INHALTSVERZEICHNIS
Vorüberlegungen und Schlüsselbegriffe
Ziele – Inhalte – Methoden interkultureller Bildung
Wissenschaftliche / universitäre Ansätze interkultureller Bildung
Prof. Dr. Karl-Heinz Flechsig
Email-Projekt “Interkulturelle Bewusstheit” TU Dresden
Institut für interkulturelle und internationale Studien Bremen
Studiengang „Interkulturelle Kommunikation“ TU Chemnitz
Arbeitsstelle Interkulturelle Bildung, FB Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg und das „HOPIKOS“
„Interkulturelle Kommunikation“ Universität des Saarlandes
„Medien und Interkulturelle Kommunikation“ Frankfurt/Sofia
Ausgewählte staatliche und private Bildungsträger
Institut für Interkulturelles Management Rheinbreitbach
Institut für Auslandsbeziehungen e.V. Stuttgart
Bundesinstitut für Berufsbildung Bonn
Centre de Synergie Franco-Allemande La Rochette (F)
Goethe-Institut Inter Nationes e.V
Deutsch-Französisches Jugendwerk Berlin/Paris
Körber-Stiftung Hamburg
Transatlantisches Klassenzimmer e.V. Hamburg
Abschließende Betrachtungen
Literaturverzeichnis
VORÜBERLEGUNGEN
Man könnte sagen, dass interkulturelle Kommunikation (IK) bereits durch ihr Wesen als
„Aufgabe“ betrachtet werden kann, die lebenslanges Lernen und lebenslange Neugier erfordert. IK findet auf den verschiedensten Gebieten statt: Tourismus, humanitäre Hilfe, Wirtschaft, Politik, Diplomatie und Militär (z.B. im Euro-Corps).
Die vorliegende Arbeit will – ausgehend von Klärungen der verschiedenen Schlüsselbegriffe – darstellen, welche Inhalte zur IK gehören können. Anschließend soll gezeigt werden, welche wissenschaftlichen Herangehensweisen es gibt und welche Präsenz IK an den Universitäten hat.
Auch die Konzepte verschiedener sowohl staatlicher als auch privater Institutionen sollen kurz dargestellt werden. Dabei ist anzumerken, dass diese – aufgrund der oft eng definierten Zielgruppe – auch streng abgesteckte Gebiete der IK vermittelt und somit durch den Pragmatismus die eigentliche kulturelle Begegnung auf der Strecke bleiben kann.
Ich möchte mich jedoch zuerst verschiedenen Schlüsselbegriffen zuwenden.
Kultur ist stets etwas historisch gewachsenes, etwas durch mannigfaltige Einflüsse geformtes. Und doch ist sie in ständigem Wandel begriffen. Sie äußert sich in Traditionen, gesellschaftlichen Normen, Moralvorstellungen, sprachlicher Ausdrucksweise. Geert Hofstede beschrieb Kultur in seinem Werk "Kulturen und Organisationen" treffend als "die Software des Geistes". Damit ließe sich auch das Phänomen des Kulturschocks erklären, nämlich als Reaktion auf fremde "Software". Kultur bedeutet meist auch kollektive Identität, was jedoch Individualität nicht ausschließt. Und eben dieses Vorhandensein von elementaren Gemeinsamkeiten birgt häufig die Gefahr der (bewussten) Abgrenzung – im schlimmsten Fall Nationalismus. So ist zu erklären, wie der einstige multi- und interkulturelle Jugoslawien, der „dritte Weg zwischen Ost und West“, in so kurzer Zeit in einen Bürgerkrieg schlittern konnte, der durch Streitigkeiten zwischen den verschiedenen, in einem Land lebenden Ethnien entstand.
Das Nationalgefühl der jeweiligen Kultur spielt eine wichtige Rolle. Nationale Identität ist der Verhaltenskanon, den die Gesellschaft einem Einzelnen zur Verfügung stellt.
„Unterschiedlichen Nationen zugehörig“ ist jedoch nicht unbedingt gleichzusetzen mit
„interkulturell“.
Denn unter interkultureller Kommunikation verstehen wir die vielfältigen Beziehungen zwischen den verschiedenartigen und unterschiedlich gewachsenen Kulturen der Welt. Für die Teilnahme an dieser Kommunikation werden soziale und Medienkompetenz benötigt. Es kommt zu gegenseitigen Einflussnahmen und Wechselwirkungen – ein Phänomen das auch als interkultureller Transfer oder Kulturtransfer bezeichnet wird. Verschiedene Abstufungen von Effekten können dadurch ausgelöst werden: fremde Kultur kann einfach wahrgenommen, toleriert, respektiert, akzeptiert, angenommen, teilweise oder ganz übernommen bzw. mehr oder weniger vollständig abgelehnt werden. Von einem interkulturellen Konflikt sprechen wir, wenn Unterschiede im Konflikt-Verhalten aus nationaler Zugehörigkeit begründbar sind und den Konfliktverlauf maßgeblich beeinflussen. Selbst im ehemals geteilten Deutschland gibt es zwischen „Ossis“ und
„Wessis“ noch Missverständnisse und interkulturelle Konflikte, denn hier treffen zwei vorher kontrahierende Gesellschaften aufeinander, die vorher der osteuropäischen bzw. westlichen Kultur angehörten, und die nun einen gemeinsamen Weg finden müssen.
Ein einführendes Beispiel nach Liebert/Gilbe: Franzosen haben im Allgemeinen ein stabileres Selbstverständnis – aufgrund des hohen Integrationspotenzials der französischen „Nation“ (loi de sol) haben sie im allgemeinen kein Problem damit, als „die Franzosen“ angeredet bzw. bezeichnet zu werden, da sie positive Einschätzungen erwarten (das „wir“ stützt das „ich“). Dieses Prinzip basiert auf dem Begriff „Ich-Wir- Balance“ von Norbert Elias1 zur Beschreibung des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft abseits historischer Entwicklungen. Das integrierende Element Franreichs ist die Verfassung mit ihren fundamentalen Menschenrechten, wer sich zu ihnen bekennt, wird akzeptiert: das „plébiscite de tous les jours“ (Ernest Renan).
ZIELE – INHALTE – METHODEN INTERKULTURELLER BILDUNG
Wer Ziele und Inhalte interkultureller Bildung zusammenstellen will, muss sich bestimmter Gegebenheiten bewusst sein. Das Wissen um internationale Umwälzungen im Zeichen der Globalisierung und die Tatsache, dass diese sich verändernde Welt zunehmend zum
„globalen Dorf“ wird, lassen erkennen, das interkulturelle Bildung in vielen Lebensbereichen quasi zur Notwendigkeit wird.
Zwar gab es schon früher vorbereitende Maßnahmen für im Ausland tätige Berufe wie Missionare und Diplomaten oder später für Soldaten, Entwicklungshelfer und Manager, doch ist erst seit wenigen Jahren eine Tendenz zu erkennen, dass die Fähigkeit zur interkulturellen Kommunikation durch die sich explosionsartig vermehrenden Möglichkeiten der Mobilität und Kommunikation auch für den „Bürger auf der Straße“ zum Thema wird. Gerade die universitäre Ausbildung in der IK findet bisher jedoch vor allem auf dem Gebiet der Pädagogik, Deutsch als Fremdsprache und der sozialen Arbeit statt.
In diesem Zusammenhang ist oft die Rede von diversen Kompetenzen, über die verfügt werden sollte: Medienkompetenz, soziale Kompetenz, Sprachkompetenz und schließlich Kulturkompetenz. Kompetenz bedeutet hier jedoch nichts anderes, als über Wissen zu verfügen und die Fähigkeit zu besitzen, dieses Wissen auch praktisch anzuwenden. Es reicht also nicht, einfach nur Kenntnisse über die andere Kultur zu erwerben, sondern vielmehr muss der Lernende zu Empathie befähigt werden, er soll die Perspektive wechseln können und somit die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der eigenen und der fremden Kultur finden.
Das bewusste Aufzeigen von – im ersten Moment vielleicht befremdlich wirkenden – kulturspezifischen Differenzen, das sogenannte Contrast-Culture, ist dabei eine häufig angewendete Methode. Mit Hilfe von Rollenspielen und provozierten Situationen werden die Lernenden in einen konkreten Fall interkultureller Kommunikation gebracht und trainieren dabei, in diesen Situationen adäquat zu handeln. Hoch einzuschätzen ist hierbei die Funktion von Stereotypen. Sie werden hier nicht als entlastende Vereinfachung bei der Wahrnehmung anderer Kulturen genutzt werden, sondern als „Kontrastmittel“ und als Anreiz zur Überprüfung eigener Vorstellungen und Meinungen gegenüber dem Anderen. Dabei ist Objektivität ungemein wichtig, die Möglichkeit, einen anderen Blickwinkel einzunehmen – man bezeichnet dies auch als „kulturellen Relativismus“.
Die drei Schlagworte lauten (nach Demorgon):
1. generalisieren, also das Allgemeine hervorheben und gemeinsame Merkmale unterschiedlicher Bereiche finden.
2. partikularisieren, also das Besondere suchen, jedoch nur soweit wie noch eine Ähnlichkeitsgrundlage vorhanden ist und
3. singularisieren, also das Einmalige herausarbeiten und jede Kultur als komplexes
Ganzes betrachten.
Dazu führt er erklärend aus, dass, wo es Ebenen der Verallgemeinerung gibt, es zwingend auch Ebenen der Besonderheiten geben muss und begegnet somit dem Vorwurf, Vorurteile oder Stereotype zu befördern. Ziel sollte ein gesunder Mittelweg sein.
Die Inhalte interkultureller Bildung müssen stets der Zielgruppe angepasst werden – so sind IK-Trainings für Manager vollkommen anders aufgebaut als etwa ein IK-Studiengang für angehende Mediatoren. Im Folgenden sollen jedoch weitgehend substantielle Inhalte für jegliche interkulturelle Bildung genannt werden.
[...]
1 Norbert Elias: Die Gesellschaft der Individuen. Frankfurt am Main 1987. S. 209ff.
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- Alexander Drechsel (Author), 2001, Interkulturalität und interkulturelle Kommunikation als Aufgabe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106978
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