Gesellschaftliche Rahmenbedingungen als Voraussetzung der realistischen Wende in der Erwachsenenbildung (EB)
Diese Hausarbeit stellt die Ausarbeitung eines Teiles des Referats „Paradigmenwechsel in der Erwachsenenbildung – realistische Wende und neue Wege der Reform“ dar. Das Referat wurde im Rahmen des Blockseminars „Geschichte der Erwachsenenbildung“ gehalten, das die historische Entwicklung der EB beleuchtete. Die Auseinandersetzung mit der Evolution unserer Wissenschaft ist als sinnvoll und notwendig zu beurteilen, kann doch die aktuelle Lage in der EB nach Arnold ohne ein Bewusstsein der historischen Voraussetzungen nicht umfassend erfasst und nachvollzogen werden (vgl. Arnold 2001, S. 6).
War die EB in Deutschland in den 50er Jahren noch durch die ‚Re-Education’-Bemühungen der Besatzungsmächte (König / Janser / Bielefeldt) sowie von Seiten der Volkshochschulen ein vorwiegend kulturellphilosophisches Bildungsangebot (vgl. Siebert 1991, S. 631) gekennzeichnet, so findet in den 60ern eine intensive Hinwendung zu beruflich verwertbaren Bildungsmaßnahmen statt. Dies ist vor allem auf die veränderte wirtschaftliche Lage Mitte der 60er zurückzuführen. Zunehmende Automatisierung, eine damit einher gehende Veränderung der Arbeitsorganisation und spätestens mit der Rezession im Jahr 1966 verstärkte Rationalisierungsbemühungen führen erst-mals wieder zu einem Kampf um Arbeitsplätze (vgl. Olbrich 2001, S. 352f.). Arbeitslosigkeit und ein veränderter Qualifikationsbedarf auf dem Arbeitsmarkt erhöhen die Bedeutung der EB für den Einzelnen und die Gesellschaft. Die vor allem in der Wissenschaft diskutierte Gegensätzlichkeit von Bildung und Qualifikation wird infrage gestellt und teilweise aufgelöst (vgl. Olbrich 2001, S. 353). Nicht zuletzt der Sputnik-Schock und die von Picht in diesem Zusammenhang prophezeite Bildungskatastrophe lassen die EB als ein flexibles Instrument der Sozial- und Wirtschaftspolitik in den Blickpunkt rücken (vgl. Siebert 1994, S. 58).
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Inhaltsverzeichnis
- Gesellschaftliche Rahmenbedingungen als Vorbedingung der realistischen Wende in der Erwachsenenbildung (EB)
- Auf dem Weg zu einer verstärkten Verwendungsorientierung in der Erwachsenenbildung
- Die Hildesheimer Studie
- Das Gutachten des Deutschen Ausschusses
- Die Göttinger Studie
- Der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates
- Kritische Würdigung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die realistische Wende in der Erwachsenenbildung, die sich in den 1960er Jahren vollzog. Sie untersucht die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die diese Wende begünstigten, und beleuchtet wichtige wissenschaftliche Studien und bildungspolitische Konzeptionen, die diese Entwicklung prägten.
- Die Bedeutung der Erwachsenenbildung im Kontext der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen der 1960er Jahre
- Die Versozialwissenschaftlichung der Erwachsenenbildungsforschung
- Die Rolle empirischer Studien in der Entwicklung der Erwachsenenbildung
- Die Bedeutung von bildungspolitischen Konzeptionen für die Gestaltung der Erwachsenenbildung
- Die Herausforderungen und Chancen der realistischen Wende für die Erwachsenenbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die die realistische Wende in der Erwachsenenbildung (EB) begünstigten. Es wird die Entwicklung der EB in Deutschland von den 1950er Jahren bis in die 1960er Jahre dargestellt, wobei die veränderte wirtschaftliche Lage, die zunehmende Automatisierung und die damit einhergehende Veränderung der Arbeitsorganisation im Vordergrund stehen. Die EB wird als ein flexibles Instrument der Sozial- und Wirtschaftspolitik betrachtet, das im Kontext des Sputnik-Schocks und der von Picht prophezeiten Bildungskatastrophe an Bedeutung gewinnt.
Das zweite Kapitel widmet sich den wissenschaftlichen Studien und bildungspolitischen Konzeptionen, die die realistische Wende in der EB prägten. Es werden die Hildesheimer Studie, das Gutachten des Deutschen Ausschusses für das Erziehungs- und Bildungswesen, die Göttinger Studie und der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates vorgestellt. Die Hildesheimer Studie wird als Meilenstein in der Entwicklung der EB betrachtet, da sie erstmals eine sozialwissenschaftliche Methodik einsetzt und die „Versozialwissenschaftlichung“ der wissenschaftlichen EB einleitet. Das Gutachten des Deutschen Ausschusses baut auf den Erkenntnissen der Hildesheimer Studie auf und liefert eine richtungsweisende bildungspolitische Konzeption. Die Göttinger Studie liefert eine aktualisierte, empirisch fundierte Zustandsbeschreibung der EB in Deutschland und beeinflusst den vom Deutschen Bildungsrat vorgeschlagenen Strukturplan zur Reorganisation des gesamten Bildungssystems.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die realistische Wende, die Erwachsenenbildung, die Versozialwissenschaftlichung, die Hildesheimer Studie, das Gutachten des Deutschen Ausschusses, die Göttinger Studie, der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates, die Bildungskatastrophe, die Bildung und Qualifikation, die empirische Forschung, die bildungspolitische Konzeption und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
- Quote paper
- Anja Schmitt (Author), 2003, Die realistische Wende in der Erwachsenenbildung: Wissenschaftliche Studien und bildungspolitische Konzeptionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109614
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