Inhalt
Einleitung
1. Das Testament des Auletes
2. Dynastische Machtkämpfe in Ägypten und Bürgerkrieg in Rom
3. Kleopatra und Ceasar
3.1. Caesar in Ägypten
3.2. Alexandrinischer Krieg
Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Kleopatra, die letzte ägyptische Königin aus dem Hause der Ptolemäer, die Ahnin des bedeutendsten Weltherrschers der Antike, Alexander der Große, die Verfechterin des Hellenismus; Kleopatra, die „schamlose Ptolemäerin“[1], die „Buhlerin“[2], die „königliche Dirne“[3], die „trinkende Mänade, die sich durch mareotischen Wein in bacchische Ekstase versetzt“[4], „der schlimmste Hassausbruch der Geschichte“[5].
Keine Gestalt der Geschichte hat auf sich derartig widersprüchliche Attribute vereint, keine hat die Geschichtsschreiber in ein absolutes für oder gegen getrieben, keine vollkommene Liebe oder grenzenlosen Hass hervorgerufen.
Auch die Fragestellung, ob Kleopatra in einem Atemzug mit den Großen der Geschichte: Alexander, Caesar oder Augustus genannt werden kann, ruft höchst unterschiedliche Meinungen hervor (selbst in einem Seminar des Historischen Instituts). Oft sind diese Meinungen emotional untermalt, was bei dieser Frau selbst dem Historiker passieren kann, denn es scheint, für Kleopatra kein unparteiisches, neutrales Urteil möglich zu sein; entweder man liebt sie, oder man hasst sie.
Fest steht, sie stand fast 20 Jahre an der Seite der beiden mächtigsten Männer ihrer Zeit, Caesar und Antonius, und hat damit die Geschichte nicht minder mitbeeinflusst als die beiden Männer selbst.
Ob und ab wann in Kleopatra eine weltherrschaftliche Idee („ob eine Frau, und nicht einmal aus Rom, die Welt regieren werde“[6] ) gewachsen ist, ist nicht auf ein Jahr oder Tag festzulegen[7]. Es war vielmehr in ihrem Wesen, in dem wer sie war und woher sie kam. Es waren die „Erinnerungen an die Glanzzeit der Ptolemäerherrschaft“[8], von allen Nachfolgestaaten des einstigen Alexanderreiches, das glänzendste und dauerhafteste und Kleopatra war ganz seiner Nachfolge verschrieben, „die sie zwar nicht mehr erlebte“[9], von der sie aber voll und ganz geprägt war und sie „wiederherstellen wollte“[10]. Am Anfang kann von weltherrschaftlicher Idee jedoch noch keine Rede sein. Zunächst, galt es den Thron von Ägypten vor inneren und äußeren Feinden zu verteidigen. Da Kleopatra klar gewesen sein muss, dass sie in ihrer Position es gegen das stetig aufstrebende Römische Imperium nicht hätte aufnehmen können, tat sie das, was schon in der Antike das klügste gewesen war: wen man nicht besiegen kann, mit dem soll man sich verbünden. Man kann über die Beziehung zwischen Caesar und Kleopatra sagen was man will, genützt hat sie nicht nur Kleopatra, denn Ägypten war auch noch zu Zeiten Kleopatras eines der reichsten Länder und das einzige Königreich des einstigen Alexanderreiches, das seine Unabhängigkeit vom Römischen Imperium, zu mindest formell, behaupten konnte.
Als Kleopatra VII. Ende des Jahres 70 v. Chr. oder erst Anfang 69 v. Chr. geboren wurde[11], war die Zeit der Blüte für das Ptolemäerreich am Nildelta längst vorüber. Das glänzendste der hellenistischen Nachfolgestaaten des einstigen Alexanderreiches war mehr und mehr abhängig vom Römischen Reich geworden. Seit der Zeit des Ptolemäus VI. Philometor (180 – 145), war Ägypten römischer Klientelstaat[12]. Allein der alles überragende Reichtum[13] Ägyptens war es, der es bis dahin vor einer direkten Übernahme durch die Römer gerettet hatte, da in Rom keiner dem anderen eine Statthalterschaft dort gönnte.
Der Vater Kleopatras, Ptolemäus XII[14]. Auletes, hatte im Jahre 80 v. Chr. mit erst 15 Jahren den ägyptischen Thron bestiegen[15]. Er war ein illegitimer Sohn des Ptolemäus IX. Soter (Lathyros), eines Bruders des 10. Ptolemäers Alexander I. und der einzige männliche Nachkomme der Ptolemäerdynastie. Es gab in der Vergangenheit durchaus Präzedenzfälle, die seine Thronbesteigung legitimiert hätten[16], doch tauchte zu dieser zweifelhaften Stellung des Auletes noch bedrückender ein Testament Ptolemäus` X. auf, in dem er Rom zum Erben des Ptolemäerreiches ernannte[17]. Derartige Testamente tauchten zu dieser Zeit gehäuft auf (133 v. Chr. Attolos III. v. Pergamon, 74 v. Chr. Nikodemus v. Bithynien[18] ) und verschafften Rom rechtskräftigen Anspruch und leichten Zugang zu den Königreichen. Zum Glück für Auletes, erklärte aber der mächtige Diktator Sulla 79 v. Chr. auf dem Höhepunkt seiner Macht plötzlich seinen Rücktritt und starb kurz darauf. So konnte Auletes auf dem Thron bleiben, denn die neue republikanische Regierung in Rom beschloss, nichts an der Lage zu ändern[19]. Jedoch begann, Ägypten nun in der römischen Politik eine wichtige Rolle zu spielen. Es wurde zum Objekt der Machtpolitik der großen Männer Roms[20]. Dort war der Konflikt zwischen den Popularen und den Optimaten nach Sullas Diktatur entbrannt. Ägypten wurde dabei für beide Parteien als finanzieller und militärischer Rückzugspunkt interessant und es gab Bestrebungen aufgrund des Testaments das Land endlich zu annektieren. Nachdem Pompejus 63 v. Chr. Mithridates v. Pontos besiegt hatte und das nun zerfallene Seleukidenreich als Provinz Syrien dem Römischen Reich einverleibt hatte[21], schien die Zeit der Annexion des letzten der hellenistischen Königreiche gekommen. Auletes wandte sich notwendigerweise an den für ihn gefährlichsten Mann Roms, Pompejus, der mit der Kolonie Judäa, nun die Grenzen Roms unmittelbar an Ägypten verlegt hatte. Er schickte freundschaftlich und mit der Bitte sich vor dem römischen Senat gegen eine Annexion auszusprechen, Geld und Militär nach Judäa[22]. Dieses war aber früher ein Teil des ptolemäischen Reiches gewesen und mit der Unterstützung Pompejus` machte sich Auletes in der ausgesprochen römerfeindlichen Stimmung der Bevölkerung Ägyptens zusätzlich unbeliebt. Nun war er sogar innenpolitisch gefährdet. Bei einem Aufstand in Alexandria musste er fliehen und wandte sich an Rom, wo man auf die Annektierung Ägyptens verzichtet hatte und stattdessen Ptolemäus XII. als amicus et socius populi Romanum bezeichnete. Doch verlangte man (ließ: die beiden Konsuln Pompejis und Caesar) dort einen hohen Preis für die Unterstützung. Etwa 6000 Talente, sollte Auletes an die Konsuln zahlen. Als Auletes durch die Truppen des syrischen Statthalters Aulus Gabinius, wieder auf seinen Thron zurückkehren konnte, war er ein hoch verschuldeter Mann und die Bevölkerung Alexandrias hatte mit ansehen müssen, wie römische Soldaten mit Einverständnis ihres Königs in ihre Hauptstadt einmarschierten.
1. Das Testament des Auletes
Als Auletes 51 v. Chr. starb, hinterließ er vier Kinder, viele Schulden in Rom und ein Testament.
„Im Testament des Vaters Ptolemäus waren von zwei Söhnen und zwei Töchtern jeweils die älteren als Erben eingesetzt. Dass es dabei bleiben sollte, beschwor Ptolemäus im gleichen Testament das römische Volk bei allen Göttern und den Verträgen, die er in Rom geschlossen hatte. Ein Exemplar des Testaments war durch seine Gesandten nach Rom zur Verwahrung im Aerarium gebracht, jedoch bei Pompejus hinterlegt worden, da man es wegen der politischen Wirren nicht dorthin bringen konnte; ein zweites gleichen Wortlautes, in Alexandria zurückbehalten und versiegelt [worden].“[23]
Die älteste Tochter war die 18jährige Kleopatra VII. und der älteste Sohn der 10jährige Ptolemäus XIII. Mit der Ausfertigung der Abschrift seines Testaments an Rom, wollte Auletes dieses als Schutzmacht für den Fortbestand der Dynastie verpflichten[24]. Aber Auletes schien sich (auch aus eigener Erfahrung), nicht allein auf die testamentarische Verfügung verlassen zu haben. Deshalb hatte er wohl Kleopatra (jedoch nicht den unmündigen Ptolemäus) noch zu seinen Lebzeiten in die Mitherrschaft aufgenommen.[25] Dies wird ersichtlich aus einigen Papyri aus dem Jahr 51 v. Chr., die auf das 30. Jahr des Auletes und zugleich auf das erste Jahr der Kleopatra ausgestellt sind[26]. Nach dem Testament war eine „Samtherrschaft“[27] geplant, bei der beide Herrscher den gleichen Anteil an der Macht haben sollten. Jedoch muss sich Auletes auch darüber im Klaren gewesen sein, dass der junge Ptolemäus als unmündiger Regent im Schatten seiner energischen Schwester stehen würde.
2. Dynastische Machtkämpfe in Ägypten und Bürgerkrieg in Rom
Auletes sollte seine Tochter nicht falsch eingeschätzt haben. Aufgrund der Unmündigkeit ihres Bruders und Mitregenten, saß sie praktisch allein auf dem ägyptischen Thron und konnte sich zumindest in den ersten zwei Jahren gegenüber dem Regierungsrat und dem Vormund des Ptolemäus behaupten. Nach alter ptolemäisch – hellenistischer Sitte war es Frauen untersagt, ohne männlichen Mitregenten zu herrschen, jedoch gab es v. a. in der ptolemäischen Geschichte einige Königinnen, die sich als Herrscherin emanzipieren konnten.[28] „Beflügelt durch die großartigen Leistungen früherer Königinnen und dazu erzogen, sich als Erbin der glanzvollen griechischen Kultur zu fühlen, in der das Ptolemäerreich eine so glänzende Rolle gespielt hatte, war [Kleopatra] entschlossen, ihre überragenden Fähigkeiten und ihre Reize für [ihr] Ziel einzusetzen.“[29] Diese Reize und überragenden Fähigkeiten beschreibt Plutarch wie folgt:
„Ihre Schönheit an sich fand wohl ihresgleichen und vermochte nicht, durch den bloßen Anblick zu betören, in der Unterhaltung übte sie dagegen eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Der Zauber ihrer Rede, die geistige Anmut ihres ganzen Wesens verliehen ihren Reizen einen Stachel, der sich tief in die Seele eindrückte.“[30]
Letzteres meint wohl, dass ihre Person einen langanhaltenden tiefen Eindruck auf ihr Gegenüber machte. Kleopatra war mit außerordentlicher Intelligenz gesegnet und ihre Bildung, die sie sicherlich in Gesprächen mit den vielen Gelehrten und Philosophen, die in Alexandria und am ptolemäischen Hof verkehrten, erlangt hatte, machten sie zu einer der wenigen Frauen, die in Gesprächen der Männer nicht schweigend dasaßen. Plutarch schreibt außerdem:
„Ein Vergnügen war es auch, dem Klang ihrer Stimme zu lauschen. Ihre Zunge glich einer vielsaitigen Leier; denn sie handhabte jede Sprache in der gleichen Vollendung.“[31]
Nach Plutarch beherrschte sie perfekt die griechische und ägyptische Sprache, außerdem war sie der Sprachen der Äthiopier, der Juden, der Araber, Syrer, Meder, Pather und der Troglodyten mächtig. Latein gehörte allerdings nicht zu ihrem Repertoire.
Bei ihrer Thronbesteigung nahm Kleopatra den bezeichnenden Beinamen „Philopator“ an und bekündete damit, die politische Linie ihres Vaters fortsetzten zu wollen; eine freundschaftliche Beziehung zu Rom und die Wahrung der Souveränität ihres Landes. Außerdem ließ sie von Anfang ihrer Regentschaft an, keinen Zweifel, dass sie nicht gewillt war, einem jüngeren Mitregenten den Vorrang, ja nicht einmal den gleichen Rang, einzuräumen. Ausdruck fand dieser Machtwille in den nur mit ihrem Kopf und Namen geprägten Münzen, die einen Mitregenten nicht einmal erwähnten. Damit brach sie die ptolemäische Tradition auch der herausragenden Königinnen vor ihr, deren Portrait normalerweise niemals allein auf den ägyptischen Münzen erschien. „Kleopatra VII. ging in ihrem Entschluss, allein und ohne sich von irgendjemandem daran hindern zu lassen die Herrschaft zu übernehmen, weiter als irgendeine ihrer Vorgängerinnen.“[32]
Kleopatra hatte es aber verpasst, ihre Position auch in der eigenen Bevölkerung, besonders bei den Bürgern Alexandrias, zu stärken. Bei ihrem Regierungsantritt war die Situation in Ägypten äußerst schwierig.[33] In den Jahren 50/ 49 v. Chr. herrschte eine Dürreperiode und der Nil erreichte nicht die normale Überschwemmungshöhe, so dass die Ernten unzureichend blieben und eine Hungersnot drohte.[34] Das Volk war unzufrieden und die Vormundschaftsregierung des jungen Königs, allen voran der Eunuch Potheinos, der General Achillas und der Lehrer Theodotos von Chios[35], gewannen langsam die Oberhand. Es deutet einiges daraufhin, dass Kleopatra, um ein Gegengewicht für ihre Unbeliebtheit am Hof und in Alexandria zu schaffen, sich nun um die Sympathie der bei der einheimischen Bevölkerung nach wie vor äußerst einflussreichen ägyptischen Priesterschaft bemühte.[36] Spätestens in einer Urkunde vom 27. Oktober 50 v. Chr. wird der Machtverlust Kleopatras und ihre geschwächte Stellung für uns sichtbar: der junge König erscheint im Präskript, und zwar an erster Stelle, noch vor der Königin.[37] Er heißt nun: „im ersten, das auch manchmal das dritte Jahr genannt wird“.[38]
Entscheidend für den endgültigen Ausgang der internen Machtkämpfe Ägyptens sollten aber die Vorgänge in Rom sein. Dort waren die einstigen politischen Freunde Caesar und Pompejus, zu Rivalen geworden. Mit der Überschreitung des Rubicon in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 49 v. Chr. (vorjulianisch) eröffnete Caesar den römischen Bürgerkrieg und veranlasste Pompejus zusammen mit dem römischen Senat zur Flucht aus Italien gen Osten. Dort bemühte er sich, notwendige Truppen, Seestreitkräfte, Geld- und Nahrungsmittel zu beschaffen. Er schrieb „allen Völkern, Königen, Staaten, strategoí und Dynasten“[39], ihm alle zur Verfügung stehenden Mittel zu stellen. Nach Ägypten aber hatte er eigens seinen Sohn Cnaeus Pompejus geschickt, um militärische Unterstützung zu erhalten.[40] Kleopatra und der Regierungsrat um Potheinos mussten sich in dieser Sache einig gewesen sein, dass man Pompejus unterstützen sollte, denn die königliche Regierung hatte es ihm zu verdanken, dass die Annexion Ägyptens verhindert worden war und das Testament des Auletes zu Durchsetzung kam.[41] Außerdem war Pompejus zu dieser Zeit in ihren Augen der legitime Repräsentant der Römischen Republik und Caesar strenggenommen nichts weiter als ein aufrührerischer Hochverräter.[42] Der Sohn des Pompejus hatte bei seinem Besuch im Frühjahr/ Sommer 49 v. Chr. Kleopatra und Ptolemaios XIII. noch offiziell als gemeinsame Regenten angetroffen[43], jedoch muss es im Herbst/ Winter 49 v. Chr. zum endgültigen Zerwürfnis zwischen dem Regierungsrat um Potheinos und Kleopatra gekommen sein. Im Oktober 49 v. Chr. tagte der pompejanische Senat in Thessaloniki mit dem Ergebnis, dass Pompejus die oberste Befehlsgewalt für das nächste Jahr übertragen wurde und die verdienstvollen Verbündeten durch Ehrungen ausgezeichnet wurden.[44] Außerdem kam Ptolemaios XII. als König von Ägypten die offizielle Anerkennung als rechtmäßiger Herrscher zu, nicht genannt wurde dabei Kleopatra als gleichberechtigte Mitregentin.[45] Das scheint zu bedeuten, dass Kleopatra schon vorher, vielleicht kurz nach der Abreise des jungen Pompejus, von der Regentschaft ausgeschlossen worden war. Potheinos hatte wohl die Unbeliebtheit Kleopatras in der Bevölkerung genutzt, um sie erst innenpolitisch zu schwächen. (Für die Bevölkerung Alexandrias war die Getreidelieferung an Pompejus nach der dritten schlechten Ernte eine Katastrophe gewesen und ein Sündenbock musste gefunden werden. Keine Frage, dass auch der Regierungsrat an dieser Transaktion beteiligt gewesen war, aber Kleopatras Stellung war ohnehin schon wackelig.[46] ) Nach der offiziellen Anerkennung des Bruders als rechtmäßigen König durch den römischen Senat, war Kleopatras Stellung nun auch außenpolitisch anfechtbar. Ende 49 v. Chr. musste sich Kleopatra aus Alexandria zurückziehen.[47] Zunächst ging sie nach Oberägypten und befand sich 48 v. Chr. in Palästina, wo sie ein Söldnerheer zusammenstellte, um sich den ägyptischen Thron zurück zu erkämpfen.[48]
Aber wieder sollte ein welthistorisches Ereignis die Geschicke Ägyptens und Kleopatras nachhaltig beeinflussen. Am 7. Juni (julianisch) siegte Caesar über Pompejus bei Pharsalos. Der Unterlegene begab sich nun auf die Flucht über Larisa (Thessalien), das Peneios – Tal, Amphilpolis (Makedonien), Mytilene (Lesbos), Attaleia (Panphylien), Syedra (Kilikien) und Zypern nach Pelusion in Ägypten.[49] Dort hoffte er, von Ptolemaios XII. Unterstützung zu erhalten. Als Pompejus vor der ägyptischen Küste kreuzte, standen sich Bruder und Schwester mit ihren Heeren gerade gegenüber.[50]
„Als Pompejus nach Ägypten gekommen war, wurde er auf Befehl des Königs Ptolemaios, seines Mündels, auf Betreiben von dessen Erzieher Theodotos, der großen Einfluss auf den König hatte, und des Potheinos von Achillas, dem diese Untat übertragen worden war, in einem Boot, bevor er an Land stieg, getötet.“[51]
Dies geschah wohl aus „Furcht, Pompejus könne das königliche Heer aufwiegeln und Alexandria und Ägypten besetzten“.[52] Man wollte einerseits verhindern, dass Pompejus sich in Ägypten einnistete, um von hier aus einen neuen Schlag gegen Caesar vorzubereiten und sich andererseits nun dem siegreichen Caesar, der Pompejus dicht auf der Spur war, keinen Anlass geben sich länger mit Ägypten zu beschäftigen. Auf jeden Fall sollte Ägypten aus dem Bürgerkrieg herausgehalten werden. Doch man hatte nicht mit der Reaktion Caesar gerechnet, als er wenige Tage nach der Ermordung des Pompejus im Hafen von Alexandria landete.[53]
„Caesar traf auf der Verfolgung drei Tage später ein; als ihm Theodotos das Haupt des Pompejus und seinen Ring brachte, war er aufgebracht und weinte.“[54]
3. Kleopatra und Caesar
3.1. Caesar in Ägypten
Der Plan war nicht aufgegangen. Die Ermordung des Pompejus hatte Caesar nicht davon abhalten können, einen längeren Aufenthalt in Ägypten in Erwägung zu ziehen. Mit einem herrischen Auftritt zog er nun in die Stadt und in den Palast ein und erinnerte die Bevölkerung damit nur allzu sehr an das Szenario vor 7 Jahren.
„In Alexandria erfuhr er vom Tode des Pompejus, hörte gleich beim Verlassen des Schiffes das empörte Geschrei der Soldaten, die der König zum Schutz der Stadt zurückgelassen hatte, und sah, dass ein Auflauf gegen ihn entstand, weil man ihm die Rutenbündel vorantrug. Dadurch werde, so schrie die ganze Menge, die Majestät ihres Königs herabgewürdigt. Zwar legte sich dieser Aufruhr, doch kam es an den folgenden Tagen durch Zusammenrottung der Menge zu Tumulten, und mehrere Soldaten wurden an den verschiedensten Stellen der Stadt auf der Straße ermordet. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse ließ er weitere Legionen aus Asien heranführen […]. Er selbst wurde nämlich durch die Etesien, die dem aus Alexandria Auslaufenden heftig entgegen wehten, zwangsläufig festgehalten.“[55]
Aber nicht nur die Etesien hielten seine Weiterfahrt auf. Er selbst wollte nun den Glanz Alexandrias und Ägyptens für seine Zwecke nutzen. Aus der Zeit des Auletes waren noch einige Rechnungen offen geblieben und der Streit der Geschwister, schien ihm ein angemessenen Ereignis zu intervenieren und das Problem Ägypten endgültig im römischen Sinne zu lösen.[56]
„In der Überzeugung, die Streitigkeiten der königlichen Geschwister gehörten vor das römische Volk und vor ihn als Consul und berührten um so mehr seinen Amtsbereich, als in seinem vorigen Consulat mit dem Vater des Ptolemaios durch Gesetz und Senatsbeschluss ein Bündnis geschlossen war, erklärte er einstweilen seinen Willen dahin, dass König Ptolemaios und seine Schwester Kleopatra ihre Heere entlassen und über ihren Streit lieber vor ihm auf dem Rechtsweg als untereinander durch das Schwert entscheiden sollten.“[57]
Da der Regierungsrat des Königs zuvor auf der Seite des Pompejus gestanden hatte, hielt man es wohl nun für am klügsten, Caesar keinen weiteren Anlass zu geben, an der Treue zu ihm zu zweifeln. Ptolemaios entließ sein Heer zwar nicht, begab sich aber nach Alexandria und zu Caesar in den Palast.
Aber wie sah es mit Kleopatra aus. War sie selbst so verzweifelt, dass sie Souveränität und Stolz einer ägyptischen Königin nun Caesar, einem Usurpator, zu Füssen legte? Oder hatte sie nachdem Pompejus sie offiziell aus der Regentschaft ausgeschlossen hatte, schon längst mit Caesar sympathisiert und ihn kontaktiert? Jedenfalls bot sich hier für sie eine große Chance ihren Thron wiederzuerlangen, wenn sie es nur richtig anstellen würde.
So kam es schließlich zu der Nacht, die die Phantasie von Literaten und Poeten aller Epochen anregte. Kein Wunder, denn in nur einer Nacht schaffte es die 21jährige verstoßene Königin Ägyptens, den damals mächtigsten Mann der Welt für sich zu gewinnen und wendete damit das Blatt der Geschichte.
„Die Prinzessin wählte aus ihrem Gefolge einen einzigen Begleiter, Apollodoros von Sizilien, und bestieg mit ihm einen kleinen Nachen, der bei einbrechender Dunkelheit in der Nähe des königlichen Palastes anlegte. Da sie sonst keine Möglichkeit sah, unentdeckt hineinzukommen, legte sie sich der Länge nach in einen Bettsack, Apollodoros schnürte ihn mit Riemen zusammen und trug das Bündel durchs Schlosstor zu Caesar hinein.“[58]
Ob Kleopatra wirklich ohne Caesars Zustimmung und Wissen zu ihm gelangte, wäre zu bezweifeln. Es geschah sicherlich heimlich, doch kann man davon ausgehen, dass Caesar von diesem nächtlichen Besuch vorher unterrichtet wurde, er sogar Kleopatra selbst zu sich gebeten hatte, da er bei den Beratern des Königs wegen der noch offenen Schulden des Auletes zunehmend auf Feindseligkeit gestoßen war.[59]
„Schon dieser listige Einfall, der Kleopatras mutwilliges Wesen verriet, gewann Caesars Herz, und vollends erlag er ihrer Anmut und dem Reiz ihres Umgangs.“[60]
Kleopatra wusste wohl von Caesars Schwäche für alles Sinnliche und Weibliche, wie Sueton schreibt: „herrschte die Ansicht, dass Caesar sehr sinnlich veranlagt war und für seine Leidenschaft viel Geld verschwendet hat“.[61] So gelang es Kleopatra Caesar für sich einzunehmen, manche sprechen sogar von Liebe.[62] Aber nicht nur durch ihre weiblichen Reize dürfte sie überzeugend gewesen sein. Beide waren auch in ihrem Wesen sich sehr ähnlich. Kleopatra, geprägt durch ihre Abstammung, von Ehrgeiz und Machtwillen, traf hier auf den mächtigsten Mann der damaligen Welt, ebenso vom Willen zur Macht besessen und ehrgeizig wie Kleopatra selbst. Ihr Auftritt muss ihn beeindruckt haben und ihre Argumente überzeugten ihn schließlich. Man sprach von gemeinsamen Vorbildern wie Alexander den Großen. Caesar schilderte ihr mit Begeisterung seinen Besuch am Grabmahl[63] des von ihm verehrten Feldherrn, ihres Ahnen und Vorbildes. „ Schon in seiner Zeit als Quästor der Provinz Südspanien war er beim Anblick einer Statue Alexanders voller Bewunderung gewesen und eiferte ihm nach.“[64]
In dieser einen Nacht bekam Kleopatra ihren Thron zurück und war außerdem, von Caesar protegiert, mit einer Machtfülle ausgestattet, die ihren Bruder und seine Berater in den Schatten stellte. Caesar seinerseits, konnte bei Kleopatra größere Verhandlungsbereitschaft, was seine noch offenen Rechnungen anging, erwarten, als Photheinos sie gezeigt hatte.
Nun erzwang er auf Grundlage des väterlichen Testaments die Aussöhnung der beiden Geschwister. Um die aufgrund dieser offenen Einmischung in innerägyptische Angelegenheiten, aufgebrachte alexandrinische Bevölkerung zu beruhigen und Kleopatras Stellung zu festigen, tat er etwas für einen Römer äußerst ungewöhnliches: er erklärte das vor zehn Jahren in den römischen Reichsverband eingegliederte Zypern wieder zum Königreich und setzte die beiden jüngsten Geschwister Kleopatras, Ptolemaios XIV. und Arsinoë IV., als Regenten ein. Diese Maßnahme würde ihn Rom große Entrüstung hervorrufen, aber Caesar befand sich schon ganz in seinem „ägyptischen Abenteuer“[65].
3.2. Der Alexandrinische Krieg
Nun folgte eine Periode der Ruhe. Der junge Ptolemaios befand sich im Palast in Caesars Einflussbereich und die vermittelnde Rolle, die Caesar zwischen den Geschwistern eingenommen hatte, schien zunächst ihre Wirkung zu zeigen.
Kleopatras eigentlicher Widersacher war jedoch nicht ihr Bruder, sondern Potheinos, der mit dieser Lösung mehr als unzufrieden sein musste. So war dieser Zustand für ihn „nur Anlass, nun den endgültigen Kampf um die Vorherrschaft in Ägypten mit allen [...] zur Verfügung stehenden Mitteln auszufechten“[66]. Bald musste Caesar feststellen, dass Potheinos, der sich ebenfalls im Palast befand, im geheimen die Armee von der Ostgrenze nach Alexandria zurückbefohlen hatte, und zwar unter der Oberkommandantur von Achillas.
„Jedoch Potheinos ließ im Wahnwitz seines Hirns, nachdem er sich schon einmal mit verfluchtem Mord besudelt hatte, nicht davon ab, Verbrechen anzuzetteln [...]. Verwegen schmiedete er einen Plan, den freilich die Bestimmung scheitern ließ: er gedachte sich zum Morden, nicht auf eine heimliche Falle zu verlassen, sondern griff in offenem Kampf einen Feldherrn an. [Er ließ eine] Botschaft an Achillas überbringen, der beim Mord an Pompejus sein Spießgesell gewesen war, an den Mann, dem der kriegsuntüchtige Knabe alle Truppen unterstellt und ohne die geringste Vollmacht zu behalten, Schwertrecht über alle und zugleich über sich verliehen hatte. [...] Unverzüglich folgt Achillas seinem bösen Rat, [...] unauffällig zog er alles, was zu grimmigem Kampf geneigt war.“[67]
Als Achillas in die Stadt Alexandria einzog, wurde er von der Bevölkerung jubelnd empfangen. „Caesar war völlig in die Defensive geraten.“[68] Die ägyptischen Truppen waren den seinen 1: 5 in der Übermacht.[69] In dieser Situation gab es nur den Rückzug. Caesar verschanzte sich im Palast und baute ihn zu einer Festung um.[70] Außerdem schickte er Kuriere, um Verstärkung anzufordern. Sein Freund, König Mithridates von Pergamon, sollte auf dem Landweg zu Hilfe kommen, Rhodos und Kilikien sollten sämtliche verfügbaren Kriegsschiffe schicken, Kreta sollte Bogenschützen bereitstellen und von den Nabatäern ließ er nach Reiterei schicken.[71] Kleopatra war ihm bei der Sicherung seiner Stellung sicherlich hilfreich gewesen. Sie kannte die Topographie der Stadt und wusste, dass die Sicherung des Hafens rund um das königliche Viertel und Insel Pharos am wichtigsten waren, um die angeforderten Kräfte und Kriegsschiffe sicher landen zu lassen[72]. Achillas gelang es nicht in den Palast vorzudringen[73], und auch bei den Kämpfen um den Hafen „behielt Caesar die Oberhand und steckte alle Schiffe und die übrigen, die auf den Werften lagen, in Brand, weil er mit seiner kleinen Truppe ein so ausgedehntes Gebiet nicht sichern konnte. Sofort danach landete er seine Soldaten.“[74] Damit war der Weg für den Nachschub frei und man musste sich nur noch einpaar Tage im Palast halten.
Mit Caesar und Kleopatra befanden sich außerdem der junge König, sein Berater Potheinos, sowie die beiden jüngsten Geschwister Kleopatras im Palast. Doch während der vielen Kämpfe, gelang es der jungen Arsinoë, zusammen mit ihrem Berater, dem Eunuchen Ganymedes, aus dem Palast zu fliehen. Sie begab sich zu Achillas und wurde vom Volk begeistert als Königin ausgerufen, und zwar als Gegenkönigin zu Kleopatra. Doch kam es bald zu Streitigkeiten zwischen Achillas und Ganymedes, so dass diese neue Koalition gefährdet schien.[75] Potheinos, der sich ja noch im Palast befand, schickte deshalb eine Botschaft an Achillas, in dem er ihm seine Unterstützung versicherte und den Plan preisgab, so bald wie möglich mit dem jungen König ebenfalls zu fliehen.
„Nun hatte aber Caesar einen Barbier, der ängstlich war wie niemand sonst auf der Welt. Nichts konnte er ununtersucht lassen, immerfort spitzte er die Ohren, überall steckte er seine neugierige Nase hinein. Dieser Mensch war einem Anschlag gegen Caesar auf die Spur gekommen, welchen der königliche Feldherr Achillas und der Eunuch Potheinos angezettelt hatten. Sobald Caesar davon Kunde hatte, ließ er den Saal umstellen und Potheinos aus dem Wege räumen.“[76]
„ Doch riss er ihn nicht mit gebührendem Zornausbruch in sein Verderben, nicht mit Kreuzigung, nicht mit Verbrennung, nicht mit Bissen wilder Tiere – pfui der Schandtat, mit dem Schwert (der schlecht getroffene Hals blieb hängen): er starb in gleicher Todesart wie ein Pompejus.“[77]
Damit hatte Caesar seine beiden ärgsten Widersacher auf einen Schlag „aus dem Weg geräumt“[78], denn Achillas wurde bald darauf ermordet, er hatte im Machtkampf mit Ganymedes nicht bestehen können. „Hier spricht vieles dafür, dass Caesar die Flucht absichtlich und bewusst zugelassen hat, weil er die dadurch entstehenden Streitigkeiten und Schwierigkeiten im ägyptischen Lager erhofft hatte.“[79] Die Uneinigkeit nutzte Caesar und gab ihm v. a. Zeit, bis seine Unterstützung da war[80].
Nun sollte es zur entscheidenden Schlacht in diesem, von dem sonst so besonnen und vernünftigen Feldherrn, so irrational[81] und mit überheblicher Leichtfertigkeit[82] begonnenen Krieg. Caesar hatte erfahren, dass die langersehnte Verstärkung auf dem Weg war. Zu diesem Zeitpunkt entschloss er sich, den König freizulassen, damit er zu seinen Truppen stoßen könne, „um seine Aufgabe als Befehlshaber der königlichen Armee zu übernehmen“[83]. Ptolemaios übernahm sofort den Oberbefehl über die königliche Armee und erklärte sich offen zum Gegner Caesar und Kleopatras. Damit hatte Caesar gerechnet und sicher war diese Aktion in der Absicht geschehen, um Ptolemaios, nachdem er besiegt worden war, abzusetzen und Kleopatra als Alleinherrscherin einzusetzen.[84] Kleopatra hatte sich nun wohl auch von ihrem Bruder scheiden lassen, was nach ägyptischem Recht jedem Ehepartner möglich war, um sich ganz von ihrem Bruder abzugrenzen.
Am 27. März 47 v. Chr. fand die Entscheidungsschlacht in der Nähe des Mariotes-Sees, vor den Toren Alexandrias statt.[85] Caesar, mit seiner nun überlegenen Streitkraft, zog als Sieger noch am gleichen Abend im Triumph in Alexandreis ein. Die Verluste auf ägyptischer Seite waren hoch und auch der König „blieb seitdem verschollen“[86]. Er soll bei seiner Fluchtaktion im Nil ertrunken sein.[87]
„Als Sieger überließ er [Caesar] die Herrschaft über Ägypten Kleopatra und ihrem jüngeren Bruder; er scheute, es zur Provinz zu machen, damit es, wenn es einmal einen energischen Statthalter erhalte, zum Brandherd neuer Unruhen werden sollte.“[88]
Aber es gab noch einen Grund, weshalb Caesar in der Neuordnung Ägyptens nach seinem Sieg so handelte, wie er handelte. Dieser Grund hieß: Kleopatra. Am Anfang war sie als Schutzsuchende politisch von Caesar abhängig, doch nun kam noch eine persönliche Bindung hinzu, denn Kleopatra war schwanger von Caesar[89]. Sie hatte ihren Einfluss auf ihn ausbauen können und er vertraute ihr mehr als einem römischen Statthalter die Dinge in Ägypten in seinem Sinne fortzuführen.
Dennoch ließ Caesar drei römische Legionen als Besatzungsstreitkräfte in Ägypten. Zum einen, da in Alexandria die neue alte Königin Kleopatra nicht unbedingt mit überschwänglicher Freude begrüßt wurde und zum anderen, da Caesar wohl trotz seiner persönlichen Beziehung zu Kleopatra, sie nicht vergessen lassen wollte, dass er ihr politischer Protege war.[90]
Kleopatra aber musste mit sich durchaus zufrieden sein. Sie hatte ihre Chance gut genutzt. Sie hatte ihren Thron und die offizielle Unabhängigkeit Ägyptens erhalten können und sie war die Geliebte des mächtigsten Mannes ihrer Zeit, schenkte ihm gar einen, wenn auch illegitimen, Sohn. Solange sie ihren Einfluss auf Caesar nicht verlor, hatte sie nichts zu befürchten. Einziger Vermuthstropfen war ihre übermäßige Abhängigkeit von seiner Gunst.
Im Spätsommer oder Herbst 46 v. Chr. kam Kleopatra zusammen mit ihrem jüngeren Bruder und Mitregenten Ptolemaios XIV. und auch ihrem kleinen Sohn Caesarion nach Rom. Sie wollte wohl ihren Einfluss und die persönliche Bindung zu Caesar fortsetzen und vertiefen. Auch Caesar war ihr Aufenthalt anscheinend nicht unangenehm. Ihr zu Ehren ließ er sogar eine vergoldete Bronzestatue ihres Abbilds im Tempel der Venus, der Göttin, von der die Familie der Julier durch Aeneas angeblich abstammte, aufstellen.
Wie sehr Kleopatra auf Caesars Denken und Handeln direkt oder indirekt Einfluss genommen hatte, lässt sich durch einige Beispiele anführen. Das erste war die Kalenderreform.
„Er [Caesar] verbesserte den Kalender, der seit langem durch Schnitzer der Priester, die willkürlich Schalttage einschoben, so durcheinander geraten war, dass weder die Erntezeit in den Sommer noch die Weinlese in den Herbst fiel. Und das Jahr passte er dem Lauf der Sonne an, so dass es dreihundertfundfünfundsechzig Tage hatte […]“[91]
Behilflich war ihm bei dieser Reformmaßnahme der ägyptische Astronom Sosigenes, der wohl in Begleitung Kleopatras nach Rom gekommen war.[92]
Ein weiteres Projekt zu dem ihn sein Aufenthalt in Ägypten inspiriert hatte, war der Plan zum Bau von Kanälen im näheren Umfeld Roms.[93]
Das dritte Beispiel ist ein Plan Caesars, in Rom eine große Bibliothek, wie er sie in Alexandria kennen gelernt hatte, einrichten zu lassen, in der die gesamte griechische und römische Literatur gesammelt werden sollte.[94]
Kleopatra lebte während ihres Aufenthalts in Rom auf den Besitzungen Caesars jenseits des Tibers außerhalb der Stadtgrenzen.[95] Das Haus wurde zu einem Zentrum für Kultur und Musik, aber auch politisch ambitionierte Personen, die „sich bei einer Frau beliebt zu machen [suchten], die sich offensichtlich der Gunst des Diktators erfreute.“[96] Viele Römer jedoch sahen in Kleopatra eine Feindin der Republik und hielten ihre Beziehung zu Caesar für ein großes Ärgernis. Besonders die aufrechten Republikaner, allen voran der Dichter und Redner Cicero, machten den Einfluss Kleopatras auf Caesar dafür verantwortlich, dass er immer mehr ein neues hellenistisch geprägtes Römisches Reich anstrebte.[97] Am 15. Februar 44 v. Chr. hatte er sich auf dem Weg dorthin zunächst vom römischen Senat zum Diktator auf Lebenszeit ausrufen lassen. Außerdem verfolgte er den Plan, durch Senatsbeschluss außerhalb Italiens den Königstitel der eroberten Königreiche annehmen zu können. Vielen seinen politischen Gegnern ging sein Streben schließlich zu weit.
„Allein den sichtbaren Hass, der ihm schließlich auch den Tod brachte, erregte gegen ihn sein Streben nach der Königswürde, welches für das Volk die erste Ursache, für diejenigen aber, die ihn schon lange gram waren, der triftigste Vorwand wurde.“[98]
Und „Kleopatra war wahrscheinlich mit Schuld daran, dass sich die Opposition beeilte den Diktator zu ermorden.“[99]
Als Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. ermordet wurde, beeilte sich Kleopatra zurück nach Ägypten, wie es wohl schon vorher sowieso geplant war. „[..]; ja nach dem Attentat wäre ein längerer Aufenthalt in Rom peinlich für sie geworden, denn die Unruhen, mit denen man in der ganzen griechisch – römischen Welt rechnen musste, erzwangen eine baldige Rückkehr nach Ägypten.“[100]
Schlussbemerkung
Der Tod Caesars war für Kleopatra machtpolitisch eine Katastrophe, denn ihre Stellung hatte sich nun schlagartig geändert. Nicht mehr protegiert von Caesar musste sie nun wieder um ihren Thron und ihre Souveränität bangen.
Aber auch der persönliche Verlust war für die junge Frau sicherlich ein schwerer Schicksalsschlag. Für mich ist die These, Kleopatra hätte ohne Gefühle zu Caesar gestanden und nur um der Macht willen sich mir ihm verbunden, nicht zu halten. Und genauso halte ich es für falsch davon auszugehen Caesar hätte für Kleopatra nur wenig oder gar keine Gefühle gehegt, sein irrational-leidenschaftliches Handeln im Alexandrinischen Krieg ist der beste Beweis und auch der von ihm so lange gewünschte Aufenthalt Kleopatras in Rom. Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass Kleopatra Caesar geliebt hat. Sie, die junge Frau, die hier auf einen starken, mächtigen Mann traf, der ihr so viel zeigen und beibringen konnte, ihr Sicherheit gab.
Nun war sie wieder allein auf der Bühne des Weltgeschehens.
Literturverzeichnis
Quellen
Appian: Bellum civil
Cassius Dio: Römische Geschichte
G. Julius Caesar: Bellum civil
Horaz: Oden: Bd. I
Livius: Römische Geschichte: CXIII (Zusammenfassung der 3. Buches) 2 - 3
Lucanus: Bellum civile: X, 69: in einer Übersetzung von Wilhelm Ehlers; München 1973
Plutarch: Doppelbiographien
Plutarch: Antonius
Sueton: Caesar
Theokrit: Idylle
Sekundärlitertur
- Bengtson, Hermann: Herrschergestalten des Hellinismus: Beck – Verlag: München, 1975
- Brambach, Joachim: Kleopatra. Herrscherin und Geliebte: Verlagshaus Diedrichs: München, 1995
- Brodersen, Kai (Hrsg.): Grosse Gestalten der griechischen Antike. 58 historische Porträts von Homer bis Kleopatra: Beck – Verlag: München, 1999
- Clauss, Manfred: Kleopatra: Beck – Verlag: München, 1995
- Grant, Michael: Von Alexander bis Kleopatra. Die hellenistische Welt: Bastei – Lübbe: Bergisch Galdbach, 1984
- Grant, Michel: Kleopatra: Bastei – Lübbe – Taschenbuch: Bergisch – Gladbach, 1998
- Heinen, Heinz: Rom und Ägypten von 51 bis 47 v. Chr.: Diss. 1966
- Hölbl, Günther: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander den Großen bis zur römischen Eroberung: Wiss. Buchges.: Darmstadt,1994
- Huß, Werner: Ägypten in hellenistischer Zeit. 332 – 30 v. Chr.: Beck – Verlag: München, 2001
[...]
[1] Lucanus: Bellum civile: X, 69: in einer Übersetzung von Wilhelm Ehlers; München 1973; S. 477
[2] Cassius Dio: Römische Geschichte 51, 12
[3] Properz: III, 11
[4] Horaz: Oden: Bd. I
[5] Grant, Michel: Kleopatra: Bastei – Lübbe – Taschenbuch: Bergisch – Gladbach, 1998: S. 10
[6] Lucanus: Bellum civile: X, 67
[7] für Lucanus ist es die Nacht in der es ihr gelang Caesar zu verführen („Solche Kühnheit gab ihr jene Nacht, die zum ersten Mal die schamlose Ptolemäerin mit einem Römerführer im Bett vereinte“; X, 68/69)
[8] Brambach, Joeachim: Kleopatra. Herrscherin und Geliebte: Verlagshaus Diedrichs: München, 1995: S. 8
[9] Brambach: S. 8
[10] Brambach: S. 8
[11] Grant: Kleopatra: S. 13
[12] Clauss, Manfred: Kleopatra: Beck – Verlag: München, 1995: S. 10
[13] Theokrit: Idylle 17, 95
[14] Die Zählung der Ptolemäer übernehme ich von Michael Grant (siehe Stammtafeln S. 381ff.)
[15] Brambach: S. 39
[16] Grant: Kleopatra: S. 25
[17] Brodersen, Kai (Hrsg.): Grosse Gestalten der griechischen Antike. 58 historische Porträts von Homer bis Kleopatra: Beck – Verlag: München, 1999: S. 466
[18] Brambach: S. 40
[19] Grant: Kleopatra: S. 25
[20] Bengtson, Hermann: Herrschergestalten des Hellinismus: Beck – Verlag: München, 1975: S. 281
[21] Grant: Kleopatra: S. 26
[22] Grant: Kleopatra: S. 27
[23] G. Julius Caesar: Bellum civil: III, 108
[24] Hölbl, Günther: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander den Großen bis zur römischen Eroberung: Wiss. Buchges.: Darmstadt,1994: S. 204/205
[25] Huß, Werner: Ägypten in hellenistischer Zeit. 332 – 30 v. Chr.: Beck – Verlag: München, 2001: S. 705
[26] Grant: Kleopatra: S. 49
[27] Bengtson: S. 284
[28] Grant, Michael: Von Alexander bis Kleopatra. Die hellenistische Welt: Bastei – Lübbe: Bergisch Galdbach, 1984: S. 272 ff.
[29] Grant: Von Alexander bis Kleopatra: S. 275
[30] Plutarch: Antonius, 27
[31] Plutarch: Antonius, 27
[32] Grant: Kleopatra: S. 74
[33] Bengtson: S. 285
[34] Grant: Kleopatra: S. 76
[35] Hölbl: S. 206
[36] Brambach: S. 60
[37] Bengtson: S. 287
[38] Grant: Kleopatra: S. 77
[39] Appian: Bellum civil: II 38, 151
[40] Hölbl: S. 206
[41] Grant: Kleopatra: S. 78
[42] Brambach: S. 61
[43] Grant: Kleopatra: S. 78
[44] Hölbl: S. 207
[45] Grant: Kleopatra: S. 79
[46] Brambach: S. 62
[47] Huß: S. 709
[48] Huß: S.- 709
[49] Huß: S. 710
[50] Caesar: Bellum civil: III 103, 2 - 3
[51] Livius: Römische Geschichte: CXIII (Zusammenfassung der 3. Buches) 2 - 3
[52] Caesar: Bellum civil: III 104, 1
[53] Huß: S. 711
[54] Livius: Römische Geschichte: CXIII 4
[55] Caesar: Bellum civil: III 106, 4 – 107, 1
[56] Huß: S. 712
[57] Caesar: Bellum civil: III 107, 2
[58] Plutarch: Doppelbiographien: Caesar, 49
[59] Brambach: S. 73
[60] Plutarch: Doppelbiographien: Caesar, 49
[61] Sueton: Caesar, 50
[62] Sueton: Caesar, 52
[63] Lucanus: Bellum civile: X, 19-20
[64] Brambach: S. 66
[65] Brambach: S. 94
[66] Brambach: S. 83
[67] Lucanus: Bellum civile: X, 333-335, 344-346, 350-353, 398-399, 401-402
[68] Huß: S. 715
[69] Grand: Kleopatra: S. 102
[70] Clauss: S. 30
[71] Brambach: S. 83
[72] Caesar: Bellum civile: III 111, 4
[73] Lucanus: Bellum civile: X, 478-485
[74] Caesar: Bellum civile: III 111, 6
[75] Caesar: Bellum civile: III 112 ,10-12
[76] Plutarch: Doppelbiographien: Caesar, 49
[77] Lucanus: Bellum civile: X, 516-518
[78] Plutarch: Doppelbiographien: Caesar, 49
[79] Brambach. S. 86
[80] Heinen, Heinz: Rom und Ägypten von 51 bis 47 v. Chr.: Diss. 1966: S.160
[81] Brambach: S.94
[82] Brambach: S. 85
[83] Grand: Kleopatra: S. 108
[84] Grand: Kleopatra: S. 108
[85] Heinen: S. 136
[86] Plutarch: Doppelbiographien: Caesar, 49
[87] Grand: Kleopatra: S. 113
[88] Sueton: Caesar, 35, 1
[89] Ich gehe davon aus, dass Kleopatra nicht so dumm war Caesar ein Kuckucksei unterschieben zu wollen und ebenso war Cäsar nicht so dumm dies zuzulassen.
[90] Grant: Kleopatra: S. 116 - 117
[91] Sueton: Caesar, 40
[92] Grant: Kleopatra: S. 129
[93] Grant: Kleopatra: S. 130
[94] Grant: Kleopatra: S. 131
[95] Brambach: S. 116
[96] Grant: Kleopatra: S. 126
[97] Hölbl: S. 214
[98] Plutarch: Caesar, 61
[99] Hölbl: S. 214
[100] Grant: Kleopatra: S. 137
- Arbeit zitieren
- Alexandra Wernerowna Rebelein (Autor:in), 2003, Kleopatra - Eine Königin kämpft um ihren Thron, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108159
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