In meiner Hausarbeit möchte ich mich der Person Niccolo Machiavelli als Geschichtsschreiber und seiner "Geschichte von Florenz" widmen. Ziel der Arbeit ist es, zu versuchen, den Zusammenhang zwischen dem Geschichtsinteresse der Renaissance und seiner Geschichtsschreibung mit Machiavelli als Historiker und seiner "Geschichte von Florenz" zu verbinden. Die Geschichtsschreibung in dieser Zeit war geprägt von dem Geschichtsinteresse der Humanisten, deren Grundsätze für die Geschichtsschreibung sich aus der klassischen Historiographie ableiteten und für die, die Geschichte an sich etwas Nebensächliches war. Auch für Machiavelli war seine Geschichte von Florenz etwas einzigartiges unter seinen Schriften , war Machiavelli doch eigentlich mehr Politikwissenschaftler als Historiker. Doch die Geschichte von Florenz, sein letztes größeres Werk und seine einzig wirkliche Geschichtsdarstellung ist trotzdem sein drittgrößtes Werk nach dem "Principe" und den "Discorsi". Es nimmt daher einen eben so hohen Stellenwert ein, denn auch in diesem Werk zeigen sich die Leitlinien Machiavellis politischen Denkens. Trotzdessen streiten sich die Gelehrten über den Charakter und die Bedeutung des Werkes. Einige sehen in ihr die ausführliche Darstellung und Erläuterung der Regeln und Vorschriften, wie sie Machiavelli bereits im "Principe" und in den "Discorsi" entwickelt hatte. Andere sehen in ihm einen Meilenstein in der modernen Historiographie. Es gibt aber auch einige, die in der Geschichte von Florenz die neue und letzte Etappe in der Entwicklung des Machiavellistischen Denkens sehen. Machiavellis Werke haben immer Diskussionen und Kontroversen ausgelöst, aber auch in diesem Zusammenhang ist die Geschichte ein Sonderfall, weil über sie die Ansichten grundsätzlich auseinandergehen.
Machiavellis "Geschichte von Florenz" ist kein Originalwerk. Er holte sich sein Material aus den Chroniken und älteren Geschichten. Neu an dieser Geschichte war die Form der politischen Geschichtsschreibung. Machiavelli hatte im Gegensatz zu anderen Darstellungen des Florenz des ausgehenden fünfzehnten Jahrhunderts ein ganz anderes Bild dieser Zeit entworfen. Anstatt die künstlerische und kulturell Hochblüte der Stadt zu beschreiben zeichnete er die Zeichen von Krise und Verfall in der Stadt der Medici nach. Seine Gedankenführung war illusionsfrei und streng und sie hat ihn zu einem der wichtigsten politischen Denker dieser Epoche gemacht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Geschichtsinteresse in der Renaissance
- Die humanistische Geschichtsschreibung
- Machiavelli und die Geschichtsschreibung
- Machiavelli und die humanistische Geschichtsschreibung
- Der Geschichtsschreiber Machiavelli
- „Die Geschichte von Florenz"
- Der Auftrag zur „Geschichte von Florenz" und die Medici
- Der Inhalt der „Geschichte von Florenz"
- Der Aufbau der „Geschichte von Florenz"
- Schlußbemerkung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit widmet sich Niccolò Machiavelli als Geschichtsschreiber und seiner "Geschichte von Florenz". Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen dem Geschichtsinteresse der Renaissance, Machiavellis Wirken als Historiker und seiner "Geschichte von Florenz" zu beleuchten. Die Arbeit untersucht die humanistische Geschichtsschreibung und die Rolle Machiavellis in diesem Kontext.
- Das Geschichtsinteresse der Renaissance und die humanistische Geschichtsschreibung
- Machiavellis politische Philosophie und seine "Geschichte von Florenz"
- Der Niedergang und die Sittenverderbnis in Florenz
- Die Zyklustheorie in Machiavellis Geschichtsbild
- Der Aufbau und die Struktur der "Geschichte von Florenz"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Person Niccolò Machiavelli als Geschichtsschreiber und seine "Geschichte von Florenz" vor. Sie beschreibt die Zielsetzung der Arbeit, die darin besteht, den Zusammenhang zwischen dem Geschichtsinteresse der Renaissance und Machiavellis "Geschichte von Florenz" zu untersuchen.
Das Kapitel "Das Geschichtsinteresse in der Renaissance" beleuchtet das geringe Interesse an der Vergangenheit in dieser Zeit. Es erläutert, dass die Humanisten, die die wichtigsten historischen Schriften verfassten, die Geschichte als etwas Nebensächliches betrachteten. Sie sahen sich als Protagonisten einer neuen geistigen Ordnung und glaubten, in einer neuen, besseren Welt zu leben, die sich von der Vergangenheit unterschied. Dennoch sahen die Humanisten die Beschäftigung mit der Vergangenheit nicht als sinnlos an, da sie glaubten, dass die Geschichte durch ihr Beispiel lehrte. Die Lehren der Geschichte, die man ziehen konnte, änderten sich jedoch in ihrem Wesen. Da die Humanisten eher Rhetoriker waren, legten sie Wert darauf, die antike Moralphilosophie in einer verständlichen und anwendbaren Form zu präsentieren. Die Rolle des Menschen in der Welt, sein Kampf mit dem Schicksal, wurde betont.
Das Kapitel "Die humanistische Geschichtsschreibung" beschreibt die Nachahmung der Klassiker als Grundprinzip der humanistischen Gelehrsamkeit. Dieses hatte sowohl positiven als auch negativen Einfluss auf die Historiographie. Die Humanisten unterschieden zwischen vollständigen Geschichtswerken und Kommentaren von Beteiligten. Der Inhalt der historischen Schriften sollte sich durch ein genau definiertes Thema kennzeichnen lassen. Um eine zusammenhängende Geschichte zu schreiben, so wurde es gefordert, sollte man die Ereignisse in einer strengen chronologischen Reihenfolge erzählen. Ein Nachteil der Nachahmung der klassischen Muster war, dass nur politische Ereignisse und militärische Aktionen für wert befunden wurden, erwähnt zu werden. Die Nachahmung war auch nicht nur eine Frage in Bezug auf die literarische Form oder die Themenwahl. Man ging von der Annahme aus, dass sich die Ereignisse der Vergangenheit genauso behandeln lassen konnten, wie die der Gegenwart, weil die Faktoren, die die Männer in der Vergangenheit beeinflusst hatten, genau dieselben waren, wie die der Gegenwart. Das war der entscheidende Punkt der humanistischen Geschichtstheorie, der Glaube daran, dass sich Geschichte immer wieder wiederholt.
Das Kapitel "Machiavelli und die Geschichtsschreibung" untersucht Machiavellis Integration seiner politischen Lehren im Beispiel der Geschichte. Er folgt dabei den humanistischen Grundsätzen, die sich auf die klassische Historiographie beziehen. Geschichtswerke sollen moralische Lektionen enthalten, die in den Mittelpunkt gestellt werden. Machiavelli wollte diesen Forderungen nachkommen. Das Auslassen bestimmter Zeitabschnitte diente dazu, den Blick auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf die Zeitabschnitte, von denen man lernen konnte. Für die humanistische Geschichtsschreibung war neben der Betonung auf Erteilen politischer Lektionen der rhetorische Stil von eben so wichtiger Bedeutung. Um einprägsam zu sein, musste der Historiker einen eindrucksvollen rhetorischen Stil beherrschen. Machiavelli nahm auch diesen Grundsatz sehr ernst und schrieb vor der "Geschichte von Florenz" ein stilistisches Modell, das "Vita di Castruccio Castracani".
Das Kapitel "Die Geschichte von Florenz" behandelt den Auftrag, den Machiavelli von Giulio Medici erhielt, die Geschichte von Florenz zu schreiben. Es beschreibt die Bedeutung des Auftrags für Machiavelli, da er seinem Rückgang ins öffentliche Leben entsprach. Es wird erläutert, dass die "Geschichte von Florenz" unweigerlich zu einer Geschichte der Medici werden musste, weil in den italienischen Stadtstaaten politische Entwicklungen immer mit dem Schicksal bedeutender Familien verknüpft waren. Machiavelli wusste, was ihn erwartete. Es sollte ein Werk werden, das der Nachwelt die Erinnerung an bedeutende und erinnerungswerte Taten erhalten sollte, glaubwürdig, elegant und blumig sollte es geschrieben sein und ausgestattet mit Eleganz und Beredsamkeit, die den erzählten Dingen Gewicht verleihen sollten und sie glänzender hervortreten lassen sollten. Formal sollte sich das Werk streng an die Regeln der humanistischen Geschichtsschreibung halten. Machiavelli wollte diese Vereinbarungen unbedingt erfüllen und versuchte sich an das vorgeschriebene Modell zu halten, das forderte, dass die Geschichte in Bücher eingeteilt werden sollte, von dem jedes ein Einleitungskapitel haben sollte mit allgemeinen Betrachtungen. Dann sollten die Darstellungen mit Reden ausgeschmückt werden, in denen die Handlungen und Ereignisse in einem größeren philosophischen oder moralischen Zusammenhang gestellt werden sollten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Niccolò Machiavelli, "Geschichte von Florenz", humanistische Geschichtsschreibung, Renaissance, Geschichtsinteresse, politische Philosophie, Sittenverderbnis, Niedergang, Florenz, Zyklustheorie, Aufbau, Struktur, politische Lektionen, Rhetorik, Auftrag, Medici, Dekadenz, Tyrannei, Anarchie.
- Arbeit zitieren
- Heike Lorenz (Autor:in), 2002, Machiavelli - Der Geschichtsschreiber von Florenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10620
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