Nachdem Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre antifaschistische und pazifistische Sozialbewegungen deutlich das öffentliche Leben in der Bundesrepublik Deutschland mitbestimmten und das Anliegen dieser Bewegungen in weiten Teilen der Bevölkerung positiv aufgenommen wurde, zeigt sich heute, da die damals befürchteten Gefahren reale Gestalt angenommen haben - sei es in Form von Brandschätzen auf Häuser und Wohnungen ausländischer Mitbewohner, wohlverpackter antisemitischer Propaganda oder gestiefelter Aufmärsche von Neonazis und Skin-Heads in Straßenräumen und Fußballstadien - eine große und weitgehende Apathie und Hilflosigkeit gegenüber solchen Ausschreitungen. Die Teile der Jugend, die gegen diese Erscheinungen protestieren, fühlen sich intellektuell , moralisch und sozial allein gelassen.
Mit dem folgenden Unterrichtsentwurf soll bewusst wertend Stellung bezogen werden, nämlich für einen aufklärerischen, an humanistischen Zielen orientierten Deutschunterricht, der nicht nur auf kognitive Wissensvermittlung abzielt, sondern auch die Gefühlswelt einbezieht, um zu einer abgerundeten sozialen, moralischen und ästhetischen Urteilsbildung zu gelangen.
Dafür wurde exemplarisch der antifaschistische Roman von Stefan Heym „Der Fall Glasenapp“, der 1942 erstmals unter dem Titel „Hostages“ (deutsch: „Geiseln“) in den USA erschien, dort zum Bestseller und auch verfilmt wurde, ausgesucht. (1)
Der Roman soll im Unterricht ganzheitlich behandelt werden, d.h. er wird unter historischen, biografischen, literaturwissenschaftlich-stilistischen und zeitgenössisch-rezeptionswirksamen Aspekten untersucht und als Ausgangspunkt für Übungen zur schriftlichen Textinterpretation sowie zu eigener Textproduktion benutzt.
Inhaltsverzeichnis
- Begründung des Rahmenthemas
- Fachwissenschaftliche Orientierung
- Didaktisch-methodische Überlegungen
- Ziel der Unterrichtsreihe
- Anmerkungen
- Unterrichtssequenzen
- Material
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Unterrichtseinheit zielt darauf ab, den antifaschistischen Roman „Der Fall Glasenapp“ von Stefan Heym im Kontext des Deutschunterrichts ganzheitlich zu behandeln. Es soll ein aufklärerischer und humanistisch orientierter Ansatz verfolgt werden, der kognitive Wissensvermittlung mit emotionaler Beteiligung verbindet. Die Schüler sollen ihre Urteilsfähigkeit in sozialen, moralischen und ästhetischen Fragen schulen.
- Antifaschistische Literatur im Kontext der Nachkriegsgesellschaft
- Analyse von Stefan Heyms „Der Fall Glasenapp“ unter historischen, literaturwissenschaftlichen und rezeptionsästhetischen Aspekten
- Die Darstellung von Widerstand gegen den Nationalsozialismus
- Die Rolle von individuellen und kollektiven Erfahrungen im Roman
- Der Einfluss der Schreibweise und stilistischen Mittel auf die Wirkung des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Begründung des Rahmenthemas: Dieser Abschnitt beschreibt die gesellschaftliche Apathie gegenüber rechtsextremen Tendenzen in den 1990er Jahren und die Notwendigkeit eines Deutschunterrichts, der kognitive und emotionale Aspekte vereint. Der Roman „Der Fall Glasenapp“ wird als Beispiel für einen antifaschistischen Roman ausgewählt.
Fachwissenschaftliche Orientierung: Dieser Teil analysiert „Der Fall Glasenapp“ als Beispiel antifaschistischer Literatur nach Lutz Winckler. Es werden Merkmale wie realistische Schreibweise, Orientierung am literarischen Erbe und humanistische Grundüberzeugung erläutert.
Didaktisch-methodische Überlegungen: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Didaktik und Methodik des antifaschistischen Literaturunterrichts nach Uwe Naumann und betont die Bedeutung der Einbeziehung emotionaler Elemente.
Schlüsselwörter
Antifaschistische Literatur, Stefan Heym, „Der Fall Glasenapp“, Nationalsozialismus, Widerstand, Böhmen/Mähren, Realismus, Humanismus, Textinterpretation, Deutschunterricht, Didaktik, Methodik.
- Quote paper
- Dr. Wilma Ruth Albrecht (Author), 1994, "Der Fall Glasenap" - Antifaschistische Literatur am Beispiel von Stefan Heyms Roman "Aus dem Exil" (1942), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109356