Gliederung
1. Einleitung
2. Betrachtungsebenen der Perser bei Herodot
2.1 Das persische Gesellschaftsbild in den Persernomoi
2.2 Die griechisch-persische Feindschaft
2.3 Die Perser als Kriegsgegner
2.4 Die Protagonisten Persiens
3. Der „Barbar“ bei Herodot
3.1 Der Barbarenbegriff und seine Entstehung
3.2 Herodots Anwendung des Barbarenbegriffs
4. Herodots Begründung für die Niederlage Persiens
4.1 Klimathese
4.2 Herodots Weltsicht und Religiosität
5. Fazit
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Rahmen des Seminars „Die Perserkriege“ beschäftigt sich die vorliegende Hausarbeit mit dem Perserbild Herodots. Die Historien Herodots beschreiben die Perser, ihren Nomos und die Geschichte der Hellenen, die maßgeblich durch die Perser beeinflusst wurde[1]. In seinem Proömium beschließt Herodot, die Taten der Hellenen und Barbaren nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und den Verlauf ihrer Geschichte zu beschreiben: „Herodot aus Harlikarnaß veröffentlicht hiermit seine Forschung, auf dass die menschlichen Werke bei der Nachwelt nicht in Vergessenheit geraten, und damit große Taten der Griechen und Barbaren nicht ohne Gedenken bleiben. Vor allem soll man erfahren, warum sie gegeneinander zum Kriege schritten.“[2]
Herodot lebte ca. 484-425 vor Christus, zur Zeit der Perserkriege (ca. 490-449 v.Chr.) und gilt in der Forschungsliteratur als erster Historiker und „Vater der Geschichtsschreibung“[3]. Halikarnassos stand zeitweise unter persischer Herrschaft. Herodot muss also mit den Persern vertraut gewesen sein. Das Material für die Historien beschaffte er sich durch ausgedehnte Reisen und Berichte anderer, zum Beispiel Zeitgenossen. Persien befand sich zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Historien sind ethnographische Berichte einerseits und militärisch-politische, historische Darstellungen der Perserkriege andererseits. Sie entstanden zur Zeit des Dualismus zwischen Athen und Sparta.
Um das Perserbild Herodots näher zu betrachten, wird sich die Arbeit hauptsächlich auf die Historien Herodots und die heutige Forschungsliteratur beziehen. Ziel der Arbeit ist es, das Perserbild Herodots in einen politischen Kontext einzuordnen, auf Objektivität zu überprüfen und die Perserdarstellung an sich zu beleuchten. Es gilt, unterschiedliche Betrachtungsebenen der Perser herauszustellen, die Barbarenthematik aufzugreifen und die herodoteische Weltsicht herauszustellen. Abschließend wird das Perserbild bei Herodot unter den oben genannten Aspekten betrachtet.
2. Betrachtungsebenen der Perser in Herodots Historien
2.1 Das persische Gesellschaftsbild in den Persernomoi
Herodot erfasst die Perser als grosse, in Stämme[4] gegliederte Völkerschaften[5]. Sie betrieben, so schreibt er, eine Religion ohne Naturmächte und Götterbilder und opferten der Sonne, dem Mond, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden. Sie bezeichneten das ganze Firmament als Zeus[6]. Herodot fügt an: „ und diesen Brauch haben sie meines Erachtens deswegen eingeführt, weil sie die Götter nicht für menschenartig halten wie die Hellenen.“[7] Des Weiteren beschreibt Herodot die persischen Opferriten und Kulte[8]. Dann geht Herodot auf die Ess- und Trinksitten der Perser ein. Den Wein liebten sie demnach sehr und verhandelten im Rausch die wichtigsten Angelegenheiten, die sie am Tag danach noch einmal nüchtern überdachten[9]. Soziale Rangordnungen waren, so Herodot, an der Begrüßung zweier Personen erkennbar. Je nach Stand küsste man sich auf den Mund, auf die Wange oder fiel seinem Gegenüber zu Füßen[10]. Die persische Fremdvölkerachtung scheint ihm mit steigender Entfernung abzunehmen, denn die Völker die ihnen am nächsten wohnten, achteten sie am meisten, die entfernter wohnenden am wenigsten[11]. Die Perser neigten von allen Völkern am meisten dazu, fremde Sitten zu dulden und zu übernehmen, wie sie zum Beispiel die Knabenliebe von den Griechen übernommen hätten[12]. Ein Perser heiratete viele Frauen und besass dazu noch viele Nebenfrauen[13]. Neben Tapferkeit, als eine persische Haupttugend, galt es, viele Kinder zu zeugen, denn diese standen für ihre Stärke[14]. „Sie behaupten es gäbe bei ihnen niemals einen Vater- oder Muttermord“[15] und ihre Begräbnisstätten hielten sie geheim[16]. Das Lügen und Schulden machen hielten sie für schändlich[17], und Flüssen erwiesen sie ihre tiefste Ehrfurcht. Sie wuschen ihre Hände nicht darin, geschweige spieen sie hinein[18].
Herodot spricht vor allem ihre Tapferkeit an, die sie bis in die entscheidenden Niederlagen gegen die Hellenen hinein beweisen haben sollen und ist davon entfernt, die Perser grundsätzlich als ein dekadent gewordenes Volk zu betrachten[19]. Genauso wie er das einfache Leben in Persien beschreibt, schreibt er auch über den Luxus und Reichtum im Land und seiner Gesellschaft[20]. Aber das gesellschaftliche Bild beschränkt sich meistens auf die königliche Umgebung in Reichtum und Luxus. Dabei wird weniger das Gesamtbild der Perser widergespiegelt als eine Beschreibung von Eliten[21].
„ Was die Persernomoi aus den anderen Nomoi Herodots heraushebt ist der geradezu thematisch durchgeführte Bezug auf den griechischen Nomos.“[22] Also stehen die Perser im Vergleich mit der hellenischen Welt und das zunächst Fremde erscheint im Bezug auf die eigene Welt nicht nur kurios sondern erzwingt geradezu einen Konflikt zwischen den Lebensweisen [23] , denn wie er selbst sagt: „ Wenn man alle Völker der Welt aufforderte, sich unter all den verschiedenen Sitten die trefflichsten auszuwählen, so würde jedes nach genauer Untersuchung doch die eigenen anderen vorziehen.“[24] Die Erkenntnis der Relativität von Recht und Sitte scheint also bekannt zu sein und der Respekt dafür gegeben.[25]
Persische Topoi[26] sind demnach der Reichtum und Luxus in der persischen Gesellschaft, teils sogar Maßlosigkeit, zum Beispiel durch die Vielweiberei. Herodot stellt sie als offenes Volk dar, das Sitten gerne von anderen Völkern übernimmt. Die Monarchie stellt kein hervorgehobenes Element in den Persernomoi dar, doch erwähnt Herodot einen König, woraus sich auf die politische Verfassung schließen lässt. Also bildet sie kein deutlichen aber ein als bekannt vorausgesetzten Topos der Perser ab. Hochgehaltene Werte und Tugenden sind die familiäre Pietät, die Schuldenfreiheit und die Wahrheitsliebe.
Herodot bleibt bei der Beschreibung der Perser objektiv und ausgeglichen kritisch.
2.2 Die griechisch-persische Feindschaft
Die Feindschaft zwischen Persien und Griechenland beginnt bei dem Frauenraub, der schließlich zum Troianischen Krieg führte[27]. Darauf folgt die andauernde Bedrohung Persiens durch den Expansionsdrang seiner Machthaber wie Kroisos, Kyros, Kambyses, Dareios und Xerxes. Der größte Bruch entsteht dann, so Herodot, durch die Überquerung des Hellesponts unter Xerxes, die göttlich gesetzte Grenze zwischen beiden Völkern, sowie dem Osten und dem Westen.[28] Hinzu kommt, „der Konflikt von Lebensformen“, der „dramatische Zusammenstoß von bürgerlich-sittlichen Idealen und deren grundsätzlicher Unvereinbarkeit“[29]. Ein Weiterer und letzter Grund für die Feindschaft scheint der uralte ewige Kampf zwischen Ost und West zu sein.[30] Da das Leitthema Herodots in seinen Historien die Perser sind, verflechtet er die Könige Persiens, Persien und seine gegnerischen Länder der Oikumene im Erzählprinzip, beginnend mit Kroisos[31], der als erster die Freiheit der Hellenen in Asien unterdrückte[32]. Zentrale Themen sind dabei die Verlockung und Gefahr der Herrschaft, die Verstrickung der Herrscher in diese, der Verlust des rechten Maßes und die Bewahrung der Macht. Zum Schluss folgt das große Scheitern und die tragische Niederlage Persiens und seiner Protagonisten[33].
2.3 Die Perser als Kriegsgegner
Herodot beschreibt die Perser als massige Heeresmacht[34], die aber unterlegen ist, aufgrund militärischer Unerfahrenheit, wegen geringer mentaler Kampfestauglichkeit und weil sie kaum Kampfesmut bzw. Motivation besitzt[35]. Die Gründe dafür liegen laut Herodot in der monarchischen Autoritätsstruktur, also an der politischen Einrichtung Asiens, und der Unzuverlässigkeit fremder Bündner, wie den gezwungenen Ioniern[36]. Ein negativer Topos reiht sich hier an den anderen: Es herrscht Lärm und Chaos, und die persische Menge scheint sich im griechischen Selbstbewusstsein verselbständigt zu haben. Die Geschehnisse werden den Gesetzen des Kosmos angepasst: Griechenland ist zu klein für die Perser, seine Bewohner zu wehrhaft, und das Meer für die Perser total ungeeignet. Die Welt im Westen des Hellesponts kann folglich nicht die der Perser sein[37]. Der griechische Sieg ist vor allem der, dass die Athener selbstbestimmt handelten, demnach motiviert waren aus einem persönlichen Hintergrund heraus[38]. Das persische Volk tritt jetzt auf der gesellschaftlichen Ebene aus dem Blickfeld in den Hintergrund und wird auf die persischen Könige reduziert. Die politische Ebene bestimmt nun das Perserbild. Der Kriegsgegner erscheint dadurch als ein Komplex persischer Selbstüberschätzung, Hybris und Grenzüberschreitung, im Besonderen vertreten durch die persischen Machthaber. „ Je weiter die Erzählung Herodots voranschreitet, desto intensiver führt sie am Fall der Perserkönige und einzelner Nobler vor Augen, welche fatale Konsequenz es hat, durch die einmal gewonnenen Machtmittel und Reichtümer verblendet nach immer mehr zu streben.“[39]
2.4 Die Protagonisten Persiens
Den fünf großen Erobererkönigen Persiens, Kambyses, Kyros und Kroisos, Dareios und Xerxes ist in den Historien Herodots dieses gemeinsam: Sie werden als grausame Despoten dargestellt, wenn auch mit durchschimmernden positiven Seiten. Sie scheitern an ihrer Hybris, Macht- und Besitzgier, und verfallen dem Größenwahn. Das große Scheitern folgt der Ignoranz gegenüber natürlichen Grenzen, unter anderem dem Hellespont, und der Missachtung von Traumbildern mit Warnerfunktion vor dem Unheil.
Herodot beschreibt die genannten Könige als tragische Persönlichkeiten, die durch dramatische Verstrickungen, wie den Verlust des rechten Maßes und der Bewahrung der Macht in das Verderben schlittern. „Die Geschichte der Perser wird erdacht, gestaltet und verwirklicht im absoluten Despotismus des Alleinherrschers“[40]. Er bezieht sich damit auf die grundsätzlichen Unterschiede zwischen Persern und Hellenen, wie Monarchie und Demokratie, und den daraus entstehenden schicksalhaften politischen Folgen. Hier sind im Besonderen Dareios und Xerxes interessant, Vater und Sohn, denn Herodot zeichnet an diesen Persönlichkeiten ein deutliches Bild: Dareios ist der Aufsteiger unter den Perserkönigen[41]. Er bahnt sich mit List den Weg auf den Thron und setzt mit Gewalt seinen Anspruch auf das königlich-achaimenidische Geschlecht durch[42]. Dareios gelingt es, seinem Volk die Monarchie als überlegene Staatsform darzustellen, er manipuliert das Roß-Orakel und mimt den vom Schicksal dafür Erwählten[43]. Er erscheint zunächst als der Herrscher und Ordner des Reiches[44], doch es sind in Griechenland machtlose, zum Beispiel im Exil lebende, aber selbstbewusste Griechen, die die Politik des Großkönigs bestimmen und seine Augen nach Westen lenken[45]. Durch das unheilvolle Geschehen des Ionischen Aufstandes wird ein Gegenschlag des Königs ausgelöst, und Dareios fordert mit Erde und Wasser die Unterwerfung zur See und zu Lande von den Städten in ganz Hellas und der Ägäis[46]. Es sind Zorn und das Streben nach Rache, die das Bild des Monarchen nun trüben. Einerseits wird er von Herodot als kluger und besonnener Staatsmann dargestellt. Andererseits ist er von Macht- und Besitzgier und despotischer Maßlosigkeit durchtrieben.[47]
Xerxes hingegen bietet von vornherein das Bild des unreifen Machthabers, steht aber vor der Aufgabe und Hinterlassenschaft die väterlichen Kriegspläne gegen Hellas umzusetzen[48]. Er schwankt ständig zwischen hochfahrenden Plänen und der Sorge, das Falsche zu tun.[49] Doch auch er ist verblendet und sein Verlangen nach Herrschaft respektiert keine Grenzen auf dieser Welt[50]. So trifft der listenreiche Trug der Gottheiten mit Xerxes keinen Unschuldigen, als eine Serie fataler Träume dem König die Unausweichlichkeit seiner verderblichen Kriegspläne demonstrierte, und die Weisheit seines Beraters Artabanos, der noch die Fehlschläge der vorangegangenen Könige vor Augen hatte, musste sich dem Willen des Schicksals beugen[51]. Die „Perser“ von Aischylos prägten das Bild des Xerxes noch zusätzlich negativ[52]. Herodot zeigte an Xerxes das Scheitern einer Eroberungspolitik, deren Ziel die Weltherrschaft war. Doch greifen auch hier die Götter ein, um das Gleichgewicht der Welt wieder herzustellen, zu bestrafen und auch aus Neid gegenüber einer sich zu weit erhebenden Person.
Xerxes entpuppt sich als kläglicher Mensch, der in der Stunde der militärischen Bewährung die Besonnenheit verliert, und sein Charakterbild wird durch seine Freveltaten und despotische Launen verdüstert[53].
Ein bedeutendes Leitmotiv in den Historien Herodots ist „ die Verlockung der Macht, die von berechtigten Kriegstaten zu ungerechtfertigten Eroberungstaten führt und diejenigen, die ihr verfallen, letztlich ins Verderben treibt“[54]. Dies gilt sowohl für die Barbaren als auch für Hellenen, denn Herodot führt auch griechische Protagonisten an, da er die Griechen an keiner Stelle als schuldfrei oder des Scheiterns unfähig bezeichnet.[55]
3. Der „Barbar“ bei Herodot
3.1 Entstehung des Barbarenbegriffs
Der Begriff Barbar war nach Georg Walser eine Onoomapoetische[56] Bezeichnung für den „Stammler“ als unverständlich Sprechenden[57], was zunächst nicht als eine nationale Beschimpfung oder als ein allgemein angewandtes Schimpfwort galt. Im nationalen Sinn wurde der Begriff erst verwendet, sobald Nichtgriechen, also Fremde, die nicht das griechische Bürgerrecht besaßen[58], als Barbaren bezeichnet wurden, und darunter fiel genau genommen die gesamte restliche Weltbevölkerung.
Als negatives Wort gelangt der Begriff Barbar erst durch die Perserkriege (490-449 v.Chr.) in den alltäglichen Sprachgebrauch, vor allem im propagandistischen Sinne[59]. Die Perserkriege entfachen eine Erbfeindschaft zwischen Hellas und Persien. Durch den politischen Gegensatz und das griechische Nationalgefühl entsteht bei der griechischen Bevölkerung eine strikte Ablehnung der fremden Rasse, Sprache und Kultur des Kriegsgegners[60]. Verschärft wurde das persische Negativbild vermutlich noch durch die Aufführung der `Perser` von Aischylos[61], einer Tragödie über die Perserkriege.[62]
So wird aus dem Perser ein barbarischer Gegner, mit allen gegensätzlichen Eigenschaften im Vergleich zum Hellenen: „Der Grieche ist freiheitlich, kulturell höherstehend und geistig unabhängig. Der barbarische Perser hingegen ist unfrei, schlechthin despotisch und geistig minderwertig“[63]. Jüthner erstellte dazu ein Phantombild, was den Barbar und den Griechen zum Vergleich bietet[64]. Die dort entstandenen Barbarentopoi[65] gelten aber nach Walser auch nur als Einzelbeobachtungen. Sie lassen unter `Barbar` einen Kollektivbegriff entstehen als ein Gegenstück zum idealen Hellenen, was zu den zeitgenössischen propagandistischen Mitteln gezählt werden kann. Ein weiteres Argument Walsers ist, dass von einer generellen Barbarenverachtung, wie Jüthner sie beschreibt, in den Quellen der Perserkriegszeit nichts zu finden sei. Das pejorative Barbarenbild nach Jüthner scheint erst Mitte des 5. Jahrhunderts entstanden zu sein und sei städtisch-athenischer Herkunft mit einem literarischen und keinem praktisch-politischen Charakter[66]. Barbarentopoi wurden also je nach Bedarf angewendet. So konnten neben den Persern, alle Nichtgriechen, Individuen und ganze Nationen als barbarisch bezeichnet werden[67]. Georg Walser zeigt neben dem ambivalenten Barbarenbegriff auch die zeitgenössischen Sichtweisen vorherrschender Denker auf: So behaupteten die Sophisten, dass alle Menschen gleichermaßen geschaffen seien ein Hellene oder Barbar zu sein. Die klassischen Philosophen hielten eher das chauvinistische Barbarenbild aufrecht. Platon hielt alle Griechen für miteinander verwandt und sah demnach die Barbaren als fremd und feindlich. Aristoteles hielt die Barbarensklaverei für berechtigt, weil Barbaren von Natur aus dafür bestimmt seien. Isokrates stand für die attizistische Hellenen-Barbaren Definition, die beinhaltete, dass ein Hellene durch den Besitz der attischen Paideia zu erkennen war. Dem Barbar fehle es grundsätzlich an geistiger und sprachlicher Bildung. Dieser Definition nach spielte die Herkunft also keine Rolle.[68]
Der Barbarenbegriff entwickelt also eine Hellenen-Barbaren Antithese, ist schwer auf eine Gruppe zu reduzieren und ambivalent in seinem Gebrauch. So kann er auf bestimmte individuelle Angewohnheiten, Andersartigkeiten und Sitten eines Volkes angewendet werden, die Wildheit oder Unzivilisiertheit an sich beschreiben, was aber nicht das ganze Volk abwerten muss. Bestehen bleibt vor allem die Frage, ob die gesamte griechische Bevölkerung den Begriff Barbar auch kollektiv so verstand wie oben beschrieben, oder nur bestimmte Gruppen, wie etwa politische, ihn anwendeten und wahrscheinlich ständig neu definierten.
3.2 Herodots Anwendung des Barbarenbegriffs
Herodot war ein neugierig aufgeschlossener Reisender, der sich sehr für die persische Lebensweise und vieles Andere interessierte[69], doch besteht bei ihm eine ambivalente Benutzung des Barbarenbegriffs. Der persische Kriegsgegner kämpft zum Beispiel nach barbarischer Art[70], aber Meder und Perser sind als Volk keineswegs „Das Barbarenvolk“. In seinem Proömium möchte Herodot die Taten der Barbaren und Griechen festhalten, damit sie nicht in Vergessenheit geraten, sowie darstellen, warum es zum Krieg zwischen beiden Völkern kam. Die Wortwahl Herodots ist hier nicht als beleidigend zu verstehen, sondern bloß zeitgenössisch, denn Herodot wollte sonst kaum auch barbarische Taten memorieren. Schließlich bilden die persischen Nomoi einen bedeutenden Teil seines Werkes, mit der offensichtlichen Absicht, die Perser wirklich zu verstehen, um die Kriegsschuld und Ursache ermitteln zu können[71]. Herodot wird teilweise von antiken Zeitgenossen als Perserfreund bezeichnet[72] und festzuhalten ist, wenn Herodot Barbaren beschreibt, wie zum Beispiel wilde Völker, bleibt er relativ objektiv und spezialisiert nicht. „Herodots Völkerkunde vermittelt den Eindruck, dass sich mit wachsender Distanz zur eigenen Welt alle jene Züge auflösen, die unserem Leben in einer geordneten Gesellschaft feste Konturen geben: Personale Identität, geregelte Kommunikation und soziales Bewusstsein, Regelungen der Sexualität und Kultivierung der Ernährung, das Leben in familiären Verbänden und in einer eigenen Behausung, die Sorge für Kranke und Tote und der Respekt vor übergeordneten Normen, der sich in religiösen Anschauungen und Praktiken ausdrückt.“[73] Aber auch wenn er selbst nicht wertet, lässt er andere durch Zitate werten, deren Worte er wohl für wichtig hielt, sonst hätte er sie nicht zitiert[74]. Dieses Argument bietet ein Gegengewicht zu Herodots angeblicher Neutralität, die er selbst vorgibt aber nicht immer ausführt.
Herodot beschreibt die Asiaten zwar als überheblich, besonders im Bezug auf die persischen Protagonisten, doch sind sie wie die Griechen den gleichen kosmischen Gesetzten unterlegen[75]. In Herodots Augen, so Schmal, geht der Kampf zwischen Ost und West weder um „ideelle Inhalte“, noch um „politische Prinzipien“[76]. Verschiedenheit scheint also kein Kriegsgrund zu sein und das Barbarentum mehr als bloße Wildheit.
4. Herodots Begründung für die Niederlage Persiens
4.1 Klimathese
Die herodoteische Ambivalenz im Bezug auf das Perserbild wird deutlich an seiner Klimatheorie, die sich der Hippokratischen „Schrift über die Umwelt“ anschließt. In dieser möchte Herodot eine naturwissenschaftliche Begründung für die menschliche Andersartigkeit bieten, vor allem die der Asiaten: Die erste Begründung erklärt sich durch die Umwelt. Das Land sei fett, weich und gut bewässert im milden Klima. In dieser Umwelt leben fleischige Menschen, schlechtgegliedert, feucht und wenig widerstandsfähig. Sie seien feige, schläfrig und stumpfen Sinnes. Menschengestalt und Charakter entsprechen demnach der Natur des Landes. Die zweite Begründung liefert er mit der asiatischen Unterlegenheit durch den Systemgegensatz. Wegen der politischen Einrichtungen Asiens, gemeint ist die Königsherrschaft, sei die Bevölkerung krank und mutlos. Es herrsche eine asiatische Sklavenmentalität. Also prägen nach dieser Theorie das Klima und das geographische Milieu die physische Kondition, den Charakter und die Sitten der Landesbewohner, wie auch deren Verfassungsformen[77].
Hier geschieht die deutlichste und offenste Abwertung der Perser durch Herodot. Seine vorgegebene Objektivität ist nun aufgehoben. Die Persernomoi sind hier noch neutral bis positiv, doch durch den politischer werdenden Hintergrund wird das Perserbild negativer[78].
Das wirft die Frage auf, ob Herodot Leserzwängen unterlag, die eine bestimmte Haltung von ihm forderten. Ganz anders könnten Übertreibungen und Herleitungen auch als bloße stilistisch-literarische Mittel gedient haben, um Gegensätzlichkeiten zu verdeutlichen und ein dramatisches, spannendes Bild zu zeichnen. Georg Walser stellt die Theorie auf, dass Herodot, auch im Bezug auf die Barbarenthematik, eigentümlich zwiespältig urteilt: Eine frühere, liberale Betrachtungsschicht wird durch eine athenisch-chauvinistische überlagert. Zum einen legt Herodot athenischen Hörern in Vorlesungen das Weltbild der ionischen Ethnographie vor. Zum anderen kommt er dem bürgerlich-attischen Selbstbewusstsein entgegen. Diese Haltung bezeichnet Walser als rhetorisch und literarisch[79]. Reinhold Bichler beschreibt Herodots Sicht der Perser nach dieser These wie folgt: „ Das ganze Bild der Perser, ihrer Sitten und ihres Geschicks als Träger eines Weltreiches von nie zuvor da gewesenen Dimensionen ist von diesem Kontrast zwischen den Wurzeln der Freiheit und den Gefahren der Knechtschaft bestimmt. Eine einfach Lebensweise, elementare Formen des religiösen Lebens und ein striktes Brauchtum bilden die Grundlage der persischen Macht.“[80] Um diese These zu untermauern, soll ein Zitat von Aristoteles, mit einem propagandistisch auslegbaren Hintergrund, hinzugefügt werden: „ Diejenigen, die voneinander so weit unterschieden sind wie Seele und Körper, Mensch und Tier [...] diese sind von Natur Sklaven. Für sie ist es vorteilhafter, dieser Herrschaft zu unterstehen.“ [81] Gemeint ist damit, dass der Herr über dem Sklaven steht, damit auch der Grieche über dem Barbar und folglich der Grieche über dem Perser[82]. Die genaue Abwertung liegt hier in der politischen Verfassung der Perser, denn es gibt nur zwei Wahlmöglichkeiten: Sklaventum oder persönliche Freiheit.[83] Diese Sichtweise bezieht sich dann auch auf die Spartaner, die Athen als politischer Rivale um die Vorherrschaft im Polisegoismus gegenüber stehen[84].
4.2 Herodots Weltsicht und Religiosität
„Denn der Gott duldet nicht, dass einer sich groß dünkt, außer ihm selber.“[85]
Für Herodot ist das menschliche Leben bestimmt durch einen göttlichen Plan. Die Götter greifen ein, wenn ein Sterblicher diese Bestimmung zu durchbrechen versucht, indem sie ihn ins Verderben treiben, strafen oder warnen[86].
Diese religiöse Weltvorstellung Herodots bringt die dargestellten Geschehnisse und Personen in seinen Historien in einen sinnvollen Einklang. Xerxes scheitert nicht, weil er ein schlechter Mensch ist, sondern weil er sich als zu allmächtig darstellt und die göttlich gegebene Ordnung missachtet. Das gleiche Schicksal wiederfährt im Prinzip allen, die dem gleich tun. Auf Hochmut folgt der Fall und das große Scheitern. Logischerweise wäre es den Griechen auch so widerfahren, was in Einzelfällen zutrifft, wenn sie sich ebenso verhalten hätten. Das Missachten von Grenzen, Hybris und die Machtgier sind also nicht grundsätzlich persisch-barbarische Probleme, sondern menschliche, denen man nicht entrinnen kann[87], denn, „.. die Götter verfahren keineswegs immer nach sittlichen Motiven, so wenig wie ein irdischer Herrscher. Vielmehr wen sie ins Unglück stürzen wollen, den stürzen sie hinein; damit ist die Sache erledigt,... vor allem aber wachen die Götter eifersüchtig über ihrer Sphäre und dulden nicht, dass der Mensch in sie hinein greift. Sie dulden nicht, dass ein Mensch durch dauerndes Glück ihnen gleich wird.“ [88] Wolfgang Schadewaldt unterstützt diese Aussage indem er meint: „im Zusammenhang des Ganzen wirken Herodots Erzählungen als Knotenpunkte der geheimen Schicksalsverkettung, welche bei Herodot als die geschichtlich wirkenden Kräfte auch die großen Staatsaktionen bedingen.“[89]
5. Fazit
Man kann die herodoteische Sicht also aus zwei Winkeln betrachten: Einerseits wäre das Motiv ein religiös-metaphysisches, was auf einer tragischen Weltsichtsicht gründet. Also, ein neutrales, da alle den gleichen kosmischen Gesetzten unterliegen.
Andererseits ein national-ethisches Motiv, was mit den Gegensätzen Barbaren-Hellenen, Asien-Europa und Despotismus-Freiheit arbeitet.
Aus den Untersuchungen ergibt sich, dass Herodot die persischen Nomoi neutral beschreibt und die Perser nicht abwertet, sondern in erster Linie nur als anders darstellt. Ein weniger neutrales Bild zeigt sich an seiner Darstellung der Perserherrschaft und ihrer Verfassungsstruktur, durch welche er ein negatives Bild der Perser zeichnet, was dem zuerst genannten entgegensteht. Auf der gesellschaftlichen Ebene sind die Perser positiv dargestellt. Die Perser als Kriegsgegner sind aber negativ und durchweg schlecht dargestellt. Um ein gegnerisches Feindbild zu erzeugen, zeichnet Herodot ein dramatischer werdendes Klima, denn wahrscheinlich empfand er es so. Ob es der Realität entspricht bleibt fraglich, denn bloß aus Herodots Sicht gesehen, bleibt die Schilderung sehr einseitig. Herodot arbeitet mit Helden und Antihelden zu gleichen Teilen, denn Scheitern und Verderben ist für Herodot eine gottbestimmte Schicksalhaftigkeit.. Die Barbarentopoi gehen immer stärker auf die Perser über, wenn er sich dem Ende seiner Historien nähert. Er fördert also Klischees, und sein Anspruch, Objektivität zu wahren, tritt in den Hintergrund und wandelt sich in Polarisierung.
Die Perser haben nicht gegen die überlegenen Griechen verloren, sondern gegen sich selbst, aufgrund ihrer Herrschaftsform und ihrer von der Hybris verfolgten Könige, ihrer barbarischen Eigenschaften und durch den göttlichen Beschluss. Die Griechen sind nach Herodot also aus göttlichen und aus menschlichen Gründen als Sieger hervor gegangen. Das Perserbild ist zunächst freundlich, doch scheint der entscheidende Punkt, der sie zu Barbaren und grundsätzlichem Gegner macht, die despotische Herrschaft zu sein. Monarchie wird dadurch mit dem Barbarentum gleichgesetzt. Dies trifft aber genauso auf Sparta zu, das spätere Feindbild, in weiser Voraussicht[90]. Die Religiosität und die Klimatheorie sind Teil seines Weltbildes.
Die Historien Herodots sind demnach nicht nur Ethnographische Aufzeichnungen reinen Interesses, sondern auch eine stark national-politische Schrift, mit dem Hintergedanken, das eigene Volk zu vereinen gegen einen weiteren gemeinsamen Feind, Sparta.[91]
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen
I. Herodot, Historien I und II, Sammlung Tusculum, griechisch-deutsch, herausgegeben von Josef Feix, Düsseldorf/Zürich, Artemis und Winkler, 2000
II. Aristoteles, Politik (Buch 1): „Über die Hausverwaltung und ihre Herrschaft des Herren über Sklaven“, übersetzt und erläutert von Eckart Schütrumpf, Aristoteles Werke in dt. Übersetzung, hg. V. H. Flashar, Darmstadt 1991
Literatur
III. Bichler, Reinhold „Herodots Welt“, Berlin 2000
IV. Bichler, Reinhold und Robert Rollinger, „Herodot“, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000
V. Bockisch, Gabriele, Herodot-Geschichten und Geschichtsschreiber, Klio 66, 1984
VI. Gomme, A. W. „Poesie und Geschichtsschreibung“, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, Hrsg. Walter Marg
VII. Hart, John, Herodotus and Greek History, Worcester UK, 1993
VIII. Jüthner, Julius „Hellenen und Barbaren. Aus der Geschichte des Nationalbewusstseins“ (Das Erbe der Alten, Heft VIII), Leipzig 1923
IX. Laurot, Bernard, Idéaux grecs et barbarie chez Hérodote, in Ktema, Band 6, Civilisations de l´orient, de la gréce et de rome antiques, Hrsg. Edmond Frezouls, S. 39-48, Straßburg, 1981
X. Meyer, Eduard „Weltanschauung und Geschichtsauffassung“, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, Hrsg. Walter Marg
XI. Nippel, Wilfried „Griechen und Barbaren ´Wilde´“, Alte Geschichte und Sozialanthropologie, Frankfurt am Main, 1990
XII. Regenbogen, Otto „Wege der Forschung“, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, Hrsg. Walter Marg
XIII. Reinhardt, Karl „Herodots Persergeschichten“, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, Hrsg. Walter Marg
XIV. Schadewaldt, Wolfgang „Herodot als erster Historiker“, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, Hrsg. Walter Marg
XV. Schmal, Stefan „Feindbilder bei den frühen Griechen“, Europäische Hochschulschriften Reihe III. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Frankfurt a.M. 1995
XVI. Walser, Georg „Hellas und Iran“, Bd. 209, Erträge der Forschung, Darmstadt 1984
XVII. Waters, K. H., Herodotus the Historian, Croom Helm, London & Sydney 1985
XVIII. Wolff, Erwin „Perser-Nomoi und geschichtliches Verstehen“, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, Hrsg. Walter Marg
[...]
[1] Reinhold Bichler und Robert Rollinger fassten das Leitthema der Historien Herodots zusammen und begründeten damit den oben genannten Anspruch: „ Die Perser spielen eine Schlüsselrolle für die Geschichte der Griechen, da die fünf Erobererkönige, beginnend mit dem Perserkönig Kroisos, die Freiheit der Hellen unterdrückten.“ Reinhold Bichler und Robert Rollinger, Herodot, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000, S.15
[2] Herodot, Historien I
[3] Bockisch, Gabriele, Herodot-Geschichten und Geschichtsschreiber, Klio 66, 1984, 2. S.488
[4] Nomos: (gr.) Nomoi, Sitte, Ordnung der Natur, das menschliche Handeln bestimmende Gesetz (Phil)
[5] Herodot, Hist. I 101; 125, 3-4
[6] Hdt. Hist. I, 131,1-3
[7] Herodot, I 131,1
[8] Hdt. Hist. I, 131, 3 – 132, 3. Reinhold Bichler, Herodots Welt, Berlin 2000, S.218. Bichler bezeichnet diese Darstellung schon als Topos. Dazu auch Erwin Wolff, Perser-Nomoi und geschichtliches Verstehen, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, Hrsg. Walter Marg, S. 406f.
[9] Hdt. Hist. I, 133. Mit dieser Darstellung erwies Herodot nach Reinhold Bichler der griechischen Symposienkunst Ehre. Bichler, S. 220
[10] Hdt. Hist. I, 134,2
[11] Hdt. Hist. I, 134, 2-3
[12] Hdt. Hist. I, 135 – 136,1
[13] Hdt. Hist. I, 136
[14] Hdt. Hist. I, 136,2 - 137
[15] Hdt. Hist. I, 137,2
[16] Hdt. Hist. I, 140,2
[17] Hdt. Hist. I, 138
[18] Hdt. Hist. I, 139
[19] Reinhold Bichler, S.223 und Herodot, VII 238,2
[20] Reinhold Bichler, S.224
[21] Reinhold Bichler, S.220/226
[22] Erwin Wolff, S.410
[23] Dazu Marcello Gigante: „ Die beiden großen Einheiten der Welt Herodots, Hellenen und Barbaren, haben jede ihren eigenen Nomos. Jede der beiden Gemeinschaften glaubt an ihren Nomos und handelt ihm entsprechend, aber der eine ist mit dem anderen unvereinbar“[23]. Marcello Gigante, Herodot der erste Historiker des Abendlandes, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982,Hrsg. Walter Marg ,S.259
[24] Herodot, hist. 3,38,1-3
[25] Wilfried Nippel, Griechen und Barbaren ´Wilde´, Alte Geschichte und Sozialanthropologie, Frankfurt am Main, 1990, S.14. Nippel relativiert aber seine Aussage, denn er sagt: „ Herodots Vorurteilsfreiheit und sein Bemühen um objektive Beobachtung, sei sie nun auch manchmal gespielter, manchmal tatsächlicher Naivität gepaart, ist allerdings nur eine Seite. Denn auf der anderen Seite arbeitet er natürlich auch mit bestimmten Deutungsmustern und Interpretationsschemata, in die er seine Daten einfügt und die im Zusammenhang stehen mit verschiedenen Elementen zeitgenössischer Sozialtheorie.“[25] S.18. Im besonderen sei dies sichtbar an der Darstellung der Ägypter.
[26] Topos: (gr.) Topoi, Argument, Gesichtspunkt, Redewendung, feststehende Formel, Klischee
[27] Hdt., Hist. I, 1-7
[28] Stefan Schmal, Feindbilder bei den frühen Griechen, Frankfurt a.M. 1995, S.90. „ Für gesichert hält Herodot den Beginn der Feindseligkeiten allerdings erst mit Kroisos (I.5.3ff).“. Auch in Wolfgang Schadewaldt, Herodot als erster Historiker, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982,Hrsg. Walter Marg, S.113. Auch in Karl Reinhardt, Herodots Persergeschichten, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982,Hrsg. Walter Marg, S.342
[29] Marcello Gigante, S.260 Dazu auch Gabriele Bockisch, S.500
[30] Otto Regenbogen, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982,Hrsg. Walter Marg, S.88
[31] Hdt., Hist. I, 6
[32] Reinhold Bichler, Robert Rollinger, S.15
[33] Gabriele Bockisch, S.492 : „ Die nachprüfbaren Kriege zwischen den Griechen und ihren Nachbarn auf der asiatischen Seite haben für Herodot eine Ursache, die für ihn in der inneren Struktur des Perserreiches begründet ist. Nicht minder weit als die Kette gegenseitiger Vergeltung reiche der persische Drang nach Eroberung zurück. Für Persien seien alle diese Raubgeschichten nur ein Anlass zur ständigen Machterweiterung auf Kosten anderer Völler.“
[34] Hdt., Hist. VII 184,1
[35] Hdt., Hist. IX 62,3
[36] Herodot, Hist., IX,67, Stefan Schmal, S.95
[37] Stefan Schmal, S.97
[38] Wilfried Nippel, S.36. Nippel schreibt: „Hieraus konnte sich ein Überlegenheitsgefühl aufgrund der eigenen spezifischen politischen Strukturen entwickeln, das auch Hochkulturen wie die der Perser in diesem Punkt als barbarisch-rückständig klassifizieren ließ. Aus der Knechtsnatur der Barbaren wurde dann auch abgeleitet, dass die Griechen über sie herrschen sollten.“
[39] Reinhold Bichler, S.223, Stefan Schmal schreibt dazu: „So haben die Perser nicht so sehr eigentlich gegen die überlegenen Griechen verloren, als dass sie an sich selbst gescheitert sind.“[39], S.97
[40] Marcello Gigante, S.267
[41] Hdt. Hist. III 89
[42] Hdt. Hist. III 67-87
[43] Hdt. Hist. III 80-82; III 83-87
[44] Reinhold Bichler, S.287 „Dareios Reich stellt die bislang größte geschlossene Herrschaft dar, die die Welt erlebt hatte. Herodots Betrachtung seiner Randgebiete vermischten sich mit einer tour d´horizon durch die Randzonen der Oikumene und lässt so die Macht des Großkönigs noch eindrucksvoller wirken.“. Herdodot, III 97-117
[45] Hdt. Hist. III 88-119; III 129-138
[46] Hdt. Hist. VI 48
[47] Reinhold Bichler und Robert Rollinger, S.93
[48] Hdt. Hist. VII 5-9
[49] Reinhold Bichler, S.322 „ Bei Aischylos scheint Xerxes von vornherein von einem mächtigen Dämonen getrieben“. aus Aischylos „Perser“ 718ff.
[50] Hdt. Hist. VII 8,2-3; 53,2; I 183, 3; IV 43
[51] Hdt. Hist. VII 12-20
[52] siehe Anmerkung 29
[53] Hdt. Hist. VII 114; 238; VII 90,3;118
[54] Reinhold Bichler und Robert Rollinger, S.98
[55] Wolfgang Schadewaldt, s.192. Herodot führt neben den persischen Protagonisten die griechischen Gegenspieler an: Militiades, Leonidas, Pausanias und Themistokles. Dies bestätigt auch A. W. Gomme „ Er unterschätzt oder verbirgt die Schwächen auf der griechischen Seite nicht;...“, S.237
[56] Onomastik: Namenskunde
[57] Georg Walser, Hellas und Iran, Bd. 209, Erträge der Forschung, 1984 Darmstadt, S.1
[58] Georg Walser, siehe Anmerkung 68
[59] Georg Walser, S.7. Walser schreibt, dass erst Mitte des 5.Jh. pejorative Züge in das Barbarenbild kommen, beginnend mit dem Agon zwischen Teukros und Agamemnon im Aias des Sophokles. Vgl. Julius Jüthner, Hellenen und Barbaren. Aus der Geschichte des Nationalbewusstseins (Das Erbe der Alten, Heft VIII), Leipzig 1923
[60] Georg Walser, S.2
[61] Aischylos war ein griechischer Dichter, der selbst an den Perserkriegen teilgenommen hatte. Er führte die ´Perser´ um 488 v.Chr. auf.
[62] Reinhold Bichler und Robert Rollinger, S.16. „Die Perser von Aischylos,., haben dieser Konzeption aus athenischer Perspektive normative Geltung verschafft.“ Auch Nippel führt an, dass in der attischen Tragödie und Komödie die Bemerkungen über die Sitten der Barbaren zu Repertoire gehören; vgl. S.23
[63] Georg Walser, S.1;vgl. dazu auch Otto Regenbogen, S.88
[64] Georg Walser, S.2 vgl. Julius Jüthner, S. 8f.
[65] Julius Jüthner stellt aus den Zeugnissen griechischer Schriftsteller ein Phantombild zusammen, was mit Gegensätzen arbeitet, sodass ein Idealbild des Hellenen entsteht. In geistiger Hinsicht ist der Barbar dumm ungebildet, abergläubisch und ungeschickt. In sozialer Hinsicht ist er unzivilisiert, gesetzlos und Knecht. In moralischer Hinsicht zeichnet er ein Bild des sklavischen, zügellosen, feigen und in jeder Hinsicht übertriebenen Unmenschen, der wild, rau, gewalttätig und stets übertrieben ist. (gekürzte Wiedergabe)
[66] Georg Walser, S.5
[67] Stefan Schmal, S.115
[68] Georg Walser, S. 3
[69] Eduard Meyer, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982,Hrsg. Walter Marg, S.8
[70] also: faul und unmotiviert, blutrünstig und gleichzeitig feige, siehe weitere Attribute Anmerkung 32
[71] Wolfgang Schadewaldt, S.189. Schadewaldt führt an, dass die hier genannten Nomoi (bei ihm Logoi) immer dann bei Herodot auftreten, wenn er die Linie der Ausbreitung des Perserreiches im Kampf mit den Hellenen anführt. Das Hauptaugenmerk liege hier bei den Persern.
[72] A. W. Gomme, Poesie und Geschichtsschreibung, Wege der Forschung, Bd. XXVI, Wissenschaftlich Buchgesellschaft, Darmstadt 1982,Hrsg. Walter Marg, S.244. Dazu auch Bichler und Rollinger „Die abstrakten Begriffe von Wildheit und Zivilisation, Primitivität und Entwicklung standen Herodot noch nicht zur Verfügung. Dennoch haben seine Schilderungen nicht wenig dazu beigetragen, dass sich diese Kategorien in unserem Kulturbewusstsein etabliert haben. Besonders scharfe Konturen erhalten dabei Formen eines wilden, rohen Daseins“ S.44.
[73] Reinhold Bichler und Robert Rollinger, S.44
[74] Stefan Schmal, S.118. „Wenn er handelnden Personen, d.h. intentionsverhafteten Sprechern Urteile in den Mund legt, also eine weitere Ebene einschiebt, so ist er von der Neutralität seines Standpunktes entbunden und lässt auch grobe Pauschalisierungen zu. Mit einer Ausnahme (VII.35.2) sind alle abwertenden Aussagen über Barbaren Zitate.“ An anderer Stelle: „ Einige wenige Abwertungen geistig-charakterlicher Art, die Herodot zitiert, zeigen Ansätze von griechischer Überhebung und Geringschätzung des Barbaren.“[74]. S. 107
[75] Stefan Schmal, S.106 „Es gibt gewisse Leitmotive, um die sich die Schilderungen verdichten, wie den Reichtum und vor allem die Herrschaftsstruktur, mit der die meisten anderen Komplexe zusammenhängen; diese sind aber nicht ´spezifisch barbarisch´, sie finden sich zumindest im Kern auch im griechischen Lebensraum, lediglich die Geringschätzung von Leib und Leben der Untertanen und der Götterfrevel scheinen eine ´barbarische´ Dimension zu gewinnen.“
[76] Stefan Schmal, S.107 „Der Kampf wird kaum um politische Prinzipien oder sonstige ideelle Inhalte geführt; bis auf die engste Definition der griechischen Nationalität selbst, die mit der Parteinahme gegen Persien immerhin in Verbindung gebracht wird (VIII.144.2), ist die Verschiedenheit der Kriegsgegner kein Kriegsgrund.“
[77] Reinhold Bichler, S.17 und Stefan Schmal, S.113
[78] Bernard Laurot, S.43
[79] Georg Walser, S.7
[80] Reinhold Bichler, S.70
[81] aus: Arist. pol. 1254, b 15. Dazu auch Nippel, S.37 „Empirisch sieht Aristoteles die Existenz von Sklaven von Natur in den Barbaren verkörpert, denen diese Eigenart aber vor allem deshalb zukomme, weil es ihnen an jenen politischen Strukturen mangele, die eine Gemeinschaft der Freien und Gleichen erst ermöglichen“.
[82] Dazu Gabriele Bockisch S.497
[83] Gabriele Bockisch, S. 495
[84] John Hart, S.111
[85] Hdt. Hist. VII 10
[86] „ Zu einer tieferen Auffassung des historischen Prozesses, zu einer Geschichtsbetrachtung, welche die wirkenden Kräfte aufzusuchen und herauszuarbeiten vermag, ist Herodot freilich nicht gelangt. Vielmehr scheint ihm überall, so wenig es auch möglich ist, zu einer wirklichen Erkenntnis der Götter und ihres Wesens zu gelangen, das menschliche und geschichtliche Leben abhängig von dem Eingreifen übernatürlicher Mächte. Sie lenken die Dinge, wie sie wollen. Sie verkünden die Zukunft durch Orakel und Weissagungen und bewirken, dass ihr Wort sich erfüllt. Vor allem aber wachen sie eifersüchtig über ihrer Machtsphäre und sorgen dafür, dass der Mensch nicht ihresgleichen werden, sie haben ihre Lust daran, ihn zu demütigen und von seiner Höhe herabzustürzen, seine hochfahrenden Pläne zu vereiteln.“ [86] Eduard Meyer, S.10. Eduard Meyer beschreibt das göttliche Einwirken bei Herodot als selbstverständlichen und übernatürlichen Pragmatismus, der ihm den Schlüssel für das Verständnis für historische Vorgänge bietet.
[87] A. W., Gomme unterstützt diese Aussage, S.241
[88] Eduard Meyer, S.19 aus Hdt. 1,8
[89] Wolfgang Schadewaldt, Herodot als erster Historiker, S.112. Dazu auch A. W. Gomme, S.241. Dazu auch Stefan Schmal, S.105. Dazu auch Bernard Laurot S. 40.
[90] Denn „ die Historien nehmen ganz konkret Bezug zur Gegenwart ihres Autors und seines Publikums, das am Paradigma der Vergangenheit Vorbild und Warnung für die aktuelle Situation erfährt“. Reinhold Bichler und Robert Rollinger, S.15
[91] Gabriele Bockisch, S.496
- Citation du texte
- Sharon Bäcker (Auteur), 2004, Herodots Sicht der Perser, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108873
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