Inhalt
I. Historisch-kritischer Teil
II. Deutung und Interpretation
III. „kreative“ Bearbeitung: Bewusstseinsstrom
IV. Quellennachweis
I. Historisch-kritischer Teil
Die sechste Posaune entstand, wie das ganze Buch der Offenbarung, gegen Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus. Die Entstehung fällt also in die Herrschaftszeit des römischen Kaisers Domitian (81 - 96 n.Chr.), während der es blutige Glaubensverfolgungen gab.
Der Verfasser nennt sich in Offb 1,4 „Ich, euer Bruder Johannes, ..“ selbst. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um den Apostel Johannes, da es zwischen dem Johannes-Evangelium und der Offenbarung erhebliche Unterschiede gibt. Der Autor war vermutlich Judenchrist palästinensischer Herkunft und ein kleinasiatischer Presbyter, also ein Ältester, der mit dem Vorsteher die Gemeinde leitet. Während er die Offenbarung schrieb hielt er sich auf Patmos, einer kleinen griechischen Insel (34 km2) des Dodekanes, auf1. Es ist allerdings nicht sicher, ob er sich dort auf Grund einer Verbannung aufhielt, oder ob er sich dorthin zurückzog, um in völliger Ruhe und Abgeschiedenheit sein Werk zu verfassen.
Die Offenbarung war an sieben Gemeinden in Kleinasien (Pergamon, Thyatira, Sardes, Smyrna, Philadelphia, Ephesus und Laodizea)2 gerichtet. Man geht allerdings davon aus, dass Johannes sieben Gemeinden auswählte, um seinem Stil mit den Siebenerreihen treu zu bleiben. Ein weiterer Grund dafür, dass das Buch eigentlich an alle Gemeinden in Kleinasien gerichtet war ist der, dass alle sieben aufgezählten Gemeinden auf einem Kreis liegen. Man könnte also sagen, dass das „Buch mit sieben Siegeln“ für alle Gemeinden innerhalb dieses Kreises bestimmt war.
Diese kurze Perikope findet sich im Mittelteil der Offenbarung wieder. Sie beginnt mit einer kurzen Einleitung, in der der sechste Engel seine Posaune bläst. Anschließend erfährt man was nun passieren wird, nämlich dass vier Engel losgebunden werden, um ein Drittel der Menschheit zu töten3. Im folgenden Abschnitt wird beschrieben, wie dies vonstatten geht. Zum Schluss erklärt Johannes noch, dass sich die Menschen trotz dieser schrecklichen Plage immer noch nicht von ihren Sünden abwenden.
Es handelt sich bei diesem kurzen Ausschnitt um einen apokalyptischen Text, wie die ganze Offenbarung des Johannes. Das Wort Apokalypse stammt aus dem Griechischen (α π ο κ α λ υ ψ ι ζ [apokalypsis]) und bedeutet soviel wie offenbaren oder enthüllen. Somit ist auch schon klar, dass man vor ca. 2000 Jahren darunter nicht den Weltuntergang, wie heute von vielen ange- nommen, sondern nur eine Enthüllung irgendwelcher Ereignisse erwartete. Die apokalyptische Literatur hatte ihren Ursprung in der Makkabäerzeit (ca. 200 v. Chr.) und war am Ende ihrer Blü- tezeit, als die Offenbarung geschrieben wurde. Um „die sechste Posaune“ richtig deuten zu kön- nen, muss man ebenfalls wissen, dass es den Verfassern solcher apokalyptischer Texte keinesfalls darum ging ihre Bücher als Visionen eines alten Gottesmannes zu verkaufen, sondern vielmehr darum, dass alles nach einem genauen Plan Gottes abläuft.4 Etwas ähnliches könnte in mehreren tausend Jahren passieren, wenn jemand einen historischen Roman mit einem Ich-Erzähler ent- deckt und meint, dieser Autor hätte das Erzählte wirklich erlebt. Eine solche Literatur wird ein- fach von niemandem mehr verstanden werden. Ähnlich geht es uns heute.
Ebenfalls wichtig für das Textverständnis ist die Verfolgung der Christen unter Kaiser Domitian, der für sich den Titel „Dominus et Deus“ (also „Herr und Gott“) beanspruchte. Dadurch schuf sich der Kaiser natürlich viele Feinde vor allem in den christlichen Gemeinden in Kleinasien. Man warf ihm bestimmt auch Gotteslästerung vor, da es ja nur einen einzigen Gott gibt und dieser bestimmt nicht Domitian heißt. Die starke Opposition, die durch diesen Kaiserkult entstand, kostete Domitian 96 n. Chr. das Leben.
II. Deutung und Interpretation
Wenn man diese kurze Geschichte zum ersten mal liest könnte man wirklich Angst be- kommen. Wenn man den Worten der Bibel also wirklich Vertrauen schenken soll, so wird dort fast der Weltuntergang beschrieben. Es stirbt ja immerhin ein Drittel der Menschheit durch 200 Millionen Reiter.
So geht es vielen Menschen und Glaubensgemeinschaften bzw. Sekten. Diese legen den Textabschnitt wortwörtlich aus und glauben, dass es irgendwann so geschehen wird und sie es überleben werden. Denn diese „Gläubigen“ gehen davon aus, dass sie vorher von Jesus errettet werden und dieses Spektakel aus der „ersten Reihe“ beobachten werden können.
Viele Menschen glauben, in der „sechsten Posaune“ die Schilderung eines dritten Welt- kriegs erkennen zu können. Sie gehen davon aus, dass ein Multimillionenheer aus einer nahöstli- chen Kriegskoalition5 in Europa einfallen könnte und dabei ein Drittel der Menschheit töten könnte. Diese Angstmacher interpretieren in Feuer, Rauch und Schwefel (Offb 9,18), dass dieses Heer möglicherweise mit chemischen oder biologischen Waffen angreifen könnten. Sie sind von ihrer Auslegung ebenso überzeugt, weil sie glauben, dass in Offb 9,19 Panzer beschrieben sind. „Ihre Schwänze glichen Schlangen, die Köpfe haben, mit denen sie Schaden zufügen können.“
Diesen Interpretationsansatz halte ich allerdings für reinen Unsinn. Denn man muss wissen, dass Apokalypsen immer in Bildern erzählen, die man nicht direkt übernehmen darf. Sondern man muss sie interpretieren und ihren wahren Sinn begreifen. Ein weiterer Grund, warum es sich meiner Meinung nach um keine Weltuntergangsprophezeiung handeln kann, ist der, dass Menschen nun schon seit 2000 Jahren darauf warten, dass dies eintritt. Daher kann ich mir auf keinen Fall vorstellen, dass das beschriebene irgendwann passieren wird.
Ebenso könnte es sein, dass Johannes mit dieser Perikope vielleicht sagen wollte, dass das Römische Reich mit all den nichtchristlichen Vorstellungen bald untergehen wird. Dafür kann man anführen, dass die Engel am Eufrat losgebunden werden. Der Eufrat liegt weiter im Osten und gehörte daher nicht mehr zum römischen Reich. Hätte er dies vorhersagen wollen, so hätte er Recht behalten. Denn es ist ja bekannt, dass das römische Reich nicht mehr existiert
Um auf den wahren Sinn der „sechsten Posaune“ zu kommen, muss man sich wieder daran erinnern, was ich schon im ersten Teil meiner Hausarbeit erwähnt habe. An den Kaiserkult, der damals in Kleinasien üblich war. Für Christen muss diese Verehrung einer Gotteslästerung gleichgekommen sein, vor allem, weil Kaiser Domitian mit „Herr und Gott“ angesprochen wer- den musste. Daher gehe ich davon aus, dass Johannes die Mitglieder seiner Gemeinde trösten und ermahnen wollte. Er wollte sie trösten, dass dieser Spuk bald vorbei sein wird, und dass die- jenigen, die jetzt an dieser Gotteslästerung teilnehmen bald von Jesus bestraft und getötet wer- den. Johannes wollte seine Gemeindemitglieder allerdings gleichzeitig auch ermahnen nicht an diesen Verehrungen teilzunehmen, da sie sonst bestraft werden würden. Vielleicht ermahnte er die Christen, weil es auch dort starke Tendenzen zum Kaiserkult gegeben hatte.
Johannes erklärt aber am Ende dieser Perikope auch, dass man sich nicht zu viel von die- ser Bestrafung erwarten solle, denn es wird immer Personen geben, die „sich niederwerfen vor ihren Dämonen, vor ihren Götzen aus Gold, Silber, Erz, Stein und Holz, den Götzen, die weder sehen, noch hören, noch gehen können.6 “
Meiner Meinung nach möchte diese Perikope nur trösten, und sagen: Im Moment sieht es zwar noch nicht danach aus, aber Gottes Sieg über alles Böse wird kommen.
III. „kreative“ Bearbeitung: Bewusstseinsstrom
Als „kreative“ Bearbeitung habe ich versucht, die Gedanken eines Gläubigen, der gleich- zeitig auch den Kaiserkult ausübt, in Form eines Bewusstseinsstroms in Worte zu fassen. Der Christ hat gerade in einem Gottesdienst eine Predigt über die erst frisch veröffentlichte Offenba- rung, bzw. über die „sechste Posaune“ gehört und denkt nun nach, was er jetzt machen soll.
Was ich gerade gehört habe treibt mir einen gewaltigen Schock in die Glieder. Was pas- siert, wenn dieses Heer wirklich demnächst kommen sollte. Ich wäre bestimmt einer der ersten die getötet werden würden. Ich gehöre ja schließlich auch zu den Anhängern des Kaisers. Ich meine, warum nicht? Schließlich bringt es mir doch viele Vorteile. Ich werde nicht verfolgt, wie die anderen Christen. Aber der Rauch, das Feuer, der Schwefel. Es muss ein schrecklicher Tod sein!
Vielleicht war ich doch kein guter Christ. Aber es muss doch möglich sein, sowohl Gott anzubeten, als auch den Kaiser zu verehren. Ich halte den Kaiser doch nicht für meinen Gott. Ich möchte mir doch nur ein paar Vorteile verschaffen. Oder bete ich den Kaiser wirklich an? Der Priester hatte ja schon recht. Ich sage Dominus et Deus zum Kaiser. Und Deus heißt ja Gott. Und in den zehn Geboten heißt es: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“
Mein Gott! Ich wäre vermutlich einer der ersten, der von dieser riesigen Armee getötet werden würden. Immerhin habe ich noch viele meiner Freunde angestachelt auch den Kaiser zu verehren. Die würden auch diesen qualvollen Tod durch Feuer, Rauch und Schwefel erleiden. Und ich hätte sie auf dem Gewissen! Wie konnte ich nur. Ich muss sofort umkehren. Ich muss vom Kaiser abschwören und nur noch den einen wahren Gott verehren.
Aber was passiert wenn gar keine Armee kommt? Dann habe ich mir nur Nachteile ver- schafft, indem ich den Kaiser nicht mehr verehre. Ich würde verfolgt werden, wie die anderen Christen auch. Aber was sagte vorhin der Pfarrer? Mir wäre ganz bestimmt kein ewiges Leben sicher, wenn ich weiterhin einen anderen Gott neben dem wahren Gott habe. Also gut. Ich werde mich von nun ab lieber den Nachteilen stellen, als Gott auf die Probe zu stellen. Ich muss jetzt versuchen die anderen von ihrem Frevel abzubringen. Ich möchte näm-lich nicht, dass auch nur einem ein solch qualvoller Tod bevor steht.
IV. Quellennachweis:
http://www.j-lorber.de/jl/0/endzeit/wkrieg-c.htm - 3. Weltkrieg? - Hinweise durch Bibel und Prophet Jakob Lorber
http://home.t-online.de/home/MH.Reinhardt/lexikon/lexio.htm - Schüler-Lexikon O
http://www.oasis.at/reli/apk/apokalypse.htm - Apokalypse: Buch des Trostes - Buch des Schreckens
http://www.uni-potsdam.de/u/putz/apr98/21.htm - Christen in der antiken Gesellschaft www.joerg-sieger.de - Die Bibel - Eine Einführung in die heilige Schrift
http://www.geocities.com/Athens/Agora/3421/of_einf.htm - Einführung in das Buch der Of- fenbarung (EFFATA-Gemeinde)
http://www.hausarbeiten.de - Apokalyptik von Marcus Hahn
http://www.romanum.de/test/biographien/domitian.html - Biographie von Domitian
Bertelsmann Universallexikon 2001 - Domitian
Bertelsmann Universallexikon 2001 - Apokalypse
[...]
1 vgl. Offb 1,9
2 vgl. Offb 1 - 4
3 Offb 9,15
4 Dr. Jörg Sieger - Einleitung in das neue Testament: Ursprung der jüdischen Apokalyptik
5 vgl. Offb 9,14: am Eufrat ➔ entspricht heutigem Irak/Iran
6 Offb 9,20 -21
- Citar trabajo
- Tobias Kögel (Autor), 2002, Die sechste Posaune (Offb 9,13 - 21), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106847
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.