In seiner kürzlich erschienenen Studie über die "willigen Vollstrecker" untermauerte der amerikanische Politologe und Historiker Daniel J. Goldhagen seine These von der stillschweigenden Billigung der Massenmorde an den Juden durch die Mehrzahl der Deutschen unter anderem mit Äußerungen in den Briefen von Angehörigen des Polizeibataillons 101, aber auch mit Photos, auf denen die Ermordung jüdischer Männer, Frauen und Kinder festgehalten wurde. (siehe auch: >Hitlers Rassenkrieg. Der Rußlandfeldzug und der Holocaust< http://www.wissen24.de/vorschau/23092.html). Man sieht auf diesen Bildern lachende SS-Chargen, aber auch freundlich dreinblickende Wehrmachtssoldaten, die offensichtlich stolz darauf sind, bei den Mordaktionen dabeisein zu können. Aus ihren Gesichtern spricht kein Unrechtsbewußtsein, statt dessen die Gewißheit, sich einer Aufgabe verschrieben zu haben, und zwar im Namen von "Führer und Volk". Wenn Goldhagen die Massaker des deutschen Polizeibataillons an den jüdischen Menschen Osteuropas in allen Einzelheiten schildert, so liefert er zwar keine Beweise für den vermeintlichen Rückhalt, den die "Täter aus freien Stücken" in der Bevölkerung hatten, zeigt aber sehr genau, wozu selbst "ganz normale Familienväter" in bestimmten Konstellationen fähig sind und welche schrecklichen Folgen daraus für die Betroffenen erwachsen. Massaker, Greuel und Exzesse aber sind in der Kriegsgeschichte wieder und wieder verzeichnet. Die Spur dieser Gewalttaten zieht sich von Magdeburg während des Dreißigjährigen Krieges, durch das Shenandoah-Tal in Nordvirginia während des amerikanischen Sezessionskriegs, bis ins vietnanesische My Lai. Und selbst die griechische Zivilisation war gegen den Zivilisationsbruch nicht gefeit. Thukidides schildert Gemetzel des Peloponesischen Krieges, die den Exzessen im gerade zu Ende gegangenen Bosnien-Krieg kaum nachstehen. Wir sollten uns davor hüten, Greuel und Exzesse als balkanische oder zentralafrikanische Besonderheit abzutun. Nicht nur in den Kriegen in Bosnien oder Ruanda, sondern in jedem anderen Krieg auch, kommt es zu einer Außerkraftsetzung des gesellschaftlichen Tötungsver- bots und damit zur Gefahr, daß im psychologischen Sinn männliche Tiefenschichten angeschnitten und aktiviert werden, die sich jeglicher Kontrolle entziehen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Der stets mögliche Zivilisationsbruch
- Ganz normale Männer?
- Der vermeintlich gelungene Zivilisationsprozeß
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay "Zivilisierte Grausamkeit" von Walter Grode analysiert die Frage, wie es zu den Massenmorden im Nationalsozialismus kommen konnte und ob sich Menschen in vergleichbaren Situationen anders verhalten würden. Der Autor argumentiert, dass nicht nur der Zivilisationsbruch, sondern auch der vermeintlich gelungene Zivilisationsprozess die "Täter aus freien Stücken" hervorbringt.
- Die Rolle des Zivilisationsbruchs und des Zivilisationsprozesses in der Entstehung von Gewalt
- Die Frage der individuellen Schuld und Verantwortung im Kontext von Massenmorden
- Die Auswirkungen von Konformitätsdruck und autoritären Strukturen auf das menschliche Verhalten
- Die Bedeutung von Krieg und Gewalt für die Brutalität und Entmenschlichung
- Die Frage, ob "ganz normale Männer" zu Tätern werden können
Zusammenfassung der Kapitel
- Der stets mögliche Zivilisationsbruch: Der Autor stellt die These auf, dass der Zivilisationsprozess selbst die Voraussetzungen für Gewalt und Unmenschlichkeit schafft. Er verweist auf historische Beispiele für Massaker und Exzesse, die zeigen, dass der Mensch zu extremer Gewalt fähig ist, selbst in scheinbar zivilisierten Gesellschaften.
- Ganz normale Männer?: Der Autor analysiert die Geschichte des "Reserve-Polizeibataillons 101", das an der Vernichtung der Juden beteiligt war. Er zeigt, dass die beteiligten Polizisten keine "Monster" waren, sondern "ganz normale Männer", die unter dem Druck von Konformität, Autorität und Krieg zu Tätern wurden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Zivilisationsbruch, Zivilisationsprozess, Gewalt, Massenmord, Nationalsozialismus, Holocaust, Schuld, Verantwortung, Konformitätsdruck, Autorität, Krieg, "ganz normale Männer", Täter, Opfer.
- Citar trabajo
- Dr. phil. Walter Grode (Autor), 1996, ZIVILISIERTE GRAUSAMKEIT - Der Mensch als williger Vollstrecker, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109446
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.