Inhaltsverzeichnis
01. Einleitung Warum ausgerechnet Pestalozzi?
02. Ein Mann der helfen wollte – Aber warum?
03. Kopf, Herz und Hand – Die Elementarmethode
04. Pestalozzi – Ein Genie das heute noch Spuren hinterlässt
05. Zusammenfassung Pestalozzis Lebensbilanz
06. Literaturverzeichnis
01. Einleitung
Warum ausgerechnet Pestalozzi?
„Alles für andere, für sich nichts.“[1]
So steht es auf dem Grabstein von Johann Heinrich Pestalozzi. Man könnte allerdings genauso gut sagen, so steht es auf dem Grabstein von einem Helden.
Denn Johann Heinrich Pestalozzi schaffte den Anstoß zu einer großen Veränderung in der Pädagogik. Sein Leben war geprägt von Schulen, Internaten und teilweise auch Waisenhäusern, durch die er seine Erziehungsmethoden ausprobieren konnte. Einer seiner großen Errungenschaften war die Elementarmethode. Sie war mit sein größter Erfolg als Schriftsteller und Pädagoge. Warum er allerdings den Ansporn dazu hatte, sich so für Kinder und ihre Bildung einzusetzen, ist ein Blick in seine Vergangenheit wert. Außerdem ist vieles was er verändert hat noch teilweise bis heute erhalten geblieben und wir sehen wie es heute in veränderter Form in Kindergärten, im Hort oder in den Schulen praktiziert wird.
Man möchte auch in der heutiger Zeit noch mehr über das Genie der Pädagogik erfahren. Vielleicht hat auch sein 250. Geburtstag neuen Ansporn dazu gegeben, seinen Taten ins Auge zu blicken und sie zu erhalten. Schließlich finden wir alle großen pädagogischen Themen bei ihm wieder. Er war als allgemein Pädagoge, aber vor allem auch als sozial Pädagoge bekannt. Er ist ein Klassiker, fast zu vergleichen mit der Gestalt Goethes, mit dem Unterschied das Goethe ein Künstler und Johann Heinrich Pestalozzi ein Arbeiter war.[2] Er hatte Mühe seine Gedanken in die richtige Form und aufs Papier zu bringen. Er war zwar ein Mann der selbst nur bis zwanzig rechnen konnte und dessen Grammatik und Rechtschreibung fehlerhaft war, aber er hatte viel praktisches Wissen, auch wenn es vielleicht nur in seinem Kopf gespeichert war. Pestalozzi war ein schriftstellerische Ass, es gibt achtundzwanzig dicke Bände, welche seine „Sämtlichen Werke“ umfassen. Außerdem gibt es dreizehn Bände mit von ihm verfassten Briefen. Die Literatur über ihn wächst immer mehr, deshalb ist sie kaum mehr zu überblicken. Er ist eine berühmte Persönlichkeit über den es sich lohnt mal ein paar Seiten zu lesen, da er für die damalige Zeit und auch für heute ein wahres Wunder vollbracht hat.
02. Ein Mann der helfen wollte! – Aber warum?
Er ist wohl der bekannteste Schweizer den es je gegeben hat. Jeder der an die Geschichte der Pädagogik denkt, denkt an Johann Heinrich Pestalozzi. Warum? Sein Leben war weder heldenhaft, noch hatte er etwas strahlendes an sich. Er hatte Macken und Kanten und dennoch wurde er dadurch beliebt. Sein Leben war ein Weg des Scheiterns, aber er ist immer wieder aufgestanden und wollte helfen. Helfen, damit auch die Kinder aus ärmeren Elternhäusern die sonst jämmerlich auf der Straße lebten zu Bildung gelangten und ihr Leben auf geradem Wege meistern konnten. Um zu erfahren, weshalb er unbedingt helfen wollte, müssen wir in seine Vergangenheit blicken.
Mit fünf Jahren verlor er seinen Vater, was ihn zu dieser Zeit und auch später noch sehr mitnahm. Für ihn war dies ein tiefer Einschnitt in seinem Leben, sodass er später darüber schrieb: „Ich mangelte von meinem 6. Jahre an in meiner Umgebung alles, dessen die männliche Kraftfindung in diesem Alter so dringend bedarf.“[3] Er wurde nur von seiner Mutter und einer Magd erzogen, welche ihn zu einem verweichlichten Knaben werden ließen, weshalb er schon im frühen Alter von seinen Freunden gehänselt und schikaniert worden war. Wahrscheinlich wollte er, dass es den Kindern die ihren Vater auch so früh verloren oder mitunter gar keine Eltern mehr besaßen, später nicht einmal genauso gehen würde wie ihm selbst. Er wollte und schaffte es auch streckenweise Waisenhäuser zu errichten um Kindern eine ihnen gerechte Erziehung zu bieten, auch ohne Vater, da er für sie wie ein Ersatz-Vater sein wollte. Sie sollten in ihm eine Art Familien- Ersatz sehen. Eine Familie gibt in seinen Augen halt, sie ist immer für einen da und man kann auch mal für sie da sein. Für ihn war es ein wunderschönes Gefühl gebraucht zu werden. Später wurde auch er immer gebraucht, denn in einen Schulen lief nie etwas wirklich gut, wenn er nicht da war. Auch den Kindern versuchte er auf ganz spezielle Weise dieses gebraucht zu werden zu ermöglichen.
Ein anderer Abschnitt in seinem Leben ist sein Sohn Hans Jakob Jean Jacques, welcher nach Pestalozzis großem Vorbild Jean Jacques Rousseau benannt worden ist. Schon mit drei Jahren „experimentiert“ er an ihm herum, indem er versucht im Latein und ähnliche Dinge bei zu bringen. Dies zerstörte ihn jedoch völlig, sodass er mit 12 Jahren weder lesen noch schreiben konnte. Pestalozzi hielt sich strikt an Rousseaus Verständnis Kinder zu erziehen: „Wächst ein Kind bis in die Zeit der Vorpubertät glücklich heran, ohne durch Schul- und Bücherbildung vom Gang der Natur abgelenkt zu werden, so ist die Basis für eine gesunde Entwicklung gegeben.“[4] Sein Sohn ist aber weder glücklich noch zufrieden, er wurde als körperlich und geistig behindert abgestempelt und von allen verspottet. Er wird in ein Internat für Kaufwirtschaften „abgeschoben“ fühlt sich dort aber allein und einsam. Er war ein Junge verzogen durch Rousseaus Grundsätze, denn Pestalozzi hat sich durch seine anfängliche Rousseau- Gläubigkeit verblenden lassen. Nach immer häufiger werdenden Epilepsieanfällen verheiraten sie ihn, aber im Grunde nur damit die Nachkommen der Familie gesichert sind. Sein Leben war zum Scheitern verurteil und er konnte sich nicht aus dieser Schlinge des Lebens befreien. Schließlich stirbt er zwei Tagen nach seinem 31. Geburtstag, am 15.08.1801 und Johann Heinrich Pestalozzi macht sich die größten Vorwürfe. Er denkt er habe ihn nicht richtig erzogen und deshalb ist das Leben seines einzigen Sohnes gescheitert. Er erkennt das diese Erziehungsmethode nicht die Beste war und er will verhindern das noch mehr Kinder wegen einer verdorbenen Erziehung zu Grunde gehen. Er will sie fördern, aber sie zu nichts zwingen.
Diese beiden Faktoren zeigen das Pestalozzi bei seinen Waisenkindern alles richtig machen wollte. Er wollte für sie da sein und ihnen die Nähe und Zuwendung geben die sie brauchten. Warum verwendet er auch in seinen Schriften als Hauptwort „Liebe“? Weil er sich ein Leben lang nach ihr gesehnt hat. Nie hatte er eine wahre Bezugsperson, die auf ihn ein ging oder ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Immer musste der Kleine, ach so hässliche Johann sich alleine durchboxen und oft schwere Niederschläge einstecken. Diese Lebenserfahrungen wollte er am liebsten allen Kindern ersparen, denn in seinen Augen war sein Leben ein einziger Kampf. Er kämpfte schon als kleiner Junge anerkannt zu werden und selbst als alter Mann kämpfte er für seine Schulen. Trotzdem versucht er immer wieder sich aufzurichten, nie lange liegen zu bleiben und immer weiter zu machen.
03. Kopf, Herz und Hand – Die Elementarmethode
„An einem langen Tisch, der den Saal füllte, sassen bei hundert Kinder, alle still beschäftigt und mit solcher Andacht und Lust bei ihrer Arbeit, dass sie kaum einen augenblickliche Neugier zu stillen, den Kopf nach mir umwandten. Die meisten mochten in einem Alter von vier bis zehn Jahren sein. Je drei sassen sie immer beisammen, das mittlere mit den Armen den Nacken der beiden kleineren Nachbarn umfassend und sie unterrichtend. Die Einen lernten Buchstaben, die Anderen Zahlen, die Einen rechneten, die Anderen zeichneten Linien oder regelmäßige Figuren. Pestalozzi sprang von den Einen zu den Anderen. Er war in seiner Freude.“[5] Die Leute rätselten: Wie schafft es dieser Mann, das über hundert Kinder freiwillig und leise miteinander lernen?
Für ihn war des Rätsels Lösung das einfachste auf der Welt, man nimmt Kopf, Herz und Hand und schon weiß man alles was man so wissen will. Gemeint ist Pestalozzis Elementarmethode, wobei das Wort schwieriger klingt, als er überhaupt ist. Für Pestalozzi musste jede Unterrichtsmethode an die Natur des Menschen angepasst sein, dass heißt man musste den jeweiligen Entwicklungsstand und die geistige Verfassung jedes einzelnen Kindes beachten. Es ist grund weg falsch, wenn man zum Beispiel einem dreijährigem Kind Latein beibringen möchte, sowie er es bei seinem Sohn getan hatte. An diesem Beispiel sieht man wieder, dass er aus seinen alten Fehlern gelernt hat und dieses Handeln bei anderen Personen verhindern wollte. Kopf, Herz und Hand drei Dinge die unmittelbar miteinander zusammenhängen, nicht nur im menschlichen Körper.
Der Kopf steht für eine gewisse Struktur, der Unterricht soll einen Eindruck hinterlassen, sodass eine bestimmte Struktur erkennbar ist. Alle Sinneseindrücke sollen klar erkennbar sein und sie sollen alle eine Bedeutung besitzen. Die im Unterricht erlangten Informationen sollen nach Pestalozzi Vorgaben strikt nach ihren Wesensmerkmalen geordnet werden, dass heißt nach Zahl, Form und Wort. Zum Beispiel „Zahl: Wie viele Gegenstände siehst du? Form: Wie sehen sie aus? Wort: Wie würdest du sie bezeichnen?“[6] Wie würden dies heute als zu kompliziert und umständlich beschreiben, aber wenn man sich strikt an die Beantwortung dieses Systems hält, wird man viele Dinge viel leichter und vielleicht auch besser verstehen können. In der Intellektuelle Bildung, dem sogenannten Kopf, teilt sich die Bildung also in drei Teile: Wort, Form und Zahl. Zu dem Begriff Wort zählte Pestalozzi die Ton-, Wort- und Sprachlehre, im Grunde also unserer heutiger Deutsch- und Musikunterricht. Warum aber eigentlich auch Musik, Deutsch würde doch manchen völlig ausreichen? Musik ist etwas entspannendes und beruhigendes. Heutzutage gehört es zur Allgemeinbildung, aber früher war Musik nur etwas was am Hof oder bei Adeligen gehört wurde. Nicht das die niederen Schichten keinen Musik kannten. Nein, sie spielten einfachere und leichte Melodien selbst, aber es war nicht zu vergleichen mit den prunkvollen Stücken am Hofe. Dies wollte Pestalozzi verändern, auch die armen Leute sollten prunkvolle Musik zu hören bekommen und vor allen Dingen sollten sie die Musik anhand ihrer Töne verstehen, nicht nur darauf loshören, sondern sich in die Musik hineinversetzen und sie verstehen. Genau aus diesen Gründen brachte Pestalozzi die Tonlehre mit in die Kategorie der Worte, da Töne im gewissen Sinne auch Worte sind. Als zweites Themengebiet die Form, aber was gehört alles dazu? Die Mess-, Zeichnungs- und Schreibkunst. Für uns die heutige Bezeichnung eines etwas andren Kunstunterrichts, schön schreiben war früher immer gern gesehen, wissen wie lang eine Elle ist, konnte man gut im täglichen Gebrauch benötigen und Zeichnen gehörte einfach dazu. Also wieder eine Form die uns das Verstehen erleichtert und durch die man verschiedenen Anwendungen lernt, welche im täglichen Gebrauch immer nützlich waren. Zum letzten Gebiet der Zahl gehörte das klassische Rechen oder unser heutiger Mathematikunterricht, allerdings mit der Einschränkung das Geometrie nicht unterrichtet wurde. Es wurden nur Rechenkunst, Addition und Subtraktion und zu guter letzt die Brüche gelehrt. Für Schüler damals schon ein nicht so leicht zu verstehendes Thema, aber Pestalozzi sagte immer, wenn man alles an theoretischen und praktischen Beispielen darstellt, versteht man alles leichter. Das große Gebiet Kopf umfasst also alles was mit Wissen im entferntesten Sinne etwas zu tun hat.
Dies war aber erst der Anfang von Pestalozzis geradezu genialem System. Als zweites wollen wir uns das Herz ansehen, es wird auch manchmal als sittliche Elementarmethode bezeichnet. Pestalozzi selbst benutzte aber oft den Fachausdruck „innere Anschauung“. Auch hier werden die Eindrücke von der Umwelt auf den Menschen als Grundlage benutzt. In diesem Gebiet wird vor allem Wert auf die Bildung der Gefühlen wie Liebe, Dank und Zutrauen gelegt. Für Pestalozzi gehören auch die Gefühle Ordnung, Schönheit und Ruhe zu einem wichtigen Prozess der Bildung. Er legt sehr großen Wert auf die Entfaltung der positiven Eigenschaften jedes Menschen. Jedes Kind sollte sich so entwickeln können wie es wollte und wie es seinem Alter und der Entwicklung angemessen war. Die Gefühle der Bildung waren in seinen Augen das Wichtigste, da wenn man seine Gefühle nicht deuten kann, man in manchen Situationen vor einen unlösbarem Problem steht. Vielleicht dachte er, seinem Sohn sei es genauso gegangen und deshalb ist er gestorben, weil er nicht mit dem Leben und seinen Gefühlen umgehen konnte. Dieses wollte Pestalozzi bei anderen Kindern verhindern, damit sie nie so ein schreckliches Schicksal erleiden würden. Die großen Überschriften dieses Stoffgebietes nennt man Gefühle, Selbstüberwindung und Reflexion. Der Begriff Gefühle ist oben schon etwas näher erläutert. Es geht um Gefühle wie Liebe, Trauer, aber auch Harmonie, Schönheit und Ruhe. Damit man in jeder Situation des Lebens mit den Gefühlen seines Körpers umgehen kann. Die Selbstüberwindung geht vor allem auch an die ärmeren Schichten, damit sie auch mal den Mut aufbringen, zum Beispiel vor ihrem Vorgesetzten etwas zu sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt oder sie sich schlecht behandelt fühlen. Man lernt also seine eigene Meinung zu vertreten und auch mal über seinen eigenen Schatten zu springen, also mal etwas zu tun was man noch nie getan hat, weil man sich vielleicht nicht getraut hat oder weil man Ärger bekommen hätte. Diese Beispiele beziehen sich jetzt alle auf erwachsene Menschen die arbeiten gehen, aber wenn man dies als Kind schon lernt, so wie Pestalozzi es in seinen Schulen teilweise unterrichten ließ, kann man das Gelernte später, wenn man größer ist, anwenden und hat vielleicht nicht so viele Probleme. Bei der Reflexion handelt es sich um einen Gedankengang, so ist zum Beispiel gemeint, dass man sich mit etwas gesagtem länger und eingehender beschäftigt, um es gründlicher und besser zu verstehen. Man begibt sich durch die Reflexion in einen bestimmten Gedankengang und versucht ihn zu erforschen. Wenn man dies auf einen bestimmten Gegenstand oder eine Person überträgt, könnte man dies auch mit eingehend oder näher Betrachten beschreiben. Man lernt quasi durch überlegen und anschauen, Dinge kennen zu lernen und besser mit ihnen umzugehen. Es ist einen etwas andere Art zu lernen. Diese Sittliche Bildung sieht Pestalozzi als das Wichtigste überhaupt an. Es darf in seinen Augen nie vergessen werden und es muss immer beachtet werden, denn es ist für das gesamte Leben von großer Bedeutung.
Gehen wir nun zum letzten großen Abschnitt der Elementarmethode. Pestalozzi setzte sich immer schon für die ärmeren Schichten ein und da er ein Mann war der voraus dachte, gehörte bei ihm die Hand als ein „Fach“ zum Unterricht. Er wollte die Kinder auf das industrielle Zeitalter vorbereiten, da die ärmeren Kinder ja meistens schon im recht frühen Alter arbeiten mussten. Diese Physische Bildung ist zu vergleichen mit unserem heutigen Sportunterricht, denn Pestalozzi ließ sie nicht etwa als Kinder schon arbeiten, nur damit sie das arbeiten lernten. Er entwickelte eigens für sie ein Gymnastikprogramm, in welchem die Mädchen in Feinmotorik und die Jungs in Muskelkraft geschult wurden. Schon zu diesen Zeiten wollte er erreichen das die Arbeitsteilung geschlechterspezifisch getrennt wird, dass heißt das die Mädchen nicht so schwere Arbeiten verrichten durften, sondern nur einfache Arbeiten, wie weben oder spinnen und dass die Jungen, welche sich im Unterricht ja Muskelkraft antrainieren sollten, die schweren Arbeiten wie zum Beispiel schwere Sandsäcke schleppen oder ähnliches zu übernehmen hatten. Diese dritte Kategorie galt also ausschließlich des körperlichen Training, damit man aus praktischer Sicht auch etwas in der Schule lernt.
In Burgdorf 1801 begann Pestalozzi seine neue Elementarmethode in vierzehn Briefen an seinen Verlegen Heinrich Geßner darzulegen. Im selben Jahre entstand das Buch, wobei Geßner den Titel an Pestalozzis berühmtestes Werk „Lienhard und Gertrud“ anlehnte. Der Schriftsteller selbst war mit dem neuen Titel „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, ein Versuch, den Müttern Anleitung zu geben ihre Kinder selbst zu unterrichten, in Briefen von Heinrich Pestalozzi.“ Überhaupt nicht einverstanden, da der Verleger ihn nur gewählt hatte, weil er glaubte so würden sich die Bücher besser verkaufen und außerdem sagte Pestalozzi treffe der Titel nicht den Inhalt und wirke er viel zu theoretisch, sodass die Mütter davon keinen Nutzen hatten.
Nachdem sehr viele das Buch gelesen hatten, wurde seinen neue Methode zu unterrichten anfangs von allen als Versuch und recht skeptisch betrachtet, da viele behaupteten mit seiner Unterricht verstoße er gegen die sittliche Erziehung, wobei dieser Vorwurf unberechtigt war, der er schon immer auf einen gute und wohlerzogene Erziehung achtete. Trotzdem musste er, wegen einem organisierten Widerstands seines Kollegen mit den Eltern zusammen, die Schule wechseln. Anhänger seiner Methode hatten sich dennoch gefunden, aber einige zweifelten weiterhin an seinem praktischen Geschick, da es ihm immer mühsam gelang die Disziplin der Schüler aufrecht zu erhalten. Er wirkte eben bei den Schülern nicht wie eine über ihn stehende Person mit Rohrstock, sondern wie ein Freund der ihnen bei ihren Fragen half. Die öffentlichen Instanzen allerdings beurteilten seine Lernmethode von Anfang an positiv, sodass er weites gehend von ihnen unterstützt wurde. Von berühmten Persönlichkeiten wie Wilhelm Freiherr von Humboldt, Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte und noch vielen anderen wurde seine Idee begrüßt, sogar den König und die Königin konnte Pestalozzi für sein neues System gewinnen. So dauerte es nicht lange und 1807 erbaute Nicolovius in Königsberg die erste Elementarschule.
Als Karl von Raumer 1810 diese Schule besuchte, war er allerdings nicht mehr sehr von ihr angetan. Später berichtete er, dass die Kinder mehr spielten als lernten und das sich niemand wirklich so sehr um sie sorgte. Außerdem liefen die Kinder lieber heraus wenn Besuch kam um zu exerzieren, als das sie im Klassenzimmer blieben und weiter lernten. Dies fand er alles sehr mangelhaft und daher lobte er eine andere Schule in der alles mit Zucht und Ordnung von sich ging, weitaus mehr als die neue Elementarschule. Zudem behauptete er, dass sich Pestalozzis Mitstreiter Johann Gottlieb Fichte und er manchmal tagelang nicht sahen und es daher meistens an der Organisation mangelte. Achim von Arnin, ein damaliger Schriftsteller, antwortete auf dieses Aussagen, das Raumers Tadel wohl eher an die wohlhabenden Eltern geht, welche ihre Kinder so aus ihren gewohnten Lebenskreisen reißen. Kinder ärmerer Eltern fanden dieses lernen nämlich nicht als schlecht, für sie war es genau richtig. Das sich aber ein Eltern gehobener Kinder beschweren, liegt auf der Hand, da ihre Kinder meistens die Strenge eines eigenen Hauslehrers oder einer eigenen Zofe gewohnt waren und sie sich auch in solchen Kreisen meist nicht wohl fühlten. Viele Eltern verlangten also, dass die neue Elementarschule nur für die Kinder gehobener Eltern sei, wobei das Pestalozzi ja gerade nicht wollte. Es sollte eine Schule für alle sein und nicht nur für einen Bürgerschicht. Diese Grundidee konnte er nicht immer verwirklichen, da meistens das Geld nur von den reicheren Eltern kam, da die ärmeren nicht einmal so viel besaßen. Pestalozzi hatte es also mit seiner neuen Methode wieder einmal nicht leicht, etwas neues war zwar früher gern gesehen, aber wenn es nicht sofort dem Geschmack der Leute entsprach, wurde es heruntergemacht zu ihren Gunsten oder einfach links liegen gelassen. Er setze eine Kette von Reaktionen fort, welche später zur Veränderung der Schulsysteme anregten.
04. Pestalozzi – Ein Genie das heute noch seine Spuren hinterlässt
Schon zu Lebzeiten wirkten seine Taten enormen Einfluss auf das Bildungswesen aus. Viele, welche ihn in seinen Bildungsstätten besuchten, wollten später selbst solch eine Einrichtung gründen. So stieg nicht nur die Anzahl der Schulen, sondern auch der Staat wollte wissen, wie man es schaffte alle Bürgerschichten, alle Geschlechter und alle Religionen in einer Schule unterzubringen. Er war ein Mann der für die Demokratie, nicht nur in den Schulen, kämpfte. Warum sollte man Pestalozzi also heute völlig vergessen? Schon damals, stand für Pestalozzi die „Herzensbildung“ im Mittelpunkt, es sollten Gefühle wie Recht, Unrecht, Mitgefühl und Verantwortung geschult werden. In unseren heutigen Schulen wollen alle Lehrer auch dieses Ziel erreichen, aber in den meisten Fällen wollen die Schüler nichts davon wissen, weshalb die Lehrer oft aufgeben ihren Schülern diese Gefühle zu vermitteln. Noch heute sagt man, dass das Umfeld die Qualität des menschlichen Daseins prägt. Pestalozzi selbst beschrieb sehr ausführlich, das diese Qualität erreicht wird, wenn das Kind eine gute Beziehung zu seinem Erzieher, seiner Familie und seinen Freunden hat. Alle Kinder wurden deshalb in Pestalozzis Unterricht persönlich angesprochen und es wurde individuell auf sie eingegangen. Viele Schule heutzutage würden sich auch viel lieber mit jedem Kind einzeln beschäftigen, aber dazu fehlt heute oft das Geld und die dazu passenden Lehrer, aber es wird noch immer versucht Pestalozzis Denken, wenn auch unbewusst, beizubehalten und es zu fördern.
Als der Staat sich das erste Mal ins Bewusstsein rief, dass Pestalozzi Elementarmethode eine sehr gut Bildungsmethode sei, war es um 1900, fast 75 Jahre nach seinem Tod. Bald darauf erklärten die Schweizer Ämter, dass die elementare Bildung in allen Schulen der Schweiz eingeführt werden soll, weil sie für einen später geordnetes Schulsystem von großer Bedeutung sei. 1920 war es dann auch endlich in Deutschland soweit, die Schulpflicht wurde für alle und jeden eingeführt und wenn man seine Kinder nicht in die Schule schickte, musste man schwere Geldstrafen bezahlen. Viele Eltern ärmerer Kinder waren über diese Meldung erfreut, aber die gehobeneren Schichten waren zuerst empört. Man hatte allerdings schon in der Schweiz gesehen, das diese Methode gut klappte und auch dort niemand Schaden zu erleiden hatte. Schließlich schickten die Eltern ihre Kinder, wenn auch mit einem komischen Gefühl im Magen, das erste Mal in die Schule. Deshalb erkennt man auch an diesem Beispiel, dass Pestalozzi eine unendlich lange Kette bewegt hatte. Zwar nur ein kleines Stück, aber ohne ihn und seinen Anhänger, wer weiß, gäbe es für uns heute vielleicht noch keine Schulpflicht und nur ein kleiner Teil der Bevölkerung könnte lesen und rechnen. Wie sollte man heute auch die vielen neuen Erkenntnisse dem Volk vermitteln, wenn es keine Schulen gäbe? Und wenn man dies nicht könnte, würden wir vielleicht noch alle wie in der Zeit der Aufklärung leben, in welcher auch nur ein geringer Teil lesen und schreiben konnte. So lässt sich diese Kette unendlich lange weiterspinnen. Es hätte genauso gut eine andere Person diese Kette zum laufen bringen können und Pestalozzi war mit Sicherheit nicht der Einzigste welcher in dieser Zeit mit an diesem Strang zog, aber vielleicht wäre erst später ein noch bedeutenderer Mann gekommen und die Schulpflicht wäre dann erst 2000 eingeführt worden. Schließlich war seine Methode nach dem 2. Weltkrieg noch immer gut gesehen und es entstanden viele Pestalozzidörfer für Waisen und Flüchtlingskinder. Man beharrte zwar nicht mehr felsenfest auf seiner Elementarmethode, aber immerhin bedachte man seiner und versuchte auch den Flüchtlings- und Waisenkindern Wissen zu vermitteln. Auch heute noch ist es Ziel des Staates so vielen Kindern wie möglich, möglichst viel Wissen beizubringen. Wobei man bei diesem Ziel nicht mehr sehr an Pestalozzi denkt. Heute wird gelernt, was gelernt werden muss, aber damals meinte Pestalozzi, wenn ein Kind an dem einen Tag eben keine Lust hat zu rechnen, dann muss es auch nicht rechnen, sondern liest. Hauptsache dem Kind macht es Spaß und es lernt etwas dabei. Allerdings ist unsere heutige Situation auch ein wenig anders, wenn man früher nicht lesen konnte, dann hatte man eben Pech, aber man wurde dafür nicht bestraft, wenn man allerdings heute nicht lesen kann, gilt dies als schweres Vergehen und man wird sogar in den Medien aufgefordert lesen und schreiben zu lernen. Wer heutzutage nicht lesen kann, hat keinerlei Chance einen guten Arbeitsplatz zu bekommen. Es ist relativ logisch das es dieses Problem damals noch nicht gab und das sich daher heute keiner mehr strikt an Pestalozzis Erziehungsmethode halten kann, aber es kann versucht werden, auch wenn es nur die Gefühlsbildung ist, ein Teil dieses genialen Systems zu erhalten.
Nicht nur in unseren heutigen Schulen wird versucht seine Ideen umzusetzen. Nein, es wird vor allen Dingen auch in Kindergärten und Tagesstätten versucht den Kindern ein Gefühl von Recht und Unrecht zu vermitteln. Verantwortung und Mitgefühl wären zu schwer um es 3 oder 4 jährigen beizubringen, aber man kann probieren ihnen den Unterschied zwischen Gut und Böse zu erklären. Das man mit dem Kindergarten nicht die Schule ersetzen kann, ist vollkommen logisch, aber es kann versucht werden ein gutes Verhältnis zwischen Erzieher und Kind herzustellen und es kann ermöglicht werden Kindern spielerisch verschiedene Dinge aus dem Leben vorzustellen. So ist es zum Beispiel lobenswert, wenn ein Kindergarten einen Waldspaziergang oder andere ähnliche Dinge in der Natur unternimmt, damit die Kinder lernen, dass es auch andere Lebewesen gibt und eine Natur vorhanden ist, welche gerade in unsere heutigen Zeit wichtig ist. Im Grunde lernt man ja auch nicht nur als Kind sondern auch ein Erwachsener. So sah sich auch Pestalozzi, er lernte durch die vielen Niederschläge seines Lebens und er lernte auch durch seine kurzen, aber in Erinnerung bleibenden, Höhepunkte. Er war ein Mann dessen Taten eigentlich erst richtig nach seinem Tod anerkannt wurden, denn am Ende seines Lebens wurde er von ehemaligen Schüler, alten Freunden und vergangenen Kollegen verspottet und teilweise gehasst.
Das heutige Lernen und das damalige Lernen, es bestehen große Unterschiede, aber im Grunde ist lernen lernen egal ob jetzt oder damals. Pestalozzi sah zwar alles nur aus seiner Sicht heraus und er wusste auch nicht das seinen Methode nach 250 Jahren noch so verbreitet sein würde, aber er wollte die damaligen Umstände verbessern. Wenn er unsere heutigen Schulen sehen würde, wäre er vielleicht erfreut, das jetzt so viele Kinder lernen, aber er wäre bestimmt noch nicht vollkommen zufrieden, da sehr viele Kinder ja oft überhaupt keine Lust haben zu lernen. Sicherlich würde er dies verbessern, allerdings nur wenn er sein Wissen aus der Aufklärung behalten hätte. Wenn er aber auf dem neusten Stand der Wissenschaft und des Lebens wäre, stellt sich in Frage ob er immer noch etwas zu bemängeln hätte, aber es wird davon ausgegangen, dass er mit der „Herzensbildung“ nicht zufrieden wäre. Seine Meinung über unsere Schulsysteme wird leider nie bekannt werden, aber viele versuchen, seinen Schriften nach allen Anforderungen gerecht zu werden.
Allerdings sollte jeder sich bewusst sein, dass nicht auf den alten Grundbausteinen beharrt wird, sondern man versucht alles neu Erlernte auf diese Grundbausteine aufzubauen, sodass Pestalozzi und seine Methode über die Jahre hinweg niemals in Vergessenheit gerät, denn er war ein Mann, welcher Veränderungen schaffte. Und genau dieser Veränderung sollten sich alle, vor allen Dingen aber die heutigen Schüler bewusst sein.
05. Zusammenfassung
Pestalozzis Lebensbilanz
„Die Liebe ist, was ihn so große macht, und nicht seine Methode (...) Erst wenn das arme Kind in der Wärme der Liebe aufgetaut ist, beginnen seine Kräfte sich zu regen, wird es lebendig in ihm; und dieses Entfalten des Lebens zu fördern und zu lenken, dass alle Tätigkeiten des Geistes angespannt und geschärft würden, das war der Sinn von Pestalozzis Methode, deren Eckstein aber die Liebe war (...)“[7]
So schrieb es ein Mitkämpfer Johann Heinrich Pestalozzis und schon damals zog damit ein Außenstehender eine große Bilanz aus dem Leben Pestalozzis. Schon zu seiner Zeit wurde Pestalozzi, wenn auch nur von wenigen, als Held angesehen. Heute wird er teilweise noch höher als ein Held gestuft, weil er es als unbedeutender Mann geschafft hat eine wichtige Lernmethode zu entwickeln, welche noch dazu viel Ansehen zu seiner, aber auch zu unserer Zeit erlangt hat. Schließlich hat er nicht nur die Elementarmethode geschaffen, sonder er war auch als Schriftsteller und politisch engagierte Mann stark. Er wollte so vielseitig sein wie möglich und er hat es aus seiner Sicht hinaus auch geschafft. Pestalozzi hat mit seinen Taten eine große Bilanz aus seinem vergangenen Leben gezogen. Nie wieder wollte er, dass jemand so leidet wie er es tat. Seine Kindheit hat ihn geprägt und dadurch hat er gelernt, dass die Kindheit das Grundlegende für den weiteren Lebensweg ist. Er wollte Veränderungen schaffen und die Umstände verbessern. Er dachte nicht im entferntesten daran, dass seine Methode das Ende aller Schulsysteme sein. Nein, er wollte einfach nur dazu anregen weiter über diese Problem nachzudenken, deshalb schrieb er kurz vor dem Ende seines Lebens: „Werfet das Ganze meiner Lebensbestrebung nicht als einen Gegenstand weg, der keiner weiteren Prüfung bedarf“[8]
06. Literaturverzeichnis
Bücher:
1. (Hrsg.) Reble, Albert. Pestalozzi, Johann Heinrich. Wie Gertrud Ihre Kinder Lehrt Ein Versuch den Müttern Anleitung zu geben, ihre Kinder selbst zu unterrichten, in Briefen. 5. Auflage. Verlag Julius Klinkhardt: Bad Heilbrunn, 1994
2. (Hrsg.) Flitner, Wilhelm. Pestalozzi, Johann Heinrich. Ausgewählte Schriften. Klett- Cotta im Ullistein Taschenbuch. Ullistein, 1983
3. Hebenstreit, Sigurd. Johann Heinrich Pestalozzi. Leben und Schriften. Verlag Herder: Freiburg im Breisgau, 1996
4. Stadler, Peter. Pestalozzi. Geschichtliche Biographie Band 1 Von der alten Ordnung zur Revolution (1746-1797). Band 2 Von der Umwälzung zur Restauration Ruhm und Rückschläge (1798-1827). 3. Auflage. Verlag Neue Züricher Zeitung: Zürich, 1996
5. Schiffler, Horst und Rolf Winkeler. Tausend Jahre Schule. Eine Kulturgeschichte des Lernens in Bildern. 6. Auflage. Belser AG für Verlagsgeschäfte und Co KG: Stuttgart, 1999
6. Reble, Albert. Geschichte der Pädagogik. 15. Auflage. Klett- Cotta: Stuttgart, 1989
Nachschlagewerke:
1. Microsoft Encarta Enzyklöpädie 2002 1993-2001 Microsoft Corporation
2. Meyers Lexikonverlag Microsoft
Internet:
1. www.gewi.kfunigraz.ac.at/edu/pestalozzi/biografie.htm
2. http://www.uni-oldenburg.de/~topsch/pesta/element.htm
3. http://pestalozzi.hbi-stuttgart.de/zeit_leben_werke/1770.html
4. www.gewi.kfunigraz.ac.at/edu/pestalozzi/biografie.htm
5. http://www.textkritik.de/bka/dokumente/dok_steig/steigk_324-338.htm
6. http://pestalozzi.hbi-stuttgart.de/zeit_leben_werke/1801.html
[...]
[1] www.gewi.kfunigraz.ac.at/edu/pestalozzi/biografie.htm
[2] siehe auch: Hebenstreit, Sigurd „Johann Heinrich Pestalozzi Leben und Schriften“ (Seite 11)
[3] www.gwi.kfunigraz.ac.at/edu/pestalozzi/biografie.htm
[4] Hebenstreit, Sigurd „ Johann Heinrich Pestalozzi Leben und Schriften“ (Seite 25)
[5] Hebenstreit, Sigurd „Johann Heinrich Pestalozzi Leben und Schriften“ (Seite 34) in Stadler, Peter „Pestalozzi Geschichtliche Biographie“ Band 2, Seite 87
[6] http://www.uni-oldenburg.de/~topsch/pesta/element.htm
[7] Gotthelf, Jeremias „Die Armennot“ in http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_30/T03.HTM
[8] Hebenstreit, Sigurd „Johann Heinrich Pestalozzi Leben und Schriften“ (Seite 160)
- Citar trabajo
- Alexandra Koch (Autor), 2002, Johann Heinrich Pestalozzi - Ein bedeutender Pädagoge, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108776
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