INHALTSVERZEICHNIS:
1. Abkürzungsverzeichnis
2. Vorwort
3. Allgemeine Informationenüber Zimbabwe
3.3 Ausgangsdaten
4. Die Geschichte der Enteignung bis zur Unabhängigkeit Zimbabwes
4.1 Ein kurzer, vorkolonialer Geschichtsabriss
4.2 Die Interventionen der Europäer im heutigen Zimbabwe
4.3 Die Unabhängigkeit
5. Landpolitik und Landreform
5.1 „Lancaster House Agreement“ (1979)
5.2 „Land Ressetlement Programme“ - Ziele der Landreform in den frühen 1980er- Jahren
5.3 „Land Acquisition Act“ - Die Landreform schläft ein (1985)
5.4 Schuldenproblematik - Strukturanpassungsprogramme des IWF
5.5 Wahlen 1990: Die Landreform wird wieder zum Thema
5.6 Neuer „Land Acquisition Act“ (1992)
5.7 Seit 1997: Aggressivere Landpolitik?
5.8 Die Landreformdebatte: Pro- & Contraargumente
5.9 Was die Landreform hemmte
6. Schlusswort
7. Literatur
7.1 Bücher
7.1 Internetquellen
1. Abkürzungsverzeichnis
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2. Vorwort
In dieser Arbeit im Proseminar „Entwicklungspolitik und Strategien in Afrika“ bei Dr. Rasheed Akinyemi haben wir und das Ziel gesetzt, die Geschichte Zimbabwes seit der Britischen Besetzung von Mashonaland (1890) bis zu den Besetzungen im Jahr 2000 kritisch zu hinterfragen und aus diesen Erkenntnissen den Versuch einer Erklärung zu konstituieren. Die einzelnen Gründe für diese politische Entwicklung wurden je nach den historischen Beiträgen hinzugefügt. Da diese komplexe Geschichte Zimbabwes von vielen politischen Prozessen geleitet wurde, werden uns die vorgeschriebenen 15 Seiten nicht ausreichen um dieses Thema genau zu analysieren. Auch mit unseren bisher 22 Seiten wird es uns nicht gelingen, die tatsächlichen Abläufe genau zu beschreiben. Ein „umfassender“ Teil dieses Berichtes ist die Aufarbeitung der historischen Ereignisse Zimbabwes, ohne den eine Analyse nicht möglich wäre. Philipp Rümmele erarbeitete die Punkte bis einschließlich 4, Manuela Grabner die Punkte 5 und 6.
3. Allgemeine Informationen über Zimbabwe
3.1 Karte Zimbabwes
3.2 Karte der Provinzen Zimbabwes
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.3 Ausgangsdaten
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4. Die Geschichte der Enteignung bis zur Unabhängigkeit Zimbabwes
4.1 Ein kurzer, vorkolonialer Geschichtsabriss
Vor ungefähr 2000 Jahren ging die Bevölkerung Zimbabwes zur Wirtschaftsform der Bauern über und seit rund 1000 1Jahren nimmt 2die Viehhaltung3 eine bedeutende Rolle im Land ein. Im 13. und 14. Jahrhundert entwickelten sich Handelsbeziehungen mit Indien, da sich durch neue Techniken der Goldgewinnung ein wirtschaftliches Hoch entwickelte. Um 1820 kamen die Ndebele in das Gebiet des heutigen Zimbabwes. Aus Reiseberichten des 19. Jahrhunderts wird der agrarwirtschaftliche Reichtum und die vorherrschende Produktvielfalt beschrieben. Wichtige Wirtschaftszweige waren auch die Minen zur Ressourcen- und Edelmetallgewinnung und der Handel. Die Landwirtschaft hatte im Vergleich eine geringe Produktivitätsrate.
4.2 Die Interventionen der Europäer im heutigen Zimbabwe
Die Briten wollten ihre Vormachtstellung im südlichen Afrika sichern und den Bursen und Portugiesen zuvorkommen, und übernahmen im September 1890 die Administration von Mashonaland in Zimbabwe. Die Bursen waren ein wirtschaftlich starkes Volk in Südafrika. Dies geschah stellvertretend durch dieBritish South Africa Company(BSAC), da die britische Regierung weder das Geld noch die Menschen für diese Aktion hatte. Dieses Unternehmen herrschte in Mashonaland 25 Jahre und führte zu radikalen Veränderungen in der zimbabwianischen Agrarwirtschaft. Die BSAC reicherte sich in weiterer Folge die Rechte zur Ausbeutung von Mineralien und eine Landkonzession an. 1890 erreichten 196 Pioniere das heutige Zimbabwe, 1896 waren es bereits 11.100 Europäer. Bereits in den ersten sechs Jahren wurden 6 Millionen ha von insgesamt 38,4 Millionen ha Land durch Europäer enteignet und in der ersten Phase bekam jeder Pionier 1300 ha Land. Ihr Hauptmotiv war jedoch das Gold. 1891 bekamen die Siedler von der BSAC eine private Besitzurkunde für das Land. Dieses Land wurde meist nur für spekulative Zwecke verwendet, die einheimischen Bauern bewirtschafteten das Land weiterhin, mussten jedoch eine hohe Miete dafür zahlen. Viele der Farmer nützten kleine Minen zur Edelmetallgewinnung, doch auf Grund der steigenden Arbeitskosten und der fallenden Goldpreise auf dem Weltmarkt richtete sich ihr Interesse verstärkt auf das Land. Viele der Pioniere gingen nach Südafrika zurück, da in Mashonaland eine geringe Goldmenge als erwartet vorhanden war, dies ließ auch die Aktienkurse der BSAC an der Londoner Börse fallen. Um die Aktien wieder in die Höhe zu treiben, besetzte der Konzern 1892 Matabeleland und tötete Lobengula. 1894 wurde eine Landkommission der britischen Regierung eingesetzt, um den Ndebele Land zuzuteilen. Es wurden zwei Reservate geschaffen, Gwaai und Shangani mit einer Größe von insgesamt 6500 km². Diese Gebiete waren zuvor nicht besiedelt, hatten eine sehr schlechte Bodenqualität und fast keine Wasserversorgung. Die Landzuteilung der Reservate erfolgte dort, wo die Weißen nicht hin wollten. Es wurden bis 1913 104 Reservate geschaffen. Diese Gebiete entsprechen den aktuellenCommunal Areas(CA).
Auch in Mashonaland forderten die Siedler das Recht, Farmen auch in Gebieten der Shona Bevölkerung zu etablieren, was ihnen auch vom derzeitigen Administrator Jameson gewährt wurde.
1895 griff Jameson mit einer Armee die Kruger Regierung in Südafrika an, da in Matabeleland auch fast kein Gold vorhanden war und er die britische Vorherrschaft zurückgewinnen wollte. Dies nützten die Ndebele und Shona aus und organisierten 1896 - 5 - einen Aufstand um sich gegen die vorherrschende Zwangsarbeit und den Landverlust zu wehren. Dieser Aufstand dauerte bis ins Jahr 1897, dann wurde er blutig niedergeschlagen. Nach dem Abgang von Jameson (1895) begann die britische Regierung das Geschehen in Rhodesien näher zu überwachen. Ein Direktor der BSAC wurde Jamesons Nachfolger. Um Platz für Europäische Siedler zu schaffen, wurde 1903 jedem eine private Besitzurkunde versprochen, der ein Drittel seines Besitzes aufgibt. Somit wurden 390.000 ha frei. Bis ins 20. Jahrhundert war die afrikanische Bevölkerung erfolgreicher in der Landwirtschaft tätig als die Europäer, die zu Beginn reine Subsistenzwirtschaft betrieben. Die ersten Siedler beschäftigten sich überwiegend mit Handel.
1908 ging die BSAC zu einer systematischen Besiedlungspolitik über und begann die Siedler zu fördern um die ausbleibenden Einkünfte aus der Edelmetallgewinnung zu kompensieren. Das neu gegründeteEstates Departmentsollte sich für die europäische Besiedlung einsetzen. Aufgrund Jamesons Politik war jedoch immer noch viel zu wenig freies Land zur Verfügung. Daraufhin wurde argumentiert dass die Grenzen der Reservate nicht ordnungsgemäß gezogen wären und somit konnte qualitativ besseres Land in den Reservaten gegen schlechteres eingetauscht werden. Durch diese Vorgehensweise desEstates Departmentwurden 200.000 ha nutzbares Land „eingetauscht“. Die Gesamtmaßnahmen der Siedlerförderung waren so konsequent, dass die Anzahl der in der Landwirtschaft tätigen in nur drei Jahren um 80% anstieg. Afrikanern wurde es verboten, bestimmte Exportprodukte zu produzieren, um das Entstehen von Konkurrenz zu vermeiden. Die weißen Farmer bekamen Subventionen und Kredite vom Staat und verfügten über eine ausgebaute Kommunikations- und Marketinginfrastruktur.
Zwei wesentliche Motive der Siedler waren ausschlaggebend für ein solches Vorgehen:
- Land für die Siedler zu schaffen
- Einschränkung der afrikanischen Lebensbedingungen, so dass sie gezwungen werden ihre Arbeitskraft zu niedrigsten Preisen den Farmern zu verkaufen, da sie mit den Reservaten alleine ihre Grundbedürfnisse finanziell nicht abdecken konnten
1914 wurde dieNative Reserve Commissioneingesetzt um sich näher mit den Reservaten zu beschäftigen. Die Kommission entschloss mit Unterstützung der britischen Regierung (1917) dass die Subsistenzwirtschaft mit dem wirtschaftlichen Fortschritt unvereinbar sei und alle afrikanischen Menschen in Reservaten angesiedelt werden müssen. Darauf wurden die Reservate um 434.000 ha reduziert. Der Zwecke dieser Forderung waren:
- Kontroller der afrikanischen Bevölkerung, am Aufstände zu verhindern - Reservate als Quelle für billigste Arbeitskräfte
Diese Entwicklung der Arbeitsmigration änderte die Vorgehensweise der europäischen Farmer. Sie schickten die Familien die als Pächter auf ihrem Land lebten mittels einer starken Erhöhung der Pachtgebühr in die Reservate, da die Arbeitskräfte leicht verfügbar waren. Die Bevölkerung in den Reservaten stieg von 54% des Jahres 1909 auf 64% im Jahr 1922.
1923 wurde Rhodesien eine selbstregierende Kolonie, da sich die wenigen Wahlberechtigten gegen den Zusammenschluss mit Südafrika aussprachen.
Von den Reservaten abgesehen, war Land in Rhodesien bis zumLand Apportionment Actauch Afrikanern zum Kauf offengestanden. In der Realität aber weigerten sich die Siedler und die BSAC Land an Afrikaner zu verkaufen. Es waren 1925 nur 19 Farmen im Besitz von Afrikanern. Diese theoretische Möglichkeit wurde mit demLand Apportionment Actvon 1930 abgeschafft. Zudem sind in ihm 51% des Landes für europäische Siedler vorgesehen in dem kein Afrikaner Land bebauen durfte. Außerdem befanden sich alle Städte im europäischen Teil. DerLand Apportionment Act stellt das gleiche Prinzip wie im benachbarten Südafrika dar, nämlich das Land nach der ethnischen Zugehörigkeit zu unterteilen. Die darauffolgende Aufteilung sah folgendermaßen aus4:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die in der Tabelle vorhandenen Native Purchase Areas waren an die Reservate angegliedert. In ihnen gab es eine starke Überbevölkerung und auch eine große Nichtnutzung der Landgebiete. Die reicheren und besser ausgebildeten Farmer in den NPAs wurden als „Master Farmer“ bezeichnet. Sie stiegen mittels modernen Techniken in die cash crop Produktion ein. Die Entstehung einer konkurrierenden Klasse wurde jedoch ausgeschalten, sodass diese nur in ihren zugeteilten Gebieten handeln durften, wo die ärmsten Käuferschichten lebten. In der Wirtschaftskrise der 30er Jahre wurden die Trainingsprogramme für Afrikaner ausgeschalten und die Regierung verstärkte ihre Tätigkeit in der Vermarktung und Produktion, ebenfalls um Konkurrenz zu beseitigen. 1934 wurde sogar weißen Farmern für die gleichen Produkte ein höheres Preis gezahlt als wie den Afrikanern. Zwischen 1931 und 1941 wurden 50.000 und zwischen 1945 und 1959 85.000 Menschen umgesiedelt. Von Mitte der 60er Jahre bis Mitte der 70er folgten erneut 88.000 Menschen. Ein Großteil wurde von dem Land vertrieben, das in europäischem Besitz war.
Während des 2. Weltkrieges wuchs die rhodesische Wirtschaft stark an, weil viele zuvor importierte Produkte nun im Land erzeugt wurden. Die weiße Farmerbourgoisie wendete sich verstärkt dem Tabakanbau zu und blockierte die Maisproduktion der afrikanischen Bevölkerung für den Binnenmarkt nicht mehr. Durch die Hohen Preise für rhodesische Exportprodukte kamen viele Europäische Siedler in das Land nach.
In den 50er Jahren wollte die Regierung das Problem der Landknappheit und Überbevölkerung in den Reservaten lösen, in dem sie den Bauern das Land individuell zuteilte. Sie wollten die Arbeitsmigration beenden und an diese Stelle eine Klasse von ständig anwesenden Farmern schaffen. Ein hiermit zugewiesener Besitztitel sollte sich auf Investitionen positiv auswirken. Dies bezeichnete man alsNative Land Husbandry Act (NLHA).
Von nun an durften die Bauern nur mit einer Erlaubnis legal anbauen und weiden lassen. Es war nicht jeder berechtigt ein Farmrecht zu erlangen. Diese Rechte konnten auch verkauft werden. Durch diese Maßnahmen der Regierung wurden viele Menschen landlos. Es wurde kalkuliert, dass die landlosen Menschen von der wachsenden Industrie erfasst werden und sich somit eine billige Arbeiterklasse bilden würde.
Bis 1954 setzte sich der NLHA jedoch nur auf 0,6% der Gesamtfläche in den Reservaten um. 1961 wurde dessen Umsetzung aufgegeben. Bis zu diesem Zeitpunkte wurde er nur in weniger als die Hälfte der Reservate angewendet und dies führte dazu dass ungefähr 30% der Anspruchsberechtigten ohne Land dastanden.
1962 wurde die rechteRhodesien Front(RF) an die Macht gewählt. 1969 sollte durch den Land Tenure Actdie zahlreichen Kategorien von Land auf drei reduziert werden. Zudem sollte die Ungleichheiten bezüglich der Größe der Gebiete für Weiße und Schwarze beseitigt werden. Die drei Gebiete betrugen insgesamt 45.000.000 ha und das Nationalland 6.500.000 ha. Es war vorgesehen dass europäisches und afrikanisches Land getauscht werden konnte.
Dies hatte zur Folge dass sich die Fläche der Europäer um 15% verringerte, doch da die abgegebene Fläche unbrauchbar war, vergrößerte sich die Landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Es blieb immer noch ein riesiger Unterschied bei den Einwohnerzahlen und der Bodenqualität in beiden Gebieten. Nach acht Jahren wurde diese Landaufteilung nach der ethnischen Zugehörigkeit jedoch wieder aufgehoben. Das Recht eines Afrikaners eine Agrarfläche in den frühren europäischen Gebieten zu erwerben, bleibt nun wieder eine theoretische Möglichkeit. Jedoch würde dieser Ankauf nichts am bestehenden System ändern, das auf die Ausbeutung der Arbeitskräfte hin orientiert ist. Fakt ist dass die weißen Bauern zu einer Landwirtschaftsbourgoisie und die afrikanischen zu abhängigen Lohnarbeitern wurden.
4.3 Die Unabhängigkeit
1965 erklärte die rhodesische Regierung unter Ian Smith die Unabhängigkeit von Großbritannien. Das Regime wurde international als illegal angesehen. Großbritannien, Südafrika und die USA unterstützten die Minderheitsregierung der Weißen wirtschaftlich, Großbritannien finanzierte zum Großteils sogar den Krieg. Die rhodesische Regierung zahlte in den Jahren 1974 bis 1978 rund 87.000.000 Pfund an Subventionen an die weißen Siedler. Da von der UNO Wirtschaftssanktionen auferlegt wurden mussten sich die Großbetriebe von Exportprodukte wie Tabak auf den Binnenmarkt spezialisieren. Durch den Krieg wurden 1980 ungefähr 90% der Lebensmitteln von weißen Großbauern produziert. DieZimbabwe African National Union(ZANU) und dieZimbabwe African People’s Union(ZAPU) strebten die Beendigung der weißen Minderheitsherrschaft unter dem Smith-Regime und die Einführung einer afrikanischen Mehrheitsregierung mit dem Ziel einer sozial gerechten Gesellschaftsordnung an. Während die ZAPU eine zweigleisige Strategie von Verhandlung und militärischer Auseinandersetzung beibehielt, verließ sich die ZANU nach 1975 ganz auf den Guerillakampf und war so Hauptgegner für die Streitkräfte des Minderheitsregimes.
Die beiden großen afrikanischen Parteien ZANU und ZAPU waren nach Eigenbezeichnung antikolonialistisch, antiimperialistisch, panafrikanisch und sozialistisch. Roberte Mugabe gründete 1963 als Abspaltung von der ZAPU die ZANU. Bei den Wahlen im Unabhängigen Zimbabwe gewann die ZANU unter Mugabe 57 Sitze und die ZAPU 20 Sitze. Der Krieg führte zum Ende des Minderheitsregimes und des - international nicht anerkannten - Staates Rhodesien. Es entstand der Staat Zimbabwe (18. April 1980) mit einer schwarzen Mehrheitsregierung. Internationaler Druck zwang die neuen Machthaber zu einem Kompromiss, der der weißen Bevölkerung für die ersten zehn Jahre der Unabhängigkeit - 9 - politische Privilegien - u.a. eine überproportionale Vertretung im Parlament - sicherte. Der Krieg forderte ca. 30.000 Todesopfer, mindestens 10.000 Kriegsversehrte und bis zu 300.000 Flüchtlinge.
Die Briten schlugen nach dem Krieg vor, die Hälfte der Kosten eines Umsiedelungsprogrammes zu finanzieren, wenn die Eigentumsrechte der weißen Farmer unangetastet bleiben würden, während die ZANU/ZAPU die Mehrheit der Bevölkerung uneingeschränkt über das Land entscheiden lassen wollte. In der Unabhängigkeitsverfassung wurde jedoch festgehalten, dass nur nicht ausreichend genutztes Land zwangsweise angekauft werden konnte. Weiters erhielt eine viertel Million weißer Zimbabwaner 20% der Sitze im Parlament sowie 25% der Sitze im Senat und 7.000.000 schwarze Zimbabwaner 80% bzw. 75% der Sitze. Durch diese Maßnahmen verfügten nun weniger als 4% der Bevölkerung über 20% der Sitze. Auch wirtschaftlich war die weiße Minderheit immer noch dominierend.
5. Landpolitik und Landreform
„Land was the central issue during the liberation struggle for Zimbabwe and continues to bethe most important domestic issue in the post-independence period. The appropriation ofAfrican land by European settlers guaranteed white economic domination and black poverty during the colonial period, and the inequitable distribution of land in Zimbabwe today is themost dramatic symbol of the enduring structures of an unequal society.“5
5.1„Lancaster House Agreement“(1979)
Seit dem Kissingerplan (1976) wurde das Recht der schwarzen Mehrheit auf Mitbestimmung nicht mehr in Frage gestellt. Von nun an galt es - vor allem für Südafrika und die USA - ihren Einfluss auf die Politik und die Wirtschaft Zimbabwes nicht zu verlieren. Dazu sollte die „Lancaster House Conference“ dienen. Die 3 Hauptthemen waren: das Herbeiführen eines Waffenstillstandes, die Schaffung einer Verfassung sowie das Abhalten von Wahlen. Außerdem sollte der Besitz der Siedler im unabhängigen Zimbabwe geschützt werden. Aus diesem Grund schlug Großbritannien vor, die Hälfte der Kosten eines Umsiedlungsprogramms zu finanzieren. Im Gegenzug verpflichtete sich die kommende zimbabwanische Regierung, die Besitzrechte der weißen Farmer unangetastet zu lassen. Es
sollte nur noch dem Konzept „willing seller - willing buyer“ Land gekauft bzw. übernommen werden. „Until 1990 white farmers were protected from expropriation by the Lancaster House Agreement, which stipulated that land could only be acquired by the government on a‚willing seller - willing buyer‘basis and that the payment had to be made in exchangeable curency. These conditions limited the possibilities of the new government to realize a land reform.“6
Dieses Abkommen sicherte den Weißen gewisse Privilegien über einen Zeitraum von 10 Jahren zu: Sitze im Parlament (1987 abgeschafft) und der Schutz ihrer Eigentumsrechte.
„(...) the ideology of property as a human right had a hollow ring in the context of Zimbabwewhere memories of the dispossession of indigenous people of their land, and the creation ofprivate property rights for the settlers, were still fresh.“7
Weiters wurden die politischen Verhältnisse verfassungsmäßig auf die Zeit vor der „Unilateral Declaration of Independence“ (UDI) zurückgestellt. Das erlaubte den Briten, als „scheidende Kolonialmacht“ Wahlen für Ende Februar 1980 einzuberufen. Diese gewann überraschend Robert Mugabe mit 63 % der Stimmen. Die erste Regierung basierte auf der Idee der „nationalen Einheit“, also auf einer Koalition der beiden Fraktionen unter Mugabe und Nkomo innerhalb der „Patriotischen Front“ (ZANU/ZAPU) unter Einbeziehung zweier weißer Minister - als Wirtschafts- und Industrieminister sowie als Landwirtschaftsminister.
5.2„Land Ressetlement Programme“- Ziele der Landreform in den frühen 1980er- Jahren
1980 besaßen die weißen Farmer immer noch über 70% des qualitativ hochwertigen Landes.
„In den frühen 80er Jahren war die untragbare soziale undökologische Situation in den Communal Areas(CAs) das Hauptargument für eine Landreform gewesen.(...) Das moralische Recht der afrikanischen Bevölkerung auf die Rückgabe der‚lost lands‘spielte in der Argumentation der Regierung eine große Rolle. Weiters standen die politischen undsozialen Aspekte der Landreform stark im Vordergrund.“8
Die Ziele der Landreform in den frühen 1980er Jahren waren:
- Beseitigung des Bevölkerungsdrucks in den „Communal Areas“
- Ausweitung der Basis für produktive Landwirtschaft im Kleinbauernsektor
- Verbesserung des Lebensstandards
- Schaffung neuer Möglichkeiten für landlose oder arbeitslose Menschen und Kriegsveteranen
- volle Verwendung von verlassenem bzw. unzureichend genutztem Land
- Ausweitung der Infrastruktur der Wirtschaftsproduktion
- Stabilität und Fortschritt für die junge Nation
- Umgestaltung des Landwirtschaftssystems nach sozialistischen Prinzipien (in Anlehnung an den propagierten „Marxismus-Lenismus“ der ZANU-PF)9
„Das Resettlement-Programm bewegt sich in einem Spannungsverhältnis zwischen den Zielen einer‚fairen‘ Landverteilung, der Entwicklung des afrikanischen Bauernsektors, derSchaffung von Einkommen für eine wachsende Zahl von Land- und Arbeitsloser und demErhalt der politischen Legitimation der zimbabweschen Regierung einerseits undgesamtwirtschaftlichen Notwendigkeiten wie Erhaltung und Steigerung der Nahrungsmittel -und der landwirtschaftlichen Exportproduktion, die ihrerseits nicht unwesentlicheBedingungen der Gesamtentwicklung sind, andererseits“.10
Da die Rückgewinnung der „lost lands“ der afrikanischen Bevölkerung als Motivation im Unabhängigkeitskampf diente, wurde dieses Thema von der Regierung unter Mugabe benutzt„to stabilise the existing social relations“.11Der Plan war, bis 1985 162.000 Familien umzusiedeln. Die Zahl der tatsächlich Umgesiedelten war wesentlich geringer:
„By 1988, the government had resettled approximately 42.000 families on approximately 2,6million hectares of land. By the end of 1990, the number of families resettled had risen byonly 10.000 to a figure of 52.000; (...)“12
„The National Plans, therefore, may be read as essentially ideological statements from the regime detailing what it would like to do, not as blueprints outlining what in fact was actually going to do.“13
5.3„Land Acquisition Act“- Die Landreform schläft ein (1985)
„This provision gave the government substantial control over land supply and may have hadan effect on the price of land.“14
Obwohl es von nun an Pflicht war, das Land zuerst der Regierung zum Kauf anzubieten, zeigte diese kaum Interesse. Von 1986-89 wurden Angebote über 1,15 Millionen ha (von insgesamt 1,7 Millionen ha) abgelehnt. Zur gleichen Zeit landete eine große Anzahl von Farmen in den Händen der (Regierungs-)Elite.
5.4 Schuldenproblematik - Strukturanpassungsprogramme des IWF
Auf Grund der Aufnahme von großen Geldbeträgen zu marktüblichen Zinsen zu Beginn der 1980er-Jahre zur Finanzierung von Landeinkauf und Ausgaben im Sozialbereich - vor dem Hintergrund einer Dürre, internationaler Rezession und einem Anstieg der Landpreise - kam es zur Anhäufung einer Auslandsschuld. Diese sollte reduziert werden. Als das bedeutendste Strukturanpassungsprogramm des IWF und der Weltbank bezüglich Zimbabwe kann das „Economic Structural Adjustment Programm“ (kurz ESAP) von 1991 gesehen werden. Mit diesem Programm rückte die Regierung unter Mugabe nun völlig von dem Konzept des Marxismus-Lenismus ab. Die negativen sozialen Folgen für die Masse der Bevölkerung können am besten mit der Umdeutung der Abkürzung ESAP in „Extensive Suffering for African People“ beschrieben werden: Durch die vorrangigen Ziele der Schuldenreduktion, der Liberalisierung des Handels, der Förderungen von Export und Investment sowie der Privatisierungen, blieb der soziale Sektor vernachlässigt beziehungsweise wurde abgebaut.
„The adjustment programme, which began in 1991, entails the abolition of controls over prices and wages. (...) Trade barriers and protection for local industrie are being removed. The programme means that 10.000 civil servants and perhaps 20.000 workers in the private sector will lose their jobs. There are plans to reintroduce payments for health services, and, since January 1992, urban primary schools have been charging a minimum of Z$ 60 (₤6.60) a year for children of parents earning less than Z$400 (₤44.40) a month, while secondary school fees have been increased by 150 per cent. (...) The value of the currency dropped by 50 per cent between August and November 1991, which (at one stroke) reduced the average annual income from more than₤343 to about₤200; on the top of this, inflation rose to 30 per cent.“15
Auswirkungen waren unter anderem die Verringerung der Industrieproduktion (von 6% jährlich auf 2%), steigende Arbeitslosigkeit (zwischen 1990 und 1994 von 37 % auf 45%; Stand 2002: 70%) und eine Lebensmittelkrise, die das Land zu Importen zwang.
„However, in 1990-91 the IMF and the World Bank put heavy pressure on the Zimbabwean government to sell off ist‚uneconomic‘state-run institutions, or to reduce investment in them. (...) As a result, one year later, Zimbabwe found itself having to import, at enormous cost, (...).“16
5.5 Wahlen 1990: Die Landreform wird wieder zum Thema
Die 90er Jahre sind gekennzeichnet durch ein Abrücken vom Marxismus - Leninismus und eine neue Wirtschaftspolitik des freien Marktes. 4.400 weiße Farmer besaßen noch immer 32% des Landes, während 1 Million schwarzer Bauern sich mit 38% begnügen musste.
„Our people witnessed 90 years of oppression in order to allow capital and free marketforces to hold sway. There was unemployment - there still is. There was hunger, starvationand deprivation, and there still is.“17
Auf Grund dieser augenscheinlichen Ungerechtigkeiten und eines drohenden Legitimationsverlustes Mugabes, wird das Thema „Landreform“ vor den Parlamentswahlen 1990 wieder aufgegriffen. Landreform sollte als Mittel zur politischen Stabilisierung dienen. Mugabe betonte einmal mehr, dass eine Landreform von immenser Bedeutung sei und aus diesem Grund schnell umgesetzt werden müsse:
„If it is argued that the fact of conquest and defeat can transfer title, and actually did transfer such title, in 1893 and 1897 and thereafter, then it can similarly be argued that the fact of their defeat by us in 1980 has the equivalent effect of re-transferring the land title to the Blacks. Perhaps this is how we should have argued our case and acted. We have been far too decent. If White settlers just took the land from us without paying for it, we can, in a similar way, just take it from them without paying for it, or entertaining any ideas of legality and constitutionality. Perhaps our weadness has been that we have tried to act morally and legally, when they acted immorally and illegally.“18
Ziele der Landreform in den 1990er Jahren waren:
- Sicherheit im Landbesitz
- besserer Zugang zu Finanzierungen
- größere Effizienz in der Landnutzung
Obwohl die Vereinbarungen der „Lancaster House Conference“ nicht mehr gültig waren, kam es zu weit weniger Umsiedlungen als in den 80er Jahren:
„Auch wenn die Zahlen nicht in allen Quellenübereinstimmen, kann angenommen werden, dass in der ersten Dekade nach der Unabhängigkeit rund 52.000 Familien umgesiedelt wurden.“19
„Bis 1996 wuchs die Zahl der umgesiedelten Familien lediglich auf 71.000 Familien an.“20
Aus den Wahlen 1990 ging die vereinte ZANU-PF (der Zusammenschluss mit der ZAPU wurde 1987 besiegelt) als Gewinner hervor: 116 der 120 Parlamentssitze.
5.6 Neuer„Land Acquisition Act“(1992)
Um die Landreform zu beschleunigen, wurde 1992 ein neuer „Land Acquisition Act“ eingeführt. Er beinhaltete Artikel, die den Präsidenten des Landes berechtigen, jedweiliges Land anzukaufen - selbst gegen den Willen der Eigentümer -, wenn dies im öffentlichen Interesse geschieht. Weiters wurden Kriterien für die Kennzeichnung des Landes festgelegt:
Unternutzung von Land („underutilisation“), Mehrfachbesitz von Farmen („multiple ownership“) sowie Abwesenheit des Farmers („absence landlordism“). „According to the Act the selection of beneficiaries of land redistribution should be made ongrounds of economic growth rather than on social grounds as it was done in the past.“21„Over 70 farms, mostly owned by whites, hab been designated. Twenty seven of these were to be taken against their owners´will.“22
Dieses Gesetz löste eine Welle des Protestes unter Farmerorganisationen, Oppositionspolitikern und ausländischen Investoren aus. Sie meinten, dass es falsch sei, die Ungerechtigkeiten der Kolonial- und Minderheitenregierung durch eine Einschränkung der Eigentumsrechte von Farmen berichtigen zu wollen. Mugabe konterte mit der noch immer vorhandenen ungerechten Verteilung von Land zuungunsten der schwarzen Mehrheit.
5.7 Seit 1997: Aggressivere Landpolitik?
Als Schritt in Richtung einer aggressiveren Landpolitik wurden 1997 1471 Farmen zur Enteignung gekennzeichnet, 42% von ihnen wurden innerhalb kurzer Zeit wieder von der Liste gestrichen. Hauptgrund: Indigenisierung. Der internationale Druck stieg. Seit 1997/98 hat es 15 größere Farmbesetzungen gegeben (Stand: 2000). Verschärft hat sich die Lage, als die Regierung unter Mugabe 2000 begann, alle zwei Wochen Hunderte Farmen zu konfiszieren.
„Jetzt werden wir uns nehmen, was dem Volk vor hundert Jahren gestohlen wurde - koste es,was es wolle!“23
Das hat dazu geführt, dass in den letzten Monaten 350 Farmen geschlossen wurden, sowie weitere 450 aufgrund der Landbesetzungen nur teilweise produzieren können. Im März 2001 erklärte Mugabe die Farmbesetzungen durch sogenannte „squatter“ zu „peaceful demonstrations“ und verbot jegliches Einschreiten der Polizei. Diese „squatter“ spielen seit der Unabhängigkeit 1980 eine bedeutende Rolle:
„Die Squatter-Krise ist einerseits ein Hindernis auch für das Vorankommen des Resettlement- Programms. Sie ist andererseits Ausdruck der großen Kluft zwischen den Erwartungen der afrikanischen Bevölkerung und der eingeschränkten Landumverteilung, und die‚grass-roots rebellion‘ist die einige soziale Kraft, die die Landreformpolitik der Regierung durch wirklichen Druck vorantreibt. Afrikanischen Bauern und Squattern gegenüber stehen Gruppen, die in die Gegenrichtung arbeiten: weiße und schwarze Besitzer von kommerziellem Farmland.“24
5.8 Die Landreformdebatte: Pro- & Contraargumente
Bevor auf die Kernthemen beziehungsweise Hauptargumente der Landreformdebatte eingegangen werden kann, müssen Befürworter und Gegner definiert werden: Unter den Gegnern befinden sich die „Commercial Farmers Union“ (CFU), die bedeutendste Oppositionspartei „Movement for Democratic Change“ (MDC) unter Morgan Tsvangirai, die „Catholic Commission for Justice and Peace“ und Teile der Medien in Zimbabwe selbst, sowie die britische Regierung und westlichen Medien.
„Unserer Meinung nach wäre es der beste Weg, eine unabhängige Kommission einzusetzen, die zuerst feststellt, welches Land verteilt werden soll und wer es benötigt, und die Platz für die Landlosen schafft, aber zugleich die Basis der industriellen Landwirtschaft nicht gefährdet.“25
Die Befürworter zu definieren ist schwieriger, da ein Großteil der Regierungsmitglieder ebenfalls von Enteignungen betroffen wären und somit eher eine Verschleppung als eine raschere Vollziehung der Landreform wollen. Allerdings ist dieses Thema vor allem unter der armen ländlichen Bevölkerung sehr populär, weswegen es vor Wahlen immer wieder aufgegriffen wird. Tatsache ist, dass der „hunger for land“ als Antriebskraft beziehungsweise als Motivation im Kampf für die Unabhängigkeit diente. Auch in den aktuellen Farmbesetzungen spielen Kriegsveteranen eine nicht unbedeutende Rolle.
Die wesentlichsten Argumente in der Landreformdebatte wären:
- Landwirtschaft kann die wachsende Zahl der Arbeitslosen auffangen. Die Jugend will aber kein Land, sondern Jobs.
- Eine rationalere und effizientere Landnutzung wäre die Folge.
Es würde zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation kommen. Das führt zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, was wiederum eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Schwarzen und Weißen sowie der Sicherheitslage im Land bedeuten würde.
- Endlich wäre eine faire Verteilung des Landes zwischen Schwarzen und Weißen gegeben. Politische und wirtschaftliche Instabilität wäre die Folge, was zu einer Auswanderung weißer Farmer und somit zu einem Verlust von Know-how und einem Vertrauensverlust ausländischer Investoren führt.26
5.9 Was die Landreform hemmte ...
- Vereinbarungen des „Lancaster House Agreement“: Die zehnjährige Eigentumssicherung für weiße Farmer schränkte die Möglichkeiten der Durchführung einer Landreform vor allem in der ersten Dekade massiv ein.
- mangelnde Kooperation der kommerziellen Farmer; Mangel an verfügbarem Land
- Landbesetzungen durch „squatter“
Diese drei Punkte waren bzw. sind Hauptargumente der zimbabwanischen Regierung. Sie zielen darauf ab, die unpopulären Verzögerungen in der Landreform zu legitimieren - ob sie nun belegt werden können oder nicht.
- Mangel an Arbeitsgeräten und finanzieller Unterstützung:
Wenn die Effizienz der Produktion der umgesiedelten Kleinbauern kritisiert wird, wird zumeist nicht in Betracht gezogen, dass ihnen keinerlei Ausrüstung, vor allem in Bezug auf Arbeitsgeräte, zur Verfügung gestellt wurde.
Bezüglich der finanziellen Unterstützung ist zu sagen, dass über 70 % der
Landumsiedelungsprogramme mit ausländischer Hilfe finanziert wurden. Dadurch ist eine enorme Abhängigkeit von internationalen Investoren gegeben.
„Eine Rolle als Hindernis einer Einkommensverteilung spielen dabei allerdings auch - (...) - die starke Außenorientierung der zimbabweschen Wirtschaft und die wirtschaftspolitische Orientierung der Regierung, die auf schnelles Exportwachstum und ausländische Investoren setzt.“27
- Migrationsverbot und Aberkennung der Landrechte in den „Communal Areas“:
Jene, die einen Arbeitsplatz im formellen Sektor haben, werden bezüglich Umsiedelungen nicht berücksichtigt. Das Problem hierbei ist, dass die meisten Arbeitsmigranten nur durch die Kombination von Arbeit auf dem Land und in der Stadt überleben können. Und immerhin 85% des Landes im Besitz von Migranten wurde produktiv genutzt.
Da es in Gebieten der „Resettlement Areas“ (jene Gebiete, in die umgesiedelt wird) nur zeitlich begrenzte Nutzungsgenehmigungen gibt, versuchen viele, ihr Land in den „Communal Areas“ zu behalten. Somit tragen die RAs nicht zur Entlastung der CAs bei.28
- Indigenisierung:
Da die Indigenisierung des kommerziellen Sektors anscheinend von großer Bedeutung ist, werden so gut wie keine schwarzen Farmer enteignet. Dadurch findet keine Umschichtung von reich nach arm, sondern eine von weiß nach schwarz statt.
„After Mugabe won the presidential election in March(1995),he promised that he would transfer land to the landless peasants, even if it meant confiscating white owned farms. He also said that he would force through black economic empowerment (indigenisation).“29
- Lobbying: z.B.: „Commercial Farmers Union“ (CFU)
Die aktivste und bedeutendste Lobby in Zimbabwe ist die CFU. Seit 1980 gehören ihr auch 500-700 schwarze Mitglieder an. Einmal pro Jahr finden Versammlungen mit der Regierung statt, in denen die Preise für landwirtschaftliche Produkte und das Lohnniveau in diesem Bereich festgelegt werden. Außerdem werden ihnen Verbindungen zu internationalen Investoren nachgesagt:
„... the white farmers may have powerful allies in the bilateral donors, the IMF, and theWorld Bank, both of whom are concerned that expropriation of land will irreparably threaten investor confidence in Zimbabwe.“30
Bezeichnend waren auch die Wahlen von 1990: Während sich weiße Politiker offiziell nicht mehr an politischem Prozess beteiligten, waren die Repräsentanten der weißen Interessen - betreffend „policy inputs“ - mächtiger als die ZANU-PF selbst.
6. Schlusswort
Wie in dieser Arbeit versucht wurde darzustellen, dominiert die sogenannte „Landreformdebatte“ nach wie vor die Politik in Zimbabwe. Wie Robert Mugabe 1980 bemerkte:
„We can never have peace in this country unless the peasant population is satisfied inrelation to the land issue.“31
Tatsache ist, dass es trotz vieler Versprechungen nie zu einer wirklichen Landreform gekommen ist, die an den Besitzverhältnissen im Land grundlegend etwas geändert hätte. Das mag einerseits an den oben erwähnten Punkten - wie zum Beispiel fehlende finanzielle Mittel oder Belastungen aus der Vergangenheit - liegen, andererseits muss aber bemerkt werden, dass sich in Zimbabwe eine neue Führungsschicht um Robert Mugabe gebildet hat, die durch eine radikale Landreform genauso viel verlieren würde wie die weißen Siedler. Somit bleibt dieses Thema vor allem in Wahlkampfzeiten relevant, in denen kämpferische Töne angeschlagen werden, denen dann zumeist kaum bis keine Taten folgen.
Vergessen bleiben darf in diesem Zusammenhang auch nicht die Rolle der westlichen Länder (mit den dazugehörenden Medien), die jeglichen Angriff auf die Besitzrechte der weißen Siedler als einen Angriff auf die Grundfreiheiten der Menschheit werten, und durch vor allem finanziellen Druck auch progressive Maßnahmen schon im Keim ersticken.
„Il est évident que les nouveaux rapports de classes, dans un contexte de confiance renouveleé par un climat favorable aux investissements du Capital privé et local, continueront à être au centre des contradictions entre les objectives à long terme de la politique agraire et l´enracinement du capitalisme.“32
Es hat somit zwar teilweise eine Umverteilung von Land von weiß nach schwarz, aber keineswegs eine von reich nach arm stattgefunden.
7. Literatur
7.1 Bücher
ENGLERT Brigitte 2001: Die Geschichte der Enteignungen. Landpolitik und Landreform in Zimbabwe 1890-2000.
LIT Verlag, Hamburg
HERBST Jeffrey 1992: The dilemmas of land policy in Zimbabwe.
in: Simon Baynham 1992: Zimbabwe in transition. Almqvist & Witsell International, Stockholm, S.129-147
MOYO Sam 1991: La question agraire.
in: Ibbo Mandoza 1991: Zimbabwe. Économie politique de la transition (1980-1986). Codresia, B.P., Dakar, Sénégal, S.199-241
PALMER Robin/BIRCH Isobel 1992: Zimbabwe. A Land Divided. Oxfam, Oxford
REICHERT Christoph 1984: Das neue Zimbabwe. Gesellschaft im Übergang.
ISSA (Informationsstelle Südliches Afrika e.V.) wissenschaftliche Reihe 18, Bonn
SCHWARZ Maria 2002: Landreform in Zimbabwe. Historical Aspects and the Current Disastrous Situation.
in: Internationales Afrikaforum 1/2002, 38.Jahrgang. Weltforum Verlag, S.63-72
THSUMA Lawrence 1997: A matter of (in)justice: law, state and the agrarian question in Zimbabwe.
SAPES (Southern African Political Economy Series) Books, Harare
New African Yearbook 2001, IC Publications Ltd
Südwind-Magazin, Nr.6 juni 2000 sowie Nr.11 November 2001
7.1 Internetquellen
CNN Europa: http://europe.cnn.com
Mapquest: http://www.mapquest.com/
Confederation of Zimbabwe Industries: http://www.czi.org.zw
Central Intelligence Agency: http://www.cia.gov
[...]
1Quelle: www.mapquest.com (besucht am 31.05.2002)
2Quelle: http://www.czi.org.zw/assets/auto_generated_images/img_2b2d6768.gif (besucht am 01.06.2002)
3Quelle: www.cia.gov (besucht am 31.05.2002)
4Birgit Englert 2001, S.53
5Jeffrey Herbst 1992, S.129
6Maria Schwarz 2002, S.65
7Lawrence Tshuma 1997, S.43
8Birgit Englert 2001, S.92
9Vgl. Birgit Englert 2001, S.92f
10Christoph Reichert 1984, S.263
11Lawrence Tshuma 1997, S.72
12Jeffrey Herbst 1992, S.133
13Jeffrey Herbst 1992, S.134
14Jeffrey Herbst 1992, S.139
15Robin Palmer/Isobel Birch 1992, S.44/45
16Robin Palmer/Isobel Birch 1992, S.45
17Paul Themba Nyathi 1991, in: Robin Palmer/Isobel Birch 1992, S.44
18Robert Mugabe, in: Birgit Englert 2001, S.151
19Birgit Englert 2001, S.99
20Birgit Englert 2001, S.100
21Internationales Afrikaforum 1/2002, S.66
22New African Yearbook 2001, S.576
23Robert Mugabe, in: Südwind-Magazin Nr.6, Juni 2000, S.21
24Christoph Reichert 1984, S.283f
25Morgan Tsvangirai, in: Südwind-Magazin Nr.11, November 2001, S.17
26Vgl. Birgit Englert 2001, S.11ff
27Christoph Reichert 1984, S.348f
28Vgl. Birgit Englert 2001, S.132
29New African Yearbook 2001, S.582
30Jeffrey Herbst 1992, S.145
31Robert Mugabe 1980, in: Jeffrey Herbst 1992, S.131
32Sam Moyo 1991, S.238f
- Citation du texte
- Philipp Rümmele (Auteur), 2002, Zimbabwe: Landpolitik und Landreform, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106762
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