I. Einleitung
Zu Beginn des ersten vorchristlichen Jahrhunderts schien die griechische Staatenwelt fest in den Händen Roms zu sein. Nicht nur das eigentliche Griechenland, sondern auch das Reich der Attaliden war seit der testamentarischen Vererbung durch den letzten pergamenischen König Attalos III. im Jahr 133 v. Chr.[1] ein fester Bestandteil des Imperiums geworden.
Der lange Freiheitskampf der Griechen schien für alle Zeiten beendet zu sein.
Doch in diesem Moment betrat eine schillernde Figur am Rande der hellenistischen Staatenwelt die politische Bühne: Mithradates[2] VI. Eupator, König von Pontos.
Im Verlaufe seiner langen Regierungszeit schwang er sich für Rom zu einer Bedrohung vom Range eines Hannibal auf. Seine Eroberung der Provinz Asia und sein Eingreifen in Griechenland führten zu einer letzten Manifestation des griechischen Widerstandswillens gegen die römische Herrschaft.
Ziel dieser Arbeit ist es nun, die Beweggründe für den Anschluss vieler Griechen an die Sache des Mithradates darzulegen. Hierbei steht die Frage im Vordergrund, ob der Aufstand gegen die Römer von allen gesellschaftlichen Schichten gleichermaßen mitgetragen wurde, oder ob es bestimmte Gruppen innerhalb der griechischen Poleis gab, die besonders antirömisch eingestellt waren oder sich von einem Sieg des Mithradates spezifische Vorteile erhofften.
Zu diesem Zweck ist es zunächst nötig, einen Blick auf den erstaunlichen Aufstieg des Mithradates vom Herrscher eines zweitrangigen Randstaates zu einem der „most aggressive and determined opponents that the Senate and People of Rome ever faced“[3] zu werfen.
Anschließend folgt eine kurze Zusammenfassung des Ersten Mithradatischen Krieges.
Im Folgenden schließt sich eine Analyse der Gründe für das Überwechseln vieler griechischer Städte auf die Seite des Mithradates an, die näher auf die königliche Propaganda, sowie auf die Situation in Athen und in Kleinasien eingeht, und die endlich in einem abschließenden Fazit die Frage beantworten soll, inwieweit dieser letzte anachronistische Widerstand gegen Rom ein gesamthellenisches Phänomen oder lediglich Ausdruck einer Parteinahme bestimmter gesellschaftlicher Schichten oder gar nur Bestandteil des Lavierens weniger Städte zwischen den Fronten war.
II. Mithradates VI. Eupator. Sein kometenhafter Aufstieg bis zum Jahr 89
Mithradates VI. Eupator wurde[4] im Jahr 132 in der griechischen Stadt Sinope[5] als Sohn des pontischen Königs Mithradates V. Euergetes und der seleukidischen Prinzessin Laodike[6] geboren.
Sein Vater scheint seine Pflichten als Verbündeter Roms durchaus ernst genommen und keinerlei antirömische Politik getrieben zu haben. Dennoch schlug ihm anscheinend gegen Ende seiner Regierungszeit das Misstrauen des römischen Senats entgegen.[7] Reinach vermutet gar hinter dem erfolgreichen Anschlag auf sein Leben im Jahr 120 ein Komplott der testamentarisch begünstigten Königin und des Senats, „der mit ihr die Früchte des Verbrechens teilte.“[8]
Das Testament des Euergetes teilte nun die Herrschaft auf seine Frau Laodike und die beiden minderjährigen Söhne (die beide ebenfalls Mithradates hießen) auf. Der junge Thronerbe Mithradates (VI.) fürchtete offenbar, wie sein Vater Opfer eines Mordanschlages seitens seiner Mutter zu werden und entfernte sich für mehrere Jahre vom Königshof, um in der Wildnis zu leben.[9] Im Alter von zwanzig Jahren kehrte er zurück und stieß seine Mutter vom Thron.[10]
Der neue pontische König suchte nun ein außenpolitisches Betätigungsfeld, um den Einfluss seines Reiches, der während der Herrschaft seiner Mutter stark zurückgegangen war, wieder zu erweitern. Diese neue Aufgabe fand er an der Nordküste des Schwarzen Meeres, auf der Halbinsel Krim. Die dort ansässigen Griechen wurden seit längerer Zeit von den barbarischen Stämmen der Sarmaten und vor allem der Skythen unter ihrem Häuptling Skiluros bedrängt.
Auf einen Hilferuf verschiedener griechischer Städte, die ihm im Falle eines Sieges über die Barbaren die Schutzherrschaft bzw. die Thronfolge versprachen, reagierte Mithradates sofort und beauftragte einen seiner fähigsten Generäle, Diophantos, einen Griechen aus Sinope, mit dem Krieg gegen die Skythen, der diese Aufgabe auch mit Bravour erledigte.[11]
Mit diesem Sieg hatte sich Mithradates ein Reich erobert, das die militärische, die logistische und auch eine finanzielle Grundlage für seine endlosen Kriege werden sollte: die neuen Gebiete gehörten zu den größten Getreide- und Fischproduzenten der Antike und exportierten ihre Güter in den gesamten östlichen Mittelmeerraum.[12] Darüber hinaus waren die nördliche Schwarzmeerküste und ihr weites Hinterland ein ideales Rekrutierungsfeld für die pontische Armee. Nach der Besetzung der Krim eroberten die königlichen Truppen weitere Gebiete im östlichen Schwarzmeergebiet, vor allem Kolchis und das Land der Maiotier sowie Kleinarmenien, das „wie in einem Schraubstock zwischen Kolchis und Pontos eingeklemmt war“[13] und erschlossen sich Thrakien als Rekrutierungsfeld für neue Truppen.
Der pontische König gab sich jedoch mit diesen großen Erfolgen nicht zufrieden. Vielmehr wandte er sein Interesse nun Kleinasien zu, das unter einigermaßen anarchischen Zuständen litt. Die Halbinsel bestand „im Großen und Ganzen aus zwei Hälften, welche einerseits der Republik, andererseits deren Klienten gehörten“.[14] Die Besitzungen der römischen Republik bestanden aus den Provinzen Asia und Cilicia, daneben existierten noch einige Vasallenkönigreiche, deren bedeutendste wohl Kappadokien und Bithynien waren.
Während die Römer mit der Abwehr der Kimbern und Teutonen sowie dem Krieg gegen Jugurtha vollauf beschäftigt waren und keine Gelegenheit hatten, in Kleinasien einzugreifen, nutzte Mithradates die Gunst der Stunde und verbündete sich im Jahr 107[15] mit dem bithynischen König Nikomedes III. Euergetes. Gemeinsam besetzten sie Paphlagonien und teilten es unter sich auf. Im Anschluss riss Mithradates auch noch Teile Galatiens an sich.[16] Mehr als nur schwachen Protest von Seiten des römischen Senats ernteten sie nicht für ihren dreisten Überfall.[17] Doch das Zweckbündnis zwischen den beiden Herrschern zerbrach schon bald an der Frage der Herrschaft über Kappadokien. Hier regierte eine Schwester des Mithradates namens Laodike für ihren minderjährigen Sohn Ariarathes VII. Nachdem Nikomedes das Land im Jahr 103/102[18] handstreichartig besetzt hatte, rüstete sich Mithradates für einen Krieg gegen ihn mit der Absicht, seine Schwester wieder zur Regentin zu machen. Überraschenderweise dachte diese jedoch gar nicht daran, sich von ihrem Bruder wieder auf den Thron zurückführen zu lassen und heiratete den bithynischen König. Wie Reinach meint, war diese Hochzeit „gleichbedeutend mit der Einverleibung Kappadokiens ins bithynische Reich“.[19]
Mithradates machte sich nun zum Anwalt seines Neffen, der durch diese Hochzeit praktisch enterbt worden war, besetzte nun seinerseits Kappadokien und machte ihn dort zum König. Offenbar hatte der junge Mann jedoch einen eigenen Kopf und war nicht so formbar wie sein Onkel dies eigentlich geplant hatte. Dies wurde ihm zum Verhängnis, denn bei einem Zusammentreffen „stieß ihn Mithradates mit eigener Hand nieder“[20] und setzte seinen eigenen achtjährigen Sohn als König ein, den er kurzerhand zum Abkömmling des kappadokischen Königshauses erklärte. Nikomedes bekam es nun mit der Angst zu tun; er fürchtete, dass sein eigenes Reich, Bithynien, das nächste Angriffsziel des Mithradates werden könnte. Da er dem pontischen König militärisch unterlegen war, schickte eine Gesandschaft unter der Führung seiner Königin Laodike nach Rom, die sich über das Vorgehen des Mithradates beschwerte und dort einen Knaben als legitimen Erben des kappadokischen Thrones präsentierte. Sein Widersacher hatte gleichfalls eine Gesandschaft nach Rom geschickt, die dort die Rechtmäßigkeit des Thronanspruches des gegenwärtigen Königs beschwor. Der Senat, der offensichtlich genug von den Querelen der orientalischen Könige hatte, stützte keinen der beiden Streithähne gegen den anderen, sondern entschied, dass Kappadokien fortan „frei sein, d.h. unter republikanischer Verfassung stehen sollte“.[21] Das gleiche setzte er jedoch auch für das zwischen den beiden Königen aufgeteilte Paphlagonien fest. Da Rom im Moment militärisch anderweitig nicht gebunden war, blieb den beiden Königen nichts anderes übrig, als den Anordnungen der Hegemonialmacht Folge zu leisten und ihre Truppen aus den besetzten Ländern zurückzuziehen. Im Jahr 95 war der status quo ante des Jahres 107 wieder hergestellt.
Die kappadokischen Adligen wiesen indessen die Freiheit, die ihnen Rom zugebilligt hatte zurück und ersuchten beim Senat darum, einen König wählen zu dürfen. Als ihnen dies gewährt wurde, wählten sie Ariobarzanes, einen Mann aus ihrer Mitte, zum König. Dieser konnte sich jedoch seiner Herrschaft nicht lange erfreuen, denn auf Veranlassung des Mithradates erfolgte eine Invasion seines neuen Verbündeten Tigranes von Armenien in Kappadokien. Ariobarzanes begab sich nach Rom ins Exil und führte dort Klage gegen die Armenier. Der Senat betraute den Statthalter der Provinz Kilikien, Lucius Cornelius Sulla mit der Wiedereinsetzung des Kappadokers. Es gelang dem römischen General sehr schnell, die Armenier zu vertreiben. Mithradates selbst griff offiziell nicht in den Krieg ein. Er hielt sich zurück und lauerte auf seine nächste Chance.
Diese sah er im Jahr 91 gekommen, als Rom durch den in Italien aufflackernden Bundesgenossenkrieg die Hände gebunden schienen. Zwar griff er wiederum nicht aktiv in die Verhältnisse ein, unterstützte jedoch im Jahre 90 den bithynischen Thronprätendenten Sokrates Chrestos dabei, seinen Bruder Nikomedes IV., der 94 die Nachfolge des langjährigen Widersachers Mithradates’, Nikomedes III., angetreten hatte, vom Thron zu verjagen.[22]
Gleichzeitig rückte ein armenisches Heer verabredungsgemäß in Kappadokien ein und vertrieb den König Ariobarzanes ein weiteres Mal. Die Römer, die im Bundesgenossenkrieg langsam wieder die Oberhand gewannen, schickten nun als Unterhändler den Manius Aquilius, dem es zusammen mit dem kleinen Heer des Lucius Cassius gelang, die beiden verbündeten Könige wieder in ihren Ländern zu installieren.[23] Wir erfahren nichts über einen ernsthaften Widerstand der Armenier oder des Mithradates.[24] Als jedoch der römische Gesandte Aquilius die beiden Klientelkönige dazu zu bringen versuchte, auf pontischem Gebiet Plünderungen durchzuführen,[25] war dies genau das, worauf Mithradates gewartet hatte.
Nun konnte er sich selbst als denjenigen hinstellen, dem Unrecht geschehen war. Laut seiner Propaganda geschahen die Plünderungen, die Nikomedes nun unternahm, völlig zu Unrecht, da er sich ja in den letzten Kriegen durchaus neutral und entgegenkommend verhalten hatte. Als sein Gesandter dies im Lager des Aquilius vorbrachte, erntete er lediglich eine ausweichende Antwort.[26]
Damit hatte Rom sich vor aller Welt ins Unrecht gesetzt.[27] Mithradates besetzte nun Kappadokien ein weiteres Mal und ließ wieder Gesandte an Aquilius schicken, die von ihm Mithilfe bei der Bestrafung des Nikomedes oder aber wenigstens strikte Neutralität verlangten. In völliger Verkennung der Situation, in maßloser Unterschätzung seines Gegners und in Unkenntnis der gewaltigen Rüstungen, die Mithradates in letzter Zeit - nur auf eine Konfrontation hinarbeitend - betrieben hatte, erklärte Aquilius Pontos den Krieg - jenen Krieg, der als der Erste Mithradatische in die Geschichte eingehen sollte.
III. Der Verlauf des Ersten Mithradatischen Krieges
Die römischen Gesandten „hatten, ohne die Tragweite ihres Vorgehens zu ermessen und ohne die Genehmigung des römischen Senates und Volkes abzuwarten, mutwillig ihr Vaterland in einen äußerst gefährlichen Krieg gestürzt.“[28] Sie waren nicht darauf vorbereitet, es mit Mithradates’ gesamtem Heer aufnehmen zu müssen, das jetzt gegen sie vorrückte. Dazu waren sie offenbar ausgesprochen schlechte Strategen. Die Truppen, die sie schnell ausgehoben hatten, verteilten sie nun auf vier verschiedene Armeen, eine Maßnahme, die es Mithradates leicht machte, sie der Reihe nach einzeln zu schlagen.[29]
Mithradates begab sich nun auf einen Siegeszug durch Kleinasien. Zwar leisteten ihm hier mehrere Städte teilweise erbitterten Widerstand, jedoch konnte er innerhalb kurzer Zeit Kleinasien sowie die ägäische Inselwelt mit Ausnahme von Rhodos[30] unter seine Herrschaft bringen.[31] Bei dieser Gelegenheit fiel ihm der unglückliche Aquilius in die Hände, an dem sich die ganze Rachsucht des pontischen Königs entlud.[32]
Auf die Eroberung Kleinasiens folgte die gezielte Ermordung der dort ansässigen Römer und Italiker. Angeblich sollen etwa 80.000 Menschen dieser „Vesper von Ephesos“ zum Opfer gefallen sein.[33]
Anschließend wandte Mithradates sein Augenmerk auf Griechenland. Bereits im Sommer des Jahres 88 hatte dort Athen unter der Führung des Athenion sein Bündnis mit den Römern gekündigt und sich auf die pontische Seite geschlagen. Noch im gleichen Jahr schickte Mithradates ein Heer und eine Flotte unter dem Befehl seines Feldherrn Archelaos, der den Auftrag hatte, die Stadt zu besetzen und Griechenland für den König zu gewinnen. Offensichtlich gelang ihm dies (vielleicht in Zusammenarbeit mit einer weiteren pontischen Armee) auch im Großen und Ganzen.[34] Hartnäckigen Widerstand lieferte ihm lediglich Q. Bruttius Sura in Makedonien.[35]
Doch nun begann sich mit der Landung des Sulla in Griechenland (Frühjahr 87) das Blatt zu wenden.
Viele Städte, die vorher nur allzu bereitwillig zur Sache des Mithradates übergegangen waren, kehrten nun reumütig auf die römische Seite zurück.
Archelaos und der inzwischen in Athen an die Macht gekommene Aristion[36] verzichteten bereits nach dem ersten Zusammentreffen mit Sulla auf eine Entscheidungsschlacht auf offenem Gelände und zogen es vor, sich in Athen (Aristion) bzw. im Piräus (Archelaos) zu verschanzen. Sulla ging nun daran, die beiden zu belagern. Die Belagerung Athens zog sich bis zum 1.März 86 hin.[37] Archelaos konnte den Piräus noch eine Weile halten, bevor er es angesichts seiner ausweglosen Situation vorzog, Fersengeld zu geben und sich nach Makedonien zu den dort stehenden mithradatischen Streitkräften abzusetzen.
Nachdem Sulla sich an der wehrlosen Stadt gerächt hatte,[38] wandte er sich nach Norden, um die pontische Armee zur Schlacht zu stellen. Bei Chaironeia und kurze Zeit später bei Orchomenos erzielte er zwei glänzende Siege über die weit überlegenen Streitkräfte des Archelaos.[39]
In der Zwischenzeit hatten Sullas Feinde in Rom die Oberhand gewonnen und ihm eine Armee unter dem Kommando des Flaccus hinterhergeschickt, die ihm die militärischen Erfolge streitig machen sollte.[40]
Sulla stand wegen der Situation in Italien unter starkem Zeitdruck. Ausserdem konnte er es nicht zulassen, dass Flaccus, bzw. dessen Nachfolger Fimbria ihn um die Früchte des Sieges betrogen.[41] Deshalb traf er sich Anfang des Jahres 85 mit Mithradates bei Dardanos, nachdem er bereits vorher mit Archelaos verhandelt hatte und schloss einen Friedensvertrag mit dem pontischen König, der beinhaltete, dass dieser alle seit Kriegsausbruch gemachten Eroberungen zurückgeben musste und zusätzlich 2.000 Talente Reparationen zu zahlen und Sulla siebzig Kriegsschiffe zu übergeben hatte. Im Gegenzug durfte er sein eigenes Königreich behalten und sich fortan wieder als Freund und Verbündeten Roms betrachten.[42]
Damit war das erste Kräftemessen zwischen den Römern und Mithradates beendet.
IV. Mithradates und die Griechen
Mit dem Beginn des Ersten Mithradatischen Krieges wandten sich viele griechische Städte von den Römern ab und liefen zu Mithradates über. Die Gründe hierfür waren vielfältig: eine wichtige Rolle spielte sicherlich die pontische Propaganda, die die hellenistische Abstammung des Königs betonte.
Die weiteren Gründe sind oft weniger scharf zu fassen. Spielen bei vielen Städten Kleinasiens opportunistische Momente eine Rolle, so ist z.B. bei Athen die Motivlage in der Forschung stark umstritten.
IV,1: Propaganda: Mithradates als hellenistischer Herrscher und „Befreier der Hellenen“
Der Name Mithradates hatte bei den[43] Griechen bereits seit seinem Feldzug auf der Krim einen hervorragenden Klang. Schon in dieser frühen Phase seiner Herrschaft hatte es der junge König verstanden, sich als Verteidiger des Hellenismus zu inszenieren[44] und damit die griechische Welt auf sich aufmerksam zu machen.[45]
Ein beliebtes Motiv der mithradatischen Propaganda war auch seine Verklärung als neuer Alexander und Dionysos.[46] Dies gipfelte darin, dass er bei seinem Eroberungszug durch Bithynien und Phrygien zu Beginn des Ersten Mithradatischen Krieges an den Orten sein Lager aufschlug, an denen Alexander der Überlieferung zufolge ebenfalls gelagert hatte.[47]
Die Propaganda des Königs war durchaus berechtigt. Das Land Pontos als solches war zwar nur im Küstengebiet hellenisiert, im Landesinneren hatte das Griechentum „niemals tiefe Wurzeln [...] geschlagen.“[48] Die Zentren der Herrschaft der pontischen Könige waren jedoch die griechischen Küstenstädte, wie Sinope und Amisos. Der Königshof war sehr stark hellenisiert, die offizielle Sprache der Könige war griechisch, griechische Gelehrte wie Diodoros von Adramyttion und Metodoros von Skepsis hatten starken Einfluss. Auch die Verwaltung war nach hellenistischem Muster aufgebaut, die Ratgeber der Könige waren oft griechischer Herkunft.
Ebenso stark hellenisiert war die Armee. Sie wurde hauptsächlich von griechischen Offizieren ausgebildet und geführt, sehr viele griechische Söldner dienten in Pontos. Der Kern dieser Armee war ein 6000 Mann starkes Korps, das nach Art der makedonischen Phalanx bewaffnet war. Sehr stark machte sich der hellenische Einfluss auch in der Erziehung des jungen Prinzen selbst bemerkbar: diese vereinte in sich das griechische mit dem iranischen Element seiner Herkunft, jedoch unter Betonung des ersteren. Zwar hielt Mithradates am iranischen Mazdaismus fest, er tolerierte und förderte jedoch auch die griechische Religion. Der König war griechisch gebildet, an Musik, Philosophie und Kunst interessiert und ein guter Redner.
Überdies floss in Mithradates Adern selbst makedonisches Blut. C.B. Welles, der hierbei offensichtlich keinerlei Mühen gescheut hat, hat ausgerechnet, dass Mithradates zu 73/128 Makedone war.[49] Zudem trug er zur Verbreitung des urbanen Lebens, dieses bezeichnenden Elementes griechischer Kultur dadurch bei, dass er neue Städte gründete.[50]
Diese philhellenische Einstellung des Königs war sicherlich auch den kleinasiatischen Griechen und den Bewohnern des griechischen Festlandes bekannt, zumal ja seine Propagandamaschinerie auf Hochtouren an der Verbreitung dieser Fakten arbeitete.
So ist es kein Wunder, wenn Mithradates nach dem Ausbruch des ersten Römerkrieges und seiner Invasion der römischen Provinz Asia dort und auch in Griechenland selbst vielerorts auf begeisterte Anhänger stieß.
IV,2: Die griechischen Städte: verschiedene Formen des Verhaltens gegenüber Mithradates
Sicherlich wurden die Sympathien vieler Griechen durch diese Propaganda stark beeinflusst. Die eigentliche Frage lautet nun: wer war im allgemeinen promithradatisch eingestellt? War der Widerstand gegen Rom, wie J. Deininger meint, „so gut wie ausschließlich Sache der Unterschicht“,[51] und deshalb eine Form eines wie auch immer gearteten Klassenkampfes?
Gibt es weitere Gründe für das Anlehnen der Griechen an den pontischen König? Gibt es im Gegenteil Beispiele von Städten, die sich dem Mithradates widersetzten? Und wenn ja, aus welchen Gründen taten sie das? Bei der Betrachtung dieser Fragen ist besonders interessant, das Beispiel Athen gesondert anzugehen, da uns für die Ereignisse dort zwei verschiedene Meinungen vorliegen. Weiterhin ist Kleinasien ein interessantes Beispiel, da wir dort alle Schattierungen des Verhaltens - von williger Kooperation mit dem pontischen König bis hin zu verbissenem Widerstand gegen ihn - vorfinden.
IV,2.1: Athen
Zwar übertreibt Reinach sicherlich, wenn er dem Mithradates überschwänglich attestiert, ein „beinahe athenischer König“[52] zu sein, jedoch scheint Mithradates tatsächlich schon immer gute Beziehungen zur geistigen Hauptstadt Griechenlands unterhalten zu haben.[53] Athen war denn auch eine der ersten Städte auf dem griechischen Festland, die sich offen für Mithradates erklärte und ihren Bündnisvertrag mit Rom kündigte. Laut J. Deininger ging die Opposition gegen die Römer in der Stadt maßgeblich von den Unterschichten aus, die unter der dreijährigen Diktatur eines gewissen Medeios litten und denen ein Schuldenerlass verweigert wurde. Zusätzlich dazu hätten angeblich die Römer zuvor zugunsten der Oberschicht interveniert und die athenische Verfassung zum Nachteil der besitzlosen Bevölkerungsschichten abgeändert.[54]
In der Konkurrenz zwischen attischen und römischen Kaufleuten (und damit zwischen der Oberschicht Athens und den Römern) sieht er jedoch kein Konfliktpotential.[55]
Im Rückgriff auf E. Badian sieht Bernhardt die Verhältnisse in Athen nicht als sozialen Konflikt zwischen verschiedenen Bevölkerungsschichten, sondern als Machtkampf zwischen einzelnen Gruppen innerhalb der Oberschicht, von denen die eine den Tyrannen Medeios (und damit automatisch die mit ihm verbündeten Römer) unterstützte. Ihren Gegnern eröffnete sich mit dem Ausgreifen des Mithradates über seinen angestammten geographischen Raum hinaus nun die Möglichkeit, sich einen potenten Verbündeten gegen ihre innenpolitischen Feinde zu sichern.[56] Gegen eine alleinige Unterstützung des Athenion, dem in dieser Zeit die entscheidende Rolle innerhalb der athenischen Politik zukam, durch die Unterschichten spricht auch der Empfang, der ihm (nachdem er als Unterhändler zuvor zu Mithradates geschickt worden war) von der Stadt gemacht wurde. Hierbei wurde er äußerst festlich empfangen und als Gast im Haus eines reichen Mitbürgers aufgenommen[57]
Anschließend hielt er vor dem Volk eine Rede, in der er anscheinend die Grundzüge seiner Politik darlegte. Im Anschluß an diese Rede wurde er zum leitenden Strategen gewählt und es wurde ihm freigestellt, die Archonten und höheren Offiziere selbst auszuwählen. Die Archontenliste dieses Jahres ist uns überliefert; die Archonten sind offenbar sämtlich Mitglieder der Oberschicht.[58] Dies spricht ebenfalls gegen die These einer Unterstützung des Athenion ausschließlich durch die ärmeren Bevölkerungsgruppen.
Als wichtigen Grund für die Beliebtheit des Athenion sieht Bernhardt die Tatsache, dass er der Stadt Athen wieder etwas von ihrem alten außenpolitischen Glanz zurückgegeben hat. Folgt man dieser These, so versuchte Athenion anfangs, eine Art neutralen Kurs zwischen den beiden Großmächten zu fahren und so das Gewicht der Stadt zu erhöhen.[59] Allerdings zeugt dieses Vorhaben nicht eben von viel Einsicht in die tatsächlichen politischen Realitäten. Keine der beiden gegnerischen Parteien in diesem Krieg konnte sich den Luxus eines neutralen Athen leisten. Hier sind vielleicht die „weithin utopisch anmutenden Züge der Erhebung des Athenion“[60] zu spüren.
Doch anscheinend hatte er bald ein Einsehen in die Unhaltbarkeit seiner Position und begann aktiv für ein Bündnis mit Mithradates zu werben. Angeblich waren aber nicht alle Athener sofort für dieses Bündnis zu gewinnen. Athenion musste zu harten Maßnahmen gegen seine innenpolitischen Gegner greifen.[61]
Zum endgültigen Abschluß eines Bündnisses mit Mithradates scheint es dann erst nach den Erfolgen seines Admirals Archelaos im ägäischen Meer und nach der Ankunft des Aristion,[62] der mit Hilfe einer pontischen Armee eine anfangs auf die Volksmassen gestützte Tyrannis in Athen errichtete, gekommen zu sein.[63]
IV,2.2: Die Verhältnisse in Kleinasien
In Kleinasien offenbart sich uns eine bunte Palette des Verhaltens gegenüber Mithradates. Im Gegensatz zu Griechenland, das unter der römischen Besatzung kaum zu leiden hatte,[64] hatte die kleinasiatische Bevölkerung allen Grund, die Römer zum Hades zu wünschen. Die römischen Steuerpächter und Statthalter plünderten die Provinz auf das schamloseste aus. Noch Cicero geißelt in seiner Rede über den Oberbefehl des Pompeius über ein Jahrzehnt später das empörende Verhalten der römischen Beamten und Militärs, die selbst bei den verbündeten Städten nach Vorwänden suchten, um sie plündern zu können, sowie die Niedertracht der Statthalter, die sich selbst bereicherten.[65] Reinach nennt die Provinz Asia denn auch treffend die „melkende Kuh der Republik.“[66]
Die Haß- und Rachegefühle der Bewohner Asias entluden sich denn auch nach der Besetzung der Provinz durch Mithradates darin, dass der Befehl zur Bartholomäusnacht an den Römern und Italikern in vielen Städten Asias aufs grausamste umgesetzt wurde.[67]
Im allgemeinen hat es den Anschein, als ob die Provinz Asia mit fliegenden Fahnen zu Mithradates überging. Selbst von den Römern privilegierte Städte schlossen sich sofort dem pontischen König an.[68]
Auf den zweiten Blick relativiert sich dieser Eindruck jedoch sehr schnell. Zu Städten, die sich nur zögernd dem Mithradates anschlossen und in denen die Bevölkerung anscheinend Skrupel hatte, den Befehl zum Massenmord an den Italikern auszuführen, wie z.B. Tralleis[69] kamen Städte wie Chios, die nur zum Schein zu Mithradates übergingen, da eine Verteidigung gegen seine Truppen von vornherein aussichtslos erschien.[70] Weiterhin gab es eine Reihe von Städten, die den pontischen Truppen tapfer Widerstand leisteten. Hier sind vor allem Rhodos, Magnesia am Mäander, Stratonikeia, Termessus in Pamphylien, Patara in Lykien, Apollonis, Telmessus, Tabae in Karien und Delos zu nennen, wo die römische Bevölkerungsgruppe anscheinend zahlreich genug war, um nach dem Abfall Athens die Insel im römischen Lager zu halten.[71]
Die einzige dieser Städte, die sich den ganzen Krieg hindurch gegen Mithradates halten konnte, war die Insel Rhodos. An diesem Beispiel kann man vielleicht auch die Motive manch anderer Griechen nachvollziehen, die dazu führten, dass viele griechische Städte trotz ihrer Antipathie gegen die Römer in deren Lager blieben. Der Argumentation Reinachs zufolge war die Entscheidung, auf der Seite Roms zu bleiben im Falle von Rhodos eine Folge nüchterner Überlegungen. Die rhodischen Kaufleute rechneten sich aus, dass auf Dauer der Sieger des Krieges nur Rom heißen konnte und es ihnen langfristig nur Nachteile brachte, wenn sie zu Mithradates übergingen. Die Konsequenz aus diesen Planungen war eine verbissene und schlussendlich auch erfolgreiche Verteidigung gegen die Belagerung durch den König.[72]
Gegen Ende des Krieges, als Mithradates’ Ansehen schon durch Sullas Vormarsch in Griechenland und die Niederlage bei Chaironeia deutlich gelitten hatte und mehrere Städte den Aufstand gegen ihn probten,[73] versuchte der pontische König, die Lage in Asia, das immer mehr Zeichen der Unruhe von sich gab, dadurch zu stabilisieren, dass er die unteren Schichten für sich zu gewinnen versuchte. Um dieses Ziel zu erreichen, „schenkte er den Griechenstädten die Freiheit, verkündete den Einwohnern einen Schuldenerlass, machte die jeweiligen Metöken zu Vollbürgern und entließ die Sklaven in die Freiheit.“[74]
Die für ihn verlorene Situation konnte er damit nicht mehr retten. Selbst die Unterschichten in den Städten ließen sich nun nicht mehr für eine verlorene Sache einspannen.[75]
Mithradates sah sich nach dem Fall von Athen und dem Siegeszug des Sulla und infolge der Unzuverlässigkeit der griechischen Städte im Jahr 85 zum Frieden von Dardanos gezwungen.
V. Fazit
Abschließend kann man feststellen, dass das Verhalten Athens und der kleinasiatischen Griechenstädte viele verschiedene Schattierungen aufweist. Vom enthusiastischen Empfang des Mithradates wie in Ephesos und Pergamon über vorgetäuschte Zusammenarbeit wie in Chios bis zu entschiedenem Widerstand wie in Delos und Rhodos reichen die Reaktionen der Griechen.
Jedoch bezogen die Städte gegen Ende des Krieges, als eine Niederlage des Mithradates abzusehen war, mit wenigen Ausnahmen[76] keine eindeutig promithradatische Haltung mehr.
Selbst die vom König den Unterschichten gewährten Vorteile konnten ein Erodieren der Unterstützung für ihn nicht verhindern.
Wie am Beispiel Athen gezeigt, ist die These von einer Parteinahme der Unterschichten für den König und einem prorömischen Verhalten der Oberschicht generell mit Vorsicht zu betrachten.
Für manche Griechen stellte der pontische König sicherlich ein „sich plötzlich auftuendes, erfolgreiches Alternativangebot zu Rom“[77] dar, jedoch behielt dieses Alternativangebot nur so lange seinen Reiz, wie der König den Römern auch erfolgreich widerstehen konnte. Nach den verlorenen Schlachten in Makedonien besaß die Sache des Mithradates mit ihren drastisch gesunkenen Chancen auch für die Griechen - gleich welcher Bevölkerungsschicht - keine Attraktivität mehr.
VI. Literaturverzeichnis
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[...]
[1] Da alle in dieser Arbeit behandelten Ereignisse in die vorchristliche Zeit fallen, kann der Zusatz v. Chr. bei den Jahreszahlen künftig unterbleiben.
[2] Die Namensform Mithradates ist durch Inschriften und Münzen sowie durch die griechischen Geschichtsschreiber Herodot und Ktesias bezeugt, wohingegen die Form Mithridates hauptsächlich in der späteren griechischen und der römischen Geschichtsschreibung bevorzugt wird. Vgl. Reinach, S. 40, ferner Bengtson, S. 278, Anm. 1.
[3] McGing, S. VII.
[4] Zur Kindheit/Jugend und den politischen Aktivitäten des Mithradates bis zum Jahr 89 allgemein vgl. v.a. Reinach, S. 40-114, dessen Biographie des Mithradates immer noch das Standardwerk zu diesem Thema ist. Ausdrücklich aufgeführt ist Reinach in den Anmerkungen fortan nur noch bei zusätzlichen Kommentaren, wörtlichen Zitaten und bei Widersprüchen mit anderen Autoren.
[5] Geburt in Sinope: Vgl. Bengtson, S. 254.
[6] Den Namen Laodike verwenden sowohl Reinach, S. 41, als auch Bengtson, S. 254 und Welles, S. 507, wohingegen Sherwin-White, S. 96, den Namen der Mutter des Mithradates mit Nysa angibt. Keiner der genannten liefert jedoch eine Quellenstelle als Beleg.
[7] Vgl. Glew, S. 382f.
[8] Reinach, S. 39. Er kann jedoch keinerlei Beweise für seine Vermutung nennen, wie McGing, S. 42, richtig anmerkt. Die Vorteile, die Rom vom Tod des Euergetes hatte, bestanden darin, dass es unmittelbar nach dem Mordanschlag Groß-Phrygien, das dieser erst einige Jahre zuvor (wahrscheinlich durch Bestechung) von dem römischen Konsul Aquilius zugesprochen bekommen hatte, wieder vom Königreich Pontos abtrennte. Vgl. Schmitt, S. 560.
[9] Tatsächlich scheint es mindestens zwei Anschläge auf sein Leben gegeben zu haben. Bei einer Gelegenheit ließ man ihn ein wildes Pferd reiten, in der Hoffnung auf einen tödlichen Sturz, ein anderes Mal versuchte man ihn mittels Gift aus dem Weg zu räumen: Reinach, S. 45. McGing, S. 43ff, berichtet zwar ebenfalls diese Vorfälle, sieht aber zumindest die Episode mit dem Pferd im Kontext der iranischen Erziehung des Prinzen. Auch den mehrjährigen Aufenthalt in der Wildnis ordnet er in diesen Zusammenhang ein.
[10] Laut Appian, Mith. 112, ließ er sie zusammen mit seinem Bruder (den er möglicherweise als gefährlichen Konkurrenten betrachtete) töten.
[11] Dieser Krieg auf der Krim fand in den Jahren 110 bis 107 statt. Vgl. Bengtson, S. 255.
[12] Zur Bedeutung des Getreide- und Fischhandels der nördlichen Schwarzmeerküste vgl. McGing, S. 60. Die Neueroberungen brachten jedes Jahr 180.000 Medimnen (= 90.000 Hektoliter) Korn und 200 Talente Silber an Tribut ein. Vgl. Reinach, S. 62.
[13] Ebd., S. 70.
[14] Ebd., S. 73.
[15] Die Datierung nach Schmitt, S. 561.
[16] Reinach, S. 88, ist der Meinung, dass die beiden Könige noch bei der Besetzung Galatiens gemeinschaftlich handelten und das Land unter sich aufteilten. Dem widerspricht McGing, S. 71, mit guten Gründen.
[17] Offenbar hatte Mithradates als flankierende Maßnahme zu diesen Annexionen großzügige Bestechungsgelder nach Rom fließen lassen und sich dadurch eine milde Reaktion von Seiten des Senats erkauft. Vgl. Reinach, S. 88, sowie McGing, S. 71f.
[18] Die Datierung der Invasion des Nikomedes nach McGing, S. 75. Reinach, S. 89, schlägt für den Zeitpunkt des Angriffs „zwischen den Jahren 102 und 100“ vor.
[19] Ebd.
[20] Bengtson, S. 258. In allen Einzelheiten erzählt Reinach, S. 90, diese Begebenheit.
[21] Ebd., S. 93.
[22] Vgl. Gauger, S. 105.
[23] Vgl. Appian, Mith. 11.
[24] “No record of serious resistance from Eupator or Tigranes has survived, probably because none was forthcoming.” Im Gegenteil: Mithradates ließ sogar selbst den Sokrates Chrestos ermorden, „an act which could be constructed as recognition of the legitimacy of Nicomedes’ claim to the throne.” Glew, S. 395.
[25] Die beiden Könige waren hoch verschuldet, da sie die Kosten für ihre Wiedereinsetzung selbst bezahlen mussten. Trotzdem gelang es Aquilius lediglich, den Nikomedes zur Plünderung zu bewegen. Vgl. Appian, Mith. 11. Über das Verhalten des Aquilius, “der mit der festen Absicht ausgezogen war, Gold oder Ruhm zu erwerben” und der deshalb einen Krieg provozieren wollte, vgl. Reinach, S. 111f.
[26] Appian, Mith. 14.
[27] Der pontische König schlachtete diese Parteilichkeit der Römer umgehend propagandistisch aus. Die öffentliche Meinung war auf seiner Seite. Vgl. Bengtson, S. 259.
[28] Reinach, S. 115.
[29] Die verschiedenen Armeegruppen wurden von Nikomedes, Aquilius, Gaius Cassius (zu dieser Zeit Proconsul der Provinz Asia) und Oppius (Proconsul von Pamphylien oder Kilikien) kommandiert. Nachdem es Mithradates gelungen war, Nikomedes trotz starker zahlenmäßiger Unterlegenheit zu schlagen, und seine Feldherren im Anschluß darauf auch noch die Armee des Aquilius besiegten, lösten sich die beiden anderen Armeen auf. Sie hatten ohnehin nur einen geringen Gefechtswert, da sie hauptsächlich aus Bauern und Handwerkern bestanden. Vgl. Appian, Mith. 17ff. Zur Stellung des C. Cassius, vgl. Kallet-Marx, S. 254, zu der des Oppius vgl. ebd., S. 258.
[30] Rhodos war die einzige Stadt, die sich gegen den König halten konnte. Zur Belagerung von Rhodos vgl. Appian, 24ff.
[31] Zum Vormarsch des Mithradates in Kleinasien, vgl. McGing, S. 109ff.
[32] Laut Appian, Mith. 21, „goß er ihm flüssiges Gold in die Kehle und vergalt auf diese Weise den Römern ihre Bestechlichkeit“
[33] Zur ephesischen Vesper und den Beweggründen des Mithradates vgl. Reinach, S. 123ff, Magie, Bd. I, S. 216f. Zum Problem der Datierung der Mordaktion vgl McGing, S. 113, Anm. 118.
[34] Zur Eroberung Griechenlands durch Archelaos vgl. McGing, S.123f. Ob die Armee unter dem Kommando des Taxiles in die Kämpfe um Griechenland bereits zu diesem Zeitpunkt eingriff, ist nicht eindeutig festzustellen. Vgl. ebd., S. 124.
[35] Sura stieß sogar kurzzeitig bis nach Griechenland vor, wurde dann jedoch von dem eben eintreffenden Sulla wieder nach Makedonien zurückgeschickt, wo eine neue Invasion bevorstand. Vgl. Reinach, S. 148f.
[36] Es herrscht in der Forschung keine Einigkeit über die Frage, ob Athenion und Aristion ein und dieselbe Person oder zwei verschiedene Figuren sind. Zur ausführlichen Diskussion dieser Frage vgl. Letzner, S. 155, Anm. 32.
[37] Das genaue Datum des Falls von Athen nennt Bengtson, S. 261.
[38] Vgl. Appian, Mith. 38.
[39] Chaironeia: Vgl. ebd. 41ff. Orchomenos: Vgl. ebd. 49f.
[40] Zu den innenpolitischen Veränderungen in Rom vgl. Letzner, S. 168-172.
[41] Der Reiterpräfekt Fimbria hatte das Kommando der Armee usurpiert, nachdem er seinen Vorgesetzten Flaccus hatte ermorden lassen. Zur diesem Zeitpunkt stand er mit seiner Armee bereits auf der anderen Seite des Bosporus, da er bei Byzantion übergesetzt war, während Sulla noch bei Orchomenos aufgehalten wurde. Vgl. Reinach, S. 185ff.
[42] Vertrag von Dardanos: vgl. McGing, S. 130f.
[43] Beckel, S. 92.
[44] So rief z.B. sein General Dorylaos die Bewohner der griechischen Stadt Chersonesos dazu auf, „in Gemeinschaft mit ihm einen letzten Versuch zur Rettung des Hellenismus im Skythenlande zu wagen“. Reinach, S. 61.
[45] Vgl. Ebd, S. 62.
[46] Vgl. Letzner, S. 152, sowie McGing, S. 44-46, der das Alexandermotiv bereits in der frühen Jugend des Königs erkennen will.
[47] Appian, Mith. 20.
[48] Bengtson, S. 253.
[49] Vgl. Welles, S. 502.
[50] Hellenistischer Charakter des Hofs/der Verwaltung/der Armee, griechische Erziehung und Bildung des Mithradates, griechische Gelehrte bei Hof: vgl. v.a. Schmitt, S. 560, Letzner, S. 151, Bengtson, S. 253, Magie, Bd. I, S. 199, Reinach, S. 44, 47f, 261, 279f. Stadtgründungen: vgl. Appian, Mith. 115. Förderung der griechischen Religion: vgl. Reinach, S. 44. Festhalten am Mazdaismus: vgl. Bengtson, S. 253. Eine merkwürdige Mischung von beidem, bei der Mithradates nach dem Ritus der persischen Großkönige dem Zeus Stratios opfert: vgl. Appian, Mith. 66. Laut McGing, S. 107, ist Zeus Stratios hier jedoch gleichbedeutend mit Ahura Mazda.
[51] Deininger, S. 267.
[52] Reinach, S. 133.
[53] Vgl. Reinach, S. 29, ferner Deininger, S. 247.
[54] Vgl. Deininger, S. 247f. Schmitt, S. 93, nennt ebenfalls diese Verfassungsänderung zuungunsten der Volksversammlung. Die Grundlage für diese Annahme ist eine Stelle bei Appian, 39. Bernhardt, S. 41f, zieht eine Einmischung der Römer in Verfassungsangelegenheiten vor der Einnahme der Stadt durch Sulla in Frage.
[55] Dies begründet er damit, dass der Widerstand gegen Rom ohnehin eine Sache der Unterschichten gewesen sei - in meinen Augen ein Ausblenden möglicher Gegenindizien, wenn nicht gar ein klassischer Zirkelschluß. Vgl. Deininger, S. 246.
[56] Vgl. Bernhardt, S. 42ff.
[57] Vgl. McGing, S. 119, sowie Reinach, S. 134, der diesen reichen Mitbürger als den delischen Steuerpächter identifiziert.
[58] Vgl. McGing, S. 119.
[59] Vgl. Bernhardt, S. 45f.
[60] Deininger, S. 273.
[61] Auch hier scheiden sich wieder die Geister: während Deininger, S. 253, von einer durch diese Maßnahmen verursachten „Fluchtwelle unter seinen (d.h. Athenions) Gegnern“ spricht, geht Bernhardt, S. 46, davon aus, dass nur wenige der Gegner Athenions aus der Stadt flohen und die meisten Angehörigen der Oberschicht in Athen blieben.
[62] Zum Problem der Identitäten von Athenion/Aristion vgl. Anm. 36.
[63] Vgl. Bernhardt, S. 48, sowie Deininger, S. 256f. Die Quelle für diese Ereignisse ist Appian, Mith. 28.
[64] Vgl. Reinach, S. 127ff.
[65] Cicero, de imp. Cn. Pomp., 23, 66: …urbes iam locupletes et copiosae requiruntur, quibus cause belli propter diripendi facultatem inferatur… Ebd., 23, 67: …videbat enim imperatores locupletari quotannis pecunia publica praeter paucos… Auch Plutarch, Sertorius 24, spricht davon, dass die Städte im 3. Mithradatischen Krieg wieder stark unter den Steuerpächtern zu leiden hatten.
[66] Reinach, S. 75. Zur extremen Unbeliebtheit der Römer in Asia vgl. u.a. Magie, Bd I, S. 216, sowie Reinach, S. 123. Bengtson, S. 256f, relativiert diese Vorwürfe und betont den Zufluss von römischem Kapital nach Asia.
[67] In den Städten kam es zu unbeschreiblichen Szenen. So wurden die Römer und Italiker, die in Ephesos im Artemistempel Zuflucht gesucht hatten, unter Missachtung des Schutzes, den der heilige Ort normalerweise gewährte, von den Einwohnern der Stadt ermordet. Ähnliches geschah in Pergamon. Auch an anderen Orten geschahen unfassbare Gräueltaten. Vgl. Appian, Mith, 22f.
[68] Unter anderem waren dies Samos, Pergamon und Mytilene. Vgl. Bernhardt, S. 49f.
[69] Die Bevölkerung in Tralleis wollte ihre Hände anscheinend nicht mit Blut besudeln und überließ dieses Geschäft einem gedungenen „Auftragsmörder“ aus Paphlagonien namens Theophilos, vgl. Appian, Mith. 23.
[70] Vgl. Bernhardt, S. 53. Die Chier scheinen, auch nachdem sie sich dem Mithradates ergeben hatten, geheime Verbindungen mit den Römern unterhalten zu haben, vgl Appian, Mith. 47.
[71] Vgl. McGing, S. 110ff. Delos gehörte ursprünglich zu Athen. Nach dem Wechsel Athens auf die Seite des Mithradates konnte es eine Invasion athenischer Streitkräfte unter dem Oberbefehl des Apellikon abwehren, vgl. Deininger, S. 254f. Delos wurde später jedoch von Mithradates’ Admiral Archelaos erobert. Die römische Kolonie in der Stadt wurde in einem blutigen Massaker ausgelöscht. Vgl. Appian, Mith. 28.
[72] Zu den Motiven der Rhodier vgl. Reinach, S. 139. Magie, Bd. I, S. 218, schließt sich dieser Argumentation an. Zur Belagerung von Rhodos vgl. Appian, Mith. 24ff.
[73] Unter anderem waren Ephesos und Tralleis auf die römische Seite übergegangen, vgl. Appian, Mith. 48.
[74] Ebd.
[75] Vgl. Bernhardt, S. 37.
[76] Dazu gehört Samos, das sich noch im Jahr 85 gegen Lucullus verteidigte, vgl. Bernhardt, S. 61, sowie Mytilene, das wahrscheinlich selbst nach dem Frieden von Dardanos noch bis zum Jahr 81/80 einer römischen Belagerung trotzte, vgl. Magie, Bd. II, S. 1124, Anm. 41.
[77] Podes, S. 281.
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- Anónimo,, 2003, Das Verhalten Athens und der kleinasiatischen Griechenstädte während des Ersten Mithradatischen Krieges, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108345
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