Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Rolle der Heloten innerhalb der spartanischen Ordnung
Versuch der Definierung des spartanisch – helotischen Verhältnissesanhand der rechtlichen Stellung der Heloten
Innen- und außenpolitische Auswirkungen dieses Verhältnisses
2.3. Der Helotenaufstand von 464 v. Chr. – Ursache, Verlauf, Folgen
3. Für und wider die These der latenten Helotengefahr
3.1. Das persönliche Element in den sozialen Beziehungen zw. Heloten und Spartanern
3.2. Der Dienst einiger Heloten im spartanische Heer.S
4. Fazit
5. Literaturnachweis
1. Einleitung
In den letzten 20 bis 25 Jahren sind die Forschungen zum Themenbereich „Sparta“ in erheblichem Maße international wie national intensiviert worden. Dies zeigt sich in der Publikation einer beträchtlichen Anzahl neuerer Monographien und Sammelbände.[1] Es hat allerdings auch Versuche gegeben, dieser Entwicklung entgegenzutreten und Sparta in das Reich der Mythen und Utopien zu verbannen.[2]
Die vorliegende Arbeit wird sich mit einem Thema beschäftigen, welches die Sparta - Forschung immer wieder zu kontroversen und engagierten Diskussionen anregt: nämlich die Helotenproblematik. Im Schwerpunkt soll es hierbei um die Frage gehen, ob es in Sparta eine begründete Furcht vor den Heloten gab oder nicht. Es wird zu klären sein, welche Besonderheiten die spartanische Helotie aufweist und wie das spartanisch – helotische Verhältnis zu definieren ist. Zeitlich konzentrieren wird sich diese Untersuchung auf die knapp 50 Jahre, von 478 v. Chr. bis 431 v. Chr., zwischen den Perserkriegen und dem I. Peloponnesischen Krieg, die in Anlehnung an Thukydides (1, 118, 2) – aufgerundet – häufig als „Pentekontaetie“ bezeichnet werden.[3] Allerdings kann es sein, dass innerhalb der Darstellung zeitlich zurückgegriffen werden muss, um bestimmte Sachverhalte besser verdeutlichen zu können.
Es soll letztlich darum gehen, die in der Forschung maßgeblichen Interpretationen zur Einordnung der Heloten in die soziale Struktur des spartanischen Staates miteinander zu vergleichen und deren jeweilige Argumente gegeneinander abzuwägen. Eine große Rolle wird dabei ein relativ aktueller Aufsatz von Ernst Baltrusch[4] spielen, in dem dieser den helotischen Hintergrund des Peloponnesischen Bundes beleuchtet. Baltrusch stellt m. E. richtig fest und überzeugend dar, dass die Helotenfurcht der Spartiaten keineswegs Fiktion, sondern Realität war und der Helotenfrage eine herausragende Bedeutung für die spartanische Ordnung beigemessen wurde. Er stellt sich damit gegen einige seit Anfang der 80`er Jahre in der Forschung auftretende Bestrebungen, die Helotie in einem anderen Lichte erscheinen zu lassen. Baltrusch[5] fasst das Ergebnis dieser Bemühungen folgendermaßen zusammen: “So schlimm sei es den Heloten gar nicht gegangen. Keinesfalls brutal unterdrückt seien sie gewesen, eine ständige Aufstandsgefahr und demzufolge eine Helotenfurcht der Spartiaten habe es nicht gegeben, vielmehr hätten die Heloten als wichtiger Bestandteil des spartanischen Staates an dessen Erfolg einen wesentlichen Anteil gehabt.“ Die Protagonisten dieser Auffassung sind insbesondere R. J. A. Talbert[6], M. Clauss[7] und A. Whitby[8], aber auch andere. Dass dies so nicht der Fall gewesen sein kann, soll in dieser Arbeit nachgewiesen werden.
2. Die Rolle der Heloten innerhalb der spartanischen Ordnung
Definierung des spartanisch – helotischen Verhältnisses anhand der rechtlichen
Stellung der Heloten
Dieses Kapitel muss mit Blick auf die Aufgabenstellung am Anfang aller Betrachtungen stehen. Nur wenn es einigermaßen gelingt, die rechtlichen Beziehungen zwischen den Spartiaten zu definieren, kann die besondere Rolle der Heloten innerhalb des spartanischen Staates geklärt werden.
An erster Stelle muss der Satz stehen: Die Heloten gehörten nicht zu den Lakedaimoniern. Sie waren eine von diesen verschiedene Gruppe auch dann, wenn sie gemeinsam auftraten. Diese Verschiedenheit äußerte sich darin, dass die in Schlachten mitkämpfenden Heloten nicht zu den lakedaimonischen Soldaten gezählt wurden; letztere setzten sich vielmehr aus Spartiaten und Periöken zusammen.[9] Wenn nun die Heloten keine Lakedaimonier waren, als was wurden sie dann bezeichnet bzw. gesehen? Diese Frage ist sehr eng verbunden mit den Ursprüngen der spartanischen Helotie und der Herkunft der Heloten.[10] Schon die antiken Gewährsmänner taten sich über die Maßen schwer mit der Aufgabe, zu beschreiben, was Heloten waren: „Sklaven der Gemeinschaft“ waren sie nach Pausanias bzw. „öffentliche Sklaven, gewissermaßen“ nach Strabon – und dennoch leisteten sie ihre Abgaben je einzelnen Herren und sollen die Spartaner jeden zur Rechenschaft gezogen haben, der seine eigenen Heloten nicht scharf genug an der Kandare hielt oder es sich sogar einfallen ließ, sie freizulassen. Irgendwo „zwischen Freien und Sklaven“ standen die Heloten nach der Einschätzung des Pollux, und Theopomp schrieb: „Die Freien, die Sklaven sind, heißen in Sparta Heloten.“[11]
Bei der Entstehung der Helotie waren zwei Faktoren von außerordentlicher Bedeutung. An erster Stelle war es die Landnahme, die Eroberung des lakonischen und messenischen Grund und Bodens durch Scharen der dorischen Stämme. Zweitens war der Charakter der Helotie durch den Zustand der sozialen Verhältnisse innerhalb der Stammesorganisation der Eroberer bedingt. Sie haben sich des neuen Reichtums nicht als individuelle Eigentümer bemächtigt, sondern das eingenommene Land sowie auch die ansässige Bauernschaft der Oberherrschaft des ganzen Volkes, d.h. des Bundes der drei dorischen Stämme (Phylai), untergeordnet. Die Helotie ist also demnach durch die militärische Unterjochung der ansässigen Bevölkerung der Eurotas – Ebene und später auch der Pamisos – Ebene entstanden.[12] Die Tötung und der Verkauf des unterworfenen Gegners empfahl sich nicht und so entschlossen sich die Spartiaten, die Bauern auf ihren Höfen zu belassen, ihr Land aber in Besitz zu nehmen, so dass die Heloten zu Abgaben[13] verpflichtet wurden. Das eroberte Land ging – zumindest theoretisch – in den Besitz aller Spartiaten über, von denen jeder einzelne einen Teil zur Nutzung erhielt; die Heloten waren demzufolge Eigentum der Gemeinschaft. Sie waren also rechtlich in doppelter Weise abhängig: von ihrem individuellen Besitzer und von der Gemeinschaft, dem Staat. Deshalb konnte der einzelne Spartiate “seine“ Heloten auch nicht verkaufen oder freilassen, beides lag aber auch nicht in seiner Absicht. Die Heloten blieben auf ihren Höfen, waren an den Boden gebunden und besaßen ein erbliches Nutzungsrecht. Sie erhielten einen Teil des Produzierten zu ihrer eigenen Verfügung und konnten sogar Gewinn erzielen. Der Spartiate lebte von den Abgaben der Heloten, brauchte selbst keine Landwirtschaft betreiben und konnte fern von seinem Hof (Höfen) in Sparta leben. In wirtschaftlicher Hinsicht basierte das spartanische System auf der Arbeit der Heloten.[14] Dennoch gestanden die Spartaner ihnen keine Rechte zu bzw. konstituierten sie keine Rechte für die unterworfene Bevölkerung. Der Grund dafür, dass die Spartaner gar keine Rechte der Heloten kannten, dass sie im spartanischen Recht allenfalls als Objekte, nie jedoch als Subjekte erschienen, ist darin zu sehen, dass sich die Spartiaten mit den Heloten fortwährend im Kriegszustand befanden: Jahr für Jahr erklärten die neu gewählten Ephoren als erste Amtshandlung den Heloten den Krieg.[15] Zwischen „Freien und Sklaven“ standen die Heloten deshalb, weil sie einerseits schon Unterworfene, d.h. Sklaven waren, andererseits aber beständig als zu bekämpfende Kriegsgegner, Freie also, galten. Nach Meinung Links[16] lassen sich alle auffälligen Merkmale aus dieser zwiespältigen Rechtsstellung erklären. Dass dieser damit genau richtig liegt, wird im weiteren Verlauf ersichtlich werden.
Für Baltrusch[17] ist allein wichtig, dass die Spartiaten nachweisbar seit der Mitte des 6. Jh. die Heloten mit auswärtigen Feinden gleichstellten und dieses Feinbild von den Ephoren als Staatsgrundgesetz überwachen ließen. Aus der Stellung der Heloten als hostes der Lakedaimonier ergibt sich demnach völkerrechtlich gesehen, dass das Verhältnis zwischen beiden als ein kriegerisches definiert war.
Fassen wir an dieser Stelle kurz das Gesagte zusammen: Mit der Verknüpfung der drei Elemente: Versklavung, Kriegserklärung und Freikauf begründeten die Spartaner in Lakonien und Messenien die Institution der Helotie.[18] Die Heloten waren versklavte Kriegsgegner, denen von vornherein alle Rechte fehlten. Die rechtliche Lage der Heloten ist allein aus dem Versuch ihrer Herren zu verstehen, ein widerspenstiges Volk (insbesondere die Messenier) auf Dauer zu knechten.[19] Die Heloten blieben aber formal außerhalb des Staates der Lakedaimonier.[20]
Innen- und außenpolitische Auswirkungen dieses Verhältnisses
Die spartanische Helotie war demnach in der antiken griechischen Welt etwas Besonderes, eine Ausnahme. Schon Lotze[21] merkte in Bezug auf die Knechtung einer ansässigen, homogenen Bevölkerung (nämlich der Messeniens) an: „Die Versklavung einer ganzen Bevölkerung im eigenen Land, d.h. ohne dass sie deportiert oder verkauft wurde, musste zu Besonderheiten führen“. Es gilt nun zu zeigen, wie diese Andersartigkeit der „Kollektivsklaverei“ sich im spartanischen Alltag widerspiegelte bzw. wie sie sich innen- und außenpolitisch auf den Staat Sparta auswirkte.
Spartas Staatswerdung vollzog sich ebenso wie die Entwicklung seiner Einwohner zu Bürgern von allem Anfang an mit Blick und in Ausrichtung auf das Aufgabengebiet Messenien.[22] Im Verlauf der Messenischen Kriege (im 7. Jh. v. Chr.) stellte sich heraus, dass die messenischen Heloten nur mit voller Anspannung aller Spartaner überwältigt werden konnten und, dass eine Festigung des spartanische Staates sowie die Verstärkung der Kampfbereitschaft des Bürgerheeres dringlich vonnöten wurde. Wollten die Spartaner nämlich die Massen der Heloten im Zaum halten, so mussten sie ihre Lebensweise diesem Ziel anpassen und alle Tendenzen, die die Einheit des Bürgerkollektivs gefährdet hatten, abschaffen.[23] Deswegen wurden die alten Traditionen der dorischen Stammesgemeinschaft von neuem hervorgehoben und die politische und soziale Gleichheit aller Spartaner als eine der höchsten Maximen der „Lykurgischen“ Verfassung akzentuiert. Zum Garanten dieser straffen Gesellschaftsordnung wurde das Ephorat[24], das im 6. Jh. v. Chr. zu der mächtigsten Institution des spartanischen Staates emporgestiegen ist. Die Spartaner schufen also ein neues Amt und setzten fünf jährlich wechselnde „Aufpasser“, Ephoren, ein. Die Zukunft gehörte der Ordnung, die sie verbürgten; und mithin gehörte die Zukunft auch ihrem Amt selbst. Die Grundzüge des ganz eigenen, typisch spartanischen Selbstverständnisses, des besonderen Ethos, für das die Spartaner so berühmt werden sollten: die durch die militärische Aufgabe geprägte und folglich durch kriegerische Wertvorstellungen gefärbte Ideologie einer konsequenten Unterordnung jedes einzelnen gegenüber der Gemeinschaft, bildeten sich unter dem Eindruck der Erfahrungen aus den Messenischen Kriegen heraus.[25] Nach Meinung Finleys[26] wurde nach der Unterwerfung der Messenier die militärische Funktion in erster Linie zu einer polizeilichen Funktion, die sich eher gegen einen inneren als einen äußeren Feind richtete. Um in dieser Ausnahmesituation die schwierige Stellung einer herrschenden Klasse zu behaupten, richtete man sie so ein, dass sie die polizeiliche Funktion erfüllte. Das eindrucksvollste Beispiel dafür ist vielleicht die krypteia. Dieser alte Initiationsritus, dem sich die Knaben im Alter von 18 Jahren unterziehen mussten, wurde rationalisiert, d.h. neu institutionalisiert, indem man ihn mit neuen polizeilichen Funktionen verband, die man einem Elite – Jugendkorps zuwies. Bezeichnenderweise gehörte zu seinen Pflichten die Überwachung der Heloten.[27] Die Kontrolle der Heloten wurde zur dominierenden Staatsangelegenheit. Die Aufgabe der Sicherung des Besitzstandes in Messenien wirkte somit als Katalysator für die weitgehende Militarisierung der spartanischen Gesellschaft, die nahezu alle Lebensbereiche ergriff. Die soziale Spannung zwischen den Spartanern und Heloten blieb für die inneren Verhältnisse maßgebend und beeinflusste sogar wesentlich die Außenpolitik des Staates.[28]
Um die Heloten „in Ruhe“ ausbeuten und unterdrücken zu können, war Sparta auch auf außenpolitische Stabilität[29] angewiesen bzw. musste es sich nach außen hin absichern, denn es bestand ja durchaus die berechtigte Annahme, dass die Heloten nach Unterstützern ihres Freiheitsdranges Ausschau hielten, da die Spartiaten eine umfassende Befriedung des messenischen und lakonischen Territoriums und eine Integration der Bevölkerung eben nicht vornahmen. Die Heloten blieben immer außerhalb des Staatsverbandes und durch die alljährliche Kriegserklärung wurde der Kriegszustand aufrechterhalten, so dass sie ihre jämmerliche Situation ständig vor Augen geführt bekamen. Dem Risiko eines Aufstands der Heloten war von spartiatischer Seite entweder durch militärische Aktionen gegen potentielle Verbündete der Heloten oder aber auch durch vertragliche Regelungen möglichst wirksam entgegenzutreten. So schloss Sparta mit peloponnesischen Städten Verträge, die diesem Sicherheitsdenken Rechnung trugen. Der Kern[30] dieser Verträge war von Anfang an, dass Sparta von den Verbündeten Hilfe bei Angriffen seiner Feinde, (auch!) der Heloten nämlich, erhielt und dass diese Feinde nicht von den verbündeten Städten aufgenommen werden dürften. Am Beispiel des Helotenaufstandes von 464 v. Chr. wird ersichtlich, dass diese Hilfe auch von Zeit zu Zeit in Anspruch genommen werden musste.
2.3. Der Helotenaufstand von 464 v. Chr. – Ursache, Verlauf, Folgen
Im Jahre 464 v. Chr. brach wohl der bekannteste Helotenaufstand aus, da ein Erdbeben[31] die Gelegenheit dazu bot. Obwohl wir nicht zuletzt aus dieser Erhebung zurückschließen dürfen, dass sich die Messenier seit ihrer Unterwerfung durch Sparta nicht mit ihrem Schicksal abgefunden hatten, ist dies der erste sicher belegte Aufstandsversuch. Er brachte die Spartaner zwar nicht wirklich in die Gefahr, Messenien zu verlieren, aber doch in harte Bedrängnis, wie die langwierigen Kämpfe und zu einem gewissen Grad auch das Hilfeersuchen an die Verbündeten zeigen.[32] Da die Spartaner der Lage nicht Herr werden konnte, riefen sie 462 v. Chr. vertragsgemäß ihre Verbündeten[33] zu Hilfe, zu denen offenbar auch (noch) Athen zählte. Die Athener seien, so überliefert es Thukydides (I, 102,1), deshalb herbeigerufen worden, weil sie im Belagerungswesen erfahren gewesen seien; die Aufständischen hatten sich nämlich auf den Berg Ithome in Messenien zurückgezogen. Doch nach einiger Zeit schickten die Spartaner das athenische Heer, das unter dem Befehl Kimons stand, als einzige unter den Verbündeten zurück mit der offiziellen Begründung, dass sie nicht mehr benötigt würden. Laut Thukydides war indes der wahre Grund für diese als Kränkung empfundene Haltung der Spartaner Furcht vor dem Wagemut und der Umsturzneigung der Athener.[34] Einige Zeit später fand man mit den Aufständigen eine Verhandlungslösung. Diese erhielten freien Abzug aus der Peloponnes, wurden von den erbitterten Athenern aufgenommen und in Naupaktos, an der Nordküste des korinthischen Golfes, angesiedelt, von wo aus sie den Lakedaimoniern noch reichlich Schaden zufügen sollten.[35] Soweit sei in aller Kürze[36] und Allgemeinheit der Verlauf dieses Aufstandes skizziert. Interessant sind an dieser Stelle eigentlich besonders zwei Fragen: 1. Wer beteiligte sich an dem Aufstand?, 2. Welche Auswirkungen hatte die Revolte auf die spartanische Ordnung?
Die Frage Nr. 1 ist schwieriger zu beantworten, als man zunächst vermuten möchte. Es tritt nämlich an dieser Stelle ein Problem auf, das bisher vernachlässigt worden ist. Die Rede ist von der Trennung der Heloten als Messenier und Lakonier bzw. die Unterscheidung zwischen messenischen und lakonischen Heloten. Laut Thukydides (1, 102,1) begannen die Heloten, von denen die meisten messenischer Abstammung waren, den Aufstand sofort nach dem großen Erdbeben und verschanzten sich auf dem Berg Ithome, wobei sie von den Messenischen Periökenstädten Thouria und Aithaia unterstützt wurden.[37] Auch wenn es sich um ein argumentum e silencio handelt, lassen Thukydides Worte die Schlussfolgerung zu, dass sich auch einige lakonische Heloten an diesem Aufstand beteiligten.[38] Nach Diodor[39] stellte sich der Vorgang so dar: große Erdbeben (im Plural) erschütterten Sparta für einige Zeit, wobei die Wohnsitze bis auf die Grundmauern niedergerissen und mehr als 20,000 Lakedaimonier getötet wurden. Die (Lakonischen) Heloten und die Messenier, ermutigt durch diese Verluste, begannen zusammen einen Aufstand. Es ergibt sich also eine Widersprüchlichkeit zwischen Thukydides und Diodor. Für den erstgenannten war die Revolte eine der Messenier, ja sogar fast eine „nationalistische“ Angelegenheit. Diodor dagegen unterscheidet zwischen den Messeniern und den (Lakonischen) Heloten und schreibt letzteren eine nicht unbedeutende Rolle zu.[40] Es lässt sich also nicht mit Genauigkeit sagen, wer die Revolte begann bzw. sich ihr anschloß.[41] Auf jeden Fall waren es Heloten, Staatssklaven, die dem Schicksal der Unterjochung entkommen wollten, indem sie die vermeintliche Schwäche Spartas ausnutzten.[42]
Nach der Niederschlagung der Revolte beschritt Sparta den Weg einer äußeren und inneren Konsolidierung. Das Erdbeben von 464 v. Chr. mir seinen erheblichen, lange nachwirkenden Menschenverlusten scheint einen nachhaltigen Bevölkerungsrückgang eingeleitet zu haben, der in der Folgezeit durch weitere Faktoren verstärkt wurde und der Polis große Probleme bereiten sollte. Der anschließende Aufstand führte den Spartanern praktisch vor Augen, dass die Struktur ihres Gemeinwesens von der sicheren Beherrschung der Heloten abhängig war. Die Konsequenzen, die Sparta aus dem Helotenaufstand zog, zielten daher darauf ab, die Wiederholung solchen Umsturzes zu verhindern. Die Unterdrückung der Heloten wurde weiter institutionalisiert. Die Folge waren verstärkte politische Reglementierungen und Überwachungsmechanismen, die der militärischen bzw. polizeilichen Ausrichtung der spartanischen Ordnung enormen Vorschub gaben und als Disziplinierungsmaßnahmen für die spartanischen Bürger wirken sollten, ihre Heloten in geordneten Verhältnissen zu halten.[43]
3. Für und wider die These der latenten Helotengefahr
3.1. Das persönliche Element in den sozialen Beziehungen zw. Heloten und Spartanern
Gelegentlich wird gegen eine spartanische Helotenfurcht damit argumentiert, dass es `persönliche Beziehungen` zwischen Spartiaten und Heloten gegeben habe. Dieses persönliche Element hebt besonders Clauss vor. Er schreibt, dass: „…die persönliche Bindung des Heloten an den einzelnen Herren sehr wichtig und die Helotie im alltäglichen Leben selbständig gewesen sei. Diese Selbständigkeit der lakonischen Heloten dürfte den Bestand des Systems der Ausbeutung fremder Arbeitskraft über mehr als ein halbes Jahrtausend weitaus eher ermöglicht haben als eine permanente Gewaltanwendung. Das persönliche Element muß unseres Erachtens bei der Helotie für das Gebiet Lakoniens ebenso betont werden wie die Ausbeutung. Eine permanente Furcht der Spartiaten hätte den permanenten Kontakt unmöglich gemacht.“[44] Clauss konzentriert sich in seiner Argumentationsstruktur besonders auf die Trennung zwischen lakonischen und messenischen Heloten. Die erstgenannten sollen sich mit ihrer Rolle abgefunden[45] haben und gegenüber den Messeniern besser gestellt gewesen sein. Die messenischen Heloten dagegen wurden stärker ausgebeutet und die persönliche Komponente im Verhältnis dieser Gruppe zu den spartanischen Herren fiel fort.[46] Clauss überbetont m.E. das persönliche Element im spartanisch – helotischen Verhältnis. Denn persönlichen Beziehungen zwischen einzelnen Spartiaten und ihren Heloten sprechen ja nicht unbedingt gegen ein generell von Misstrauen, Haß und Furcht geprägtes Verhältnis zwischen den Gruppen. Der grundsätzliche Charakter der Sklaverei im Sinne von Unterdrückung und Ausbeutung blieb davon unberührt.[47] Dass die Trennung der Heloten in lakonische und messenische rechtlich gesehen keine Rolle spielt, wurde an andere Stelle bereits ausgeführt. Clauss kann mit seiner Argumentation somit nicht überzeugen und die These der Helotenfurcht nicht nachhaltig entkräftigen.
3.2. Der Dienst einiger Heloten im spartanischen Heer
Hin und wieder wird von den Gegnern der Helotengefahr angeführt, dass doch nachweislich einige Heloten (loyalen) Dienst im spartanischen Heer taten.[48] Nun, es ist unbestritten, dass ab und an Heloten bei Kriegszügen der Spartaner teilnahmen, allerdings stellt sich die Frage nach deren Motivation dies zu tun. Dabei von Loyalität zu sprechen, geht m.E. an der Sache vorbei. Es gab nur einen Grund, warum einige Heloten bereit waren für die Spartaner zu kämpfen, und das war ein Freiheitsversprechen.[49] Dass die Heloten überhaupt im Heer zumeist als Leichtbewaffnete, seltener als Hopliten, Dienst tun konnten, ist angesichts des notorischen Menschenmangels der Spartiaten erklärbar, zumal die Integration von Heloten in eine Expedition auch die Heimat entlastete und zudem von den von den spartiatischen Hopliten in Verbindung mit den Verbündeten auf eine wirksame Kontrolle wert gelegt wurde.[50] Die Einbeziehung der Heloten in das spartanische Heer ist also gerade nicht Ausdruck eines unproblematischen Verhältnisses, wie es nur vor dem Hintergrund eines freiwilligen Konsenses denkbar ist. Das Gegenteil ist der Fall.[51]
5. Fazit
In dieser Untersuchung sollte nachgewiesen werden, dass die spartanische Helotenfurcht nicht Fiktion, sondern historische Realität war. Dies ist m.E. mit den oben stehenden Ausführungen gelungen. Die Autoren, die sich um eine positivistische Betrachtung des Helotenbildes bemühen, können mit ihren Argumenten nicht überzeugen. Sie vernachlässigen die Konsequenzen, die sich aus der zwiespältigen Rechtsstellung der Heloten ergeben, als freie Feinde und unterworfene Sklaven zugleich.[52] Die Spartaner haben die Lakonier und die Messenier im eigenen Land unterjocht und ausgebeutet. Wer könnte den Heloten da verübeln, dass sie dagegen aufbegehrten. Dass sich einige Heloten mit ihren Herren arrangierten, sei es in Form enger persönlicher Beziehungen oder durch den Kriegsdienst, ist nur verständlich und diente m.E. hauptsächlich der Verbesserung der eigenen Lebenssituation. Die Staatswerdung der Spartaner dagegen vollzog sich von Beginn an mit Blick auf die Kontrolle der Heloten. Insofern und in diesem Sinne ist der Begriff von der Helotenangst als treibendem Motiv also gerechtfertigt. Doch eben, weil sich Spartas Staatswerdung unter dem Eindruck der Helotengefahr vollzog, eben deshalb, weil die Spartaner ein staatliches und gesellschaftliches System entwickelten, mit dessen Hilfe sie das (latente) Helotenproblem -wenigstens zumeist- angemessen bewältigen konnten, brauchte sich nicht jeder einzelne von ihnen Tag für Tag vor den Heloten fürchten; in diesem Sinne wäre das Stichwort von der Helotenangst also mißgedeutet.[53]
5. Literaturnachweis
Baltrusch, E. : Mythos oder Wirklichkeit? Die Helotengefahr und der Pelopon- nesische Bund, in: HZ, Bd. 272, H. 1, 2001, S. 1-24
Cartledge, P. : Sparta and Lakonia. A regional history from 1300-362 BC, second edition, London/New York, 2002, S.187
Clauss, M. : Sparta. Eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation, München, 1983
De Ste Croix, G.E.M. : The Helot Threat, in: Whitby, M. (Hrsg.): Sparta, New York, 2002, S. 190-195
Ders. : Sparta’s Foreign Policy, in: Whitby, M. (Hrsg.): Sparta, New York, 2002, S. 218-222
Dreher, M. : Athen und Sparta, München, 2001
Finley, M.I. : Sparta, in: Christ, K. (Hrsg.): Sparta, Darmstadt, 1986
Link, St. : Das frühe Sparta, St. Katharinen, 2000
Ders. : Der Kosmos Sparta. Recht und Sitte in klassischer Zeit, Darmstadt, 1994
Lotze, D. : Metaxy eleutheron kai dulon. Studien zur Rechtsstellung unfreier Landbevölkerungen in Griechenland bis zum 4. Jh. v. Chr., Berlin (Ost), 1959
Oliva, P. : Die Helotenfrage in der Geschichte Spartas, in: Christ, K. (Hrsg.): Sparta, (=Wege der Forschung Bd. 622), Darmstadt, 1986, S. 317-326
Powell, A. : Athens und Sparta Constructing Greek Political and Social History from 478 BC, London, 1988
Talbert, R.J.A. : The Role of the Helots in the Class Struggle at Sparta, in: Historia, Bd. 38, H.1, 1989, S.22-40
Thommen, L. : Lakedaimonion Politeia. Die Entstehung der spartanischen Verfassung, Stuttgart, 1996
Whitby, M. : Two Shadows: Images of Spartans and Helots, in: Powell, A. & Hodkinson, St.(Hrsg.): The Shadow of Sparta, London, 1994, S. 87-126
[...]
[1] vgl. etwa Stibbe, C.M: Das andere Sparta, Mainz, 1996; Thommen, L.: Lakedaimonion Politeia. Die Entste- hung der spartanischen Verfassung, Stuttgart, 1996; Baltrusch, E.: Sparta. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, München, 1998; Cavanagh, W. G. & Walker, S.E.C. (Hrsg.): Sparta in Laconia, London, 1998; Meier, M.: Aristokraten und Damoden, Stuttgart, 1998; Hodkinson, St. & Powell, A. (Hrsg.): Sparta. New Perspectives, London, 1999; Link, St.: Das frühe Sparta, St. Katharinen, 2000; Dreher, M.: Athen und Sparta, München, 2001; Cartledge, P.: Spartan Reflectiones, London, 2001 (um nur einige jüngere Werke zu nennen)
[2] vgl. als Beispiel Schmal, St.: Sparta als politische Utopie, in: Funck, B.: Hellenismus. Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters. Akten des Internationalen Hellenismus-Kolloquiums vom 9.-14. März 1994 in Berlin, Tübingen, 1996, S. 653-670
[3] vgl. Dreher, M.: wie Anm. 1, S. 84
[4] Baltrusch, E.: Mythos oder Wirklichkeit? Die Helotengefahr und der Peloponnesische Bund, in: Historische Zeitschrift, Bd. 272, H.1, 2001, S. 1-24
[5] ebd. S. 1f.
[6] Talbert, R.J.A.: The Role of the Helots in the Class Struggle at Sparta, in: Historia, Bd. 38, H.1, 1989, S.22-40
[7] Clauss, M.: Sparta. Eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation, München, 1983, bes. S. 109-115
[8] Whitby, M.: Two Shadows: Images of Spartans and Helots, in: Powell, A. & Hodkinson, St.(Hrsg.): The Shadow of Sparta, London, 1994, S. 87-126
[9] vgl. Baltrusch, E.: wie Anm. 4, S. 6
[10] vgl. hier bes. die Ausführungen von Link, St.: wie Anm. 1, S. 45-97; aber auch Lotze, D.: Metaxy eleutheron kai dulon. Studien zur Rechtsstellung unfreier Landbevölkerungen in Griechenland bis zum 4. Jh. v. Chr., Berlin (Ost), 1959, zwar ein schon älteres, aber dennoch grundlegendes Werk
[11] vgl. Link, St.: wie Anm. 1, S. 53f.
[12] vgl. Oliva, P.: Die Helotenfrage in der Geschichte Spartas, in: Christ, K. (Hrsg.): Sparta, (= Wege der Forschung Bd. 622), Darmstadt, 1986
[13] zur Höhe und zur Art der Abgaben siehe ausführlich Link, St.: wie Anm. 1, bes. S. 45-54 und zu weiteren Verpflichtungen siehe Ducat, J.: The Obligations of Helots, in: Whitby, M. (Hrsg.): Sparta, New York, 2002, S.196-211
[14] Clauss, M.: wie Anm. 7, S.110f.
[15] Link, St.: Der Kosmos Sparta. Recht und Sitte in klassischer Zeit, Darmstadt, 1994, S. 7
[16] ebd., S. 8
[17] Baltrusch, E.: wie Anm. 4, S.7f.
[18] vgl. Link, St.: wie Anm. 1, S. 58
[19] ders.: wie Anm. 15, S. 9
[20] Baltrusch, E.: wie Anm. 4, S. 6; dagegen Clauss, M. wie Anm. 7, S. 111: „Waren die Heloten für den Staat notwendig, so waren sie auch in ihn integriert.“
[21] Lotze, D.: wie Anm. 10, S. 77
[22] vgl. Link, St.: wie Anm. 1, S. 96f.
[23] vgl. Oliva, P.: wie Anm. 12, S. 320; so auch De Ste Croix, G.E.M.: The Helot Threat, in: Whitby, M.: wie Anm. 13, S. 192: “The conquest of Messenia gave Sparta some of the most fertile land in Greece and an ample supply of State serfs to till it. But because of the refusal of the Messenians to submit quietly, the Spartans were driven to organise themselves as a community of professional soldiers, dedicated (….) to maintaining strict internal discipline and harmony, so that a united body of Spartiates could ruthlessly dominate their numerous Helots (and Perioikoi).”; dagegen Whitby, M.: wie Anm. 8, S. 110: “This system was not created to control the helots, and it is a fundamental weakness of negative interpretations of Sparta that they attempt to explain everything unusual about her by reference to a simple hypothesis of a `helot problem`.”
[24] zur Deutung des Ephorats siehe neuerdings Sommer, S.: Das Ephorat: Garant des spartanischen Kosmos, (= Mainzer Althistorische Studien 2), St. Katharinen, 2001
[25] vgl. Link, St.: wie Anm. 1, S. 95f.
[26] vgl. Finley, M.I.: Sparta, in: Christ, K. (Hrsg.): Sparta, Darmstadt, 1986, S. 350
[27] ebd., S. 333
[28] vgl. Oliva, P.: wie Anm. 12, S.320f.
[29] vgl. Baltrusch, E.: wie Anm. 4, S. 12; so auch Powell, A.: Athens and Sparta. Constructing Greek Political and Social History from 478 BC, London, 1988, S. 100: “The need to keep the helots obediently at work imposed several aspects of Sparta’s foreign policy. Foreign invaders, who might protect or encourage disaffected helots, had to be kept out. (…) Foreign expeditions had a profound disadvantage for Sparta in drawing off troops, who might be needed to deter or defeat a rising of helots of home.” oder De Ste Croix, G.E.M.: wie Anm. 23, S. 195: “Sparta’s uniquely insecure position demanded that she isolated herself completely from outside attack, which might encourage the Helots to rise.” bzw. ders.: Sparta’s foreign policy, in: Whitby, M.: wie Anm. 13, S. 220: “The (Peloponnesian) League gave Sparta the security she needed. As long as it held together, Sparta had no need to fear Helot revolts, for she would be able to call upon her allies to help crush them.”
[30] Baltrusch, E.: wie Anm. 4, S. 12; Im großen und ganzen halte ich B.`s Analyse und Darstellung für richtig. Dennoch ist es fraglich, ob nun das Helotenproblem das konstitutive Element der spartanischen Bündnisverträge gewesen ist. Die eigentlichen Wurzeln dieser Verträge liegen wahrscheinlich doch woanders.
[31] vgl. dazu ausführlich Wierschowski, L.: Die demographisch – politischen Auswirkungen des Erdbebens von 464 v. Chr. für Sparta, in: Naturkatastrophen in der antiken Welt (Stuttgarter Kolloquium zur historischen Geographie des Altertums 6, 1996), hrsg. v. Eckart Olshausen u. Holger Sonnabend, Stuttgart, 1998, S. 291-306
[32] Dreher, M.: wie Anm. 1, S. 89
[33] dazu Powell, A.: wie Anm. 29, S. 109: „As the war against the helots lengthened, Sparta called in outsiders as allies. We hear from scattered references that contingents came from Mantineia, Plataia, Aigina and Athens. But nowhere we have a list of allies which purports to be complete; it may be that Sparta succeeded more help than we hear of.”
[34] Baltrusch, E.: wie Anm. 4, S. 17
[35] vgl. Dreher, M.: wie Anm. 1, S. 90; Der beginnende spartanisch – attische Dualismus wird hier nicht weiter untersucht. Dass mit diesem Helotenaufstand auch der endgültige Bruch zw. Sparta und Athen einherging, der letztlich im Peloponnesischen Krieg kulminierte, ist wohl mehr oder minder Zufall und Ergebnis eines länger- fristigeren Prozesses der Entfremdung beider Staaten.
[36] ausführlicher siehe Thommen, L.: wie Anm. 1, S. 125-130
[37] zitiert in Übersetzung nach: Cartledge, P.: Sparta and Lakonia. A regional history from 1300-362 B.C., second edition, London/New York, 2002, S.187
[38] so auch Thommen, L.: wie Anm. 1, S. 127: „An dem Aufstand beteiligten sich neben Messeniern offenbar auch einige lakedaimonische Heloten und zwei Periökengemeinden.“ Thommen meint scheinbar lakonische Heloten. Allerdings ist nicht ersichtlich, warum er diese nicht als solche bezeichnet.; dagegen Clauss, M.: wie Anm. 7, S.115: „ Der durch das Erdbeben ausgelöste Aufstand der messenischen Heloten entwickelte sich durch die Teilnahme der freien Messenier rasch zu einem Krieg,(...).“ Clauss` Darstellung ist m.E. nicht überzeugend. Er erklärt nicht, wer die „freien Heloten“ gewesen sein sollen. Außerdem macht er es sich leicht, wenn er meint: „Thukydides erliegt hier dem gleichen Fehler wie viele moderne Autoren: Er überstrapaziert ein Motiv, nämlich dasjenige der Helotenfurcht.“
[39] zitiert in Übersetzung nach: Cartledge, P.: wie Anm. 37, S. 187
[40] vgl. in Übersetzung: Cartledge, P.: wie Anm. 37, S. 187
[41] Cartledge, P.: wie Anm. 37, S. 187 hebt die potentielle Feindseligkeit der Lakonischen Heloten hervor: „I have already intimated that modern scholars have underestimated the potential hostility of the Lakonian Helots towards the Spartans.(…) Only the Lakonian Helots would have been in a position to take such quick advantage of an earthquake in Sparta, and it will have been they who communicated the news of their master’s disaster to their brothers on the other side of Taygetos.” ; dagegen Clauss, M.: wie Anm. 7, S. 113: “Die messenischen Heloten unterschieden sich also insofern von den lakonischen, als ihre Unterwerfung erst nach mehreren Kriegen möglich wurde, die zum Teil lange dauerten. Es war die Eroberung eines in sich gefestigten Gemeinwesens, das nach seiner Niederringung eine Kollektiverinnerung an seine Freiheit bewahrte. Mit den Aufständen gegen die Ausbeutung verband sich bei den messenischen Heloten stets der Kampf um die Wieder- herstellung einer `nationalen` Selbständigkeit.“ ; Man ist geneigt Baltrusch zu folgen, wenn er meint: „Die Tatsache, dass die Heloten nicht zu den Lakedaimoniern gehörten, ist (…) in den rechtlichen Konsequenzen erheblich bedeutsamer als die nur angenommene, aber nicht offizielle Trennung zwischen lakonischen und messenischen Heloten.“(wie Anm. 4, S. 6)
[42] An diesem Aufstand lässt sich m.E. gut verdeutlichen, dass die Helotengefahr sich im Kreis der historischen Realität bewegt haben muss, auch wenn einige Autoren versuchen, die Revolte aufgrund ihrer Einmaligkeit zu bagatellisieren. vgl. Talbert, R.J.A.: wie Anm 6. , S. 28: „However the significance of this revolt ought not to be over-rated. (…) This rising was unique in the period, triggered by the altogether extraordinary catastrophe which had overwhelmed the Spartiates and no doubt thousands of their subjects too. To many helots it must have seemed as if society had broken down.”
[43] vgl. Dreher, M.: wie Anm. 1, S. 92f.; so auch Thommen, L.: wie Anm. 1, S. 128
[44] Clauss, M.: wie Anm. 7, S. 111f.
[45] so auch Talbert, R.J.A.: wie Anm. 6, S. 31f.: „ Life must have been good for some helots.(…) By the fifth century the overwhelming majority had accommodated themselves to the demands of their masters. Only among a limited group of Messenians is it possible to discern any independent vision or any devotion to resistance.(…) The acquiescence of the helots is of far greater significance than their occasional rebelliousness.”
[46] Clauss, M.: wie Anm. 7, S. 113
[47] vgl. Baltrusch, E.: wie Anm. 4, S. 10f.; so auch Link, St.: wie Anm. 15, S. 9: „Der Deutung, nach der den Heloten als versklavten Kriegsgegnern von vornherein alle Rechte fehlten, steht durchaus nicht entgegen, dass die spartanischen Herren in einzelnen Fällen sehr menschlich mit ihnen umgingen. Schon aus Interesse jedes einzelnen Bürgers, auch dann noch vor Übergriffen der Heloten sicher zu sein, wenn er sich alleine auf seinem Hof befand und nicht unmittelbar auf den Schutz seiner Mitbürger hoffen durfte, mochte es ratsam erscheinen lassen wenigstens den eigenen Heloten entgegenzukommen – selbst wenn er sich damit vom Geist des Gesetztes entfernte.“
[48] Talbert, R.J.A.: wie Anm. 6, S. 23: “It is clear that substantial numbers of helots served in the Spartan Army in various capacities as a matter of routine. Sparta had enlisted helots as far back as the time of her campaigns in Messenia.”, oder Clauss, M.: wie Anm. 7, S. 111: “ Sie (die Heloten) mussten bei Kriegszügen ihre Herren als Leichtbewaffnete und beim Troß ins Feld begleiten oder die Schiffsmannschaften ergänzen. Seit dem Ende des 5. und zu Beginn des 4. Jh. v. Chr. stellten Heloten als Neodomaden einen erheblichen Teil der Soldaten und übertrafen dabei häufig die Spartiaten an Zahl.“, sowie Whitby, M.: wie Anm. 8, S. 95: „ In a military crisis the Spartans could find several hundred helots whom they could trust to fight for them as hoplites; their military activity was primarily on campaigns outside the Peloponnese, which might suggest limits to Spartan confidence.”
[49] völlig richtig: Baltrusch, E.: wie Anm. 4, S. 9: „Das Freiheitsversprechen, also die Aufnahme in den lakedaimonischen Staatsverband (als Neodomaden, was soviel wie „Neubürger“ bedeutet) verlockte viele Heloten, zumal die kräftigen und im Kriegswesen begabten, sich in eine sichere, wenn auch nicht gleichberechtigte Zukunft als Teil des spartanischen Staates zu begeben, anstatt Hoffnungen auf einen Aufstand mit ungewissem Ausgang nachzuhängen:“
[50] ebd., S. 11, so auch Link, St.: wie Anm. 15, S. 9: „Auch die Tatsache, dass Sparta bisweilen Heloten für den Krieg rekrutierte und ihnen dafür sogar die Freiheit als Belohnung versprach, widerlegt diese Deutung nicht, weder unter dem einen noch dem anderen Blickwinkel: Weder als Besiegte, als Sklaven, noch als übergelaufenen Kriegsgegner waren die Heloten für den Kriegsdienst von vornherein ungeeignet.“
[51] Baltrusch, E.: wie Anm. 4, S. 10
[52] Link, St.: wie Anm. 15, S. 9
[53] ders.: wie Anm. 1, S. 97
- Citation du texte
- Steffen Graul (Auteur), 2003, Die Helotenfurcht der Spartaner, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107992
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