FAUST; EINE KLEINE ANALYSE
I. AUFBAU UND ZIEL DER MATURARBEIT
A. Kurze Zielvorstellung der Arbeit
B. Überblick über die Kapitel
II. EINFÜHRUNG
A. Worum geht es?
B. Wer ist Faust?
C. Wer ist Mephisto
1. Ziel Mephistos und Fausts
III.INNERE WELTEN
A. Auerbachs Keller
B. Hexenküche
IV.FREUDE AN DER MATERIE
A. Strasse
B. Strasse (II)
C. Garten
D. Wald und Höhle
V. LEID UND SCHULD AN DER MATERIE
A. Liebesnacht - Kerker
B. Nacht. Strasse vor Gretchens Tür
C. Walpurgisnacht und Walpurgisnachtstraum
D. Trüber Tag. Feld
E. Kerker
VI.SCHLUSSWORT
VII.QUELLENVERZEICHNIS
Vorwort I
Seitdem ich den Faust zum Erstenmal gelesen hatte, liess mich diese Tragödie nicht mehr los. Damals war der Inhalt meines Erachtens ein Kampf zwischen Gut und Böse.
Nach neuerlichem Lesen im Rahmen des Deutschunterrichtes hat mich diese Idee verlassen. Aber, wenn nicht ein Kampf zwischen Gut und Böse, was war denn dann der Sinn, den Goethe uns vermitteln wollte? Und was ist es, das Faust so berühmt gemacht hat?
Um „offiziell“ Zeit zu haben, diesen Fragen nachzugehen, habe ich nach einigem Ringen entschlossen, mich eingehender mit Mephisto und Faust zu beschäftigen. Längere Zeit war ich mir nicht sicher, ob ich der Thematik gewachsen sein würde und ob meine Studien genügen würden, über meine alte Idee hinauszukommen.
Dem Leser meiner Maturarbeit möchte ich zum Geleit mitgeben, dass ich wirklich eingetaucht bin in diese Thematik, die schlussendlich unser aller Leben wiederspiegelt. Durch mein doch eher jüngeres Alter sind mir Grenzen gesetzt, die sich erst mit einer gewissen Lebenserfahrung überschreiten lassen. Dennoch konnte ich konstruktive Schlussfolgerungen aus meiner Arbeit ziehen.
Danken möchte ich all jenen, die mich unterstützt haben und mir geholfen haben, die kleinen Durststrecken zu überwinden.
Bernadette Widmer, 6F12, im Februar 202
I. Aufbau und Ziel der Maturarbeit
Unter Berufung auf das Ziel der Arbeit bin ich an den bestehenden Aufbau der Arbeit gelangt. Dieser geht von der Idee aus, dass Faust ein vollkommener Mensch werden soll. Der Herr sowie Mephisto sind Sinnbilder innerer Aspekte und werden von mir nicht (mehr) als äussere Gestalten verstanden. Faust besitzt alle Fähigkeiten und Unfähigkeiten, ist aber durch sein bisheriges Leben so einseitig ge- worden, dass er materielle Aspekte abgetan und verdrängt hat. In diesem ersten Teil geht es vor allem darum, dass Faust seine körperlichen Bedürfnisse und somit die Freude und das Leid an der Materie kennenlernt. Somit ist die Tragödie im ersten Teil mehr oder weniger klar strukturiert.
A. Kurze Zielvorstellung der Arbeit
Diese Struktur zeigt uns zuerst Faust als frustrierten Wissenschafter, der fern von jedem freudigen Le- ben sein Dasein als Gelehrter fristet. Es zieht ihn in die Welt hinaus. Durch eine „Reise“ mit Mephisto in sein Inneres erfährt er einerseits seine trivialen Aspekte in „Auerbachs Keller“ und andererseits wird er in der „Hexenküche“ mit seiner verdrängten Sexualität konfrontiert. Diese Erfahrung befreit in Faust Energien, die er bisher nicht gekannt hat und er lebt diese aus mit Gretchen. Es entsteht plötzlich eine Eigendynamik, die Faust nicht mehr zu kontrollieren in der Lage ist. Diesen Teil übernimmt Me- phisto.
Und für mich stellen sich nun genau zwei Fragen:
A. Wie macht Mephisto das?
B. Warum macht er das?
Die Idee dieser Maturarbeit ist also einerseits das Herausfiltern der Funktion, die Mephisto im „Weltengefüge“ und somit bei Faust hat, und andererseits das Verstehen dieser Funktion.
B. Überblick über die Kapitel
Im folgenden Kapitel „Einführung“ werde ich versuchen, die Ausgangslage auf dem „Schachbrett“ zu erläutern. Wer hat welche Aufgaben, wer ist in welcher Position und wie sieht die „Bühne“ des Kosmos aus? Eine genaue Definition dieser drei Punkte ist für das Verständnis meiner Arbeit nötig. Ausgehend von dieser Definition machen wir uns in den darauf folgenden Kapiteln auf die Suche nach Funktion und Sinn Mephistos. Im ersten Schritt widmen wir uns dem Kapitel „Innere Welten“, welches Bezug nimmt auf die Szenen „Auerbachs Keller“ und „Hexenküche“. Dort verlässt Faust seine Gelehrtenwelt und beginnt seine „Reise“.
Die scharfe Trennung der Tragödie in diese „Abschnitte“ ist sicherlich nicht absolut, im Gegenteil, sie ist eher wässerig, denn jede Szene im Faust hat Komponenten, die nicht in meine Gliederung passen. Nichtsdestotrotz musste ich diese vollziehen, um nicht unendliche Detailarbeit leisten zu müssen, welche den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen würde.
Danach folgen die Kapitel „Freude an der Materie“ und „Leid und Schuld an der Materie“. Im ersteren dreht sich alles um die Verführung des Gretchens, um die ersten Schritte Fausts in der sinnlichen Welt zwischen Mann und Frau. Faust beginnt hier endlich Freude an dieser Welt zu bekommen. Doch das Pendel, welches Faust so lange auf der Seite der Gelehrtenwelt behielt, schlägt des Ausgleichs wegen sehr stark auf die andere Seite aus und Faust erlebt „Leid und Schuld an der Materie“.
II. Einführung
Wie ich bereits erwähnt habe, starte ich hier einen Versuch, die Positionen und Aufgaben zu definieren. Je länger ich über die einzelnen Figuren nachgedacht habe, desto relativer wurden sie.
A. Worum geht es?
Im Theater werden wir eingeführt in die konfliktreiche Welt, die sich dem Menschen zwischen Tat und Ideal offenbart. Der Direktor will die Kassen füllen, der Dichter der Welt was Rechtes hinterlassen und die lustige Person, wohl der Mensch, steht zwischen den Fronten.
Im Himmel treffen wir auf die Erzengel, die schon „geographisch“ über der Erde und dem menschli- chen Konflikt stehen. Da hinein platzt Mephisto und kommt, wie üblich, mal wieder zum Herrn, um anzuklagen.
Schon jetzt befinden wir uns mitten in der menschlichen Konfliktsituation. Der Herr, das höhere Ideal, wird von Mephisto, dem irdischen Trieb zu einen „Zweikampf“ herausgefordert, den Faust „ausbaden“ muss. Spätestens hier wird klar, dass „Gut“ und „Böse“ nicht trennbar ist. Ist das vermeintlich „Gute“ und „Böse“ doch miteinander verbündet.
Goethe sagt uns hier ganz klar, dass weder der Herr noch Mephisto ohne den andern leben können, sie bedingen einander. Und schlussendlich ist es der Mensch, der dazwischen steht. Doch ist weder der Herr noch Mephisto der Bessere oder Schlechtere. Es geht, so simpel es klingen mag, darum, dass das erwähnte Pendel in der Mitte seinen Platz einnimmt und der Mensch ausgeglichen zwischen diesen Kräften existieren kann. Und genau dann wird dem Menschen ersichtlich werden, dass die Dualität uns nur dann teilt, wenn wir das noch nicht verstanden haben. Doch befinden wir uns während des ganzen ersten Teils dieses Stückes in der Dualität, die damit beginnt, dass wir in Faustens Kammer Einblick erhalten.
B. Wer ist Faust?
Wir finden uns wieder in der engen Kammer Fausts in einer Nacht, in welche das Mondlicht durch das Fenster einfällt. Tatsächlich sehen wir hier Fausts Begrenztheit, die ganzen Bücher, die in die Gestelle gestopft sind, all das angestaute Wissen überall herumliegend, sind eine bildliche Darstellung des subjektiven Bewusstseins Fausts, welcher fast keine Luft zum Atmen mehr hat.
Faust zieht Bilanz über sein Leben und kommt nach all seinen Studien zum Schluss, dass ernichtswissen kann (I, 364).
Sein Ziel, zu wissenwas die Welt im Innersten zusammenhält (I, 383)hat er noch nicht erreicht. Aus Frust heraus muss er sich eingestehen, dass ihn die Wissenschaft und all seine Studien den Antworten nicht näher gebracht haben.
Daher hat er sich nun der Magie verschrieben. Treffend erblickt er auch das Zeichen des Makrokos- mos, anstatt jenes des Mikrokosmos, welchen er eigentlich integrieren sollte. Der erscheinende Erd- geist weisst ihn auch entsprechend zurecht als er sagt:Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir. (I, 510)
Nun bleibt als dritte Möglichkeit der Selbstmord. Durch sein bisschen Glauben wird er jedoch wieder zurückgeholt.Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder. (I, 783)
Gezogen vom erfrischenden Gefühl des Frühlings begibt sich Faust in der nächsten Szene ins Dorf und danach auf Feld und Auen. Was hat denn eigentlich Wagner in dem Ganzen zu suchen? Wagner stellt den momentanen Inhalt der Gelehrtenwelt Fausts mitsamt ihrer Beschränktheit dar. Wagner und die „zweite Seele“ Fausts, also die Geist-Sehnsucht, reden kontinuierlich aneinander vorbei. Nicht eine gemeinsame Ebene finden sie. Fausts Sehnsucht will zu den Sternen rauf und Wagner auf der Erde bleiben. Und beide können sie zusammen als die zwei Seelen, d.h. als die Getrenntheit von Geist und Materie betrachtet werden, die nicht sein sollte.
Mephisto, hier in Gestalt eines Pudels, wurde von Faust schon mehr als einmal gerufen mit seinem Wunsch, das Leben zu erfahren. Treffend ist es auch nicht Wagner, sondern Faust, der das Geheimnisvolle im Pudel erkennt und ihn mit nach Hause mitnimmt.
C. Wer ist Mephisto
Grundsätzlich möchte ich hier vorausschicken, dass Mephisto zwar in Form des Teufels dargestellt wird, aber dieser nichts mit demselben im christlichen Sinne zu tun hat.
Ich habe hier versucht, Mephisto als äusserlichen oder nach Aussen getragenen Bestandteil von Fausts Persönlichkeit zu verstehen, quasi als die Vertretung der Materie. Er lebt von Wünschen, Hoffnungen und Ängsten bzw. von den Emotionen, die sich dahinter verbergen. An Mephisto ist nichts Übernatür- liches zu finden. Er ist von Goethe versinnbildlicht worden, da es wahrscheinlich äusserst schwierig war zu jener Zeit, verdrängte Persönlichkeitsaspekte tiefenpsychologisch verständlich darzustellen.
Mephisto, Fausts materielle Seite, die das Sammelsurium der verdrängten Persönlichkeitsaspekte in Faust wecken will, taucht als fahrender Scholastikus auf, nachdem Faust ihn gezwungen hat, seine Pudelform aufzugeben.
Mephisto ist rational und Faust auf der gefühlsmässigen Ebene unterlegen, er ist ein Schelm, ein Falschspieler, der darin, was die Menschen als „gut“ erachten, das Böse sieht. Dieser Vorzeichen- wechsel ist äusserst wichtig, denn er zeigt uns die Absicht Mephistos, der für sich nur das Gute will, also für Faust das Schlechte. Mephisto ist aber auch der Zugang zum „Herzen“ der Menschen ver- wehrt. Er kennt die Liebe nur als sexuelle Begierde, als Spielerei, die nach einer gewissen Zeit lang- weilig wird.
1. Ziel Mephistos und Fausts
Faust will raus aus dem Kerker und rein ins volle Menschenleben mit allen Schmerzen und Freuden. Ihm soll Genuss Zuteil werden. Nicht nur weltlicher Genuss, sondern Genuss auf allen Ebenen, bis zum göttlichen hinauf. Mephisto hingegen will Faust gedanken- und kritiklos seinen Trieben verfallen sehen, im Sinne vonStaub soll er fressen, und mit Lust (I, 364).„Mephisto versucht also, die Geist- Sehnsucht des Faust, (...), in Prozessen der Materie, des Leibes, zu befriedigen“1, welche in „Auer- bachs Keller“ in aller Deutlichkeit zu sehen sind. Stellen Sie sich vor, sie wären 20 Jahre in einem dunklen, feuchten Loch ohne Liebe, ohne Licht und nur mit „Schwerverbrechern“ gefangen. Was wür- den Sie tun, dürften Sie endlich ans Tageslicht? Etwa so muss sich doch ein verdrängter Aspekt füh-
len, unbeachtet, ausgehungert und als „Abschaum“ deklassiert. Sie kommen raus und geniessen das Leben, egal auf wessen Kosten. Sie sind der Egoist par Excellence.
Dass Mephisto Faust alles Erdenkliche verspricht, ist soweit verständlich, dass sich ja kaum jemand mit dem Teufel verbünden würde, würde da nicht was rausspringen. Wer in diesem Pakt wen reinlegt, ist wirklich eine gute Frage. Schliesslich weiss Faust um seine innere Ruhelosigkeit und ist sich sicher, dass Mephisto ihm diese nicht nehmen kann. Mephisto seinerseits kann die Geist-Sehnsucht von Faust nicht nachvollziehen und verspricht einmal aufs Geratewohl drauflos, in der Hoffnung, die freiwer- denden Emotionen, bzw. Trieb und Begierde werden Faust schon überschwemmen und Faust so kom- plett einnehmen.
III. Innere Welten
Um den Szenen „Auerbachs Keller“ und „Hexenküche“ etwas näher zu kommen, versuchte ich diese als innere Welten Fausts zu betrachten. Er liegt hier sozusagen beim Psychiater auf dem Sofa und fängt an, seinem Unterbewusstsein etwas freieren Lauf zu lassen. In „Auerbachs Keller“ sehen wir Fausts erste Assoziationen. Seine verdrängten Aspekte bekommen in Fausts Leben zum ersten Mal Luft zum Atmen.
Zuerst aber schauen wir uns die Arbeitsweise Mephistos an, die äusserst trickreich ist. Gegen Schluss der Paktszene wird sie nur all zu deutlich:
Mephisto will gehen, kann aber nicht wegen dem Drudenfuss und Faust ist nicht willig, ihn frei zu lassen. Vergebens versucht Mephisto, sich durch Argumente frei zu bekommen, da greift er zu manipulativen Mitteln:
Mephisto: Wenn dir’s beliebt, so bin ich auch bereit,
Dir zur Gesellschaft hierzubleiben;
Doch mit Bedingnis, dir die Zeit
Durch meine Künste würdig zu vertreiben. (I, 1430)
Er umgarnt Faust mit Diensten, hebt ihn somit auf ein „höheres Podest“, hat sein Ziel aber nicht aus den Augen verloren und schläfert den entzückten Faust ein. Er stiehlt ihm damit sein wichtigstes Werkzeug, nämlich die Handlungsfähigkeit. Hier ist schon ersichtlich, wie die Überflutung von Fausts Geist durch Mephisto funktioniert. Dies zieht sich durch den ganzen ersten Teil hindurch und bekommt eine Eigendynamik, da die eine Handlung sofort die nächste mit sich bringt.
A. Auerbachs Keller
Damit wir die innere Welt Fausts und das Zusammenspielen der verschiedenen Aspekte besser verste- hen können, bekommen wir das von Goethe in Form einer äusseren Darstellung präsentiert. Läge Faust nur beim Psychiater auf dem Sofa, würden wir überhaupt nichts mitbekommen von dem, was sich in ihm abspielt.
Im groben Überblick kann man wohl sagen, dass Mephisto Faust zuerst mit der Sinnlosigkeit und Oberflächlichkeit der trivialen Welt konfrontiert. Wir sind in Faustens Keller und die „lustigen Gesellen“ können durchaus als „triviale Aspekte“ Fausts bezeichnet werden.
Faust und Mephisto gesellen sich zu einem Saufgelage einiger Studenten. Mephisto findet herzliche Freude daran, die Saufenden mit sarkastischen Äusserungen zu provozieren, um sie schliesslich völlig zu veräppeln. Faust hingegen hat keine Freude an dieser Gesellschaft, was nicht weiter verwundert.
Mephisto:Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz,
Wie junge Katzen mit dem Schwanz. (I, 2163)
Mephisto führt hier die Ichlosigkeit der Menschen vor, er will Faust die Sehnsucht nach der geistigen Welt austreiben, indem er ihm die Bestialität der Menschen vorführt, um ihm so zu zeigen, dass seine Geist-Sehnsucht nicht einen Pfifferling wert ist, und die geistlose Art der Begeisterung schneller mehr bringt und bei weitem nicht so anstrengend ist. Treffend dazu verwandelt Mephisto auch nicht Wasser in Wein, sondern Nichts in ein Trugbild, was schlussendlich auch nichts ist! Es werden schlicht dum- me Lieder gesungen, die Liebe und der Klerus werden auf die Schippe genommen, eigentlich wird hier vor nichts halt gemacht. Und Mephisto versteht es, mit kleinen Sticheleien die Gesellen zu erzürnen:
Mephisto: Ich tränke gern ein Glas, die Freiheit hoch zu ehren,
Wenn Eure Weine nur ein bisschen besser wären (I, 2245)
Mephistos Sicht ist klar:
Mephisto:Gib nur erst acht, die Bestialität
Wird sich gar herrlich offenbaren. (I, 2297)
Als Siebel den illusionären Wein auf die Erde (Realität) tropfen lässt, reinigt das Fegefeuer diese Illu- sion und offenbart den Gesellen einen Teil der Wahrheit. Die Bestialität allerdings kommt erst noch! Anstatt jetzt das eigene Verhalten zu reflektieren, werden die Gesellen aggressiv und schieben die ei- gene Schuld auf Mephisto! Sie sind gefangen in ihren Trugbildern, die sie von sich selbst haben und befinden sich im Zirkeltanz der Katzen. Das heisst, dass sie durch ihre Ichlosigkeit gezwungen sind, ihre Identität über die Materie zu erfahren, da sie sich, wie Faust, den Zugang zu ihrem Selbst verwei- gern.
Faust bleibt hier ganz am Rande, wenn ich auch annehme, dass seine Ader getroffen wurde. Dass Faust nur sehr zurückhaltend auf das Geschehen reagiert, lässt vermuten, dass er mit diesem nicht zurecht kommt. Würde er diese Aspekte des Menschen in sich selbst schon entdeckt haben, gäbe es wohl keinen „Auerbachs Keller“, wo Mephisto ihn hätte hinführen können.
B. Hexenküche
Faust, immer noch beim Psychiater auf dem Sofa liegend, wagt nun den Abstieg, in seine verdrängten weiblichen Aspekte. Die „Hexenküche“ ist noch eine Stufe irrationaler, unkontrollierter, als der „Auerbachs Keller“.
Wir treffen hier auf sprechende Tiere, das heisst, auf Tiere, die ein Bewusstsein haben, was dem „Auerbachs Keller“ im Gegenteil entspricht. Dort sahen wir Studenten, die sich wie Tiere benahmen, hier haben wir Tiere, die sich wie Menschen aufführen. Treffend ist das Wort für „Meerkater“ aus dem Sanskritausdruck „markata“1übertragen worden, der soviel wie „Affe“ bedeutet.
Mephistos vordergründiger Zweck hier ist, Faust den Verjüngungstrunk zukommen zu lassen und dessen sexuelle Leidenschaft zu wecken.
Mephisto:Du siehst, mit diesem Trank im Leibe
Bald Helenen in jedem Weibe (I, 2602)
Mephisto ist in dieser Szene machtlos. Sogar die Knechte der Hexe nehmen ihn nicht ernst, kennt er nicht einmal den Topf, der auf dem Feuer brodelt, kann den Trank nicht selbst herstellen, ist aber obendrein noch arrogant genug, zu behaupten, er hätte es der Hexe, den Urweibern, beigebracht. Me- phisto, der sich durch seine Unsicherheit verrät, hat Angst vor der Anima, sonst würde er Faust nicht so schnell vom Spiegel weg haben wollen und müsste, wäre er hier der Chef, der Hexe auch keinen
Gefallen versprechen! Aber Mephisto ist nicht allein, denn Faust ist diese Welt noch viel ungeheurer. Faust sieht Helena im Spiegel und auf Mephistos Nase tanzen die Tiere rum.
Mephisto (auf die Tiere deutend)
Nun fängt mir an fast selbst der Kopf zu schwanken. (I, 2456)
Faust:Mich dünkt, ich hör ein ganzes Chor
Von hunderdtausend Narren sprechen (I, 2575)
Helena weist auf einen weiteren verdrängten Aspekt Fausts hin, ansonsten würde er nicht sofort seinen Blick abwenden wollen. Und käme er mit seiner Sexualität zurecht, benötigte Mephisto auch keinen Trunk, um diese anzutreiben.
Faust:Das schönste Bild von einem Weibe!
Ist’s möglich, ist das Weib so schön? (I, 2436)
Etwas später
Faust:Mein Busen fängt mir an zu brennen!
Entfernen wir uns nur geschwind! (I, 2462)
Erinnern wir uns kurz an den Vorzeichenwechsel Mephistos: Für ihn ist gut, was für Faust schlecht ist. Faust hat mit Mephistos Hilfe in seine verdrängten Aspekte hinabsteigen können. Für Faust ist das ein gewaltiger Entwicklungsschritt. Doch warum macht Mephisto hier mit? Er will für sich ja das Gute herausholen und Faust an die Materielust ketten. Faust hat seinen verdrängten Aspekten ins Angesicht geschaut, sie teilweise wieder verdrängt, und dennoch hat er ihnen einen Raum zum leben eingeräumt. Und diesen nehmen sie sich im Folgenden auch zu Recht. Wie die oben erwähnten, freigelassenen Verbrecher beginnen sie nun, sich ihren Platz im Leben Fausts zu erkämpfen.
IV. Freude an der Materie
Nachdem wir nun einen Blick von Fausts Innenleben erhaschen durften, befinden wir uns wider im äusseren Leben, wo sich die geweckten Aspekte nun Raum verschaffen. Betrachten wir doch die folgenden Szenen bis zur Walpurgisnacht als Film. Faust hat seine Sitzung beim Psychiater beendet und geht ins Leben hinaus.
Die Gretchentragödie spielt sich in zwei Teilen ab. Im ersteren, bis zur Liebesnacht, ist das Leben für beide noch mehr oder weniger in Ordnung. Gretchen und Faust haben sich in einander verliebt und man trifft sich einige Male.
Im zweiten Teil, von der Liebesnacht bis zur Kerkerszene, ist die erwähnte Eigendynamik so verfestigt, dass Gretchen nur noch die Flucht bleibt und Faust nochmals zum Mörder wird.
A. Strasse
Hier zeigt sich ganz am Anfang der Szene, dass Mephisto nicht ein Teufel, sondern bestenfalls ein Teufelchen ist. Geschieht ihm doch ein rechtes Ungeschick, als er Faust allein da stehen lässt, und sich dieser prompt auf den ersten Blick in Gretchen, und sie sich auch in ihn verliebt. Mephisto versucht Faust das Kind auszureden, und das auf ganz unteuflische Weise. Ist es doch Mephisto, der Faust vorhält, nur das Eine im Kopf zu haben, ohne Sitte und Moral zu sein. Gretchen ist unschuldig und Mephisto muss zugeben, dass er keine Macht über sie hat, aber Faust bleibt hart.
Faust: Mein Herr Magister Lobesan,
Lass Er mich mit dem Gesetz in Frieden! Und das sag ich Ihm nun kurz und gut: Wenn nicht das süsse junge Blut Heut nacht in meinen Armen ruht,
So sind wir um Mitternacht geschieden. (I, 2633)
Mephisto verschafft sich allerdings etwas Zeit, indem er Faust klar macht, dass das Mädchen mitBrimborium (I,2650) besser zu verführen sei, und dies obendrein quasi die Vorfreude steigere. Faust gibt Mephisto also die Anweisung, dem Gretchen Schmuck zu schenken. Mephisto verpasst es aber nicht, das nun lodernde Feuer in Faust gleich noch etwas mit Brennmaterial zu füttern und verspricht ihm, noch am selben Tag in Gretes Kammer zu gehen. In der Kammer sehen wir wieder den Zweikampf, den Faust mit sich führt:
Faust:Was fasst mich für ein Wonnegraus!
Hier möchte ich volle Stunden säumen (I, 279)
Und kurz später
Faust: Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer?
Armsel’ger Faust! ich kenne dich nicht mehr. (I, 2719)
Den Schmuck legt Mephisto schnell in den Schrein, Gretchen kommt nach Hause, entdeckt denselben und ist natürlich hin und weg. Sie zeigt ihn der Mutter und diese spendet ihn der Kirche, was Mephisto
natürlich unglaublich ärgert. Faust nötigt Mephisto neuen Schmuck zu besorgen und mit der Nachbarin anzubandeln, damit Faust einen Ort hat, Gretchen zu treffen.
Der Auftritt Mephistos bei Marthe Schwertdlein ist unglaublich! Er erzählt ihr vom Tode ihres Man- nes, was er für Pein durchgemacht hat, dass sein Totenbett etwas besser als Mist war, er seinen Reich- tum verloren hat, nachdem er sich mit einer anderen Frau vergnügt hat und Marthe nichts ausser einen Gruss hinterlassen hat mit der Bitte, doch 300 Messen zu singen. Obendrein zeigt sich Mephisto noch sehr interessiert an Frau Marthe, welche sofort darauf anspringt. Und ihre letzte Sorge gilt dem Toten- schein, damit sie den Tod ihres Angetrauten ins Wochenblättchen setzten kann und somit offiziell als Witwe gilt.
Das ebenfalls anwesende Gretchen wird von Mephisto umgarnt, damit es sich wohl etwas begehrens- werter fühlt, dies natürlich auf das am Abend stattfindende Treffen mit Faust hin, quasi als Einstim- mung.
B. Strasse (II)
Auf der Strasse eröffnet nun Mephisto Faust seine Errungenschaft und weist ihn ein, dass sie noch ein Zeugnis ablegen müssen, über den Tod des Gatten der Frau Marthe. Und wieder wird Faust von Mephisto übertölpelt. Denn Faust ist nicht damit einverstanden, ein falsches Zeugnis abzulegen und erachtet den Plan als zerrissen. Doch Mephisto überzeugt ihn dennoch.
Mephisto: Denn morgen wirst, in allen Ehren
Das arme Gretchen nicht betören
Und alle Seelenlieb’ihr schwören? (I, 3051)
Mephisto ist gerissen hier, er weiss, Faust wird Gretchen mit Rhetorik und allerlei schönen Worten betören, dann wird ihn der Trieb überkommen und warum bitte, sollte man jetzt noch moralisch oder ethisch sein? Kurz und bündig verkauft Mephisto seinen Plan als die einzige Variante, Grete so schnell rumzubekommen, wie Faust sie gerne haben möchte.
C. Garten
In Marhtens Garten ist es denn nun auch soweit. Faust trifft „zufällig“ auf Gretchen, als es eigentlich anginge, den Totenschein zu bezeugen. Gretchen erzählt Faust ihr Leben und fühlt sich ihm nicht recht ebenbürtig. In der Zwischenzeit versucht Marthe vergebens, Mephisto für sich zu gewinnen, dieser stellt sich ihren Anspielungen gegenüber hin, als verstünde er nicht.
Faust und Gretchen hingegen sind Feuer und Flamme und küssen sich zum ersten mal im Gartenhäuschen, wo Gretchen ihre Liebe gesteht und Faust nur ein Echo ihrer Worte gibt. Mephisto hat also Recht behalten, Faust unterliegt seinem Trieb, daher sagt er auch nicht:“ Ich liebe Dich“, sondern„erliebt dich“(I, 3185).Heisst das, dass nicht der anwesende sondern der andere Faust sie liebt? Der, der nicht vom übermächtigen Trieb hinter ihrem Rock nachrennt?
D. Wald und Höhle
Hier sagt uns Faust, dass er sich ernsthaft in Grete verliebt hat und er beklagt sich in seinem Monolog an den Erdgeist über Mephisto. Faust hat die Schwelle, an welcher der Erdgeist ihn zurückwies, über- schritten und ist nun sogar dankbar für die Zurückweisung. Er bemerkt aber auch, dass die Liebe mit der Gegenwart Mephistos zur Begierde nach Genuss wird. Und auch hier spricht Faust zum erstenmal über die Erniedrigung, die er über sich ergehen lassen musste, zum Beispiel in „Auerbachs Keller“ oder als er zum falschen Zeugnis überredet wurde.
Faust: Du gabst zu dieser Wonne,
Die mich den Göttern nah und näher bringt, Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech
Mich vor mir selbst erniedrigt und zu Nichts,
Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt. (I, 3241)
Und prompt muss jetzt Mephisto auftauchen und Faust aus seinen Reflexionen herausholen und seinen Trieb wieder anfachen, sonst liefe er Gefahr den Faust zu verlieren. Und Faust braucht auch nur kürzeste Zeit, um wieder entfacht vom Feuer loszugehen, aber nicht ohne Mephisto zu sagen, wie sehr er ihn eigentlich verabscheut.
Mephisto: Was hast du da in Höhlen, Felsenritzen
Dich wie ein Schuhu zu versitzen?
Faust: Verstehst du, was für neue Lebenskraft
Mir dieser Wandel in derÖde schafft? Ja, würdest du es ahnen können,
Du wärest Teufel gnug, mein Glück mir nicht zu gönnen. (I, 3278)
Und Mephisto ist schon wieder auf der Siegesstrasse, Faust wehrt sich zwar, wie wir sehen können, aber vergeblich, zu verteufelt, wie Mephisto sagt, ist er schon.
Mephisto: Genug damit! Dein Liebchen sitzt dadrinne, (I, 3303)
Geh ein und tröste sie, du Tor! (I, 3366)
Faust ist sich zwischenzeitlich bewusst, dass er Gretchen nur Leid bringt, da er seine innere Unruhelo- sigkeit kennt. Und dennoch kann er nicht „stillstehen“. Es ist immer noch die Gährung seiner ver- drängten Aspekte, die ihn antreibt und die er noch immer nicht als Bestandteil seiner Selbst akzeptie- ren kann.
V. Leid und Schuld an der Materie
A. Liebesnacht - Kerker
Mephisto hat mit einer List Gretes Mutter durch ein Schlafmittel getötet. Dieser „Mord“ wäre nicht nötig gewesen, hätten Faust und Grete ihrem Drang nach Vereinigung nicht so schnell nachgegeben. Durch diese Tat kommt die schon mehrfach erwähnte Eigendynamik von Aktion und Reaktion, hier von Schuld und wieder Schuld in Gange.
Hier erfahren wir nun, was für Mephisto gut ist. Denn Faust, egal wie man es dreht und wendet, hat mit diesem Akt einen Lauf von Aktionen und Reaktionen hervorgerufen, der ihn immer weiter hinein in das Gute von Mephisto treiben wird. Wie Mephisto am Anfang richtig gesagt hat, ist er ein Teil von Faust, der am Anfang alles war und durch Fausts Flucht in die Gelehrtenwelt hat er den Teil (Mephis- to) zu einem tatsächlichen Teil gemacht. Wie ein „Verbrecher“ der aus der Gefangenschaft sich zu befreien sucht, ist er stärker als Faust. Und es gibt keine andere Möglichkeit für Faust, als diesen Teil zu akzeptieren und damit tut er sich sehr schwer, was die folgenden Szenen deutlich zeigen, denn bis zum Schluss des ersten Teils und weiter ist Faust Mephisto unterlegen. Und dies genau in dem Masse, wie Mephisto und die weiteren verdrängten Aspekte Faust lange Zeit unterlegen waren. Es muss ein langsamer Ausgleich der Kräfte stattfinden, und genau das ist das Ziel. Ein ausgeglichener Mensch.
B. Nacht. Strasse vor Gretchens Tür
Gretchen ist entehrt, der Bruder entrüstet und bereit zur Rache. Zuerst kämpft Mephisto mit Valentin und im richtigen Moment übergibt er Faust die Möglichkeit zum Todesstoss. Und zwar genau dort, wo Valentin schon erschöpft ist und die Gemüter so aufgehetzt sind, dass ein klarer Gedanke nicht mehr möglich ist.
Als ob Grete nicht schon gestraft genug wäre, wird sie vom eigenen Bruder öffentlich, man stelle sich das vor, im Sterben liegend, als Hure bezeichnet!! Das ist so gemein, was der Bruder da tut! Aus ver- letzter Eitelkeit und Enttäuschung über seinen ganzen Stolz den er hatte, nämlich seine keusche Schwester, versucht er sich die Ehre noch einigermassen zu bewahren. Allerdings auf Gretchens Kos- ten.
C. Walpurgisnacht und Walpurgisnachtstraum
Erinnern wir uns kurz an die innere Welt Fausts. Zuerst wurden uns der „Auerbach’s Keller“ und dann die „Hexenküche“ gezeigt. Nun sind wir wieder auf einer inneren Reise durch das Unterbewusstsein Fausts.
Als sich Mephisto uns am Anfang vorstellte, hat er sich ausgelassen über die Tier- und Menschenwelt, die einfach nicht zerstört werden kann. Er hat uns das Nichts als sein Gutes erklärt. Wenn es also keine Liebe gibt, dann gibt es für Mephisto den Trieb. Mit Nichts meint Mephisto wohl die Gefühlsleere, die absolute Verneinung der Existenz von Gefühlen, die fern ab der Gier sind. Faust und Mephisto führen uns also eine Welt der Leerheit, die, so paradox es klingen mag, voller Gier ist.
Hier begegnen wir so mancherlei Gestalten bzw. inneren Aspekten Fausts.
ProktophantasmistIhr seid noch immer da! Nein, dass ist unerhört
Verschwindet doch! Wir haben ja aufgeklärt (I, 4158)
Faust wehrt sich zeitweise gegen diese Art des Vergnügens und auch Gretchen ist ihm nicht gänzlich entfallen. In dieser gierigen Welt sucht Mephisto Faust abzulenken, was ihm auch gelingt. Dennoch verirrt er sich nicht in seinem Unterbewusstsein, er kehrt wieder in die äussere Welt zurück. Kaum angekommen, bricht er in Wut gegenüber Mephisto aus.
D. Trüber Tag. Feld
Denn hier erkennt nämlich Faust, warum Mephisto ihn an die Walpurgisnacht mitgeschleppt hat. Das Schicksal Gretchens sollte Faust nämlich entgehen, er sollte das nicht mitkriegen, damit er nicht wieder in so „unsinnige“ Reflexionen fällt.
Faust zwingt Mephisto, ihm bei der Befreiung Gretchens aus dem Kerker zu helfen.
E. Kerker
Faust und Grete treffen sich zum Schluss des ersten Teil dieser Tragödie im Kerker der Schuld wieder. Und es ist Faust, der sich seiner Schuld nicht bewusst werden will und zur Flucht ruft.
Gretchen ist zwischenzeitlich dem Wahn verfallen. Sie hat ihre Mutter verloren, ihr Bruder hat sie im Sterben liegend, öffentlich als Hure beschimpft, auf der Flucht hat sie ihr Kind getötet, dann wurde sie gefangen genommen und sitzt nun im Kerker. Sie spricht wirr und halluziniert. Den Faust erkennt sie erst nach einiger Zeit, und kaum hat sie das getan, wird sie auch schon stutzig:
Gretchen: Warum wird mir an deinem Halse so bang? (I, 4487)
Sie ist sich nicht mehr sicher, ob es nun wirklich Faust ist, der dort bei ihr im Kerker steht, dieser begreift anscheinend nicht, wovon sie spricht, er will nur so schnell wie möglich gehen. Gretchen allerdings wird sich ihrer Schuld wieder bewusst, und verliert erneut die Realität unter den Füssen. Mephisto taucht nun auf, sie fühlt dessen Kälte und fürchtet sich noch mehr als zuvor vor ihm und übergibt sich Gott. Faust wird dafür von Mephisto verschleppt.
VI. Schlusswort
In der Einführung habe ich unter dem Titel „Wer ist Faust?“ einen frustrieren Wissenschafter be- schrieben, der versucht hat, die Materie zu überbrücken, obwohl er Mensch ist. Wie ein Pendel schlägt er von der einen und durch Mephisto zur anderen Seite aus. Die Tragödie des Faust ist schlussendlich unser eigenes Leben. Unser Geist ist ebenfalls verpackt in einen Körper, auch wir sind in unserem Menschsein ein Pendel zwischen Geist und Materie, die, wie der Mensch an sich schon beweist, nicht getrennt sind und sich durch den Menschen auch nicht trennen lassen. Wie Faust stolpern auch wir hin und wieder, während wir auf dem Weg zum Tod unser Leben nach unserem Gusto führen.
Faust ist unsere eigene Geschichte und sicherlich keine Tragödie, sondern ein Lernen und Erfahren. Von diesem Standpunkt aus kann ich nach fast einem Jahr, in welchem ich mich mit Faust befasst ha- be, auch sagen, dass ich den Faust nicht begriffen habe. Denn es ist das eigene Leben, das es zu be- greifen gilt.
Diese Lektüre ist mir zwischendurch sehr an die eigene Substanz gegangen. Und nur dadurch war und ist es mir nun möglich, zu sagen, dass mir diese Maturarbeit ganz persönlich geholfen hat, einen neuen Blickwinkel des Lebens zu erhalten. Und zwar diesen, dass es schlussendlich die tiefe und aufrichtige Liebe zu sich selbst und andern ist, die uns zum wirklichen Vermittler zwischen Geist und Materie macht. Der Schritt dazu führt uns in unser Selbst und unser Unterbewusstsein. Damit ermöglichen wir uns, uns kennenzulernen und uns annehmen zu können. Anders kann nicht von einer aufrichtigen und ehrlichen Liebe zu sich gesprochen werden, sondern von einer Selbsteingenommenheit und von Egoismus, welcher auch seinen Sinn erfüllt, wie Faust uns im Eingangsmonolog zeigt. Er entscheidet sich, diese Schutzmauern aufzugeben, weil sie ihm zu eng werden. Und genau in diesem Sinne möchte ich meine Maturarbeit beenden. Geben wir langsam unsere Mauern auf!
VII. Quellenverzeichnis
A. Primärquelle
B. Manfred Schmidt - Brabant, Verlag am Goetheanum, ISBN 3-7235-0940-1 Die sieben Stufen der Einweihung, Goethes „Faust“ als Urbild der modernen Initiation
C. Eberhard Hermes, Verlag Klett, ISBN 3-12-22315-0 Faust - Erster und Zweiter Teil
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1Schmidt, Seite 48
1 Hermes, Seite 50
- Arbeit zitieren
- Berna Widmer (Autor:in), 2002, Goethe, Johann Wolfgang von - Faust - eine kleine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105999
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