Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Voraussetzungen für den deutschen Kolonialismus
3. Der Konflikt zwischen Mission und Kolonialverwaltung in Togo
4. Die Schule in den Kolonien
5.. Schlußbetrachtung
1. Einleitung
Schon die ersten Entdecker hatten auf ihren Schiffen Priester dabei. Sobald eine Insel entdeckt war, wurde ein Kreuz aufgestellt. Kontakte zu Eingeborenen weiteten sich vom Handel schnell auf die Missionierung aus. Neben Handelsstützpunkten wurden auch schnell Missionen errichtet. Die Geistlichen nahmen Entdeckungsreisen vor und unterrichteten die Eingeborenen. Die Missionen hatten sich in den Gebieten schon etabliert lange bevor sie von den europäischen Staaten zu kolonialem Besitz erklärt wurden. Besonders in den deutschen Kolonien war das so, da das Deutsche Reich im Vergleich zu den anderen europäischen Mächten spät in den Besitz von Kolonien kam.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage inwieweit die verschiedenen Missionen in den verschiedenen deutschen Kolonien Einfluss auf die Politik der Regierung gehabt haben. Ist eine direkte Einflußnahme zu erkennen oder lief sie eher verdeckt ab? Aufgrund der großen Anzahl an Missionsgesellschaften in den deutschen Kolonien beschränkt sich diese Hausarbeit auf ausgewählte Beispiele, die zu der hier vorliegenden Fragestellung passen.
Zuerst werden ersteinmal die Voraussetzungen für den deutschen Kolonialismus erläutert. Warum erscheint das Deutsche Reich so spät auf der Landkarte der Kolonialbesitzungen. Wer nahm alles Einfluß auf den Erwerb von Kolonien, vor allem war zu dem Zeitpunkt schon zu erkennen, ob die Missionsgesellschaften Einfluß nahmen? Der dritte Gliederungspunkt beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Steyler Mission und der Kolonialverwaltung in Togo, ein Beispiel dafür, dass die Einflußnahme der Mission bis in den Reichstag nach Berlin gereicht hat. Die größte Einflußnahme der Missionare auf die Eingeborenen in den Schutzgebiete wird in Abschnitt vier behandelt, der tägliche Umgang der Missionare mit den Schülern in den Missionsschulen. In der Schlußbetrachtung werden die Ergebnisse der Untersuchung der Fragestellung dann zusammengefasst.
Der Forschungsstand zu der Geschichte der deutschen Kolonien und damit auch der Missionen ist als exzellent anzusehen. Es gibt kaum noch strittige Punkte in der Geschichtswissenschaft zu dem Thema. Allerdings ist sich meines Wissens nach noch nicht mit dem Thema der Einflusses der Missionen auf den Kolonialismus beschäftigt worden. Daher wird in dieser Hausarbeit auch ersteinmal nur allgemeine Literatur zu dem Thema der deutschen Kolonien und der Missionen verwendet. Literatur dazu ist ausreichend vorhanden, wobei es mit der Quellenlage schon anders aussieht, da diese alten Quellen unter Verschluß sind und nicht zu bekommen. In dem Hiery1 sind aber viele Quellentexte abgedruckt, die indirekte Beachtung in dieser Hausarbeit finden.
2. Die Voraussetzungen für den deutschen Kolonialismus
Deutschlands Kolonialgeschichte war im Vergleich zu den anderen europäischen Großmächten nur kurz. Sie endete durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg genauso schnell wie sie begonnen hatte. Die koloniale Begeisterung begann in Deutschland in den 1840er Jahren und ging hauptsächlich von den liberalen Bürgerlichen und den Demokraten aus. Das neugegründete Deutsche Reich müßte nach Übersee ausgedehnt werden war die verbreitete Grundstimmung, die es vorher nur spärlich gab, da Deutschland noch nicht geeint war. Anstrengungen auf kolonialen Besitz gab es vor 1848 nur von Seiten Preußens. Diese wurden aber bald wieder verworfen, da Preußen alleine nicht mächtig genug war im Konzert des Imperialismus mit den anderen europäischen Großmächten mitzuhalten.2
Die Begründungen für das Interesse den Erwerb von Kolonien waren mannigfaltig: Wie in anderen europäische Staaten so setzte sich auch von Deutschland aus eine Auswanderungswelle in Bewegung, die vor allem in Richtung der USA ging. Um das Potential der Auswanderer nicht zu verschenken, wurde argumentiert, dass das Deutsche Reich Kolonien bräuchte um den Strom der Auswanderer dorthin umzulenken. Auch wurden Kolonien als neue Absatzmärkte und Lieferanten für billige Rohstoffe für die deutsche Wirtschaft gefordert, da es in dem aufstrebenden Deutschland immer wieder kurze strukturelle Krisen in der Wirtschaft gab. Auch wurde teilweise in Deutschland die Forderung nach Strafkolonien nach dem Vorbild von Frankreich und Großbritannien laut. Diese Strafkolonien sollten auch dazu genutzt werden, um die Anhänger der politischen Extremen aus dem Land schicken zu können.3 Aus diesen Gründen heraus argumentierend wurde die Frage nach Kolonien für Deutschland immer wichtiger, „wie es Heinrich von Treitschke 1884 ausdrückte: ‘Für ein Volk, das (wie Deutschland) an einer beständigen Überproduktion leidet und Jahr für Jahr an 200000 seiner Kinder in die Fremde sendet, wird die Kolonisation zur Daseinsfrage.’“4 Besonders stark treten dann auch noch die „nationalpolitischen und nationalpsychologischen Motive“5 auf und äußern sich darin, dass sich Deutschland ohne Kolonien den anderen Großmächten unterlegen fühlt. Die Lehre des Sozialdarwinismus wird auf die Nationalebene gehoben, was bedeutet, dass schlußendlich nur das stärkste Land überleben wird. Und da sich Deutschland ohne Kolonien den anderen Staaten unterlegen fühlte, wurde die Frage nach Kolonien auch aus diesem Gesichtspunkt heraus zu der schon erwähnten Daseinsfrage.6
Um die Forderung nach Kolonien nun auch durchzusetzen, wurden Ende der 1870er vor allem in Industriezentren viele Kolonialvereine gegründet. Die Mitglieder dieser Vereine waren am Anfang noch hauptsächlich mittlere Unternehmer, Kaufleute und Angehörige des Bildungsbürgertums. Die Kaufleute im Deutschen Reich, die schon mit dem Überseehandel zu tun hatten waren allerdings dem Erwerb von Kolonien eher skeptisch gegenüber eingestellt und bevorzugten den Freihandel mit den schon existierenden Handelsstützpunkten. Auch die Banken waren nicht begeistert und wollten die Kolonialvereine nicht unterstützen weil ihnen die Investitionen zu risikohaft waren und keine raschen Gewinne versprachen.7
Die Entscheidung für den Erwerb von Kolonien lag dann schlußendlich beim Reichskanzler Otto vom Bismarck. Im Jahr 1884 beschloß Bismarck Südwestafrika direkt unter die Herrschaft des Deutschen Reiches zu stellen und den informell-indirekten Freihandelsexpansionismus aufzugeben. Die Gründe hierfür sind bis heute noch nicht geklärt, da Bismarck sich dazu nie geäußert hat. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass es wie bei allen Entscheidungen Bismarcks viele verschiedene kleine Gründe dafür gegeben haben wird, die dann letztlich den Entschluß reifen ließen.8 Am 24. April 1884 wurde die erste deutsche Kolonialerwerbung getätigt durch die Erklärung des Reichsschutzes über Südwestafrika. Es läßt sich also zusammenfassen, dass die Kirche bei der Entscheidung zum Kolonialbesitz keinen nennenswerten Einfluß gehabt hat, sondern die Stimmung von den Kolonialvereinen geschaffen wurde und letztlich der Erwerb von Bismarck beschlossen wurde.
3. Der Konflikt zwischen Mission und Kolonialverwaltung in Togo
„Der wohl bedeutendste und über die Grenzen der Kolonie hinaus folgenreichste Konflikt zwischen Kolonialverwaltung und katholischer Mission“9 fand in Togo von 1903 bis 1907 statt. Was als Disput zwischen einem Missionar und einem Verwaltungsbeamten begann, endete mit einer Stärkung der Rechte der Eingeborenen gegenüber den Kolonialisten. Die Steyler Mission machte ihren Einfluß geltend um Mißstände bei der Behandlung der Eingeborenen aufzuzeigen und zu beseitigen.
Togo wurde 1884 unter deutsche Schutzherrschaft gestellt und im Jahr 1892 übernahm die katholische Steyler Mission die Missionstätigkeit in Togo. Aufgrund der Wichtigkeit als Handelsumschlagplatz wurde in Atakpame 1898 eine Regierungsstation gegründet und zwei Jahre danach eine Missionarsstation der Steyler. 1890 übernahm auch Geo A. Schmidt als Leiter der Regierungssstation den Bezirk und es kam gleich zu einem kleinen Disput zwischen ihm und den Missionaren, der aber hier unerwähnt gelassen werden kann. Im Jahr 1892 während Schmidt auf Heimaturlaub in Deutschland war, kam es zu Beschwerden der Eingeborenen gegen ihn. Schmidt meinte darin zu erkennen glauben, dass die Eingeborenen von der Mission aufgestachelt worden seien. Die Beschwerden wurden jedenfalls von seinem Vorgesetzten nicht ernst genommen. Im März 1903 kam es zu einem erneuten Zwischenfall als der den Missionaren nahestehende Häuptling Kassenge festgenommen wurde, weil er sich weigerte Träger für Gouverneur Horn zu stellen. Pater Müller setzte sich schriftlich für Kassenge ein und erhob den Vorwurf, dass Schmidt diesen nur verhaften ließ, weil sich Kassenge über Schmidt beschweren wollte. Schmidt erstattete daraufhin Anzeige gegen Pater Müller wegen Beamtenbeleidigung und Aufwiegelung der Bevölkerung. Als selbst ein Schlichtungsgespräch zwischen den Beiden unter Leitung des stellvertretenden Gouverneurs Dr. Graef kein Ergebnis brachte, ging die Mission in die Offensive und erstattete Anzeige gegen Schmidt mit dem Vorwurf des Sittlichkeitsverbrechens. Die Missionare hatten Beweise dafür gesammelt, dass sich Schmidt mehrmals an minderjährigen Mädchen vergangen habe, die an der Station für ihn gearbeitet hatten. Als Reaktion auf diese Anzeige wurden Pater Müller und drei andere Missionare festgenommen wegen des Verdachts der Beleidigung, Begünstigung und falscher Anschuldigung sowie Flucht- und Kollusionsverdachtes. Diese Inhaftierung wurde aber schon bald daraufhin auf Befehl des Gouverneur Horn persönlich aufgehoben, die Patres allerdings erst 5 Tage später freigelassen.10
Die Kolonialabteilung der Regierung in Berlin versuchte in der Zwischenzeit den Streit zu schlichten. Es wurde „an alle Beamten Togos das vertrauliche Ersuchen gerichtet, ‘sich nicht zu aufreizenden Reden gegen irgend eine im Schutzgebiet tätige Missionsgesellschaft hinreißen zu lassen’. Zugleich wurden die Beamten nachdrücklich auf ihre Pflicht hingewiesen, die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Kolonien zu fördern, allen daran beteiligten Europäern in der Ausübung ihres Berufes und Gewerbes mit Wohlwollen entgegenzukommen und in diesem Zusammenhang den christlichen Missionsgesellschaften ‘weitgehendste Unterstützung’ zu gewähren. Ferner wurde daraufhin aufmerksam gemacht, dass die Kolonialverwaltung ‘ein aggressives Verhalten gegenüber den christlichen Missionsgesellschaften für unvereinbar mit den Pflichten eines Schutzgebietsbeamten und mit dem fernen Verbleiben im Amt erachtet.11 ’“ Die Kolonialabteilung von Berlin benötigte in der nächsten Zeit Anleihen für den Bahnbau in Togo und war so auf die Zustimmung des Zentrums im Parlament angewiesen. Um das christliche Zentrum nicht gegen die Kolonialabteilung aufzubringen, entschloss man sich zu diesem Schritt.12
In der Gerichtsverhandlung gestand Schmidt ein des öfteren geschlechtlichen Verkehr mit den Mädchen gehabt zu haben. Er wurde aber nicht verurteilt, da das Gericht ihm glaubte, dass die Mädchen zu diesem Zeitpunkt bereits 14 Jahre alt gewesen seien. Pater Müller und die anderen Missionare wurden freigesprochen. In diesem Zusammenhang wurde bekannt, dass der Gouverneur Horn seinen Eingeborenen Koch 25 Hiebe als Bestrafung zuteil kommen ließ und diesen in der glühenden Sonne an einen Pfahl binden ließ als Bestrafung für einen Diebstahl. Der Koch starb und Gouverneur Horn trat überraschend zurück. Die Missionare wurden in andere Stationen versetzt und auch die Kolonialbeamte teilweise zurück nach Deutschland gerufen teilweise versetzt.13
Die ganze Angelegenheit setzte im Reichstag einen Diskussion in Gang wobei vor allem „die unhaltbaren Zustände in Rechtspflege und Verwaltung“14 der Kolonien am Beispiel von Togo diskutiert wurden. Als Ergebnisse kamen einige Verbesserungen für die Eingeborenen heraus, so dass z.B. keine minderjährigen Mädchen mehr in den Dienst der Kolonialbeamten treten durften. Die Gouverneure wurden auch dazu angehalten strenger darauf zu achten, was mit schon erwachsenen Mädchen geschieht. Körperliche Züchtigung durch Prügelstrafe hatte jetzt eine Verhandlung vorauszugehen. Bei der Prügelstrafe mußte ein Arzt anwesend sein und der Richter konnte nicht auch gleichzeitig Exekutivgewalt sein.15
Die ganze Angelegenheit zeigt den Einfluß den die Missionare durchaus hatten. Auch wenn in diesem Beispiel die Veränderungen hauptsächlich durch einzelne Missionare und nicht der Mission im allgemeinen herbeigeführt worden sind. Eingeborene gehorchten den Missionaren auch wenn sie sich dadurch gegen Verwaltungsbeamte stellen mußten. Durch die Verbindung zur Partei des Zentrums hatten sogar die katholischen Missionare Verbindungen bis ins Parlament und konnten wenigstens Diskussionen in Gang setzen. Die Mission war durchaus nicht ohne Einfluss wenn man versuchte Veränderungen durchzusetzen.
4. Die Schule in den Kolonien
Die Missionsschulen in den Kolonien gab es schon bevor die Kolonien überhaupt unter den Schutz des Deutschen Reiches gestellt wurden. Zu diesem Zeitpunkt erhielten sie noch den wichtigen Auftrag zur inneren Befriedung der Kolonie dazu. Die Missionare hatten den Auftrag die Eingeborenen zu Untertanen zu erziehen. Ihr Ziel war es u.a. die Eingeborenen mit in den europäischen Kulturkreis mit einzubeziehen was vor allem das Lehren der christlichen Religion bedeutete. Voraussetzung dafür ist das Selbstverständnis des Christentums, dass es über den anderen Religionen steht. Nur durch das Christentum konnten die Barbaren zu Menschen gemacht werden. Das wichtigste Mittel hierfür waren die Missionsschulen.16
Bei den Europäern und bei den Eingeborenen gab es große Unterschiede in der Vorstellung von Wissen und Bildung. In Europa war und ist alles auf die Schrift konzentriert. Wissen und Bildung findet hauptsächlich schriftlich statt, so dass zur Wissensvermittlung die Schulen im Mittelpunkt stehen, die die Schriftsprache lehren. In den ursprünglichen Gesellschaften der Kolonien spielt die Schrift kaum eine Rolle, war sogar weitgehend noch nicht entwickelt. Die mündliche Überlieferung stand im Vordergrund und jeder wurde dadurch zum Lehrer. In dieser Gesellschaftsform ist der Charakter noch wichtiger als der Intellekt.17
Der erste Kontakt der Eingeborenen mit dem Wissen der Europäer erfolgte durch Missionare. Die Lehrinhalte und Lehrmethoden unterschieden sich nicht nur in den verschiedenen Kolonien sondern auch in den verschiedenen Missionen und auch in den einzelnen Missionsstützpunkten. Schon der grundlegende Unterrichtstext, die Bibel, lag in verschiedenen Übersetzungen vor, passend zu der jeweiligen Sprache der zu unterrichtenden Eingeborenen.18
Die Unterrichtung der einheimischen Bevölkerung erfolgte schon lange durch Missionsschulen bevor staatliche Schulen eingeführt worden waren. Selbst als es diese gab, ging der Großteil der Schüler noch in die Schulen der Mission. So gingen 1911 97 Prozent der einheimischen Schüler der deutschen Südsee in Missionsschulen.19 Der Unterricht lag hier in der freien Gestaltung der Kirche, oft bestimmte sogar der Lehrer selbst was und wie unterrichtet wurde. Schulinspektionen verliefen oft katastrophal, die Kirche konnte aber immer wieder einen Eingriff in ihre Missionsschulen von staatlicher Seite verhindern. Auch verhinderte die Mission allzu oft die Einrichtung von staatlichen Schulen in den Kolonien, um nicht an Macht zu verlieren. Die Kolonialregierungen gaben größtenteils aus Angst vor dem Zentrum nach, da die Angst vor Budgetkürzungen immer existent war. So versuchten die Regierungen ihre Interessen oft nur durch Geld oder sonstige Zuwendungen durchzusetzen. Das Hauptinteresse hatten die Regierungen ersteinmal darin, dass der Unterricht überhaupt auf Deutsche durchgeführt wurde, denn vor allem in der Südsee waren die Missionsgesellschaften in den deutschen Kolonien größtenteils ausländisch. So gingen 1911 72,5 Prozent der Schüler in den deutschen Südseebesitzungen in ausländische Schulen.20 Von einer Sprachpolitik konnte in der Südsee also keine Rede sein, die Regierung hatte keinen Einfluß auf die Schulen. Der Unterricht fand hauptsächlich in der Sprache der Eingeborenen statt, sogar in deutschen Missionen, obwohl ihnen finanzielle Anreize für deutschen Unterricht von den Regierungen gesetzt wurden.21
Die Unterrichtsmaterialen wie Lieder-, Lese- und Rechenbücher waren zum größten Teil von den Missionaren selbst erstellt worden und in die Sprache der Einheimischen übersetzt. Auch die Bibelübersetzungen nahmen die Missionare selbst vor, so dass es bereits bei diesem grundlegendem Text durchaus starke Variationen gab. Auch die Art und Weise und der Inhalt des Unterrichts variierte je nach Missionsgesellschaft, den örtlichen Gegebenheiten und auch nach dem Lehrer. Die Missionare, die den Unterricht leiteten verfügten kaum über eine pädagogische Ausbildung, so dass der Unterricht meistens auf das auswendig Lernen der Inhalte sich beschränkte und die Schüler das Wissen nicht anwenden konnten.
Der Schulbesuch orientierte sich an dem deutschen Vorbild, in der Regel waren die Schüler zwischen sechs und 14 Jahre alt wobei es nach oben immer wieder zu Ausnahmen aufgrund der hohen Analphabetenrate kam. Eine Schulpflicht konnte nicht durchgesetzt werden, oft gab es sogar Belohnungen wenn die Schüler überhaupt zur Schule kamen, die z.B. in der Südsee am Verteilen von Tabak an die Schüler bestehen konnte. Schulgeld gab es dadurch auch nicht. Die Schulen hatten sich selbst zu finanzieren und zogen dadurch die Schüler zur Arbeit heran, was man mit einer praktischen Ausbildung derselben verband. Diese praktische Ausbildung wurden von den Kolonialverwaltungen gerne gesehen und auch gefördert, bereitete sie doch die Schüler auf ihr späteres Leben im Dienst der Kolonialherren vor. Der praktische Unterricht erfolgte meistens getrennt nach Geschlechter. Während die Mädchen hauptsächlich Handarbeitsunterricht erhielten, hatte die Ausbildung der Jungen hauptsächlich Garten- und Pflanzungsbau zum Thema. Viele Schüler konnten in der Mission aber auch ein Handwerk erlernen, wie z.B. Schlosser, Schmied, Schneider, Tischler, Maurer und ähnliche Berufe.22
Durch die Art und Weise des Unterrichts bereiteten die Missionare die Schüler direkt für ihren späteren Beruf vor. Zusätzliches Wissen störte nur und hielt auf, so dass viele Schüler nicht über ein auswendig lernen des Unterrichtsstoffes hinauskamen. In staatlichen wurde mehr Wert auf Pädagogik und vor allem die deutsche Sprache gelegt. Die Missionare konnten den Unterricht frei gestalten, um ihre eigenen Interessen bei den Schülern durchzusetzen. So schuf man sich eine Schicht gebildeter Eingeborener, die der Mission aufgrund des erhaltenen Unterrichts zu Dank verpflichtet waren. Mit der Methode den Schülern nur in der einheimischen Sprache zu unterrichten, machten sich die Missionen unabhängig von dem europäischen Staat, der die Kolonie besaß. Ein neuer Besitzer war also auf die Mission angewiesen. Natürlich hatte die Unterrichtung in einheimischer Sprache auch ganz praktische Gründe, da es einfacher war für die Missionare die einheimische Sprache zu lernen als für die Eingeborenen Deutsch.
5. Schlußbetrachtung
Die Mission hatte vielfältigen Einfluß auf den deutschen Kolonialismus und die deutschen Kolonien. Wie stark dieser war, läßt sich nicht messen, da dafür Werte fehlen an dem man diesen festmachen kann. An den dargestellten Beispielen zeigt sich aber, dass die Mission ihren Einfluß durch die Hilfe des Zentrums bis in den Reichstag durchsetzen konnte. Bei der Entscheidung ob das Deutsche Reich Kolonien brauchte, mischte sich die Kirche nicht ein, da man zu diesem Zeitpunkt schon überall auf der Welt Missionsstützpunkte hatte. Die Mission trat durchaus als Anwalt der Eingeborenen auf und sorgte für eine bessere Behandlung für sie. Die Kirche war auch gegen das Sklaventum, aber nie gegen die Kolonien an und für sich. In den Kolonien selber setzten die Missionare ihre Interessen fast immer durch auch wenn diese mal nicht mit den Interessen der Kolonialverwaltung übereinstimmte. Die Missionare hatten großen Einfluß auf die Eingeborenen, da diese schon als Kinder von ihnen erzogen wurden. Zusammenfassend kann man festhalten, dass der deutsche Kolonialismus ohne die Mission ein anderes Gesicht gehabt hätte. Inwieweit die Mission ein stärkeren oder schwächeren Einfluß als in anderen europäischen Staaten gehabt hat, blieb hier außen vor und wäre Thema ein Hauptseminararbeit.
Bibliografie:
Literatur, die in den Fußnoten erwähnung findet:
Erbar, Ralph: Ein „Platz an der Sonne“? Die Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der deutschen Kolonie Togo 1884 - 1914, Stuttgart 1991.
Hiery, Hermann Joseph (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884 - 1914. Ein Handbuch, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001.
Wagner, Wilfried (Hrsg.): Kolonien und Missionen. Referate des 3. Internationalen Kolonialgeschichtlichen Symposiums 1993 in Bremen, Münster, Hamburg 1994.
Zusätzlich verwendete Literatur:
Braun, Thomas: Die Rheinische Missionsgesellschaft un der Missionshandel im 19. Jahrhundert, Erlangen 1992.
Gründer, Horst: Welteroberung und Christentum. Ein Handbuch zur Geschichte der Neuzeit, Gütersloh 1992.
Kaulich, Udo: Die Geschichte der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1884 -1914). Eine Gesamtdarstellung, 2. korrigierte und ergänzte Auflage Frankfurt am Main 2003.
Paczensky, Gert von: Teurer Segen. Christliche Mission und Kolonialismus, München 1991.
Sudholt, Gert: Die deutsche Eingeborenenpolitik in Südwestafrika. Von den Anfängen bis 1904, Hildesheim 1975.
[...]
1 Hiery, Hermann Joseph (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884 - 1914. Ein Handbuch, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001.
2 Vgl. Gründer, Horst: Die historischen und politischen Voraussetzungen des deutschen
Kolonialismus, in: Hiery, Hermann Joseph (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884 - 1914. Ein Handbuch, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001, S. 27.
3
3 Vgl. Gründer, Horst: Die historischen und politischen Voraussetzungen des deutschen
Kolonialismus, in: Hiery, Hermann Joseph (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884 - 1914. Ein Handbuch, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001, S. 29 - 30.
4 Ebd., S. 32 - 33.
5 Ebd., S. 30.
6 Vgl. ebd., S. 30 - 31.
7 Vgl. ebd., S. 33- 35.
8 Vgl. Gründer, Horst: Die historischen und politischen Voraussetzungen des deutschen Kolonialismus, in: Hiery, Hermann Joseph (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884 - 1914. Ein Handbuch, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001, S. 36 - 38.
9 Erbar, Ralph: Ein „Platz an der Sonne“? Die Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der deutschen Kolonie Togo 1884 - 1914, Stuttgart 1991, S. 246.
10 Vgl. Erbar, Ralph: Ein „Platz an der Sonne“? Die Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der deutschen Kolonie Togo 1884 - 1914, Stuttgart 1991, S. 246- 251.
11 Ebd., S. 251.
12 Vgl. ebd., S. 250 - 251.
13 Vgl. ebd., S. 251- 253.
14 Ebd., S. 258.
15 Vgl. ebd., S. 258 - 261.
16 Vgl. Gründer, Horst: Mission und Kolonialismus - Historische Beziehungen und strukturelle Zusammenhänge, in: Wagner, Wilfried (Hrsg.): Kolonien und Missionen. Referate des 3. Internationalen Kolonialgeschichtlichen Symposiums 1993 in Bremen, Münster, Hamburg 1994, S. 26 - 35.
17 Vgl. Hiery, Hermann Joseph: Schule und Ausbildung in der deutschen Südsee, in: Ders. (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884 - 1914. Ein Handbuch, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001, S. 198 - 201.
18 Vgl. ebd., S. 201.
19 Vgl. Hiery, Hermann Joseph: Schule und Ausbildung in der deutschen Südsee, in: Ders. (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884 - 1914. Ein Handbuch, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001, S. 198 - 201.
20 Vgl. ebd., S. 202 - 204.
21 Vgl. ebd., S. 205 - 206.
22 Vgl. Hiery, Hermann Joseph: Schule und Ausbildung in der deutschen Südsee, in: Ders. (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884 - 1914. Ein Handbuch, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001, S. 209 - 210.
- Quote paper
- Björn Gieseler (Author), 2003, Der Einfluß der Mission auf den deutschen Kolonialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108919
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