Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Einleitung
2. Die Auswirkungen des Pearl Harbour-Angriffs auf die Wirtschaft
2.1 Gesetzesänderungen, Eingriffe des Staates in die Wirtschaft und neue Behörden
2.2 Die Rolle der Gewerkschaften
2.2.1 Die Kohlenbergwerkarbeiter
3. Die Auswirkungen des Pearl Harbour-Angriffs und der Kriegswirtschaft auf die Bevölkerung
3.1 Was geschah mit den in den USA lebenden Japanern und Deutschen?
3.1.1 Albert Einstein und Bertolt Brecht
3.2 Die Rolle der Arbeiter
3.3 Die Rolle der Frauen im Krieg
3.4 Die Rolle der Afroamerikaner
4. Der Wandel der Schulen während des Kriegs
4.1 Die Umstrukturierung des Lehrplans
4.2 Der Staat wird aufmerksam
4.3 Die Funktionen der Colleges während des Kriegs
5. Schlusswort
Anmerkungen
Literaturliste
Vorwort
Pearl Harbour ist, seit es den Disney Film im Kino gab und seit dem 11. September 2001, wohl ein allbekanntes Thema. Jeder Schüler und Schülerin weiss, was in Pearl Harbour passierte. Doch nur wenige sind sich bewusst, welche massiven Auswirkungen dieser Vorfall auf die US-Innenpolitik, auf die Bevölkerung und auf die Wirtschaft hatte. In meiner Maturaarbeit will ich nun anhand von ein paar wenigen konkreten, aber wichtigen Beispielen die Auswirkungen des japanischen Angriffs auf Pearl Harbour auf die USA veranschaulichen.
Ich wusste schon zu Beginn des LaP 4-Kurses, dass ich eine Arbeit über die Ereignisse im Pazifik während des zweiten Weltkriegs schreiben wollte. Doch ich hatte noch Mühe, das Thema passend einzuschränken und zu gewichten, was aber mit Hilfe von Herrn G. Lang bestens ging. Auch war ich überrascht, wie unglaublich umfangreich mein zuvor noch als bescheiden empfundenes Thema ist. Ich musste viele andere interessante Beispiele, welche man hätte erwähnen können, weglassen, hoffe aber, dass der Einblick, den man durch meine Arbeit gewinnt, genügt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
“ Pearl Harbor Navy Yard, looking south, on 13 October 1941. Marine Barracks complex is located to the left of the tank farm visible just to left of center. Several temporary wooden barracks, completed in early 1941, ring the parade ground. ”
[Quelle: http://www.ibiblio.org/hyperwar/USMC/USMC-C-Pearl.html ]
1. Einleitung
Im Jahre 1941 waren die USA dem Krieg noch nicht beigetreten, da dies das Neutralitätsgesetz1 und die Meinung des Volkes nicht zuliessen. Es gab starke Diskussionen zwischen den Kriegsbeitrittsbefürwortern und den Isolationisten. Während die Isolationisten sich aus dem Krieg raushalten und neutral bleiben wollten, bejahten die Kriegsbeitrittsbefürworter und Roosevelt einen Kriegsbeitritt. Eine Meinungsumfrage2 ergab ein klares Nein zum Kriegsbeitritt. Seit 1940 weiteten sich die Aggressionen Japans, das schon Indochina militärisch besetzt hatte, aus. Ebenso gelangten durch die Zusammenarbeit Japans mit den faschistischen Staaten („Dreimächtevertrag“), die japanisch-amerikanischen sowie die japanisch-britischen Beziehungen an einen kritischen Punkt. Trotz Einfrierung aller japanischen Guthaben in den USA und trotz einem Öl- und Schrottembargo gegen Japan forderte Japan freie Hand in China zu haben oder sie würden den Krieg gegen die USA, Grossbritannien und Holland eröffnen. Denn die japanischen Erdölreserven hätten nur für zwei Jahre gereicht und Japan verfügte über kein Erdölvorkommen. Nach erneutem Scheitern der japanisch-amerikanischen Verhandlungen3 fiel dann am 1. Dezember 1941 in Tokio der Entschluss zum Krieg gegen die USA.
Der darauf folgende Angriff fand am 7. Dezember 1941 statt. Am frühen Morgen wurde der amerikanische Stützpunkt Pearl Harbour auf Hawaii, wo sich gerade die amerikanische Pazifik-Flotte befand, von japanischen Flugzeugen angegriffen. Die sechs japanischen Flugzeugträger waren in Reichweite ihrer Trägerflugzeuge in Stellung gebracht worden, da die Distanz zwischen Japan und dem Stützpunkt Pearl Harbour zu gross für einen Überflug von Japan aus gewesen wäre. Da die Amerikaner nicht auf den Angriff vorbereitet waren, wurden acht Schlachtschiffe, drei Kreuzer und drei Zerstörer versenkt oder schwer beschädigt sowie fast 200 Flugzeuge ausser Gefecht gesetzt. Verschont blieben nur die drei Flugzeugträger, welche sich auf hoher See vor der amerikanischen Westküste befanden. Die Japaner verloren nur 29 Flugzeuge, drei Klein-U-Boote und deren Besatzungen. Die Amerikaner jedoch zählten über 2’400 Tote und ca. 1’100 Verwundete.
„ Senatoren, Mitglieder des Repräsentantenhauses! Gestern, am 7. Dezember 1941, hat sich eine Entwicklung vollzogen, die in ihrer niederträchtigen Ehrlosigkeit in unserem Gedenken fortleben wird. Die Vereinigten Staaten von Amerika wurden plötzlich und vorbedacht von Marine- und Luftstreitkräften Japans angegriffen.. Die verbrecherischen und plötzlichen Angriffe der Japaner im Pazifischen Ozean bedeuten den Höhepunkt eines Jahrzehnts internationaler Unmoral. Mächtige und mit reichen Hilfsmitteln versehene Gangster haben sich zusammengetan, um gegen das ganze Menschengeschlecht Krieg zu führen. Jetzt haben sie die Vereinigten Staaten herausgefordert: die Japaner haben in verräterischer Weise den seit langen Zeiten zwischen ihnen und uns bestehenden Frieden gebrochen. Zahlreiche amerikanische Soldaten und Matrosen sind durch feindliche Akte getötet worden. Amerikanische Schiffe wurden versenkt und amerikanische Flugzeuge zerstört. Der Kongress und das Volk der Vereinigten Staaten haben den Fehdehandschuh aufgenommen. Zusammen mit anderen freien Völkern kämpfen wir jetzt, um unser Recht zu wahren, in Freiheit und Anstand, ohne Furcht vor einem Angriff, leben zu können..
Wir müssen bereit sein, einen langen Krieg gegen schlaue und starke Räuber zu führen. Der Angriff auf Pearl Harbour kann sich an unseren Küsten und in allenübrigen Gebieten der Hemisphäre wiederholen. Es wird nicht nur ein langer, sondern auch ein harter Krieg sein. “
[Quelle: Aus der Rede des Präsidenten Franklin D. Roosevelt vor dem amerikanischen Kongress, am 08.12.1941]
Wie man Roosevelts Rede vom 8. Dezember entnehmen kann, bedeutete der Angriff der Japaner auf Pearl Harbour den Kriegseintritt der USA. Da die USA sich nun im Kriegszustand befanden, musste die ganze Wirtschaft auf Kriegswirtschaft umgestellt werden und der Angriff hatte auch massive Auswirkungen auf die Bevölkerung der USA.
2. Die Auswirkungen des Pearl Harbour-Angriffs auf die Wirtschaft
Aufgrund der durch die Weltwirtschaftskrise ausgelösten Depression der dreissiger Jahre konnte die Kriegsproduktion gesteigert werden, ohne den privaten Konsum einschränken zu müssen. Denn die Kriegswirtschaft benötigte eine erhöhte Produktion. Eine der Ausnahmen war die Automobil-Produktion, welche während des Krieges auf Lastwagen- und Panzerbau umgestellt wurde. Dabei beauftragte die Regierung oft Firmen direkt. Firmen, die einen als „zuverlässig“ geltenden Ruf hatten, wie zum Beispiel General Motors und General Electronics, wurden von der Regierung bevorzugt und profitierten davon auch sehr.
Die Produktion der Landwirtschaft konnte um einen Viertel gesteigert werden, da die durch den New Deal noch vorhandenen Anbaubeschränkungen aufgehoben wurden; und dies, obwohl die Landbevölkerung seit Kriegsbeginn von 30,5 Millionen bis 1942 auf 24,5 Millionen sank.
2.1 Gesetzesänderungen, Eingriffe des Staates in die Wirtschaft und neue Behörden
Da durch den Krieg zahlreiche wirtschaftliche und politische Probleme bewältigt werden mussten, wurden von der Regierung viele neue Ausschüsse zur Regelung praktisch jeden Bereichs des zivilen Lebens und der Koordinierung der verschiedenen Produktionsstätten geschaffen. So wurde schon im Januar 1942 der „War Production Board“ (Rat für Kriegswirtschaft) durch Roosevelt gegründet, der dem „War Production Board“ aus dem ersten Weltkrieg ähnlich war. Der Kriegswirtschaftsrat erhielt die Verantwortung zur wirtschaftlichen Mobilmachung und Umstellung der Industrie auf Rüstungsproduktion, sowie zur Materialzuteilung und Festsetzung von Produktionsquoten. Geleitet wurde der Kriegswirtschaftsrat vom Industriellen Donald Nelson. Im „War Production Board“ arbeiteten Militärs, Gewerkschaftsführer und Unternehmer eng zusammen, aber die Schlüsselpositionen wurden von Managern aus der Privatwirtschaft belegt. So konnten für die Rüstungsproduktion wichtige Staatsaufträge direkt von der Regierung an die Unternehmen verteilt werden. Damit die Verteilung der Arbeitskräfte auf die verschiedenen Industrien und auf die Streitkräfte durch den Staat geregelt werden konnte und um den Vorgang zu beschleunigen, wurde die „War Manpower Commission“ (Kommission für Kriegsarbeitskräfte) gegründet. Die „War Manpower Commission“ wurde von Paul V. McNutt, einem ehemaligen Gouverneur von Indiana, der seit 1939 Chef der „Federal Security Agency“ gewesen war, in enger Zusammenarbeit mit dem „War Produktion Board“ geleitet.
Durch die landwirtschaftliche Überproduktion gab es eine Inflation, welche durch Preiskontrollen und später durch Rationierungen des „Office of Price Administration“ bekämpft wurde. Dies wiederum löste 1943 eine Streikwelle vor allem im Kohlenbergbau aus. Streikende Unternehmungen wurden daraufhin durch die Vermittlung des „National War Labor Board“ (Nationaler Rat für Kriegsarbeit) und der Vollmacht des Präsidenten unter Regierungsaufsicht gestellt. Der „National War Labor Board“ war zur Kontrolle der Löhne und zur Verhinderung und Schlichtung von Konflikten, Streiks und Streit unter den Arbeitern in der Rüstungsindustrie da. Insgesamt gingen durch die Kooperation der Gewerkschaften und Regierung von 1942 bis 1944 im Durchschnitt nur ca. 8'600'000 Arbeitstage pro Jahr verloren, was etwa der Hälfte des Durchschnitts in Friedenszeiten entsprach.
Der ganze Eisenbahnverkehr, welcher für die Lieferung von Kriegsmaterialien unentbehrlich war, wurde vom „Office of Defense Transportation“ (Amt für Rüstungstransporte) geleitet, um einen effizienteren Transport der Kriegsmaterialien zu ermöglichen. Um die Auslandpropaganda zu lenken und die Presse über die Front zu informieren und wichtige Mitteilungen an die Bevölkerung weiterzuleiten, wurde das „Office of War Information“ (Amt für Kriegsinformationen) erschaffen. Das „Office of Censorship“ (Zensuramt) war für die Zensur von Auslandpost sowie von allen Filmen und Fernseh- und Radiosendungen zuständig.
Im Mai 1943 wurde das „Office of War Mobilization“ (Amt für Kriegsmobilmachung) gegründet, zur Überwachung und Koordination der verschiedenen Behörden. Das OWM wurde von James Byrnes, einem ehemaligen Senator aus South Carolina, geleitet. Durch all die neuen Behörden wurde die ganze Wirtschaft in einen Art staatlich gelenkten Kapitalismus umgewandelt. Dies führte zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung, von dem die USA auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch profitierten.
2.2 Die Rolle der Gewerkschaften
Durch die Förderung der Regierung, durch kriegswirtschaftliche Aufträge stieg die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder von 10.5 Millionen im Jahr 1940 auf 14.75 Millionen im Jahr 1945, was rund 22 Prozent der Arbeiterschaft ausmachte. Die Gewerkschaften gewannen so an Macht und damit wurde auch die Durchsetzung ihrer Vertretungsansprüche weitgehend ermöglicht. Aufgrund der hohen Bedeutung der Gewerkschaften wurden auch viele Gewerkschaftsführer in Regierungsausschüsse wie zum Beispiel den „War Production Board“ aufgenommen oder betrieben politische Aktivitäten in den lokalen Ausschüssen. Um die vielen kleinen Konflikte der Industrie zu dezimieren führte der „National War Labor Board“ ein Gesetz ein, welches es den Gewerkschaften der Rüstungsindustrie ermöglichte, den Gewerkschaftsbeitritt einzelner Arbeiter zu erzwingen und die Gewerkschafts- Mitgliedschaft zur Pflicht zu machen. Dies wahrscheinlich, weil man dachte, dass die Gewerkschaftszugehörigkeit ihnen ein Sicherheits- und Zugehörigkeitsgefühl vermittelte und sie deshalb weniger Probleme machen oder Unzufriedenheit zeigen würden.
Obwohl die Gewerkschaften und auch das 1935 von John L. Lewis gegründete „Committee of Industrial Organisation“ (Komitee der industriellen Organisation, kurz: CIO4 ) allgemein sich zur Streikenthaltung verpflichtet hatten, kam es oft zu kleineren Konflikten zwischen den Gewerkschaften und dem Staat. Auch musste die Armee im Dezember 1941 eingreifen, um einen Streik der San Fransisco Schiffswerften aufzulösen. Oder vom 27. Dezember 1943 bis zum 18. Januar 1944 wurden zum Beispiel aufgrund des „War Labour Disputes Act“ und der Stärke der Gewerkschaften die gesamten Eisenbahnen zeitweise der Kontrolle der Armee unterstellt, um einen Streik zu verhindern.
2.2.1 Die Kohlenbergwerkarbeiter
Im Frühling 1943 rief John L. Lewis, Führer der “United Mine Workers of America”, einer Gewerkschaftsvereinigung des Bergbaus, 530’000 Bergleute unter scharfen Forderungen zum Streik gegen die von der Regierung erlassenen Lohnregulierungen auf. Denn trotz dem starken Preisauftrieb standen aufgrund der „Little Steel“-Formel5 den Arbeitern in den abgelegenen Bergbaugebieten keine Lohnerhöhungen zu. Die Folgen der Streiks waren, dass Roosevelt die gesamten Kohlenzechen des Ostens der Regierungskontrolle durch Innenminister Harold L. Ickes unterstellte. Die gesamte Verantwortung für den Streik wurde auf Lewis abgeschoben, worauf dieser die Streiks am nächsten Tag abbrechen musste. Jedoch konnte Lewis nach weiteren Streiks im Herbst 1943 seine Forderungen durchsetzen, da Roosevelt wegen des erhöhten Kohlebedarfs während des Kriegs auf die Kohlenbergwerke angewiesen war. Lewis löste mit seinen Streikforderungen auch Abneigung der Bevölkerung gegenüber den Gewerkschaften aus. Weitere Nachteile waren, dass mehrere Einzelstaaten Gesetze gegen das Recht Streikposten einzusetzen und gegen Geldspenden der Gewerkschaften an politische Parteien erliessen. Ebenso mussten die Gewerkschaften dem Staat Einsicht in ihre Finanzen gewähren und es wurden Gesetze, welche den Einfluss der Gewerkschaften einschränkten, wieder in Kraft gesetzt.
Der Kongress verabschiedete im Juni 1943 gegen das Veto Roosevelts ein Gesetz, das kriegswichtigen Industrien eine gesicherte Produktion garantierte („War Labor Disputes Act“, sog. „Smith-Connally Anti-Strike Act“). So konnte die Regierung von da an Rüstungsbetriebe bei Streiks als Regierungsbetriebe übernehmen, was sich zwar nicht für die Kohlenberwerkgarbeiter-Gewerkschaft, aber für kleinere, unwichtigere Gewerkschaften als ernste Bedrohung auswirkte.
3. Die Auswirkungen des Pearl Harbour-Angriffs und der Kriegswirtschaft auf die Bevölkerung
3.1 Was geschah mit den in den USA wohnhaften Japanern und Deutschen?
Eines der wohl dunkelsten Kapitel der amerikanischen Politik des Zweiten Weltkriegs ist der durch den Angriff auf Pearl Harbour ausgelöste Hass der amerikanischen Bevölkerung, der sich zuerst auf die an der Westküste wohnhaften Amerikaner japanischer Abstammung auswirkte, was eine hysterische Flucht der Amerikaner japanischer Abstammung in die Staaten im Zentrum der USA auslöste. Die Japaner galten seit dem Angriff auf Pearl Harbour offiziell als „enemy race“. Im März 1942 wurden rund 112’000 Menschen japanischer Abstammung von den Weststaaten durch die neu geschaffene „War Relocation Authority“ (Kriegsumsiedlungs-Behörde) in „relocation centers“ (bewachte Lager) im Landesinneren umgesiedelt und interniert. Die meisten von ihnen verloren so ihren gesamten Besitz und mussten den Rest des Krieges, bei relativ schlechten Verhältnissen, in den „relocation centers“ verbringen. Denn man beachtete den Unterschied zwischen denen, die von Japan eingewandert waren und nie US- Staatsbürger werden konnten, und ihren in den USA geborenen Kindern, die US- Staatsbürger waren, nicht. Um aus den Camps zu kommen meldeten sich unter anderem ungefähr 12’000 der Internierten freiwillig zum Dienst in den Streitkräften, wo sie auch aufgenommen wurden.
Obwohl die Bevölkerung den sogenannten „Japs“ (Japanern) stark abgeneigt war, fanden viele diese extreme, fast rassistische Zwangsmassnahme gegenüber den Japanern eine ungerechtfertigte Behandlung. Erst 1944 reagierte der Supreme Court darauf und hob die Massnahmen am zweiten Januar 1945 auf.
Die Auswirkungen auf die Deutsch-Amerikaner und Italo-Amerikaner waren nicht so extrem wie für die Japan-Amerikaner. Denn durch die nationalsozialistische Politik mussten viele Deutsche jüdischen Bluts, sowie Schriftsteller und Wissenschaftler fliehen. Man könnte sagen, die USA hatte dadurch eher eine Bereicherung der Kultur erfahren und an Gelehrten und Wissenschaftlern gewonnen. Die USA profitierten ebenso daraus, dass viele der ausländischen Wissenschaftler in Forschungsprojekte integriert werden konnten.
Auch die amerikanische Kultur zog Profit aus den eingewanderten Schriftstellern. Jedoch wurden alle Flüchtlinge und Einwanderer, da man deutsche Spione unter ihnen vermutete, durch die „Foreign Nationalities Branche“ und das „J. Edgar Hoovers Federal Bureau of Investigation“ des „OSS“ („Office of Strategic Services“) überwacht. Die einzigen, welche als gefährlich genug zur Internierung eingestuft worden waren, waren 3’000 deutsche und 85 italienische Einwanderer, welche die amerikanische Staatsbürgerschaft noch nicht erworben hatten. Denn unter ihnen hätten sich Spione befinden können.
3.1.1 Albert Einstein und Bertolt Brecht
Ich will an den Beispielen von Albert Einstein und Bertolt Brecht zeigen, dass nicht alle deutschen Einwanderer sich in den USA wohl fühlten.
Albert Einstein und seine Frau Elsa reisten 1932 zu einer Vortragsreise in die USA. Während ihrer Abwesenheit kam es zur nationalsozialistischen Machtergreifung und sie beschlossen in den USA zu bleiben. Einstein fand eine neue Heimat in den USA und arbeitete vom November 1933 an am „Institute for Advanced Study“ in Princeton. Am 24.1.1934 besuchte er sogar Roosevelt, welcher von ihm sehr begeistert war. Als 1939 der Krieg in Europa ausbrach, unterzeichnete Einstein aus Angst vor der Entwicklung einer deutschen Atombombe am 2. August einen Brief an Roosevelt, um ihn davor zu warnen. Er erklärte sich zur Beratung bei der Entwicklung der Atombombe für die USA bereit und wurde von Roosevelt in die Forschungsprojekte aufgenommen. Am 1. Oktober 1940 erhielt Einstein die amerikanische Staatsbürgerschaft. Einstein fühlte sich sehr wohl in den USA und bekam auch nach Pearl Harbour nichts vom Hass auf die Deutschen zu spüren. Er blieb bis zu seinem Tod am 18. April 1955 in den USA.
Ein anderes Schicksal sollte Bertolt Brecht erfahren. Brecht musste 1939 aus Deutschland fliehen, weil seine Frau Helene Jüdin war und seine Bücher in Deutschland verboten wurden. Denn Brecht hatte Gedichte und sogar ein Theaterstück gegen den Nationalsozialismus geschrieben. Er sah den Nationalsozialismus als Verschwörung der Reichen gegen die Armen. Seine Flucht führte über Schweden, Finnland und die Sowjetunion, von wo er sich 1941 nach Santa Monica in die USA begab. Doch die Zeit in den USA von 1941 bis 1947 war eine harte Zeit für ihn. Zuerst versuchte er sich als Drehbuchautor, was ihm aber missglückte. Übersetzungen seiner Gedichte, Theaterstücke und Zeitschriftenartikel machten ihn nur langsam bekannt. Da er ein Ausländer und erst noch Deutscher war, hatte er grosse Mühe sich in den USA zu integrieren. Als er im Oktober 1947 vom OSS wegen Verdachts der Spionage verhört wurde, hatte er endgültig genug von den USA und reiste im gleichen Jahr über Zürich und Prag nach Berlin zurück.
Man sieht also deutlich, dass nicht alle deutschen Einwanderer es schlecht hatten in den USA, doch während die einen sich wohl fühlten, fühlten sich die andern ausgestossen und verhasst.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[links: Albert Einstein, rechts: Bertolt Brecht]
[Quellen: http://www.desy.de/user/projects/Physics/relativity.html und http://polyglot.lss.wisc.edu/german/brecht/main.html ]
3.2 Die Rolle der Arbeiter
Da sich durch die gesteigerte Produktion die Gewinne der Unternehmungen verdoppelten, verdoppelte sich auch das Realeinkommen der Arbeitnehmer6, aber auch die Arbeitszeiten wurden massiv erhöht. Roosevelt ordnete 1943 für die Rüstungsindustrie eine Mindestarbeitszeit von 48 Stunden pro Woche an; so lag die Durchschnittsarbeitszeit 1943 bei etwa 45 Wochenstunden und in manchen Industrien sogar bei 50 bis 60 Wochenstunden. Die Einkommen der Privathaushalte stiegen zwischen 1940 und 1945 im Durchschnitt sogar um 135 Prozent an, da nun meistens mehrere Familienmitglieder erwerbstätig waren. Der Krieg sorgte also auch für eine gerechtere Einkommensverteilung.
Die Anzahl der bei den Streitkräften beschäftigten Männer und Frauen betrug mehr als vierzehn Millionen, etwa zehn Millionen Arbeitsplätze entstanden neu im zivilen Bereich, durch die durch den Krieg herbeigeführte Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosigkeit der frühen dreissiger Jahre schlug nun in einen Mangel an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie um, was eine massive Abwanderung der Menschen aus den ländlichen Gebieten im Süden in die Städte im Norden und Westen auslöste. Während den Kriegsjahren betrug die Anzahl der von den ländlichen Gebieten in die Städte abgewanderten Menschen mehr als 5,5 Millionen und ca. 10% der US-Bevölkerung wechselte den Staat. So zogen zum Beispiel rund 1,4 Millionen Arbeiter nach Kalifornien, wo die Schiffswerften und Flugzeugfabriken lagen. Auch andere Städte am Atlantik und Golf von Mexiko (zum Beispiel Norfolk, Mobile und Charleston) erfuhren einen massiven Bevölkerungszuwachs.
Obwohl dies auch zu einem Anstieg der Zahl der Hausbesitzer von 15 Millionen um 1940 auf 20 Millionen um 1945 verursachte, löste die Binnenmigration an mehreren Orten einen Wohnraummangel aus. Leute, die genug Geld hatten, konnten keine Wohnung finden. 1942 wurde von der Regierung die „National Housing Administration“ gegründet, um mit einem Wohnungsbeschaffungsprogramm wenigstens die in der Kriegsproduktion tätigen Arbeiter unterbringen zu können. Die für den Wohnungsbau investierten 2,3 Milliarden Dollar der Regierung reichten dazu aber längst nicht aus. Aus diesem Grund zogen viele Familien in baufällige Häuser oder in Barackenstädte und Wohnwagensiedlungen, die sie in den Industriegegenden errichteten. So kam es vor, dass bis zu 25 Menschen in einem Haus oder eine elfköpfige Familie in einer 8 Quadrat-Meter-Baracke lebten. Ebenso kam es oft vor, dass ein Tagschicht- Arbeitender sein Bett mit einem Nachtschicht- Arbeitenden teilte.
3.3 Der Wandel der Stellung der Frau während des Krieg
Die durch den Krieg ins Leben gerufenen Veränderungen der Gesellschaft wirkten sich auch stark auf die Gleichberechtigung, Unabhängigkeit und die wirtschaftliche Freiheit der Frauen aus. Durch die Beschäftigung in der Rüstungsindustrie und dadurch, dass die Frauen durch die Abwesenheit der Männer oft auf sich allein gestellt waren, stieg die Anzahl der erwerbstätigen Frauen in den Kriegsjahren von 12 Millionen auf über 16 Millionen, das heisst um etwa 36% an. Obwohl nach dem Krieg 2 Millionen Frauen ihre Stellen wieder aufgaben, blieb die Anzahl der erwerbstätigen Frauen höher als vor dem Krieg.
Da die Frauen oft Männerarbeit in den Stahl-, Flugzeug- und Schiffswerken leisteten, wurde durch vermehrte Forderungen der Frauen, im November 1942 durch den War Labor Board der Grundsatz zur gleichen Bezahlung für die gleiche Arbeit eingeführt. Jedoch konnte der Arbeitgeber frei entscheiden, ob er von dieser Möglichkeit Gebrauch machte. Zum Beispiel stiegen die Löhne in der Automobil Industrie und anderen Industriezweigen, während in den meisten anderen Industriezweigen die Löhne sogar gesenkt wurden. So verdienten Frauen bis zu 40% weniger als Männer. Trotz allem standen nun aber den Frauen mehr Arbeitsmöglichkeiten als vor dem Krieg offen und die dabei aufgekommene Emanzipationsbewegung sollte der Stellung der Frau auch noch in späteren Jahren, nach dem Krieg, helfen.
3.4 Die Rolle der Afroamerikaner
Die 13 Millionen Farbigen, die in der USA lebten, waren schon zur Zeit der Weltwirtschaftskrise diejenigen, welche zuletzt einen Arbeitsplatz bekamen und ihn auch als erste wieder verloren. In der amerikanischen Gesellschaft galten sie nur als zweitklassige Bürger. 1942 war die Atmosphäre zwischen den Weissen und den Afroamerikanern gespannt. Zeitungen wie die „Time“ versuchten die Leser zu beruhigen, während andere wie die „News Week“ sich wegen den afroamerikanischen Moslems und wegen anderen „Cults“ sorgten. Blutkonserven des Roten Kreuzes wurden nach schwarzen und weissen Spendern sortiert.7 Afroamerikanische Zeitungen, welche rassenkritische Beschwerden enthielten, wurden vom FBI eingesammelt und die Papierration der Editoren wurde gekürzt. Tagungen des „Fair Employment Practice Committe“ (FEPC, gegründet am 25.4. 1941) wegen der Rassendiskriminierung in den Eisenbahnen wurden von der „War Manpower Commission“ aufgelöst, zum Ärger von Millionen Afroamerikanern.
Als 1940 die Kriegsmobilmachung stattfand, sah es zunächst so aus, als würden die Afroamerikaner gar nicht daran beteiligt werden, so fiel zum Beispiel die Arbeitslosenrate der Weissen von April bis Oktober von 17 Prozent auf 13 Prozent, während die Arbeitslosenrate der Afroamerikaner konstant auf 22 Prozent blieb. Seit dem Pearl Harbour-Angriff waren Gerüchte im Umlauf, dass die Afroamerikaner auf der Seite der Japaner gewesen seien. Man behauptete, dass überall, wo es viele Afroamerikaner gab, vor dem Angriff auf Pearl Harbour japanische „sukiyaki cafés“ eröffnet worden seien. Also müssten demnach die Afroamerikaner mit den Japanern unter einer Decke stecken. Es wurde erzählt, dass die Afroamerikaner praktisch alle Eispickel der Stadt aufgekauft hätten und nur auf den nächsten „blackout“ warteten. Man befürchtete, dass die Afroamerikaner über die zurückgelassenen weissen Frauen herfallen würden, während die weissen Männer in der Armee seien. Man behauptete, dass die afroamerikanischen Kinder Lieder wie das folgende gelehrt worden wären:
„ My country ’ s tired of me, I ’ m going to Germany, where I belong “ . [Perret, S.312]
Nur wenige Wochen nach dem Angriff auf Pearl Harbour wurde ein Afroamerikaner, welcher bei seiner Verhaftung durch die Schüsse der Polizei verletzt worden war, von einem Mob aus dem Stadtgefängnis in Sikeston, Missouri, gezerrt. Er wurde, mit einem Seil um seinen Hals an ein Auto gebunden, um die ganze Stadt geschleift. Danach wurde er mit Benzin übergossen und verbrannt. Als 1941 Henry Ford den „$5-a-day“-Lohn einführte, begann eine massive Migration der Afroamerikaner aus den Südstaaten in den Norden nach Detroit. Die Rassenunruhen, welche sich über die ganzen USA ausbreiteten, waren nirgends stärker als in Detroit. Der „Ku Klux Klan“ hatte seine Blütezeit und zählte mehr als 16'000 zahlende Mitglieder.
Es war ein heisser Tag am Sonntag, dem 20. Juni 1943. Während den zwei Vortagen hatte es schon Krawalle zwischen weissen und afroamerikanischen Jugendlichen gegeben. Zehntausende von Weissen und Afroamerikanern besuchten an dem Tag Belle Isle, eine kleine Insel im Detroit River. Da alle auf engem Raum zusammen waren, kam es schon am Nachmittag zu kleineren Krawallen. Als am Abend die Leute die Brücke, die zur Insel führte, überquerten, kam es zu Dutzenden von Schlägereien, die in eine „free for all“ Massenschlägerei ausarteten. Die Nachricht über die Schlägereien erreichte kurze Zeit darauf das Ghetto der Afroamerikaner und es wurde behauptet, eine afroamerikanische Frau und ihr Baby seien getötet und über die Belle Isle Brücke geworfen worden. Bis Mitternacht waren schon Tausende rachegesinnter Afroamerikaner auf den Strassen des Downtown-Gebiets, denn die Nachricht verbreitete sich wie ein Buschfeuer. Die Unruhen breiteten sich während der Nacht weiter aus und gegen Montag Nachmittag wurden die Afroamerikaner durch die Strassen gejagt und unter Beifall der Menge erschossen. Handgemenge von Weissen wurden von der Polizei mit Tränengas gelöst, jedoch auf die Schwarzen wurde geschossen. Während Weisse ungehindert plünderten, brandstifteten und töteten, wurden 17 Afroamerikaner nur wegen Plünderns erschossen. Der Aufstand konnte nach 5 Tagen durch die Armee gestoppt werden. Es gab 35 Tote, 700 Verwundete und 1'300 Verhaftungen. Der Bürgermeister schob die ganze Schuld den Afroamerikanern zu.
Die Stellung der Afroamerikaner in der Armee entsprach etwa ihrer Stellung in der amerikanischen Gesellschaft; auch in der Armee gab es Rassentrennung und Diskriminierung, obwohl die Afroamerikaner schon in vielen Kriegen erfolgreich für das Vaterland gekämpft hatten. In den vier einzigen Regimentern8, in denen Afroamerikaner dienten und welche ausschliesslich aus Afroamerikanern bestanden, waren bis auf fünf afroamerikanische Offiziere (von denen drei Militärgeistliche waren), alle Offiziere weiss. In der Marine belegten afroamerikanische Soldaten ausschliesslich Posten in den Messen und Küchen.
Erst gegen Herbst 1943 wurde die Lage der Afroamerikaner etwas besser. Endlich wurden sie in die Kriegsproduktion aufgenommen, jedoch nur als „unskilled“ (ungelernt) eingestellt. Ebenso begann durch das am 25. April 1943 eingeführte Gesetz zum Verbot der Rassendiskriminierung bei der Ausführung von Kriegsaufträgen die Integration der Afroamerikaner in der Armee und Rüstungsproduktion. Die Armee begann damit zu experimentieren, weisse und afroamerikanische Platoons Seite an Seite kämpfen zu lassen und war vom Erfolg überrascht. Die Marines zählten schon Mitte 1943 an die 20'000 afroamerikanische Soldaten. Noch vor Ende 1943 wurden afroamerikanische Offiziere zugelassen und es begannen die ersten Sitzungen des „Congress of Racial Equality“.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[Die Polizei verhaftet eine Frau bei den Detroit Race Riots 1943]
[Quelle: http://detnews.com/millennium/990222/timeline/timeline.htm ]
4. Der Wandel der Schulen während des Krieg
4.1 Die Umstrukturierung des Lehrplan
Der Angriff auf Pearl Harbour hatte auch massive Auswirkungen auf das gesamte Schulsystem der USA. So wurde zuerst ein „High School Victory Corps“ für Schüler gegründet, die ihre überschüssige Energie loswerden und sich an den Kriegsanstrengungen beteiligen wollten.
Der gesamte Lehrplan aller Schulen, ja sogar derjenige von Privatschulen, wurde geändert. Das Grundgerüst des amerikanischen Lehrplans von 1942 bis 1945, welches vom Staat und den Haupt-Schulinspektoren zusammengestellt worden war, sah etwa so aus:
„ A. Courses in arithmetic, algebra, geometry, general mathematics and in some cases trigonometry … where many of the problems will be drawn from the fields of aviation, navigation, mechanized warfare and industry.
B. Courses in industrial arts related to war needs.
C. Courses in auto mechanics in cooperation with local garages and farmers, with particular emphasis on the repair of trucks, tractors and automobiles. …
D. More practical courses in cooking and sewing. …
E. Courses in physics particularly stressing the characteristics of mechanics, heat, photography and electricity.
F. Teaching units giving increased emphasis on health. …
G. Revised social studies courses to give a knowledge of war aims and issues as well as actual experience in community undertakings.
H. One or more units of study dealing with an understanding of the armed forces. …
I. Unit pre-flight courses as outlined by the armed forces. …”
[Perret, S. 368/369]
Obwohl nicht alle Schulen sich vollständig an diesen Lehrplan hielten, entsprach die Grundstruktur des Lehrplans aller Schulen etwa dem oben Gezeigten. Grosses Gewicht in der Schule hatte Aeronautik, so wurde im Biologieunterricht erklärt, wie es zu einem Blackout kommt; in „spelling classes“ kamen Wörter wie „nacelle“, „troposphere“ und „advection“ vor und die bevorzugte Literatur in Englischstunden handelte auch übers Fliegen. Disziplin spielte von nun an eine wichtige Rolle an den Schulen. Privatschulen hatten ihre Blütezeit; Militärschulen, die zuvor um Schüler werben mussten, konnten nun aus den vielen Bewerbern auswählen.
4.2 Der Staat wird aufmerksahm
Viele Generäle und Navy-Admiräle beklagten sich über die schlechten Mathematikkenntnisse der Schüler. Denn da mehr als 350'000 ausgebildete Lehrer die Schulen verlassen hatten, um „Kriegsarbeit“ zu leisten oder in der Armee zu dienen, wurden die Schulstunden nun von unerfahrenen Lehrern, die meistens nicht mehr als einen Highschool-Abschluss hatten, gehalten. Die ohnehin schon schlechte Schulbildung wurde nun umso schlechter, und durch die niedrigen Steuern wurde das Budget der Schulen stark gekürzt. Kein Wunder also, weshalb die Schulen von der „National Education Association“ stark kritisiert wurden. Ungefähr 4'000’000 Highschool-Studenten verliessen die Schulen im Sommer 1943, um zu arbeiten und mehr als 1'000'000 weigerten sich zurückzukommen. Etwa 10'000'000 erwachsene Amerikaner waren Analphabeten. Erstmals in der amerikanischen Geschichte wurde das schlechte Schulsystem als wirkliches Problem angesehen und erweckte nun auch das Interesse des Staates. Die Eltern der Schüler trafen zum ersten Mal die Lehrer ihrer Kinder und sahen dabei die Schule von innen, als der erste Elternabend überhaupt stattfand. So fingen auch die Eltern an staatliche Hilfe für die Schulen zu fordern, da sie die Schulräumlichkeiten und was in ihnen vorging als abstossend empfanden.
Seit 1937 forderte der Kongress jedes Jahr mit einer „federal aid-to-education bill“ Beträge von Hunderten Millionen Dollar, ohne Erfolg. Dutzende von Schulen hatten jährlich schliessen oder Lehrkräfte entlassen müssen, ohne dass der Staat eingriff und mit Subventionen half. Die „federal aid-to-education bill“ wurde auch nicht angenommen, da Senator Taft jedes Jahr Süd-Staaten-Senatoren davon überzeugte dagegen zu stimmen.
Doch nun änderte sich vieles durch den Kriegsbeitritt der USA und die Armee brauchte gebildete Leute, vor allem für Offiziersposten und Piloten. Und durch den Kriegszustand konnten die Konservativen nun endlich umgangen werden, da der Staat, unter dem Druck der Eltern, die „federal aid-to-education bill“ annehmen musste.
4.3 Die Funktionen der Colleges während des Krieg
Die Schulen und Colleges der USA wurden im Krieg auch für staatliche und militärische Zwecke verwendet. Das Amt für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung („Office of Scientific Research and Development“) verteilte Forschungsprojekte und Aufträge an Universitäten und Forschungsinstitute, an Ingenieurwissenschaftliche Institute und sogar an Einzelpersonen und organisierte sozusagen die Wehrpflicht der Wissenschaftler. Es wurde Berufsberatung für 9'000'000 Leute in den Colleges gegeben, um sie auf die Kriegsarbeit („war work“) vorzubereiten, wofür der Staat riesige Summen ausgab.
Das Amt für Zivilverteidigung („Office of Civilian Defense“) bereitete in den CollegeSprechsälen die Zivilbevölkerung auf Bombenangriffe vor (obwohl es in den USA gar keine Bombenangriffe gab, bis auf ein einzelnes deutsches Flugzeug, welches wahrscheinlich versehentlich einen Wald bombardierte) und stärkte damit auch die Kampfmoral der Zivilbevölkerung.
Die Universität von Chicago stellte ihr eigenes „Institute of Military Studies“ auf die Beine. Dort wurde man im Schiessen, Granatenwerfen, Gebrauch des Messers, Nahkampf und Gehorchen von Befehlen unterrichtet. Andere Collgeges errichteten Hindernisparcours und Schiessplätze oder führten Kurse für das Kriegsrecht, Sprengstoffchemie, Militär-Japanisch und Deutsch sowie Kartenlesen ein. Und um die Studienzeit zu beschleunigen wurden dreijährige Kurse auf zwei Jahre gekürzt. Die Universitäten wurden fast von der Armee übernommen und unterschrieben teilweise sogar Verträge mit dem Militär. Ausgewählte Studenten wurden von den Collgeges direkt an das Militär weitergeleitet, das sie in die Offiziersschulen schickte. Oder ausgewählte Rekruten wurden nach der Grundausbildung direkt in Colleges gesteckt, auf Befehl des Militärs. So erhielten über 1’000'000 Männer einen staatlich- finanzierten College-Abschluss. Und es wurde der Gebrauch von Projektoren, Tonbandaufnahmen, Filmen und Modellen eingeführt, da das Militär davon auch Gebrauch für Pläne, Strategien, Instruktionen und Befehle machte.
5. Schlusswort
„ The war came as a great relief, like a reverse earthquake, that in one terrible jerk shook everything disjointed, distorted, asknew back into place. Japanese bombs had finally brought national unity to the U.S. ” [Quelle aus Perret, S. 203]
Wie man der obigen Quelle entnehmen kann, vermittelte Pearl Harbour vor allem ein patriotisches Wir-Gefühl, welches die Unterstützung der amerikanischen Bevölkerung zum Sieg und zur baldigen Beendigung des Kriegs stark förderte. Von 1940 bis 1945 stieg die Anzahl von Staatsangestellten von einer Million auf 3.8 Millionen. Der Krieg forderte also enorme Staatsausgaben. Allein die Staatsausgaben, welche nicht für die Rüstungsproduktion verwendet wurden, betrugen 17 Milliarden Dollar. Ebenso lernte die Bevölkerung sich in schwierigen Zeiten auf die Regierung zu verlassen, deren Macht und Einfluss massiv gestiegen war. Doch durch Pearl Harbour wurde auch die persönliche Freiheit aller Amerikaner in einem Masse eingeschränkt, das man sich in Friedenszeiten nie hätte bieten lassen. Für Gruppierungen wie die japanischen Amerikaner bedeutete Pearl Harbour der Verlust von Freiheit, Gleichheit und Besitz.
Die Wissenschaft und Forschung erfuhr einen enormen Aufschwung durch die staatliche Hilfe. So gelangen unter anderem Durchbrüche auf den Gebieten wie der Radartechnik, Raketenentwicklung und der atomaren Forschung. Neue Industrien entstanden, wie zum Beispiel die Herstellung von Kunststoff, da man auf Ersatzstoffe für die begrenzten Rohstoffe angewiesen war.
Eine meiner Ansicht eher negative Auswirkung war, dass die Schulen praktisch der Leitung des Militärs unterlagen, denn dadurch litt die Ausbildung militärisch unwichtiger Gebiete wie Geographie, Geschichte und Biologie enorm. Doch erhöhte der Staat endlich das Budget der Schulen, was diese bitter benötigten. Ebenso erweckte Pearl Harbour indirekt erst das Interesse der Eltern an den Schulen und dem Zustand der Schulen.
Der Ertrag der Landwirtschaft konnte um 15% gesteigert werden, doch die Anzahl der im primären Sektor Beschäftigten nahm ab. Das heisst, zum ersten Mal in der amerikanischen Geschichte gab es mehr Beschäftigte im sekundären als im primären Sektor.
Eher negativ hatte sich Pearl Harbour auf Rassenminderheiten wie die Afroamerikaner ausgewirkt, denn sie durchlebten harte Zeiten, konnten aber auch ihre Stellung dank der Armee verbessern. Ebenso förderte Pearl Harbour indirekt die Emanzipation der Frauen. Die USA konnten sich mittels der durch Pearl Harbour angekurbelten Kriegswirtschaft von der Depression von 1930 erholen und machten einen grossen Schritt zur Weltmachtstellung, die sie bis heute immer noch hat.
Ich hoffe, man hat durch meine Arbeit einen Einblick in die Auswirkungen von Pearl Harbour gewonnen und ist sich nun bewusst darüber, was Pearl Harbour für die USA bedeutet.
Anmerkungen:
1 Am 3. September 1939, als die englisch-französische Kriegserklärung an Deutschland erfolgte, sagte Roosevelt in der sogenannten Kaminrede, dass die USA neutral bleiben würden. Am 5. September erfolgte die amerikanische Neutralitätserklärung. Die USA änderten das Neutralitätsgesetz am 17. November 1941. Dies war nötig, um Waffen an die alliierten Nationen liefern zu können.
2 Eine Meinungsumfrage zum Kriegsbeitritt der USA vom Oktober 1939 ergab einen Nein-Anteil von 96.5 Prozent.
3 Die USA wollten die Expansion Japans durch politischen Druck stoppen. So wurde der japanisch-amerikanische Handelsvertrag auf den 26. November 1940 gekündigt und später folgte das Öl- und Schrottembargo. Auch nach diesen Massnahmen der USA gab es 1941 mehrere Verhandlungen zwischen den USA und Japan.
4 1935 wurde von John L. Lewis, dem Führer der „United Mine Workers of America“, das „Committee of Industrial Organisation“, aus dem kurze Zeit darauf der „Congress of Industrial Organisations“ (CIO) wurde, gegründet. Das Ziel der CIO war es, die Arbeiter der Massengüterindustrien zum Gewerkschaftsbeitritt zu bewegen.
5 Bei einem Schlichtungsverfahren in der Stahlindustrie im Jahre 1942 formulierte der „War Labor Board” die sogenannte „Little Steel“-Formel, nach der die Löhne gegenüber dem Stand vom Januar 1941 um 15 Prozent steigen durften, damit die höheren Lebenskosten ausgeglichen werden konnten.
6 Der Durchschnittliche Wochenlohn betrug 1939 $ 23.86 und stieg bis 1945 auf $ 44.39 an.
7 Dies ist verwunderlich, denn die Erfindung der Blut-Plasma-Lagerung und der Bluttransfusion, so wie die „Red Cross Blood Bank“ war von Dr. Charles Drew entwickelt worden, einem Afroamerikaner.
8 Diese vier Regimenter waren jene, welche von dem Kongress nach dem amerikanischen Bürgerkrieg aufgestellt worden waren.
Literaturliste
Quellen:
Einstein, Albert (1922-1955):
Aus meinen späten Jahren, Frankfurt/M; Berlin; Wien, Ullstein GmbH
Brecht, Bertolt (1920-1954):
Tagebücher 1920-1922, Autobiographische Aufzeichnungen 1920-1954, Frankfurt/M, Suhrkamp
Sekundärliteratur:
Adams, Willi P. (1977):
Fischer Weltgeschichte: Die Vereinigten Staaten von Amerika, Originalausgabe, Frankfurt Main am Rhein, Fischer Taschenbuch Verlag GmbH
Angermann, Erich (1966):
Dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts: Die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1917, 6. Auflage, München:dtv
Heideking, Jürgen (1996):
Geschichte der USA, Tübingen, Basel Franke Verlag
Hermann, Armin (1994):
Einstein, Der Weltweise und sein Jahrhundert, Eine Biographie, München, Piper
Perret, Geoffrey (1973):
Days of Sadness, Years of Triumph: The American People, 1939-1945, Wisconsin, The University of Wisconsin Pres
Polenberg, Richard (1972):
WAR AND SOCIETY: The United States, 1941-1945, New York, J. B. Lippincott Company
- Citar trabajo
- Emanuel Hediger (Autor), 2001, Pearl Harbour und die Auswirkungen auf die Amerikanische Innenpolitik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106190
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