, der Theologe im Ordenskleid, Wien, 1976.
[3] Horawitz, A., Der Humismus in Wien, in: Historisches Taschenbuch, Wien, 1883.
[4] Zur Humanismusforschung gibt es ansonsten eine umfangreiche Literatur.
[5] Bonorand, C., Aus Vadians Freundes- und Schülerkreis, St. Gallen, 1965; Joachim Vadian und der Humanismus im Bereich des Erzbistums Salzburg, St. Gallen, 1980; Die Dedikationsepisteln von und an Joachim Vadian, St. Gallen, 1983; Vadians Humanistenkorrespondenz mit Freunden und Schülern aus seiner Wiener Zeit, St. Gallen, 1988; Personenkommentar I-IV zum Vadianischen Briefwerk: Gesamtregister, St. Gallen, 2001.
[6] Horawitz, A., Zur Geschichte des Humanismus in den Alpenländern, Wien,1886/87.
[7] Ubilein, P., Die Akten der theologischen Fakultät der Universität Wien 1396-1508, Wien, 1978.
[8] Arbenz, E. (Hg.), Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen, St. Gallen, 1890-1913.
[9] Vadian galt als gebildetester Eidgenosse seiner Zeit galt und bekleidete politische Ämter in St. Gallen.
[10] Wie etwa Carlo Paseros, Incunabuli ed edizioni cinquecentesche nella Biblioteca valentiniana e comunale de Camerino, Camerino,1933
[11] Zitiert nach: Meythen, E., Das 15. Jahrhundert, München, 1984, S. 150 (=Oldenburg Grundriss der Geschichte, Bd. 15).
[12] Ebd., S.162.
[13] Ebd., S.162. P.D. Walker, Spiritual and demonic magic from Firino to Campanella, London, 1958. M.E. ist bisher die Rolle, welche die Hermetik, im Volksmund auch Alchemie genannt, bei der Herausbildung des neuen Menschenbildes der Renaissance und damit indirekt auf das Aufblühen der späteren Naturwissenschaften, unter-schätzt und nur unzureichend untersucht worden. Vgl., Geberlein, H., Alchemie, München, 2004.
[14] Vgl. zur Philologie: Pasquato, G., Storia della tradizione cristica de testo, Florenz, 1934; zur Geschichte: Borchhardt, F.L., German antiquity in Renaissance Myth, Baltimore, 1971; zur Logik: Vasoli, G., La dialettica e la netoria dell´Umanseimi, Mailand, 1968; zur Naturwissenschaft: Cochrene, E., Science and Humanism in the Italian Renaissance, in: AHR 81, 1976.
[15] Vor allem das katholische West- und Südeuropa. Die orthodoxen Länder hatten an diesen Entwicklungen nur indirekten Anteil.
[16] Nach der Ideenlehre Platons (428-347 v. Chr.) ist jedes real existierende Ding nur die unvollkommene Verkörperung einer höheren geistigen Idee in der Materie. Form und Idee sind getrennt und können außerhalb von „Gott“ (nicht im christlichen Sinne!) nicht eins sein.
[17] Dogma: die verbindliche, genau formulierte Glaubenslehre einer institutionalisierten Religion. Wer in seinen Ansichten oder Tun davon abweicht gilt als Ketzer.
[18] Aristoteles (384-322 v. Chr.), galt im Mittelalter als der bedeutendste der Philosophen. War ein Universalgenie, der bedeutende Forschungen auf dem Gebiet der Mathematik, Physik, Astronomie, Botanik, Psychologie und Philosophie vollbrachte. Im Gegensatz zu Platon sah er Idee und Form als Einheit, d.h. jedes Ding strebe danach die als Potenz in ihm schlummernde Form zu werden.
[19] Also die Frage ob Platon mit der Gleichsetzung seiner „Ideen“ als Urwahrheit/ Urrealität oder Aristoteles, welcher die platonische „Idee“ als unnötige Verdopplung der Wirklichkeit ablehnte, Recht habe, d.h. ob es eine ewige Trennung zwischen Materie und Geist gibt oder beide eine Einheit bilden. Diese Frage hatte nicht nur großen Einfluss auf die christliche Lehre und die Geistesgeschichte, sondern auch auf die Herausbildung der Naturwissenschaften. Denn wenn Idee und Form getrennt sind, dann würde nicht das Studium der Natur zur Erkenntnis des „Wahren“ führen, sondern nur Denken – Naturwissenschaft jenseits praxisorientierter Erkenntnisse also unnötig sein.
[20] Iason – segelte auf der Suche nach dem „Goldenem Vlies“ über das bis dato unbekannte Schwarze Meer zum Kaukasus; Pytheas – segelte um 300 v. Chr. vom Mittelmeer bis nach Brittannien, evtl. auch in die Ostsee und brachte als erste Kunde von „Thule“ (vermutlich Norwegen) und den anderen Ländern des Nordens zu den Griechen; Nearchos – segelte mit einer Flotte im Auftrage Alexanders von Indien in den Persischen Golf und kartographisierte alle Küsten zwischen Indus und Euphrat; Herodot bereiste im 5. Jh. v. Chr. das Persische Reich bis nach Ägypten und Babylonien. Herodot, der seine Erlebnisse in den „Neun Büchern der Geschichte“ veröffentlichte, gilt als der Vater der Geschichtsschreibung.
[21] Es wurde allgemein (und in Widerspruch zu antiken Erkenntnissen) angenommen, dass man in den Tropen vor Hitze verbrennen würde, auf der anderen Seite der Erde hinunterfallen würde bzw. „kopfüber“ laufen würde. Von den zahlreichen Ungeheuern, Strudeln und Welträndern ganz abgesehen.
[22] Mittels Karawanen von China am Südrand der Wüste Gobi entlang, von dort auf zwei Routen durch Zentralasien und Persien, die eine Route erreicht die Küste des Schwarzen Meeres, die andere geht über den Irak und Syrien bis an die Levante. Von dort wurden die Güter von venezianischen und genuesischen Schiffen nach Italien befördert.
[23] Rückeroberung des von den Mauren im 8. Jahrhundert eroberten Landes.
[24] Insbesondere die Inselgruppe der Molukken war von Interesse, stammten von dort doch die besten Muskatnüsse und Gewürznelken.
[25] Vor allem aufgrund zunehmen-der Erkenntnis über die Welt, die Relativität der Standpunkte, das Einströmen außereuropäischen Gedankengutes. Botanik, Ethno-logie und Linguistik wurden durch den Bedarf an Grundkenntnissen über fremde Kulturen und Nutzpflanzen befördert.
[26] Einer der bedeutendsten Kartographen seiner Zeit und der erste, der Amerika als eigenständigen Kontinent zeichnete.
[27] Man bedenke, dass der Preis für so ein Werk dass Jahreseinkommen eines normalen Handwerksmeisters überstieg.
[28] Wörtlich: „Alius orbis repertus est priscis ignotus!“
[29] Wörtlich: „Harum rerum curiosus scrutato.“
[30] Kleehoven, A.v., Johannes Cuspianus Briefwechsel, München, 1933, S. 10f.
[31] Halkin, L.-E., Bierlaire, F., Hovern, R. (Hg.), Erasmus: Colloquia familiora, in: Opera omnia I, 3., Amsterdam, 1973, S. 504.
[32] S. Brant, Das Narrenschiff, Basel, 1494 (neu: Stuttgart, 2005).
[33] Wuttke, D., Der Humanismus in den deutschsprachigen Ländern, München, 1992, S. 38.
[34] Wörtlich: „Quae extra Ptolomaei descriptionem sunt regiones, non ita certis authoribus traditae sunt, nec etiam tanta dilligentia ac arte descriptae.”
[35] Die Römer segelt von ihrer Provinz Ägypten aus über das Rote und Arabische Meer nach Indien. Auch die Byzantiner nutzten diese Route. Nach dem Ansturm der Araber und dem Niedergang von Byzanz geriet das Wissen darüber offenbar verloren.
[36] Wuttke, S. 38. Zu Glarean vgl. Henrici Glareani Helvetii, Poetae Laureati: De geographica liber unus ab ipso authore iam terto recognitus.
[37] Wuttke, S. 25. Siehe auch: Johannes Trithemius: Liber octo questionum, Oppenheim, 1515, fol. Biij.
[38] Kant, I., Über die Erziehung, München, 1997, S. 109ff.
[39] Gemeint ist Ferdinand von Aragon.
[40] Wuttke, S. 41.
[41] Zitiert nach: Vogel, K.A., Vespucci und die Humanisten in Wien, in: Pirckheimer Jahrbuch 1992, Regensburg, 1992, S. 81.
[42] Antipoden, „Gegenfüßler“, eine antike Bezeichnung für auf der Südhalbkugel vermutete Bewohner, die mit dem Kopf nach unten hängen würden, da sie im Gegensatz zu uns ja nach unten hingen. Die Idee der Schwerkraft und Gravitation war ja noch unbekannt.
[43] Vogel, S. 83.
[44] Es wurde dabei offenbar übersehen, dass die betreffenden Bibelstellen, insbesondere Mathäus 18:19 und Markus 16:9 im Futur und geographisch ungenau formuliert sind.
[45] Oikumene, griechisch, die Gesamtheit der Bewohner der bekannten Welt, später auch die Gesamtheit aller Christen.
[46] Vogel, S. 84.
[47] Vadian war recht gut mit den Werken des Pomponius Mela vertraut.
[48] Ebd., S.86.
[49] Ebd., S.89.
[50] Ebd., S.92.
[51] Ebd., S.91.
[52] Ebd.
[53] Dieser hatte kurz zuvor „De natura locorum“ des Albertus Magnus herausgegeben.
[54] Ebd., S.94f.
[55] Ebd., S.96ff. Vgl. Vadian, Loca aliquot, Nr. 5, fol. Aa3r.
[56] Vogel, S. 100.
[57] Ebd., S. 101.
- Citation du texte
- M.A. Holger Knaak (Auteur), 1997, Die Rezeption der großen geographischen Entdeckungen in der deutschen humanistischen Tradition des frühen 16. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109987
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