Gliederung:
- Ursprung und Merkmale des Nihilismus
- Beleg dieser Merkmale
+ Franz Kafka - „Heimkehr“
+ Franz Kafka - „Kleine Fabel“
+ Helmut Arntzen - „Warum wehrt...“
(+ kurze Zusammenfassung)
- Quellenangabe
Ursprung und Merkmale des Nihilismus
Der Nihilismus (lat. „nihil“ = „nichts“) ist keine bestimmte Epoche als viel mehr eine Philosophie die stark mit einem Lebensgefühl verknüpft ist. Der Begriff wurde jedoch besonders von Nietzsche zu Beginn des 20. Jahrhunderts geprägt.
Aus dem zuvor erwähnten Lebensgefühl resultiert ein völlig eigener Stil, der alles in der Schwebe lässt. Das bedeutet, dass zwar viele Fragen aufgeworfen werden, diese doch zum Großteil nicht beantwortet werden.
Bereits im Zen-Buddhismus sind nihilistische Merkmale zu finden, in der Unentscheidbarkeit und der Unfähigkeit zur Erkenntnis. Das zeichnet sich aus durch das ewige Meditieren über Fragen und Gedanken. Es werden keine Erkenntnisse sondern neue Bewusstseinsstufen gewonnen. Erkenntnis ist für Anhänger dieser Religion gleichbedeutend mit der Auflösung des eigenen Ichs. Typische Fragestellungen sind daher „Wie klingt das Klatschen mit nur einer Hand?“ oder auch „Wie klingt ein umstürzender Baum, wenn niemand da ist, es zu hören?“.
Allgemein kann jedoch zusammengefasst werden, dass nihilistische Denkweisen vor allem in Zeiten von Umbrüchen oder allgemeiner Unzufriedenheit auftreten.
Die Auswirkungen der Pest, die zwischen 1280 und 1350 in drei Wellen nach Europa kam, hatte Einfluss auf das Denken der folgenden 200 bis 300 Jahre. Die Menschen waren nicht mehr so ausgelassen und fröhlich, sondern viel ernster als vor der Pest.
Literarische Zeugnisse bestätigen dies ebenfalls, z.B. von Petrarca, dessen Werke nihilistische Merkmale im Wechselspiel mit existenzialistischen (Existenzialismus: eine von J.P. Sartre ausgehende Weltanschauung, die auf der Überzeugung der Freiheit und der unausweichlichen Diesseitigkeit des menschlichen Daseins beruht) aufzeigen.
Zeitgleich trat eine Hinwendung zum Mystizismus und zu apokalyptischen Visionen auf. Auch das ist nihilistisch, da es sich um die Vision der Zerstörung des Seins handelt.
Diese Zeit führte die Menschen zu einer Verstärkten Zuwendung zum christlich- abendländischen Glaubens, denn schließlich wurden sie mit dem Tod versöhnt.
Zwischen 1618 und 1648 fand der 30jährige Krieg in Deutschland statt. In dem stark nihilistischen Gedichtzyklus „Fewrige Freystadt“ beschreibt der Autor Andreas Gryphius mittels einer fiktiven Stadt namens „Freystadt“ den Untergang vieler Städte, die dem Krieg zum Opfer gefallen sind.
Als weiteren großen Umbruch lässt sich die Zeit zwischen 1850 und 1925 bezeichnen.
Die Industrialisierung brachte die Auflösung der bäuerlichen Großfamilien mit sich. Viele ehemalige Bauern wanderten in die Städte um in den Industrien mehr bzw. gesicherteres Geld zu verdienen als bisher. Dadurch entstanden, um ein Beispiel für die Entfremdung des bisher gewohnten Lebensumfelds zu nennen, Wohnhäuser, in denen auf engem Raum viele verschiedene Familien mit maximal zwei Generationen lebten, anstatt dass wie bisher drei Generationen der gleichen Familie in einem Haus wohnten. Weiterhin wurden bisher geltende Vorstellungen in vielen Bereichen durch neue Erkenntnisse oder Theorien abgelöst, z.B. durch Darwin und Haeckel in der Biologie, durch Cantor in der Mathematik und Planck sowie Einstein in der Physik.
Alte Denkweisen stellten sich als ungeeignet oder unrealistisch dar, Neuerungen waren jedoch noch nicht etabliert, so lebten die Bürger in einer lange währenden Ungewissheit.
Weiterhin zeigte sich ab ca. 1900 immer deutlicher, dass sich ein Krieg anbahnen würde, beispielsweise wurde das Militär immer weiter ausgebaut und die wirtschaftlichen Produktionen deuteten auch eine militärische Auseinandersetzung, also Krieg, an.
Als der erste Weltkrieg dann 1918 vorbei war, herrschte große Verzweiflung, da der Krieg verloren ward und die deutsche und österreichische Politik in ein großes Chaos gestürzt hat.
Deutscher und Österreichischer Kaiser mussten abdanken und ein neues System musste erst entwickelt werden.
Aus diesen Unsicherheiten resultierte jeweils der Nihilismus.
Alles wird in Frage gestellt, Antworten werden jedoch nicht gegeben. Die Existenz wird verneint bzw. ebenso in Frage gestellt, ebenso jegliche Erkenntnisse.
Auch drückt der Nihilismus Unzufriedenheit aus, wie es am Beispiel der „Kleinen Fabel“ Kafkas (Analyse erfolgt später) deutlich wird.
Auch in heutiger Zeit ist der nihilistische Schreibstil vor allem bei jungen Autoren üblich, die ihren eigenen Platz in der Welt noch nicht gefunden haben und die im Glauben sind, das Leben sei nichts oder nur wenig wert.
Statt Suizid zu begehen drücken sie ihren Kummer und Weltschmerz in Literatur aus, indem sie sämtliche ihrer Werke auf sich selbst beziehen und nur selten in der Lage sind, sich davon zu lösen.
Beleg nihilistischer Merkmale an drei Fabeln bzw. Parabeln
a) Franz Kafka - „Heimkehr“
Ich bin zurückgekehrt, ich habe den Flur durchschritten und blicke mich um. Es ist meines Vaters alter Hof. Die Pfütze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Gerät, ineinanderverfahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem Geländer. Ein zerrissenes Tuch, einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt sich im Wind. Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter der Tür der Küche? Rauch kommt aus dem Schornstein, der Kaffee zum Abendessen wird gekocht. Ist dir heimlich, fühlst du dich zu Hause? Ich weißes nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht Stück neben Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte. Was kann ich ihnen nützen, was bin ich ihnen und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und ich wage nicht, an der Küchentür zu klopfen, nur von der Ferne horche ich stehend, nicht so, daßich als Horcher überrascht werden könnte. Und weil ich von der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur einen leichten Uhrenschlag höre ich oder glaube ihn vielleicht nur zu hören, herüber aus den Kindertagen. Was sonst in der Küche geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, das sie vor mir wahren. Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man. Wie wäre es, wenn jetzt jemand die Tür öffnete und mich etwas fragte. Wäre ich dann nicht selbst wie einer, der sein Geheimnis wahren will.
(Max Brod veröffentlichte 1920 den Text, nachdem er ihn mit einer Überschrift versehen hatte.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Franz Kafka beschreibt in seiner Parabel „Heimkehr“ eine alltägliche Situation, in der ein Mann wie jeden Tag von der Arbeit nach Hause kommt. Die Bezeichnung als Parabel resultiert daraus, dass ein Sachverhalt anhand eines konkreten Beispiels aufgezeigt wird. Deutlich wird dies bei Kafka dadurch, dass er am Beginn der „Heimkehr“ einen Ich-Erzähler verwendet und ab Zeile 27 das verallgemeinernde „man“ benutzt.
Des Weiteren wird nicht das Nachdenken über das eigentlich und eingangs Erzählte bezweckt sondern über das daraus resultierende, das sich jedoch zu dem zu Beginn Beschriebenen ähnlich verhält.
Der Sohn eines Landwirtes, der seit langem endlich wieder nach Hause kommt, steht im Flur des väterlichen Hauses, kann sich jedoch nicht dazu überwinden, an die Küchentür zu klopfen, hinter der sich anscheinend die Familie versammelt hat (vgl. Z.1 und Z.10).
Der Ich-Erzähler befindet sich in einer psychischen Krise, die durch den Rückblick deutlich wird, den er gibt. Obwohl er zu Hause ist, was durch seine Erkenntnis deutlich wird, dass es „meines Vaters alter Hof“(Z. 2f.) ist, kommt in ihm kein heimisches Gefühl auf. Er erinnert sich an seine Kindheit, als er das „im Spiel um eine Stange gewunden[e Tuch]“ (Z. 7f.) erblickt.
Dies jedoch reicht nicht aus, ihn zum Eintreten zu motivieren. Die zu beginn noch beruhigende Feststellung wird relativiert. „Altes, unbrauchbares Gerät, ineinanderverfahren verstellt den Weg zur Bodentreppe“ (Z. 4 - 6) ebenso wie ihm sein Zögern den Weg zur Familie verstellt. Alle Beschreibungen der Außenwelt des Erzählers geben Hinweise auf dessen Innenwelt. Diese ist geprägt von Angst vor einer altbekannten Umgebung, einem Umfeld, in dem er aufgewachsen ist und lange Zeit gelebt hat.
Widergespiegelt wird diese Unsicherheit durch die Fragen, wer ihn „empfangen“ wird oder wer „hinter der Tür [auf ihn] wartet“ (Z. 9f.).
Seine Unsicherheit manifestiert sich in der Frage „Ist dir heimlich, fühlst du dich zu Hause?“(Z.12) Sie impliziert den Zweifel an der Heimlichkeit, da er zwei Mal in der gleichen Frage denselben Sachverhalt anspricht.
Die Umgebung wirkt befremdlich auf den Landwirts- Sohn, denn „kalt steht Stück neben Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte“ (Z. 14 - 17). Die Erwähnung der mittlerweile unbekannten Angelegenheiten zeigt ebenso die Entfremdung von der Familie wie die Kälte die Raumentfremdung zeigt. Weiterhin wirkt das Umfeld inzwischen sogar bedrohlich, so „lauert“ die Katze auf dem Geländer (Z. 6).
Diese Unsicherheiten bilden zusammen die Barriere des Ich-Erzählers. Ihm ist zwar klar, dass sein Zögern ihn nur noch mehr entfremdet, was er als einen allgemeinen Sachverhalt in dem Satz „Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man.“(Z. 28f.) darstellt, und ihm ist auch klar, dass er sich schon stark entfremdet hat, weshalb er „nur von der Ferne [horcht]“ (Z. 21f.), aber ihm fehlt das nötige Selbstvertrauen, seiner Familie entgegenzutreten. Statt dem Versagen in der Rolle des alten Landwirtssohn ein Gelingen in einer neuen Rolle entgegenzusetzen, verharrt er vor der Tür umhüllt von Erinnerungen an die Vergangenheit und an die Kindheit, die ein Handeln in der Gegenwart unmöglich machen.
Durch das Betreten der Küche wäre der IchErzähler in der Lage, ein neues Leben zu beginnen, doch auf Grund seiner psychischen Konstitution bleibt dieser Grenzüberschritt aus.
Diese Unfähigkeit resultierend aus der eigenen Unsicherheit ist bei Franz Kafkas 1920 erschienener Parabel „Heimkehr“ charakteristisches Merkmal für den Nihilismus.
Weiterhin lassen sich zwischen der psychischen Verfassung des Ich-Erzählers und der des Autors viele Parallelen ziehen. Ein tiefsitzendes Minderwertigkeitsgefühl prägten Kafkas Leben ebenso wie Angst und Unsicherheit. Sie waren typisch für Kafkas Psyche. Franz Kafkas Vater Hermann Kafka war ein erfolgreicher Kaufmann, der in seinem Sohn einen eben solchen sehen wollte.
Franz Kafka verinnerlichte zwar diesen Anspruch, konnte ihn jedoch nie erfüllen, weswegen er mit Schuldgefühlen beladen war, die die Entfremdung von seiner Familie verursachten.
Als Kind wurde ihm keine Nähe seiner Mutter zuteil, da sie ganztägig in einem Geschäft arbeitete. Von seinem Vater fühlte er sich ausgeschlossen, da sein eigener Charakter sehr kontrastreich zu dem seines Vaters war.
Genau wie in „Heimkehr“ sind es frühkindliche Erfahrungen, die Kafka bzw. den Ich-Erzähler daran hindern, die Entfremdung von der Familie zu überwinden und einen Neuanfang zu wagen. In seinem Tagebuch behauptete er 1922, sein ganzes Leben hätte aus dieser Verweigerung bestanden: „Mein Leben ist das Zögern vor der Geburt". Gemeint ist mit der Geburt der Beginn einer neuen Lebensweise, die zu einem neuen Leben führen sollte. Für dieses Leben war es jedoch bereits zu spät, da Kafka zwei Jahre später im Jahre 1924 starb.
b) Franz Kafka: Kleine Fabel
»Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.«- »Du musst nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraßsie. (entstanden 1920; veröffentlicht 1931)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In der Überschrift der „Kleinen Fabel“ Kafkas ist von einer Fabel die Rede. Auch dieser Text wurde erst später von Max Brod veröffentlicht, nachdem er mit einem Titel versehen wurde.
Es treten zwei Tiere auf als Spieler und Gegenspieler. Daraus erfolgt ein antithetischer Aufbau. Ohne irgendwelche vorherigen Erklärungen setzt die Handlung sofort ein und wird hauptsächlich durch den Dialog getragen. Der Text enthält eine Lehre, die auch häufig zur Pointe wird. Das Bildhafte hat dabei den Sachverhalt bzw. die Lehre zu unterstützen, anstatt sie [die Lehre] wie bei einer Allegorie zu verschlüsseln. Diese Merkmale sind typisch für die Gattung der Fabeln, da über die Tiere bildhaft eine Moral vermittelt wird. Aus diesem Grund ist der von Brod gewählte Titel durchaus gerechtfertigt. Das Attribut „klein“ tritt dabei jedoch in den Hintergrund.
Fraglich bleibt bei der Definition jedoch, ob tatsächlich ein konkreter Fall stellvertretend für viele allgemeinere Fälle beschrieben ist, wie es Lessing es im 18. Jahrhundert erklärt. Das hieße jedoch, dass es auch allgemein als Moral-, Werte- und Ordnungsgefüge dient, welches einen zivilisatorischen Effekt ausüben sollte. Die Lehre der Katze jedoch erfüllt ausschließlich einen egoistischen Zweck, zumal sie aus einer katzenbestimmten Welt gezogen wird, die Mäusen keinen Raum lässt.
Dennoch ist dieser Text eher unüblich für eine Fabel, da er z.B. direkt mit einem Rückblick der Maus beginnt. Der Leser wird nicht über die Konfliktsituation informiert sondern über die Vergangenheit und Gegenwart der Maus, welche sich auch nicht an einen Gesprächspartner wendet, wie sonst üblich, sondern zu sich selbst spricht. Kennzeichnend für diese sind Angst, Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Diese Kennzeichnen sind jedoch aus Sichtweise der Maus durchaus verständlich, da sie sich immer bedrängt fühlt. Entweder durch die unüberblickbare Weite oder durch die immer schneller zusammeneilenden Wände (vgl. Z. 1 - 7).
Genauso wie die Maus monologisch spricht, tut es auch die Katze danach, da sie der Maus nicht einmal die Chance dazu gab, zu antworten. Ihr Äußerungen sind egoistisch, da sie nur ihr persönliches Fortschreiten garantieren. Ihr Opfer bekommt keine Gelegenheit, diesen Ratschlag anzuwenden, zumal es ohnehin in der Ecke gefangen ist.
Allein auf der Welt hat die Maus keinen Anhaltspunkt, in welche Richtung sie laufen könnte, d.h. wie sie sich verhalten müsste. Die durch ihr Wunschdenken projizierten Mauern bringen durch die Fixierung der Maus jedoch auch etwas Zerstörerisches mit sich, sie engen das Tier in seiner Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit ein.
Dennoch ist diese Projektion der Wände nur etwas subjektives, objektiv gesehen sind keine Mauern zu erkennen, da sie vom Bewusstsein der Maus aus deren Situation heraus geschaffen wurden.
Kafka kritisiert hier stark den Subjektivismus, der von den Menschen seit der Romantik verinnerlicht wurde. Dieser mutet zerstörerisch an, da er dem Bewusstsein keinen Raum mehr lässt, sich andere Meinungen zu bilden, um andere Entscheidungen zu treffen. Diese Form der Kritik ist im Stil des Nihilismus verfasst, da sich die Maus in keiner Situation auf Dauer zurecht findet. Ohne etwas Richtungsgebendes fehlte ihr der Mut, sich allein fortzubewegen, sich selbst Gedanken zu machen. Mit dem Erscheinen der führenden Mauern wusste sie, was sie als nächstes tun sollte, jedoch nahm diese Führung überhand und engte sie mehr und mehr ein. Letztendlich wurde sie dadurch zuletzt in die Vernichtung gestürzt.
c) Helmut Arntzen: [Warum wehrt ihr euch nicht...]
Warum wehrt ihr euch nicht, rief der Adler den Schafen zu, als er sah, wie der Wolf eins nach dem anderen riss.
Schafe, die sich gegen Wölfe wehren, sind gegen die Natur, schrie eines zurück und ließsich fressen. (1966)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dieser Text Arntzens erfüllt die Eigenschaften der Gattung Fabel, da wieder Tiere zur bildhaften Veranschaulichung eines speziellen, auf das Allgemeine anwendbaren, Sachverhaltes verwendet werden.
Der Leser mag bei der Lektüre dieser Fabel Unverständnis über die vom Schaf getroffene Aussage empfinden. Durch die Ironisierung der Traditionen, dass Schafe sich von Wölfen fressen lassen müssten, findet gleichzeitig eine Infragestellung derselben statt. Der Adler, selbst ein Raubtier, erkennt diesen Missstand und macht darauf aufmerksam. Da er nicht involviert ist, kann er aus der Luft die Situation gut überblicken und erkennt die Sinnlosigkeit daran, dass sich die Schafe ohne Gegenwehr von den Wölfen fressen lassen.
Auf das Allgemeine angewandt, könnte das bedeuten, dass zu starkes Festklammern an alten Regeln unweigerlich zur Selbstzerstörung führt. Und auch wenn diese Unsinnigkeit des Festhaltens von einer außenstehenden Person erkannt wird, bedeutet das nicht, dass diese in irgendeiner Form moralisch besser sei, ob nun als Opfer, das nicht seine Einstellung ändern will oder als Täter.
Zusammenfassend ist den behandelten Werken gemein, dass sie alle eine Änderung der Mentalität zugunsten einer neuen Lebenseinstellung verhindern. Dem Erzähler in Kafkas „Heimkehr“ steht sein eigenes Zögern und seine eigene Angst ebenso im Weg wie den Schafen und der Maus die altbewährten Traditionen und Regelungen. Auch sie scheinen Angst vor einem Neuanfang zu haben, so stürzen sie sich selbst ins Verderben.
2050 Wörter
Quellenangaben:
Bücher:
- Franz Kafka: Brief an den Vater. Fassung der Handschrift. (1999, Fischer-Verlag Frankfurt/M.)
- Joachim Unseld: Franz Kafka - ein Schriftstellerleben. Die Geschichte seiner Veröffentlichungen. (1984, Fischer-Verlag Frankfurt/M.)
- Franz Kafka: Das Urteil und andere Erzählungen (1952, Fischer-Verlag Frankfurt/M.)
- Franz Kafka: Tagebücher. Kritische Ausgabe (1990, S. Fischer, Frankfurt/M.)
- Franz Kafka: Nachgelassene Schriften und Fragmente I + II (1992, S. Fischer, Frankfurt/M.)
- Franz Kafka: Franz Kafka - Leben und Werk (1986, Klett Schulbuch)
- Max Brod: Der Meister (1981, Insel-Verlag Frankfurt/M.)
- Helmut Arntzen: Zur Sprache kommen (1983, Aschendorff-Verlag Münster)
- Helmut Arntzen: Literaturwissenschaft und Geschichtsphilosophie (in Auszügen; 1975 de- Gruyter-Verlag Berlin)
- Martin Heidegger: Metaphysik und Nihilismus Gesamtausgabe (1999, Klostermann Frankfurt/M.)
- Karl Heinz Bohrer: Ästhetische Negativität. Zum Problem des literarischen und philosophischen Nihilismus (1996, Hanser Belletristik)
- Federico Vercellone: Einführung in den Nihilismus (1998, W. Fink-Verlag München)
- Daisetsu Teitaro Suzuki: Die große Befreiung. Einführung in den Zen-Buddhismus (2001, O. W. Barth-Verlag München)
Internetquellen:
- http://land.heim.at/waldviertel/240628/existenzialismus.htm ·
- http://www.udoklinger.de/Fabeln/Gattung.htm
- http://www.hausarbeiten.de (Suche nach Nihilismus ergab eine nicht kopierbare Weiterleitung)
- Arbeit zitieren
- Kristina Rothe (Autor:in), 2002, Nihilismus. Ursprung und Merkmale einer Strömung sowie ihr Beleg anhand dreier Fabeln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106603
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