Diese Überlegungen nahm ich zum Anlass, mich mit einer Methode auseinander zu setzen, die die Individualität der einzelnen SchülerInnen berücksichtigt. Ich entschied mich für den projektorientierten Unterricht, denn ich denke, dass in dieser Methode eine Unmenge an Variationen stecken, wie man auf die einzelnen Bedürfnisse der Kinder eingehen kann. Der zweite Aspekt meiner Begründung für die Wahl dieser Methode besteht darin, dass ich als zukünftige Lehrerin bemüht bin, meinen Unterricht so interessant und gleichzeitig so effektiv wie möglich zu gestalten. Ich möchte auf die Leistungsdefizite meiner SchülerInnen eingehen können, sowie auf ihre persönlichen Stärken und Schwächen. Außerdem halte ich den Projektunterricht für die Förderung von Sozialverhalten für sehr geeignet. Dies ist meiner Meinung nach eine wichtige Komponente um im Leben außerhalb der Schule zu bestehen.
Um diese Methodik in eine praktische Anwendung zu "verpacken", entschied ich mich für das Thema Ägypten. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen war ich schon immer sehr fasziniert von diesem Land und seiner Geschichte, doch zum anderen musste ich im Allgemeinen Schulpraktikum feststellen, dass ich unglaubliche Wissenslücken in diesem Gebiet aufwies. Ich bemerkte, dass es wichtig war, sich seines Stoffes sehr sicher zu sein. Ist die Lehrerin inhaltlich nicht gefestigt, überträgt sich das Unwohlsein auf die Klasse und diese verliert die Lust am Lernen. Des Weiteren wurde meine Neugier auf das Thema durch eine Reise nach Ägypten Anfang dieses Jahres noch verstärkt. Die Konfrontation mit den überragenden Bauwerken und dem Stolz der Menschen veranlasste mich, mich intensiver mit der Thematik zu beschäftigen.
Die vorliegende Arbeit gab mir die Möglichkeit, mich mit beiden Schwerpunkten zu beschäftigen. So war es mir erlaubt, näher auf das Land Ägypten einzugehen und gleichzeitig eine alternative Unterrichtsmethode kennen zu lernen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Fachwissenschaftliche Analyse
2. 1 Die Geschichte und Struktur des Landes und seiner Bewohner
2. 2 Die Religion der alten Ägypter
2. 3 Der Totenkult der alten Ägypter
2. 4 Die Faszination der Pyramiden
2. 5 Die Schreiber und ihre Schrift
2. 6 Das alltägliche Leben im alten Ägypten
3. Didaktische Analyse
3. 1 Gegenwartsbezug des Themas
3. 2 Zukunftsrelevanz des Themas
3. 3 Exemplarität des Themas
3. 4 Struktur des Themas
3. 5 Erweisbarkeit und Überprüfbarkeit des Themas
3. 6 Zugänglichkeit bzw. Darstellbarkeit des Themas
3.7 Didaktische Überlegungen zu den Teilbereichen
4. Methodische Analyse
4. 1 Die Geschichte des Projektbegriffes
4. 1. 1 Die Anfänge im Italien des 16. Jhd. bis in die USA im 20. Jhd.
4. 1. 2 Die Amerikaner John Dewey, William H. Kilpatrick. und der Projektbegriff
4. 1. 3. Der Projektgedanke in Deutschland
4. 2 Versuch einer Definition
4.2.1 Der Merkmalskatalog nach Herbert Gudjons
4.2.2 Das Phasenmodell nach Karl Frey
4.2.3 „Die besondere Unterrichtsform“ nach Dagmar Hänsel
4. 3. Begründungen für die Wahl der Methode
5. Ein Projektvorschlag zum Thema „Die Kultur des alten Ägyptens“
5.1 Ausgangssituation
5. 2 Ziele des Projektes
5. 2. 1 Allgemeine Ziele
5. 2. 2 Kognitive Ziele
5. 2. 3 Affektive Ziele
5. 2. 4 Instrumentale Ziele
5. 3 Tabellarische Übersicht über das Projekt
5. 4 Ausführungen zum Verlauf des Projektes
5. 5 Die Forscherteam
5. 5. 1 Forscherteam Pyramidenbau
5. 5. 2 Forscherteam Mumifizierung
5. 5. 3 Forscherteam Tägliches Leben
5. 5. 4 Forscherteam Schrift
5. 5. 5 Forscherteam Göttinnen und Götter
6. Abschließende Überlegungen
7. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Karte des alten Ägyptens
Abbildung 2: Wasserstand des Nils im Laufe eines Jahres
Abbildung 3: Ägyptische Götter im Überblick
Abbildung 4: Darstellung des Totengerichts
Abbildung 5: Kanopenkrüge
Abbildung 6: Relation der Pyramiden zu anderen Bauwerken
Abbildung 7: Pyramidenbaustelle
Abbildung 8: Entstehung der Schrift
Abbildung 9: Wohnhaus eines Schreibers
Abbildung 10: Studenten bei der Projektarbeit
Abbildung 11: John Dewey
Abbildung 12: William H. Kilpatrick
Abbildung 13: Phasen der Projektmethode
1. Einleitung
Spricht man von Unterricht, impliziert man meist zielgerichtetes, an Prüfung und Berechtigung gekoppeltes Lernen. Diese Definition verhindert jedoch, Schule und Unterricht als einen Lebensraum zu begreifen, in dem Kinder und Jugendliche gemeinsam leben, lernen und miteinander Erfahrungen machen.
Die Rahmenrichtlinien schreiben abprüfbares Wissen vor. Muße, Spiel und Beschäftigung haben in der Leistungsschule wenig Raum und der Schülertisch wird zum ,,Akkordarbeitsplatz". Bis auf kurze Pausen und einige Ausflüge besteht die Schule aus Arbeit und Leistungsdruck, wobei SchülerInnen in der Klasse unter größter Bewegungsarmut beschäftigt werden. Es besteht wenig Zeit, die unterschiedlichen Wünsche und Bedürfnisse zu thematisieren und zu befriedigen, um damit vielleicht bestehende soziale Konflikte zwischen Lehrern und Schülern zu bewältigen bzw. zu lösen.
Diese Überlegungen nahm ich zum Anlass, mich mit einer Methode auseinander zu setzen, die die Individualität der einzelnen SchülerInnen berücksichtigt. Ich entschied mich für den projektorientierten Unterricht, denn ich denke, dass in dieser Methode eine Unmenge an Variationen stecken, wie man auf die einzelnen Bedürfnisse der Kinder eingehen kann. Der zweite Aspekt meiner Begründung für die Wahl dieser Methode besteht darin, dass ich als zukünftige Lehrerin bemüht bin, meinen Unterricht so interessant und gleichzeitig so effektiv wie möglich zu gestalten. Ich möchte auf die Leistungsdefizite meiner SchülerInnen eingehen können, sowie auf ihre persönlichen Stärken und Schwächen. Außerdem halte ich den Projektunterricht für die Förderung von Sozialverhalten für sehr geeignet. Dies ist meiner Meinung nach eine wichtige Komponente um im Leben außerhalb der Schule zu bestehen.
Um diese Methodik in eine praktische Anwendung zu „verpacken“, entschied ich mich für das Thema Ägypten. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen war ich schon immer sehr fasziniert von diesem Land und seiner Geschichte, doch zum anderen musste ich im Allgemeinen Schulpraktikum feststellen, dass ich unglaubliche Wissenslücken in diesem Gebiet aufwies. Ich bemerkte, dass es wichtig war, sich seines Stoffes sehr sicher zu sein. Ist die Lehrerin inhaltlich nicht gefestigt, überträgt sich das Unwohlsein auf die Klasse und diese verliert die Lust am Lernen. Des Weiteren wurde meine Neugier auf das Thema durch eine Reise nach Ägypten Anfang dieses Jahres noch verstärkt. Die Konfrontation mit den überragenden Bauwerken und dem Stolz der Menschen veranlasste mich, mich intensiver mit der Thematik zu beschäftigen.
Die vorliegende Arbeit gab mir die Möglichkeit, mich mit beiden Schwerpunkten zu beschäftigen. So war es mir erlaubt, näher auf das Land Ägypten einzugehen und gleichzeitig eine alternative Unterrichtsmethode kennen zu lernen.
Aus diesen beiden Schwerpunkten ergibt sich auch die Gliederung der Arbeit. Im anschließenden zweiten Kapitel ist die Sachanalyse zum Bereich Ägypten zu finden. Im Anschluss daran folgen didaktische Überlegungen, sowohl zum Themenbereich allgemein, als auch zu einzelnen Teilgebieten. Das vierte Kapitel zeigt die Entstehungsgeschichte des Projektbegriffes auf und versucht eine Erläuterung des Terminus abzugeben. Das letzte Kapitel bietet eine Möglichkeit der Kombination: Die Theorie des Themas „Die Kultur des alten Ägypten“ wird durch die Methode des Projektes für den Unterricht umgesetzt. Unter dem Punkt „abschließende Überlegungen“, möchte ich versuchen, das von mir gewählte Thema kritisch zu betrachten.
2. Fachwissenschaftliche Analyse
Das folgende Kapitel soll einen thematischen Überblick über das Thema des alten Ägyptens geben. Ich habe mich für die folgenden Unterpunkte mit Blick auf die kommende Projektarbeit und die Einteilung der Gruppen entschieden. Anbei liefere ich zusätzliche Informationen, die dem Gesamtverständnis dienlich sein sollen.
2. 1 Die Geschichte und Struktur des Landes und seiner Bewohner
Abbildung 1: Karte des alten Ägypten (Kolb, Karl-Heinz u. a.: Mensch und Umwelt. Hannover: Schroedel 1999, 114)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Vor ca. 10.000 Jahren ging die Eiszeit zu Ende. Dies hatte zur Folge, dass sich die nördliche Erdhälfte deutlich erwärmte. Auch Nordafrika trocknete aus und dadurch verwandelte sich die bis dahin blühende Landschaft in eine Wüste. Ägypten bestand letztendlich aus 96% Wüste und 4% Wasser[1]. Die nomadischen Völker folgten dem Wasser und die Einwanderer aus West und Ost bildeten die ägyptische Urbevölkerung. Sie waren sowohl Fischer als auch Jäger und blieben nicht sesshaft. Etwa 4500 v. Chr. kamen Einwanderer aus Syrien und diese brachten eine neue Form des Lebens mit – den Ackerbau. Sie legten ihre Saat in den Nilboden, ernteten diese und zogen schließlich weiter. Erst 3500 v. Chr. wurden die Ägypter langsam sesshaft, denn die Bauern merkten, dass sie ihre Erträge steigern konnten, indem sie ihre Anbaufläche vergrößerten. Dazu musste ein Kanalsystem geschaffen werden, das auch den Boden oberhalb des Nilufers bewässerte. Diese aufwendige Arbeit lohnte sich jedoch nur, wenn die Bauern am selben Ort blieben und nicht weiterzogen. So bauten sich die Nomaden feste Häuser und ein Kanalsystem das ihre Felder bewässerte. Nach einiger Zeit bemerkten die Ackerbauern, dass die Arbeiten so umfangreich waren, dass sie in großen Gruppen besser bewerkstelligt werden konnten. Daraufhin schlossen sich mehrere Familien zu Stämmen und diese zu Gauen zusammen. Die ersten Dörfer entstanden und die Urbanisierung nahm ihren Lauf entlang der Nilufer. Einige Häuptlinge, die den einzelnen Gemeinden vorstanden, begannen nach einiger Zeit die Nachbardörfer zu unterwerfen. Dies hatte zur Folge, dass nach und nach zwei Königreiche entstanden - Unterägypten im Nildelta und Oberägypten im Niltal. Im Jahre 2920 v. Chr. übernahm der König von Oberägypten, Menes genannt, die Herrschaft über das gesamte ägyptische Reich. Symbolisch vereinte der die Reiche, indem er die beiden Kronen zu einer zusammenfügte. Menes war es auch, der den ersten Staat gründete.[2] Ein Staat zeichnet sich dadurch aus, dass es eine gemeinsame Verwaltung, eine gemeinsame Schrift und eine geregelte Rechtssprechung gibt.[3]
König Menes schuf eine neue gemeinsame Hauptstadt, welche er Memphis nannte. Sie lag etwas südlich vom heutigen Kairo. Anschließend entwickelte er eine zentrale Verwaltung, die noch über Jahrtausende weiter bestand. Er, der Pharao, stand an oberster Stelle. Die Wesire (oberste Beamte) und die Priester waren seine direkten Ansprechpartner. Diese wiederum gaben die Anweisungen an die Schreiber, welche sich dann an die Händler, Handwerker und Bauern wandten. Der König zeigte sich nur sehr selten dem ägyptischen Volk, niemand durfte ihn berühren oder gar seinen Namen nennen. Daher sprach man nicht vom König selbst, sondern von dem Palast, dem „Pharao“, in dem er wohnte. „Pharao“ entstammt dem Ägyptischen und bedeutet „Großes Haus“.[4] Um Informationen über die großen Entfernungen des Landes zu senden, entwickelten die alten Ägypter eine eigene Schrift, auf die ich an späterer Stelle noch zu sprechen komme.
Das alte Ägypten zeichnet sich durch 31. Dynastien aus. Die erste hat ihren Anfang ca. 2600 v. Chr. und die letzte endet 322 v. Chr. Mehrere Dynastien stellen die verschiedenen Reiche dar, so gibt es das Alte, das Mittlere und das Neue Reich, jeweils verbunden durch Zwischenzeiten. Meine folgenden Ausführen und auch das Schulprojekt haben das Alte Reich zum Gegenstand, denn zu dieser Zeit spielten sich wesentliche und kennzeichnende Dinge, wie der Pyramidenbau, für Ägypten ab. Es begann 2600 v. Chr. und endete 2190 v. Chr. In diese Zeitspanne fallen die 3. – 6. Dynastie.
Alle Dynastien haben den Nil als Lebensquelle gemeinsam. Auf ihn und seine Überschwemmungen richteten die Ägypter ihr Leben aus. Der Fluss bestimmte die Existenz der Bewohner, daher sprechen wir auch von einer Hydrokultur.
Die Ägypter nennen ihr Land „Kemet“[5], was soviel wie schwarzes Land bedeutet. Dieser Name entstand aufgrund des schwarzen Nilschlammes, den der Nil bei seinen Überschwemmungen hinterließt.
Begann in Ostafrika die Regenzeit, wurde das ganze Land um den Nil herum für die folgenden vier Monate überschwemmt. Diese Jahreszeit wurde von den Ägyptern als Achet bezeichnet und hatte ihren Anfang ca. Mitte Juli nach unserem Kalender. Danach begann das Nilwasser abzufließen und hinterließ den fruchtbaren Schlamm. Die Bauern mussten nun mit der Aussaat beginnen. Um die Felder jedoch regelmäßig bewässern zu können, bedienten sie sich den Bewässerungskanälen, welche ich an früherer Stelle schon erwähnt habe. Die vier Monate der Aussaat wurden Peret genannt. Anschließend folgte die Jahreszeit Schemu, in welcher die Fellachen ihr Getreide und Gemüse ernteten. (siehe Abbildung 2)
Da der Beginn der Überschwemmung fast jedes Jahr auf den Tag genau war, konnte der Pharao diesen mit relativer Sicherheit regelmäßig voraussagen. Sein Volk glaubte an seinen Gottkönig und dachte somit, es verdanke ihm ihr Überleben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 : Wasserstand des Nils im Laufe eines Jahres (Bünstorf, Jürgen u. a. (Hrsg.): Das WUK Buch. Gotha: Klett – Perthes 2000, 99)
2. 2 Die Religion der alten Ägypter
Das gesamte Tun und Handeln der alten Ägypter war in ihrer Religion begründet. Sie war sehr umfangreich und mit Mythen umwoben. Der größte Mythos ist die Weltentstehungsgeschichte. Es gibt viele verschiedene Varianten, die die Entstehung der Welt beschreiben, die bekannteste ist aber wohl die von Heliopolis. In der Literatur gibt es jedoch mannigfache Variationen dazu. Oftmals unterscheiden sie sich nur in kleinen Details oder in ihrer Ausführlichkeit. Ich habe mich für die folgende entschieden, denn ich bin der Meinung, dass in ihr alles Wesentliche enthalten ist und sie der Geschichte, die ich in Ägypten gehört habe, am nächsten kommt.
Zu Beginn der Zeit tauchte aus den Tiefen des unendlichen Urwassers des Chaos der Hügel Benben auf. Auf ihm stand der Sonnengott Re (auch Ra genannt). Dieser wird sich seiner selbst bewusst, indem er sein eigenes Bild sah. Durch die Nennung seines eigenen Namens erzeugte er Shu, den Gott der Luft und Tefnut, die Göttin der Feuchtigkeit. Tefnut wiederum gebar Shu, Geb, den Gott der Erde und Nut, die Göttin des Himmels. Auch diese beiden hatten vier Kinder: Osiris (das Überschwemmungswasser), Isis (das Fruchtland), Seth (die Dürre) und Neftis (die Wüste). Das Menschengeschlecht wurde dann aus den Tränen des Sonnengottes Re geformt.[6]
Osiris spielt im ägyptischen Glauben zusätzlich eine tragende Rolle, denn „die Grundlage des ganzen religiösen Denkens und die moralische Rechtschaffenheit des ägyptischen Volkes“[7] beruht auf der Legende von Osiris. Deshalb möchte ich an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung der Geschichte liefern, denn sie ist die Grundlage, um den Totenkult der Ägypter zu verstehen.
Osiris herrschte mit unglaublicher Weisheit über das Land. Er brachte seinen Untertanen bei, wie sie Brot und Wein herstellen konnten. Er baute Tempel und Statuen für die Götter und Städte für sein Volk. Außerdem erließ er gerechte Gesetze und wurde somit von den Ägyptern verehrt. An seiner Seite regierte die königliche Gemahlin Isis, die zugleich auch seine Schwester war. All das beschwor den Neid seines Bruders Seth herauf – er wollte Osiris durch eine List vom Thron stoßen. Zu einer Feierlichkeit schlug Seth ein Spiel vor: Eine wunderschöne Truhe sollte demjenigen gehören, welcher am besten in sie hinein passte. Natürlich gewann Osiris, denn der Behälter wurde extra nach seinen Maßen angefertigt. Kaum nahm der König seinen Platz in dem Behältnis ein, schlug Seth den Deckel zu und versenkte es im Nil. Osiris starb und wurde mit dem Nil davon geschwemmt. Seine Frau Isis konnte sich damit nicht zufrieden geben und machte sich auf die Suche nach dem Leichnam. Nachdem sie die Leiche ihres Gemahles gefunden hatte, versteckte sie diese aus Angst vor Seth. Doch dieser erfuhr davon und fand die Gebeine des Bruders. In seiner Wut zerstückelte er die Leiche des Osiris und verteilte die Gebeine in ganz Ägypten. Auf diese Weise wäre Osiris ein anständiges Begräbnis verwehrt gewesen, Isis jedoch machte sich mit Hilfe von Anubis, dem Totengott, auf den Weg, die Leichenteile des Pharaos zu suchen. Nachdem sie den Körper des Osiris wieder vervollständigt hatten, konnte er ordnungsgemäß bestattet werden. An diesem Punkt der Legende scheiden sich die Geister wieder. Teilweise steht geschrieben, dass Isis, Osiris durch ihre Zauberkräfte zum Leben erwecken konnte und dass dann ihr Sohn Horus gezeugt wurde, anderseits ist in der Literatur die Rede davon, dass sie Osiris nicht ins Reich der Lebenden zurückholen konnte und dass ihr Sohn schon geboren war. Letztendlich ist jedoch zu berichten, dass Osiris nicht endgültig ins Reich der Lebenden zurückkehren konnte und von nun an, Anubis, den Totengott ablöste und somit der Herrscher der Unterwelt wurde. Sein Sohn Horus war der neue Pharao Ägyptens. Nebenbei sei kurz erwähnt, dass bei genaueren Betrachtungen das Motiv des Brudermords auch in der Bibel zu finden ist, denn Kain richtete Abel, seinen Bruder hin.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Ägyptische Götter im Überblick (Capriceci, Alberto Carlo: Kunst und Geschichte in Ägypten. Florence: Bonechi 2001, 15)
In den Schriften der Ägypter ist zu finden, dass jeder herrschende Pharao gleichzeitig auch als der Gott Horus angesehen wird und nach seinem Tod, zu Osiris, dem Gott der Totenwelt wird.
Die bis hierher erwähnten Götter sind längst nicht alle, die in Ägypten eine Rolle spielten. Es gab noch eine Unmenge an weiteren Gottheiten, welche je nach Region variierten. Zu bemerken ist noch ihre Darstellung in Gräbern und Malereien. Oftmals waren sie durch Menschenkörper ausgezeichnet und trugen einen Tierkopf, so zum Beispiel Horus (Falkenkopf), Anubis (Hunde– oder Schakalkopf) oder Thot (Ibiskopf). Die vorangegangene Abbildung 3 gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten Göttinnen und Götter und deren Darstellung.
Wie auch die Christen glaubten die Ägypter an ein Leben nach dem Tod. Auch sie mussten sich vorerst einer Überprüfung ihrer Sünden unterziehen. Das fand vor dem so genannten Totengericht statt, welches in der „Halle der Wahrheit“ in der Unterwelt abgehalten wurde. Gott Osiris führte dort, als Herrscher der Unterwelt, den Vorsitz. Der Tote musste eine Unzahl an Gefahren bestehen, bis er diesen Ort erreichte. Dort angekommen, führte ihn Anubis, Gott der Totenstädte, vor die Götter, welche der Verstorbene auf traditionelle Weise begrüßte und dann schwor, sich in seinem Erdenleben keiner Sünden beschuldigt zu haben. Dann stellte er sich einem erbitterten Verhör von 42 Gottheiten. Gott Thot führte dabei Protokoll. Hat der Tote auch dies erfolgreich hinter sich gebracht, kam die letzte Prüfung - Das Herz wurde gegen die Feder von Maat, Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit, aufgewogen. Erwies sich das Herz als zu schwer, wurde es von der Göttin Ammut verschlungen. Dies bedeutete für den Toten nicht etwa ewige Verdammnis in der Hölle, sondern, was viel schlimmer war, seine Existenz hörte ganz auf. Blieb die Waage im Gleichgewicht, konnte der Verstorbene ins Paradies, das „Feld von Hetep“[8] eintreten. Die Ägypter stellten sich das Totengericht in etwa wie auf der folgenden Abbildung 4 dar. Um die Prüfungen trotz Sünden überstehen zu können, standen den Ägyptern zwei Hilfsmittel zur Verfügung. Zum einen das Totenbuch und zum anderen der Herzskarabäus. Im Totenbuch waren alle wichtigen Texte, Reden und Begrüßungsformeln enthalten und der Herzskarabäus konnte an Stelle des Herzens gewogen werden, und verschwieg dabei alle Sünden. Somit blieb die Waage im Gleichgewicht, und der Tote konnte in die Welt der Götter übergehen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 : Darstellung des Totengerichts (Schröder, Ulrich (Hrsg.): Das WUK-Buch. Stuttgart: Klett Schulbuchverlag 1993, 123)
2. 3 Der Totenkult der alten Ägypter
Der ägyptische Totenkult war durch allerlei Eigenarten gekennzeichnet. Die alten Ägypter glaubten, wie schon erwähnt, an ein ewiges Leben. Ebenso waren sie der Meinung, der Mensch besäße nicht nur eine, sondern gleich mehrere Seelen. Drei von ihnen, die Ka - Seele, die Ba - Seele und die Ach – Seele, waren von großer Bedeutung in ihrem Totenglauben.
Unter der Ka – Seele verstand man einen körperlosen Doppelgänger des Leibes. In ihr waren die Lebenskraft und der Wille zum Guten vereint. Wie ein Mensch musste sie mit Speis und Trank versehen werden, sonst ermattete sie. Die Ba – Seele verkörperte hingegen die Charaktereigenschaften eines Menschen und dessen Persönlichkeit. Durch ihre Fähigkeit sich in alle erdenklichen Tiere zu verwandeln, hatte sie die Möglichkeit, die Erde und den Himmel zu besuchen. Die Ach – Seele wies auf die enge Verbindung mit dem Jenseits hin, denn nach dem Tod des Menschen stieg sie in den Himmel auf und beobachtete von dort das Grab. Sie nahm Rache an jedem, der es wagte die Grabruhe des Leichnams zu stören. Alle drei Seelen kehrten hin und wieder zu ihrem ursprünglichen Körper zurück, damit sie ihre Orientierung nicht verloren. Daher war es wichtig, dass sie den Körper immer wieder erkannten. Hierin liegt die Begründung, warum die Unversehrtheit und der Erhalt eines toten Körpers so wichtig für die Ägypter waren. Um das zu erreichen, entwickelten die alten Ägypter über tausende von Jahren eine ausgeklügelte Technik, die man das Mumifizieren nannte.[9]
Zu früherer Zeit legte man den Toten in einer Art Fötushaltung in eine Grube, welche im Wüstensand gegraben wurde. Dem Leichnam wurden Nahrung und andere nützliche Dinge für sein ewiges Leben beigelegt. Die Hitze und Trockenheit des Wüstensandes hatten zur Folge, dass der Körper austrocknete und somit nicht verweste. Nach und nach entdeckten die Ägypter aber, dass sich diese Art von Bestattung nicht bewährte, denn nicht selten kam es vor, dass Schakale oder Hyänen die Leiche ausgruben und in Stücke rissen. Man legte die Überreste eines Toten deshalb nun zusätzlich in einen Sarg aus Holz oder Korb. Da auch schon zur damaligen Zeit viele Grabräuber am Werk waren, mussten viele Leichen neu bestattet werden. Dabei bemerkten die Priester, dass die Gebeine durch Feuchtigkeit und Bakterien in den Särgen völlig zerfallen waren. Die alten Ägypter versuchten nun ihre Toten künstlich zu konservieren.[10] Die Art der Mumifizierung, wie sie uns heute bekannt ist, unterlag bestimmten traditionellen Riten, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben und somit vervollkommnet wurden.
Zu Beginn einer Mumifizierung wurde der Tote in ein Reinigungszelt (auch „Ibu“[11] genannt) gebracht und wurde dort feierlich aufgebahrt. Die fachkundigen Priester schnitten nun die linke Bauchseite auf und entnahmen alle inneren Organe, bis auf das Herz, denn das benötigte der Tote um sich vor dem Totengericht zu rechtfertigen. Zu späterer Zeit entfernten die Priester auch das Gehirn, mittels langer gebogener Werkzeuge durch die Nase. Die entnommenen Innereien wurden gewaschen und wie der restliche Körper mumifiziert. Anschließend wurden sie in Eingeweidekrüge, die so genannten Kanopen, gelegt. Wie die nebenstehende Abbildung 5 zeigt, bestanden die Deckel der Krüge jeweils aus verschiedenen Tierköpfen bzw. einem Menschenkopf. Sie stellten die Söhne des Horus da und wachten über die Organe.
[12]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5 : Kanopenkrüge (Hart, Georg: Das Alte Ägypten. Hamburg: Carlsen 1999, 52f)
Nach der Entweidung wurde der leere Körper mit Wasser und Palmwein gründlich gesäubert. Im Anschluss daran, sorgte man dafür, dass der Körper entwässert wurde. Dazu bedienten sich die alten Ägypter des Natrons, das dem Körper so gut wie alles Wasser entzog. Die Körperhülle lag mehrere Wochen in dem Salz. Um jedoch die komplette Flüssigkeit zu entziehen, legte man den Leichnam noch in die Sonne oder hängte ihn an ein Gestell über offenes Feuer. Um dem Leib seine alte Form wieder zu geben, stopfte man ihn mit Bandagen, Flechten, Wachs oder Lehm aus. Teilweise wurden auch Stellen, wie das Gesicht, mit feuchtem Ton unterlegt, so dass man die Körperpartien modellieren konnte. Hinterher fand der kompliziertere Teil statt: Die komplette Bandagierung des Körpers. Dieser Vorgang unterlag festen Regeln und dauerte mindestens fünfzehn Tage. Zunächst wurden die einzelnen Körperteile getrennt und anschließend gemeinsam mit Leinenbinden umwickelt. Zwischen die einzelnen Lagen der Bandagen legten die Priester schutzbringende Amulette. Im Durchschnitt wurden für die Bandagierung ca. 375 m2 Leinen verbraucht[13]. Um dem Ganzen abschließend noch eine Festigkeit zu verleihen, wurde der Leichnam mit schwarzem Wachs überzogen. An dieser Stelle ist es interessant zu erwähnen, dass dieser Stoff in arabischen Schriften „momia“ genannt wird, was soviel wie „Pech“ oder „Teer“ bedeutet. Es wird angenommen, dass hierher der uns gängige Begriff „Mumie“ stammt. Zum Schluss wurde der Kopf der Mumie mit einer Totenmaske bedeckt, welche bei wohlhabenden Menschen aus purem Gold bestand. Die gewöhnlichen Masken waren jedoch meist aus Pappmaché gefertigt. Alles in allem dauerte die komplette Mumifizierung bis zu 75 Tage.[14]
Der konservierte Körper wurde nun in einen Holzsarg gelegt, welcher die Nachbildung einer Mumie war. Mit dem Unterschied, dass das Gesicht und die Hände zusätzlich aufgemalt wurden. Dieser Holzsarg wurde dann anschließend in einem steinernen Sarkophag untergebracht, welcher sich zur Zeit der Pyramiden schon in der Grabkammer der jeweiligen Pyramide befand. Nun folgte der Gang zur Grabstätte. In einer langen Prozession wurde der Verstorbene begleitet. Voran der Sarg auf einem bootsähnlichen Schlitten, dahinter die Truhe mit den Kanopenkrügen. Ihnen folgten die Klageweiber, welche sich an den Kleidern rissen, laut jammerten und sich Sand auf den Kopf streuten. Dies war nicht etwa Ausdruck der großen Trauer, sondern sollte alles Böse fern halten. Den Abschluss bildeten die Familie und Freunde. Jeder trug verschiedene Grabbeigaben mit sich. Darunter auch zahlreiche kleine Uschebtifiguren aus Holz oder Stein. Die Uschebti hatten die Aufgabe dem Verstorbenen die schwere Arbeit, die auch im Jenseits getan werden musste, abzunehmen.
Am Grab angelangt, wurde der Sarg senkrecht vor einem Priester, welcher die Maske des Anubis trug, aufgestellt. Nun begann das „Ritual der Mundöffnung“, eine Art „Wiederbelebung“ der Mumie. Der Priester berührte Augen, Nase und Mund mit magischen Werkzeugen.
„Dies ist der Moment auf den die Mumifizierung letzten Endes abzielte: Verwandlung und neuer Anfang“[15]. Der leblose Körper war nun wieder aller seiner Sinne mächtig und der Geist konnte in den Körper zurück und den Leichnam zu neuem Leben erwecken, damit dieser sein Grab bewachen konnte.[16] Man könnte nun denken, dass dieses im Widerspruch zum Glauben an das Leben im Jenseits steht, in dem der Tote nach Bestehen vor dem Totengericht, hinüber gehen konnte. Doch die alten Ägypter sahen darin keinen Gegensatz, denn beide Lehren wurden über viele tausend Jahre weiterentwickelt. So konnten die Verstorbenen auf zwei Weisen existieren, einmal im Himmel, an der Seite der Götter, und zum anderen als stille Beobachter unter den Lebenden.
2. 4 Die Faszination der Pyramiden
Die Pyramiden sind wahrlich das Sinnbild von Ägypten. Ihre Entstehung ist sowohl mysteriös als auch faszinierend.
Nachdem der Körper des Toten mumifiziert und die „Mundöffnung“ vollzogen war, wurde der Sarg beigesetzt. Der Sarkophag wurde in einer Kammer unter der Erde platziert. Da die Verstorbenen nach ihrem Tod genauso weiterleben sollten wie bisher, wurden die Gräber ihrem bisherigen Haus nachempfunden. So entstanden kleine Gebäude über der Grabkammer, jedoch ohne Fenster und Türen. Diese wurden nur angedeutet, damit die Ka – und die Ba – Seele das Grab verlassen bzw. wieder zurückkehren konnten. Diese Gräber wurden Mastabas genannt.
König Djoser regierte in der III. Dynastie und hatte an seiner Seite einen sehr talentierten Mann. Sein Wesir Imhotep, war sein engster Mitarbeiter und zugleich, Arzt und Schriftsteller. Ihm wurde die Aufgabe übertragen, in Sakkara für den Pharao eine Grabstätte zu bauen. Er errichtete eine Mastaba die 63 m lang und 8 m hoch war. Jedoch schien dieses Grabmal nicht groß genug. Imhotep erweiterte die Grundfläche und setzte noch drei Mastabahügel oben drauf. Jeder etwas kleiner als der vorige. Doch auch das war noch nicht ausreichend. Letztmalig wurde die Grundfläche an der Nord- und Westseite so vergrößert, dass sich eine Fläche von 110 m mal 125 m ergab. Abschließend wurden noch zwei Etagen auf die schon vier vorhandenen gesetzt. Das Endprodukt war 60 m hoch und enthielt 900.000 t Steine. Nach 29 Jahren Bauzeit schuf Imhotep ein Bauwerk, welches einer Pyramide schon sehr nahe kam, deshalb wurde es auch Stufenpyramide genannt. Präziser wäre jedoch der Begriff Stufenmastaba. Es ist jedoch noch zu erwähnen, dass nicht nur die Form des Baus einzigartig und neu war, sondern auch das Baumaterial. Erstmals wurde für ein komplettes Gebäude aus Stein errichtet. Zu der damaligen Zeit zählten luftgetrocknete Ziegel bis dato zum gängigen Baumaterial. Die Stufenpyramide des Pharaos Djoser läutete das Zeitalter des Pyramidenbaus ein. Es versuchten sich nun auch andere Baumeister am Errichten von Pyramiden mit mehr oder weniger Erfolg. Dennoch lernten alle Bauherren von den vorher gehenden Arbeiten. So verfeinerte sich die Technik bei der Erbauung der Pyramiden.[17]
Zu den bekanntesten Pyramiden der heutigen Zeit gehören die drei Pyramiden auf dem Plateau von Gizeh. Sie waren die Grabmäler der Pharaonen Cheops, Chefren und Mykerinos. Die größte und mächtigste ist die Cheopspyramide. An ihr werde ich nun im Folgenden die Bauweise erläutern.
Vorab ist zu erwähnen, dass es keine schriftlichen Belege hinsichtlich der Konstruktion und des Baus gibt, jedoch können Rückschlüsse und Vermutungen aufgrund von Untersuchungen an erhaltenden Pyramiden gezogen werden. Deshalb sind die Vorgänge der damaligen Zeit recht gut rekonstruierbar.
Zunächst musste ein geeigneter Bauplatz gefunden werden. Dabei spielten einige Faktoren eine Rolle: Die Pyramide musste dicht am Wasser stehen, denn der Transport des Baumaterials ließ sich nur per Schiff auf dem Nil bewerkstelligen. Ebenfalls war daran zu denken, dass der Untergrund ein großes Gewicht tragen musste, deshalb musste er sehr fest sein. Dann wollte der König sein zukünftiges Grab regelmäßig in Augenschein nehmen, daher durfte es nicht all zu weit vom Palast entfernt sein. So wurde die Cheopspyramide am Westufer des Nils errichtet, gegenüber der heutigen Hauptstadt Kairo.
Als der Platz gefunden war, wurde die Sandschicht entfernt und der Untergrund planiert. Im Anschluss daran musste die Nordrichtung bestimmt werden. Dazu bedienten sich die alten Ägypter einer besonderen Methode: In der Mitte der Baustelle wurde eine etwa mannshohe kreisförmige Mauer errichtet. Sie diente als künstlicher Horizont. In der Mitte dieses Kreises wartete ein Priester auf den Aufgang des Abendsternes. Er markierte die Stelle an der Mauer, über der sich der Stern befand. Das Gleiche tat der Priester noch einmal beim Untergang des Abendsternes. Verband man nun beide Punkte mit dem Mittelpunkt, so entstand ein Winkel. Und die Mittellinie dieses Winkels zeigte genau nach Norden. Der Sicherheit halber führte man diese Prozedur auch mit anderen Sternen durch. Der Erfolg dieser Methode ist enorm, denn die Nordkante der Cheopspyramide weicht nur um den dreißigsten Teil eines Grades von der Nordrichtung ab! Anschließend konnte das Quadrat, auf dem die Pyramide errichtet werden sollte, abgesteckt werden. Zeitgleich begann auch die Arbeit in den Steinbrüchen. Dort wurden Steine meist mit einer Kantenlänge von 1, 30 m und einem Gewicht von 2, 5 Tonnen aus dem Fels geschlagen. Es existierten aber auch Steine von über 200 t und mehr. Bevor man jedoch die Steine aufeinander setzte und dabei enge Gänge schuf, wurde der Sarkophag in die Grabkammer, welche sich unter der Erde befand, gelassen. Zu einem späteren Zeitpunkt wäre ein Transport aufgrund der engen Gänge und des Gewichtes des Sarges nicht mehr möglich gewesen. Der Transport der Steine, von den umliegenden Steinbrüchen, erfolgte meist per Lastensegler auf dem Nil. Da der Boden entlang des Nils sehr instabil war, bauten die Ägypter eine Straße, die direkt vom Ufer des Flusses bis an die Baustelle heran reichte. Die Steine wurden auf Schlitten über die Straße gezogen. Um das Ziehen zu erleichtern, legte man abgerundete Holzbalken unter das Gefährt. Je größer die Pyramide wurde, umso anstrengender wurde der Transport der Steine, denn die Steigung wuchs mit jeder Schicht. Um dem entgegenzuwirken, schütteten die Arbeiter riesige Rampen aus Schlamm und Bauschutt auf. Wie diese Rampen jedoch aussahen ist jedoch nicht einwandfrei geklärt. In der Literatur sind vielfältige Möglichkeiten zu finden. Einige Forscher sind der Meinung, dass es nur eine Rampe an einer Seite gab und diese mit wachsender Höhe der Pyramide verlängert wurde, um den Steigungswinkel so gering wie möglich zu halten. Andere behaupten es gab vier Rampen an jeder Seite eine, welche sich um die Pyramide herum wanden. Überdenkt man die erste Theorie, so hätte die Rampe mehr Baumaterial als die Pyramide selbst gebraucht und zu dem wäre sie bei einer Höhe von 146 m, die die Cheopspyramide hatte, unendlich lang geworden. Deshalb könnte man annehmen dass dieses System des Rampenbaus nur bei kleineren Pyramiden verwendet wurde.
Abschließend wurde die Cheopspyramide mit weißem Kalkstein verkleidet. Die Steine wurden dabei so exakt nebeneinander gesetzt, dass nicht einmal eine Messerschneide dazwischen passte. Der Bau der Außenfläche ergab aber auch ein Problem, denn die vier Kanten mussten sich alle im Scheitelpunkt der Pyramide treffen, Fehler konnten nachträglich nicht mehr behoben werden. Um diese zu verhindern, bohrten die Ägypter in die oberste Platte der Pyramide ein Loch und ließen in die Öffnung eine Stange ein. Diese stellte den Schnittpunkt der vier Seitenkanten dar. Mit Hilfe dieser Orientierung bauten die Arbeiter die Außenflächen mit bloßem Auge. Nach zwanzig Jahren Bauzeit war die Cheopspyramide 146 m hoch und hatte eine Seitenlänge von 231 m. Sie bestand aus ca. 2, 3 Mio. Steinblöcken und hatte insgesamt ein Gewicht von 6.400.000 t. Durch die weiße Kalksteinverkleidung und die vergoldete Spitzte muss sie ein wahrlich imposantes Bauwerk gewesen sein, denn das ist sie meiner Meinung nach heute noch, auch ohne ihren Glanz. Steht man an ihrem Fuße ist man schier überwältigt von ihrer Größe.
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[1] Vgl. Rauch-Rateb, Lamya: Ägypten. Köln: DuMont Buchverlag 2001, 6
[2] Vgl. Reichardt, Hans: Was ist was. Das alte Ägypten. Hamburg: Tessloff 1981, 10ff
[3] Vgl. Schröder, Ulrich (Hrsg.): Das WUK-Buch. Stuttgart: Klett Schulbuchverlag 1993, 112
[4] Vgl. Reichardt, Hans: Was ist was. Das alte Ägypten. Hamburg: Tessloff 1981, 10ff
[5] Vgl. Scholz, Piotr: Altes Ägypten. Köln: DuMont Buchverlag 1996
[6] Vgl. Gahlin, Lucia. Ägypten. Götter, Mythen, Religionen. Reichelsheim: Edition XXL 2001, 49
[7] Vgl. Capriceci, Alberto Carlo: Kunst und Geschichte in Ägypten. Florence: Bonechi 2001, 16
[8] Vgl. Gahlin, Lucia. Ägypten. Götter, Mythen, Religionen. Reichelsheim: Edition XXL 2001, 133
[9] Vgl. Tarnowski, Wolfgang: Was ist was. Mumien. Hamburg: Tessloff 1988, 24
[10] Vgl. Hart, Georg: Das Alte Ägypten. Hamburg: Carlsen 1991, 54f.
[11] Vgl. Gahlin, Lucia. Ägypten. Götter, Mythen, Religionen. Reichelsheim: Edition XXL 2001, 141
[12]. Vgl. Hart, Georg: Das Alte Ägypten. Hamburg: Carlsen 1991, 52f
[13] Vgl. Gahlin, Lucia. Ägypten. Götter, Mythen, Religionen. Reichelsheim: Edition XXL 2001, 141
[14] Vgl. Tarnowski, Wolfgang: Was ist was. Mumien. Hamburg: Tessloff 1988, 26-29
[15] ebd., 30
[16] Vgl. Hart, Georg: Das Alte Ägypten. Hamburg: Carlsen 1991, 56f
[17] Vgl. Reichardt, Hans: Was ist was. Pyramiden. Hamburg: Tessloff 1978, 21f
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