Ziel dieser Arbeit ist es, die persönliche und digitale Kommunikation hinsichtlich der Beziehungsqualität gegenüberzustellen. Des Weiteren wurde untersucht, ob die schriftliche digitale Kommunikation zu einem geeigneten dyadischen Coping führt.
Wie nützlich und förderlich sind diese digitalen Geräte für die Kommunikation von Paaren? Kann eine mobile Kommunikation sogar Konflikte zwischen Paaren reduzieren? Können Kurzmitteilungen die persönliche Interaktion zwischen Paaren wirklich ersetzen oder beeinträchtigen sie eher die Beziehungsqualität? Diese Fragen gilt es in der Arbeit zu klären, zudem die digitalen Kommunikationsprozesse immer mehr die persönlichen Interaktionen ersetzen.
Das Thema der Kommunikation in romantischen Beziehungen und Partnerschaftsqualität wurde schon vielfach wissenschaftlich erforscht. Dabei wurde der Einfluss der mobilen Kommunikation auf die Partnerschaftsqualität sowie auch auf die Konfliktbewältigung via mobile Geräte noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es bedarf deshalb weiterer Untersuchungen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, dass Stress in Beziehungen die Partnerschaftsqualität vermindert, geeignete Bewältigungsstrategien von Paaren den Stress aber abfedern können. Solche gemeinsamen Bewältigungsstrategien werden dyadisches Coping genannt und stellen einen Prädiktor für die Beziehungsqualität dar. Für die Konfliktbewältigung ist die richtige Kommunikationsweise daher von zentraler Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Theorie
2.1 Romantische Beziehungen
2.2 Begriffserklärung: Partnerschafts- bzw. Beziehungsqualität, Beziehungsstabilität, Beziehungszufriedenheit
2.2.1 Partnerschafts- bzw. Beziehungsqualität
2.2.2 Beziehungsstabilität
2.2.3 Partnerschaftszufriedenheit
2.3 Konflikte und Stress
2.3.1 Stress in Partnerschaften als dyadisches Phänomen
2.3.2 Dyadisches Coping
2.3.3 Formen des dyadischen Copings
2.3.4 Kaskadenmodell
2.3.5 Der Stressprozess in Partnerschaften
2.3.6 Forschungsstand Einfluss von Stress auf die Beziehungsqualität
2.3.7 Forschungsstand dyadisches Coping und Beziehungszufriedenheit
2.3.8 Zusammenfassung
2.4 Interpersonelle Kommunikation
2.4.1 Kanäle der nonverbalen Kommunikation
2.4.2 Modell der triadischen Balance
2.4.3 Fünf apokalyptische Reiter
2.4.4 Kritik
2.4.5 Empirische Befunde zur Kommunikation und Beziehungsqualität
2.4.6 Zusammenfassung
2.5 Computervermittelte Kommunikation
2.5.1 Theorien zur computervermittelten Kommunikation
2.5.2 Forschungsstand zur mobilen Kommunikation und Beziehungsqualität
2.5.3 Zusammenfassung
2.6 Fragestellungen und Hypothesen
3 Methode
3.1 Pretest
3.2 Stichprobenrekrutierung
3.3 Fragebogen und Operationalisierung der Variablen
3.3.1 Soziodemographische Daten
3.3.2 Partnerschaftsfragebogen
3.3.3 Dyadisches Coping Inventar
3.3.4 KOMQUAL
3.3.5 Kurzskala Positive Interaktion
3.3.6 Häufigkeit der wöchentlichen schriftlichen Kommunikation
3.4 Statistische Auswertungsmethoden
3.4.1 Reliabilitätsanalyse
3.4.2 Deskriptive statistische Verfahren
3.4.3 Statistische Verfahren der Hypothesen
4 Ergebnisse
4.1 Reliabilitätsanalyse der verwendeten Messinstrumente
4.2 Stichprobenbeschreibung und Ausschluss
4.3 Deskriptive Statistik der eingesetzten Fragebögen
4.4 Hypothesentestung
4.4.1 Hypothese 1, Hypothese 2.2 und Hypothese
4.4.2 Hypothese 2, Hypothese
5 Diskussion
5.1 Interpretation und Diskussion der Hypothesen
5.2 Stärken und Einschränkungen der Studie
5.3 Praktische Implikationen für die Forschung
5.4 Fazit und Ausblick
6 Anhang
7 Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
CMC Computer- mediated communication
CvK Computervermittelte Kommunikation
DAS Dyadic Adjustment Scale
DCI Dyadisches Coping Inventar
FtF Face to Face
KOMQUAL Fragebogen zur Erfassung der Kommunikationsqualität
MAT Marital Adjustment Test
MSI Marital Satisfaction Inventory
PFB Partnerschaftsfragebogen
PIV Positives Interaktionsverhalten
SIPT Social Information Processing Theory
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Abbildung 1. Der dyadische Stress- und Coping-Prozess
Abbildung 2: Soziodemographische Daten der Stichprobe
Abbildung 3: Glücklichkeitseinschätzung der Gesamtteilnehmer mit der Partnerschaft
Abbildung 4: Wöchentliche mobile Nutzung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1. Deskriptive Statistik der Subskalen des PFB
Tabelle 2. Interkorrelationen der eingesetzten Fragebögen
Tabelle 3. Mittelwerte, Standardabweichungen und Interkorrelationen der Variable
Tabelle 4. Regressionsanalyse für die Vorhersage der Beziehungsqualität
Tabelle 5. Mittelwerte, Standardabweichungen und Interkorrelationen der Variablen
Tabelle 6. Regressionsanalyse für die Vorhersage des dyadischen Copings
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich meiner Familie und Freunden danken, ohne die diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre.
Zuerst danke ich meinem tollen Ehemann, der viel Geduld und Verständnis für mich aufbrachte und mir immer Mut zusprach. Dieser musste nicht nur meine Launen ertragen, sondern mich auch in gewissen Phasen ermuntern weiterzumachen. Ich danke auch dir Jamie, dass du so ein großartiges Kind bist!
Ein Dank auch an meine restlichen Familienmitglieder und Freunde, die den Glauben an mich nie verloren haben. Ohne euch hätte ich es nie soweit geschafft. Eure Unterstützung ermöglichte es mir, trotz harter Rückschläge, meinen Traum als Psychologin tätig zu sein, zu erfüllen. Ohne eure Hilfe und Engagement wäre dies nie möglich gewesen. Insbesondere danke ich Angie, meiner besten Freundin, die mich in dieser schweren Zeit mit Rat und Tat mental aufbaute und das Potenzial in mir sah.
Mein letzter Dank geht an Wolfgang, der meine Arbeiten ohne Wenn und Aber lektorierte.
Abstract
Die Kommunikationsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Diese nehmen Einfluss auf zwischenmenschliche Beziehungen. Diese Arbeit untersuchte die digitale und persönliche Kommunikation sowie die Anwendung des dyadischen Copings hinsichtlich romantischer Beziehungen. Dabei wurde postuliert, dass positive persönliche Kommunikation, positives dyadisches Coping und wöchentliche positive digitale Kommunikation zu besserer Beziehungsqualität führt. Des Weiteren wurde untersucht, ob persönliche Kommunikation zu einem besseren zwischenmenschlichen Umgang mit einer Konfliktsituation führt als die mobile/digitale Kommunikation und ob es einen positiven Zusammenhang zwischen mobiler/digitaler Kommunikation und Konfliktbewältigung gibt. Hierfür wurden insgesamt 98 Teilnehmer1, die in einer Beziehung leben, für eine Fragebogenerhebung rekrutiert, der aus entnommenen Items von standardisierten Fragebögen bestand. Diese Untersuchung erfolgte dabei retrospektiv (vor der Corona Pandemie) und es wurden nur Teilnehmer, die seit mindestens zwei Jahren in einer Beziehung leben und zwischen 18 und 50 Jahren sind, eingeschlossen. Die Ergebnisse einer multiplen Regressionsanalyse zeigten, dass eine positive persönliche Kommunikation zu mehr Beziehungsqualität führt als positive digitale/mobile Kommunikation. Eine positive persönliche Kommunikation führt außerdem zu einer höheren Konfliktbewältigung als die digitale/mobile Kommunikation. Ein positives dyadisches Coping und eine digitale Kommunikation stehen im Zusammenhang mit mehr Beziehungsqualität. Eine wöchentliche positive mobile/digitale Kommunikation nimmt keinen Einfluss auf eine erhöhte Beziehungsqualität. Diese Ergebnisse stimmten teilweise mit anderen Forschungen überein. Es bedarf noch weiterer Untersuchungen hinsichtlich des persönlichen und digitalen Kommunikationsverhaltens auf den dyadischen Coping Prozess, sowie des, noch nicht ausreichend erforschten, Gebietes der digitalen Kommunikation auf die Beziehungsqualität. Limitationen und praktische Implikationen werden diskutiert.
Schlagworte: Beziehungsqualität, dyadisches Coping, Kommunikation, Computervermittelte Kommunikation
1 Einleitung
Eine gelungene Partnerschaft gehört für viele Menschen zum Glücklichsein dazu. So legen 50.92 % der deutschen Bewohner im Jahre 2020 einen großen Wert auf eine zufriedenstellende Beziehung (IfD Allensbach, zitiert nach de.statista.com, 2020).
In jeder Beziehung ist das Glück aber nicht ständiger Begleiter. Zu jeder Partnerschaft gehören hin und wieder Meinungsverschiedenheiten oder Konfliktgespräche. Aber fast jedes Paar kennt größeren Beziehungsstress, der mit verbalen, lauten Gefechten eskalieren kann. Damit wird die Partnerschaft auf eine Probe gestellt. Solche Konflikte lösen beim Paar nicht nur gegenseitigen Stress aus, sondern beeinträchtigen mit der Zeit auch die Beziehung (Bodenmann, 1995, 2000). Ein Streit kann aber auch die Beziehung stärken, wenn geeignete Kommunikationsstrategien angewendet werden (Bodenmann, 1995).
Paare unterscheiden sich stark darin, wie sie mit diesen Konflikten umgehen und speziell wie sie in Streitsituationen miteinander kommunizieren. Auch eine unzureichende oder fehlerhafte Kommunikation kann die Beziehungsqualität vermindern (Bodenmann, 2000; Gottman, 1994). So kann es vorkommen, dass eine Beziehung aufgrund einer negativen Kommunikation zu Ende geht (Bodenmann, 2000).
Die Kommunikationsart in zwischenmenschlichen Beziehungen hat sich aber in den letzten Jahren durch neue Technologien sehr verändert. Die rasante Verbreitung und Nutzung von digitalen Geräten wie Smartphones, Tablets, Computer etc. nehmen Einfluss auf unsere Kommunikation (Sittenthaler et al., 2017). Es gibt kaum noch Menschen, die ihren Alltag nicht mit technologischen Kommunikationsmitteln erleichtern (Sittenthaler et al., 2017). Sie spielen im beruflichen Alltag (z.B. Videokonferenzen via Skype, E-Mail-Verkehr mit Kunden) genauso eine große Rolle wie im privaten Bereich (z.B. SMS schreiben). Ein Leben ohne digitale Kommunikation ist kaum noch vorstellbar. In einer Umfrage in Deutschland (n = 983) zur Messenger Apps Nutzung, gaben 97 % der befragten an, WhatsApp als häufigstes Kommunikationsmittel zu nutzen und 47 % kommunizierten über den Facebook Messenger (Gruner & Jahr, 2019). Auch die Ergebnisse des Statista Global Consumer Survey (2020) stellten fest, dass 97 % der Befragten WhatsApp regelmäßig nutzen, gefolgt vom Facebook Messenger (51 %), Skype (15 %) und Snapchat (13 %) (Statista Global Consumer Survey, zitiert nach de.statista.com, 2020). Diese Zahlen machen deutlich, dass sich die Kommunikationsformen in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert haben, weshalb es wichtig ist, sich auf diese neuen Kommunikationsformen einzustellen.
Doch wie nützlich und förderlich sind diese digitalen Geräte für die Kommunikation von Paaren? Kann eine mobile Kommunikation sogar Konflikte zwischen Paaren reduzieren? Können Kurzmitteilungen die persönliche Interaktion zwischen Paaren wirklich ersetzen oder beeinträchtigen sie eher die Beziehungsqualität? Diese Fragen gilt es zu klären, zudem die digitalen Kommunikationsprozesse immer mehr die persönlichen Interaktionen ersetzen.
Das Thema der Kommunikation in romantischen Beziehungen und Partnerschaftsqualität wurde schon vielfach wissenschaftlich erforscht (z.B. Gottman, 1994, 1995, 1996). Dabei wurde der Einfluss der mobilen Kommunikation auf die Partnerschaftsqualität, sowie auch auf die Konfliktbewältigung via mobiler Geräte noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es bedarf deshalb weiterer Untersuchungen. Wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, dass Stress in Beziehungen die Partnerschaftsqualität vermindert, geeignete Bewältigungsstrategien von Paaren den Stress aber abfedern können (Bodenmann, 2000). Solche gemeinsamen Bewältigungsstrategien werden dyadisches Coping genannt und stellen einen Prädiktor für die Beziehungsqualität dar (Bodenmann, 1995b, 2000). Für die Konfliktbewältigung ist die richtige Kommunikationsweise daher von zentraler Bedeutung.
Die grundlegenden Fragen, die diese Masterthesis klären soll, sind demnach, inwiefern sich persönliche und schriftlich-digitale Kommunikation voneinander unterscheiden. Also ob eine tägliche mobile Kommunikation die Beziehungsqualität verbessern kann und ob mobile Kommunikation mittels dyadischen Copings die Konflikte zwischen Paaren reduzieren können.
Der Theorieteil dieser Arbeit behandelt die Themen der romantischen Beziehung, Partnerschaftsqualität und Stress bzw. Konflikte. Dabei werden das dyadische Coping und der Stressprozess in Beziehungen beschrieben. Es folgen eine Einführung in die interpersonelle Kommunikation, sowie deren fünf Kanäle und der Einfluss einer guten Kommunikation anhand des Modells der triadischen Balance und der apokalyptischen Reiter. Danach wird auf die elektronische Kommunikation sowie spezielle Modelle der digitalen Kommunikation eingegangen. Empirische Studien zu diesen Theorien werden anhand des aktuellen Forschungsstandes vorgestellt. Das Kapitel endet mit der Herleitung der Forschungsfragen und Hypothesen anhand der vorgestellten Theorien und den empirischen Befunden.
Der Methodenteil geht auf die Stichprobenrekrutierung sowie Erhebungsinstrumente ein. Es werden die verwendeten Auswertungsmethoden erläutert und beschrieben.
Im Anschluss daran erfolgen die Stichprobenbeschreibung, die Ergebnisdarstellung der Erhebungsinstrumente und der Hypothesen.
Diese Ergebnisse werden im Diskussionsteil interpretiert und diskutiert. Dabei werden Einschränkungen dieser Arbeit genannt und praktische Implikationen für weitere Forschungen vorgestellt. Den Abschluss bildet ein Fazit der durchgeführten Studie.
2 Theorie
Dieses große Kapitel führt in die romantische Beziehung ein und stellt wichtige Begriffe und Theorien der vorliegenden Arbeit vor. Dabei werden verschiedene Definitionen und Begriffserklärungen in der Beziehung sowie auch Abgrenzungen von ähnlichen Beziehungskonstrukten vorgenommen. Des Weiteren werden Theorien zu Partnerschaftsstress, Bewältigungsstrategien und die interpersonelle Kommunikation vorgestellt. In der weiteren Folge werden Theorien für eine gelungene und eine schlechte Kommunikation in einer Beziehung behandelt. Diese Theorien werden im Anschluss mit empirischen Studien untermauert. Da verschiedene Theorien behandelt werden, erfolgt zu jedem Unterkapitel eine Zusammenfassung.
2.1 Romantische Beziehungen
Es gibt verschiedene Arten von Beziehungen, wie z.B. die Eltern- Kind- Beziehung, die Beziehung zwischen Freunden, Bekannten, Kollegen oder die Paarbeziehung (Asendorpf & Banse, 2000). Eine soziale Beziehung ist dabei durch gemeinsame Interaktion und gegenseitige Beeinflussung von Erleben und Verhalten gekennzeichnet (Werth et al., 2020). Diese Masterthesis beschäftigt sich mit Paarbeziehungen.
Eine sogenannte Beziehungspsychologie, als eine Teildisziplin (wie z.B. der Persönlichkeitspsychologie) der Psychologie, gibt es nicht (Asendorpf & Banse, 2000).
Als Grund kann eine fehlende ausgearbeitete Beziehungspsychologie im deutschen Raum angesehen werden (Asendorpf & Banse, 2000).
Am Anfang einer Paarbeziehung steht die Verliebtheitsphase, die idealerweise den Beginn einer jahrelangen Beziehung kennzeichnet (Werth et al., 2020). In dieser Zeit kommen weitere Liebesaspekte wie Intimität, Leidenschaft und Commitment hinzu (Werth et al., 2020). Die Komponenten Leidenschaft, Intimität und Commitment bilden die trianguläre Theorie von Sternberg (1988). Die Leidenschaft setzt sich aus der sexuellen Anziehungskraft und der Sehnsucht nach dem Partner zusammen. Die Intimität meint die Dimensionen Zärtlichkeit, Vertrauen und Empathie und das Commitment beschreibt das Streben, die Beziehung aufrechtzuerhalten (Sternberg, 1988). Diese drei Arten der Liebe lassen verschiedene Kombinationsmöglichkeiten zu.
So kann sich die Kombination von Intimität und Leidenschaft in romantischer Liebe ausdrücken und die Kombination von Intimität und Bindung in einer partnerschaftlichen Liebe (Sternberg, 1988). Werden alle drei Komponenten kombiniert, spricht Sternberg (1988) von vollständiger Liebe. Diese Liebesaspekte können als Fundament einer romantischen Beziehung bzw. einer Paarbeziehung stehen (Werth et al., 2020).
Sternbergs trianguläre Theorie der Liebe ist nur eine von vielen Möglichkeiten, um sich dem Begriff der Liebe zu nähern. Die Liebe kann auch noch durch die Spielarten der Liebe bzw. der Liebesstile in intimen Beziehungen (Eros, Ludus, Storage, Mania, Pragma, Agape) von Lee (1973) unterteilt werden. Sie kann auch als Bindungsprozess verstanden werden (Hazan & Shaver, 1987).
Brown (1999) unterscheidet noch vier Phasen der Entwicklung von romantischer Liebe: Initiations- Phase, Status- Phase, Affection- Phase und Bonding- Phase.
2.2 Begriffserklärung: Partnerschafts- bzw. Beziehungsqualität, Beziehungsstabilität, Beziehungszufriedenheit
Das erste Unterkapitel führt in die Definitionen der Partnerschafts- bzw. Beziehungsqualität, Beziehungsstabilität und Beziehungszufriedenheit ein. Dabei werden auch Messinstrumente zur Erfassung dieser Konstrukte vorgestellt sowie der Versuch unternommen, diese Konstrukte voneinander zu unterscheiden.
2.2.1 Partnerschafts- bzw. Beziehungsqualität
Eine einheitliche Definition der Beziehungs- bzw. Partnerschaftsqualität existiert nicht (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015).
Nach Reichle und Dette-Hagenmeyer (2015) kennzeichnet eine hohe Beziehungsqualität die Dimensionen Respekt, Liebe, Zärtlichkeit, Glücklichsein und Treue. Arránz Becker (2008, S.15) definiert die Partnerschaftsqualität dagegen als „Konglomerat subjektiver Bewertungen unterschiedlichster Aspekte der Beziehung“. Eine andere Definition lautet, dass sich die Beziehungsqualität in guter Kommunikationsfähigkeit, in Eheglück, gutem Urteilsvermögen sowie Integration und hohem Maß an Beziehungszufriedenheit äußert (Lewis & Spanier, 1979, S. 269). Da es viele Definitionsversuche der Beziehungsqualität gibt, orientiert sich diese Masterthesis an der Definition von Lewis und Spanier (1979). Ein Grund für diese Uneinigkeit könnte daran liegen, dass ein gültiges sowie auch zuverlässiges Kriterium für die Beziehungsqualität notwendig ist (Heil, 1991).
Das Konstrukt der Beziehungs- bzw. Partnerschaftsqualität erfolgt meistens über subjektive Einschätzungen, die von Paaren angegeben werden (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015). Dabei kommen vor allem objektive Messungen und Selbstberichte zum Einsatz (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015). Eine subjektive Messung kann z.B. mit der Frage, ob eine Partnerschaft besteht (ja/nein), vorgenommen werden (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015). Selbstberichte können über gemeinsame Einschätzungen und individuelle Einschätzungen erhoben werden (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015).
Die gebräuchlichsten Fragebögen zur Erfassung der Beziehungsqualität sind der Partnerschaftsfragebogen (PFB von Hahlweg, 1996), der Marital Adjustment Test (MAT von Locke & Wallace, 1959), der Marital Satisfaction Inventory (MSI von Synder, 1979) und die Dyadic Adjustment Scale (DAS von Spanier, 1976). Der MAT misst die Partnerschafts- bzw. Beziehungsqualität mit nur einem Faktor, während die DAS die Erfüllung der Partnerschaft (satisfaction), Zusammenhalt (cohesion), dyadische Übereinstimmung (consensus) und den Gefühlsausdruck (affectional expression) (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015) misst. Der MSI betrachtet das Konstrukt der Partnerschaftsqualität dagegen umfassender: Neben Partnerschaftszufriedenheit misst der MSI noch die affektive Kommunikation, Problemlösung, gemeinsame Freizeitgestaltung, Finanzierung, sexuelle Zufriedenheit, Rollenorientierung, elterliche Ehezufriedenheit, Zufriedenheit mit Kindern und Kindererziehung (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015, S. 440). Obwohl sich die Fragebögen theoretisch unterscheiden, zeigen diese empirisch mittlere bis hohe Interkorrelationen der Maße (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015). Da diese Fragebögen hoch korrelieren, ist es angebracht, die Partnerschafts- bzw. Beziehungsqualität als einen übergeordneten Begriff, der mehrere Konstrukte enthält, zu betrachten.
Ein Problem der Messung der Beziehungsqualität besteht darin, dass einzelne Facetten nicht „als Teil von Beziehungsqualität selbst, sondern als potenzielle Prädiktoren oder Konsequenzen konzeptualisiert, wie z.B. Konflikte in den Bereichen Finanzplanung oder Kindererziehung“ gemessen werden (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015, S. 440).
2.2.2 Beziehungsstabilität
Ein weiteres wichtiges Konstrukt in der Partnerschaftsforschung ist die Beziehungsstabilität. Asendorpf und Banse (2000, S. 49) definieren die Beziehungsstabilität dahingehend, „ob die Partnerschaft nach einem gewissen Zeitraum noch besteht oder ob die Trennung eingeleitet oder vollzogen ist“.
Eine stabile Beziehung bedeutet nicht gleichzeitig auch eine Beziehungszufriedenheit (Asendorpf & Banse, 2000). Die Beziehungszufriedenheit stellt sogar einen besseren Prädiktor dar, als die Beziehungsstabilität (Asendorpf & Banse, 2000). Lewis und Spanier (1979) sehen eine instabile Beziehung darin, dass diese durch Trennung, Tod, Scheidung oder Annullierung entweder scheitert oder bestehen bleibt.
Aufgelöste Partnerschaften weisen bestimmte Eigenschaften wie Scheidung der Eltern, junges Heiratsalter, geringer sozioökonomischer Status, Heterogamie im Bildungsstand, Migrationshintergrund etc. auf (Amato, 2010; Bradbury et al., 2000; Creasey & Jarvis, 2009). Die Beziehungsstabilität lässt sich mit diesen Eigenschaften zwar prognostizieren, sie können aber nicht als Ursache für das Bestehen oder Nichtbestehen einer Partnerschaft herangezogen werden (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015).
Gottman (1994) sieht folgende Risikofaktoren für eine Beziehungsinstabilität: mehr negative Verhaltensweisen und Gefühle gegenüber dem Partner, Kritik, defensives Verhalten, Verachtung und Hinhaltung (die fünf apokalyptischen Reiter, siehe Abschnitt 2.4.3) in Konfliktsituationen. Ebenso die Überwältigung des negativen Verhaltens des Partners, Rückzug, keine Intention, die Konflikte zu beenden, Diskussionseinstieg einer schmerzhaften Aussage durch die Frau, Ablehnung des Mannes, sich von der Frau beeinflussen zu lassen, ein Unentschieden der Diskussion bzw. keine Anstrengungen diese zu beenden.
2.2.3 Partnerschaftszufriedenheit
Die Partnerschaftszufriedenheit stellt einen wichtigen Prädiktor für die Vorhersage für Partnerschaftserfolg dar. Wie auch schon bei der Beziehungsqualität, findet sich auch bei der Partnerschaftszufriedenheit keine einheitliche Definition (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015). Eine Definition kann lauten, „das durch Tests oder Befragen wiedergegebene subjektive Erleben von Glück und Zufriedenheit mit der eigenen Ehe und dem Ehepartner“ (Jäckel, 1980, zitiert nach Hahlweg, 1991, S. 122). Im Gegensatz zur Beziehungsqualität, finden sich in der Partnerschaftszufriedenheit weniger Konstrukte (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015). Der Grund liegt in der Übereinstimmung darüber, dass die Partnerschaftszufriedenheit eine subjektive Bewertung darstellt (z. B. Argyle, 2001; Diener et al., 1985) und beobachtete Merkmale (z.B. Beziehungsstabilität, Beziehungsdauer, Elternschaft usw.) nicht miteinbezogen werden (Dette-Hagenmeyer & Reichle, 2015). Dies bestätigen auch empirische Ergebnisse, wie z.B. die Studie von Brandtstädter und Felser (2003), die zeigt, dass eine stabile Partnerschaft nicht unbedingt eine hohe Zufriedenheit aufweist (z.B. weil diese schon länger verheiratet sind).
Die Partnerschaftszufriedenheit lässt sich meistens mit Terman-Items messen. Die befragten Paare geben hierbei ihre Zufriedenheit mit ihrer Partnerschaft auf einer Likert-Skala (von 1 = sehr unglücklich bis 6 = sehr glücklich) an (Hahlweg, 1996). Ein solches Item existiert z.B. in dem PFB von Hahlweg (1996).
2.2.3.1 Zusammenfassung
Es wurde der Begriff der romantischen Beziehung vorgestellt sowie die Unterscheidung der Konstrukte Beziehungsqualität, Beziehungsstabilität und Beziehungszufriedenheit zur besseren Verständlichkeit erläutert. Bis heute findet sich keine einheitliche Definition dieser Begriffe. Die Beziehungsqualität folgt in dieser Arbeit der Definition von Lewis und Spanier (1979). Da die vorgestellten Fragebögen nicht zwischen Beziehungsqualität und Beziehungszufriedenheit unterscheiden, wird in dieser Arbeit die Beziehungs- bzw. Partnerschaftsqualität als Überbegriff verwendet, der die Beziehungszufriedenheit miteinschließt.
In dieser Arbeit stellt sich die Frage der Beziehungsstabilität nicht, weshalb dieses Konstrukt nicht weiter behandelt wird (es werden nur Paare, die mindestens seit zwei Jahren zusammen sind, als Zielgruppe genommen).
2.3 Konflikte und Stress
Dieses Unterkapitel behandelt den Konflikt und Stressprozess zwischen Paaren und stellt relevante Theorien zum dyadischen Stressprozess vor. Dabei wird auf die Stressbewältigungsstrategie von Bodenmann (2000) in dyadischen Beziehungen eingegangen.
Eine Definition von Konflikten gestaltet sich schwierig, da es keinen gemeinsamen Konsens gibt (Kanning, 1997). Schöbi (2004) versucht die unterschiedlichen Definitionen des Konflikts zusammenzufassen, indem er den Konflikt als eine Uneinigkeit des Verhaltens von mehreren Personen sieht.
Eng mit dem Begriff des Konfliktes ist das Konzept des Stresses verknüpft, welches auch als Belastung bezeichnet werden kann (Kley, 2019). Das Konzept des Stresses wird in Abschnitt 2.3.1 noch näher erläutert.
Das Verhalten eines Paares während einer Konfliktsituation stellt einen Prädiktor für deren Beziehungsqualität dar (Brandtstädter & Felser, 2003). Das Konfliktverhalten ist dabei ein zentraler Punkt in Beziehungen. Dieses Verhalten entscheidet darüber, ob ein Konflikt eskaliert oder eine gemeinsame Lösung gefunden werden kann (Kanning, 1997).
Schöbi (2004) bezeichnet ein Konfliktverhalten als eine Antwort auf einen erkennbaren Konflikt. Hier können destruktive Verhaltensweisen während eines Streites entstehen wie z.B. Forderungen des Partners, Rückzug aus dem Konflikt oder Druck durch den anderen Partner (Gottman, 1994). Negative Konfliktgespräche umfassen negative Interaktions- und gehässige Verhaltensweisen (Heyman & Smith Slep, 2001). Diese destruktiven Verhaltensweisen resultieren in einer Partnerschaftsunzufriedenheit (Kley, 2019). Heavey et al. (1993) konnten dies in einer Studie belegen. Dagegen erhöht sich die Partnerschaftszufriedenheit, wenn Paare über gute Kommunikationskompetenzen verfügen (Bodenmann, 2013). Um diese positiven Verhaltensweisen zu erreichen, bedarf es ausreichender Kommunikationskompetenzen bzw. guter Konfliktkommunikationen (Bodenmann, 2013).
2.3.1 Stress in Partnerschaften als dyadisches Phänomen
Beim Konstrukt Stress existieren verschiedene Definitionen. Smith und Lazarus (1990) bezeichnen Stress zum einen, als einen internen Zustand des Individuums, der physiologische und emotionale Reaktionen hervorruft. Stress kann aber auch als externer Reiz verstanden werden (z.B. bei Auftreten von veränderten Umweltbedingungen oder kritischen Lebensereignissen) sowie auch als wechselseitige Beziehung zwischen Individuen und Umwelt (Smith & Lazarus, 1990).
Dabei ist es für das Individuum von zentraler Bedeutung, wie mit Stress umgegangen wird. Diese Stressbewältigung wird als Coping bezeichnet (Schöbi, 2004).
In dieser Arbeit wird aufgrund des Umfangs nur auf den gemeinsamen Stress von Paaren sowie die gemeinsame Stressbewältigung (dyadisches Coping) eingegangen.
Bodenmann (1995b) definiert Stress in Partnerschaften als ein direktes oder indirektes Erlebnis, das beide Partner betrifft. Bodenmann (1995b) geht von der Annahme aus, dass das Wohlbefinden, wie auch die Zufriedenheit eines Partners, maßgeblich vom Wohlbefinden, von der Zufriedenheit des anderen und der Integration in das soziale Umfeld, abhängt.
Laut Bodenmann (1999) besteht dyadischer Stress aus ungelösten individuellen (indirekter dyadischer Stress) und realen dyadischen Stressfaktoren. Kann die individuelle Stressintensität bzw. Stressdauer nicht überwunden werden (z.B. aufgrund Ressourcenmangels oder ineffektiver Bewältigung), kann dies dazu führen, dass der individuelle Stress eines Partners den anderen beeinflusst. Der individuelle Stress nimmt damit eine dyadische Stresscharakteristik an. Somit kann die Auseinandersetzung mit einer stressreichen Situation eine Unterstützung des anderen Partners hervorrufen und eine gemeinsame Bewältigung stattfinden oder es kann auch ein Rückkopplungsprozess entstehen, indem beide Partner das Problem zusätzlich verstärken (Bodenmann, 1995a).
Stress in Beziehungen nimmt auch einen prozessualen Charakter ein, „der aus der Interaktion zwischen beiden Partnern, auf deren konstanten Veränderung und Weiterentwicklung beruht“ (Bodenmann, 1997b, S. 11).
Dabei teilt Bodenmann (2000) den dyadenrelevanten Stress in einen
a.) indirekt dyadenrelevanten Stress und
b.) direkt dyadenrelevanten Stress ein.
Der indirekte dyadenrelevante Stress findet außerhalb einer Beziehung statt und wird meistens in die Beziehung mitgenommen (z.B. Beruf). Der direkte dyadenrelevante Stress wird als paarinterner Stress bezeichnet, der zwischen beiden Partnern ausbricht (z.B. Probleme mit Kindern) (Bodenmann, 2000). Beim indirekten partnerschaftsrelevanten Stress wird der Partner bei der Bewältigung des Stresses unterstützt, während beim direkten dyadenrelevanten Stress beide Partner an einer Stressbewältigung gemeinsam arbeiten (Bodenmann, 2000).
Bodenmann (2000, S. 45) unterteilt den gemeinsamen Stress von Paaren zusätzlich noch in:
- individuellen Stress bei nur einem Partner
- individuellen Stress, der beide Partner betrifft, aber unabhängig voneinander stattfindet
- individuellen Stress, der beide Partner in unterschiedlichem Maße trifft, aber am selben Ort stattfindet
- und genuinen dyadischen Stress (Stress der beide Partner im gleichen Ausmaß betrifft).
In einer stressreichen Situation werden die Stressmanagement- Ressourcen beider Partner aktiviert. Dabei ist es Ziel, eine Homöostase des Paares oder der Paare wiederherzustellen bzw. aufrechtzuerhalten (Bodenmann, 1995b). Hierbei spielt auch die Wiederherstellung der Paarzufriedenheit bzw. der Umwelt eine Rolle (Bodenmann, 1997b).
Der Stress-Coping-Prozess entwickelt sich als Abfolge aus der Stresskommunikation der Personen und aus einer Antwortreaktion (Bodenmann, 2000). Dieser Stress muss aber vom anderen Partner bemerkt werden. Von entscheidender Bedeutung sind demnach die Fähigkeiten Stresssignale zu erkennen, sowie diese Signale wahrzunehmen bzw. zu entschlüsseln.
Die Theorie des dyadischen Stresses wird von einigen Forschern kritisch betrachtet. Aus deren Sicht wird Stress als ein subjektives, intrapsychisches Konstrukt verstanden (vgl. Bodenmann, 2000). In einem Experiment widerlegte Bodenmann (2000) aber diese Behauptung. Dort wurde unter Stressinduktion eine gemeinsame Stress- und Copingaktivität beobachtet. Somit stellt Stress kein individuelles Phänomen dar, sondern wird auch vom Partner bemerkt und als dyadischer Stress wahrgenommen.
2.3.2 Dyadisches Coping
Ein angemessener Umgang des Paares mit Problemsituationen, Emotionsregulationen und dem Bedürfnis einer Wiederherstellung einer gelungenen Beziehung, sind für die Konfliktbewältigung in einer Beziehung zentrale Elemente (Bodenmann, 1995b).
Bodenmann (2000, S. 52) erklärt in seinem Ansatz des dyadischen Copings, dass dieses einen Prozess darstellt, „in dessen Rahmen Stresssignale des einen Partners, die Wahrnehmung der Signale durch den anderen Partner und dessen Antwortreaktion (verbale und nonverbale Copingreaktionen des anderen Partners auf diese Stressäußerung) berücksichtigt werden“. Situative und personelle Stressfaktoren, wie z.B. Meinungsverschiedenheiten zwischen Paaren, Alltagswidrigkeiten, Persönlichkeitsmerkmale wie Egozentrismus können zu dyadenrelevantem Stress führen (Bodenmann, 2000).
Bodenmann (2000) nennt aber auch noch andere dyadische und dyadenexterne Faktoren, die Stress bedingen können: Meinungsverschiedenheiten der Paare bezüglich Werten und Einstellungen, unzureichende Liebesgefühle und Attraktion vom Partner, kritische Lebensereignisse sowie ökologische und ökonomische (z.B. Arbeitslosigkeit) Belastungen.
Gute Kommunikationsfähigkeiten in Partnerschaften bilden dabei das Fundament für ein gelungenes dyadisches Coping (Bodenmann, 2000). Negative Kommunikationskompetenzen haben dagegen inadäquates dyadisches Coping zur Folge (Bodenmann, 2000).
2.3.3 Formen des dyadischen Copings
Es existieren verschiedene Formen des dyadischen Copings. Die Anwendung der verschiedenen Formen hängt vom Problem des Paares ab sowie auch von den Copingressourcen (Bodenmann, 1995, 2000). Bodenmann (2000) unterscheidet zwischen individuellem Coping, dyadischem Coping und Unterstützung durch das soziale Netzwerk.
Bodenmann (1995b, 2000) unterteilt zwischen einem positiven und einem negativen Coping. Zu dem positiven dyadischem Coping zählen:
- Positives supportives dyadisches Coping
- Delegiertes dyadisches Coping und
- Gemeinsames dyadisches Coping.
Das negative dyadische Coping wird unterteilt in (Bodenmann, :
- Ambivalentes dyadisches Coping
- Floskelhaftes dyadisches Coping und
- Hostiles dyadisches Coping.
Die Wahl des eingesetzten Copings hängt von den aktuellen Copingressourcen der Partner sowie der Motivation, Einstellungen zur Partnerschaft u.v.m. ab (Bodenmann, 1997b).
Die gegenseitige Unterstützung (supportives oder delegiertes dyadisches Coping) sowie auch die gemeinsame Problembewältigung (dyadisches Coping), tragen zur Reduzierung von Stress bei (Bodenmann, 2000). Es bringt aber auch ein Zusammengehörigkeits- und Wir-Gefühl hervor und stärkt somit die Partnerschaft. Weiters führt es laut Bodenmann (2000) zu psychischem und physischem Wohlergehen, zu erhöhter Leistungsfähigkeit und Partnerschaftsqualität, -zufriedenheit und -stabilität. Wichtig ist dabei, dass sich beide Partner gleichermaßen am positiven dyadischen Coping beteiligen.
Beim positiven supportiven dyadischen Coping findet eine emotions- und sachbezogene Unterstützung des Partners statt. Dabei wird die Stressbewältigung des gestressten Partners nicht abgenommen, sondern die Copingmaßnahmen, wie etwa durch Empathie (emotionsbezogen) oder einer Problemanalyse (sachbezogen), unterstützt (Gmelch et al., 2008).
Ein negatives supportives dyadisches Coping äußert sich hingegen in böswilligen, ambivalenten oder schablonenhaften Äußerungen (Gmelch et al., 2008).
Das delegierte dyadische Coping ist durch die Übernahme von Aufgaben bzw. Tätigkeiten des nicht gestressten Partners gekennzeichnet (Gmelch et al., 2008).
Gemeinsames dyadisches Coping ist durch gemeinsame Aktivitäten gekennzeichnet, die entweder sachbezogen (z.B. Aufgabenaufteilung) oder emotionsbezogen (z.B. intimer Austausch) ablaufen (Gmelch et al., 2008).
Beim negativen dyadischen Coping unterscheidet Bodenmann (1995b, 2000) zwischen ambivalentem dyadischem Coping, hostilem dyadischem Coping und floskelhaftem dyadischem Coping.
Das ambivalente dyadische Coping ist durch die Unterstützung des Partners gekennzeichnet, wird aber vom anderen Partner als unangenehm und als nicht wünschenswert angesehen. Dies kann dazu führen, dass sich der unterstützende Partner bald ausgenutzt fühlt und am Ende kein Interesse mehr an einer zukünftigen Unterstützung des Partners besteht. Das ambivalente dyadische Coping findet meist nonverbal statt (Bodenmann, 2000).
Bodenmann (1997b, S. 14) versteht unter dem hostilen dyadischen Coping „… direkte feindselige Äußerungen auf Streßsignale [ sic ] des Partners“. Befindet sich der Partner unter Stress, wird dieser zwar vom anderen Partner wahrgenommen, er erhält jedoch keine Unterstützung dafür. Dagegen folgen desinteressierte, distanzierte, kritische oder sarkastische Reaktionen. Diese Reaktionen kann der Partner z.B. durch deutliche Signale wie gähnen, anderwärtige Beschäftigungen wie fernsehen oder lesen zum Ausdruck bringen (Bodenmann, 2000).
Das floskelhafte dyadische Coping äußert sich zwar in Verhaltensweisen des Partners wie Umarmungen, jedoch ist die Auseinandersetzung mit der stressreichen Situation des Partners nicht gegeben. Diese fehlende Auseinandersetzung kann auf persönliche Belastungen zurückgehen. Sie wird vom Partner aber als negativ unterstützend betrachtet und ein Gefühl des Nicht-Verstandenwerdens wird ausgelöst (Bodenmann, 2000).
Bodenmann entwickelte verschiedene Messinstrumente, um den Umgang von Paaren in einer Stresssituation zu erfassen. Der Fragebogen zur Erfassung von dyadischem Coping als generelle Tendenz (FDCT), das Dyadische Coping Inventar (DCI, siehe Abschnitt 3.3.3) oder der Fragebogen zur Erfassung des dyadischen Copings im Feld, messen diesen Umgang einer Belastungssituation von Paaren (Bodenmann, 1997b)
In diesen Fragebögen werden die problem- und sachbezogenen Stresskommunikationsweisen sowie auch die emotionalen und problembezogenen Ebenen (gemeinsames dyadisches Coping, delegiertes dyadisches Coping, supportives dyadisches Coping, hostiles dyadisches Coping, ambivalentes dyadisches Coping, floskelhaftes dyadisches Coping) gemessen (Bodenmann, 1997b).
Es existiert aber auch ein halbstrukturiertes Interview, das sogenannte Stress- und Coping- Interview (SCI) zur Erfassung des dyadischen Copings. Hierbei werden tägliche Stressoren, wie auch Lebensereignisse erfragt. Dabei wird das SCI mit dem Paar gemeinsam geführt und dauert ca. 45 Minuten (Bodenmann, 1997b). Mittels Ratings und Inhaltsanalysen der Videobänder wird das SCI ausgewertet (Bodenmann, 1997b).
2.3.4 Kaskadenmodell
Das Kaskaden- Modell nimmt an, dass stressreiche Situationen von Menschen zuerst mittels individueller Copingressourcen bewältigt werden (Bodenmann, 2000). Befinden sich Menschen in einer Partnerschaft und werden diese Stresssituationen nicht alleine bewältigt, kommt es zu einer dyadischen Bewältigung. Bleibt der Stress dennoch bestehen, können externe Ressourcen (z.B. Freunde, Bekannte) herangezogen werden, sowie auch professionelle Hilfe. Laut Bodenmann (2000) werden nahestehende Personen bevorzugt. Dies ist von zentraler Bedeutung, denn hat der Partner nicht oberste Priorität, wird damit Zweifel erzeugt, dass negative Auswirkungen auf die Beziehung hat. Das Modell gibt außerdem Auskunft über den Zustand einer gestressten Person. Ist eine Unterstützung zur individuellen Bewältigung weit entfernt, verstärkt sich der Leidensdruck und umso mehr hält die belastende Situation an. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit einer größeren Belastung höher (Bodenmann, 2000).
2.3.5 Der Stressprozess in Partnerschaften
Wie bereits angeführt, hat Bodenmann (1995b, 2000) sein dyadisches Coping-Konzept vom transaktionalen Stressmodell von Lazarus und Folkman (1984) adaptiert. Dabei unterscheidet Bodenmann (1995a), genauso wie Lazarus und Folkman (1984), zwischen der primären Einschätzung (primary appraisal), der sekundären Einschätzung (secondary appraisal) und der Wiedereinschätzung (reppraisal). Bodenmann (1995a, 1995b, 2000) geht aber noch weiter und unterscheidet noch bei den primären Einschätzungsprozessen zwischen 1a, 1b, 1c und 1d Appraisal und bei der sekundären Einschätzung zwischen 2a, 2b und 2c Appraisal.
Beim 1a Appraisal erfolgt eine individuelle Einschätzung des Paares hinsichtlich des eigenen Wohlbefindens und das des Partners. Dabei wird die Situation auf deren Relevanz für die Beziehung eingeschätzt.
Im 1b Appraisal findet eine Einschätzung der Wahrnehmung des Partners statt (Bodenmann, 2000). Diese Einschätzung wird unter dem Gesichtspunkt von Erfahrungen und Persönlichkeitseigenschaften des Partners vorgenommen. Bei der Einschätzung der Wahrnehmung der Situation des Partners spielt die Empathie sowie die Kommunikation von Gefühlen eine besondere Rolle (Bodenmann, 1995b). Dabei ist das Zeigen von Gefühlen des Partners wichtig, um eine Einschätzung des anderen Partners zu ermöglichen.
Das 1c Appraisal gibt ein Feedback darüber, ob der Partner wahrnimmt, dass der andere seine Einschätzungen bemerkt hat (Bodenmann, 2000). Dieser Feedbackprozess enthält verbale und nonverbale Reaktionen, die zuvor missverständliche Botschaften richtigstellen können, um dyadische Copingprozesse an die Situation anzupassen.
Im 1d Appraisal werden die eigenen Einschätzungen (z.B. mittels Diskussion) mit denen des Partners verglichen (Bodenmann, 2000). Diese Einschätzung erfolgt durch zuvor geführte Diskussionen, indem die gegenseitigen Sichtweisen erklärt werden. In einer langjährigen Beziehung entfällt eine solche Diskussion, da das Paar einer korrekten Einschätzung des Partners vornehmen kann.
Kommt es zu einer übereinstimmenden Beurteilung, folgt die sekundäre Bewertung (Bodenmanm, 2000). Geschieht dies nicht, kommt das Paar zum 1a Appraisal zurück, wo neue Informationen gesammelt werden, die der Sichtweise des Partners nützlich sind.
Im sekundären Einschätzungsprozess wird überprüft, „welche individuellen, dyadischen und extradyadischen Responsekapazitäten zur Verfügung stehen, um die Situation bewältigen zu können“ (Bodenmann, 2000, S. 50).
Im 2a Appraisal erfolgt eine Einschätzung der eigenen Copingressourcen, der Copingressourcen des Partners und externen Ressourcen (Bodenmann, 1995b). Dabei beruhen diese Einschätzungen auf Erfahrungen und der Bereitwilligkeit, selbst Bewältigungsressourcen bereit zu stellen.
Im 2b Appraisal geht eine Einschätzung darüber vonstatten, wie der Partner die Ressourcen einschätzt, um die Stresssituation zu bewältigen (Bodenmann, 2000). Beurteilt der Partner die Copingressourcen des anderen Partners als nützlich, stellt sich eine Entlastung und Ermutigung ein. Dagegen führt eine negative Einschätzung der Copingressourcen des Partners zu einer Demotivation und Resignation (Bodenmann, 1995).
Beim 2c Appraisal erfolgt ein Vergleich der Einschätzungen der Partner bzgl. der Copingsressourcen (z.B. durch gemeinsame Diskussionen) auf intrapsychischer Ebene oder durch eine gemeinsame Diskussion. Sind sich die Partner nicht einig, kann der Einschätzungsprozess nochmal vonstattengehen (Bodenmann, 2000).
Beim Reppraisal wird die Wirksamkeit der Copingstrategien und die Ausgangssituation von beiden Partnern individuell geprüft (Bodenmann, 2000). Danach erfolgt die Beschäftigung der möglichen Beurteilung des Partners. Zum Ende werden beide Sichtweisen miteinander verglichen.
Bodenmann (2000) betont, dass nicht nur die primären und sekundären Bewertungen relevant sind, sondern auch die Ziele und Erwartungen berücksichtigt werden müssen. Das Ziel einer dyadischen Stressbewältigung soll ein Gleichgewicht der verschiedenen Bedürfnisse sein bzw. eine Anpassung an die dyadische Struktur (Bodenmann, 1995, S. 55).
Abbildung 1 zeigt das Modell von Bodenmann (1997) noch einmal grafisch dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1. Der dyadische Stress- und Coping-Prozess.
Quelle: Bodenmann 1997, S. 82
2.3.6 Forschungsstand Einfluss von Stress auf die Beziehungsqualität
Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen Stress und Beziehungsqualität (Bodenmann, 1995b, 2000). Wie schon erwähnt wurde, zählen zu den häufigsten Streitpunkten bei Paaren Alltagswidrigkeiten (Daily Hassles), Streit in der Kindererziehung und finanzieller Stress, die alle negativ auf die Partnerschaft wirken (Bodenmann, 1995b, 2000). Vor allem die Daily Hassles sind von Bedeutung, denn diese können nicht kontrolliert werden und sind unvorhersehbar (Bodenmann, 2000). Fühlt sich der Partner durch ein Ereignis belastet und reagiert dieser mit Stress, kann der andere Partner auf Unverständnis reagieren, da dieser davon ausgeht, dass der Stress alleine bewältigbar ist. Folglich wird der Partner mit seinem Stress im Stich gelassen. Eine Studie zum Daily Hassles von Bodenmann et al. (2007a) zeigte, dass die Beziehungszufriedenheit von den Daily Hassles, außerhalb der Beziehung, Einfluss nimmt. Dafür wurde der paarinterne und paarexterne Stress an 198 Paaren untersucht. Paare, die paarexternem Stress ausgesetzt sind, berichten von mehr Spannungen und Stress in der Beziehung und sind weniger zufrieden mit ihrer Beziehung.
Bodenmann et al. (2002) untersuchten, welche Faktoren eine Scheidung begünstigen. Dafür wurden 204 Personen eingeladen an einer Umfrage mittels Fragebogen teilzunehmen. Die Autoren konnten dabei folgende Gründe für eine Scheidung herausfinden: Äußere Bedingungen wie Alltagsstress führten zu der Trennung bzw. mangelnde Kompetenzen, wie Kommunikation und Stressbewältigung, sowie enttäuschte Erwartungen. Aber auch eine unbefriedigende Sexualität und mangelnde Anpassung wurden als Gründe genannt.
Auch eine retrospektive Studie von Bodenmann et al. (2007b) ergab, dass Defizite in der Kommunikation, im gemeinsamen Problemlösen und Coping, sowie mangelnde Bindung zur Scheidung führt. Die Probanden gaben zudem auch wieder Alltagswidrigkeiten als Trennungsgrund an. Zudem fanden die Autoren heraus, dass Daily Hassles einen negativeren Einfluss auf die Beziehung ausüben als kritische Lebensereignisse (z.B. Tod, Krankheit). Nach Bodenmann et al. (2007b) kommt täglicher Stress häufiger vor und wird meist nur von einem Partner erlebt im Gegensatz zu kritischen Lebensereignissen und ist demnach für die Beziehung schädlicher. Für kritische Ereignisse wird dagegen mehr Verständnis aufgebracht und diese werden gemeinsam erlebt.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Stress die Beziehungsqualität von Paaren beeinträchtigt. Dabei spielen vor allem Alltagswidrigkeiten und Kommunikationsdefizite für eine negative Partnerschaftszufriedenheit eine wesentliche Rolle.
2.3.7 Forschungsstand dyadisches Coping und Beziehungszufriedenheit
Studien zu Stress und Beziehungsqualität sind in der Forschung weit verbreitet, dagegen wird die gemeinsame Stressbewältigung von Paaren im Zusammenhang mit der Partnerschaftsqualität weniger untersucht und bedarf mehr Forschungen (Bodenmann, 2000).
Bodenmann und Cina (1999) untersuchten in einer Vier-Jahres-Längsschnittstudie mit 70 Paaren den Zusammenhang von Stress und Coping auf die Beziehung. Dabei wurden die Teilnehmer in stabil-zufriedene, stabil- unzufriedene und getrennt/geschiedene Paare eingeteilt. Die stabil-zufriedenen Paare wiesen weniger Stress und Alltagswidrigkeiten als stabil-unzufriedene und getrennt/geschiedene Paare auf. Zudem wurde der Stress bei stabil-zufriedenen Paaren häufiger gemeinsam bewältigt. Der Stress wird durch die gemeinsame Bewältigung reduziert, was in einer zufriedenen Beziehung mündet und zu einer Stabilität der Partnerschaft führt.
Die Ergebnisse von Bodenmann und Cina (1999) konnten auch in der Studie von Bodenmann et al. (2006) bestätigt werden. Dafür wurden 90 Schweizer Paare für zwei Jahre untersucht. Die Ergebnisse bestätigten einen Zusammenhang zwischen positivem dyadischem Coping und Beziehungszufriedenheit. Dabei unterschieden sich Männer und Frauen voneinander. Ein geringes negatives dyadisches Coping stellte für die Männer einen relevanteren Prädiktor für die Beziehungsqualität dar, als ein geringes negatives dyadisches Coping bei den Frauen.
Eine weitere Untersuchung von Papp und Witt (2010) erforschte den Zusammenhang von dyadischem Coping und Beziehungszufriedenheit. Dafür wurden 100 Paare hinsichtlich ihrer individuellen und dyadischen Copingstrategien untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass das individuelle Coping positiv mit dem positiven dyadischen Coping im Zusammenhang steht. Dabei erwies sich das positive dyadische Coping als besserer Prädiktor für die Beziehungsqualität als das individuelle Coping.
Auch neue Studien zeigen, dass die Beziehungszufriedenheit mittels dyadischem Coping vorhergesagt werden kann (z.B. Hilpert et al., 2018; Merz et al., 2014). In der Studie von Hilpert et al. (2018) wurden die Stress- und Bewältigungsprozesse bei Paaren untersucht. Dafür nahmen 84 chinesische Paare an einer sieben Tage dauernden Tagebuchstudie teil. Ihre Ergebnisse zeigten, dass der Zusammenhang des Stresses sich verminderte, wenn der Partner seine Unterstützung anbot. Weiters gab es einen Puffereffekt bei den Frauen. Die Beziehungszufriedenheit war erhöht, wenn diese ein höheres Stresserleben aufwiesen und ein höheres Maß an Unterstützung des Partners erlebten.
Eine Studie zu dyadischem Coping von Martos et al. (2019) konnten zeigen, dass negative Erfahrungen mit dem Partner in Bezug auf dyadisches Coping, eine negativere Beziehungszufriedenheit der Frauen vorhersagt.
Eine andere Studie von Donato et al. (2015) untersuchte die Veränderung der berichteten dyadischen Copingreaktionen von Paaren sechs Monate vor bis zwölf Monate nach der Heirat. Des Weiteren wurde die Wahrnehmung der dyadischen Copingreaktion des Partners und die Assoziationen dieser Veränderung der Beziehungszufriedenheit der Partner untersucht. Die Autoren fanden heraus, dass die Wahrnehmung der dyadischen Copingreaktion des Partners, den Effekt des eigenen Copingverhaltens auf die eigene Zufriedenheit vermitteln kann. Des Weiteren kann das dyadische Copingverhalten des Partners die eigene Zufriedenheit vermitteln.
Der Zusammenhang von dyadischem Coping und Beziehungszufriedenheit zeigt sich auch bei älteren Paaren. Landis et al. (2013) untersuchten 132 ältere Paare und konnten in ihrer Untersuchung zeigen, dass dyadische Bewältigungsstrategien signifikant mit der Beziehungszufriedenheit zusammenhängen. Dabei steht die wahrgenommene Unterstützung des Partners stärker in Verbindung mit der Beziehungszufriedenheit, als die berichtete Unterstützung.
Eine Metaanalyse von Falconier et al. (2015) bestätigte den Zusammenhang von dyadischem Coping und Beziehungsqualität. In diese Metaanalyse wurden 72 unabhängige Stichproben aus 57 Berichten mit insgesamt 17856 Teilnehmern eingeschlossen. Es zeigte sich, dass das dyadische Coping die Beziehungszufriedenheit unabhängig von Geschlecht, Alter, Beziehungsdauer, Bildungsgrad und Nationalität voraussagen kann. Dabei erwies sich die Wahrnehmung des dyadischen Copings durch den Partner und durch beide Partner zusammen, als stärkere Prädiktoren für die Beziehungszufriedenheit als die Wahrnehmung des dyadischen Copings durch sich selbst. Außerdem ist das positive dyadische Coping ein stärkerer Prädiktor für die Beziehungszufriedenheit als das negative dyadische Coping. Bei den unterschiedlichen Coping-Formen zeigte sich, dass kollaboratives gemeinsames Coping, unterstützendes Coping und feindseliges/ambivalentes Coping stärkere Prädiktoren für die Beziehungszufriedenheit waren als Stress-Kommunikation, delegiertes Coping, schützendes Puffer-Coping und überprotektives Coping.
Die empirischen Studien zeigen, dass dyadisches Coping mit einer höheren Beziehungsqualität zusammenhängt sowie auch zu einer besseren partnerschaftlichen Kommunikation führt (Bodenmann, 2008). Des Weiteren wird die Abwesenheit des dyadischen Copings als Trennungsgrund gesehen (Bodenmann, 2008).
Ein systematisches Review von Traa et al. (2015) unterstützt diese Ergebnisse. Dafür wurden 33 Studien zwischen 1990 und 2012 untersucht. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass Copingstrategien wie angemessene Kommunikation, unterstützendes Verhalten, positives dyadisches Coping und gemeinsame Problemlösestrategien mit einer höheren Beziehungsqualität in Verbindung stehen. Unangemessene Kommunikationsmuster (wie etwa protektives Puffern), nicht unterstützende Verhaltensweisen und negatives dyadisches Coping standen hingegen mit einer niedrigeren Beziehungsfunktion in Verbindung.
Dyadisches Coping spielt auch bei Krankheiten eine positive Rolle. Rottman et al. (2015) untersuchten 538 Paare hinsichtlich deren Bewältigungsstrategien bei Brustkrebspatienten in einer Längsschnittstudie. Die Ergebnisse zeigten, dass eine gemeinsame dyadische Bewältigung des Brustkrebses mit einer höheren Beziehungsqualität und weniger depressiven Symptomen zusammenhängt. Die Partner hatten weniger depressive Symptome, je mehr sie dem anderen Partner delegiertes Coping anboten, aber hatten mehr depressive Symptome, je mehr sie unterstützendes Coping anboten.
2.3.8 Zusammenfassung
Dieses Unterkapitel stellte die Konstrukte Konflikt und Stress vor und ging auf die Theorie des dyadischen Stressprozesses ein. Für eine gelungene Partnerschaft ist es laut Bodenmann (1995b) wichtig, über geeignete Konfliktbewältigungsstrategien zu verfügen. Nach dem Kaskadenmodell, kommt es zu einer dyadischen Bewältigung, wenn ein Individuum den Stress nicht mehr alleine bewältigen kann. Bodenmann (1997) erweiterte den dyadischen Coping- Prozess, ausgehend vom transaktionalen Stressmodell von Lazarus und Folkman (1984), indem er die Appraisals noch weiter unterteilte.
Bodenmann (2000) unterscheidet zwischen einem indirekten und einem direkten dyadenrelevanten Stress, wobei beim direkten Stress gemeinsam an der Stressbewältigung gearbeitet wird. Weiters kann eine Grobeinteilung in positives und negatives dyadisches Coping geschehen (Bodenmann, 1995b, 2000). Das positive dyadische Coping wird unterteilt in: Positives supportives dyadisches Coping, delegiertes dyadisches Coping und gemeinsames dyadisches Coping. Das negative dyadische Coping lässt sich in ambivalentes dyadisches Coping, floskelhaftes dyadisches Coping und hostiles dyadisches Coping aufteilen (Bodenmann, 1995b, 2000). Diese verschiedenen Formen von dyadischem Coping äußern sich in verschiedenen Verhaltensweisen des Partners.
Forschungsstudien zu Stress und Beziehungsqualität legen nahe, dass Kommunikationsdefizite und Alltagswidrigkeiten die Partnerschaftsqualität negativ beeinflussen. Untersuchungen zu dyadischem Coping und Beziehungszufriedenheit sind nach wie vor rar. Verschiedene Studien bestätigen aber, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dyadischem Coping und Beziehungszufriedenheit gibt.
2.4 Interpersonelle Kommunikation
In diesem Unterkapitel spielt der Einfluss von positiver und negativer Kommunikation zwischen Paaren eine Rolle. Denn wie Bodenmann (2000) bereits feststellte, spielt die positive Kommunikationsart für ein gelungenes dyadisches Coping und deren Beziehungszufriedenheit eine zentrale Rolle. Dafür erfolgt ein kurzer Abriss in die nonverbale Kommunikation und ihren fünf Kanälen und danach wird aufgrund des Umfangs nur auf die Theorien von Gottman (1994, 1995, 1999) eingegangen, der die Beziehungsqualität und den Einfluss von negativer und positiver Kommunikation in Modellen beschreibt.
Die Kommunikation bezeichnet den interpersonellen Prozess eines Informationsaustausches und kann dabei verbal und/oder nonverbal vonstattengehen (Schlegel & Scherer, 2017, S. 264). Die verbale Kommunikation findet dabei auf der sprachlichen Ebene statt. Zu den Kanälen der nonverbalen Kommunikation zählen u.a. Mimik (Emotionen), Stimme, Gestik und Körpersprache (Schlegel & Scherer, 2017). Zudem kann auch noch in eine paraverbale Kommunikation eingeteilt werden. Die paraverbale Kommunikation bezeichnet das ganze Spektrum des Stimmapparats (Stangl, 2021). Darunter fällt die Stimmlage (hoch – tief), die Lautstärke (angenehm – unangenehm), die Betonung, das Sprachtempo (schnell – langsam), die Artikulation (deutlich – undeutlich) sowie die Sprachmelodie (eintönig – singend) (Stangl, 2021). Somit fällt nur ein kleiner Teil auf die verbale Kommunikation (Stangl, 2021).
In dieser Arbeit ist, wenn von Kommunikation gesprochen wird, die verbale, paraverbale und nonverbale Form gemeint.
Circa ein Drittel der Kommunikation fällt auf die direkte Kommunikation, die durch die Stimme vermittelt wird. Zusammen mit der nonverbalen Kommunikation summiert sich der Anteil auf ca. 90 % der ganzen Botschaft (Stangl, 2021).
Es existieren viele Kommunikationsmodelle, wie z.B. das Sender-Empfänger-Modell von Shannon und Weaver (1949), das Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun (2000), die Maximen der Kommunikation nach Grice (1975) usw., die den Kommunikationsprozess von zwischenmenschlichen Beziehungen beschreiben (Sittenthaler et al., 2017). In der menschlichen Kommunikation treten oft Probleme auf (z.B. Verständigungsprobleme), die diese Modelle zu erklären versuchen (Sittenthaler et al., 2017).
2.4.1 Kanäle der nonverbalen Kommunikation
Zu der nonverbalen Kommunikation zählen die Elemente wie Proxemik und Kinesik. Unter der Kinesik wird die Lehre der Körperbewegungen verstanden und unter Proxemik die Lehre von persönlichen Distanzen (Solowjew, 2020). Die Kinesik beinhaltet die Mimik, Gestik, Haltung und Stimme. Die Proxemik besteht aus den Elementen Nähe und Distanz (Ellgring, 2010, S. 34). Des Weiteren wird zwischen unbewusster und bewusster nonverbaler Kommunikation unterschieden (Solowjew, 2020). Es existieren verschiedene Arten die nonverbale Kommunikation einzuteilen. Eine Klassifizierung von Argyle (2013, S. 11) sieht folgendermaßen aus:
- Mimik (Gesichtsausdrücke)
- Blickverhalten (und Pupillenerweiterung)
- Gestik
- Körperhaltung
- Körperkontakt
- Raumverhalten (Proxemik)
- Kleidung/Aussehen
- Nonverbale Vokalisierungen (lautliche Äußerungen)
- Geruch
Die nonverbale Kommunikation erfüllt dabei folgende Funktionen (Argyle 2013, S. 16):
- Mitteilung interpersonaler Einstellungen (räumliche Nähe, Berührung, Blickverhalten)
- Begleitung und Unterstützung von sprachlichen Äußerungen (Sprecher und Zuhörer)
- Selbstdarstellung
- Rituale (Begrüßungen)
Eine andere Klassifizierung der nonverbalen Kommunikation ist, diese nach fünf Kanälen einzuteilen: Gesicht, Stimme, Körper, Körpersprache und Gestik (Schlegel & Scherer, 2017). Diese spielen für die Kommunikation eine besondere Rolle. Für eine gelungene Paarbeziehung ist es wesentlich, dass zwischen den Partnern eine gute verbale wie auch nonverbale Kommunikation herrscht (Gottman, 1994, 1995, 1999)et. Andererseits kann eine gestörte Kommunikation zwischen Paaren zur Trennung führen (Bodenmann, 2000). Da die nonverbale Kommunikation auch in Gottman's apokalyptischem Reiter eine Rolle spielt, werden diese fünf Kanäle der nonverbalen Kommunikation im Folgenden näher erläutert.
2.4.1.1 Gesicht
Aus dem Gesicht eines Menschen lässt sich eine Vielzahl ablesen, wobei keine direkte Kommunikation vonnöten ist. So können nicht nur Persönlichkeitszüge aus dem Gesicht abgelesen werden, sondern auch Emotionen (Schlegel & Scherer, 2017). Der Gesichtsausdruck übt einen starken Einfluss auf das Verhalten des Gegenübers und den Kommunikationsprozess aus. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Stirnrunzeln oder ein Lächeln ein verbales Verhalten des Gegenübers hervorrufen kann (Schlegel & Scherer, 2017). Auch Blickbewegungen regulieren den Kommunikationsprozess, indem sie z.B. die Intention einer Gesprächsaufnahme andeuten (Schlegel & Scherer, 2017). Der Blickkontakt übt einen Einfluss auf die Beziehungsart von Personen aus. So ist ein langer Blickkontakt vor allem bei Paaren mit einer höheren Intimität und der Beziehungsdauer verbunden (Schlegel & Scherer, 2017).
2.4.1.2 Stimme
Die Stimme gibt Informationen über Persönlichkeit, Emotionen, Einstellungen etc. und ist von besonderer Relevanz in einer sozialen Interaktion (Solowjew, 2020). Hierbei spielt die Lautstärke und das Maß der Anspannung der Stimme (z.B. Schonstimme oder Kraftstimme) eine große Rolle für den Informationsaustausch, da diese u.a. Emotionen erkennen lassen (Solowjew, 2020).
Sie gibt u.a. einen Einblick über die Art der Beziehung von Menschen (Schlegel & Scherer, 2017). Kommunizierende passen sich den Stimmvariablen (Akzent, Sprechrate bzw. Häufigkeit von Pausen) des Gegenübers an, was eine positive Kommunikation und Sympathie der Interaktionspartner zur Folge hat (Schlegel & Scherer, 2017).
2.4.1.3 Körper, Körpersprache und Gestik
Die Einschätzungen von anderen Menschen werden u.a. von den physischen Merkmalen des Körpers vorgenommen (Schlegel & Scherer, 2017). Aber auch Gestik und Emotionen werden von der Körperhaltung kommuniziert (Schlegel & Scherer, 2017). Eine deckungsgleiche Körperhaltung zwischen zwei Menschen führt dabei zu einer positiveren Interaktion, Kooperation und Rapport (Schlegel & Scherer, 2017).
2.4.2 Modell der triadischen Balance
Gottman (1994) führte eine Reihe von Studien durch, um den Zusammenhang von Beziehungsqualität und Beziehungsgestaltung zu untersuchen. Dabei suchte er auch nach prädiktiven Kommunikationsmustern, die eine stabile Ehe auszeichnen. Neben psychophysiologischen und kognitiven Prozessen ging er auch verbalen, nonverbalen und emotionalen Interaktionsmustern nach (Gottman, 1994).
Das Modell der Triadischen Balance stellt das Fundament der Theorie der ehelichen Stabilität dar.
Eine stabile Beziehung ist dabei durch die triadische Balance zwischen Verhalten in der Beziehung, Wahrnehmung der Partnerschaft und der physiologischen Reaktion in der Beziehung gekennzeichnet (Gottman, 1994). Neben dem direkten Verhalten in einer Partnerschaft spielen auch andere Verhaltensweisen in der Beziehung eine Rolle (Gottman, 1994). Ein positives Verhältnis von positiven und negativen Verhaltensweisen ist dabei für eine Beziehungsstabilität ausschlaggebend. Nach Gottman (1994) manifestieren sich negative Kommunikationsmuster dann, wenn positive Verhaltensweisen der Partner nicht ausreichend gezeigt werden. Demnach ist eine Beziehung dann stabil, wenn sich diese in einem 5:1 Verhältnis vollzieht. Dies wird als Gottman-Konstante bezeichnet und beschreibt, dass eine negative Interaktion mit einem Partner, durch fünf positive Interaktionen ausgeglichen werden muss. Eine Partnerschaftsunzufriedenheit zeigt einen überwiegenden Anteil an negativen Interaktionen (Gottman, 1993). Eine vermehrt positive Interaktion führt zu einer positiven Wahrnehmung der Beziehung, was in psychophysiologischer Beruhigung, positiven Gefühlen und Wohlbefinden mündet. Gottman bezeichnet ein positives Verhältnis der Kommunikation als „reguliert“.
Bei einem negativen 5:1 Verhältnis führen Konflikte zu einer hohen psychophysiologischen Erregung, was sich in einer Veränderung der Wahrnehmung der Beziehung zeigt. Eine physiologische Reaktion und eine negative Wahrnehmung zeigen sich dann, wenn ein bestimmter Schwellenwert (im Verlauf der Erfassung der Verhaltensweisen des Partners) unterschritten wird. Die Wahrnehmung wird bei dieser Unterschreitung negativ und bewirkt negative physiologische Funktionen und Emotionen. Gottman nennt die fünf apokalyptischen Reiter (siehe Abschnitt 2.4.3) als wesentliche negative Verhaltensweisen, die eine Balance in der Beziehung stören. Bei einer negativen Balance werden die Verhaltensweisen des Partners durch Attributionsprozesse negativer und instabiler (Gottman, 1994). Positive Verhaltensweisen werden external attribuiert und negative Verhaltensweisen internal und stabil. Daraus ergibt sich, dass eine Interaktion innerhalb einer Partnerschaft erschwert wird und die Attribution begünstigt wird (Kley, 2019). Daraus resultiert eine Entfernung des Partners (Kley, 2019) und Gedanken an Trennung oder Scheidung können entstehen (Gottman, 1994).
Bei seiner Untersuchung zur Stabilität von Paarbeziehungen geht Gottman (1994) von fünf Beziehungstypen aus. Als stabile Paare sieht er die Paartypen:
- Konfliktvermeidende Paare
- Lebhaft- impulsive Paare und
- Konstruktive Paare
Die instabilen Paare teilt er in
- feindselig-engagierte Paare und
- feindselig- distanzierte Paare ein.
2.4.3 Fünf apokalyptische Reiter
Gottman (1994, 1995, 1999) beschreibt in seinem Modell der fünf apokalyptischen Reiter, wie sich negative Kommunikationsformen in der Partnerschaft zu einer negativen Beziehungsqualität äußern können. Das Verhalten der Paare beeinflusst das Gleichgewicht sowie auch die Kommunikation innerhalb einer Partnerschaft (Kley, 2019). Solche Verhaltensweisen werden als Kaskadenmodell bezeichnet (Kley, 2019).
Das Modell geht von einem prozesshaften Geschehen aus, das schrittweise in der Reihenfolge vorkommt: 1. Kritik, 2. Rechtfertigung, 3. Verachtung, 4. Rückzug, 5. Machtdemonstration. Ursprünglich beinhaltete das Modell nur vier apokalyptische Reiter, was jedoch erst später von Gottman et al. (1998) mit einem fünften Reiter (Machtdemonstration) erweitert wurde.
1. Kritik (Complain/Criticize) Die Kritik bildet den ersten apokalyptischen Reiter und beschreibt das Klagen und Kritisieren von störenden Verhaltensweisen des Partners (Braukhaus et al., 2000 Gottmann unterscheidet dabei zwischen verallgemeinernder und verletzender Kritik. Die Kritik kann sich in Schuldzuweisungen oder Beschwerden des Partners äußern und sich in den Worten wie „immer“, „nie“, „wieder mal“, „tausendmal“, äußern S. 42-43). betonen aber auch, dass „Du- Botschaften“ unter den Kritik Aussagen wesentlich sind. Gewinnt die Kritik in einer Partnerschaft zunehmend an Bedeutung, nehmen die anderen 4 Reiter weiteren Einfluss auf die Beziehung
2. Rechtfertigung (Defensiveness) Viele Menschen und auch Paare reagieren auf die Kritik eines anderen mit einer Rechtfertigung . Eine Entschuldigung kann als solche Rechtfertigung gesehen werden (Schneewind et al., 2000). Die kritische Äußerung des Partners wird mit einer Rechtfertigung, oft mit Vorwürfen gegen argumentiert, was dann zu einer Eskalation führt . Häufige Aussagen sind z.B. „Ja, aber…“, oder „stimmt doch gar nicht“, „Ja, aber ich habe mit meiner Arbeit keine Freizeit und brauche deshalb meinen Freiraum“. Nach Schneewind et at. (2000, S. 103) zeigt sich die nonverbale Rechtfertigung z.B. mit verschränkten Armen.
3. Verachtung (Contempt) Die Verachtung äußert sich z.B. in zynischen Bemerkungen, Beleidigungen oder Spott . Das Ziel der Verachtung besteht darin, den Partner zu verletzen, indem Aussagen gemacht werden, wie z.B. „Als ob du wüsstest, was es heißt ein Kind zu erziehen“ (. Beleidigende Bemerkungen sind meist eine Folge von negativen Gedanken über den Partner, die durch nicht bewältigte Probleme ausgelöst werden. Nonverbal kommt die Verachtung z.B. anhand spöttischen Lächelns oder Verdrehen der Augen zum Ausdruck . Problematisch ist es, wenn der Partner diese Verachtung spürt, denn dadurch gestaltet sich die Problemlösung als sehr beschwerlich und kann zu einem dauerhaften Konflikt führen .
4. Rückzug (Stonewalling) Es kommt oft vor, dass ein Partner aus einem Streit, in der Kritik, Rechtfertigung und Verachtung das Geschehen bestimmen, ausbrechen möchte . Dies ist anhand eines Rückzugs möglich, indem weder verbal noch nonverbal reagiert wird . Verhaltensweisen wie Blickkontaktvermeidung, Abblockung oder Reduzierung der Mimik bzw. Gestik, zählen zu den Rückzugsstrategien (Schneewind et al., 2000). Diese Strategie hat jedoch verheerende Konsequenzen. Dem anderen Partner wird somit signalisiert, dass es sich nicht mehr lohnt zu streiten, in dem der Partner z.B. sagt: „Es ist mir egal, der Ärger mit dir lohnt sich nicht mehr“ .
5. Machtdemonstration (Belligerence) Wie bereits erwähnt, fügte Gottman et al. (1998) erst später den fünften apokalyptischen Reiter in seinem Modell hinzu: die Machtdemonstration. In der Verhaltensweise der Machtdemonstration wird nicht mit einer Rechtfertigung reagiert, sondern mit dem Durchsetzen des eigenen Willens (z.B. „Ich kann hinfahren wo ich will, ich habe das Auto bezahlt“). Die Machtdemonstration markiert das Desinteresse an Lösungsfindungen, indem keine Rücksicht mehr auf die Interessen des Partners genommen wird und eigene Interessen verfolgt werden.
2.4.4 Kritik
Gottman übte an der Theorie der ehelichen Stabilität selbst Kritik aus, indem er einiges als Spekulation ansieht (Kley, 2019). So fehlen in der Theorie bestimmte Kontextbedingungen (z.B. familiäre- oder Beziehungserfahrungen), die erklären könnten, wieso es zu einer negativen Interaktion in der Beziehung kommt. Gottmans fünf apokalyptische Reiter weisen zudem ein ungenaues Konzept auf, da er die negativ geäußerten Bewertungen des Verhaltens nicht miteinbezieht (Kley, 2019). Einen weiteren Kritikpunkt stellt die Untersuchung mittels Beobachtung dar, was eine subjektive Perspektive der Teilnehmer nicht miteinschließt (Kley, 2019). Die wiederholten Ergebnisse von Gottmans Untersuchungen bestätigten sich auch nur teilweise (Gottman et al., 1998). Dennoch stellt die Theorie ein Fundament für weitere Forschungen der Beziehungsqualität und Interaktionsprozesse dar.
2.4.5 Empirische Befunde zur Kommunikation und Beziehungsqualität
Karney und Bradbury (1995) konnten in einem Übersichtsartikel zeigen, dass die Kommunikationsqualität einen entscheidenden Faktor für die Beziehungsstabilität darstellt. Die Kommunikationsqualität weist bei der Vorhersage von Scheidungen eine große Effektstärke (d = -0.34) bei einem negativen Kommunikationsverhalten bei Frauen auf. Auch bei Männern zeigt sich eine große Effektstärke mit d = -0.37 (Bodenmann & Cina, 2000). Auch ein positives Kommunikationsverhalten ergab bei Männern (d = -0.46) und Frauen (d = -0.33) einen großen Effekt (Bodenmann & Cina, 2000). Es kann somit davon ausgegangen werden, dass ein positives Kommunikationsverhalten mit einer Partnerschaftsstabilität einhergeht.
Ein negatives Kommunikationsverhalten resultiert aber laut Bodenmann (2000) nicht bei allen Paaren in Scheidung oder Trennung. Bodenmann (2000) geht davon aus, dass die meisten Paare über ein angemessenes Kommunikationsverhalten verfügen, dieses jedoch unter Stress in eine negative Kommunikationsqualität mündet. Bodenmann et al. (1996) konnten diese Hypothese in einem Experiment bestätigen. Die Autoren fanden heraus, dass sich die dyadische Kommunikationsqualität unter Stress um 40 % verringert. Dies wird durch eine höhere verbale, para- und nonverbale Negativität verstärkt, sowie auch durch Rückzug. Stress und schlechte Partnerschaftsqualität können für ein erhöhtes Trennungsrisiko zuständig sein (Bodenmann, 1997a; Bodenmann & Cina, 1999).
Gottman et al. (1998) zeigten in ihrer Studie auf, dass aus den Affekten die Zufriedenheit und Stabilität einer Ehe vorausgesagt werden kann. Solche affektiven Merkmale sind eine zentrale Komponente in der Paarkommunikation (Kim et al., 2007). Dabei stehen positive Affekte im Zusammenhang mit einer stärkeren Beziehungsqualität und negative Affekte mit einer schlechteren Beziehungsqualität (Smith et al., 1990; Waldinger et al., 2004).
Die aktuelle Forschung unterstützt die positive Beziehung zwischen der Verwendung der vier Reiter und einer Zunahme der ehelichen Konflikte (z.B. Fowler & Dillow, 2011; Horan et al., 2015). Hopper et al. (2017) untersuchten potenzielle demographische Unterschiede mit Gottmans vier Reitern, sowie emotionales Flooding bei 591 verheirateten Personen. Dabei interessierte der Zusammenhang von negativen Kommunikationstechniken und emotionales Flooding auf die Ehezufriedenheit. Dafür wurden demographische Unterschiede (z.B. Rasse, Geschlecht, Dauer der Beziehung etc.) miteingeschlossen, die als Kontrollvariablen dienten. Die Autoren fanden heraus, dass emotionales Flooding mit der Dauer der Ehe abnimmt und die Abnahme der Kommunikation mit dem Partner den größten negativen Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit hat. Diese Ergebnisse sind unabhängig von demographischen Unterschieden.
Die Identifizierung der Risikofaktoren erreichte vor allem im klinischen Bereich große Aufmerksamkeit, da dadurch geeignete Interventionen für gefährdete Paare mit Beziehungsproblemen gefunden werden konnten (Heyman & Slep, 2001). Die Arbeit von Gottman et al. (1998) konnte damit einen wesentlichen Beitrag leisten (Kim et al., 2007). Eine positive Kommunikation ist somit maßgeblich für die Beziehungsqualität und Zufriedenheit, was auch aktuelle Forschungen noch bestätigen (Schrodt & Braithwaite, 2011).
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1 Diese Arbeit verwendet zur besseren Lesbarkeit nur das maskuline Generikum.
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